G. F. Unger Western-Bestseller 2363 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2363 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Auf der Suche nach seinem vermissten Partner kommt Lonestar Lane nach Clay City. Den toten Freund kann er nicht wieder lebendig machen, doch er kehrt die wilde Stadt mit eisernem Besen aus ...


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Seitenzahl: 158

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Inhalt

Cover

Impressum

Die wilde Stadt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Salvador Faba/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6612-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die wilde Stadt

Daniel Lane deutet auf das Brandzeichen seines Pferdes. »Haben Sie vor etwa drei Wochen einen Schecken mit diesem Brand in Ihrem Stall gehabt, Mister?«, fragt er sanft.

Der Alte betrachtet ihn eine Weile, blickt auch auf Daniels abgegriffenen Colt. Dann sagt er: »Ich habe die Frage erwartet, als ich das Brandzeichen Ihres Rappen sah, Fremder. Yeah, ich hatte das Pferd eine Weile hier im Stall. Vor drei Tagen verkaufte ich das Tier mit Sattel. Es fraß bei mir Futter, das niemand bezahlte.«

»Und der Besitzer? Ich meine den großen blonden Mann, der das Tier bei Ihnen einstellte. Was ist mit ihm?«

Der Stallmann zögert – und kaut an seinem breiten Schnurrbart. »War es Ihr Freund, Fremder?«

»Mein Freund und Partner! Er muss mit einer kleinen Rinderherde hier angekommen sein.«

»Und er war ein ziemlich wilder Junge, der dem Teufel gerne einige Haare aus dem Schwanz riss?«

»Yeah.«

»Das hat er auch in unserer lieben Stadt getan«, murmelt Ike Monk. »Er nannte sich Artie Crow, nicht wahr? Und dieser Name steht auch auf dem Totenschein, den der Doc ausstellte.«

Daniel Lane und Artie Crow hatten sich vor Jahren am Brazos River in einem wilden Camp kennengelernt. Artie steckte damals in einer Klemme, weil er einen Royal Flush in der Hand hatte und seine Spielpartner diesen Royal Flush nicht anerkennen wollten, da im Pokerpott mehr als tausend Dollar lagen. Artie hätte gegen die vier wilden Jungs keine Chance gehabt.

Doch Daniel Lane mischte sich ein, und seit diesem Tag blieben sie zusammen. Artie blieb immer der leichtsinnige und verwegene Junge, auf den Daniel Lane aufpassen musste wie auf einen kleinen Bruder.

Jetzt sollte er also tot sein.

»Warum habe ich Narr ihn reiten lassen?«, murmelt Daniel bitter. »Ich hätte wissen müssen, dass ihn die zwei Jahre auf der einsamen Weide nicht verändert haben.«

Er hebt den Kopf und blickt Ike Monk an.

»Wollen Sie mir die Geschichte nicht genauer erzählen?«

Ike Monk betrachtet ihn nun nochmals. »Warum nicht?«, murmelt er. »Fast alle Leute in Clay City könnten Ihnen diese Geschichte erzählen. In meinem Alter wird ein Mann zumeist geschwätzig und hört sich gerne reden. Aber versorgen Sie lieber erst Ihr Pferd. Es hat ein Recht darauf. Der linke Vorderhuf muss sicherlich beschlagen werden.«

»Ich habe keinen einzigen Cent in der Tasche«, erwidert Daniel.

»Das macht nichts. Ich habe das Pferd und den Sattel Ihres Freundes verkauft. Abzüglich der Summe, die Artie Crow mir schuldig war, bekommen Sie noch achtundfünfzig Dollar heraus.«

Da nickt Daniel und folgt dem Stallmann mit dem Rappen bis zu einer leeren Box. Beide versorgen sie dann schweigend das müde Tier. Dann kehren sie zu dem Vorraum zurück und nehmen auf der Futterkiste Platz.

»Yeah, Artie Crow kam mit einer Herde und verkaufte diese«, murmelt Ike Monk dann. »Er kam jeden Tag in den Stall, um nach seinem Pferd zu sehen. Und jedes Mal sagte er mir, dass es ihm in dieser Stadt gefiele und er leider schon morgen heimreiten müsse. Das sagte er mir jeden Tag, und so vergingen zehn Tage. Er hatte auch Glück im Spiel und trug mehr als zweitausend Dollar in seinen Taschen herum. Er war ein tüchtiger Junge. Am elften Tage erkannte er wohl das größte Geschäft seines Lebens.«

Hier macht der Alte eine Pause und betrachtet Daniel von der Seite her, als müsste er ihn nochmals abschätzen.

»Hier in unserer Stadt war der Whisky alle«, sagt er dann. »Ein Zug war entgleist, und gerade der Waggon mit der Whiskyladung wurde restlos zertrümmert. Die Stadt war ohne Schnaps. Und das war schlimm für alle durstigen Jungs. Artie Crow erkannte seine Chance. Er telegrafierte schon mit Kansas City, bevor die Saloonwirte hier richtig Bescheid wussten. So kam es, dass Artie Crow hier plötzlich zum Zwischenhändler von Schnaps, Wein und Bier wurde. Ich weiß nicht, wie er es fertiggebracht hat, aber jeder Tropfen Feuerwasser, der nach Clay City kam, gehörte ihm. Alle Sendungen waren an ihn gerichtet. Die Wirte hier in unserer Stadt und sogar der große Darren McMahon mussten sich an Artie wenden, wenn sie ihre durstigen Gäste zufriedenstellen wollten. Binnen weniger Tage hatte Artie Crow mehr als zehntausend Dollar verdient.«

»Und dann tötete ihn jemand?«, fragt Daniel Lane rau.

»Yeah, man fand ihn in einer Gasse.«

»Ausgeplündert?«

»Nun, er hatte drei Dollar in der Tasche. Das ist alles, Fremder. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Es wäre gut, wenn Sie mich jetzt nicht danach fragen würden, wer Ihren guten Freund getötet haben könnte.«

»Aha, es gibt also bestimmte Vermutungen?«

»Wenn Sie lange genug in dieser Stadt sind, werden Sie schnell herausfinden, welchen Mann Artie Crow sich zum Gegner gemacht hatte. Aber das geht mich nichts an. Das müssen Sie selbst herausfinden. Wollen Sie einen kostenlosen Rat von mir, Fremder?«

»Yeah. Mein Name ist Daniel Lane.«

»Well, Dan Lane, mein Rat lautet: Reiten Sie schnell wieder fort. Es wird nicht lange dauern, dann wird jemand herausfinden, dass Ihr Pferd den gleichen Brand wie Artie Crows Tier trägt. Und dann bekommen Sie eine Menge Verdruss, junger Freund. Sie können Artie Crow nicht mehr lebendig machen.«

Daniel Lane erwidert nichts. Er nimmt sein Bündel auf und will den Stall verlassen.

»He, Sie bekommen noch das Geld für Artie Crows Pferd«, sagt der Alte hinter ihm.

Daniel hält inne. »Geben Sie mir fünfzig Dollar und behalten Sie die anderen als Vorschuss für Futtergeld und Stallmiete.«

Der Stallmann schlurft zu seinem Büroverschlag in der Ecke. Er zündet dort drinnen eine Lampe an. Durch das Fenster kann Daniel sehen, wie Ike Monk seine Geldkassette öffnet.

Als Daniel den Kopf wieder wendet, sieht er im offenen Stalltor einen Mann stehen, der ihn aufmerksam betrachtet. Der Mann trägt einen Prince-Albert-Rock, ein weißes Hemd, eine Samtschleife und einen breiten Hut mit sehr flacher Krone. Er kommt in den Stall herein, sieht Daniel scharf an und geht den Gang entlang. Als er die Box erreicht, in der Daniels Rappe steht, hält er an, wirft einen Blick auf das Brandzeichen und kehrt wieder um.

»Willkommen in unserer Stadt, Mister Lane«, sagt er sanft. »Ich bin Rick Bakalyan und habe hier ein Anwaltsbüro. Artie Crow hat meine Dienste in Anspruch genommen. Ich glaube, wir sind in der kurzen Zeit ziemlich gute Freunde geworden. Er hat mir viel von Ihnen erzählt, Mister Lane.«

Daniel betrachtet den Mann eingehend. Ike Monk kommt aus seinem Büroverschlag geschlurft und drückt ihm fünfzig Dollar in die Hand. Dabei sagt er: »Ihr Artie Crow hat wohl immer sehr schnell Freundschaft geschlossen, Daniel Lane?«

»Das hat er. Er war ein großes Kind«, erwidert Daniel und betrachtet den Anwalt immer noch aufmerksam. Er kann wirklich nicht sagen, dass ihm dieser Rick Bakalyan gefällt. Der Anwalt wirkt eher wie ein Kartenhai aus einem Spielsaloon. Er hat ein langes Pferdegesicht und zu kurze Lippen, die ständig gelbe Zähne sehen lassen, sodass er wirkt, als grinse er unentwegt. Er hat zwei kleine schwarze Augen, die ständig nach allen Seiten blicken und so unruhig sind wie die eines misstrauischen und feigen Bastardhundes.

»Wozu brauchte Artie Crow Ihre Hilfe?«, fragt Daniel ruhig.

»Selbst der tüchtigste Geschäftsmann braucht die Hilfe eines guten Anwalts«, erklärt Rick Bakalyan mild. »Und Artie Crow war einige Tage sehr erfolgreich.«

»Kennen Sie seinen Mörder?«, fragt Daniel plötzlich, und er sieht, wie der Mann leicht zusammenzuckt und einen halben Schritt zurückweicht.

»Oh, Sie reiten sehr schnelle Pferde, Mister!«, schnappt der Anwalt dann. Er reißt sich zusammen und sagt ruhiger: »Es wird nicht schwer sein für Sie, herauszufinden, wer Interesse daran hatte, dass Artie Crow keine Geschäfte mehr machen konnte.«

Nach diesen Worten greift er an die Hutkrempe und geht hinaus.

Daniel sieht den Stallmann an. Doch der wendet sich plötzlich ab und geht in seinen Verschlag zurück.

Daniel atmet aus, schwingt sich sein Bündel über die Schulter und verlässt den Stall. Er betritt den Plankengehsteig auf der Straße und geht darauf entlang, bis er zum Eingang eines Hotels kommt.

»Imperial Hotel, Besitzer D. McMahon.«

Das steht auf dem Schild.

Ein Mann tritt aus der Dunkelheit einer Nische. Seine Glieder knacken. Es ist der Anwalt Rick Bakalyan. Er geht an Daniel vorbei und sagt: »Die ganze Stadt gehört ihm, und er musste von Artie Crow teuren Whisky kaufen.«

Dann ist der Anwalt vorbei.

Nachdenklich betritt Daniel das Hotel. Hinter dem Anmeldepult sitzt ein alter Mann. Dieser Mann wirkt verschlafen, aber er wird ganz plötzlich hellwach, so als wäre ihm ein Schrecken in die Glieder gefahren. Er starrt den späten Gast an wie einen Geist. Dabei schnappt er nach Luft und keucht: »Oh, was ist das?«

Daniel Lane betrachtet Hank Bennett ernst. Ja, er kennt ihn, und er weiß auch und ist darauf vorbereitet, dass es in dieser wilden Stadt hier mehr als einen Mann geben wird, dem er bekannt ist. Wilde Städte wie Clay City gleichen gewissermaßen Sammelplätzen, zu denen gewisse Sorten von Männern streben, die nichts anderes als Hechte im Karpfenteich sind.

Daniel Lane, der seiner Vergangenheit entkam und mehr als zwei Jahre auf einer einsamen Weide lebte, hat nun einen Schritt getan, der ihn wieder aus der Vergangenheit treten ließ.

Er sagt zu Hank Bennett: »Nun, Bennett, wir kennen uns gut, nicht wahr?«

»Ich dachte, Sie wären tot« krächzt der alte Mann. »Zum Teufel. Sie leben wohl länger als sieben Katzen?«

Daniel Lane grinst. Er dreht das Anmeldebuch herum und trägt sich darin ein. Er schreibt: Daniel Lane. LC Ranch. Osage Creek, Kansas. Dann streckt er die Hand aus und murmelt: »Zimmerschlüssel, Bennett.«

Der gehorcht. Als Daniel Lane die Treppe hinaufgegangen ist und oben die Tür klappt, setzt sich Hank Bennett in Bewegung. Er verlässt das Hotel und betritt wenige Minuten später durch die Hintertür ein bestimmtes Haus.

In einem Raum, der halb als Büro und halb als Wohnzimmer eingerichtet ist, sitzen einige Männer beim Pokerspiel.

Hank Bennett sieht aber nur einen dieser Männer an und sagt: »Ich habe einen Tiger gesehen, McMahon. Er geht auf zwei Beinen und trägt einen alten Colt. Sein Name ist Daniel Lane, und er kommt von der LC Ranch am Osage Creek in Kansas.«

Dann ist es eine Weile still. Endlich sagt eine Stimme: »Dieser Artie Crow kam auch von der LC Ranch. Sein Pferd und seine Rinder trugen dieses Brandzeichen. Wer, zum Teufel, ist Daniel Lane? Hank, woran erkennst du einen Tiger? An den Streifen im Fell oder …?«

Aber Bennett achtet gar nicht auf die Worte dieses Mannes. Er blickt immer noch Darren McMahon an, denn dieser hat sich noch nicht bewegt und bisher auch noch kein Wort gesagt.

Aber jetzt blickt er Hank Bennett sehr interessiert an und fragt sanft und lässig: »Erzähl mir was. Hank Bennett. Vielleicht begreife ich dann deine Aufregung.«

Er schiebt eine Whiskyflasche und ein Glas über den Tisch. Hank Bennett trinkt und setzt sich dann auf einen Stuhl. Er wirkt sehr schlapp und müde.

Und er sagt: »Lonestar Lane! Kennt ihr jetzt den gestreiften Tiger, Leute?«

Seine Erwartung wird nicht enttäuscht, denn er hört nun einige scharfe Atemzüge.

Und die Männer wissen jetzt:

1. Lonestar Lane war 1867 Marshal in Fort Worth.

2. Lonestar Lane wurde 1868 US Deputy Marshal im Texas-Territorium und jagte elf Monate die Jersey-Bande, die in »Lillys Saloon zu Jersey« ihr Hauptquartier hatte. Lonestar Lane war jener starke Mann, der die Anfänge des Gesetzes westlich des Pecos River zur Geltung brachte.

3. Black Lonestar Lane wurde in Santa Fe, als er dort die letzten Mitglieder der Jersey-Bande stellte, von diesen schlimm verwundet. Er war aber trotzdem der einzige Überlebende des Kampfes. Später tauchten Gerüchte auf, er wäre gestorben. Und man hat dann auch fast vier Jahre lang nichts mehr von ihm gehört.

All diese Dinge werden nun Darren McMahon und seinen Männern klar. Sie erinnern sich wieder an alles und begreifen, dass Bennett nicht übertrieben hat.

Darren McMahon überlegt volle drei Minuten. Dann sieht er zwei Männer an, deren Revolverdienste er nobel bezahlt. Er fragt diese beiden Männer: »Besuchen wir Mister Daniel Lane mal? Solche Dinge schiebe ich nie lange auf.«

Er betrachtet die beiden Männer scharf und studiert sie genau. Aber er kann keine Furcht an ihnen erkennen. Wess Rip und Russ Besam kennen Furcht nicht. Sie arbeiten schon sehr lange in ihrer Branche, und ihre Erfolge haben ihnen ein unumstößliches Selbstvertrauen gegeben. Für Mr Wess Rip und Mr Russ Besam gibt es auf dieser Welt keinen Mann, mit dem sie ihrer Meinung nach nicht zurechtkommen würden.

☆☆☆

Daniel Lane hat sich gewaschen und rasiert, als es an der Tür klopft. Er wirft einen Blick auf seinen Waffengurt, der auf dem Bett liegt. Er grinst kurz und greift in seine linke Hosentasche, so als wollte er sich davon überzeugen, dass dort ein gewisser Gegenstand noch vorhanden sei.

Dann wendet er sich zur Tür und ruft ruhig: »Yeah …?«

Darren McMahon ist nicht sehr groß, aber breit und massig. Er erinnert immer an eine beharrliche Bulldogge, die sich durch nichts von ihrem Ziel abbringen lässt.

Einen Moment bleibt er in der Tür stehen und sieht Daniel Lane an. Sein Bullengesicht und seine wasserhellen Augen bleiben völlig ausdruckslos.

Daniels Oberkörper ist noch nackt und sein dunkles Haar ist noch feucht. Er sagt nichts, sondern studiert McMahon ebenfalls. Der kommt jetzt schnaufend herein, wirft einen misstrauischen Blick auf den wackligen Stuhl und geht dann zum Bett. Darauf lässt er sich nieder, und seine Rechte befindet sich in Reichweite zu Daniels Waffengürtel und dem Colt.

Daniel betrachtet die beiden anderen Männer, die hinter McMahon ins Zimmer kommen. Sie schließen die Tür und lehnen sich rechts und links neben ihr an die Wand. Wess Rip ist so hager wie ein Wüstenwolf. Und Russ Besam wirkt wie ein Büffel. Man erkennt sofort, dass sie langjährige Partner und sicherlich vorzüglich aufeinander eingespielt sind.

Daniel Lane setzt sich auf die Kante der Kommode, in der er seine wenigen Habseligkeiten verstaut hat.

»Ich denke mir, dass Sie McMahon sind«, sagt er ruhig.

»Und was denken Sie noch, Black Lonestar Lane?«

»Ich habe mir noch kein Urteil gebildet, McMahon.«

»Aber Sie sind hier, um diesen Artie Crow zu rächen?«

»Er war mein Freund und Partner. Er erinnerte mich immer an meinen kleinen Bruder, der von den Banditen der Jersey-Bande getötet wurde.«

»Ich kenne die Geschichte. Sie wurde überall bekannt«, murmelt McMahon nachdenklich. Er klatscht sich auf seine dicken Schenkel, die die Hosenbeine prall ausfüllen.

»Nun gut«, murmelt er. »Der prächtige Glücksjunge Artie kam in diese Stadt. Er hatte die Rinder gut verkauft und verdreifachte dieses Geld beim Pokerspiel. Er war wirklich ein Glücksjunge. Und schlau und gerissen war er. Als diese Stadt ohne Whisky und Bier war, brachte er es fertig, telegrafisch alle Whisky- und Biervorräte in Kansas City aufzukaufen. Und Kansas City war der einzige Ort, von wo wir schnellstens Nachschub bekommen konnten. Er hat mir viel Kummer bereitet, dieser prächtige Artie Crow.«

»Und dann hat ihn jemand erschossen«, spricht Daniel Lane ruhig. »Das ist ein mächtig rauer Stil, nicht wahr, McMahon?«

Der nickt.

Er sieht Daniel Lane bitter an. »Wir werden Kummer miteinander bekommen, Lane, nicht wahr? Ich leite die Stadt auf eine ziemlich harte Art. Ich hatte diesem Artie Crow ein Ultimatum gesetzt, hier zu verschwinden. Und als das Ultimatum abgelaufen war, tötete ihn jemand. So liegen die Tatsachen. Das alles hätten Sie bald herausbekommen, Lane. Sie wären dann sofort auf mich losgegangen, nicht wahr?«

Daniel Lane verspürt in seinem Innern eine ansteigende Verwunderung. Er lässt das Schweigen einige Sekunden andauern und wird sich darüber klar, dass dieser Darren McMahon mehr ist als nur ein Muskelklotz und harter Mann. Er begreift, dass McMahons Stärke nicht nur körperlich ist. Dieser Mann ist nicht nur rau und stark, gerissen und rücksichtslos. McMahon ist schlau! Und er handelt schnell. Er zögert keine Sekunde.

»Haben Sie Artie Crow etwa nicht umbringen lassen?«

Daniel Lane fragt es mit grimmigem Spott. Er wirft einen harten Blick zu den beiden anderen Männern hinüber. Die erwidern seinen Blick ebenso hart.

Darren McMahon schnaubt seltsam. »Natürlich hätte ich Artie Crow zerbrechen und zum Teufel jagen lassen«, sagt er dann. »Aber meine guten Jungs waren noch nicht zu ihm unterwegs. Ein anderer Mann kam mir zuvor. Aber das werden Sie mir sicherlich nicht glauben, Lane. Und deshalb bin ich hier. Ich erwarte nicht, dass Sie mir meine Unschuld glauben, weil alles gegen mich spricht. Ich schere mich auch einen Teufel darum, ob Sie mich für Artie Crows Tod verantwortlich machen oder nicht. Ich sage Ihnen ganz einfach, dass Sie auf der Stelle meine Stadt wieder verlassen. Packen Sie Ihr Bündel. Die beiden Gentlemen begleiten Sie zum Mietstall und bringen Sie aus der Stadt. Das ist alles!«

Daniel Lane nickt. Er greift langsam in die Tasche und zieht einen alten Tabaksbeutel und eine Pfeife hervor. Er stopft sie und setzt sie in Brand.

Dann sagt er: »Ich habe es mir gleich gedacht, dass die Stadt einem Halbgott gehört. Aber Sie mögen für andere Leute so groß wie ein Berg sein, McMahon, für mich nicht! Ich bleibe hier!«

McMahon seufzt. Er faltet die Hände auf seinem Schoss und sagt bedauernd: »Ich habe natürlich gewusst, dass es nicht so einfach mit Ihnen sein wird. Wissen Sie, Lane, ich habe nichts gegen Sie persönlich. Es ist nur ganz einfach so, dass ich in meiner Stadt einige Feinde habe. Es gibt immer noch Bürger, die den Fortschritt und das Geldverdienen nicht so lieben. Sie haben einen berühmten Namen, Mann. Ich kann nicht das Risiko eingehen, dass sich unter Ihrer Führung eine Partei gegen mich bildet. Der Betrieb in dieser Stadt ist jetzt gerade richtig, Lane. Sie müssen wieder fort! Das ist nicht nur für mich gut und erspart mir Kummer, es ist auch gut für Sie!«

Er blickt zu seinen beiden Männern hinüber und nickt ihnen zu.

»Fangt an, Jungs!«

Die beiden anderen Männer stoßen sich von der Wand ab.

»In diesem Zimmer hier wird wohl nichts heil und ganz bleiben«, murmelt Russ Besam, und in seinen sonst so ausdruckslosen Augen glitzert eine böse Freude.

Daniel Lane behält die Tabakspfeife im Mund und schiebt beide Hände in die Hosentasche, so als wollte er damit ausdrücken, dass er nicht kämpfen möchte.

Da halten die beiden Burschen, die schon vorgerückt waren, inne.

»Es sieht so aus«, sagt Wess Rip, »als hätte er keine Lust.«

Aber da nimmt Daniel Lane seine Hände aus den Taschen. Und in der einen Hand hält er jetzt einen kleinen Colt-Derringer. Die kleine, doppelläufige Waffe sieht eigentlich sehr unscheinbar aus.

Für seine drei unerbetenen Besucher ist sie eine echte Überraschung.

Und sie machen jetzt auch nicht den Fehler, etwas zu riskieren.

Bei einem Mann wie Daniel Lane macht man so einen Leichtsinn nicht, wenn er ein Schießeisen in der Hand hält.

Es ist eine Weile still.