G. F. Unger Western-Bestseller 2455 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2455 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Waco und seine Männer wagen das Unmögliche: Mit einem Munitionstransport brechen sie von Laramie nach Fort Reno auf, das von tausend Indianern eingeschlossen ist ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Die Tausend-Dollar-Mannschaft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9388-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Tausend-Dollar-Mannschaft

Die Sonne brennt heiß über Laramie. Waco Turpin sitzt auf einer Kiste vor dem Hauptgebäude der Handels- und Frachtkompanie, lehnt seine breiten Schultern gegen die Hauswand und schnitzt mit einem Messer an einem Stück Holz herum. Aber seinen scharfen und dunklen Indianeraugen entgeht nicht viel.

Ein ziemlich bejahrter Mann kommt aus dem Store und hockt sich nach Indianerart neben Waco Turpin auf die Fersen. Der Oldtimer ist in dunkles Leder gekleidet und trägt trotz der Sommerhitze eine Pelzkappe.

Zielsicher spuckt er eine Ladung braunen Saft auf eine Spinne und murmelt dann: »Da hast du aber mächtig Glück gehabt, Junge, dass du deinen Wagenzug durchbringen konntest. Der Tag ist nicht mehr fern, da sich alle Trecks, die nach Laramie wollen, mitten durch die Hölle kämpfen müssen. Oder bist du anderer Meinung, Waco?«

Waco sieht den alten Prärieläufer ruhig an und lächelt ernst.

»Warum sollte ich dir widersprechen, Bill? Da drüben ist das ganze Sioux-Volk versammelt – die Hunkpapas, die Minniconjous, die Brules, die Oglalas und Two Kettles. Und sogar von den Blackfeet sind welche da! Yeah, dann sehe ich überdies noch die Zelte der Cheyennes und der Arapahoes. Das genügt mir. Sie sind alle da, Bill – alle! Und wenn ihre Häuptlinge erfolglos verhandeln, so bricht die Hölle los. Dann bekommen wir den größten Indianerkrieg alter Zeiten …«

»Um meinen Skalp mache ich mir wenig Sorgen«, unterbricht ihn Bill Smith und nimmt seine Pelzmütze ab. Er wischt sich über seine spiegelnde Glatze und grinst Waco an …

»Aber ich kenne tausend Indianer, die sich Hoffnungen auf einen Ehrenplatz in ihrem Himmel machen, wenn sie deinen Schopf bekommen könnten, Waco«, sagt der Oldtimer.

Waco Turpin grinst zurück, nimmt seinen schwarzen Stetson ab, streicht über sein langes, blauschwarzes Haar und murmelt: »Richtig, ich wollte mir schon in Kansas City die Haare stutzen lassen. Ich werde das jetzt tun.«

Er erhebt sich – ein großer, hagerer und sehniger Mann mit breiten Schultern und langen, leicht gekrümmten Beinen, die in ledernen Hosen stecken. Die Nähte der Hosen und des ledernen Jagdhemdes sind mit Fransen verziert.

Waco trägt einen gekreuzten Revolvergurt mit zwei Colts. Er nimmt seinen langen Arm hoch, steckt das blinkende Messer in die Nackenscheide und sieht noch einmal auf das bunte Gewimmel jenseits des Flusses.

Ja, er sieht wirklich ein zwar wildes, aber wundervolles Bild. Scheckige Pferde, blitzende Lanzenspitzen, Kriegsbeile, bunte Perlenstickereien, weiße Adlerfedern, bunte Decken und Schärpen, bunte Zelte und nackte, bemalte Oberkörper.

Waco Turpin seufzt seltsam.

»Bill«, sagt er mürrisch, »Bill, sie werden erfolglos verhandeln. Wenn ein Indianer mit einem Weißen verhandelt, so wird er zumeist betrogen, Auch die großen Häuptlinge Crazy Horse, Red Cloud und alle anderen werden betrogen – das ist sicher. Nun, ich lasse mir die Haare schneiden.«

Mit langen und geschmeidigen Schritten geht er davon.

»Lass dir den Schädel kahl scheren, Waco! Dann ist dein Skalp für eine Weile bedeutend sicherer!«

Bill Smith ruft es ihm grimmig nach.

Aber Waco Turpin geht ruhig weiter – ein großer Mann mit dunklen Haaren, dunklen Augen und einem scharfen und gut geformten Gesicht, in dem jedoch ein hartes Leben voller Kämpfe seine Zeichen eingebrannt hat.

Bevor er den Barbiersalon erreicht, begegnet er einem riesenhaften Sergeant.

»Hallo, Waco«, sagt der blonde Riese und bleibt stehen.

»Hallo, Jim«, murmelt Waco gedehnt und betrachtet interessiert das farbenprächtige und vollkommen zugeschwollene Auge des Sergeants. Er entdeckt auch noch weitere Spuren von harten Fäusten in Jim Murphys rundem Gesicht und fragt sanft: »Was war das?«

Jim Murphys Gesicht wird sofort grimmig. Er betastet vorsichtig sein angeschwollenes Kinn und streicht sich über seine misshandelte Nase. Sein noch gesundes Auge blitzt zornig.

»Das waren wilde Büffel!«, knurrt er. »Das waren zweibeinige Büffel, die man mit Dynamit, Schlangengift, rohem Fleisch und glühenden Kohlen gefüttert und dann auf die Menschheit losgelassen hat. Und einige dieser Büffel sind noch nicht einmal reinrassig, sondern verdammte Kreuzungen zwischen Büffeln, Grizzlys, Tigern und Wölfen. Die verdammteste Bande von Menschenfressern ist gestern in unsere Kantine eingebrochen und hat wenige Minuten später alles zu Kleinholz verarbeitet. Ich war wachhabender Sergeant, und ich musste nicht nur die gesamte Wache, sondern auch noch den ersten Zug alarmieren. Aber dann haben wir es geschafft, Waco!«

Er macht eine Pause und fährt dann fort: »Und wenn du mich fragst, wo du deine Mannschaft finden kannst, so sage ich dir, dass sie im Gefängnis sitzt! Wir haben die ganze verdammte Höllenbande in Ketten gelegt. Bei Gott, Waco, du weißt, dass ich dein Freund bin, aber ich werde nicht dulden, dass du diesen Menschenfressern auch nur die geringste Erleichterung verschaffst. Hast du mich verstanden?«

»Ihr werdet bald andere Sorgen haben.« Waco grinst bitter, und in seinen dunklen Indianeraugen funkelt ein grimmiger Humor, weil er an seine höllische Mannschaft denkt. »Die roten Gentlemen vor dem Fort werden euch bald solch großen Kummer bereiten, dass ihr recht gerne an die Prügel zurückdenken werdet, die ihr wieder einmal von einer prächtigen Frachtfahrermannschaft bezogen habt. Ich habe ja immer behauptet, dass nur verdammte Jammerlappen, die nicht selbst auf sich aufpassen können, zur Armee gehen. Und ihr habt die ganze Wache und den ersten Zug gebraucht, um acht prächtige Frachtwagenfahrer in Ketten zu legen. Oha, da habt ihr den Beweis, was ihr für Jammerkerle seid!«

Sergeant Jim Murphy richtet sich kerzengerade auf, legt eine seiner schaufelartigen Hände hinters Ohr und beugt den Kopf vor.

»Wie war das, Mr Turpin? In der Armee sind nur alles Jammerlappen? Und diese acht verrückten Ungetüme sollen prächtige Frachtwagenfahrer sein? Habe ich richtig gehört?«

»Genau richtig, Sergeant Jim Charly Murphy! Und wenn ich bei meinen Leuten gewesen wäre, hätten wir die ganze Garnison verprügelt, verstanden?«

»Aaah«, grollt Jim Murphy, »aaah, du Gorillahäuptling! Das werden wir jetzt gleich klären. Du siehst in mir den Vertreter der glorreichen Armee vor dir, die du beleidigt hast. Pass auf!«

Die beiden letzten Worte knurrt er scharf und greift dann an.

Obwohl er beidhändig nach Wacos Kopf schlägt, trifft er diesen nicht und rennt wuchtig in Wacos Rechte hinein.

Es ist ein mächtiger Schlag, denn Waco wiegt fast hundertneunzig Pfund. Und Sergeant Jim Murphy bringt noch zwanzig Pfund mehr auf die Waage.

Es ist also ein wuchtiger Zusammenprall, als Wacos Faust Jim Murphys Kinn trifft. Waco spürt diesen Zusammenprall bis ins Schulterblatt.

Murphys Kopf zuckt zurück. Und dann marschiert er selbst drei Schritte rückwärts und setzt sich mit einem Krach auf die Bretter des Gehsteiges. Dort bleibt er eine Weile sitzen, wackelt mit dem Kopf und betastet sein Kinn.

Und er hört Waco lässig sagen: »Da siehst du selbst, was das faule Leben in der Armee aus einem Mann macht. Jim, es gab eine Zeit, wo ich dich dreimal treffen musste, bevor du dich nach Ruhe sehntest. Du bist wirklich nicht mehr recht in Form, Mister Sergeant.«

Jim seufzt schwer, schüttelt den Kopf und richtet sich langsam auf. »Ich werde es noch einmal versuchen«, knurrt er und greift abermals an.

Diesmal trifft er Waco mit der Rechten auf die Rippen. Waco geht rückwärts und stöhnt unwillkürlich, denn Jims Fäuste sind wie Huftritte.

Und Jim setzt sofort nach, schlägt nach Wacos Kopf, trifft nur dessen Ohrläppchen und stürmt abermals in die eisenharte Faust.

Alles wiederholt sich, nur muss sich Jim Murphy jetzt länger am Boden ausruhen. Und Wacos spöttische Worte sind noch schärfer.

»Du bist das richtige Sinnbild der Armee, Mister Sergeant. Du bist die vollendete Verkörperung der glorreichen Armee, mein Junge. Du bist nämlich so stur wie ein Büffel und ohne Einfälle. Ich wette, dass du jetzt gleich nochmals in meine Faust rennen wirst.«

»Ich habe heute nur eine verdammte Pechsträhne«, knurrt Jim Murphy und erhebt sich wieder. Einige Sekunden wartet er schwankend auf das Gleichgewichtsgefühl – und als es wieder da ist, stürmt er abermals vorwärts.

Aber jetzt hat er doch einen Einfall. Als Wacos Faust kommt, nimmt Jim den Kopf weg.

Und dann rennt Waco in die Faust, die fast so groß wie eine Kokosnuss ist.

Am Boden sitzend und sich das Kinn betastend, hört nun Waco Jims zufriedene Worte: »Steh nur auf, Bruderherz, damit ich es gleich noch einmal machen kann. Komm nur, du Chef einer Bande von Steinzeitmenschen! Ich werde dir jetzt zeigen, wie prächtig die Armee zuschlagen kann!«

Schmerzvoll grinsend erhebt sich Waco Turpin.

»Ich hätte nie gedacht, Mister Soldat, dass du wirklich auf den Einfall kommen könntest, mal etwas anderes zu tun, als mir immer dein Kinn hinzuhalten. Pass auf!«

Nun springt er den Gegner an, taucht unter Jims Fäusten weg und rammt ihm die Linke in den Magen.

Dann gleitet er zurück, und als Jim auch sofort die erwartete Verbeugung macht, weil die Faust wie ein Huftritt seinen Magen traf, richtet Waco ihn mit einem Aufwärtshaken wieder gerade.

Jims Arme rudern durch die Luft, und er selbst schwankt auf den Absätzen. Und als er sich wieder nach vorn legt, bekommt er zum dritten Male die Faust auf den Punkt.

Zuerst setzt er sich krachend hin wie schon zuvor. Aber dann legt er auch seinen mächtigen Rücken auf die Bretter und breitet die Arme aus.

Waco Turpin starrt jetzt ziemlich freudlos auf den blonden Riesen nieder, der einer seiner wenigen Freunde ist.

Warum kriegen wir immer wegen der verdammten Armee Streit miteinander?, denkt Waco gerade, als eine schneidende Stimme hinter ihm sagt: »Sie sind verhaftet! Nehmen Sie die Hände hoch, Sie verdammter Rowdy! Das wird Sie teuer zu stehen kommen! Sie haben einen Dienstgrad der Armee auf offener Straße angefallen und misshandelt! Dafür werden Sie eingesperrt!«

Waco nimmt nicht die Hände hoch – aber er wendet langsam den Kopf. Und er sieht einen Captain hinter sich, der einen Reitercolt auf ihn gerichtet hält. Ein Stück seitwärts des Offiziers steht ein leichter Wagen, in dem ein Mädchen sitzt.

Es ist für Waco sofort klar, dass der wütende Captain hinter ihm den Wagen angehalten hat, dem Mädchen die Zügel in die Hände drückte und sofort eingriff.

Waco kennt fast alle Offiziere auf tausend Meilen in der Runde, aber diesen Mann kennt er nicht.

Es ist ein großer, schlanker und gut aussehender Offizier, und da er unmöglich älter als Waco sein kann, jedoch bereits Captain ist, muss er außer der Reihe befördert worden sein. Waco kennt eine ganze Menge Lieutenants, die bedeutend älter als dieser Captain sind.

Er sieht eine Weile in die rauchgrauen Augen des Captains hinein und erkennt darin tanzende Lichter. Das gebräunte Gesicht ist sehr männlich und hübsch – aber es zeigt einen arroganten, unduldsamen und im Moment fast gierigen Ausdruck.

Waco wird sich schnell darüber klar, dass dieser Mann stets und immer von einem ungeheuren Ehrgeiz angetrieben wird. Er kennt diese Sorte. Sie ist hart zu ihren Untergebenen, und sie tut sich gerne bei Sonderunternehmungen hervor, meldet sich für jede verlorene Sache und hat zumeist das Glück, selbst mit heiler Haut davonzukommen.

Das ist ein Mann, der mutig ist – und der jedes Mittel anwendet, um seine Karriere zu fördern.

Wacos Blick schweift zur Seite und richtet sich auf das Mädchen im Wagen. Nun blitzt es interessiert in Wacos dunklen Augen, und als er erkennt, wie ihn die schönen grünblauen Augen des Mädchens verächtlich mustern, lächelt er breit.

Er hebt die Hand, um nach seinem Hut zu greifen, doch er wird sich zu spät bewusst, dass er ihn verloren hat. Seine Handbewegung wirkt aber doch grüßend.

Und er sagt zu ihr hinüber: »Madam, wenn ich gewusst hätte, dass Sie diese Szene mit ansehen müssten, hätte ich den Sergeant nicht verprügelt. Gerade die Frauen unseres Landes dürfen an der Stärke unserer Armee keine Zweifel bekommen. Bitte entschuldigen Sie, Lady!«

Das Mädchen bewegt sich nicht. Sie sieht ihn nur seltsam an, hält mit fester Hand die Zügel des unruhigen Gespanns und wartet.

Waco erkennt ihre frische Schönheit – aber auch ihren Stolz. Er ahnt, dass es sich um die Tochter eines hohen Offiziers handeln muss. Und sie hat kupferrotes Haar, dessen Fülle sichtlich mit viel Mühe in ihrem Nacken gebändigt wurde.

»Ich habe Ihnen gesagt, Bursche, dass Sie die Hände hoch nehmen sollen«, schnarrt der Captain, tritt näher an Waco heran, drückt ihm die Coltmündung in die Seite und entwaffnet ihn mit schnellen Bewegungen. Waco lässt es geschehen, aber er hebt immer noch nicht seine Hände.

Sein Lächeln ist spöttisch, aber bevor er etwas sagen kann, regt sich der Sergeant auf den Brettern und setzt sich auf.

»Stehen Sie auf, Soldat!«, schnappt der Offizier sofort.

Jim Murphy wackelt erst eine Weile mit dem Kopf und betastet sein Kinn.

»Oahua, oha, Mann o Mann«, stöhnt er bitter, »es ist immer noch ganz! Oha, was habe ich doch für ein prächtiges Kinn! Was ist denn eigentlich los?«

»Stehen Sie auf, bevor ich auch Sie einsperren lasse!«, ruft der Offizier scharf.

Es haben sich natürlich eine Menge Zuschauer angesammelt, die nun einen Kreis bilden.

»Stehen Sie auf«, bellt der Captain so richtig scharf. »Übernehmen Sie diesen Gefangenen, Sergeant. Sie liefern ihn bei der Wache ab und melden sich sofort zum Rapport!«

Jetzt kommt Jim Murphy hoch. Mühsam strafft er sich und salutiert ziemlich zackig.

»Sir, ich habe Ihnen zu melden, dass ich den Befehl habe, diesen Rowdy dem Oberst vorzuführen!«

»Aaah, was will der Kommandeur von diesem Burschen?«

»Er hat es mir nicht gesagt, Sir! Darf ich jetzt meinen Befehl ausführen? Der Oberst wartet!«

»Sie melden sich nachher trotzdem zum Rapport, Sergeant!«

»Yes, Sir!«

Jim Murphy tritt vor und nimmt von dem Captain Wacos Waffen an sich. Er reicht sie Waco, grüßt den Captain noch einmal stramm und wendet sich wieder an Waco.

»Vorwärts, Bursche! Hoffentlich lässt dich der Oberst aufhängen«, sagt er und gibt Waco einen aufmunternden Stoß.

Waco bückt sich nach seinem Hut, schwingt ihn in Richtung des Mädchens und sagt im Weggehen über die Schulter zum Captain: »Irgendwann werden wir schon mal wieder das Vergnügen haben, Mister. Sie sind …«

»Halts Maul!«, grollt Jim Murphy an seiner Seite und stößt ihn in die Rippen.

Als sie sich durch den Kreis der Zuschauer gedrängt haben und nebeneinander über den Exerzierplatz gehen, beginnen sie beide zu fluchen.

»Dieser scharfe Hundesohn verschafft mir zehn Tage Arrest, weil ich mich von dir habe verprügeln lassen. Verdammt, konntest du mir nicht mal einen Gefallen tun und dich auf die Bretter legen, sodass der Armee nicht die Schande passiert wäre, dass ihr bester Sergeant von einem schäbigen Zivilisten geschlagen wird?«

Jim Murphy knurrt es bitter.

Waco aber knurrt: »Fast hätte ich diesen scharfen Heldenführer neben dich auf die Bretter gelegt. Er weiß noch gar nicht, wie nahe er daran war, einige von seinen prächtigen Zähnen zu schlucken. Oha, wenn der noch lange lebt, bekommt unsere Nation eines Tages mal einen prächtigen General! Wie heißt denn dieser Sir?«

»Timberlee, Milton Timberlee. Er kommt von Arizona herauf. Und er hat sich im Süden gegen die Apachen bewährt. Das ist ein scharfer Hund, Junge – und ein Indianerfresser«, gibt Jim bitter zur Antwort.

Sie kommen am großen Kantinenbau vorbei.

Waco bleibt sofort stehen und betrachtet die Sache. Obwohl die meisten Zerstörungen schon beseitigt sind, erkennt er noch viele Zeichen seiner Mannschaft. Die Tür fehlt vollständig, alle Fenster sind eingeschlagen. Das Geländer auf der Veranda ist zerbrochen, und soeben tragen einige Barkeeper zerbrochene Tische und Stühle heraus.

»Ich habe Zahnschmerzen«, knurrt Jim Murphy an Wacos Seite.

»Ich werde dem besten Sergeant der Armee jetzt einen Whisky ausgeben.« Waco grinst freundlich.

Jim macht sofort eine abweisende Gebärde.

»Es gibt eine ganze Menge Gründe, Waco, warum ich mir von dir keinen Whisky ausgeben lasse. Die Zeiten sind für immer vorbei! Überdies würde die scharfe Nase des Colonels sofort den Whiskyduft aus meinem Mund wittern. Komm nur, du Sohn eines Tigers, komm nur mit mir! Ich bin der gute Onkel Jim, und ich führe dich zum Häuptling der Pferdesoldaten. Bestimmt will er dich wegen deiner verdammten Mannschaft aufhängen lassen. Und das freut mich!«

Er setzt sich in Bewegung, zieht Waco am Arm mit und seufzt, als er an die Einladung zum Whisky denkt, die er eben ausgeschlagen hat.

Bevor sie das Kommandanturgebäude erreichen, bleibt Waco plötzlich stehen.

»Das hätte ich bald vergessen, Junge.«

»Was?«

»Den herrlichen Rotschopf im Wagen!«

»Ah, du meinst das Mädel – jaaa! Aber nicht für dich – auch nicht für ein solch armes Schwein wie mich. Das ist Jane Payne, die Tochter von Major Howard Payne. Die gibt sich nicht mit Halbindianern und versoffenen Sergeants ab. Denk nicht mehr an sie, Waco.«

Sie gehen an der Wache vorbei ins Gebäude, und der Regimentssergeant springt sofort wie eine Feder hinter seinem Schreibtisch hoch und knurrt: »Verdammt, Jim! Der Alte hat schon gefragt, ob du Waco aus Kansas herbeiholen müsstest. Geht rein!«

Er öffnet ihnen, meldet und zieht sich schnell zurück.

Nun meldet Sergeant Jim Murphy, dass er den Befehl ausgeführt hat und Mr Waco Turpin zur Stelle sei.

Als er abtreten will, beugt sich der viereckige Colonel hinter dem Tisch mit einem Ruck vor.

»Sergeant«, sagt er kühl, »als ich Sie wegschickte, hatten Sie nur ein verfärbtes Auge und ein leicht angeschwollenes Kinn. Aber jetzt sieht Ihr Kinn so aus, als hätte ein Pferd mehrmals dagegen getreten. Wie ist Ihre Meldung, Sergeant?«

Unter den buschigen Augenbrauen starrt er Jim Murphy eiskalt an. Und Jim schluckt mühsam, erweist eine vollendete Ehrenbezeugung und stottert dann: »Yes – yes, Sir! Ich – ich – hatte Zahnschmerzen! Und da habe ich meinen alten Freund Waco gebeten, mir was ans Kinn zu schlagen, damit der Zahn …«

»Raus!«, unterbricht ihn der Colonel – und Jim Murphy verschwindet wie ein Blitz.

☆☆☆

Der Colonel und Waco sehen sich eine Weile schweigend an. Und plötzlich lächeln sie beide.

»Setzen Sie sich, und rauchen Sie eine meiner Zigarren, Waco.«