G. F. Unger Western-Bestseller 2368 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2368 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Es war nur ein Stück Blech, das sich Jim Derrick an die Weste heftete, um für seinen Vater gegen Pat Fargos Killergarde zu kämpfen - aber es stand für Recht und Gesetz ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Nur ein Marshalstern

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6617-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nur ein Marshalstern

Der Siedler Jack Smith reitet von Norden her in die Stadt – und so klein und krumm er auch ist, er besitzt den Stolz eines echten Mannes. Denn auch ein kleiner, armer, mit sieben hungrigen Kindern geplagter Siedler kann stolz und furchtlos sein, und der Stolz ist sein kostbarster Besitz, den er sich nicht nehmen lässt – auch nicht von Patrick Fargos Leuten.

Jack Smith reitet auf der staubigen Fahrbahn in die Stadt. Er sitzt in einem alten Sattel, mit einem alten Colt im Hosenbund und auf seinem besten Ackerpferd. Ja, wie ein kleiner und entschlossener Kampfhahn kommt er in die Stadt Comanche geritten. Aber als er die Männer auf der Veranda des Bell Star Saloons erkennt, fühlt er sein Herz im Hals klopfen, und er muss mehrmals trocken schlucken.

Warum bin ich nicht von der Südseite her in die Stadt geritten?, denkt er bitter. Dann hätte ich nicht am Saloon vorbeireiten müssen.

Einen Moment fühlt er sich versucht, sein Vorhaben aufzugeben und die Stadt wieder zu verlassen. Aber da spürt er wieder seinen Stolz in sich.

»Sie werden es nicht wagen«, knurrt er heiser und reitet weiter …

Als er nur noch fünfzig Schritt von der Veranda des Bell Star Saloons entfernt ist, bewegt sich einer der drei Riesen, tritt die Stufen hinunter und stellt sich Jack Smith in den Weg.

Jack Smith hält dicht vor Noel Field an, beugt sich drahtig vor, zieht seine Augenbrauen zusammen und fragt: »Was willst du von mir, Field?«

»Das weißt du doch, Kleiner«, grinst der Riese und verzerrt dabei sein zerschlagenes und von vielen Zeichen harter Kämpfe geprägtes Gesicht.

»Das weißt du doch, Jacky«, wiederholt er und tritt dicht an Jack Smiths Steigbügel, sodass seine mächtige Brust Jacks Knie berührt.

Jack Smith schluckt wieder hart, aber dann sieht er fest in die gierigen Augen des einstigen Preiskämpfers und sagt: »Ich bin unterwegs zum Sheriff – und niemand wird mich aufhalten. Ich werde dem Sheriff schon die Augen über euch Halunken öffnen!«

»Aber Jacky!« Noel Field grinst. »Wir haben dir doch verboten, zum Sheriff zu gehen. Wir haben dir doch gesagt, dass du mit deiner Familie zu verschwinden hast. Und nun kommst du stolz in die Stadt geritten und willst eine Anzeige gegen uns erstatten? Du bist ein Narr, kleiner Jacky! Überdies ist der Sheriff gar nicht da. Also reite lieber wieder zurück, pack deine Siebensachen auf den Wagen und verschwinde! Du weißt doch, dass du so sehr verschuldet bist, dass dir deine Siedlerstätte schon gar nicht mehr gehört. Sei vernünftig, Jack! Ich müsste dich sonst vom Pferd holen und verprügeln. Mein Boss will es so, wenn du nicht zur Vernunft kommst. Also Jacky …«

»Genug!«, zischt Jacky Smith. »Ihr Schufte habt gestern meine Ernte abgebrannt, sodass ich jetzt meine Schuldzinsen nicht bezahlen kann. Ich habe euch erkannt. Ich werde dem Sheriff …«

Weiter kommt Jack Smith nicht. Obwohl er sein Pferd wieder antrieb und mit der Rechten schon an den alten Colt im Hosenbund griff, reißt ihn Noel Field jetzt mit einem einzigen Ruck aus dem Sattel. Jack Smith bekommt zwar den Colt frei, aber der riesige Muskelmann wirft ihn, mit dem Gesicht voraus, in den tiefen Staub der Fahrbahn und tritt dann auf Jacks Handgelenk.

Jack stöhnt vor Schmerz, aber er taumelt hoch und tritt nach den Schienbeinen des fast doppelt so schweren Mannes.

Darauf bekommt er die fürchterlichste Tracht Prügel seines Lebens.

Dies geschieht mitten auf der Hauptstraße von Comanche, und obwohl viele Menschen zusehen, erhält Jack Smith vorerst von keiner Seite Hilfe.

Als Jack Smith dann nur noch ein stöhnendes Bündel ist, hebt ihn Noel Field aus dem Staub und wirft ihn ins Wasser des Tränktroges vor dem Saloon. Er lässt ihn einige Sekunden darin liegen, holt ihn wieder heraus und legt ihn über den Sattel des breiten Ackerpferdes. Er wendet das Tier und schlägt ihm den Hut auf die Hinterhand.

»Jacky, wenn du noch einmal in die Stadt kommst, reiße ich dich in kleine Stücke!«, ruft er, aber es ist nicht sicher, ob Jack Smith die Worte überhaupt versteht.

Das Pferd marschiert langsam dem Ortsausgang zu. Quer über dem Sattel liegt der Siedler – und halb Comanche sah dieser Prügelei zu und mischte sich nicht ein.

Noel Field grinst zufrieden, schnauft und wischt sich die Hände am rot karierten Hemd ab.

Er will sich wieder seinen Partnern und Freunden auf der Veranda zuwenden, doch vorher wirft er nochmals einen scharfen Blick in die Runde.

Drüben stehen der Barbier und der Sattler vor ihren Geschäften. Vor dem Hotel sind einige Männer zu sehen, die zumeist fremd in der Stadt sind. Beim General Store stehen sogar einige Frauen unter der Gruppe der Zuschauer, und Jake Wilson, der Mietstallbesitzer, ist in der breiten Hofeinfahrt zu sehen. Überdies sind noch einige Minenarbeiter von Cottons Kupfermine und einige Cowboys von den umliegenden Ranches in der Stadt.

Aber alle haben sie nur zugesehen – und niemand mischte sich ein.

Noel Field ist zufrieden, und er denkt: Yeah, die Stadt gehört meinem Boss Patrick Fargo. Hier regieren wir auf unsere Art – und niemand muckt mehr gegen uns auf. Aber wo ist denn der Marshal? Der wollte doch …

Noel Field dreht plötzlich bei dem Gedanken an den Marshal den runden Kopf. Es ist ihm plötzlich, als erhalte er ein unsichtbares Signal. Zu gleicher Zeit hört er seinen Freund Gag Jenkins hinter sich auf der Veranda sagen: »Pass auf, Noel! Drüben in der Gasse!«

Im selben Moment hat der Schläger auch schon den alten Marshal in der Gassenmündung entdeckt. Er flucht bitter, denn der Marshal hält ein gutes Winchestergewehr halb im Anschlag, und weil diese Waffe bedeutend weiter reicht als die Colts von Noel Fields Freunden auf der Veranda, ist der Marshal vorerst im Vorteil.

»Komm her, Noel Field! Du bist verhaftet! Komm her, Field!«

Noel Field starrt auf den Oldtimer und murmelt dabei unaufhörlich böse Flüche. Aber er bewegt sich nicht. Er gehört zu Patrick Fargos Schlägern, und weil er jetzt mächtig im Druck ist, wartet er darauf, dass Patrick Fargos Revolverhelden eingreifen. Er weiß sie hinter sich auf der Veranda, und obwohl der gefährliche Jesse Earp nicht dabei ist, glaubt Noel Field, dass sie den Marshal gleich zurechtstutzen werden.

Aber zu diesem Zweck müssten sie erst die Veranda verlassen. Die Entfernung ist für ihre Colts zu weit, denn der Marshal bleibt in der Gassenmündung stehen und hütet sich, dem Rudel auf der Veranda in Coltschussnähe zu kommen.

»Zum letzten Mal, Field – komm her zu mir!« So klingt es kalt und hart, und Noel Field wird sich jetzt darüber klar, dass Fargos Revolverschwinger nicht mit ihren Colts gegen das Gewehr des Marshals vorgehen werden.

In seiner Not sieht er über seine breite Schulter zur Veranda hinauf und krächzt: »Nun, was ist denn mit euch? Wollt ihr vielleicht zusehen, wie er mich einsperrt?«

Aber bevor seine Kumpane etwas erwidern können, wird die Schwingtür des Saloons aufgestoßen, und zwei Männer kommen heraus.

Patrick Fargo sieht prächtig aus. Er ist groß, gut gebaut, blond und blauäugig. Er wirkt wie ein Königssohn aus einer nordischen Heldensage.

Aber er ist ein mitleidloser Raubwolf. Das haben schon eine Menge Leute herausgefunden.

Patrick Fargo kommt also heraus, und hinter ihm erscheint noch ein Mann, bei dessen Anblick man sofort an einen mageren, ständig hungrigen und gefährlichen Wüstenwolf denkt.

Das ist Jesse Earp, dünn, sehnig, lang und tödlich. Es hat schon eine Menge Revolverhelden gegeben, die ruhmsüchtig angeritten kamen, um ihr Glück mit dem Revolverkönig Jesse Earp zu versuchen. Sie wollten mit ihm kämpfen, um dadurch noch berühmter zu werden.

Aber nur sehr wenige hatten es versucht. Die meisten dieser eitlen Schießer waren wieder bescheiden weggeritten, nachdem sie einen kurzen Moment in Jesse Earps eiskalte Augen sahen und seine lässige Stimme fragen hörten: »Wollen Sie es wirklich versuchen, Mister?«

Es war immer ein besonderer Klang in dieser Stimme. Die meisten Männer glaubten, plötzlich den Atem des Todes zu spüren.

Ja, dann ritten sie mit einer Entschuldigung davon.

Solch ein Mann ist also Jesse Earp, der hinter Patrick Fargo aus dem Saloon kommt. Sie bleiben beide am Verandageländer stehen, sehen erst auf Noel Field und dann zu Marshal Bill Derrick hinüber.

Dann sagt Patrick Fargo ruhig zu seinem angeworbenen Schläger: »Geh nur mit, Noel, und mach dir keine Sorgen. Ich gebe dir mein Wort, dass du nicht lange in seiner Zelle sitzen wirst.«

Da geht Noel Field durch den Staub der Fahrbahn, und als er beim Marshal ist, lässt ihn dieser vor sich her zum Office gehen. Als sie beide von der Straße verschwinden, löst sich die Spannung. Die vielen Zuschauer bewegen sich wieder, und auch Patrick Fargo kehrt mit Jesse Earp in den großen Saloon zurück.

»Hoffentlich hast du keinen Fehler gemacht, Pat«, murmelt Jesse Earp sanft.

»Ich mache keinen Fehler, Jesse. Diese Stadt wird bald einen neuen Marshal brauchen. Ich werde meinem Freund Jim diesen Posten geben. Wenn Jim nur endlich eintreffen würde. Mit ihm und dir, Jesse, bin ich einfach nicht zu schlagen. Wir drei Tiger werden uns ein Stück dieser Welt erobern. Und hier in Comanche fangen wir damit an.«

»Dein Freund Jim muss ein Wunderknabe sein. Woher kennst du ihn, Pat?«

»Wir waren im Krieg zusammen. Jeder von uns verdankt dem anderen sein Leben. Und wenn du ein gefährlicher Wolf bist, Jesse, so ist Jim ein scharfer Tiger. Wenn er eintrifft, möchte ich, dass ihr euch vertragt. Ich brauche euch beide.«

☆☆☆

Indes schließt der grauhaarige Marshal seinen Gefangenen in die Zelle ein und setzt sich hinter den Schreibtisch. Er starrt durch die offene Tür auf die Straße und hat einen Colt griffbereit vor sich auf der narbigen Tischplatte liegen.

Aus einem der vier Gitterkäfige, die den Hintergrund des Office bilden, sagt Noel Fields heisere Stimme: »Verdammt, ich will endlich ganz genau wissen, warum du mich eingesperrt hast, Marshal!«

Bill Derrick wendet nicht einmal den Kopf, als er ruhig und fast gleichgültig sagt: »Wegen Verletzung des Stadtfriedens, Noel Field. Du hast ohne Grund einen Siedler vom Pferd gerissen und verprügelt. Ich bin nur ein kleiner Town Marshal, dessen Amtsbefugnisse nicht über die Stadtgrenzen reichen, aber in meiner Stadt wird niemand verprügelt.«

»Deshalb wirst du sicherlich bald sterben, Marshal. Lass mich aus dem Käfig, und ich werde Patrick Fargo sagen, dass du nun vernünftig geworden bist.«

»Du bleibst fünf Tage in der Zelle, Field. Und wenn ich dich entlasse, so bekommst du Stadtverbot für alle Zeiten. Ich habe dich oft genug gewarnt. Das war deine letzte Schlägerei in Comanche. Und jetzt möchte ich keine Drohungen mehr hören – kein Wort will ich noch von dir hören.«

Noel Field schweigt auch wirklich.

Und der alte Marshal sitzt bewegungslos hinter seinem Schreibtisch, denkt bitter und freudlos über verschiedene Dinge nach und sieht dabei blicklos zur offenen Tür auf die Straße hinaus.

Comanche war eine stolze Stadt – bis Patrick Fargo kam und den Bell Star Saloon kaufte. Dann wurde es schnell anders. Bill Derrick kennt Fargos Pläne ganz genau. Jeder kennt Fargos Ziele. Und keiner tritt ihm in den Weg. Alle ducken sich vor ihm.

In wenigen Wochen wird hier in Comanche der Schienenstrang einer Anschlusslinie enden. Dann wird Comanche eine wilde Treibherdenstadt mit einer großen Zukunft sein. Aber wenn die Dinge so weiterlaufen, wird ganz Comanche bald in Patrick Fargos Hand sein. Er wird diese Stadt vollkommen in der Hosentasche haben, und eine Menge bald sehr wertvolles Land ringsum dazu.

Fargo wird ein König sein, wenn nicht ein Mann auftaucht, der ihn zerbricht.

Über diese Dinge denkt der Marshal nach und auch über den Sinn seines Lebens, über die Kämpfe in all den Jahren, da er den Stern trug.

Und er erkennt, dass ihm nichts blieb als einige Ersparnisse, Narben und der Stolz, stets dem Recht die Treue gehalten zu haben.

Bill Derrick denkt auch jetzt daran, dass er einen Sohn hatte. Aber Jim Derrick war in schlechte Gesellschaft geraten. Damals war Bill Derrick Sheriff, und als er mit einem starken Aufgebot einige Bankräuber stellte, fand er seinen eigenen Sohn unter den gestellten Banditen.

Von dieser Stunde an hatte er keinen Sohn mehr. Und später hörte er mit unbewegtem Gesicht zu, wie Jim Derrick zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Die Strafe war sehr gering gegenüber den Strafen der anderen Banditen, aber Jim Derrick war damals erst achtzehn Jahre alt. Er hatte nur die Pferde der Bankräuber bewacht und später rechtzeitig vor die Bank gebracht. Und vielleicht wollten die Richter dem Sohn eines geachteten Sheriffs noch einmal eine Chance geben.

Bill Derrick denkt jetzt daran, dass Jim gerade einundzwanzig gewesen sein musste, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dann brach der Bürgerkrieg aus. Bill hörte noch, dass Jim in die Konföderierten-Armee eingetreten wäre, aber dann hörte er nichts mehr von ihm. Er selbst hat Texas bereits vor dem Krieg verlassen und in mehr als einem halben Dutzend Staaten den Stern getragen.

So war es damals.

Und jetzt, wo Bill Derrick gewissermaßen das Fazit seines Lebens zieht, sagt er sich, dass sein Pluskonto höher wäre, wenn er eines Tages einen Prachtkerl von Sohn hinterlassen hätte. Und er gibt sich zum größten Teil selbst die Schuld, dass Jim damals in schlechte Gesellschaft geraten war. Aber er hatte als ständig beschäftigter Sheriff wirklich nie Zeit für den heranwachsenden Jungen gehabt.

Nun, ich hätte mir diese Zeit einfach nehmen müssen!, denkt er.

Seine immer noch kraftvolle und geschmeidige Revolverhand nähert sich schnell der Waffe, als Patrick Fargo in der offenen Tür auftaucht und mit der flachen Hand gegen die Türfüllung klatscht.

»Marshal, ich möchte mit Ihnen reden«, sagt Fargo mit blitzendem Lächeln.

Bill Derrick nickt.

»Ich habe darauf gewartet, dass Sie jetzt deutlich werden, Fargo«, murmelte er sanft. »Wo haben Sie denn Ihren berühmten Schießer, Jesse Earp? Sie hätten ihn mitbringen sollen, Fargo. Vielleicht hätte Earp mir mehr Angst gemacht als Sie. Nun, wenn Sie Noel Field loseisen wollen, so kostet das für jeden Tag Haft zwanzig Dollar. Also hundert Dollar! Aber sobald er die Zelle verlässt, hat er Stadtverbot für immer. Ich kann euch außerhalb der Stadtgrenze nicht das Handwerk legen, ich bin leider nicht der zuständige Sheriff. Aber hier in Comanche werde ich dafür sorgen, dass …«

»Hier sind die hundert Dollar, Derrick. Sie haben wohl schon gewusst, dass ich vom Bürgermeister die Genehmigung in der Tasche habe, Noel Field freizukaufen.«

»Jorge Tannace ist Ihr Handlanger geworden, Fargo. Zum Glück kann er mich nicht absetzen, solange ich meine Pflicht tue. Und ich werde immer …«

»Doch«, grinst Patrick Fargo. »Sie sind abgesetzt, Derrick!«

»Von Tannace?«

»Nein, von mir! Ich sage Ihnen jetzt, Derrick, dass Sie das Amt niederlegen sollen. Sie sind fertig hier. Sie packen Ihr Bündel und verschwinden aus dem Land. Ich dulde keinen Marshal in dieser Stadt, der gegen mich und meine Pläne eingestellt ist. Dies ist meine Stadt, Bill Derrick! Sie waren bis jetzt der einzige Mann, der sich meinen Wünschen nicht unterordnete. Wenn Sie bei Sonnenuntergang noch in Comanche sind, machen meine Leute Jagd auf Sie. Das ist alles!«

Er wirft fünf Zwanzigdollarstücke auf den Tisch und geht auf die Straße hinaus, ein großer, geschmeidiger und prächtiger Mann, der in diesem Land ein König werden will und der alle Männer, die sich ihm in den Weg stellen, in den Boden tritt.

Marshal Bill Derrick erhebt sich langsam, tritt zu den Zellen und lässt den grinsenden Noel Field hinaus.

»Wenn ich dich in einer Stunde noch in der Stadt treffe, sperre ich dich wieder ein. Und gemäß unseren Stadtgesetzen kann der Bürgermeister dich dann nicht gegen Zahlung einer Geldstrafe freilassen. Hast du mich verstanden, Field?«

»Hast du Patrick Fargo gehört? Pack lieber dein Bündel und verschwinde! Du bist einsam hier. Diese Stadt gehört Fargo. Niemand hilft dir gegen ihn. Du bist fertig hier, Bill Derrick!«

Mit diesen Worten geht Noel Field hinaus.

Der Marshal trägt die Strafe in ein Buch ein, legt das Geld in einen Blechkasten und tritt dann vor den blinden Spiegel an der Wand. Er gießt Wasser in den Napf, nimmt Seife und Pinsel und schlägt Schaum. Dabei sieht er sich im fleckigen Spiegel an, und er sieht einen hageren Mann mit Falkenaugen und scharfer Nase, mit einer grauen Bartbürste über den schmalen Lippen und einer Narbe auf der Wange.

Er sieht in seine rauchgrauen Augen, und er erkennt darin nicht das geringste Anzeichen von Furcht.

Mit ruhiger Hand rasiert er sich.

Er hat sich stets gern vor einem harten Kampf rasiert, denn es konnte immer der letzte Kampf sein, und er möchte auf keinen Fall unrasiert sterben.

Das ist nun einmal sein Stil. Auch, dass er jetzt in seine Kammer geht und sich seinen besten Anzug und ein sauberes Hemd anzieht. Dann putzt er seine Stiefel, bürstet den Hut und sieht seinen Colt sorgfältig nach.

Als er langsam auf den hölzernen Gehsteig tritt und das Office hinter sich abschließt, ist es bereits dunkel.

Langsam setzt er sich in Bewegung, um seine erste Abendrunde zu machen.

Vor dem Eingang zum Speisesaal des Hotels trifft er auf den kleinen und seehundsbärtigen Ben Cody. Der kleine Doktor bleibt einen Moment im Lichtschein stehen und wendet sich ihm zu.

»Verdammt, Bill«, knurrt er, »wenn jemand mit dem Kopf gegen eine Wand rennt, so geht der Kopf zum Teufel und nicht die Wand. Pass gut auf dich auf, Bill!«

»Mach dir nur keine Sorgen um mich, Doc.« Bill Derrick grinst bitter und geht weiter. Er kommt an der Bank vorbei und durchquert dann die breite Lichtbahn des General Stores. An der Hausecke bleibt er im Schatten stehen und späht wachsam zur Veranda des Bell Star Saloons hinüber. Fargos Rauswerfer setzen soeben einen grölenden und vollkommen betrunkenen Minenarbeiter an die Luft. Aber der brüllende und fluchende Kerl bekommt Hilfe von einigen Kameraden, die soeben mit einem Wagen vorfuhren und in den Saloon wollen.

»Hoiii! Hiii-heee-haaa! Zeigen wir’s den Saloon-Bullen mal!«, heult eine kampflustige Stimme.

Und dann entwickelt sich vor dem Saloon eine solide Rauferei, und Bill Derrick erkennt auch Noel Field unter den Männern.

Der Marshal seufzt bitter, geht über die Straße, zieht seinen Colt und ruft scharf: »Schluss damit! Hölle, ich werde euch Mann für Mann einsperren, wenn ihr nicht aufhört!«

Die Miner gehorchen fast aufs Wort. Sie kennen den Marshal von Comanche gut genug, und sie wissen deshalb, wie hart und rau er werden kann. Nur Noel Field, der den betrunkenen und an die Luft beförderten Miner am Kragen hat, hört noch nicht auf.

Er schlägt dem Mann die Faust an den Kopf, packt den Taumelnden, bevor dieser fällt, und stößt ihn gegen den Marshal.