G. F. Unger Western-Bestseller 2356 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2356 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Vansitters Killer hatten mir in Golden Camp eine Falle gestellt, um zu verhindern, dass ich meine Nancy aus ihren Klauen befreite. Doch ich kam mit dem Blizzard ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 149

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Ein Revolver für die Rache

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6382-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein Revolver für die Rache

Als der Blizzard losbrach, da wusste ich, dass ich verloren hatte. Dieser Blizzard kam etwa zwei Wochen zu früh.

Über den Sunbeam Pass konnte ich meine siebenundfünfzig Rinder nun nicht mehr bringen. Denn der Blizzard kam von Norden. Und ich musste nach Osten hinauf. Aber das machte kein Rind mit. Rinder drehten einem Blizzard stets die Hinterteile zu und wanderten vor ihm her. Meine machten es genauso.

Dann aber schwenkte der erfahrene Leitbulle, der mir den ganzen langen Weg so prächtig geholfen hatte, dennoch nach Osten ein. Ich begriff bald schon, warum.

Wir gelangten in eine enge Schlucht. Hier war es etwas angenehmer. Es gab sogar im Schutz der nördlichen Schluchtwand noch ein paar Gräser und Büsche. Meine siebenundfünfzig Rinder machten sich darüber her, als wüssten sie genau, dass dies ihre letzte Chance war. Denn bald würde auch hier der Schnee mannshoch liegen.

Ich hockte im Sattel, verkroch mich tiefer in die Felljacke und presste meine mit Chaps geschützten Beine eng gegen den Pferdeleib, weil der so schön wärmte. Der Blizzard kam aus dem eisigsten Keller des Powder-River-Landes, in dem nach Meinung der Indianer der Vater aller Blizzards wohnen sollte, der »Waniyetula«. Nun, mir war es gleich, wie der alte Bursche hieß. Ich wusste nur, dass ich erfrieren würde, wenn es mir nicht gelang, in den nächsten zwei Stunden über den Pass zu kommen.

Und so machte ich mich auf den Weg …

Ich konnte mich nicht verirren, solange der Blizzard meine linke Seite traf.

Der Schnee wurde aber immer härter. Bald war er mit Hagel vermischt. Manche Hagelstücke waren so groß wie Taubeneier. Sie prügelten mich erbarmungslos. Auch mein armes Pferd hatte zu leiden.

Die Eisstücke waren wie Steine.

Also, um es kurz zu machen, wir mussten Schutz und Wärme finden, mein braves Pferd und ich. Sonst waren wir bald verloren.

Aber was sollte ich tun?

Vielleicht fand ich eine Höhle.

Aber ich fand keine. Dafür fand ich etwas, was ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte.

Ein Haus war da. Ich wunderte mich zuerst, warum mein Pferd plötzlich hielt. Dann wunderte ich mich, weil der Blizzard nicht mehr ganz so schlimm tobte.

Aber dann sah ich dicht vor der Nase meines Pferdes die Blockhauswand.

Nun, ich fand den Stall. Er schloss sich gleich an das Blockhaus an. Es war Platz in ihm für ein halbes Dutzend Pferde – doch es waren nur zwei in ihm eingestellt worden.

Ich versorgte mein Pferd, und dabei kam meine Durchblutung wieder in Gang.

Als ich fertig war mit meinem Red, fühlte ich mich wieder einigermaßen wohl.

Bevor ich hinüber zum Haus ging, sah ich noch einmal nach meinem Colt. Und auch den kleinen Derringer im Stiefelschaft überprüfte ich noch einmal ganz genau. Meine ledernen Chaps hatte ich ausgezogen.

Und dann ging ich also noch einmal hinaus in den brüllenden und orgelnden Blizzard, schloss sorgfältig das Stalltor und erreichte nach einem Dutzend Schritten das Blockhaus.

Ich klopfte nicht, denn das hätte man nicht gehört.

Ich trat ein mit Schnee- und Eishagel. Der Blizzard orgelte wieder einmal besonders laut.

Mit dem Rücken drückte ich die Tür zu und lehnte mich dagegen.

Es waren drei Menschen im Raum, zwei Männer und eine Frau.

Die Frau stand am Herd. Die Männer saßen am Tisch – das heißt, sie hatten dort gesessen. Denn bei meinem Eintritt sprangen sie hoch, wichen etwas auseinander und griffen nach ihren Revolvern.

Ich wusste sofort Bescheid, zu welcher Sorte sie gehörten.

Sie starrten mich an. Ich wusste, dass sie mich zu erkennen hofften und dies nicht konnten, weil Schnee und Eis mich tarnten.

Ich hatte Zeit, mir die Handschuhe abzustreifen. Ich nahm sie in die Rechte, denn meinen Colt trug ich links.

Dann sah ich an den beiden Männern vorbei auf die Frau.

Sie war ein paar Jahre jünger als ich, doch sie war schon eine Frau. Nur auf den ersten Blick konnte man sie für ein Mädchen halten.

Ich sagte zu der schönen Frau: »Ma’am, verzeihen Sie mir, dass ich hier so eindringe. Aber wer täte das nicht an meiner Stelle? Welcher Mensch bliebe draußen im Blizzard?«

»Ich nicht«, sagte sie. »Mir sind Sie willkommen.«

Sie betonte das »Mir« ganz besonders, und auch in ihren Augen erkannte ich genug.

Und so wandte ich mich wieder den beiden Männern zu, die ich für zweibeinige Wölfe hielt, zumindest für Hartgesottene.

Einer sagte auch schon: »Wer bist du? Woher kommst du? Antworte, wenn du schon so plötzlich hereinkommst!«

»Ach«, sagte ich, »ich bin nur Mike Brannan, und ich wollte mit einer kleinen Fleischherde für die Goldgräber über den Pass. Dann kam der Blizzard, und ich fand dieses Obdach. Der Ma’am bin ich willkommen. Also seid auch ihr nett zu mir, Freunde.«

Ich gab meiner Stimme einen versöhnlichen und freundlichen Klang, so gut ich das konnte. Meine Hände waren nun warm genug – und auch sonst hatte ich jetzt alles überwunden. Ein Eisenofen strahlte eine Menge Hitze aus.

»Wer seid ihr denn, Freunde?« Dies fragte ich dann scheinbar sorglos und gemütlich. Aber in Wirklichkeit war ich so wachsam wie ein Wüstenwolf, der sich zum Abendbrot eine Klapperschlange aussuchte, weil nichts anderes sonst zu bekommen war.

Sie zeigten mir ihre Zähne. Doch es war keine Freundlichkeit in diesem Zähnezeigen. Man konnte es beim besten Willen nicht für ein Lächeln halten.

Sie tauschten einen kurzen Blick aus. Es war von diesem Moment an ein Einverständnis zwischen ihnen.

Ich spürte instinktiv, dass sie mich töten wollten.

Dieses instinktive Wissen war plötzlich in mir, und es war stark und scharf. Es gab keinen Irrtum.

Ich war hier in eine Sache hineingerannt, bei der es keine Zeugen geben durfte. So etwa musste es sein.

Ich sah schnell zu der rothaarigen Frau hinüber.

Sie stand noch immer am Herd, und sie hatte Furcht, aber sie behielt sie unter Kontrolle.

»Es sind Banditen«, sagte sie. »Ihre Kumpane stahlen meine Rinder und trieben sie über den Pass. Ich wurde hier von diesen beiden Strolchen bewacht. Bis jetzt waren sie zu feige, eine Frau zu töten. Sie schoben es immer wieder auf. Aber jetzt, Fremder …«

Ich konnte nicht länger zuhören.

Denn aus den Augenwinkeln sah ich ihr Zucken.

Ich konnte nicht länger warten. Sie hatten ja schon bei meinem Eintreten die Hände an den Revolvern gehabt, waren bereit zum Ziehen.

Und nun zogen sie.

Das Zucken ihrer Schultern verriet es mir, noch bevor sich ihre Arme bewegten.

Sie waren schnell, unheimlich schnell.

Und ich war etwas langsamer als sonst. Wahrscheinlich war ich von der Kälte des Blizzards doch noch nicht völlig aufgetaut. Aber ich schoss den links vor mir stehenden Buddy von den Beinen, bevor er auf mich abdrücken konnte.

Dann aber bekam ich es von dem anderen, indes ich auf ihn meinen zweiten Schuss abfeuerte. Wir gaben es uns im selben Sekundenbruchteil.

Doch dann war die Sache beendet.

Ich hatte auch den zweiten Gegner voll getroffen, und er fiel, während ich immer noch stand, wartete, den Pulverrauch in Nase und Augen bekam und die ersten Schmerzen in meiner Seite spürte. Dort war seine Kugel bei mir angekommen.

Die Wunde konnte mich jedoch gewiss nicht umbringen, dies erkannte ich schon bald nach dem ersten Schock.

Vor mir lagen die beiden mir noch fremden Männer.

Ich wusste, dass sie tot waren.

Ich sagte nach einer Weile heiser: »Ma’am, waren es wirklich Banditen?«

Sie nickte. »Es waren Mörder. Sie und ihre Kumpane haben meinen Mann und unsere beiden Reiter erschossen, um die Herde bekommen zu können. Das war eine miese Bande, die vor dem Winter noch schnelles Geld machen wollte. Und wir hier waren ihnen gerade recht. Sie hätten gewiss auch mich getötet, um keine Zeugen zu hinterlassen. Sie haben mir das Leben gerettet, Mister Brannan.«

Ich staunte. Sie hatte sogar meinen Namen behalten, den ich nur einmal genannt hatte.

Dann murmelte ich: »Die beiden Toten schaffe ich gleich hinaus, Ma’am. Aber sie müssen erst mal nach meiner Wunde sehen. Ich möchte nicht zu viel Blut verlieren.«

Sie warf einen Blick auf die beiden Toten. Einer hatte den Tisch umgerissen. Sie schluckte würgend und deutete auf eine Tür.

»Dort in die Schlafkammer«, sagte sie. »Legen Sie sich aufs Bett. Ich fülle nur eine Schüssel mit heißem Wasser und suche Verbandszeug zusammen. Dort hinein, Mike Brannan.«

Ich ging, hielt mir die schmerzende Seite.

Aber dann verhielt ich noch einmal: »Wie ist Ihr Name, Ma’am?«

»Nancy Shayne«, sagte sie. »Mein Mann war Buck Shayne.«

»Gun Shayne?« So fragte ich staunend.

Sie nickte. »Ja, er war jener Shayne, den sie einst Gun Shayne nannten«, murmelte sie dann. »Doch auch Ihr Name, Mike Brannan, ist nicht unbekannt. Ich glaube sogar, dass Sie einst mit meinem Mann geritten sind – früher, als er noch nicht mein Mann war. Er nannte einmal Ihren Namen. Deshalb merkte ich ihn mir vorhin so leicht. Und als ich Sie ziehen sah, da wusste ich, dass Sie der Revolvermann Mike Brannan sind.«

Ich sagte nichts mehr.

Die Kugel hatte zwei Fingerbreit über dem Hosengürtel ein Stück Fleisch weggerissen.

Ich hatte Glück gehabt.

Sie versorgte meine Wunde mit kundigen Fingern.

Das Pflaster, welches meine Wunde nun zusammenhielt, ersetzte ein Nähen.

Ich zog meine Jacke wieder an, setzte meinen Hut auf und machte mich daran, die Toten hinauszuschaffen.

Und da kam sie, um mir zu helfen.

Auch sie war nun in einen Mantel gehüllt und trug Stiefel unter den Röcken.

Sie sagte schlicht: »Wenn Sie sich zu sehr anstrengen, hält das Pflaster nicht auf der Wunde. Ich muss Ihnen helfen, Mike. Hinter dem Haus ist eine tiefe Felsspalte in der Canyonwand. Dorthin …«

Später saßen wir zusammen am Tisch. Sie hatte das Abendessen für sich und die beiden Männer gekocht.

Nun aßen wir es zu zweit.

Der eiserne Kanonenofen und auch der Herd gaben zwar eine Menge Wärme ab, doch ich fragte mich, ob überhaupt genug Holz draußen vorhanden war.

»Dies hier sollte unsere Ranch werden«, sprach Nancy. »Wir hatten eine Herde von Kansas heraufgebracht. Etwas mehr als tausend Rinder. Als wir hier ankamen, war es noch Sommer. Buck und unsere beiden Cowboys bauten dies alles hier. Und kurz vor Anbruch des Winters wollten wir die Rinder an die Goldgräber jenseits des Passes verkaufen. Buck wusste, dass die Fleischpreise dann den höchsten Stand hatten. Mit dem Geld hätten wir uns neu ausgerüstet und vom Frühjahr an die Ranch richtig ausbauen können. Aber dann kamen Ray Millard und seine Horde. Sieben Mann stark.«

»Ray Millard«, sagte ich gedehnt. »Red Ray Millard?«

Sie nickte.

Und da seufzte ich. Denn auch diesen Vogel kannte ich, weil ich viel herumgekommen war mit meinem Revolver.

Ich hatte also zwei von Ray Millards Leuten getötet.

Wenn er das erfuhr, würde er mit dem Rest seiner Bande hinter mir her sein, sobald sich das irgendwie machen ließ. Ich musste mich nun vorsehen vor dieser Bande.

Aber sie brauchten es ja nicht zu erfahren, dass ich es war, der hier eingegriffen hatte. Sollte ich Nancy darum bitten, meinen Namen nicht zu nennen?

Ich sah sie an.

Und sie erkannte wohl etwas in meinem Blick – oder sie spürte es mit dem feinen Instinkt einer erfahrenen Frau.

Sie sagte: »Natürlich verrate ich Ihren Namen nicht, Mike. Mir ist klar, was Sie sich aufladen würden. Und dennoch möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen.«

Ich legte die Gabel auf den Teller, trank einen Schluck Kaffee und sah sie an.

Denn ich ahnte es schon.

»Die Bande hat die Herde noch vor dem Blizzard über den Pass ins Goldland gebracht«, sagte sie. »Es herrschte schon vor dem Winter Fleischknappheit dort. Die werden ihre Rinder Pfund für Pfund zu hohen Preisen verkaufen. Mehr als hundert Dollar für jedes Tier sind gewiss möglich. Das macht zumindest hunderttausend Dollar. Aber ich bin die rechtmäßige Besitzerin. Das Recht stünde auf Ihrer Seite, Mike, wenn Sie Ray Millard das Geld wieder abnehmen würden. Die Hälfte für Sie, Mike Brannan.«

Oha, sie war kalt wie der Blizzard dort draußen.

Sie wollte einen Revolver für die Rache kaufen – meinen.

So war es also.

Ich hatte schon oft für Geld gekämpft, manchmal nur für wenige Dollars. Aber selten war die Rechtlichkeit so ohne Zweifel wie diesmal.

Dennoch zögerte ich.

Wir aßen weiter.

Ich legte mich dann ins Bett. Meine Wunde brauchte Ruhe.

Ich träumte nicht gut.

Ich wurde einige Male wach, schlief wieder ein, träumte von Nancy, die tatsächlich neben mir lag.

Als ich erwachte, war es warm.

Ich war aufgewacht nach einem langen Schlaf. Der Blizzard war vorbei.

Und Nancy Shayne war bei mir im Bett.

Wir waren vom Schicksal zu einem Paar gemacht worden.

Ich hob die Hand und fuhr mit der Spitze meines Zeigefingers an Nancys Wange nieder, am Kinnwinkel entlang und legte dann meine Hand von der Seite her gegen ihren Hals. Ich konnte den Puls in ihren Adern schlagen fühlen.

Aber sie sah mich fest an.

»Mein Revolver für deine Rache«, murmelte ich. »Und was dann?«

Sie sah geradewegs in meine Augen hinein.

»Ein neuer Anfang«, sagte sie. »Ich habe schon mehrmals neu angefangen. Auch mit Buck war es ein neuer Anfang. Was ist falsch daran, neu anzufangen, wenn etwas unwiederbringlich zu Ende ging? Vielleicht werde ich dich eines Tages lieben, Mike Brannan – vielleicht auch nicht. Wie kann ich das jetzt schon wissen? Du musst es riskieren. Oder?«

Ich nickte. »Ja, das muss ich riskieren«, murmelte ich. »Aber wenn ich losreite, willst du dann hier warten – allein?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich würde hier einen langen Winter nicht aushalten – nicht allein«, sagte sie. »Überdies würden die Vorräte nicht reichen. Auch könnten die Indianer kommen. Nein, ich bleibe nicht. Ich komme mit dir bis in die nächste Goldgräberstadt.«

Am nächsten Tag ritten wir, und es war nicht viel, was Nancy auf dem zweiten Pferd, welches als Packtier diente, mitnehmen konnte.

Bevor wir abritten, sah sie mich an.

»Wenn du möchtest, Mike«, sagte sie, »können wir eines Tages nach hier zurückkommen. Wir könnten weitermachen und es miteinander versuchen.«

Sie meinte es wahrhaftig ehrlich in diesem Moment. Das sah ich in ihren Augen. Dieser Canyon, der hinauf zum Sunbeam Pass führte, war für sie so etwas wie »Heiliger Boden« geworden.

Ich nickte.

Dann ritten wir los.

☆☆☆

Wir brauchten zwei Tage und eine Nacht bis Golden Camp. Als die zweite Nacht anbrach, sahen wir die Lichter der Goldgräber- und Minenstadt.

»Wir werden uns hier trennen«, sagte Nancy an meiner Seite und streckte die Hand aus, um mir das Leitseil des Packpferdes abzunehmen.

»Ja, wir müssen uns hier trennen«, sagte auch ich. »Denn wenn mich Ray Millards Leute bei dir sehen, würden sie schnell Bescheid wissen, vor wem sie sich vorsehen müssen.«

Ich sah ihr dann nach, wie sie mit dem Packpferd vor mir in die Stadt ritt. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl dabei.

Erst später sah ich plötzlich Nancy wieder.

Sie hatte ihre Pferde gewiss im Mietstall abgeliefert und ging nun auf dem Gehsteig entlang.

Als zwei Betrunkene sich ihr in den Weg stellten, um sie festzuhalten, da trat sie sofort kräftig zu.

Ich ritt vorbei.

Nancy stand nun vor dem Golden Camp Star.

Sie ging hinein.

Der Anreißer zog den Hut vor ihr. Das war verständlich, denn dieser Bursche war bestimmt nicht blöd. Der konnte jetzt schon erkennen, wer bald die Königin des Golden Camp Stars sein würde.

Ich seufzte und ritt weiter.

Dann fand ich den Mietstall am anderen Ende, brachte mein Pferd hinein und fragte den Stallmann, ob vor einigen Tagen eine Rinderherde hier durchgekommen war.

»Sicher«, sagte er. »Mehr als tausend Rinder mit dem Warbow-Brand kamen hier an. Und etwa siebenhundert wurden weiter in Richtung Bridgemont getrieben. Dreihundert etwa blieben hier – das Stück zu Preisen zwischen hundert und hundertzwanzig Dollar. Wollen Sie auch eins oder mehrere kaufen? Dann müssen Sie sich aber beeilen. Denn die Herde muss jetzt schon in Bridgemont sein, wenn sie jeden Tag zehn Meilen machte.«

Nun wusste ich alles.

Ich konnte noch nicht bleiben. Nicht mal nach Nancy konnte ich sehen. Ich musste die ganze Nacht reiten.

Ich gab dem Stallmann einen halben Dollar für Pferdefutter. Indes mein Pferd fraß, bewegte ich mich etwas, um meine Sattelsteifheit zu vertreiben. Der Stallmann hatte inzwischen wieder mit anderer Kundschaft zu tun.

Als mein Pferd satt war, saß ich auf und ritt weiter.

Erst nach Anbruch der zweiten Nacht erreichte ich Bridgemont.

Ich brachte mein Pferd in den Mietstall und fragte den Stallmann, wo man hier die besten Steaks bekommen könnte.

Der Bursche zeigte mir seine Zahnlücke, so sehr grinste er zwischen den Bartstoppeln.

»Steaks?« So fragte er und verdrehte verzückt seine Augen. »Steaks gibt es jetzt überall hier reichlich. Es kam noch eine Herde her, eine große Herde von Warbow-Rindern. Bis zu hundertfünfzig Dollar brachte ein Rind. Dafür muss man auch die Steaks gut bezahlen. Unter einem Dollar bekommen Sie nirgendwo eins – selbst an den billigen Bratständen nicht. Doch es sind frische Steaks.«

Ich nickte zufrieden, denn nun wusste ich, dass Ray Millard schon verkauft hatte. Und er konnte mit seiner Horde das Geld noch nicht auf den Kopf gehauen haben.

Ich fragte: »Der Herdenboss und die Treibmannschaft, die haben gewiss ein mächtig gutes Geschäft gemacht. Die werden wahrscheinlich eine gewaltige Feier veranstaltet haben, nicht wahr?«

»Noch«, sagte der Stallmann, »immer noch! Die haben Liz Honeymakers Etablissement gemietet. Und bei Liz Honeymaker sind die schönsten Mädchen unter Vertrag.«

☆☆☆

Liz Honeymakers Etablissement stand etwas abseits.

Die Tür war verschlossen.

Als ich klopfte, öffnete ein riesiger Neger.

Er sagte: »Wir haben geschlossen, Mister. Geschlossene Gesellschaft, verstehen Sie?«

»Sicher«, sagte ich. »Und ich gehöre dazu.«

Er sah an mir nieder. Ich trug wieder meine ledernen Chaps. Er musste mich für einen Cowboy halten, der Rinder trieb. Und vielleicht hatte man ihm auch gesagt, dass noch zwei Mann nachkommen würden.