G. F. Unger Western-Bestseller 2360 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2360 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Der Vormann Dan Lee ist blind in der Treue zu seinem Rancher. Doch als er dessen teuflisches Spiel erkennt, erweist sich, wer der wirklich Starke im Two-Fork-Land ist ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Der wirklich Starke

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6436-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der wirklich Starke

Rhip Jordan unterschreibt die Verkaufsurkunde mit zitternder Hand. Dann richtet er sich langsam auf und atmet tief durch. Er wendet den hageren Kopf und blickt Simson Stoneway mit resignierender Bitterkeit an. »Das ist es wohl«, sagt er heiser. »Jetzt gehört meine Ranch Ihnen, Stoneway. Jetzt haben Sie es wieder einmal geschafft.« Die letzten Worte sagt er müde, und er ist ein alter, hagerer und zerbrochener Mann, dessen beste Zeit schon vor Jahren vorbei war.

Auch die Augen der anderen Männer richten sich auf Simson Stoneway. Richter Maugham Linds Falkenaugen wirken nachdenklich. Sheriff Jim Landergham schnauft und sein bulliger Körper wirkt angespannt, als müsste er sich beherrschen, um seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.

Nur Daniel Lee, der Vormann von Simson Stoneways mächtiger Henkeltopf-Ranch, wirkt still und reserviert. Aber auch er beobachtet seinen Boss mit einer gewissen Nachdenklichkeit. Doch was in dem dunkelhaarigen und hageren Vormann auch vorgehen mag – es bleibt tief unter der Oberfläche verborgen …

Simson Stoneway wirkt schon rein äußerlich wie ein großer Mann. Er ist blond, mit leuchtenden Blauaugen und einem kühnen Gesicht, und er ist prächtig gewachsen. Er ist ein Mann, neben dem andere Männer klein, unbedeutend und unwichtig wirken. Und immer wenn er lachend seine blitzenden Zahnreihen zeigt, ist es ein sieghaftes Lachen. Er scheint als helläugiger und hellhaariger Sieger auf die Welt gekommen zu sein. Und er weiß das und ist fest davon überzeugt, dass es so ist.

Langsam nimmt er die Urkunde vom Tisch, liest sie sorgfältig durch, faltet sie zusammen und steckt sie dann in die Innentasche seiner gut geschneiderten Jacke. Er trägt unter dieser Jacke eine schottische Weste. Seine Hosen sind aus Rehleder, und die Reitstiefel stammen aus Alabama. Sein perlgrauer Stetson hat drei Cowboy-Monatslöhne gekostet, und weil er jetzt seine Jacke öffnet, sieht man den mit Elfenbein ausgelegten Kolben eines Colts, der in einem vorzüglich angepassten Schulterholster steckt.

Als er die Urkunde weggesteckt hat, sieht er den alten Rhip Jordan fest und ruhig an.

»Ich habe einen fairen Preis gezahlt, nicht wahr?«, sagt er. Seine Stimme ist männlich und wohlklingend. »Und ich ziehe als Draufgabe die Anzeige gegen Ihren Sohn Frank zurück.« Nach diesen Worten blickt er den Sheriff und den Richter fest an. »Ich ziehe die Anzeige gegen Frank Jordan zurück«, wiederholt er. Und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: »Allerdings müssen die Jordans das Land verlassen. Nicht wahr, Rhip Jordan?«

Der Alte schluckt mühsam und nickt. Aber er sagt nichts mehr.

»Das wär’s also.« Simson Stoneway lächelt blitzend, nickt seinem Vormann zu und geht hinaus. Er bewegt sich sehr leicht und geschmeidig, obwohl er über sechseinhalb Fuß groß ist und etwa zweihundert Pfund wiegt. Sein Vormann folgt ihm wortlos – das heißt, er will ihm folgen.

Aber Richter Maugham Lind sagt sanft: »Einen Moment, Dan – nur einen kleinen Moment.«

Daniel Lee hält an und wendet sich noch einmal zurück. Er ist fast so groß wie Simson Stoneway, der hinaus auf die Straße getreten ist. Er ist hager und wirkt zäh, sehnig und hart. Sein Haar ist rabenschwarz, und in seinem dunklen Gesicht fallen seine hellgrauen Augen auf. Es sind feste und klare Augen, und es gibt nicht viele Männer im Land, die seinem Blick lange standhalten können. Von diesem Vormann geht eine besondere Härte aus, die jedoch nicht böse wirkt – wohl aber irgendwie unerbittlich und unnachgiebig.

Ja, er ist ohne Zweifel ein harter Mann in abgenutzter Weidekleidung, mit einem einfachen Colt an der Seite. Aber der Holzgriff dieses Colts wirkt sehr abgegriffen, dunkel glänzend und wie eine Warnung.

Es gab schon viele Männer auf Daniel Lees Wegen, die blickten in seine fest und kühl blickenden Augen – dann auf diesen Coltgriff und nochmals in die hellgrauen Augen.

Und dann gehorchten sie ihrer inneren Stimme und traten bescheiden zur Seite. Sie machten Daniel Lee Platz.

Der Richter, der Sheriff und der alte Rhip Jordan betrachten den Vormann der Henkeltopf-Ranch einige Atemzüge lang schweigend.

Dann sagt Richter Maugham Lind bitter: »Dein Boss wird immer unersättlicher und maßloser, Dan, je weiter er kommt. Warum dienst du ihm wie ein Hund? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was du auf dein Gewissen nimmst?«

In Daniel Lees dunklem und ruhigem Gesicht, unter dessen brauner Haut der Bartwuchs bläulich schimmert, bewegt sich nichts.

»Rhip bekam für seine Ranch einen fairen Preis«, sagt er knapp. »Und die Anzeige gegen seinen Sohn wird zurückgezogen. Was wollt ihr mehr? Ich diene meinem Boss nicht wie ein Hund! Wenn ihr das glaubt, so denkt ihr falsch. Ich reite für eine Ranch. Was ihr nützlich ist, ist gut für mich. Ich diene der Henkeltopf-Ranch. So müsst ihr es sehen. Und wenn zum Beispiel Rhip Jordan der Boss der Henkeltopf-Ranch wäre, würde ich genauso alles für die Ranch tun wie jetzt.«

Die Männer denken eine Weile über seine Worte nach.

Dann aber seufzt der Richter und sagt noch sanfter als zuvor: »Das tut mir leid, Dan! Eine große Ranch ist so gut oder so schlecht wie ihr Boss, der die Befehle gibt. Dan, wir können euch nicht beweisen, dass ihr Rhip Jordans Sohn Frank reingelegt und so in die Klemme gebracht habt, dass ihr Rhip Jordan auf die Knie zwingen konntet. Pass auf dich auf, Dan. Ich kannte deinen Vater. Deshalb gebe ich dir jetzt diesen Rat.«

»Yeah, mein Franky hat niemals Vieh gestohlen«, krächzt Rhip Jordan heiser. »Aber ihr …«

»Schluss damit!«, sagt Daniel Lee hart und geht hinaus.

Simson Stoneway erwartet ihn lächelnd auf dem Plankengehsteig. Er sagt mit leisem und spöttischem Lachen: »Ich habe durch die offene Tür natürlich jedes Wort gehört. Die Burschen neiden mir meinen tüchtigen Vormann. Aber es ist ja wirklich nicht wichtig, wer von uns beiden der Boss ist. Wir reiten beide für die Ranch, und sie soll die größte Ranch von ganz Wyoming werden.«

Sie gehen schweigend weiter, und als sie Reva Mills’ Modesalon erreichen, tritt das Mädchen heraus.

Beide Männer halten an und ziehen den Hut.

Simson Stoneway lächelt vergnügt und sieghaft. Er sagt: »Reva, ohne dich wäre diese jämmerliche Stadt Two Fork überhaupt nichts wert. Du wirst mit jedem Tag schöner. Darf ich dich am vierten Juli zum Ball führen? Irgendwann muss ich doch endlich einmal bei dir die große Chance bekommen.« Er lacht wieder auf seine gewinnende und sieghafte Art.

Reva Mills ist mittelgroß, schlank, gerade und hat graue Augen und dunkelrotes Haar, das wie der Glanz von Kastanien leuchtet. Es ist alles richtig an ihr, so, wie es sich ein Mann nur wünschen kann.

Sie betrachtet Simson Stoneway mit prüfender Nachdenklichkeit. Dann sagt sie ruhig: »Sim, du bist nicht der Mann, mit dem ein Mädchen von meiner Sorte unbesorgt zum Tanz gehen sollte.«

Sie wendet sich ab und verschwindet in ihrem Laden.

Daniel Lee sieht Simson Stoneway an.

Bevor er etwas sagen kann, spricht dieser: »Vielleicht kannst du sie zum Ball führen. Ich habe kein Glück bei ihr. Oder sie fürchtet sich davor, dass sie mich doch küssen würde. Ich werde langsam reiten und am Creek auf dich warten. Dan, dieses Mädel ist eine kleine Hexe. Pass auf dich auf, dass sie dich nicht mit Haut und Haaren bekommt. Dann musst du tun, was sie dir sagt.«

Er grinst, und in seinen blauen Augen ist ein ärgerlicher und fast zorniger Ausdruck. Er dreht sich auf dem Absatz um und geht davon.

Daniel Lee betritt den Laden und schließt die Tür. Das Glöckchen bimmelt. Und Reva Mills steht hinter dem Ladentisch und blickt ihn gerade und offen an. Sie wirkt sehr ernst.

»Nun, Reva«, murmelt Daniel Lee, »du kannst Sim Stoneway wohl nicht leiden. Er ist mein Freund.«

»Du bist sein Freund«, sagt sie derb. »Aber er kann niemals der Freund eines Mannes sein. Dan, warum bist du Sim Stoneway gegenüber so blind?«

»Er ist in Ordnung«, murmelt Daniel Lee. »Wir wuchsen zusammen auf. Sein Vater nahm mich als kleinen Jungen zu sich, damit Sim einen Freund und Bruder bekommt. Sim war sein ganzes Leben lang zu mir sauber und anständig. Als wir alt genug waren und auf die Idee kamen, aus der kleinen Stoneway Ranch die größte Ranch von Wyoming zu machen, da war jedem von uns klar, dass nur einer von uns der Boss sein konnte. Wir ließen das Los entscheiden. Auch ich hätte Sims Boss werden können. Und er würde mir genauso treu sein wie ich ihm.«

Die Augen des Mädchens werden groß. Und sie kommt um den Ladentisch herum, bis sie ihre Hände gegen Daniels Brust legen kann. Sie greift um die Säume seiner ärmellosen Weste und versucht ihn zu schütteln.

»Wach auf, wach auf, Dan!«, sagt sie. »Fast jeder Mensch im Land weiß, dass er ohne dich eine Null wäre. Niemals hätte er es fertig bringen können, fünftausend Rinder von Texas bis nach Wyoming zu treiben. Auch kein anderer Mann hätte das vermocht.«

»Auch Sim hätte die Herde ans Ziel gebracht«, unterbricht er sie.

»Du kennst deine eigene Größe und Stärke nicht«, unterbricht Reva ihn bitter und lässt die Säume seiner Weste los. Sie wendet sich ab und kehrt hinter ihren Ladentisch zurück. »Ich könnte dir noch einige andere Dinge nennen, Dan, die du vollbrachtest und er niemals vollbracht hätte. Aber es ist zwecklos. Darauf kommt es jetzt nicht an. Ich will dich vielmehr fragen, ob du dir darüber klar bist, welches Spiel Simson Stoneway treibt. Er setzt stets seine nächsten Nachbarn unter Druck – bis sie aufgeben und an ihn verkaufen. Carl Bannak und Tom Cumming wurden auf der Weide niedergeschossen, als sie die Fährten gestohlener Rinder verfolgten. Und Simson Stoneway kaufte Bannaks und Cummings Witwen aus. Und Bruce Walker versperrtet ihr den Weg zum Fluss, sodass er für seine Rinder kein Wasser hatte.«

»Wir nehmen jede Chance wahr«, murmelt Daniel Lee. »Mit Carl Bannaks und Tom Cummings Tod hat die Henkeltopf-Ranch natürlich nichts zu tun. Es gibt Viehdiebe im Land.«

»Du tust mir leid, Dan«, spricht sie nach einigen Atemzügen weiter. »Gegenüber Simson Stoneway bist du blind und taub. Du siehst ihn nicht richtig – nicht so, wie ich und wie einige andere Menschen, die ihn anders kennengelernt haben. Weißt du überhaupt, woher er euer Betriebskapital bekommen hat?«

»Die Bücher führt Sim«, sagt Daniel abweisend. »Ich sorge für die Rinder und führe die Mannschaft. Die Verwaltung hat Sim in den Händen. Und er ist mein Freund. Er ist in Ordnung. Wir arbeiten beide an einem großen Werk.« Er sagt es stolz, und in seinen grauen Augen liegt ein besonderer Glanz.

Plötzlich versteht Reva ihn besser. Und nun verspürt sie ein Gefühl von Traurigkeit und Mitleid.

»Wenn ihr so groß werden wollt, müsst ihr noch viele Nachbarn vertreiben«, sagt sie. »Ihr werdet in Zukunft kämpfen müssen – nicht auf Simson Stoneways Art, sondern offen und vor aller Welt. Und diesen offenen Kampf wirst du zu führen haben. Simson Stoneway …«

»Genug, Reva«, unterbricht er sie. »Ich weiß, du bist mit allen Leuten gut befreundet. Sie haben dich wohl dazu ausersehen, dass du mich der Henkeltopf-Ranch abtrünnig machst. Und wenn man dich so reden hört, da klingt immer mehr heraus, dass Simson Stoneway ein großer Schuft sein soll.«

»Das ist er auch – nur du weißt es nicht«, erwidert sie scharf. »Ich kann dir einige Geschichten …«

»Ich will nichts hören«, sagt er.

Er wendet sich zur Tür.

»Ich hatte dich schon als kleines Mädchen gern, Reva«, murmelt er von dort. »Und ich wollte dich wirklich bitten, mit mir am Unabhängigkeitstag zum Ball zu gehen.«

»Auf diese Einladung habe ich gewartet«, sagt sie schnell. Ihre Wangen werden etwas rot dabei.

Aber er schüttelt den Kopf. »Du kannst die Dinge nicht so sehen wie ich«, murmelt er. »Und du kannst Sim nicht leiden. Du würdest nie auf der Henkeltopf-Ranch leben können. Es ist besser, wir fangen gar nicht erst etwas an.«

»Du Narr!«, sagt sie heftig.

Und er erwidert nichts und verlässt ihren kleinen Laden, in dem sie Kleidung für Ladys und Kinder verkauft, die sie selbst in ihrer Nähstube anfertigt.

»Du Narr«, sagt sie nochmals, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hat und das Bimmeln des Glöckchens verklungen ist. »Eines Tages wirst du aufwachen und erkennen, dass du mitten in der Hölle bist. Und das alles wirst du deiner Blindheit gegenüber Sim Stoneway zu verdanken haben, den du für deinen Freund hältst und der ein Schuft ist. Ich weiß das. Und viele Leute in diesem Land wissen es. Nur du bist blind und taub.«

☆☆☆

Als Simson Stoneway nach einem ruhigen Siebenmeilenritt die Furt des Two Fork Creek erreicht und zu den schattigen Bäumen hinüberlenkt, steht unter den Bäumen ein mausgraues Pferd, das so zäh und struppig wie ein Büffelwolf wirkt. Und an einem Baumstamm lehnt ein Mann, der an einem Stock herumschnitzt.

Simson Stoneway betrachtet diesen Mann eine Weile schweigend und nickt dann leicht.

»Es ist gut, Drango«, sagt er, »dass wir uns hier treffen. Es gibt wieder Arbeit für dich.«

»Ich dachte es mir«, sagt Drango McKeene. »Deshalb wartete ich hier darauf, dass du von der Stadt vorbeigeritten kommst. Die Sache hat also geklappt, nicht wahr? Nun, für mich war es ein Kinderspiel, Franky Jordan zum Viehdiebstahl zu verführen. Der Alte hielt seinen Sohn ziemlich knapp. Und ein wilder Junge wie Franky wollte etwas Spaß bei Karten und Mädchen. Als seine Schulden bei uns groß genug waren, drohte ich ihm, das Geld von seinem Vater zu kassieren. Und da ging er darauf ein, uns einige deiner Rinder zu bringen. Du hast seinen Alten also weich bekommen und die Ranch kaufen können. Was soll es jetzt sein, mein Bester? Du weißt doch, ich helfe dir gern.«

Er grinst schief, und er ist ein dunkler, geschmeidiger und indianerhafter Mann, von dem ständig ein Hauch von Wildheit ausgeht wie von einem Raubtier.

Und er ist ein Viehdieb und Revolverheld. Er führt ein wildes Rudel von Hartgesottenen, die in diesem wilden Land eine Zuflucht suchten und diese Zuflucht jenseits der Wind-River-Kette in Canyon Camp fanden – einer einstigen Goldgräbersiedlung, in der jetzt Verlorene leben, die im beständigen Hass gegen die Gesetze reiten.

Sheriff Jim Landergham würde dieses Canyon Camp gern an allen vier Ecken einreißen und anzünden. Und er würde auch gern einige Burschen haben, die dort leben und auf deren Köpfe hohe Belohnungen ausgesetzt sind.

Aber um diese Aktion durchführen zu können, brauchte der Sheriff zumindest fünfzig harte Männer.

Und diese Zahl bekommt er nicht in die Sättel. Solch ein starkes Aufgebot würde er nur zusammenbekommen, wenn Simson Stoneway die kleinen Mannschaften der anderen Ranches durch die große Henkeltopf-Mannschaft verstärkte.

Doch das tut Stoneway nicht.

Und deshalb kann der Sheriff das Banditencamp nicht ausräuchern.

Aber Drango McKeene erweist sich nicht nur aus diesem Grund Simson Stoneway gegenüber für dessen Neutralität erkenntlich. Zwischen Drango McKeene und dem Rancher gibt es noch einige Geheimnisse, die mit dem Betriebskapital zusammenhängen, das Simson Stoneway besorgte, als Daniel Lee zwei Jahre fort war, um von Texas eine Herde nach Wyoming zu bringen, jene Stammherde, aus der die jetzige Rinderzucht der Henkeltopf-Ranch stammt.

Sim Stoneway und sein Vormann Daniel Lee wollten nicht viele Jahre warten, bis aus einem kleinen Rudel Rinder eine große Herde wurde.

Daniel Lee ritt nach Texas und holte eine Herde von fünftausend Stück. Und das Geld dafür bekam er von Simson Stoneway.

Natürlich hat Daniel Lee gefragt, woher Simson Stoneway das Geld bekommen hatte. Und Simson Stoneway, der für einige Wochen nach Cheyenne geritten war, erklärte es ihm mit einem sieghaften Lachen.

»Ich bin eben ein Glücksjunge, Dan! Die Brown & Parker Bank hielt unsere Idee, gleich mit einer großen Texasherde anzufangen, für gut. Ich gefiel den Leuten auch mächtig. Und sie hatten ja auch kein Risiko, denn ich habe die kleine Ranch verpfändet, die mir mein Vater hinterließ.«

Daniel Lee bewunderte Simson Stoneways Klugheit und Voraussicht. Er nahm das Geld und ritt nach Texas. Nach zwei Jahren kam er mit der Herde zurück.

Und Simson Stoneway hatte schon wieder Geld besorgt. »Das war leicht«, sagte er. »Die Bank in Cheyenne hat schon von der großen Rinderherde gehört, die wir nach Wyoming gebracht haben. Wenn ich gewollt hätte, würden sie mir die doppelte Summe allein auf die Herde geliehen haben.«

Und wieder war für Daniel Lee alles in Ordnung.

Die Herde vermehrte sich dann. Simson Stoneway kaufte einige Nachbarn aus. Und er bezahlte auch die Treiber so gut, dass viele Reiter der Treibmannschaft als Cowboys blieben. Simson Stoneway hatte während Daniel Lees Abwesenheit eine große Ranch errichtet, mit vielen Gebäuden und weiträumigen Corrals. Er hatte für eine Pferdezucht gesorgt und mehr als tausend Tonnen Heu mähen lassen, mit dem sie die Longhorns durch den ersten harten Winter brachten.

Die Henkeltopf-Ranch war mit einem Mal stark und mächtig geworden.

Und im vergangenen Jahr hatten sie viertausend Rinder, das Stück für dreizehn Dollar, verkauft.

Sim Stoneway, der ja die Bücher der Ranch führte, hatte Daniel Lee auf die Schultern geklopft.

»Mein Freund«, hatte er dankbar gesagt, »jetzt haben wir alle Schulden bezahlt. Jetzt sind wir über den Berg. Und mit jedem Jahr werden wir jetzt ein mächtiges Stück größer.«

Und Daniel Lee war wieder einmal zufrieden, stolz und glücklich.

Von den Dingen, die zwischen Simson Stoneway und Drango McKeene sind, weiß er nichts.

Drango McKeene sagt also zu Simson Stoneway: »Was soll es jetzt sein, mein Bester? Du weißt, ich helfe dir gern.«

Er sagt es mit einem schiefen Grinsen und starrt zu Simson Stoneway hinauf, der unbeweglich im Sattel sitzt. Erst nach einer Weile murmelt Stoneway: »Als wir uns damals in Cheyenne begegneten, hast du das beste Geschäft deines Lebens gemacht. Es geht dir gut, nicht wahr?«

»Dir auch.« Drango McKeene grinst. »Ich frage mich manchmal, ob du dich selbst für so groß und mächtig hältst, wie es den Anschein hat – oder ob du ehrlich genug bist, um dir einzugestehen, dass du ohne mich und deinen Vormann eine recht kümmerliche Null wärest. Aber wir wollen uns nicht streiten, großer Mann. Was soll ich tun?«

»Die Big Horn Ranch der Morgans ist an der Reihe«, sagt Simson Stoneway kurz.

Drango McKeene atmet langsam aus und sagt: »Dir fällt wohl nichts mehr ein? Du kannst sie nicht alle nach dem gleichen Schema erledigen.«

»Pass auf«, gibt Stoneway zurück, »solange diese Dummköpfe keine Beweise haben, dass du für mich arbeitest, können sie mir nichts anhaben. Also, fang mit der Morgan Ranch an. Ich will sie kaufen. Und ich habe Jack Morgan bis zum vierten Juli eine Frist gegeben.«

»Du verdammter, großspuriger und eitler Narr«, sagt Drango McKeene bitter. »Jetzt gibst du schon vorher bekannt, wem du an die Kehle gehst. Vergiss nie, dass dein Anfangskapital zur Hälfte mir gehörte. Und eines Tages wirst du es auch deinem Vormann sagen müssen, wenn ich meinen Anteil herausziehe.«

»Wann wirst du das tun?«, fragt Stoneway ruhig zurück.

»Wenn du groß genug bist und deshalb mein Anteil groß genug sein wird, Sim. Nun gut, ich werde mir Jack Morgan vornehmen. Wenn seine schöne Schwester Angst genug um ihren Bruder bekommen hat, wird sie ihm wohl zu einem Verkauf zureden. Wir werden sehen.«

Er tritt zu seinem mausgrauen Pferd und sitzt auf. Stoneway blickt ihm nach, bis die Bäume und Büsche, zwischen denen McKeene am Creek entlangreitet, ihm die Sicht versperren.

Nun reitet der Rancher zur Furt. Er bleibt im Sattel, lässt sein Pferd saufen und zündet sich eine seiner langen, dünnen Zigarren an.