G. F. Unger Western-Bestseller 2450 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2450 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Um nicht von den Donovans zerbrochen zu werden, ritt Eliot Murray als Junge fort - doch als Mann kehrte er zurück und stellte sich der Satans-Sippe ...

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Seitenzahl: 164

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Ohne Kämpferlohn

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Salvador Faba/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9383-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ohne Kämpferlohn

Eliot Murray beugt sich im Sattel vor und beobachtet, wie seine kleine Herde unter ihm in der Senke zur Ruhe kommt. Er freut sich, wieder in der Nähe seiner Heimatweide zu sein. Zugleich aber denkt er an seinen Bruder, und ein Wermutstropfen mischt sich in die Freude über die Heimkehr, denn er weiß nicht, wie Daniel ihn aufnehmen wird.

Wenig später erreicht Eliot Murray die Poststraße, die von Nordosten her durch die Hügel kommt.

Kurz bevor er die Holzbrücke über den Snake River erreicht, hört er den hallenden Hufschlag einer wilden und scharf reitenden Mannschaft hinter sich.

Eine gellende Stimme ruft: »Platz da vorne! Platz für die Donovans!«

In diesem Moment wird der alte und gefährliche Stolz in Eliot so mächtig, dass er einfach nicht anders kann, als ruhig auf die Brücke zu reiten …

Kurz darauf reißt hinter ihm das wilde Rudel fluchend die Pferde zurück. Die Reiter verstopfen die schwankende Brücke. Einer drängt sein Pferd dicht neben Eliot und brüllt: »He, du Halunke! Was soll das?«

Obwohl nun inzwischen sieben Jahre verstrichen sind, erkennt Eliot Little Jack Donovan sofort wieder, denn Little Jack hat einen Buckel und hockt wie ein wütender Affe auf dem Pferd.

Eliot gibt keine Antwort, er grinst nur und zeigt Little Jack sein Gesicht. Aber der erkennt ihn nicht in seiner Wut, sondern will mit dem Ende der langen Peitsche zuschlagen.

Inzwischen haben sie die Brücke hinter sich gelassen. Eliot macht eine schnelle Bewegung und ergreift das lederüberzogene Peitschenende. Er zerrt mit dem ersten Ruck den kleinen Mann daran halb aus dem Sattel.

Aber da taucht ein riesiger Bursche auf einem mächtigen Pferd auf Eliots anderer Seite auf.

»Hoiii!«, brüllt der Riese wütend, drängt sein Pferd dicht an Eliots Tier und schlägt mit dem Colt mitleidlos zu.

Eliot bekommt den langen Laut über Schläfe und Augenbrauen. Er lässt Little Jack los, den er inzwischen aus dem Sattel gezerrt hat, und wendet sich dem zweiten Angreifer zu, aber er bekommt schon den zweiten Schlag, diesmal ins Genick. Er schwankt im Sattel. In seinem Kopf explodieren Feuerbälle. Er versucht, sich im Sattel zu halten, aber zugleich fühlt er eine Schlinge um seinen Oberkörper. Ein scharfer Ruck presst ihm die Oberarme gegen die Rippen – und dann wird er aus dem Sattel gerissen. Er schlägt schwer auf, wird bewusstlos, erwacht jedoch, nachdem er zehn Yards über den Boden geschleift worden ist. Er schützt sein Gesicht und greift mit der anderen Hand die gespannte Leine.

So wird er etwa hundert Yards geschleift. Seine Lederchaps schützen die Beine zwar, aber er wird dennoch übel zerschunden und gestoßen. Da er nur seine Unterarme bewegen kann, ist er ziemlich hilflos.

Dann liegt er plötzlich still. Er setzt sich auf und zerrt die Lassoschlinge auf. Ein Reiter hält dicht neben ihm und rollt das Lasso zusammen.

»Freundchen«, knurrt Ambrose Donovan – der riesige Ambrose, der seinem Bruder Little Jack zu Hilfe kam. »Freundchen, du bist sicherlich fremd hier, was? Nun, jetzt wirst du aber richtig begriffen haben, dass man den Donovans nicht den Weg versperrt. Beim nächsten Mal wirst du höllisch schnell Platz machen – oder es wird noch schlimmer für dich!«

»Amb, ich möchte ihn erschießen!«, ruft die heisere Stimme Little Jacks. »Er hat mich vom Pferd gezogen. Ich möchte ihn erschießen!«

»Das wirst du nicht tun, Jacky! Das hier ist nur ein Fremder. Er ist zurechtgestutzt worden. Es genügt! Und du weißt, dass Big Jack uns verboten hat, bei Kleinigkeiten den Colt zu gebrauchen. Komm, Jacky!«

Sie reiten von Eliot weg, der noch schwankend im Staub sitzt und gegen seine Not ankämpft. Das wartende Rudel formiert sich wieder hinter den beiden Söhnen von Big Jack Donovan. Sie jagen weiter und erreichen bald die Häuser der kleinen Stadt, die eigentlich nur aus einer einzigen Straße und zwei kleinen Quergassen besteht.

Eliot Murray kommt schwankend auf die Füße.

Er betastet seine blutende Stirn und wischt sich Blut und Schweiß aus dem Gesicht. Dann fühlt er nach dem Colt, doch die Waffe ist aus dem Holster gerutscht und liegt sicher irgendwo im Staub des Weges.

Eliots Pferd trabt heran und folgt seinem Herrn wie ein Hund, als dieser die Poststraße nach dem Colt absucht.

Er findet ihn, pustet und wischt ihn sauber und geht dann mit seinem Pferd zum River hinunter. Dort säubert er sich, wäscht seine Stirnwunde aus und kühlt sie, bis die Blutung zum Stillstand gekommen ist. Seine Kleidung ist jetzt ziemlich mitgenommen, und eine Stiefelsohle hat sich gelöst.

Er setzt sich eine Weile auf den Uferrand, dreht sich eine Zigarette und denkt rauchend über verschiedene Dinge nach.

Nach einer Weile seufzt er, wirft die Kippe ins Wasser und erhebt sich langsam. Groß, mager und sehnig hebt er sich gegen den Sternenhimmel ab.

»Hölle«, murmelt er, »die Nachrichten, die ich bekam, waren nicht übertrieben. Nun, ich werde den Donovans klarmachen, wen sie so rau behandelt haben. Das muss erst mal erledigt werden. Und dann werden wir sehen, was sonst noch ist.«

Er steigt langsam in den Sattel. Hier und da schmerzt und brennt sein Körper, aber das ist nichts für Eliot Murray, gar nichts.

Langsam reitet er der Stadt entgegen, erreicht die ersten Häuser und hält sich mitten auf der Fahrbahn.

Obwohl es dunkel ist, kann er gut erkennen, dass Snakebow, welches in einem Bogen des Snake River liegt, sich in den vergangenen sieben Jahren kaum verändert hat – höchstens vielleicht insofern, als dass die kleine Rinderstadt noch mehr den mächtigen Donovans gehört.

Vor dem Cattlemen Saloon steht eine lange Reihe Sattelpferde am Haltebalken. Eliot sieht im herausfallenden Licht die Brandzeichen der Tiere.

Es ist der Star-D-Brand, das Zeichen der Donovan Ranch. Eliot sitzt ab und bindet den roten Wallach am Ende des Haltebalkens an. Dann zögert er einen Moment, und seine Hand tastet dabei über den Colt an seiner Seite.

Aber dann schnallt er den Waffengurt ab und hängt ihn über das Sattelhorn. Er bückt sich unter dem Gehsteiggeländer durch, macht drei lange Schritte und stößt die beiden Flügel der Schwingtür auf.

Auch im Saloon hat sich in den letzten sieben Jahren nicht viel verändert.

Der lange Schanktisch ist noch da. Hinter der Bar sind die Spiegel allerdings erneuert worden.

Aber der bullige und muskelstarke Noel O’Brien steht immer noch hinter dem Schanktisch. Nur ist sein runder Schädel jetzt, nach sieben Jahren, völlig kahl.

Er bedient die lange Reihe der Star-D-Reiter.

Plötzlich sieht Noel O’Brien zur Tür – und sein scharfer Blick wird starr.

Er hat mich erkannt, nach sieben Jahren, denkt Eliot und richtet seinen Blick auf Ambrose Donovan, der mit seinem verwachsenen Bruder an der Ecke des Schanktisches steht. Er sieht fest über den Raum hinweg in Ambroses Augen hinein, in denen plötzlich ein jähes Erkennen aufblitzt.

Der hat mich auch erkannt, denkt Eliot, bewegt sich einige Schritte vor und bleibt stehen. Seine Stimme klingt nicht sehr laut, aber alle Männer drehen sich nach ihm um.

»Amb«, sagt Eliot mit trügerischer Sanftheit, »großer, prächtiger Amb! Ihr habt wieder einmal einen Mann zurechtstutzen wollen, der euch nicht Platz machen wollte. Aber ihr habt euch den Mann vorher nicht gut genug angesehen. Ihr habt mich an einem Lasso durch den Staub gezogen, um mir den Schneid abzukaufen, aber ich bin jetzt hier! Und kein Donovan ist groß genug, um mich nochmals aus dem Weg zu stoßen!«

Nach diesen Worten bewegt sich Eliot wieder – genau auf den großen Ambrose Donovan zu.

Der kleine Jack heult plötzlich auf: »Bei Gott, das ist Eliot Murray!« Dabei will er nach dem Colt greifen.

Aber Ambrose schlägt ihm hart auf den Arm.

»Lass es sein, Jack! Du siehst doch, er hat seinen Colt nicht mit hereingebracht. Du siehst es doch, Jacky!«

Dann tritt er Eliot langsam, massig und schwer entgegen.

»Eliot«, sagt er grollend, »wir haben uns früher oft geprügelt, und ich habe dich immer wieder geschlagen. Du bist dann weggeritten, weil du stolzer als deine Familie warst und nicht ständig im Schatten der Donovans vegetieren konntest. Dein Stolz war aber größer als dein Mut, denn damals bist du weggelaufen, anstatt zu versuchen, selbst groß zu werden und einen Schatten zu werfen. Nun, jetzt bist du also zurück und wir haben dich vor der Stadt wie einen lausigen Satteltramp durch den Dreck gezerrt. Was willst du noch, um zu erkennen, dass sich hier nichts verändert hat? Den Donovans macht immer noch alles Platz! Muss ich dich erst richtig zerbrechen, damit du erkennst, dass du aus einer Familie stammst, die weniger Mut besitzt als eine Kaninchensippe? Geh lieber, Eliot, und sieh dir erst einmal deinen Bruder und eure Ranch an. Und dann überleg dir, ob du auf etwas stolz sein kannst. Du bist auch ein Murray! Und sie haben noch nie etwas getaugt!«

Er tritt bei seinen Worten dicht an Eliot heran und tippt diesem mit dem dicken und langen Zeigefinger auf die Brust.

Eliot sieht fest in Ambs gelbe Löwenaugen und erwidert sanft: »Damals bin ich weggeritten, weil ich ein Mann werden wollte. Wenn ich geblieben wäre, hättet ihr mich zerbrochen. Ihr habt schon immer alle Männer zerbrochen, bevor ihr sie in eurer Nähe geduldet habt. Ihr hättet auch mir nicht die Chance gegeben, ein Mann zu werden. Ich ritt als Junge fort – und sieben Jahre sind eine lange Zeit. Und jetzt, Amb, werde ich dir was zeigen. Pass auf!«

Die beiden letzten Worte kommen schnell und scharf.

Es wird sofort ein mitleidloser Kampf, bei dem keinerlei Regeln eingehalten werden.

Eliot schlägt seine Linke in Ambroses Magenpartie, und er setzt sein ganzes Gewicht und die Hebelgewalt von Hüfte und Schulter hinter den Schlag.

Ambrose Donovan wiegt gewiss mehr als zweihundertzwanzig Pfund. Er ist also gut vierzig Pfund schwerer als Eliot und gilt selbst in diesem Land der großen Männer als ein furchtloser Riese und Kämpfer.

Aber als Eliots Faust ihm den Magen fast bis zum Rückgrat stößt, verbeugt er sich doch, und als sein Kopf tief genug ist, reißt Eliot sein Knie hoch.

Ambrose Donovan landet krachend auf dem Rücken. Die Sägespäne stauben hoch – und Noel O’Brien brüllt hinter dem Schanktisch: »Er hat keinen Colt! Er hat keinen Colt! Denkt daran, was Big Jack mit euch machen wird, wenn er erfährt, dass ihr auf einen Mann, der fair kämpfen will, mit dem Colt losgegangen seid!«

Noel O’Brien ruft es warnend.

Die Meute hält sich auch wirklich zurück. Ambrose richtet sich schwerfällig am Boden auf. Sein Gesicht blutet. Grollend sagt er: »Keiner mischt sich ein! Ich habe Eliot früher so oft verprügelt, dass ich ihm jetzt eine faire Chance geben muss.«

Er verstummt, wischt sich das Blut aus dem Gesicht und stürmt dann mit gesenktem Kopf vorwärts.

Und er wirft sich ebenfalls zur Seite, als Eliot ihn an sich vorbei ins Leere stoßen lassen will.

Er erwischt Eliot mit einem Haken auf die Herzspitze und dann mit einem Schwinger, der das Ohr trifft. Eliot fällt auf einen Tisch, rollt sich darüber hinweg und landet benommen auf den Brettern, bevor Ambrose einen Stuhl auf dem Tisch zerschmettern kann.

Dann fegt der Riese den Tisch zur Seite und tritt nach Eliot. Aber Eliot erwischt den Fuß mit beiden Händen und rollt sich herum. Er verdreht mit diesem Ruck Ambroses mächtiges Bein. Die Bretter des Saloons erzittern, als der schwere Mann zwischen die Stühle fällt.

Eliot erwartet ihn, und als er hochkommt, trifft er ihn rechts und links am Kopf. Ambroses Greifbewegung erwischt nur Eliots Hemd. Er reißt es ihm mit einem Ruck in Fetzen – und dann stolpert er an Eliot vorbei ins Leere.

Der trifft ihn von der Seite her, und sein Ansturm ist so wild, dass Ambrose gebückt gegen den Schanktisch prallt, wo die Mannschaft rechtzeitig zur Seite sprang.

Der Schanktisch schwankt und Ambrose zieht sich knurrend daran hoch. Als er hoch genug ist, erfolgt Eliots neuer Ansturm. Beide Fäuste hat er zu einem Holzfällerschlag verschränkt, und er schmettert sie in das mächtige Genick des Mannes.

Ambroses Kinn knallt hart auf die Nickelplatte. Er dreht sich halb zur Seite und dann trifft Eliot ihn abermals.

Ambrose kann nicht mehr kämpfen, die Luft ist aus seinem Körper geschlagen worden, und in seinem Kopf ist alles dumpf und dröhnend. Er sinkt mit dem Oberkörper über den Schanktisch.

Eliot tritt keuchend zurück. Er schwankt etwas. Dieser Kampf, auf den er sich sieben Jahre vorbereitet hat, höhlte ihn aus. Er findet an der Ecke des Schanktisches einen festen Halt, und er braucht diesen Halt, denn um ihn dreht sich alles. Vor seinen Augen wird es dunkel. Mit aufgerissenem Mund saugt er die Luft ein.

Dann vergeht die Not. Er kann wieder sehen. Sein Gleichgewichtsgefühl stellt sich wieder ein. Er kann den Schanktisch loslassen und wieder ohne Halt auf den Beinen stehen.

Er sieht Ambrose Donovan an.

Der liegt immer noch mit dem massigen Oberkörper über dem Schanktisch und mit dem blutenden Gesicht auf der Nickelplatte.

Es ist still im Raum – und dann seufzt eine heisere Stimme bitter: »O heiliger Vater, er hat ihn wahrhaftig geschlagen!«

Diese Stimme kommt aus der Gruppe der Star-D-Mannschaft und gehört Little Jack. Alle starren sie Eliot Murray an. Der wischt sich mit dem zitternden Unterarm übers Gesicht.

Noel O’Brien sagt hinter der Theke: »Keine Colts, Boys! Keine Colts, sage ich! Sie haben es ausgetragen, und Ambrose wird es selbst mit dem Colt erledigen wollen, wenn er wieder rüstig genug ist.«

Die Stimme des Barmannes klingt warnend, und seine Worte sind auch nötig, denn einige Hände ruhen bereits auf den Coltkolben.

Little Jack stößt jäh ein seltsames Gelächter aus. Allen Anwesenden wird plötzlich klar, dass es der Ausbruch einer wilden Schadenfreude ist. Sie alle verstehen, was in Little Jack vorgeht. Dieser Mann ist voller Gift und Bosheit, aber vielleicht ist er so geworden, weil er immer nur im Schatten seines großen und mächtigen Bruders Ambrose leben musste. Vielleicht sehnte sich Little Jack danach, selbst ein so starker Riese zu sein wie Ambrose.

Und jetzt hat er gesehen, wie Ambrose unterlag.

Sein Gelächter bricht plötzlich ab, als würde Little Jack mit einem Mal klar, dass er zu viel von seinem Inneren preisgibt.

Eliot Murray starrt die Star-D-Mannschaft an. Dann hebt er langsam seine Rechte und deutet auf Ambrose Donovan.

»Da habt ihr ihn«, sagt er heiser. »Bringt ihn zu Big Jack! Und sagt ihm, dass man Eliot Murray nicht durch den Dreck ziehen kann! Kein großspuriger Donovan schafft es allein, dazu braucht er ein solches Rudel von willigen Knechten, wie ihr es seid! Ich frage mich, worauf die Donovans jetzt noch so stolz sein können, denn da liegt Ambrose, der ein zweiter Big Jack werden wollte!«

Eliot Murray verstummt und sieht Noel O’Brien an.

»Bring mir einen Whisky, Noel!«

Er bekommt ihn schnell und leert das Glas mit einem Zug. Der scharfe Stoff brennt wie Feuer auf seinen zerschlagenen Lippen, aber er grinst, als er die Mannschaft noch einmal ansieht.

Die Männer haben sich noch nicht bewegt, sie betrachten immer noch staunend die regungslose Gestalt, die blutend über dem Schanktisch liegt und jetzt einen zitternden Seufzer hören lässt.

Sie glauben immer noch nicht, was sie mit ihren Augen sehen, denn sie alle hielten Ambrose für unbesiegbar.

Und jetzt sehen sie ihn geschlagen über dem Schanktisch liegen.

Eliot Murray geht langsam zur Schwingtür. Little Jacks Stimme holt ihn ein: »Eliot! Eliot, ich werde dich töten! Ich werde dich bald töten! Ich bin nur der bucklige Little Jack, aber ich werde schaffen, was Ambrose nicht konnte!«

Eliot bleibt vor der Pendeltür noch einmal stehen und sieht über die Schulter zurück.

»Jacky, du wirst mir schon in den Rücken schießen müssen, wenn du mich töten und dabei am Leben bleiben willst. Aber wenn du das tust, schlägt dich Big Jack tot.«

Eliot sieht, wie sich Ambrose endlich zu bewegen beginnt. Er versucht sich aufzurichten, aber dadurch verliert er den Halt. Er rutscht seitlich am Schanktisch hinab und kracht schwer auf die Bretter. Dort rollt er auf den Rücken.

Eliot sieht das noch, dann tritt er in die Dunkelheit hinaus. Auf dem Gehsteig vor dem Saloon stehen einige Gestalten. Eliot ist vom Licht noch zu sehr geblendet, als dass er die Leute erkennen kann, aber er weiß, dass es Bürger der Stadt sind, die durch die Fenster und über die Flügel der Schwingtür hinweg dem Kampf zugesehen haben.

Plötzlich fühlt er eine kleine Hand am Ärmel, und die Stimme einer Frau sagt leise: »Komm mit mir, Eliot, du siehst furchtbar aus. So kannst du nicht reiten. Jemand muss dich erst in Ordnung bringen. Komm mit, Eliot!«

Er lässt sich verblüfft einige Schritte von ihr mitziehen, bis sie etwas von den neugierigen Gaffern entfernt sind. Aber dann bleibt er stehen und fragt: »Wer – wer sind Sie, Miss?«

☆☆☆

»Sieben Jahre sind eine lange Zeit«, erwidert sie ruhig. »Aber dennoch solltest du dich an mich erinnern können, Eliot Murray! Ganz kannst du mich nicht vergessen haben!«

Sie nennt ihm ihren Namen immer noch nicht. Inzwischen haben sich Eliots Augen besser an die Helligkeit gewöhnt. Er sieht ein schlankes mittelgroßes Mädchen vor sich, zwei große Augen, die hell sind, einen leicht geöffneten Mund, und der Lichtschein, der neben ihnen aus dem Saloon fällt, zaubert Hell und Dunkel auf ihr Gesicht.

Die Erinnerung überkommt ihn und er murmelt: »Kate – Kate Milton! Du bist immer noch in Snakebow? Das hätte ich nicht erwartet.«

Sie geht auf seine Worte nicht ein, sondern zieht ihn weiter. »Komm, Eliot, ich habe gleich hier um die Ecke einen kleinen Schneiderladen. Die Donovans sind großzügig genug, mich hier zu dulden, nachdem sie uns die Ranch genommen haben.«

Eliot folgt dem Mädchen verwirrt, und obwohl er eine ganze Menge anderer Sorgen hat, denkt er jetzt nur noch an die Dinge, die zwischen ihm und Kate Milton waren.

Indes biegen sie von der Main Street in eine Gasse ein. Hinter einem kleinen Schaufenster, in dem Frauen- und Kinderkleidung ausgestellt ist, brennt eine Lampe. Kate Milton öffnet die Tür. Ein Glöckchen bimmelt.

»Komm herein, Eliot«, sagt sie etwas herb, und er folgt ihr erschöpft und schwerfällig durch den kleinen Laden und die angrenzende Werkstatt bis in die kleine Küche.

Kate schraubt die Lampe höher, und als die genügend Helligkeit verbreitet, wendet sie sich um.

Eliot sieht sie nun richtig, und in den sieben Jahren ist sie reif und schön geworden, aber auch ernst und herb. Ihre etwas schrägen graugrünen Augen erwidern Eliots Blick offen und ruhig.

»Setz dich auf diesen Stuhl da, Eliot!«

Er tut es langsam, und er sieht sie dabei unverwandt an.

»Yeah«, murmelt er, »sieben Jahre sind eine lange Zeit. Als ich fortging, wusste ich nicht, ob ich jemals den Mut haben würde, wieder heimzukommen. Deshalb ging ich damals ohne Abschied, Kate. Und ich war noch ein Junge, der …«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Eliot. Du warst achtzehn – und ich siebzehn. Ich weiß, wir waren damals noch zu jung, obwohl wir uns oft küssten. Nun, du warst damals meine erste Liebe. Ich habe voll und ganz verstanden, dass du fortreiten musstest. Hier konntest du kein Mann werden. Es war schon richtig. Aber warum bist du zurückgekommen? Mich hattest du doch inzwischen vergessen! Warum bist du also wieder hier?«

Sie bringt bei ihren Worten eine Schüssel mit warmem Wasser an den Tisch und stellt ein kleines Verbandskästchen daneben. Sie holt zwei Handtücher und kommt zurück

»Zieh das zerfetzte Hemd aus, Eliot. Ich habe noch Wäsche von meinem Vater und meinen Brüdern.«