G. F. Unger Western-Bestseller 2424 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2424 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Ausgestoßen in Dakota

Clint Lanelord hat keine andere Wahl. Er muss die Bande des Ex-Colonels Johnstone in die Falle des Oglala-Häuptlings locken - denn seine Frau Georgia ist Moonkillers Gefangene ...


Dieser Western-Bestseller ist ein weiterer Beweis, dass G.F. Unger die unumstrittene Nummer 1 der deutschen Westernautoren ist!

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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Ausgestoßen in Dakota

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8418-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ausgestoßen in Dakota

Der Sterbende liegt auf dem Rücken und sieht zu Clint empor.

»Geh zur Hölle!«, ächzt er. »Oh, du sollst zur Hölle gehen, Clint Lanelord!«

Clint blickt auf ihn nieder, und in seinem dunklen Indianergesicht regt sich nichts.

»Sicher, Dan Basseter«, murmelt er, »sicher, eines Tages kommt jeder von uns in die Hölle auf irgendeine Art. Aber deine Art war mies. Du hättest nicht versuchen sollen, mich zu töten.«

Er verstummt und er kann erkennen, dass dieser Dan Basseter seine letzten Worte noch verstehen kann.

Aber dann stirbt der Mann, den Clint drei Mal mit den schweren 44er Kugeln getroffen hat.

Clint Lanelord reitet weiter. Denn er weiß, dass die Frau mit dem Packpferd ganz in der Nähe warten wird. Sie hat gar keine andere Wahl hier mitten im Indianerland. Ihr Begleiter ist tot, und allein hat sie überhaupt keine Chance.

Dan Basseter ließ sie und die Pferde ein Stück weiter den Hang hinauf unter dichten Bäumen zurück. Sie steht neben einem der Pferde und sieht Clint Lanelord ruhig entgegen.

Er hält an, nickt ihr zu und sagt: »Ich bin Clint Lanelord, Scout von Camp Mulebone. Wo ist das geraubte Geld?«

Sie sieht ihn aus grünen Augen mit einem festen Blick an, der ihm sagt, dass sie gewöhnt ist, sich unter Männern zu behaupten.

»Er hat es in den beiden Satteltaschen – da auf dem Schecken. Es ist sein Pferd.«

Clint Lanelord nickt. Er reitet näher heran, beugt sich aus dem Sattel und öffnet eine der Satteltaschen.

Sie ist voller Geld. Es ist Papiergeld.

Er nickt abermals. Dann wendet er sich an die Frau.

»Und wer sind Sie, Schwester?«

»Mein Name ist Sadovan, Georgia Sadovan – Bruder.«

Sie hat einen Klang in der Stimme, der ihm wie verächtlicher Spott vorkommt.

Er sieht sie immer noch an.

Und sie gefällt ihm. Sie ist prächtig gewachsen, und das Reisekostüm, das sie in der Postkutsche trug, ist in der Woche des ständigen Reitens auf der Flucht sehr mitgenommen. Es ist zerfetzt, aufgeplatzt, völlig ruiniert. Sie hat es auch unterwegs nicht wieder in Ordnung bringen können. Sicherlich fehlen ihr Nadel und Garn.

Sie hat rabenschwarzes Haar und grüne Augen. Ihr Gesicht ist mehr rassig als schön, auf jeden Fall aber wirkt es eigenwillig.

Ihr Mund ist lebendig und ausdrucksvoll.

Er hält sie für ein Vollblutweib, für eine Abenteurerin.

Sie hält immer noch seinem Blick stand. Es ist, als erwartete sie seine Frage, als könnte sie ihm die genau ansehen.

Und so fragt er plötzlich: »Wie war das? Ritten Sie freiwillig mit ihm – oder zwang er Sie dazu? Es gab leider sonst keine Überlebenden bei dem Postkutschenüberfall. Wie war das?«

Sie starrt ihn seltsam an. Ihre Lippen kräuseln sich verächtlich. Ja, sie hat gewiss schon zornige Worte auf der Zunge. Doch dann fragt sie spitz zurück: »Wie haben Sie es sich denn vorgestellt?«

Er grinst bitter.

»Na schön«, sagt er. »Die Postkutsche mit einem Geldtransport wurde zwanzig Meilen von Golden Gulch entfernt überfallen. Der Begleitmann, der Fahrer und die Passagiere wehrten sich. Sie erschossen zwei der drei Banditen. Dann waren sie selbst tot. Nur ein Bandit und Sie, Georgia Sadovan, überlebten. Und Sie ritten mit dem Banditen. Das sind die nackten Tatsachen.«

Sie nickt plötzlich.

»Yes, Sir, ich ritt mit ihm – mit einem Banditen, der getötet hatte und sich das Geld aus der Kiste in zwei Satteltaschen stopfte. Ich ritt mit ihm. Und zuvor bot ich mich ihm an. Ich sagte ihm, dass er mit mir eine Menge Spaß haben würde. Denn für mich wäre er ein Riese. Und ich wäre schon immer das Geld wert gewesen, das ein Mann für mich ausgab. Ich machte einen Handel mit ihm. Und er ging darauf ein. Er wollte mich. Das war mein Glück, Mister Lanelord. Denn sonst hätte er auch mich tot zurückgelassen wie die anderen. Aber ich wollte noch nicht sterben. Klar? Ich wollte leben. Was dagegen?«

Sie fragt es scharf und sehr aggressiv.

Aber er nickt ruhig.

»Gut gemacht, Schwester«, sagt er. »Das war gewiss die einzige Chance zum Überleben. Und das Leben kann immer wieder schön sein. Also lohnt es ich, auch mal schmutzig zu werden. Denn wer bleibt schon rein in dieser Welt? Das würden nicht mal Heilige schaffen, denke ich. Na gut, dann werden wir jetzt wohl nach Camp Mulebone reiten, jedenfalls ein Stück noch, bevor es dunkel wird. Können Sie noch?«

Sie betrachtet ihn in der zunehmenden Abenddämmerung noch schärfer.

»Das sind siebenundfünfzigtausend Dollar in ziemlich großen Scheinen«, spricht sie dann langsam. »Sie wollen das wirklich zurückbringen?«

»Zum Colonel nach Camp Mulebone«, sagt er. »Das ist mein Job als Armee-Scout. Der Colonel ist in diesem Gebiet für die Sicherheit der Weißen verantwortlich, natürlich auch für die Sicherheit der Transportwege. Deshalb schickte er mich hinter euch her, als ich ihm meldete, dass ein Bandit mit einer weißen Frau geflüchtet sei. Ja, wir müssen zurück zum Camp Mulebone. Von dort bekommen Sie leicht eine Weiterfahrt nach Golden Gulch. Sie wollen doch nach Golden Gulch – oder?«

Sie nickt.

»Yes, Sir«, sagt sie. »Bringen wir also dem Colonel das viele Geld. Wie viele Jahre müssten Sie denn dafür arbeiten, Scout?«

Da grinst er wieder.

»Etwa hundertfünfzig Jahre«, sagt er. »Aber so alt werde ich nicht, darauf kann man wohl wetten.«

Er wendet sein Pferd – und da erlischt sein Grinsen jäh. Georgia Sadovan sieht es sofort – und da blickt auch sie in seine Blickrichtung.

Sie hört ihn indes heiter murmeln: »Ich glaube, ich werde keinen einzigen Tag mehr älter, Schwester. Tut mir leid für dich. Aber du solltest es mit deinem Trick noch mal versuchen. Ich halte das für Lebenskraft. Denn auch für die Roten bist du schön. Auch sie wollen vielleicht noch einen langen Spaß mit dir auf dieser Welt.«

Sie erwidert nichts, schluckt nur mühsam.

Und sie weiß, dass sie jetzt noch schlimmer in der Klemme sitzt als zuvor.

Denn sie haben Besuch bekommen.

Es sind mehr als drei Dutzend Indianer. Clint Lanelord könnte ihr sagen, dass es Oglala sind. Doch was macht das schon für einen Unterschied für sie, ob das da Oglala, Hunkpapa, Minniconyou oder sonst was für Sioux sind?

Aber sie hört Clint Lanelord neben sich leise durch die Zähne pfeifen.

»Ein wenig Hoffnung kann ich dir machen, Schwester«, hört sie ihn danach flüstern. »Die roten Jungs werden von Moonkiller geführt. Und mit Mondtöter ging ich einst in die Missionsschule von Pater de Smet. Mondtöter hat mir sogar mal erklärt, wie man den Rauminhalt eines Fasses berechnet, sodass man genau weiß, wie viele Liter Wasser hineingehen. Wir haben es mit einer gebildeten Rothaut zu tun, Schwester. Das ist gut für dich.«

Sie stößt nur einen zischenden Laut der Verachtung aus.

Seine Worte konnten sie nicht trösten.

Aber als sie wie er den Roten entgegensieht, wirkt sie sehr beherrscht und hat sich völlig unter Kontrolle.

Ja, ihre Lebenskraft ist groß. Die Indianer kommen schweigend.

Sie schließen ihren Kreis um die beiden Weißen immer enger. Von überall kommen sie unter den Bäumen und hinter den Büschen hervor. Die unbeschlagenen Hufe ihrer Pferde machen auch jetzt noch kein Geräusch.

Clint Lanelord schilt sich in diesen Sekunden einen tauben und blinden Narren. Denn er hätte die Kriegshorde sehr viel früher erkennen müssen. Sie hätten vielleicht noch durchbrechen können.

Jetzt ist es nicht mehr möglich.

In seinem Colt sind nur noch drei Kugeln. Er lud ihn noch nicht nach, denn er wollte erst die Frau unter Kontrolle haben, von der er nicht wusste, auf welcher Seite sie war.

☆☆☆

Moonkiller ist ein stattlicher Bursche, nur ein oder zwei Jahre älter als er und von einer Intelligenz und Bildung, die auch seinen Gesichtsausdruck prägt.

Moonkiller ist einer jener Indianerhäuptlinge, die mit den Weißen ebenbürtig verhandeln und die auch das Zeug hätten, ihre Völker in eine bessere Zeit zu führen. Denn sie lernten einst auf der Schule die Geschichte dieser Welt.

Moonkiller wurde einst getauft, und er hieß einige Jahre lang Louis Pierre, weil ein alter französischer Trapper sein Pate war und ihm gewissermaßen seinen Namen gab.

Doch irgendwann fand Moonkiller heraus, dass weiße Christen so ziemlich das Allerschlimmste sind auf dieser Erde, wenn es darum ging, den Indianern alles wegzunehmen, sie zu betrügen und mit frommen Sprüchen zu täuschen.

Da wurde er wieder Moonkiller.

Und so wie er machten es viele andere Indianer, die einst auf die Missionsschule gingen und zu großen Hoffnungen berechtigten.

Sie fanden alle heraus, dass auch ein getaufter Indianer für viele Weiße nur ein verdammter roter Bastard ist, dem man nichts schuldig ist – höchstens eine heiße Bleikugel.

Dieser Moonkiller – was ja wohl so viel wie Mondtöter heißt – kommt ruhig herangeritten. Seine Krieger, die einen engen Kreis bilden, sind recht gut bewaffnet mit Gewehren, und schon das allein ist ein Zeichen für die Erfolge eines Häuptlings. Wie auch immer sie zu diesen Waffen kamen, es war bestimmt nicht einfach.

Sie alle zielen auf das Paar – nur Moonkiller nicht.

Moonkillers Gesicht ist nur mäßig mit Kriegsfarbe beschmiert.

»Ich sehe dich, Clint«, sagt er ruhig in englischer Sprache, die er mit leicht französischem Akzent spricht.

Clint Lanelord grinst.

»Hokahe«, erwidert er in der Sprache der Sioux, »wenn ihr uns töten wollt, dann macht es schnell. Aber eigentlich wäre es zu schade um die Frau. Oder gefällt sie dir nicht, Louis?«

Er hat ihn früher als Knabe immer so genannt. Dass er es jetzt tut, soll Moonkiller an die alten Zeiten erinnern.

Und Moonkiller weiß auch sofort Bescheid, denn er erwidert: »Was war, ist vorbei, alter Witwenmacher. Die Regierung hat uns das Black-Hills-Land garantiert, und ich meine das Black-Hills-Land hier in South Dakota und nicht ein anderes irgendwo. Feierlich garantiert! Aber dann fand man das Gold. Und dann kamen die Goldsucher zu Tausenden. Und weil wir ein Recht auf unser Land haben, begannen wir, sie zu verjagen. Aber da kämpften sie. Auch wir kämpften. Doch da kam die Armee. In einem Land, das eure Regierung uns Indianern garantierte, beschützt eure Armee alle Weißen, die widerrechtlich in dieses Land eingedrungen sind. So ist das – oder?«

Clint Lanelord nickt.

»So ist es genau«, sagt er. »Doch ich wurde hier in diesem Land geboren wie ihr. Auch für mich ist das hier die Heimatweide und mein Jagdgebiet. Oder nicht?«

Da schüttelt Moonkiller leicht den Kopf.

Er spricht nun auch seine Muttersprache, und nun klingt seine Stimme plötzlich noch kehliger, tiefer.

»Du bist Scout für die Pferdesoldaten. Du wurdest unser Feind.«

»Ich wurde Scout, um den Colonel vor Dummheiten zu bewahren, um ihn stets richtig zu beraten, wie er euch zu behandeln hat. Denn darauf wird es ankommen. Es sind auf beiden Seiten erfahrene und verständnisvolle Männer notwendig. Wie soll ein Colonel euch begreifen können, wenn ihm niemand sagt, wie ihr denkt und fühlt?«

Clint Lanelord verstummt etwas bitter.

Moonkiller macht eine wegwerfende Handbewegung.

»Der Colonel hat meinen kleinen Bruder im Camp«, spricht er. »Er will ihn hängen. Verstehst du, er will ihn hängen! Dabei hat mein Bruder nur getan, was Weiße seiner jungen Squaw antaten, nachdem sie sie raubten, verschleppten und unter sich mit anderen geraubten Squaws in ihrem Camp tauschten. Auch mein Bruder und dessen Gefährten raubten. Nun sind bis auf meinen Bruder alle tot. Der Colonel ließ meinen Bruder am Leben, um mich zu erpressen. Jemand hat Cloudhorse im Soldatencamp als meinen Bruder erkannt. Reite zum Colonel und sage ihm, dass er meinen Bruder freilassen soll. Sonst …«

Er macht nun eine Pause und sieht auf Georgia Sadovan.

Und er braucht auch nichts mehr zu sagen, denn Clint Lanelord weiß Bescheid.

Georgia würde es schlimm ergehen, sehr schlimm.

Er zwingt sich dazu, nicht daran zu denken, was sie alles mit ihr anstellen würden in ihrem Zorn.

Auch er betrachtet diese Georgia Sadovan, die er vor einem Mörder und Banditen zu retten geglaubt hatte. Nun aber sitzt sie tiefer in der Patsche als zuvor, sehr viel tiefer.

Sie verstand kein Wort, weil sie ja die Sprache der Indianer nicht reden oder verstehen kann. Aber sie scheint etwas zu ahnen.

Nun sieht sie fest in Clint Lanelords Augen.

»Bruder«, sagt sie, »sag mir die Wahrheit. Sag es mir richtig, damit ich der Sache von Anfang an ins Auge blicken kann. Sag es mir wie ein guter Bruder seiner Schwester. Willst du?«

Er zögert. Dann nickt er. Und er wirft einen harten Blick auf den Häuptling.

Aber Moonkiller sieht wie ein Mann aus, der alles gesagt hat und sich nicht einmischen wird.

Da entschließt sich Clint Lanelord.

Er erklärt es Georgia Sadovan mit wenigen Worten. Und sie versteht ihn genau.

Als er geendet hat, sieht sie auf Moonkiller. Der erwidert ihren Blick, und sie kann darin erkennen, dass er sie zuerst nehmen wird. Sie spürt seinen Hass auf alles, was weiß ist. Es gibt keine Gnade mehr zwischen Rot und Weiß.

Clint Lanelord hört Georgia mit heiserer Stimme fragen: »Und wenn der Colonel diesen Indianer nicht laufen lassen sollte – was dann?«

Als er nicht sogleich eine Antwort gibt, setzt sie die Frage hinzu: »Soll ich mich dann am besten selbst töten?«

Da nickt er.

»Ja, deine Schönheit nützt dir dann nichts. Sie wollen Rache, Vergeltung. Ja, dann solltest du dich töten – wenn dir das gelingen sollte. Aber sie werden das nicht zulassen, weil …«

Er verstummt, denn er möchte nicht sagen: »… weil sie dich noch eine Weile in der Nähe des Camps schreien und wimmern lassen werden, um den Colonel und dessen Soldaten vielleicht doch noch weich bekommen zu können.«

Aber das kann er ihr nicht sagen.

Er sieht, wie sie sich über die trockenen Lippen leckt. Sie kommt ihm plötzlich so klein und schwach vor, so hilflos den Dingen ausgeliefert. Und er möchte ihr etwas sagen, begreift jedoch, dass er es zugleich auch Moonkiller sagen muss.

Und so spricht er in seiner und Georgias Muttersprache langsam zu Moonkiller.

»Lasst sie ungeschoren, Louis. Tut ihr nichts an – noch nicht. Denn ich hole deinen Bruder Cloudhorse auf jeden Fall heraus. Ich bringe ihn dir, um ihn einzutauschen. Ich kann diese Frau da nicht in der Klemme sitzen lassen. Verstehst du?«

Moonkiller verzieht keine Miene.

»Dann reite«, sagt er. Er drängt sein Pferd vor und nimmt dem Schecken des Banditen die mit Geld gefüllten Satteltaschen ab, ein Zeichen, wie sehr er auch in dieser Hinsicht Bescheid weiß. Er wird für das viele Geld bei irgendwelchen Händlern eine Menge Zeug für den Krieg kaufen können.

»Nimm dieses Pferd, damit du die Tiere wechseln kannst und schneller im Camp beim Colonel bist«, sagt er ruhig.

Clint Lanelord erwidert nichts, nickt nur.

☆☆☆

Es ist in der dritten Nacht, als Clint Lanelord an den Lichtern und Feuern Camp Mulebone erkennt.

Einen Moment verhält er im Sattel und starrt auf die Lichter in der Nacht.

Dort also ist Camp Mulebone. Es ist ein befestigtes Camp, fast schon ein Fort.

Er denkt an Colonel Herb Johnstone, einen dicklichen Reserveoffizier, dem man die Vollmacht gab, eine Miliztruppe aufzustellen und für die Sicherheit der Weißen in einem bestimmten Gebiet der Black Hills Sorge zu tragen.

Colonel Herb Johnstone führte diesen Rang während des Krieges. Doch bei Kriegsende wurde er zunächst entlassen. Nun führt er eine Miliztruppe, also keine reguläre Truppe, sondern einen zusammengewürfelten Haufen von Freiwilligen, die sich anwerben ließen, weil es ihnen zu dreckig ging. Nun bekommen sie ein wenig Sold, Verpflegung – und nicht wenige erhoffen sich noch andere Verdienstmöglichkeiten, wenn es gegen die Indianer geht.

Dieser Milizhaufen ist sehr undiszipliniert und nur mühsam unter Kontrolle zu halten. Der Colonel hat von der Armee drei reguläre Sergeants, einen Schreiber, einen Hornisten und einen Feldarzt bekommen.

Gewiss, die drei Sergeants sind hartgesottene Burschen. Aber sie müssen eine üble Bande bei Disziplin halten.

Clint Lanelord fragt sich, was wohl alles passiert ist während seiner Abwesenheit.

Und plötzlich hat er große Furcht, dass der Colonel den Gefangenen schon gehängt haben könnte. Denn es herrscht Kriegsrecht im Land.

Er reitet weiter. Wenig später ruft er den Posten an.

Sergeant Pat Mahoun, der Master Sergeant ist bei diesem Haufen, macht gerade seine Runde und findet sich bei dem angerufenen Posten ein.

»Na, Witwenmacher?« So fragt er, und auch er nennt Clint Lanelord bei seinem indianischen Namen. »Hast du den Burschen nicht erwischt? Hast du das Weib nicht gesehen, das mit ihm ritt?«

»Ich habe ihn erwischt«, erwidert Clint Lanelord. »Aber das Mädel haben die Indianer. Ist dieser Cloudhorse noch am Leben?«

»Aaah«, macht Sergeant Pat Mahoun nur. »So ist das also? Ein weißes Mädchen gegen einen verdammten Indianer. Das wäre gar kein schlechter Tausch. Aber ob der Colonel dabei mitspielen wird …«

Er wendet sich ab und geht vor dem Reiter her, nimmt ihm jedoch das Reservepferd ab.

Dabei brüllt er: »Pferdewache! Los, Beeilung! Hier gibt’s Arbeit! Soll ich euch Beine machen? Pferdewache!«

Von irgendwo aus der Dunkelheit erwidert eine heisere Stimme: »Du kannst uns am Arsch lecken, du verdammter Brüllaffe.«

Doch zugleich nähert sich im Laufschritt einer der Milizsoldaten von den Corrals her. Clint Lanelord sitzt ab. Der Mann übernimmt die beiden Pferde.

Aber Lanelord sagt: »Pass auf, Freund. Die Tiere haben sich was Gutes verdient. Ich gebe dir was Schlechtes, wenn du sie so mies versorgst, wie ihr es bei euren eigenen Tieren tut.«

»Keine Sorge, dem breche ich selbst das Genick«, mischt sich der Sergeant ein.

Indes sie weitergehen, sagt der Sergeant: »Diese Milizstrolche sehen einfach nicht ein, dass sie ihre Pferde, für die sie ja zusammen mit ihrem Sold Geld bekommen, pflegen müssen, damit die Truppe einsatzfähig bleibt. Die sehen gar nichts ein – nur das, was man ihnen in die Schädel einhämmert. Verdammt, warum wurde ich nur zu einem solchen Dreckhaufen kommandiert?«

Dann haben sie die Kommandantur erreicht.

Auf der Veranda des großen Blockhauses steht eine Wache. Sie meldet sich mit den Worten: »Freiwilliger Sharkey auf Wache. Nichts Besonderes. Der Colonel besäuft sich wahrscheinlich.«

»Oh, was bist du für ein Schlaukopf, Sharkey«, grollt der Sergeant. »Ich werde dir morgen eine schöne Arbeit geben.«

Er klopft ziemlich achtlos an die Tür und tritt ein. Clint Lanelord folgt ihm.

Im Vorraum steht ein Feldbett in der Ecke, auf dem der Schreiber schnarcht, der zugleich der Bursche des Colonels ist.

Die Tür zum anderen Raum ist leicht geöffnet.

Als sie in den Raum treten, drückt Clint Lanelord die Tür hinter sich zu.