G. F. Unger Western-Bestseller 2350 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2350 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Weil ich meine Braut Linda, die von Kiowas entführt worden war, nicht im Stich lassen wollte, hatte mich die Armee in der Falle. So war ich gezwungen, viele Kiowas zu töten, obwohl sie doch nur um ihre Freiheit kämpften ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Kiowa-Stolz

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6249-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Kiowa-Stolz

Zwischen Linda und mir begann es damals im letzten Kriegsjahr irgendwo in einem Feldlazarett bei Appomattox, als wir die Konföderierten unter General Lee schon fast in die Pfanne gehauen hatten.

Ich hatte ein verdammtes Kugelloch in der Schulter, welches sich entzündete, und Linda pflegte mich wie viele andere Verwundete. Es gab noch ein Dutzend weitere Krankenschwestern in unserem Feldlazarett, doch ich sah nur sie. Denn sie erschien mir zuerst als wunderschöner, mitleidiger Engel. Und später dann, als ich kein Fieber mehr hatte, wurde mir klar, dass sie die Frau war, die mir schon immer in meinen Träumen erschienen war.

Ich begann ihr also den Hof zu machen, so gut mir das als pflegebedürftiger Verwundeter möglich war. Dabei spürte ich, dass auch ich Eindruck auf sie machte. Und später dann, als ich schon wieder aufstehen und umhergehen konnte – wenn auch mit dem Arm in der Schlinge, damit die Schulter ruhig gehalten wurde –, ging sie in ihrer Freizeit auch mit mir aus.

Einen Tag bevor ich wieder zu meiner Truppe entlassen wurde, war es dann so weit, denn wir küssten uns, und es war uns klar, dass wir uns liebten und uns wiedersehen würden – nein, mussten. Und dann würden wir zusammen durch das Leben gehen, bis uns der Tod auf Erden scheiden würde …

Wir lagen an diesem Nachmittag – es war ja ein sehr warmer Frühlingstag – unter Bäumen, welche das erste Grün erkennen ließen. Es war windstill, und die Sonne wärmte und ließ den Frühling mehr als nur ahnen.

Ich sagte: »Du weißt, Linda, ich bin nur Offizier auf Kriegszeit. Wenn der Krieg vorbei ist, werden sie die Armee reorganisieren und mich wieder auf den Dienstgrad zurückstufen, den ich vor dem Krieg hatte. Dann bin ich wieder Sergeant. Aber meine Verpflichtung läuft keine zwei Jahre mehr. Dann verlängere ich nicht mehr und werde wieder Zivilist. Willst du auf mich warten und mich heiraten?«

»Warum nicht jetzt, Joshua?«, fragte sie und wirkte dabei irgendwie herausfordernd, so als wollte sie mich fragen: »Hast du Angst?«

Und die hatte ich.

Denn der Krieg war noch nicht aus.

Ich wollte sie nicht in die Gefahr bringen, eine junge Witwe zu werden. Das sagte ich ihr.

Und da erwiderte sie nur: »Na gut, Mister Joshua Keel – oder Lieutenant. Ich werde auf dich warten. Schreib mir in zwei Jahren, wohin ich kommen soll. Schreib mir postlagernd nach Kansas City. Denn ich weiß nicht, wo ich nach dem Krieg wohnen werde. Also, Josh! Und jetzt liebe mich, damit ich zwei Jahre davon zehren kann. Denn zwei Jahre sind eine verdammt lange Zeit.«

So war das also damals, lieber Leser meiner Geschichte.

Und dann vergingen diese beiden Jahre, die ich noch zu dienen hatte.

☆☆☆

Auch Colonel John Warwick war nach dem Krieg zurückgestuft worden. Er war nun wieder Major, aber wir alle nannten ihn immer noch Colonel.

Nur mich nannten sie nicht mehr Lieutenant, sondern Master Sergeant.

Und als solcher trat ich in der Kommandantur in das Arbeitszimmer von Major Warwick, der wie ein zerzauster Falke hinter seinem Schreibtisch hockte.

Ich salutierte und grinste ihn dabei an.

Er verzog das Gesicht und knurrte dann: »Sersch, ich bin bevollmächtigt, Sie sofort zum First Lieutenant zu ernennen, wenn Sie sich neu verpflichten. Wollen Sie als Offizier der glorreichen Armee weiterdienen?«

»Nein, Sir«, erwiderte ich knapp.

Er zuckte unmerklich zusammen. Nur innerlich, gewissermaßen. Aber ich sah es ihm an. Und er wirkte plötzlich sehr beleidigt und verbittert.

Dann fragte er: »Was haben Sie gegen die Armee und einen Offiziersrang, den Sie schon mal hatten? Aufgrund meiner guten Beurteilung und Empfehlung in Ihrer Führungsrolle macht die Armee Ihnen dieses großzügige Angebot. Was also hält Sie davon ab, es anzunehmen?«

»Sir, ich war kaum mehr als ein Junge, als mich ein Werbeoffizier der Armee betrunken machte. Und als ich wieder nüchtern war, da gehörte ich der Armee. Ich hatte eine Verpflichtung unterschrieben und Handgeld erhalten. Und ich war Rekrut geworden. Siebzehn war ich damals. Ein Offizier der Armee hatte mich reingelegt wie so viele andere Burschen vor und nach mir. Aber ich habe meinen Vertrag dennoch erfüllt, auch als der Krieg ausbrach. Ich habe mein Wort gehalten bis zuletzt. Jetzt ist endlich Schluss, Sir.«

Ich machte eine Pause und fragte dann: »Sir, kann ich meine Entlassungspapiere haben? Und die Anweisung an den Zahlmeister für das Entlassungsgeld für treue Dienste? Ich habe es eilig. Denn meine Verlobte wird mit der nächsten Postkutsche kommen. Wir wollen dann weiter nach Santa Fe. Ich möchte sie in Zivil in meine Arme nehmen, damit sie gleich erkennen kann, dass ich einen neuen Lebensabschnitt begonnen habe.«

Nun hatte ich alles gesagt. Er sah es mir nicht nur an, sondern spürte es.

»Ich hätte nie geglaubt, dass Sie die Armee hassen, Sersch«, murmelte er.

»Nicht hassen, Sir«, erwiderte ich, »nein, nicht hassen.«

»Aber?« Er fragte es hart.

»Die Armee kann erbarmungslos sein zu sich selbst, nicht nur gegen ihre Gegner. Man ist ihr ausgeliefert, ist nicht frei. Ich will frei sein.«

Er nickte.

Dann schob er einige Papiere über den Schreibtisch.

»Unterschreiben Sie, Sersch«, murmelte er resignierend. »Trotz Ihrer Einstellung, die Sie mich jetzt erst erkennen ließen, waren Sie ein erstklassiger Soldat. Viel Glück als Zivilist.«

Wir wechselten keine Worte mehr.

Ich ging dann aus seinem Raum ins Vorzimmer, wo der Adjutant und die beiden Schreiber ihre Schreibtische hatten.

Einige Offiziere waren hier versammelt, offenbar wurden sie zu einer Besprechung bestellt wie so oft.

Captain Phil Keeney fragte: »Nun, Sersch, sind Sie jetzt Zivilist?«

Ich sah ihn an und nickte. Er war meiner Meinung nach ein verdammter Mistkerl, ein Schinder und ein eitles Arschloch.

Ich wandte mich zur Tür. Denn ich wollte zum Zahlmeister. Dieser würde mir einen sogenannten »Laufzettel« geben, mit dem ich mich überall abmelden musste, angefangen von der Kleiderkammer, wo ich meine Uniform abgeben musste, bis zur Ausrüstungskammer, zum Stallsergeant und so weiter und so weiter. Zuletzt musste ich mit dem abgehakten Laufzettel dann wieder zum Zahlmeister, der mir endlich das Entlassungsgeld auszahlen würde.

Als ich schon bei der Tür war, da klirrte die Stimme von Captain Keeney hinter mir her: »Zum Teufel, Sersch, nehmen Sie Haltung an, und antworten Sie mir auf meine Frage!«

Ich wandte mich ihm zu.

Dann sprach ich langsam Wort für Wort: »Captain, ich bin seit einigen Minuten Zivilist. Sie können mir keine Befehle mehr geben. Sie können mich mal kreuzweise, verstehen Sie? Es ist vorbei, dass ich Sie ertragen muss.«

Nach diesen Worten verschwand ich, und ich ließ eine lähmende Stille zurück.

Als ich aus der Kommandantur trat, sah ich eine heimkehrende Doppelpatrouille durch das offene Haupttor kommen.

Aber sie kam nicht allein.

Ein halbes Dutzend Reiter unter Captain Ernest Benteen führte einen traurigen Zug an. Es waren ein halbes Hundert Kiowas, doch nur Frauen und Kinder – keine Krieger.

Dieser sich mühsam dahinschleppende Zug wurde flankiert von Kavalleristen, und zum Schluss ritt der Rest der Doppelpatrouille unter Sergeant Hiob Kane. Auch die beiden Zivilscouts, Chester und Blue Pete, gehörten zu dieser starken Doppelpatrouille.

So kamen sie also mit ihren Gefangenen durch das Haupttor auf den Paradeplatz gezogen und hielten an.

Hinter mir traten der Colonel und die Offiziere aus der Kommandantur. Ich wich zur Seite, denn ich wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Einer von ihnen sagte mit einem triumphierenden Ton in der Stimme: »Jetzt haben wir ihn, diesen verdammten Hurensohn, ja, jetzt haben wir ihn! Denn Benteen nahm all seine Frauen und Kinder gefangen – zumindest einen großen Teil von ihnen. Jetzt muss er aufgeben und sich unterwerfen. Wir haben ihn!«

Die anderen Offiziere ließen Zustimmung hören.

Ich aber dachte: Diese Narren! Sie kennen Red Joseph immer noch nicht. So bekommen sie ihn und seine Krieger nie – nein, niemals auf diese Weise. Oha, wie dumm ist diese Armee doch.

Ich verließ die Veranda der Kommandantur.

Denn was ging mich das alles noch an? Ich war kein Soldat mehr. Und so strebte ich meinem Quartier zu.

Da ich der ranghöchste Sergeant im Fort war, hatte ich eine Kammer für mich wie die unverheirateten Lieutenants.

Ich entledigte mich meiner Uniform und zog mir das nagelneue Zivilzeug an, welches ich von einem der fahrenden Händler gekauft hatte, die immer wieder zu unserem Fort kamen. Es hieß Fort Eagle.

Ich war noch nicht ganz angezogen und hatte kaum Zeit gehabt, das neue Gefühl auszukosten, nun kein Soldat mehr zu sein, als Bill Chester, der alte Scout, hereinkam. Er war so etwas wie mein väterlicher Freund gewesen während der vergangenen zwei Jahre. Ich hatte eine Menge von ihm über die Kiowas gelernt.

Er setzte sich auf mein Bett und stieß einen seufzend klingenden Fluch aus, welcher bittere Resignation erkennen ließ.

Dann sprach er: »Das gibt Ärger, Josh.«

»Sicher«, erwiderte ich und warf mir den neuen Waffengurt um die Hüften, nahm dann meinen Colt, den ich im Krieg erbeutet hatte, und überprüfte die Ladung in der Trommel und die Zündhütchen auf den sechs Pistons.

Es war eine erstklassige Waffe. Sie hatte einem Südstaatenmajor gehört und war von einem wirklich erstklassigen Künstler gefertigt worden.

»Aber das alles geht mich nichts mehr an, Bill«, sprach ich weiter.

Er nickte und fragte: »Hast du Tabak und Blättchen? Mir ging das Rauchzeug aus unterwegs. Wir haben das Dorf überfallen und zwei Dutzend alte und sehr junge Krieger niedergemacht. Die Hälfte der Frauen und Kinder konnte entkommen. Den Rest brachten wir her. Und nun glaubt die Armee, dass Red Joseph sich ergeben wird. He, Josh, glaubst du das auch?«

Ich warf ihm meinen Tabaksbeutel zu.

»Nein, das glaube ich nicht«, beantwortete ich seine Frage. »Aber das ist mir verdammt egal. Ich warte nur noch auf Linda. Sie wird mit der Postkutsche kommen von Kansas City her. Ich steige zu ihr, und dann geht’s weiter.«

Ich sagte es triumphierend und begann dann meine sämtlichen Uniformteile und die sonstige Ausrüstung in eine große Zeltplane zu packen. Dort musste jedes Teil auf den Strichlisten abgehakt werden.

Aber Bill Chester sagte vorwurfsvoll: »Hast du so wenig von mir gelernt, Joshua? Habe ich dir so wenig beigebracht auf den vielen Patrouillen, die wir gemeinsam ritten im Kiowaland? Kennst du Red Joseph so wenig?«

Es waren drei enttäuscht klingende Fragen.

Und dann stellte er die vierte Frage hart: »Was wird er tun?«

Er meinte Red Joseph, da gab es keine Zweifel.

Ich verharrte mitten in der Bewegung.

Nun jagten sich meine Gedanken tausend Meilen in der Sekunde.

Es waren höllische Gedanken. Ich kannte Red Joseph, den Roten Josef, einigermaßen gut. Er war einst als Knabe richtig von Missionaren getauft worden. Das war zu jener Zeit gewesen, als noch Frieden herrschte. Er war sogar einige Jahre auf die Missionsschule der Jesuiten gegangen.

Doch dann …

Ich hatte ihn vor eineinhalb Jahren bei Friedensverhandlungen kennengelernt, die ja immer wieder stattfanden und immer wieder von beiden Seiten gebrochen wurden. Er stand in der Rangfolge der Kiowahäuptlinge nach Satana, Lone Wolf und Kicking Bird an vierter Stelle. Nach ihm kamen noch etwa ein Dutzend kleinere Häuptlinge des Kiowavolkes.

O ja, ich konnte mir plötzlich vorstellen, was Red Joseph tun würde.

Und so fragte ich: »Hast du es Captain Benteen nicht klarzumachen versucht?«

»Hab ich«, erwiderte Chester. »Aber du kennst ja die selbstherrliche und sich für unfehlbar haltende Armee. Du gehörtest ja wohl lange genug dazu.«

Ich stand noch eine Weile starr da.

Und ich wusste, es war etwas in Gang gekommen, was ich nicht verhindern konnte.

Aber ich musste es versuchen.

Und so setzte ich mich in Bewegung. Ja, ich musste zum Colonel. Denn nur dieser konnte die entsprechenden Befehle geben.

Er stand noch mit seinen Offizieren auf der Veranda und beobachtete, wie die gefangenen Kiowafrauen und -kinder registriert und verpflegt wurden. Sie hockten erschöpft mitten auf dem Paradeplatz unter der schlaff am Mast hängenden Flagge im Staub. Ich stieg die drei Stufen zur Veranda der Kommandantur hinauf und verhielt vor dem Colonel.

Captain Ernest Benteen, der die Gefangenen brachte, stand neben ihm, staubig und verschwitzt, mit geröteten Augen.

Ich sah den Colonel an und sprach: »Colonel, Red Joseph wird sich ebenfalls Geiseln beschaffen, um einen Tausch zu machen. Und eine Postkutsche ist unterwegs. Er wird sie sich schnappen.«

Der Colonel sah mich an.

»Mister Keel«, sprach er, »Sie mischen sich als Zivilist in Armeeangelegenheiten ein. Wenn Sie hier wieder mitreden wollen – diesmal als Offizier –, können Sie immer noch Ihre Weiterverpflichtung unterschreiben.«

Ich starrte dem Colonel in die Adleraugen. Ja, sie blickten hart, scharf und waren ohne jedes Mitgefühl.

Ich erkannte in den Augen des Colonels, dass er meine Unterwerfung wollte. O ja, dann würde er mir eine Doppelpatrouille anvertrauen, mit der ich der Postkutsche entgegenreiten konnte.

So grausam konnte die Armee sein, wenn es um Strategie ging. Da wurden Opfer gebracht für angeblich große Ziele.

Ich wusste, es hatte keinen Sinn, diesen eisenharten Colonel umzustimmen.

Entweder glaubte er nicht, dass die Postkutsche in Gefahr war – oder es war ihm völlig gleich. Vielleicht wollte er mich auch nur zwingen, wieder Soldat zu werden. Denn ich war sein bester Patrouillenführer gewesen, besser als seine Offiziere.

Ich ging.

Denn nun hatte ich es verdammt eilig. Und eine halbe Stunde später war ich auf einem Pferd unterwegs.

Ja, ich ritt allein der Kutsche entgegen.

Und ich verachtete die Armee tief in meinem Kern.

Verdammt, warum hatte ich ihr auch nach dem Krieg noch die Treue gehalten und war nicht nach Nordwesten desertiert wie so viele Soldaten?

☆☆☆

Es war ein gutes Pferd. Ich hatte es mir von Bill Chester geliehen, der mehrere Pferde besaß. Ich ließ es traben, denn ich wusste nicht, wie viele Meilen ich der Kutsche entgegenreiten musste.

Postkutschen in diesem Land waren nie pünktlich. Es kamen stets zu viele unvorhergesehene Dinge dazwischen – zum Beispiel eine wandernde Büffelherde von hunderttausend Tieren.

Ich wünschte mir mit ganzer Kraft, dass meine Linda aus irgendwelchen Gründen nicht in der Kutsche sitzen würde, dass sie zum Beispiel den Anschluss verpasst hatte und erst mit einer der nächsten Kutschen kommen konnte.

Aber zugleich wusste ich, dass sie in dieser Kutsche sitzen würde. Wir hatten uns immer wieder geschrieben. Sie kannte nicht nur den Tag meiner Entlassung, sondern sogar die Uhrzeit.

Und wir wollten weiter nach Santa Fe. Ich sollte nur zusteigen.

Verdammt, wenn dieser Red Joseph die Passagiere der Kutsche als Geiseln haben wollte, dann …

Ich weigerte mich, weiter zu denken.

Und so ritt ich mit Hoffnung im Herzen – aber auch mit großer Sorge, ja mit Furcht um Linda.

Und dann sah ich die Kutsche. Man hatte die sechs Pferde ausgespannt und mitgenommen. Rings um die Kutsche lagen einige leblose Körper im Präriegras rechts und links des zerfurchten Wagenwegs. Es waren männliche Leichen. Ich zählte vier.

Und Whip Pete, der Fahrer der Kutsche, den ich gut genug kannte, saß am linken Vorderrad und lehnte mit dem Rücken an den Speichen. In seiner linken Schulter steckte ein Pfeil. Aber er lebte.

Er erkannte mich nicht sogleich, weil ich ja Zivil trug.

Doch er begrüßte mich mit einem verzerrten Grinsen, welches Schmerz und Bitterkeit ausdrückte – aber auch böse Wut. Dann knirschte er: »Bist du das, Sersch Keel? Wo hast du deine schöne Uniform gelassen? Hat die verdammte Armee dich rausgeworfen aus ihren glorreichen Reihen?«

Ich ging auf seinen bitteren Hohn nicht ein, sondern fragte: »Waren Frauen in der Kutsche?«

»Sicher«, erwiderte er stöhnend. »Drei Frauen. Und sie haben alle mitgenommen. Mich ließen sie nur am Leben, damit ich dem Colonel im Fort sagen sollte, dass er die drei weißen Frauen eintauschen könne gegen alle Frauen und Kinder der Kiowas, die sich jetzt gewiss in Fort Eagle befänden. Und es würde ihm und seinen Kriegern auch nicht schwerfallen, noch weitere weiße Frauen – vielleicht auch Kinder – zu rauben da und dort. Er lässt dem Colonel durch mich sagen, dass die Armee so dumm wie Pferdemist wäre und sie allein es zu verantworten hätte, wenn jetzt auch Frauen und Kinder in den Krieg einbezogen würden. Die Kiowas hätten Ehre und Stolz, aber sie würden alles auf gleiche Art mit Zinsen zurückzahlen. Ja, er sagte tatsächlich Zinsen, so als hätte er eine Schule besucht. Er sprach auch gutes Englisch. Aber wie komme ich zum Colonel?«

Er sah verlangend auf mein Pferd.

Ich aber fragte schnell: »Hatte eine der Frauen rotes Haar und grüne Augen?«

Er sah mich an und nickte.

»Ja, so eine war dabei. Und sie hieß Linda Walcock.«

Nun also wusste ich es genau. Linda war in der Kutsche gewesen. Und jetzt hatte Red Joseph sie mit zwei anderen Leidensgenossinnen bei sich und seiner Horde.

Eine heiße Wut kam in mir hoch.

Ich wollte etwas tun – aber zugleich erkannte ich, dass ich nichts tun konnte. Ich war vorerst hilflos.

Denn es wäre dumm gewesen, den Kiowas zu folgen.

Wahrscheinlich warteten sie nur auf Verfolger.

Sicherlich hätte ich mich in einer dunklen Nacht in ihr Camp schleichen können.

Doch was dann?

Selbst wenn ich die Gefangenen befreien konnte, entkommen würde ich niemals mit drei Frauen. Einen solch großen Vorsprung konnte ich mir gar nicht verschaffen. Da musste es schon ganz besondere Umstände geben, die auf meiner Seite waren – ein gewaltiges Unwetter zum Beispiel, eine schwarze Nacht, ein Präriebrand oder eine mächtige Büffelstampede.

Doch auf solche Glücksumstände konnte ich nicht rechnen.

Ich musste zurück ins Fort zum Colonel.

Und so half ich Whip Pete auf mein Pferd, nachdem ich ihm den Pfeilschaft verkürzt hatte, und saß hinter ihm auf.

Nach etwa drei Meilen kamen uns drei Reiter entgegen, die der Agent der Post- und Frachtstation losgeschickt hatte, weil die Kutsche nun mehr als überfällig war.

Whip Pete sprach heiser zu ihnen: »Wenn ihr eure drei Pferdchen vor die Kutsche spannt und die Toten eingeladen habt, dann könnt ihr die verdammte Kutsche nach Fort Eagle bringen, denn die Kiowas sind weg nach Westen.«

Die drei Reiter fluchten und ritten weiter.