G. F. Unger Western-Bestseller 2358 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2358 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Don Esteban hatte mein Wort, dass ich seine Tochter und den kostbaren Familienschatz in Sicherheit brachte. Und ich würde es halten - bis in die Hölle und zurück ...


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Seitenzahl: 152

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Mann wie Cassedy

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6434-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein Mann wie Cassedy

Als der Reiter vor dem prächtigen Herrenhaus der Hacienda Rosa Blanca anhielt, brach sein Pferd wenige Sekunden später unter ihm zusammen. Es geschah so unerwartet, dass er nicht einmal mehr aus dem Sattel kam.

Der Hombre hatte einen Höllenritt hinter sich. Das sah ich sofort. Und auch die anderen Männer bei mir konnten es leicht erkennen. Ich fragte: »Hombre, was trieb dich so zur Eile an?«

Er war Mexikaner. Ich aber war ein gelbhaariger und blauäugiger Gringo. Deshalb betrachtete er mich misstrauisch und mit deutlich erkennbarer Abneigung. Er war mit Pferdeschweiß und Staub bedeckt, die sich auf seiner Kleidung und seinem Gesicht zu einer schmierigen Schicht vereinigt hatten. Als er zu grinsen begann, wirkte sein schnurrbärtiges Gesicht wie eine Maske.

Aber dann sprach er heiser: »Vor drei Tagen – es war der neunzehnte Juni – haben sie in Queretaro Kaiser Maximilian erschossen, ihn und zwei seiner Generäle. Der Kaiser von Mexiko ist tot. Und Benito Juarez wird nun das neue Heil über Mexiko bringen. Es ist aus mit allen Gringos. Es ist aus!«

Nach diesen Worten bewegte sich der Reiter endlich und eilte steifbeinig ins Herrenhaus, um dort unserem Patron die schreckliche Nachricht zu Überbringen.

Ja, für Don Estobal würde es eine wirklich schreckliche Nachricht sein.

Auch das begriffen wir alle sofort …

Denn Don Estobal hatte sich ganz und gar auf die Seite von Kaiser Maximilian und der ihn unterstützenden Franzosen geschlagen. Er war von Maximilian für ein weites Gebiet zum Vertreter der Krone gemacht worden, also zu einer Art Gouverneur oder Verweser. Und er hatte in dieser Eigenschaft auch Urteile gefällt, weil das Land ja unter Kriegsrecht stand.

Nun würden die Juaristas seinen Skalp haben wollen. Das war uns allen klar.

Wir – nun, das waren außer mir noch ein Dutzend andere Abenteurer, zumeist Gringos wie ich, aber auch einige Mexikaner. Und wir alle waren Revolvermänner oder – wie man hier sagte – Pistoleros.

Wir waren Don Estobal de Coronados Leibwache.

Nun standen wir bei dem zusammengebrochenen Pferd und sahen uns an.

Ed Slater, ein Revolvermann aus Durango, fragte schließlich: »Und wann werden die Juaristas hier sein?«

»Bald«, erwiderte ich. »Sie haben die Nachricht jetzt ebenfalls erhalten, gewiss nicht später als wir, vielleicht auch früher. Jetzt müssen wir uns unseren Sold verdienen, Jungs.«

Nun starrten sie mich böse an, und einige von ihnen begannen die Köpfe zu schütteln.

»Nein«, sprach Ed Slater, »jetzt nicht mehr. Jetzt hat sich alles geändert. Ich wette mit euch, dass alle Maximilian-Soldaten in der Stadt schon auf der Flucht sind. Es ist vorbei hier. Ich hau ab!« Nach diesen Worten sah er in die Runde und zuletzt auf mich. »Oder hat jemand etwas dagegen?«

Nun sahen sie alle auf mich, denn ich – Joshua Cassedy – war der Vormann dieses Rudels. Dafür erhielt ich doppelten Sold.

Und ich erwiderte: »Ich wusste immer, dass einige von euch abhauen würden, sobald es mulmig wird.«

Sie wollten gewiss etwas erwidern, aber da trat der Majordomo auf die Veranda und rief mir zu: »Señor Cassedy, Don Estobal möchte Sie sprechen! Kommen Sie!«

Nun grinste ich die Runde an und sprach: »Ich werde ihm sagen, dass ihr abgehauen seid, ihr stolzen Coltritter. Ja, ich werde ihm sagen, dass er mit seiner Dienerschaft und seinen Sklaven allein ist. Letztere werden bald von den Baumwollfeldern angestürmt kommen. Macht euch also auf die Socken!«

Ich ging die Stufen zur Veranda hinauf und folgte dem Majordomo hinein.

Er ließ mich dann in der Halle warten, um mich beim Patron anzumelden. Es war still im Haus. Aus Don Estobals Arbeitszimmer hörte ich seine Stimme wie beschwörend sagen: »Hab keine Furcht, Francisca, mein Vögelchen, denn ich vertraue dich einem besonderen Mann an, einem Mann, der dich beschützen wird wie ein Ritter eine Prinzessin. Ein Mann wie Cassedy wird niemals sein Wort brechen. Denn täte er dies, verlöre er seinen Stolz. Er wird dich aus dem Land bringen.«

Die Stimme verstummte.

Und wenig später kam der Majordomo und winkte mir zu, damit ich eintrat.

Don Estobal de Coronado stand in der Mitte des Zimmers und hatte seinen rechten Arm um die Schultern seiner schönen Tochter gelegt. Francisca war noch keine achtzehn, doch sie war schon voll erblüht und konnte kaum noch schöner werden, als sie bereits war. Nur die Reife einer Frau würde ihre ganze Erscheinung eines Tages noch edler machen und ihr auch jene Ausstrahlung geben, die wie ein Zauber wirkt.

»Señor Cassedy, wollen Sie das Leben meiner Tochter retten?« So fragte er mich.

Ich nickte nur.

Und so sprach er weiter: »Meine Frau liegt oben krank im Bett. Ich verlasse sie nicht. Ich bleibe. Doch ich habe mir viele Feinde gemacht. Sie werden mich töten. Ich laufe nicht weg. Doch solange sie meine Tochter nicht töten können, bleibt der Besitztitel über all meine Ländereien, Minen und Herden immer noch bei einem Mitglied der Coronado-Familie, wie es die Schenkungsurkunde der spanischen Krone vorsieht. Solange ein oder eine Coronado lebt, besteht die Möglichkeit, bei wieder geordneten politischen Verhältnissen alles zurückzubekommen. Bringen Sie Francisca weit weg, sehr weit, wenn es sein muss, bis Alaska hinauf. Ich werde Ihnen genügend Barmittel und auch Schmuck mitgeben, sodass Sie mit Francisca ohne Not jahrelang leben können. Und eines Tages, wenn sie an meiner Stelle die Herrin der Hacienda Rosa Blanca und all den anderen Besitzungen sein wird, werden Sie reich belohnt. Wollen Sie der getreue Ritter meiner Tochter sein, Señor Cassedy?«

Es war zuletzt eine glasharte Frage.

Und wir sahen uns an.

Er war ein stolzer Mann, doch jetzt bat er um Hilfe. Ich wusste, dass er für seine Tochter auch vor mir auf die Knie gefallen wäre.

Ich sah in die schwarzen Augen von Francisca.

O ja, ich kannte sie ziemlich gut. Wir hatten oft miteinander geredet. Denn ich begleitete sie zumeist bei ihren Ausritten. Ich war weit herumgekommen, und so fragte sie mich stets begierig nach allen Dingen auf dieser Welt. Ich wusste, dass ihr ganzes Weltbild durch mich sehr viel gründlicher geworden war.

In ihren schwarzen Augen erkannte ich nun oder glaubte es erkennen zu können – so etwas wie ein Versprechen.

Aber da war auch noch etwas anderes.

Ich war vor mehr als einem Jahr mit einer Kugel im Rücken hier angekommen, die mir ein hinterhältiger Strauchdieb in den Bergen verpasst hatte. Hier war ich gesund gepflegt worden. Ich war Don Estobal etwas schuldig, mehr jedenfalls als die anderen Revolverschwinger, deren Vormann ich war.

Und so nickte ich nochmals und sprach endlich: »Ja, ich will, Don Estobal.«

»Geben Sie mir Ihr Wort darauf, Señor Cassedy?«

»Sie haben es, Don Estobal.«

»Dann lassen Sie die schnellsten Pferde satteln. Wir füllen hier die Satteltaschen mit Geld und einigen anderen wichtigen Dingen – auch mit Urkunden. Meine Tochter wird sich als Vaquero verkleiden. Und dann reiten Sie mit ihr wie der Teufel mit seiner Schwester.«

Ich nickte und ging hinaus.

Das war es also, dachte ich. Es gab immer ein Ende und einen Anfang.

Als ich auf die Veranda trat, da standen nur noch drei Mann bei dem toten Pferd.

Ich ging an ihnen vorbei zu den Corrals, in denen sich wundervolle Tiere bewegten. Und ich rief zwei Helfer herbei.

»Fangt mir die besten zwei Tiere und sattelt sie!«

Dann ging ich weiter zu meinem Quartier, um meine Siebensachen zu packen. Ich wusste, wir würden lange und weit reiten und viele Nächte unter freiem Himmel verbringen müssen.

Als ich mit meinem wenigen Gepäck herauskam, standen die beiden Pferde vor dem wunderschönen Herrenhaus, welches die Dons einst mithilfe ihrer Sklaven erbaut hatten.

Die drei Revolverschwinger waren verschwunden. Ich wusste, auch sie sattelten nun ihre Pferde und suchten in ihren Quartieren ihre Siebensachen zusammen.

Don Estobal trat mit seiner Tochter heraus. Er wirkte ganz ruhig und tat so, als wollte Francisca nur einen Ausritt in meiner Begleitung machen. Auch das Mädchen wirkte gefasst. Sie machte keine Szene, sondern wirkte stolz.

Ich bewunderte sie in diesem Moment und dachte: Das ist Rasse.

Dann kam sie auch schon von der Veranda herunter, trat zu dem Pferd und schwang sich hinauf. Don Estobal folgte ihr und warf zwei pralle Satteltaschen über den Widerrist des Tieres. Es klirrte hörbar, so wie Silber- und Goldmünzen nun mal klirren. Ein Diener brachte noch eine Sattelrolle und befestigte sie hinter dem Sattelzwiesel.

Auch ich hatte mein Gepäck festgezurrt, die Satteltaschen über den Widerrist des Tieres geworfen und das Gewehr in den Sattelschuh geschoben.

Als ich aufsaß und vom Sattel aus einen besseren Überblick nach Süden hatte, da sah ich sie kommen.

Es waren mehr als hundert Reiter, Banditen, die man hier Bandoleros nannte, also Straßenräuber. Sie nannten sich jetzt Juaristas und behaupteten, für Benito Juarez zu kämpfen. Aber sie wollten nur rauben, plündern und morden.

Don Estobal hatte sie mithilfe der Soldaten verfolgt und in den Bergen gehalten. Nun waren sie herausgekommen aus ihren verborgenen Camps.

Ja, sie würden hier alles klein machen.

Und Don Estobals Sklaven, die Pferdeburschen, Vaqueros und Diener – sie alle würden zu ihnen überlaufen, um zu überleben. Das ist überall so auf der Welt. Den Siegern laufen sie überall zu.

Ich nickte Francisca de Coronado zu.

Und dann ritten wir an. Sie war wirklich wie ein Vaquero gekleidet, also wie ein mexikanischer Cowboy. Und sie ritt auch so geschmeidig.

Vollkommen verwandelt und verändert wirkte sie jetzt.

Doch bevor wir außer Hörweite waren, rief sie zurück: »Vater, ich liebe dich!«

Nach einer Viertelmeile sah ich mich um.

Die drei Revolvermänner folgten uns. Es waren Slim Garret, Chet Duff und Kalispel Johns.

Ich wusste, warum sie uns folgten.

Nein sie taten es gewiss nicht, um wie edle Ritter Don Estobals Tochter auf der Flucht zu begleiten und sie zusammen mit mir zu beschützen.

Es waren die beiden prall gefüllten Ledertaschen, die Don Estobal seiner Tochter mitgegeben hatte. Die drei Revolverschwinger konnten sich ausrechnen, dass Don Estobal seiner Tochter ein Vermögen mit auf den langen Weg gab.

☆☆☆

Es war später Nachmittag geworden, doch der Tag war noch nicht zu Ende. Wir würden lange im Sattel bleiben müssen, sehr lange. Aber Francisca de Coronado war eine wirklich gute Reiterin, und so würde sie durchhalten. Ich konnte nur hoffen, dass die Nacht so rabenschwarz werden würde wie eine in die Hölle verdammte Seele. Aber wahrscheinlich würde es eine Mond- und Sternennacht werden mit meilenweiter Sicht und tiefen Schatten.

Diese Mondschatten, welche alle aufragenden Dinge warfen, waren tief und konnten selbst vom unirdischen Sternenlicht nicht erhellt werden.

Manchmal sah ich mich um. Ja, Slim Garret, Chet Duff und Kalispel Johns folgten uns immer noch in einer Viertelmeile Abstand. Ich wusste, auch sie hatten gute Pferde. Wir würden sie nicht abschütteln können.

Ich machte mir keine Illusionen über die drei Revolverschwinger. Jetzt, wo sie ihren Job verloren hatten und sich einen neuen suchen mussten, da wollten sie gerne noch mal Beute machen. Denn auch sie würden wahrscheinlich lange und weit reiten müssen, um wieder etwas zu finden.

Ich warf immer wieder einen Blick auf die wunderschöne Reiterin neben mir. Sie ritt wie in Trance, sah immer nur geradeaus ins Leere. Und über ihre Wangen rannen Tränen.

Ja, sie tat mir leid. Sie war gewissermaßen eine Prinzessin auf der Flucht, deren Eltern von einer Revolution gestürzt und getötet worden waren.

Ich aber war der letzte Getreue.

War ich das wirklich?

Ja, ich fragte mich das einige Male. Denn sie war ganz und gar in meiner Hand. Wenn ich wollte, gehörte sie mir – und mit ihr die beiden Satteltaschen voller Geld, Gold und Geschmeide.

Dies alles würde mir gehören, wenn ich mein Wort brach.

Aber konnte ich das?

Nein, verdammt noch mal, nein!

Es war meine freie Entscheidung gewesen, Don Estobal mein Wort zu geben. Und nun würde ich es halten bis in die Hölle und zurück.

Aber vielleicht war ich bald schon tot, denn die drei Kerle hinter uns waren gefährlich. Zumindest waren sie einer zu viel für mich. Mit zweien würde ich gewiss zurechtkommen können mit meinem schnellen Colt.

Ja, ich war ein sehr schneller Revolvermann, nicht nur einer dieser Revolverschwinger, die es zu Dutzenden gab und die sich fast alle selbst überschätzten, weil sie bisher stets Glück hatten. Es gab nämlich einen großen Unterschied zwischen einem Revolvermann und einem Revolverschwinger, und dies hing nicht zuletzt mit Stolz und Ehre zusammen.

Wir waren schon weiter als drei Meilen geritten, als wir auf einem Hügelsattel anhielten, und noch einmal zurückblickten, bevor wir hinunter in ein weites Tal ritten, welches wir durchqueren mussten.

Überall in diesem Tal weideten noch Don Estobals Rinder. Aber deren Hirten, die Vaqueros der Hacienda Rosa Blanca, würden bald von den Veränderungen hören. Und wenn es Don Estobal nicht mehr gab, dann würden sie die Herden stehlen, sie einfach für sich beanspruchen wie herrenlos gewordenes Gut.

Die drei Kerle dort unten am Fuß des Hügels hielten ebenfalls an. Dann winkte Slim Garret zu uns herauf und rief: »Ho, Cassedy, wartet auf uns! Reiten wir zusammen weiter nach Norden und über die Grenze!«

Ich machte eine abweisende Armbewegung und rief hinunter: »Bleibt uns nur vom Hals! Kommt nie näher als jetzt! Sonst knallt es!«

Nach diesen Worten zogen Francisca und ich unsere Pferde herum und ritten abwärts ins Tal hinunter. Wenn wir dessen nördliches Ende erreicht hatten, würde es Nacht sein.

Und dann? Ja, das war die Frage.

Aber eigentlich gab es nur eine Antwort.

Die drei Kerle würden uns nicht offen und frontal angreifen. Sie wussten zu gut, dass ich zwei von ihnen abschießen würde, bevor mich der dritte Mann von ihnen erledigte, weil er genügend Zeit hatte, indes ich mit den beiden anderen beschäftigt war.

Dieses Risiko würden sie nicht eingehen.

Also würden sie uns überfallen, wenn wir Rast machten. Sie würden sich von drei Seiten her anschleichen.

Als wir unten im Tal waren, da wandte sich Francisca an mich und sprach endlich.

Sie sagte: »Joshua, ich bin in deiner Hand. Aber ich vertraue dir wie einem großen Bruder. Werden sie uns kriegen? Ich meine, werden sie uns töten und ausrauben können? Sie taugen nichts und haben nie etwas getaugt, nicht wahr?«

Ich sah sie an und nickte.

»Sie wurden gewissermaßen herrenlos«, erwiderte ich. »Nun gleichen sie verwilderten Hunden, die wie Wölfe auf der Jagd nach Beute sind. Es wird zu einem Kampf kommen, Francisca. Wir haben Glück gehabt, dass nur diese drei geblieben sind und gesehen haben, dass ich dich in Sicherheit bringe und wir ein Vermögen mitnahmen. Denn sonst hätten wir noch mehr so dicht auf unserer Fährte. Francisca, hast du eine Waffe bei dir?«

»Eine kleine, zweischüssige Taschenpistole«, erwiderte sie.

»Dann benutze sie auch, ohne zu zögern, sollte dies notwendig sein.«

»Das werde ich, Joshua.«

Ihre Stimme klang sehr ruhig und gefasst. Und es war eine Vertrautheit zwischen uns, so als wären wir tatsächlich Schwester und Bruder. Wir duzten uns. Sie war nicht mehr die Tochter meines Patrons – nein, wir waren Gefährten.

Nach einer Weile blickte ich zurück.

Ja, da kamen auch die drei Revolverschwinger den langen Hang vom Hügelrücken heruntergeritten. Aber noch hielten sie Abstand.

☆☆☆

Es war schon nach Mitternacht und wir mussten an die vierzig Meilen geritten sein, als wir anhielten. Denn unsere Pferde mussten sich ausruhen. Auch Francisca brauchte eine Erholung. Sonst würde sie mir bald vom Pferd fallen.

Die Nacht war tatsächlich mond- und sternenhell mit meilenweiter Sicht. Und dennoch gab es überall Schatten, die tiefer waren als die Schatten, die das Sonnenlicht wirft.

Wir hatten einen guten Rastplatz an einer Wasserstelle gefunden. Es gab hier einige große Steine, auch kleine Felsen, und dazwischen wuchsen Büsche. Zwei alte Cottonwoods überragten alles. Sie warfen etwas Schatten, und auch die größeren Felsen taten das.

Ich versorgte die Pferde, tränkte sie also, sattelte sie ab und massierte sie auch durch, rieb ihnen den Schweiß mit den Satteldecken ab, die ich dann zum Trocknen über einige Büsche legte.

Wir würden bald alle streng nach Pferdeschweiß riechen. Aber das war das geringste Übel.

Francisca hatte sich an der Wasserstelle erfrischt und mich dann gefragt, ob sie ein Feuer anmachen könne.

»Sicher, warum nicht, denn die Kerle wissen ohnehin, wo wir rasten. Sie würden uns auch ohne Feuerschein finden.«

»Und wann werden sie kommen, Joshua?«, fragte sie ruhig.

»Wir können noch einige Stunden schlafen. Sie wissen, dass wir sie erwarten. Und so werden sie erst gegen Ende der Nacht kommen, weil sie glauben, dass wir nicht geschlafen haben und müde wurden. Es hat alles Zeit bis zum Morgengrauen.«

Sie schwieg eine Weile. Dann sagte sie: »Joshua, hast du schon viele Männer getötet und gab es schon mehr es einmal eine solche Situation wie jetzt für dich?«

»Einige Male«, erwiderte ich. »Und alles wird Schicksal sein.«

Da sprach sie nichts mehr, aber sie machte ein Feuer an aus trockenen Kakteen, die sie in der Umgebung sammelte. Dann briet sie Tortillas und kochte Kaffee.

Als ich mit den Pferden fertig war, da war das Abendbrot fertig.

Wir saßen uns dann am Feuer gegenüber, aßen und sahen uns an.

Schließlich sprach sie: »Joshua, in all den vielen Wochen und Monaten, wenn wir ausritten, weil mein Vater mich deinem Schutz anvertraute, da fragte ich mich oft, was du für ein Mann bist, woher du kommst und was du getan hast, bevor du auf die Hacienda Rosa Blanca kamst. Ich fragte dich nie. Doch jetzt frage ich dich. Denn wir werden wohl einen sehr langen Weg gemeinsam gehen, nicht wahr?«

Ich schwieg eine Weile, und es widerstrebte mir, ihr etwas über mich zu erzählen.

Doch dann sprach ich: »Wir hatten eine Ranch im San-Antonio-Land – meine Eltern, meine beiden Brüder, unsere Schwester und ich. Es war eine stolze Texas-Ranch mit zehntausend Rindern und mehr als tausend Pferden. Aber dann kam eine starke Bande von Bandoleros über den Rio Grande. Sie töteten meine ganze Familie, und sie hätten auch mich getötet, wenn ich daheim gewesen wäre. Ich konnte die Bande nur noch mit einigen unserer Reiter verfolgen. Es dauerte fast zwei Jahre, bis ich endlich die letzten dieser Mörder gefunden und getötet hatte. Ich kam dann angeschossen zu euch auf die Hacienda.«

Ich schwieg nun.