G. F. Unger Tom Prox & Pete -63 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Tom Prox & Pete -63 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

"Was gibst du denn für einen Grund an?", fragt Dick Hanson seinen Freund und grinst dabei wie der Vollmond auf einer Witzzeichnung.
Jim Chester grinst auch. Er zeigt zwei prächtige Zahnreihen im hübschen Gesicht. "Grund? Wenn der Oberst sagt, wir sollen Entlassungsgesuche einreichen, dann braucht's eigentlich keinen Grund. Aber warum sollten wir eigentlich nicht einen Grund angeben? Dazu besteht kein Grund!" Jim lacht schallend, nimmt ein Blatt Papier vom Schreibtisch, setzt sich hin und schreibt.
Dick beugt sich über die Schulter des Freundes und liest die rasch entstehenden Worte laut mit:
"Da ich somit eingesehen habe, dass ich in den nächsten zwanzig Jahren den Dienstgrad eines Oberst der Special-Police nicht erreichen werde, bitte ich um meine Entlassung aus dem Polizei-Dienst. Sollten die Gehälter der Policemen wider Erwarten eines Tages aufgebessert werden, so bin ich gern bereit, um meine Wiedereinstellung nachzusuchen."
Jim lässt den Löscher über das Papier schaukeln und sagt sanft: "Das sind meine Gründe. Du kannst Mund und Nase wieder dicht machen, Dicker!"

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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

VERRATEN UND VERKAUFT

DIE ABRECHNUNG - Teil 1

Vorschau

Wissenswertes

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7365-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!

Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.

Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen – 71 Hefte und 8 Leihbücher. Die Serie wurde erstmals im Werner-Dietsch-Verlag in den Jahren 1934–1939 veröffentlicht und zwischen 1951 und 1958 vom Uta-Verlag neu aufgelegt und fortgeführt. G.F. Unger stieg bei Band 50, mit dem wir auch die Classic-Edition begonnen haben, in die Serie ein.

Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!

Ihre G.F Unger-Redaktion

PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.

Verraten und verkauft

Nach Berichten des Westmannes Billy Jenkins

Erzählt von G.F. Unger

»Was gibst du denn für einen Grund an?«, fragt Dick Hanson seinen Freund und grinst dabei wie der Vollmond auf einer Witzzeichnung.

Jim Chester grinst auch. Er zeigt zwei prächtige Zahnreihen im hübschen Gesicht. »Grund? Wenn der Oberst sagt, wir soll’n Entlassungsgesuche einreichen, da braucht’s eigentlich keinen Grund. Aber warum sollten wir eigentlich nicht einen Grund angeben? Dazu besteht kein Grund!« Jim lacht schallend, nimmt ein Blatt Papier vom Schreibtisch, setzt sich hin und schreibt.

Dick beugt sich über die Schulter des Freundes und liest die rasch entstehenden Worte laut mit: »Da ich somit eingesehen habe, dass ich in den nächsten zwanzig Jahren den Dienstgrad eines Oberst der Special-Police nicht erreichen werde, bitte ich um meine Entlassung aus dem Polizeidienst. Sollten die Gehälter der Policemen wider Erwarten eines Tages aufgebessert werden, so bin ich gern bereit, um meine Wiedereinstellung nachzusuchen.«

Jim lässt den Löscher über das Papier schaukeln und sagt sanft: »Das sind meine Gründe. Du kannst Mund und Nase wieder dicht machen, Dicker!«

Dick hat Augen, Mund und Nasenlöcher immer noch weit offen. Seine Ohren wackeln, so grimmig ziehen sich die Falten auf der Stirn zusammen. »Ooooh!«, staunt Dick. »Das ist gut! Das ist sogar prima!« Er setzt sich hin, zieht ein sauberes Blatt Papier heran, und dann kratzt die Feder über das Papier. Die Tinte spritzt, denn Dick handhabt den Federhalter wie eine Bullpeitsche. Aber dann ist er fertig, löscht ab und beginnt mit lauter Stimme vorzulesen:

»Da ich auf Grund meines niedrigen Gehaltes vollkommen abgerissen bin und eine Menge Schulden machen musste und wieder mal als normaler Mensch leben möchte, habe ich beschlossen, mich nach einer anständigen, gut bezahlten Arbeit umzuseh’n und quittiere hiermit meinen Dienst. Sobald ich so viel zusammengekratzt habe, dass ich von meinen Ersparnissen einige Zeit zusetzen kann, werde ich um Wiedereinstellung nachsuchen.«

Eine Pause entsteht. Die beiden Männer grinsen sich wortlos an. Dann sagt der schwarzhaarige, schlanke Jim: »Der alte Nussknacker wird bis an die Decke springen, wenn er das Geseire durchliest!«

Dick strafft seine athletische Gestalt und orgelt im tiefsten Bass: »Wenn ich den Dienst schon auf höheren Befehl quittieren muss, dann will ich wenigstens mein Herz erleichtern!«

Die Tür geht auf. Captain Jenkins tritt in den Raum. Über sein schmales Wikingerantlitz mit den grauen Augen huscht ein Lächeln, als er die verschlagenen Gesichter seiner Freunde sieht. »Was habt ihr denn wieder ausgefressen?«, fragt er.

»Ooooch, nur ’nen kleinen Witz erzählt!«, meint Dick unschuldig.

»Nur ’nen kleinen blutigen Witz!«, säuselt Jim.

»Habt ihr die Gesuche fertig?«, fragt Billy Jenkins.

»Okay.«

»Na, dann kommt!«

Alle drei treten in das Arbeitszimmer des Oberst Wells ein. Der alte Mann – seine Untergebenen nennen ihn »Nussknacker« – sieht ihnen prüfend entgegen. Wells ist ein Mann vom alten Schlag; er hat sich vom einfachen Texas Ranger bis zum Oberst der Special-Police hochgearbeitet.

Die drei reichen ihm ihre Entlassungsgesuche über den Tisch. Ohne diese näher anzusehen, sagt der Oberst: »Sie sind hiermit entlassen!«

Die drei Freunde grinsen. Nun kommt der Alte um den Tisch herum und drückt ihnen fest die Hände. »Kommt bald wieder... und gesund vor allem!«, sagt er. »Ihr seid meine besten Reiter. Captain! Achten Sie auf die beiden Boys! Zwei solche Säuglinge kann man keine Sekunde unbeaufsichtigt lassen!«

»Hat meine Mami schon immer gesagt!«, säuselt Jim.

»Raus!«, grollt der Alte.

Billy Jenkins bleibt zurück. Der alte, weißhaarige Oberst und der große blonde Captain blicken sich sekundenlang schweigend an. Dann sagt der Oberst: »Sie sind jetzt Privatmann und handeln ohne Auftrag, Billy! Es kann sein, dass diese Geschichte Ihre Karriere zerschlägt, wenn es nicht klappt... wir können Sie auf keinen Fall decken!«

»Okay«, erwidert Billy Jenkins lächelnd.

Als der Captain gegangen ist, greift der Oberst nach den Papieren und liest. Und dann kommt der Augenblick, da er die Faust auf den Tisch schlägt.

Der Vorzimmerbeamte steckt seinen Kopf ins Zimmer: »Ist etwas passiert, Herr Oberst?«

»Raus!«, knurrt der Oberst und murmelt dann vor sich hin: »Diese nichtsnutzigen Lausekerls! Soll ich mich vielleicht aufhängen, damit Jim Chester Oberst werden kann? Und dieser wandernde Kleiderschrank Dick Hanson! Oooh! Anständige Arbeit will er sich suchen, bis...«

Oberst Wells schimpft noch lange und sehr einfallsreich. Er war ja schließlich auch mal Cowboy und Texas Ranger. Er kennt seine Leute gut. Die haben schon was los in solchen Dingen.

Ein grünblauer Himmel, an dem keine einzige Wolke zu sehen ist, spannt sich über die gewaltigen Zacken der Sierra von Nuevo Leon. Die Sonnenglut prallt mit Macht auf die Felsen, die Luft flimmert und scheint zu glühen.

Staub wirbelt unter den Pferdehufen, setzt sich auf das Fell der schwitzenden Tiere und auf die Kleidung der Reiter, dringt in Mund und Nase, entzündet die Augen, beißt, juckt und kratzt.

Tief unten im Rücken der Reiter stößt die Kakteenwüste gegen die Vorläufer der Berge. Ihnen zur Seite ziehen sich tiefe Canyons nach Süden. Sie leuchten rötlich, dann wieder gelbrot, blaugrau und graugrün. Es sind die Felsen, die Kakteen und Yuccapflanzen, die je nach dem Einfall des Lichtes und der Schattenwirkung die Schluchten so farbig erscheinen lassen.

Kolibris zucken in der Sonne um die Yuccakerzen. Unzählige Insekten summen umher, und oben am Himmel kreisen Geier. Ihr Schatten fällt manchmal auf den Weg der drei Reiter, die, nach ihrer Kleidung zu schließen, mexikanische Vaqueros sein müssen.

»Hell and devil! Was hab ich nur verbrochen, dass es mir so dreckig geht?«, schnaubt Dick und wischt sich mit dem Zipfel des Halstuchs über das rote Gesicht. Seinen Sombrero hat er fast auf der Nase sitzen – er kann so eben noch unter dem Hutrand auf den Boden sehen und muss den Kopf zurücklegen, wenn er in die Ferne blicken will.

»Das bisschen Hitze kann dir doch nichts ausmachen!«, krächzt Jim über die Schulter.

»Wer spricht hier von Hitze, he? Ich nicht! Ho, bin ich vielleicht ’n Regenwurm, der von der Sonne zu ’nem Schnürsenkel zusammengetrocknet wird? Noch weiß ich, dass ich Dick Hanson, der Sohn vom alten Hanson bin... aber ‚s wird nicht mehr lange dauern, dann krieg ich ’n Klaps! Damned, wann endlich steigen wir von diesen Ziegenböcken, die uns die Guardia Rural 1)angedreht hat? Ho, ich habe Hunger, dass es einen Hund jammern könnte!«

Billy Jenkins ist seinen Freunden um gut fünfzig Meter voraus. Er hält jetzt an der Ecke des Passes und wartet. »Da!«, sagt er dann und zeigt in die Tiefe hinunter.

Jim und Dick kneifen die Augen zusammen und spähen hinab. Nun sehen sie die lange Maultierkarawane. Wie kleine Spielzeugfiguren wirken Tiere und Menschen. Unendlich langsam klettert die Karawane aus einer der tiefen Schluchten heraus. Über die kleine grüne Ebene zieht sich die graue Spur eines Weges. Der Treck wirbelt nun Staub auf. Langsam trotten die Maultiere über eine kleine Holzbrücke, die über einen kümmerlichen Wasserlauf führt. Man sieht dem Rinnsal nicht an, dass es zur Regenzeit mächtige Wassermengen führt. Die ersten Maultiere verschwinden zwischen weißen Lehmhäusern, vor denen viele Menschen stehen.

»Das ist San José, und die Karawane ist der Munitionstransport, hinter dem wir jetzt schon fast zwei Wochen herreiten!«, erläutert Billy Jenkins. »Vielleicht ist Morton, der Schmugglerboss, auch dabei.«

»Es sind genau fünfzehn Häuser!«, stellt Jim fest. »Die vielen Menschen, die da vor dem Nest herumstehen, können gar nicht alle in San José wohnen.«

Billy Jenkins blickt sich um. »Kommt! Da ist ’ne Lücke!«

Sie reiten zwischen einigen Felsen hindurch, auf denen kümmerliche Nadelbäume wachsen, und gelangen in einen Talkessel. Spärliches Gras bedeckt den Boden. Vor ihnen zieht sich ein Hang hoch, der mit Eichen und Lorbeerbäumen bestanden ist.

»Unten sind Kakteen und Yuccas, und hier gibt es schon wieder Eichen!«, brummt Dick und reitet auf den Hang zu, dessen Bäume Schatten bieten. Hinter dem Hang stechen gewaltige Bergriesen gen Himmel. Von diesen Giganten kommt wohl auch das Wasser, das in mehreren Rinnsalen über den Hang läuft.

»Wir lagern hier bis zum Einbruch der Nacht!«, sagt Billy Jenkins. »Sobald es dunkel wird, steigen wir hinunter. Die Pferde lassen wir auf alle Fälle hier.« Billys Tonfall ist so lässig, als spräche er von einem harmlosen Spaziergang, indes weiß jeder der drei, was sie da unten erwartet.

»Ist allerhöchste Zeit, dass es was zu futtern gibt!«, brummt Dick und nimmt seinem Klepper den mexikanischen Holzsattel ab.

In dem größten Haus von San José sitzen die Führer der Maultierkarawane einer bemerkenswerten Persönlichkeit gegenüber.

Juan Arana ist ein untersetzter, stämmiger Mann mit breiten Schultern und krummen Reiterbeinen. Dem runden Gesicht mit der breiten Nase, der dicken Unterlippe und den vorstehenden Backenknochen sieht man es an, dass Juan Arana Indianerblut in den Adern hat; auch der starke schwarze Schnurrbart kann diesen Eindruck nicht verwischen. Der zerrissene, beschmutzte graue Offiziers-Rock mit den Goldborten deutet an, dass Juan Arana der Führer einer Truppe ist, wenn diese Truppe im Augenblick auch nur aus einer zusammengelaufenen Horde besteht.

Juan Arana ist gerade beim Essen. Er lässt sich auch durch die drei Amerikaner nicht stören.

Die Leibwache des »Generals« sitzt stumm in dem großen Zimmer umher. Es sind zumeist Indios und mischblütige Gauchos. Viele sind barfüßig, mit weißem oder blauem Leinen bekleidet, und die schwarzen Zottelhaare sind von riesigen Strohhüten bedeckt. Über ihrer Brust tragen die Männer gekreuzte Patronengurte, und die Mausergewehre lassen sie nicht aus den Händen. Einem aufmerksamen Beobachter würde auffallen, dass nur wenige Patronen in den Gurten stecken. Man scheint hier knapp an Munition zu sein.

Der General reißt sein gebratenes Huhn mit den Fingern auseinander, hält eine Keule dem Amerikaner Hot Morton hin und schnauft: »Ihr seid Gringos, aber ihr seid meine Freunde. Ohne euch würden meine Pläne gefährdet sein, und ohne mich würde man euch erschießen!« Nach dieser Erklärung reißen seine prächtigen Zähne ein großes Stück Fleisch ab. Wenn er kaut, bewegt sich der Schnurrbart auf und nieder.

Das gelbe, hagere Gesicht Hot Mortons bleibt unbeweglich. Auch seine beiden Partner James Cumming und Ice Plaid haben Pokergesichter aufgesetzt. Alle drei Amerikaner haben merkwürdig farblose, kalte und glitzernde Augen. Man sieht es ihnen an den Augen an, dass sie hart und rücksichtslos sind.

Es muss jetzt gesagt werden, dass den drei wenig ehrenwerten Gentlemen das Wasser ziemlich bis zum Halse steht. Es gibt am Rio Grande viele Schmugglerbanden. Fast alle arbeiten sie nach den Anweisungen dieser drei Männer, auf deren Köpfe sowohl in USA als auch in Mexiko hohe Summen ausgesetzt sind.

»Wir bleiben jetzt hier!«, sagt Hot Morton langsam.

Der General verschluckt sich fast. »Ay caramba! Ihr wollt hier bleiben? Wo bleibt da unser Geschäft, Amigos?«

»Das läuft weiter, Don Juan! Wir haben ein Funkgerät mitgebracht und geben unseren Leuten von hier aus Anweisungen. Wir können uns nicht mehr an der Grenze aufhalten! Es ist zu gefährlich geworden! Grenzpolizei, G-Men und Rurales sind uns schon des Öfteren verdammt nahe auf den Pelz gerückt. Für solche hohen Kopfpreise gibt es unter den besten Leuten Verräter! Solche Lumpen wollen wir nicht mehr in Versuchung führen. Deshalb werden wir unsere Geschäfte von hier aus leiten! Bei dir sind wir doch sicher, Amigo!«