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Unbarmherzig brennt die Sonne herab. Zwei Reiter ziehen durch die Wüste. Das ganze Land, so weit sie es überblicken können, ist eine riesige, von Salbei und Wermut betupfte Ebene ohne einen Tropfen Wasser.
Die beiden Pferde laufen im Schritt. Ihre Reiter hängen müde im Sattel und starrten mit entzündeten Augen auf die Spuren im Sand. Das Sattelzeug knirscht, die Pferde schnauben, und in den Wasserflaschen gluckst die Flüssigkeit im Takt. Es riecht nach Pferd, Schweiß und Leder.
Der Mann auf dem hässlichen grauen Bronco schiebt den Sombrero weit nach vorn ins Gesicht. Der grelle Sand blendet ihn. Über dem Boden flimmert die Luft. "Ich habe jetzt Appetit auf ein frisches Glas Bier", krächzt der Reiter und wendet seinen athletischen Körper etwas im Sattel, um nach dem ihm folgenden Kameraden zu blicken.
Der Reiter auf dem Goldfuchs ist ein schlanker Mann mit schwarzem Haar und spanischen Gesichtszügen. Er zeigt zwei Reihen prächtiger weißer Zähne, und es sieht aus, als wolle er lachen, doch nur ein Krächzen entringt sich seiner Kehle.
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G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert und mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Zu seinem umfangreichen Werk zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.
BASTEI präsentiert nun in einer Classic-Edition diese Romane, die neben ihrem nostalgischen Reiz auch nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen, die wir in chronologischer Reihenfolge bringen, mit den originalen, leicht kolorierten Titelbildern von Heinrich Berends.
Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Alle vierzehn Tage erscheint eine neue Folge.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 100
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
SPUREN IM SAND
DAS RANGER-KLEEBLATT - Teil 7
Vorschau
Wissenswertes
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Heinrich Berends
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7136-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!
Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.
Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen – 71 Hefte und 8 Leihbücher. Die Serie wurde erstmals im Werner-Dietsch-Verlag in den Jahren 1934–1939 veröffentlicht und zwischen 1951 und 1958 vom Uta-Verlag neu aufgelegt und fortgeführt. G.F. Unger stieg bei Band 50, mit dem wir auch die Classic-Edition begonnen haben, in die Serie ein.
Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!
Ihre G.F Unger-Redaktion
PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.
Spuren im Sand
Nach Berichten des Westmannes Billy Jenkins
Erzählt von G.F. Unger
Unbarmherzig brennt die Sonne herab.
Zwei Reiter ziehen durch die Wüste. Das ganze Land, so weit sie es überblicken können, ist eine riesige, von Salbei und Wermut betupfte Ebene ohne einen Tropfen Wasser.
Die beiden Pferde laufen im Schritt. Ihre Reiter hängen müde im Sattel und starren mit entzündeten Augen auf die Spuren im Sand. Das Sattelzeug knirscht, die Pferde schnauben, und in den Wasserflaschen gluckst die Flüssigkeit im Takt. Es riecht nach Pferd, Schweiß und Leder.
Der Mann auf dem hässlichen grauen Bronco schiebt den Sombrero weit nach vorn ins Gesicht. Der grelle Sand blendet ihn. Über dem Boden flimmert die Luft. »Ich habe jetzt Appetit auf ein frisches Glas Bier«, krächzt der Reiter und wendet seinen athletischen Körper etwas im Sattel, um nach dem ihm folgenden Kameraden zu blicken.
Der Reiter auf dem Goldfuchs ist ein schlanker Mann mit schwarzem Haar und spanischen Gesichtszügen. Er zeigt zwei Reihen prächtiger weißer Zähne, und es sieht aus, als wolle er lachen, doch nur ein Krächzen entringt sich seiner Kehle.
»Ich schimpfe im Geiste – das Sprechen strengt zu sehr an!«, sagt der Athlet. Sein rundes Gesicht mit der knolligen Nase leuchtet rot.
»Dann halt doch die Klappe!«, krächzt der Schlanke.
»No, jetzt muss es raus! Ay caramba carambota caracho bloody damned hell!«, schimpft sein Begleiter und zügelt sein Pferd. »Nur ’n Schluck!«
Der Schwarzhaarige hält ebenfalls sein Tier an und greift nach der mit Filz bezogenen runden Wasserflasche. Sein mit Staub und Schweiß verklebtes Gesicht verzerrt sich gierig, als er die Flasche an den Mund setzt. »Aaaah, das tut gut!«, seufzt er und verstaut die Flasche wieder. »Wasser ist die köstlichste Labsal auf Erden, Dick!«
Auch der athletische Dick hat getrunken. »Stimmt, Jim!«, schnauft er zufrieden und hängt seine Flasche ans Sattelhorn. »Ist aber auch ’ne Bullenhitze, Mensch! Mindestens fünfzig Grad im Schatten!«
»Quatsch!«, sagt der schwarzhaarige Jim grinsend. »Siehst du vielleicht irgendwo Schatten? Aber stell dir mal vor, Dick, wir säßen jetzt irgendwo in Alaska im Schnee. Es ist Nacht. Ein Blizzard tobt über uns weg. Alles knackt vor Kälte. Nach und nach frieren uns die Glieder ab. Wir lechzen nach ’n bisschen Wärme, nach einem Sonnenstrahl. Ist das nicht schrecklich?«
»Schauderhaft!«, brummt Dick. »Mir läuft direkt ’ne Gänsehaut übern Buckel … wie du das so schilderst …« Er schüttelt sich.
»Na siehste, nun ist dir wohler. Und diese Behandlung kriegst du gratis und franko von deinem treuen Freund Jim Chester, dem hübschen Sohn des alten Chester …«
Die Männer reiten jetzt nebeneinander her. Sie folgen unentwegt den vielen Hufspuren, die sich im Sande abzeichnen.
»Schätze, dass hier die ganze Bande geritten ist!«, sagt Dick und deutet auf die Spuren. »Sie führen genau nach Osten!«
»Weil Colman mit der Bande nach Utah rüber will, das ist ja klar. Schätze, es sind immerhin noch mindestens zwölf Mann!« Jim deutet nach dem gewellten Horizont: »Dort hinten liegt Utah. Heute noch werden wir die Grenze von Nevada überschreiten, Dick.«
»Wasser ist jetzt die Hauptsache, old friend!«, knurrt Dick. »Wasser für die Pferde, sonst machen sie’s nicht mehr lange.«
Eine gute Stunde reiten die Freunde schweigend dahin. Sie schwitzen sehr und werden immer matter. Oft schielen sie nach den Wasserflaschen, aber sie bezwingen ihr Verlangen, denn sie wissen nicht, wann es wieder Wasser gibt.
Ziemlich unvorbereitet haben die beiden Polizeireiter die Spur der Colman-Bande aufgenommen. Die Banditen hatten in Prärie-City die Bank ausgeraubt und sich in alle Winde verstreut. Nur wenige von ihnen konnten eingefangen werden. Aber unter den Gefangenen befand sich einer, der den Verhören nicht standhielt und plauderte. Von ihm erfuhren die Polizeireiter Billy, Jim und Dick, dass sich die Banditen an einer bestimmten Stelle wieder vereinigen wollten.
Jim Chester und Dick Hanson fanden diesen Treffpunkt auch. Sie erkannten an den vielen Hufspuren, dass sich ein gutes Dutzend Gangster mit dem Raub retten konnte. Jim und Dick folgten diesen Spuren sofort, während hinten im Land die Sheriff-Aufgebote noch nach den Bankräubern suchten und Captain Jenkins einer anderen Spur nachritt.
»Billy wird ja mächtig schimpfen, wenn er uns nicht am Treffpunkt der Bande vorfindet!«, sagt Dick plötzlich. »Wir sollten doch dort auf ihn warten.«
»Sind wir Rekruten, die stur und dumm jeden Befehl des Captains wortwörtlich ausführen, he?«, krächzt Jim. »Unser guter Billy ist der Letzte, der das von uns erwartet! Die Sachlage entscheidet, und sie erforderte augenblickliches Handeln. Sollten wir warten, bis der Wind die Spuren verweht hat? Übrigens haben wir ja ein Merkzeichen zurückgelassen. Er kommt uns nach, verlass dich drauf!«
»Hoffentlich hat er sich ordentlich mit Wasser versorgt, damit es ihm nicht so geht wie uns.«
Vor den Reitern zeigt sich jetzt eine sägeblattähnliche Silhouette am Horizont.
»Das ist das Bett des ›Toten Flusses‹!«, sagt Jim.
»Ich wünschte, ’s wär ’n Liter Wasser drin!«, knurrt Dick.
»Du müsstest deine Riesenfaust zwischen die Berge da ganz weit hinten hauen, Dick! Vielleicht brechen sie dann auseinander … und das Wasser fließt wieder ins alte Bett, so wie es vor zigtausend Jahren war.«
Dick reißt seine entzündeten Augen auf. »Spinnst du schon, Jimmy?«
Jim grinst. »Keine Ahnung hast du von Erdgeschichte, Dicker! Lass dir erklären: Vor langer Zeit – deine Urväter, die Hansons, waren damals wohl noch nicht mal Affen –, da führte der ›Tote Fluss‹ einmal Wasser, viel Wasser, Dick! Es muss ein Riesenstrom gewesen sein. Na, damals war jenes gezackte Gebirge noch nicht da. Das ist erst später durch eine riesige Erdverschiebung hochgestoßen worden und hat dem Wasser den Weg versperrt. Aus diesem kühlen Grunde ist das ganze Land Wüste, die nur selten einmal Wasser vom Himmel geschenkt kriegt!«
»Was hat das mit meiner Faust zu tun?«, fragt Dick blöde.
»Na, du bist doch so ’n starker Mann, eh? Wenn man deine Reden manchmal so hört … weil, man könnte glauben, du könntest Berge zertrümmern. Geh hin und schlag sie kaputt, diese sturen Berge, damit wir Wasser kriegen, Dick!«
Dick Hanson schweigt lange, dann schüttelt er mitleidig den Kopf und murmelt: »Hat’s dich schon gepackt, alter Junge? He, reiß dich zusammen, Jimmy! Wir werden schon noch Wasser finden.«
»Ach, halt jetzt die Luft an und rede mir nicht mehr von Wasser, Dicker!«, sagt Jim müde. »Sonst trinke ich nämlich meine Flasche leer, und das will ich nicht!«
Schweigend reiten die Freunde weiter. Eine Stunde später erreichen sie den »Toten Fluss«.
Längs des tiefen Riesengrabens begrenzen verwitterte Felsen den Lauf des zehntausend Jahre alten Flussbettes. Wind, seltene Regenfälle und natürlicher Zerfall haben die Felsen zernagt und absonderliche Gebilde geschaffen.
Die Spuren führen zwischen riesigen Felsklötzen hindurch, verschwinden dann zwischen den Felsen.
Dick blickt ein wenig träge auf die Hufspuren, sieht sie zwischen den Felsen verschwinden und wendet den Kopf nach Jim, der einige Meter zurückgeblieben ist und misstrauisch die steilen Felswände hinaufschielt.
Plötzlich geschieht es.
Zwei Männer springen von oben auf Dick herunter und reißen ihn vom Pferd. Es ist ein Zeichen für die Gefährlichkeit des Polizeireiters, dass er trotzdem nicht unter die beiden Angreifer zu liegen kommt, sondern sich herumwirft, ein Knurren ausstößt und blitzschnell zuschlägt.
Es kracht trocken, als seine mächtige Faust gegen ein Kinn knallt. Dem Getroffenen fliegt der Kopf weit in den Nacken. Dick befasst sich bereits mit dem zweiten Angreifer, dem er die Faust in die Magengrube rammt. Doch dann fallen wenigstens sechs kräftige Männer über den athletischen Polizeireiter her.
Ein ungleicher Kampf beginnt. In dem wilden Durcheinander sieht man für Sekunden nur wirbelnde Beine, schlagende Arme, sich windende Körper, und man hört klatschende Schläge, wilde Flüche und Dicks wütendes Knurren.
Der athletische Polizeireiter kämpft wie ein Bär, den eine Wolfsmeute angefallen hat. In Klumpen hängen die Gegner an ihm und drücken ihn zu Boden. Dann wird er mit Stricken gebunden.
Auch Jim ist von einer ganzen Anzahl Männer, die von oben herabsprangen, überfallen worden. Es ist kein langer Kampf, denn die Übermacht ist zu groß. Bald liegt Jim neben seinem Kameraden gefesselt am Boden.
Es ist Nacht. Vor einer Felsenhöhle brennt ein Lagerfeuer. Die roten Flammen beleuchten harte Männergesichter. Über dem Feuer dreht sich der abgezogene Leib einer Antilope, die von den Banditen am Tage gefangen wurde. Ein würziger Bratenduft verbreitet sich, kitzelt auch den Gaumen der beiden Gefangenen, die an der Felsenwand liegen und stumm hinüberschauen.
Jim und Dick suchen sich die Gesichter der Verbrecher einzuprägen. Bisher hatte die Polizei nur von wenigen Mitgliedern der Colman-Bande Steckbriefe herausgeben können. Die Banditen waren bei ihren Überfällen stets maskiert aufgetreten. Über ihren Anführer Colman aber ist überhaupt nichts bekannt.
»Hallo, Boys!«, lallt Dick, denn seine Zunge ist geschwollen. »Wie ist’s mit einem Schlückchen? Wir würden’s euch anrechnen, wenn’s mal anders kommen sollte!«
Die Männer am Feuer grinsen schadenfroh. Einer der Kerle hebt den Becher und schlürft mit sichtlichem Behagen seinen Kaffee, dann sagt er: »Schätze, ihr werdet morgen um die Mittagszeit noch etwas durstiger sein!«
»Ihr seid nicht besonders gastfreundlich und gar nicht fair«, stellt Jim fest.
»Hahaha … wir haben nun mal für euch Polypen nichts übrig, Freundchen!«, ruft einer der Banditen. »Fair? Wir sind direkt zart mit euch umgegangen, mein Junge, weil wir euch lebendig dem Boss übergeben wollen. Der Boss wird noch einige Fragen an euch richten wollen. Wartet nur, bis er kommt, dann pfeift’s aus einem anderen Loch!«
»Der Boss kommt!«, brüllt einer der Wache haltenden Banditen herüber.
Hufschläge werden laut, dann nähern sich drei Reiter dem Feuer und gleiten steif aus den Sätteln.
Die Banditen springen auf, murmeln Begrüßungsworte und umringen die Ankömmlinge.
Die Hauptperson ist ein sehniger, hochgewachsener Mann, dessen scharfe Gesichtszüge im Feuerschein wie Bronze glänzen. Seine Augen sind vielleicht braun, aber jetzt funkeln sie rötlich.
»Wie viele seid ihr?«, fragt dieser Mann.
»Genau elf Mann, Boss!«
»Nanu … da fehlen doch drei Mann!«
»Die sind wahrscheinlich verschütt’ gegangen und …«
»Schon gut. Damit müssen wir immer rechnen. Wer sind diese Wickelkinder da?«, fragt er, auf die Gefangenen deutend, die ohne Schuhe und Strümpfe am Boden liegen.
Die Banditen knurren bösartig wie gereizte Wölfe. Der krummbeinige Mann mit dem Fuchsgesicht gibt jedoch rasch Auskunft: »Sie ritten unseren Spuren nach. Es war gut, Boss, dass wir an dieser Stelle auf dich warten sollten … da sahen wir sie kommen und konnten sie abfangen.«
Der Bandenführer ist inzwischen an die Gefangenen herangetreten. Er stößt Dick mit der Stiefelspitze an und sagt: »Pech gehabt, eh? Ihr dachtet wohl, dass meine Leute bis zum Einbruch der Nacht reiten würden, und habt also gedöst, was? Wie kamt ihr denn überhaupt auf unsere Spuren?«
Jim antwortet: »Ganz einfach. Vor drei Tagen trafen wir einen Kerl, der es merkwürdig eilig hatte. Wir fanden in seiner Satteltasche ein schwarzes Tuch mit Löchern für die Augen. Das sagte uns allerhand.«
»Well … und der hat euch unseren Treffpunkt verraten?«