G. F. Unger Western-Bestseller 2453 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2453 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Vier Revolvermänner sollen den schwankenden Thron des Rinderkönigs stützen und die Ranch für seine Tochter erhalten. Sie sind die Trümpfe in einem tödlichen Spiel ...

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Vier Asse

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Salvador Faba/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9386-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Vier Asse

»Gleich müssen sie kommen«, sagt Buck Fisher rau und starrt nach Norden. Seine Miene ist ausdruckslos und verrät nichts von der großen Anspannung, die ihn beherrscht. Er sitzt ruhig auf dem Bock des Zweispänners. Neben ihm lehnen die beiden Krücken, mit deren Hilfe er sich seit Monaten zu bewegen gelernt hat. Vor einem Jahr hat er sein rechtes Bein verloren.

Bis zu diesem Tag war Buck Fisher der König im Limit Valley. Doch jetzt zerfällt sein Rinderreich. Die Stunde seiner Feinde scheint gekommen. Sein Vormann hat ihn betrogen. Die Mannschaft schlägt sich auf die Seite seiner Gegner, die über seinen Besitz herfallen wie eine gierige Meute. Er ist ein Krüppel und kann nicht mehr kämpfen. Doch er hat noch eine Chance, so hofft er jedenfalls. Er holte vier Männer in das Land. Er hat Erkundigungen über sie eingeholt und weiß, dass sie Kämpfer sind wie ihre Väter, die er gekannt hat. Sie sollen seine Trümpfe in diesem blutigen Spiel werden. Vier Asse.

Sie werden es schaffen. Sie werden die Ranch für seine Tochter Vicky retten und dem Terror ein Ende bereiten. Davon ist Buck Fisher überzeugt. Obwohl er genau weiß, dass die vier Männer ihn hassen werden, wenn er ihnen erzählt, warum ihre Väter sterben mussten. Und er wird es ihnen erzählen, denn auch das gehört zu seinem Plan.

Entweder werden sie ihn töten – oder sie werden für ihn kämpfen. Er weiß, dass er ein riskantes Spiel treibt, doch er verlässt sich auf seine Köder: seine schöne Tochter Vicky und das Gold, um das er die Väter dieser vier Männer einmal betrogen hat …

Blue Rock, der kleine Navajo, betrachtet einen Moment das Gesicht seines Herrn, aber dann wendet er den Kopf, sieht in alle Richtungen, bindet die Zügel fest und springt vom Wagen.

»Sicher, Blue, gib ihnen Wasser und reib sie ab«, sagt Buck Fisher mit seiner harten Stimme. »Es ist das beste Gespann von Wyoming, und man sieht den Tieren nicht an, dass sie dreißig Meilen hinter sich haben.«

Der Indianer murmelt etwas, spannt dann die beiden prächtigen Rappen aus und verschwindet mit ihnen zwischen dem Felsgewirr, aus dem das Rauschen eines kleinen Wasserfalls dringt.

Buck Fishers Rundblick erfasst im Norden einen dunklen Punkt, der sich rasch nähert. Es ist ein Reiter. Ein großer Mann auf einem Pinto, der in einem stetigen Trott herangeritten kommt.

Buck Fisher hebt eine seiner beiden Krücken und hält sie steil in die Luft. Fünfzig Schritt vor dem Wagen fällt der Schecke des Reiters in Schritt. Das Tier ist ein hässlicher Wallach, mit Narben bedeckt und dürr und zottig wie ein Wolf.

Buck Fisher sieht den Reiter an, der nach Indianerart im Sattel sitzt und mit dem Pferd scheinbar verwachsen ist.

Es ist ein großer, sehniger und dunkelhäutiger Mann mit rabenschwarzen Haaren, die über den Kragen seiner schwarzen Lederjacke fallen.

Aber als der Mann nun den Stetson aus der Stirn schiebt, sieht man, dass dieses Gesicht nur von Wind, Sonne und Wetter so dunkel ist, die obere Hälfte der Stirn ist merklich heller. Die Flügel seiner scharfen Nase vibrieren, und es sieht aus, als atmete er prüfend ein.

»Sind Sie Buck Fisher?«, fragt er.

»Das bin ich, mein Sohn, und du bist Tom Drake! Oha, du gleichst deinem Vater aufs Haar. Es ist nicht zu verkennen: Du bist Toms Sohn. Du bist natürlich neugierig, Junge, warum ich dich herbestellt habe, was?«

»Ich bin achthundert Meilen geritten.«

»Sicher, du wirst es bald erfahren. Warte nur noch einige Minuten. Sieh, da kommen noch mehr Reiter. Da im Osten, das müsste Dave Spencer sein, und im Westen der Punkt, dies ist bestimmt Larry Stonebay. Leider versperrt uns der Berg hier den Blick nach Süden, aber ich wette, dass Ringo Lumate in den nächsten Minuten aus dieser Schlucht dort geritten kommt. Ihr seid pünktlich, so pünktlich wie eure Väter.«

Buck Fisher grinst, und in seinen gelblichen Augen blitzt es seltsam. Mit einem Mal wirkt er wie ein sehr verbitterter Mann, der sich einen höllischen Spaß ausgedacht hat.

Die beiden Reiter im Osten und Westen rücken schnell näher, werden größer und immer besser erkennbar.

Aber bevor sie den Treffpunkt erreichen, erklingt rascher Hufschlag aus der Schlucht. Und dann jagt ein geschmeidiger Reiter auf einem herrlichen Rappen heraus, ein Mann in dunkler Weidetracht, auf dessen schwarzem Hut ein goldenes Band in der Sonne funkelt. Er kommt in vollem Galopp bis dicht an den Wagen geritten und zügelt kurz davor sein edles Pferd.

»Da bin ich! Ringo Lumate ist mein Name!«

Buck Fisher nickt zufrieden und macht eine grüßende Handbewegung.

Tom Drake aber betrachtet Ringo Lumate genau, und er sieht einen pantherhaften Burschen, der bestimmt sehr gefährlich ist. Tom Drake kennt auch Ringo Lumates Ruf, und er weiß von Lumates wilden Kämpfen im Süden.

Nun reitet auch der Mann von Osten heran, ein kleiner, drahtiger Mann, der seinen Hut im Nacken hängen hat und dessen feuerrotes Haar wie ein herausforderndes Signal ist. Man sieht Dave Spencer auf zehn Meilen den kampflustigen Iren an, und als er sein graues Pferd verhält, geraten in seinem Gesicht zehntausend Sommersprossen in Bewegung. Tausend Falten und Fältchen entstehen.

Und er sagt mit einer etwas heiseren Stimme: »Wenn Sie Buck Fisher sind, so bin ich richtig. Mein Vater hieß Dave Spencer, und so heiße ich auch.«

Wieder nickt Buck Fisher und bewegt grüßend die große Hand, mit der er früher so manchen Mann getötet hat.

Alle sehen nun dem Mann entgegen, der von Westen her angeritten kommt, auf einem löwengelben Wallach. Ein langer Mann, der so lässig im Sattel hängt, als wäre er eingeschlafen.

Auch als er sein Pferd verhält, die Hände ums Sattelhorn legt und die Versammelten ansieht, wirkt er träge und uninteressiert. Aber in seinen wasserhellen Augen ist alles wach und scharf. An seinem Hut ist der Texaskniff, sein Gesicht ist von der Sonne gerötet, und sein Haar ist weißblond. Unter seiner offenen Weste sind die abgegriffenen Kolben zweier Colts zu sehen. Dieser Mann trägt also zwei Schulterholster, seine Kleidung ist abgenutzt.

»Nun gut«, sagt er auf die schleppende Art eines echten Texaners. »Ich bin Larry Stonebay. Was soll’s sein?«

»Steigt ab, Jungs. Kommt zu mir, ich habe euch geschrieben, dass jeder von euch die faire Chance haben wird, zumindest fünfzigtausend Dollar zu verdienen. Steigt ab, denn ich will euch eine Geschichte erzählen.«

Buck Fisher lächelt bei seinen Worten wieder voller Vorfreude. Dann reibt er sich die gewaltigen Hände und wirft einen bitteren Blick auf die beiden Krücken neben sich.

Die vier Männer sitzen ab, kommen zum Wagen und verhalten sich abwartend. Tom Drake und Larry Stonebay sind von gleicher Größe, doch ist Drake schwerer. Ringo Lumate ist mittelgroß, aber er ist so geschmeidig und muskulös wie ein Panther.

Der kleine, krummbeinige und sommersprossige Dave Spencer wirkt neben den anderen wie ein unscheinbarer, hässlicher Zwerg, aber seine grünlichen Augen sind fest und selbstbewusst.

So warten sie, und Buck Fisher holt eine noch volle Whiskyflasche hervor. Er trinkt und reicht sie Tom Drake. Der nimmt sie, trinkt ziemlich viel und reicht sie Larry Stonebay. Aber der schüttelt den Kopf.

»Ich trinke kein Feuerwasser«, sagt er ruhig und reicht die Flasche an Ringo Lumate.

»Das sollte ich mir auch angewöhnen«, Ringo lacht blitzend, »aber guter Whisky, schöne Pferde, ein scharfes Spiel und hier und da eine schöne Frau, das alles gehört zu einem Lumate!«

Er trinkt ziemlich viel, und als er die Flasche dem rotköpfigen Iren reichen will, sagt dieser trocken: »Vielleicht später, ich trinke nur mit guten Freunden aus einer Flasche.«

In Ringo Lumates Augen glüht es heiß und wild.

»Unsere Väter waren Freunde, Amigo!«

»Unsere Väter sind tot und wir sehen uns heute zum ersten Mal. Vielleicht werden auch wir Freunde, Ringo, aber vielleicht auch nicht. Wer kann es jetzt schon sagen?«

In Ringos Augen verschwindet das Glühen. Er lässt die noch halb volle Flasche achtlos auf den Boden fallen und richtet seine nachtschwarzen Augen auf Buck Fisher. Auch die anderen sehen den Alten an. Sie umgeben den Wagen, vier gefährliche Kämpfer, die alle einen mehr oder weniger berüchtigten oder berühmten Namen tragen. Vier Revolverleute sind es, und Buck Fisher hat sie herbestellt.

Er setzt sich bequemer zurecht, sieht sie der Reihe nach an, richtet seinen Blick dann auf einen Felsen und beginnt zu reden.

☆☆☆

»Wenn ich ein gesunder Mann wäre, Jungs, hätte ich euch nicht herbestellt. Und ich würde mich dann auch hüten, euch diese Geschichte zu erzählen. Denn wenn ich fertig bin, werdet ihr mich hassen. Ihr werdet mich bis in die Hölle hassen, aber weil ich ein Krüppel bin, könnt ihr mich nicht töten. Ihr seid zu stolz, um einen Krüppel zu töten. Ich habe über jeden von euch ganz genaue Erkundigungen eingezogen. Ihr seid alle vier stolze und gefährliche Tiger geworden, so wie es eure Väter waren. Eure Väter waren für mich wie vier prächtige Asse, und mit ihrer Hilfe konnte ich damals ein hartes Spiel gewinnen. Nun, hört euch die Geschichte an:

Es ist nun schon zwölf Jahre her, und ihr wart noch halbwüchsige Jungen, als der Bürgerkrieg begann. Eure Väter stellten sich der Sache des Südens zur Verfügung, und weil sie einen Namen als Kämpfer hatten, wurden sie einem Sonderkommando zugeteilt. Ich war der Führer dieses Sonderkommandos. Wir waren zwölf Mann, die besten Kämpfer der Armee. Jeder von uns war eine ganze Mannschaft wert. Wir ritten in Zivil, denn unser Sonderauftrag machte diese Tarnung erforderlich.

Wir ritten nach Norden, viele, viele Nächte. Wir ritten wie lautlose Schatten durch das wilde Land, und wir kamen unbemerkt hinter die Linien der Yankees. Unser Ziel war eine reiche Goldmine. Sie war kein Privatbesitz mehr, sondern von ihrem sterbenden Besitzer bei Ausbruch des Krieges der Sache des Nordens zur Verfügung gestellt worden. Mit der reichen Goldausbeute konnten die Nordstaaten eine starke Truppe ausrüsten und schlagkräftig halten. Gold bedeutete mehr Waffen, regelmäßigen Sold, Ausrüstungen und immer reichlich Verpflegung. Wir hatten also den Auftrag, die Goldmine zu zerstören und die vorhandenen Goldvorräte zu rauben. Nun, wir schafften die Sache! Ich sagte schon, dass die besten Männer der Konföderierten-Armee mit mir ritten.

Ah, wir waren nur zwölf, aber als wir über die Mine herfielen, kämpften wir binnen einer halben Stunde die uns an Kopfzahl fünfmal überlegene Wachtruppe nieder. Wir alle kämpften wie Teufel, und das war kein Wunder, waren wir doch die Auslese von mehr als tausend prächtigen Kämpfern.

Als der Kampf beendet war, zählten wir nur noch sieben Mann, und jeder von uns hatte verschiedene Wunden. Aber wir luden die vorhandenen Goldvorräte auf Maultiere und sprengten die Stollen der Mine. Dann begann unsere Flucht. Es war eine Flucht durch die Hölle, obwohl wir unseren Verfolgern und auch den Abteilungen, die uns den Weg verlegten, eine Menge Tricks zeigten. Ich machte eines Tages den Vorschlag, das Gold unter uns aufzuteilen, und dann sollte jeder für sich die Flucht fortsetzen. Wir stimmten ab, aber eure Väter überstimmten mich und die beiden anderen Männer. Eure Väter wussten wohl, dass wir drei anderen Männer gar nicht mehr die Absicht hatten, zur Südarmee durchzubrechen, sondern das Gold für uns behalten wollten. Wir blieben also noch einige Tage zusammen und hatten immer wieder Glück. Wir durchbrachen den Ring der Yankees und erreichten eine schmale Schlucht.

Hinter der Schlucht, das wussten wir, war eine Ebene. Irgendwo jenseits der Ebene mussten wir auf Abteilungen der Südstaaten stoßen. Es kam also nur noch darauf an, dass wir ein Siebzig-Meilen-Rennen gegen die Yankees gewinnen mussten, die immer wieder gegen die Schlucht anrannten, die wir verteidigten. Wir konnten auch nicht lange in der Schlucht bleiben, denn dreißig Meilen weiter führte eine zweite Schlucht durch die Bergmauer.

Wir mussten uns also schnell entscheiden. Nun, ich hatte ein Kartenspiel bei mir. Wir wurden uns darin einig, dass die vier höchsten Karten ihre Zieher dazu verpflichten sollten, die Schlucht zu verteidigen, damit wir einen Vorsprung mit dem Gold bekamen. Wir brauchten den Vorsprung, weil wir das Rennen über die Ebene mit den Packtieren sonst nicht gewinnen konnten.«

Buck Fisher macht nun wieder eine Pause und sieht die vier jungen Männer an. Plötzlich hebt er die Hand zum Schwur und sagt heiser: »Boys, ich schwöre euch, dass ich mit den Karten keinen Trick angewandt habe. Ich habe das Spiel fair gemischt. Es war bei Gott kein Trick dabei! Alles war eine Laune des Schicksals! Denn eure Väter waren es, die die höchsten Karten zogen, vier Asse! Ich erinnere mich noch ganz genau! Es war also klar, dass eure Väter zurückbleiben und die Meute aufhalten mussten. Ah, sie waren tapfer! Sie wussten, dass sie sterben würden, aber es machte ihnen nicht viel aus, weil sie fest daran glaubten, dass sie für eine gute Sache sterben würden.«

Wieder macht Buck Fisher eine Pause. Plötzlich sieht er Dave Spencer an.

»Dein Vater, Dave, war jedoch misstrauisch. Er ließ mich schwören, dass ich das viele Gold nicht für mich behalten, sondern zu den Konföderierten bringen würde. Ich und die beiden anderen Männer, wir schworen es euren Vätern. Dann ritten wir mit den Packtieren davon, und noch lange Zeit hörten wir Schüsse hinter uns. Später habe ich erfahren, dass eure Väter bis zur letzten Patrone gekämpft und dann die Angreifer mit Messern angegriffen hätten. Sie hatten uns genügend Vorsprung verschafft.«

Abermals macht Buck Fisher eine Pause. Er wischt sich mit seiner großen Hand über das grobe Gesicht. Die vier Männer starren ihn an. Er seufzt plötzlich und spricht mit nun sehr heiserer Stimme weiter: »Wir brachen den Schwur, den wir euren Vätern gaben. Das viele Gold machte uns verrückt. Wir wollten es für uns. Wir brachten es nicht zur Konföderierten-Armee. Wir versteckten es. Wir wollten ohne Gold zurückkehren und melden, dass wir die Goldmine zwar für lange Zeit zerstört hätten, aber das Gold auf der Flucht im Treibsand eines Flusses verloren hätten. Nach dem Krieg wollten wir es dann holen, nicht im Treibsand, sondern aus unserem Versteck. So kamen wir überein. Aber in der nächsten Nacht schlief ich nicht, und das war gut. Die beiden anderen Männer wollten über mich herfallen. Sie versuchten es mit den Messern, aber ich schoss mit dem Colt. Nun gehörte das ganze Gold mir. Ich meldete mich nicht bei meiner Truppe zurück. Ich wartete einige Monate ab, nahm einen falschen Namen an und holte später mithilfe eines Indianers, dem ich in den Bergen das Leben gerettet hatte, das Gold aus dem Versteck. Ich kümmerte mich nicht mehr um den Krieg, sondern zog als Yankee getarnt nach Norden. Hier in Wyoming baute ich mir eine Riesenranch auf. Ich gründete die Stadt Limit. Ich wurde binnen weniger Jahre zum ungekrönten König dieses Landes. Und ich heiratete auch. Meine Frau brachte eine Tochter mit in die Ehe. Leider lebte meine Frau nicht lange. Ich habe nur noch Vicky, die mir eine gute Tochter ist. Und wegen des Mädels habe ich euch gerufen.«

Buck Fisher seufzt, wischt abermals über sein Gesicht und sieht die vier jungen Männer abwartend an.

Dave Spencer starrt ihn böse an.

»Sie verdammter Hundesohn«, sagt er hart. »Sie haben wirklich ein unverschämtes Glück, dass Sie ein Krüppel sind. Aber ich weiß noch nicht, ob Sie das fehlende Bein davor retten wird, dass ich Sie in die Hölle schicke! Unsere Väter sind also nicht für die Sache der Konföderierten gestorben! Sie starben, damit Sie Bastard sich bereichern konnten! Nun, vielleicht gibt es einen Weg, um Sie zur Hölle zu schicken, Mister.«

Dave Spencer zittert vor Wut am ganzen Körper.

Und Ringo Lumate zischt heftig: »Caramba! Er ist der Sohn einer Ratte und eines Schweins! Wir sollten über ihn Gericht halten!«

»Langsam«, knurrt Tom Drake, »langsam, Partner. Er ist mit seiner Geschichte noch nicht fertig. Vielleicht ist er irgendwie schon halb in der Hölle. Er hat eben gesagt, dass er uns wegen seiner Stieftochter herbestellt hat. Wir wollen hören, was er uns zu sagen hat!«

Und Larry Stonebay, der hagere, weißblonde Texaner, sagt nichts. Er sieht Buck Fisher nur kalt und hart an, und seine Lippen bilden eine schmale Linie.

Buck Fisher nickt langsam.

»Ich war mir darüber klar, dass ihr mich wie die Hölle hassen würdet. Ich bin auch bereit, endlich meinem Schicksal zu begegnen. Vor einem Jahr verlor ich mein Bein. Wenn das Mädel nicht wäre, hätte ich mir schon längst eine Kugel durch den Kopf geschossen. Ah, ich war hier der König! Ich habe dieses Land und die Stadt Limit regiert. Ich besaß mehr als hunderttausend Rinder, und vier starke Mannschaften ritten für mich und befolgten jeden meiner Befehle. Der Sheriff und der Town Marshal zogen ihre Hüte vor mir. Ich war der Herrscher im Limit Valley. Aber dann lag ich einige Monate im Bett. Mein Bein wurde von einem Stier zerschmettert. Und in der Zeit, da ich hilflos war, da wurde ich von meinen Vertrauten verraten.«

Als er verstummt, sagt Tom Drake: »Ich wusste es doch, er lebt bereits in der Hölle. Die Meute will ihren harten König stürzen. Wie läuft denn das Spiel, Buck Fisher?«

»Höllisch«, erwidert dieser bitter, »ganz höllisch für mich. Ah, ich habe viele Jahre die Grenzen meines Reiches verteidigt, und habe Daniel Morgan und dessen ganze Sippe immer wieder geschlagen. Einmal bin ich allein zu den Morgans geritten, habe Daniel aus ihrer Mitte geholt und ihn so verprügelt, dass er für Wochen erledigt war. Und die ganze Sippe hat zugesehen, wie ich ihr Oberhaupt zertrümmerte. Lachend ritt ich dann davon, und weil es ein fairer Kampf war und die Morgans stolz sind, schoss mir keiner der Brut eine Kugel nach. Aber ihr Hass auf mich wurde noch stärker, und als ich krank im Bett lag, begann ihr Angriff. Ich habe jetzt dreißig- bis vierzigtausend Rinder an sie verloren, und eine ordentliche Menge meines Weidelandes haben sie besetzt. Ich bin hilflos, denn mein Vormann, dem ich vertraute, hat mich verraten. Jetzt ist es so, dass ich meinen Leuten nichts mehr befehlen kann. Meine Ranch wird von Patrick McRae geleitet, und wenn ich ihn entlasse, gehen alle anderen Reiter mit ihm und werden zu Viehdieben, die dann meine Rinder in noch größerem Umfange stehlen und damit für die Morgans noch mehr Weide frei machen. Patrick McRae hasst mich, denn ich sollte ihm Vicky zur Frau geben. Aber wie kann ich ein Mädchen wie Vicky einem Untier zur Frau geben? Patrick McRae ist ein Bär! Er war mir ein gutes Werkzeug, und als gesunder Mann konnte ich ihn immer fest in der Hand halten. Aber jetzt hasst er mich. Er ist meinen Zügeln entglitten. Er macht mit meinem Besitz, was er will. Er stellt Vicky nach und demütigt sie jeden Tag. Und wenn ich ihn rauswerfe, würde er nur durch Anwendung von Gewalt gehen, und dann wäre die Wagenrad-Ranch erst recht verloren. Es gibt auf fünfhundert Meilen in der Runde keinen Reiter, der für mich gegen Patrick McRae und sein Rudel kämpfen würde. Früher, da habe ich sie alle beherrscht. Aber jetzt bin ich ein Krüppel, eine Null. Ich brauche Hilfe! Ich brauche die Hilfe von Männern, die noch höllischer als Patrick McRae sind, die kämpfen können. Und ich kannte eure Väter, und ich weiß, dass ihr wie eure Väter seid: Kämpfer!«

Er verstummt keuchend. Auf seinem groben Gesicht glänzt der Schweiß. Sein Atem geht schwer.

Ringo Lumate lacht wild auf.

»Also lebt er bereits in der Hölle! Lassen wir ihn darin schmoren! Ah, wir brauchen gar nichts anderes zu tun, als zuzusehen. Er hat die Sache unserer Väter verraten. Zum Teufel mit ihm!«

Ringo Lumate will sich zu seinem Pferd wenden, doch Larry Stonebay hält ihn zurück.

»Warte noch, Ringo«, sagt er sanft.

Und dann hören sie alle Dave Spencer fragen: »Zum Teufel, Buck Fisher, wie konnten Sie nur auf die Idee kommen, dass wir Ihnen helfen würden?«