G. F. Unger Western-Bestseller 2460 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2460 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wir hatten es geschafft und die Herde von Texas nach Dodge City gebracht. Nun mussten wir nur noch mit dem Erlös zurück nach Concho, wo Ironsides Killer auf uns wartete ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Der letzte Kampf

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Salvador Faba/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9742-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der letzte Kampf

Die Morgensonne warf ihren goldenen Schein durch das offene Fenster und ließ die mehr als faustgroßen Messingkugeln der Bettpfosten wie pures Gold glänzen. Aber sie waren kein Gold, nur Messing, täuschten etwas vor, was nicht war. Und so wurde mir einmal mehr klar, dass viele Dinge auf dieser Erde und unter uns Menschen nicht so sind, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.

Auch das Mädchen neben mir im Bett war nicht die Art von Frau, die sich ein Mann als Mutter seiner Kinder wünscht. Ja, sie war schön, wirkte fast wie ein Engel, der auf die Erde herabgestiegen war. Doch ich hatte sie für eine Nacht gekauft.

Vielleicht war sie früher mal ein armes Ding gewesen, das nur in einer harten Welt überleben wollte und nichts zu bieten hatte als seine Schönheit. Doch dann war sie vom Leben in einer gnadenlosen Welt hart geworden, berechnend und nur auf ihren Vorteil bedacht, ganz und gar nach dem Leitspruch lebend: Achte auf dich selbst und auf den anderen, damit er dich nicht betrügt.

Ich hatte den Kopf zur Seite gewandt und betrachtete sie. Schlafend sah sie wirklich wie ein Engel aus …

Ich begann darüber nachzudenken, was alles in den vergangenen vier Monaten geschehen war.

Damals waren wir mit einer Longhornherde in Texas aufgebrochen, wir von der Stirrup Ranch im Concho-River-Land.

Siebzehn Reiter, ein Koch, dreitausend Longhorns und eine Pferderemuda von mehr als hundert Caballos, die wir an jedem Tag dreimal wechselten.

Es wurde ein Treiben diesseits der Hölle, die jenseits nicht schlimmer sein konnte – dies glaubten wir jedenfalls. Wir trieben durch das Panhandle, erlebten Sandstürme, dann wieder Wolkenbrüche, die jeden trockenen Creek in einen reißenden Fluss verwandelten. Wir bekamen es mit Pferdedieben und Stampedern zu tun, erlebten also auch Stampeden. Und am Red River kämpften wir gegen einstige Guerillas der Nordstaaten, die einst zu Rotbein-Jennisons Horde gehörten.

Wir hungerten, dursteten, schwitzten und froren abwechselnd. Und unsere langhörnigen Biester, die wir »Gehörnte Karnickel« nannten, machten uns ständig das Leben so schwer, als wären wir verdammte Sünder in der Hölle.

Und dann endlich kamen wir nach Dodge City.

Oh, hier gab es alles, nämlich Saloons, Spielhallen, Tingeltangels – und es gab auch die Häuser, in denen die Mädchen auf Hammel warteten, die vier Monate keinen Spaß gehabt hatten und unterwegs auf dem Treibweg von Frauen nur träumen konnten.

Nun, auch ich gehörte zu diesen Hammeln.

Und nun lag ich an diesem Morgen neben Rosy, die immer noch den wohlverdienten Schlaf nach vollbrachter Arbeit schlief.

Ich erhob mich vorsichtig, wollte Rosy nicht wecken. Langsam kleidete ich mich an. Das Zeug hatte ich mir am Tag zuvor gekauft.

Als ich mir dann noch meinen Waffengurt mit dem schweren Revolver um die Hüften schwang, war ich fertig zum Abgang. Leise verließ ich das Zimmer und ging die Treppe hinunter in die große Wohnhalle. Dabei dachte ich endlich wieder an das, was vor uns lag, vor mir und den vier anderen Reitern der Stirrup Ranch von Lee Weathers, unserem Rancher.

Ja, wir fünf Reiter gehörten zur Stamm-Mannschaft der Stirrup Ranch, deren Brandzeichen ein Steigbügel war.

Die anderen Reiter waren in San Antonio als Treiber angeworben worden, ebenso der Koch mit dem Chuckwagen.

Als ich in die nobel eingerichtete Halle kam, da sah ich sie alle beim Frühstück sitzen, denn das gehörte hier zum Service.

Jubal Callahan, unser Vormann, der auch unser Treibboss war, empfing mich mit den Worten, wobei die drei anderen Jungs breit grinsten: »Na, bist du noch fähig, auf einem Caballo zu reiten? Schaffst du es noch in den Sattel?«

Ich grinste zurück und erwiderte: »Ihr seht auch nicht besonders rüstig aus. Sogar eure Ohren hängen schlapp herunter.«

Nun lachten sie. Ihre Namen waren Mike, Shorty, Ringo und Jubal. Und vielleicht hatten sie ihre Nachnamen längst schon vergessen. Nur von unserem Vormann wussten wir, dass er außer Jubal auch noch Callahan hieß.

Natürlich hatte ich meinen Vaternamen noch nicht vergessen, obwohl man mich seit meiner Kindheit nur Jake nannte. Mein Nachname war Thorne. Ja, ich hieß Jake Thorne.

Ich setzte mich zu ihnen, erwiderte ihr Grinsen immer noch, und begann das Frühstück zu genießen.

☆☆☆

Eine Stunde später holten wir unsere Sattelpferde aus dem Corral des Mietstalls, und jeder von uns besaß noch ein zweites Pferd. Denn wir würden nach Texas den ganzen Treibweg zurückreiten.

Das hatte seinen Grund. Denn wir würden verschwiegene Wege – auch Umwege – reiten.

Fast fünfundvierzigtausend Dollar mussten wir nach Texas bringen zu unserem Rancher, der hoffentlich noch lebte und seine schwere Verwundung ausgeheilt hatte.

Fünfundvierzigtausend Yankeedollar in das arme Texas, das zu den Verlierern des Krieges Süd gegen Nord gehörte!

Diese gewaltige Summe setzte sich zusammen aus zumeist kleinen Scheinen und Hartgeld. Denn große Scheine konnte man in Texas noch nicht wechseln. Erst die Treibherden würden mit ihren Erlösen in Kansas für einen Aufschwung in Texas sorgen.

In zwei oder drei Jahren würde Texas die Not überwunden haben.

Was uns fünf Reiter der Stirrup Ranch und die fünfundvierzigtausend Dollar betraf, so hätten wir damit auch die Heimreise in Postkutschen bewältigen können.

Doch wir wussten, dass auf allen Wegen Banditen auf solche Narren lauerten, die mit Säcken voller Geld heim nach Texas wollten.

Und überdies befand sich unsere Stirrup Ranch im Krieg mit Butch Ironside und dessen hartgesottener Mannschaft. Deshalb mussten wir damit rechnen, dass Ironsides Revolvermänner und Banditen uns irgendwo auflauern würden.

Denn wenn unser Boss Lee Weathers bald kein Geld hatte, wurde er zum Verlierer.

Butch Ironside aber hatte reichlich Geld. Er war der Beauftragte einer mächtigen Bodenverwertungs-Gesellschaft von Yankees, deren Ziel es war, möglichst viel von Texas zu erobern.

So standen die Dinge also, und wir wussten, dass es noch einen gnadenlosen Kampf geben würde.

Nun, wir ritten vom Mietstall zuerst zum Store und versorgten uns mit Proviant und all den Dingen, die man haben musste, wenn man abseits der Wege ritt und unter freiem Himmel das Camp aufschlug. Wir waren gut bewaffnet, denn das war ja unterwegs schon notwendig gewesen. Und so kauften wir nur noch reichlich Munition.

Dann ritten wir in den Hof der Kansas-Bank.

Dort hatte man uns schon erwartet, weil das so abgesprochen war.

Jubal Callahan ging mit Ringo und Mike hinein.

Shorty und ich, wir blieben draußen bei den Pferden.

Dann kamen auch noch zwei der Deputy Marshals in den Hof. Einer sagte trocken: »Habt ihr schon gehört? Man hat die heimkehrende Mannschaft der Skull Ranch am Cimarron überfallen, als sie mitten in der Furt steckte. Es soll Rotbein-Jennisons Bande gewesen sein. Und sie erbeutete den ganzen Erlös für die Skull-Ranch-Herde. Die Nachricht kam vorhin mit der Postkutsche aus dem Süden. Und jetzt warten sie gewiss auf euch.«

Der Deputy Marshal verstummte mit einem Klang von Schadenfreude in der Stimme. Er war ein Yankee, das erklärte alles.

Ich sah ihn an und fragte: »Und das macht dir Freude?«

Er hob die breiten Schultern und ließ sie wieder sinken. Dann dachte er nach und erwiderte schließlich: »Eigentlich nicht. Denn diese Stadt lebt von den Texas-Herden. Ihr Texaner seid schon tolle Burschen. Gut so?«

Ich nickte ihm zu.

Dann warteten wir. Nach einer Weile kamen Jubal, Mike und Ringo heraus. Sie trugen prall gefüllte Satteltaschen, und wir wussten, sie waren schwer. Denn Hartgeld-Dollars wogen was. Dieses verdammte Kleingeld würde uns noch eine Menge Schwierigkeiten machen. Doch man brauchte es in Texas nun mal dringender als große Geldscheine.

Jeder von uns bekam zwei Satteltaschen und legte sie über den Nacken seines Reservepferdes. Dann saßen wir auf.

Einer der Marshals sagte: »Bis zur Stadtgrenze seid ihr sicher mit euren Dollars.«

Jubal Callahan erwiderte aus dem Sattel zu ihm nieder: »Oha, wir sind euch sehr dankbar. Dodge City ist eine wunderbare Stadt.«

Seine Stimme höhnte.

Dann ritten wir an und waren unterwegs.

Vor uns lagen mehr als eintausendfünfhundert Meilen, vielleicht fast zweitausend, wenn wir Umwege reiten mussten.

Und wir wussten nicht einmal, ob unser Rancher Lee Weathers überhaupt noch am Leben war und es die Stirrup Ranch noch gab.

☆☆☆

Ich ritt an diesem Tag als letzter Mann, führte das andere Pferd an der langen Zügelleine mit. Wenn ich es nach zehn Meilen wechselte, würde ich nur den Sattel von einem Rücken auf den anderen legen müssen.

Meine vier Gefährten hatte ich vor mir.

Mike war ein bulliger Typ, eigentlich gutmütig. Aber wenn man ihn reizte, da glich er einem wilden Toro. Manchmal spielte er wunderschön mit seiner Mundharmonika. Mit dem Revolver war er nicht besonders schnell. Doch mit dem Gewehr war er ein Scharfschütze.

Vor ihm ritt Shorty. Schon sein Name sagte alles. Ja, er war klein und wirkte zu Fuß unscheinbar. Im Sattel jedoch sah er wie ein Ritter aus.

Vor Shorty ritt Ringo. Er war ein hübscher Bursche mit goldenen Locken, um die ihn jedes Mädchen beneidete. Auf den ersten Blick wirkte er nicht besonders hart, aber wenn man in seine stahlblauen Augen gesehen hatte, stufte man ihn anders ein. Wahrscheinlich war er ein Revolvermann, der sich einen Job als Cowboy gesucht hatte, um vergessen zu werden.

Vor Ringo ritt unser Vormann Jubal Callahan.

Er war fast zehn Jahre älter als wir, sah gut aus und wirkte wie ein Mann, der das Leben in allen Höhen und Tiefen kennt. Er war gewissermaßen der Ziehsohn von Lee Weathers, strömte ruhiges Selbstbewusstsein aus, ruhte in einer innerlichen Kraft.

Er war hart, schnell und zuverlässig.

Unser Boss hatte seine Frau verloren, auch seine Tochter. Und so würde Jubal Callahan eines Tages die Ranch übernehmen wie ein Sohn.

☆☆☆

Zwei Tage später erreichten wir abseits des Wagenweges den Cimarron. Manchmal sahen wir in der Ferne Treibherden, die nach Dodge City wollten.

Wir starrten vom Uferhang auf den Cimarron nieder, den Fluss, dessen Name so viel wie »Entlaufener Sklave« bedeutete.

Er war ziemlich wild, und es gab hier keine Furt. Wir durften keine Furt benutzen, denn gewiss lauerten bei allen Furten die Banditen von Rotbein-Jennison.

Wir kamen einigermaßen gut durch den Cimarron.

Aber als wir danach noch keine Viertelmeile geritten waren, tauchten einige Reiter vor uns auf. Sie kamen aus einer Felsengruppe heraus zum Vorschein und versperrten uns die Richtung nach Süden.

Wir hielten an. Ringo knurrte bitter: »Das wird was, Jungs, oho!«

Wir sagten nichts, aber uns war klar, dass man uns fragen würde, was wir in den Satteltaschen hätten.

Sie waren sieben, wir nur fünf, warteten in breiter Front auf uns. Es hätte nichts genützt, hätten wir sie umreiten wollen. Sie hätten uns auch dann den Weiterritt verwehrt.

Und so ritten wir im Schritt auf sie zu, hielten an, als wir so nahe waren, dass wir uns ohne lautes Rufen verständigen konnten.

Jubal Callahan fragte: »Nun gut, was wollt ihr von uns?«

Sie grinsten, und einer von ihnen, der ihr Anführer war, hob wie grüßend die Hand und erwiderte mit trügerischer Freundlichkeit: »Ihr habt euch das zu einfach vorgestellt. Die Nachricht, dass ihr mit dem Erlös der Stirrup-Herde unterwegs zurück nach Texas seid, eilt euch voraus. Die Express-Postkutschen sind schneller als ihr. Bald weiß man von Dodge City bis zum Red River, dass Stirrup-Reiter eine Menge Geld heimbringen wollen. Also, um es kurz zu machen: Wir lassen euch reiten, wenn ihr eure Satteltaschen einfach abwerft. Oder wollt ihr kämpfen?«

Er verstummte nun hart nach dieser brutalen Frage.

Ich musste hart schlucken. Gewiss ging es meinen vier Gefährten nicht anders.

Dann hörte ich unseren Vormann Jubal Callahan ruhig fragen: »Habt ihr euch entschieden?«

Seiner Stimme hörten wir an, dass er sich entschieden hatte. Er war also bereit. Doch er überließ uns die Wahl.

Ringo sprach ganz ruhig: »Zwei oder drei übernehme ich von rechts nach links.«

Wir wussten, dass er jetzt wieder der Revolvermann war wie in früheren Zeiten und sich nicht überschätzte. Nein, er war kein Großmaul.

Shorty sprach heiser: »Ich fange von links an.«

»Ich nehme den zweiten Hurensohn von links«, versprach Mike. Und so wusste auch ich, wen ich würde töten müssen.

Ich sah ihn an. Die Entfernung betrug etwa zwanzig Yards. Und so konnte ich sein hartes Gesicht gut betrachten, sah auch das Licht in seinen schrägen Augen, die mir sagten, dass er ein Halbblutmann war mit Indianerblut in den Adern.

Wir saßen ab und machten uns auf den Weg zu ihnen. Auch sie schwangen sich aus den Sätteln und kamen uns entgegen.

Als uns nur noch etwa zehn Yards trennten, begannen wir zu schießen.

Ich war ziemlich schnell mit dem Revolver, und so traf ich meinen Mann, bevor er auf mich abdrücken konnte.

Unsere Revolver krachten, donnerten. Wir sahen in die Mündungsfeuer unserer Gegner. Es war ein schrecklicher Revolverkampf, gnadenlos.

Wahrscheinlich hatten unsere Gegner daran geglaubt, dass wir letztlich doch kneifen und ihnen den Erlös für unsere Herde überlassen würden.

Ich schoss weiter, sah nicht nach rechts und links, sondern nur nach vorn auf meinen nächsten Gegner, der vom Pulverdampf seiner Waffe eingehüllt wurde.

Seine Kugeln zupften an meiner Kleidung. Eine riss mir den Ärmel auf und brannte wie ein Peitschenhieb auf meinem linken Oberarm.

Dann war mein Revolver leer geschossen.

Und es war plötzlich still. Ich sah mich um. Wir alle standen in unserem Pulverdampf, denn wir schossen ja zu dieser Zeit noch mit Perkussionsrevolvern.

Ganz rechts stand noch Ringo. Ja, er hatte gewiss zuerst geschossen, war schneller gewesen als wir alle.

Wir sahen uns schweigend an. Etwa zwanzig Schritte trennten uns. Und zwischen uns hockte Jubal Callahan am Boden. Ja, es hatte ihn erwischt. Er legte sich langsam zur Seite nieder.

Ich blickte nach links.

Shorty stand noch, aber Mike war umgefallen.

Und unsere sieben Gegner? Als ich hinübersah, da hatte sich der Pulverdampf um sie verzogen. Zwei von ihnen waren noch auf den Beinen, wandten sich um und stolperten zu ihren Pferden, zogen sich mühsam in die Sättel und ritten davon.

Ja, sie waren angeschossen und hatten genug.

Wir ließen sie reiten, denn auch wir hatten genug.

Ihre fünf Kumpane lagen oder hockten am Boden. Ihr Anführer, der vorhin das Reden übernommen hatte, kniete vor uns, starrte schräg zu uns empor und sagte mühsam: »Verdammt, ihr seid gut, höllisch gut. Ihr …« Er sprach nicht weiter, sondern fiel nach vorn.

Von den vier anderen Kerlen lebten noch zwei.

Aber auch unserer Mike, dieser prächtige Bulle von einem Mann, war tot. Er war nie gut mit einem Revolver gewesen. Jedes Schießen mit einem Gewehr hätte er gewonnen, aber nicht mit einem Revolver. Dennoch hatte er an unserer Seite und für Stirrup gekämpft.

Wir würden ihn bei der Felsengruppe vor uns beerdigen, denn dort drüben gab es gewiss genug Steine, mit denen wir sein Grab beschweren konnten. Doch zuerst mussten wir uns um Jubal Callahan kümmern.

O Hölle, der Weg nach Texas war noch weit.

Und wir waren jetzt nur noch drei Reiter unterwegs nach Texas. Jubal Callahan konnte es gewiss im Sattel nur noch bis zur nächsten Poststation schaffen.

Also mussten wir zum Wagenweg.

☆☆☆

Als wir die nächste Pferdewechselstation der Postlinie erreichten, lebte Jubal Callahan noch. Der Stationsmann und dessen Frau versprachen uns, dass sie sich um Jubal kümmern wollten. Wir ließen ihnen genug Geld da, dass sie dieses Versprechen auch wirklich erfüllen würden. Jubal war bewusstlos, als wir ihn verließen. Wir konnten ihm nichts zum Abschied sagen. Doch wir trugen den Stationsleuten auf, dass sie ihm ausrichten sollten, was wir tun würden, nämlich weiter nach Texas reiten bis zur Stirrup Ranch und zu unserem Boss Lee Weathers.

Der Stationsmann sah uns ernst an und sagte: »Wenn ihr das schaffen solltet, wird diese Geschichte zu einer Legende werden, die man von einer Generation zur anderen erzählt, nämlich die Geschichte von Stolz und Treue.«

Wir ritten in die Nacht. Jeder von uns hatte leichte Streifwunden.

Die ganze Nacht blieben wir in den Sätteln und verkrochen uns im Morgengrauen auf einem bewaldeten Hügelkamm, von dem aus wir auf unsere Fährte zurückblicken konnten. Wir befanden uns jetzt im sogenannten Oklahoma-Territorium, dem Land des roten Mannes, denn dies bedeutete der Name Ok-kla-ho-ma in der Choctaw-Sprache.

Vor uns lag der Canadian. Und wenn wir ihn durchfurtet hatten, würden wir dem Washita bis zum Red River folgen.

Jenseits des Red River begann Texas.

Nachdem wir unsere Pferde abgerieben hatten, legten wir uns hin. Ich übernahm die erste Wache und hörte Shorty und Ringo bald schnarchen.

Wieder einmal dachte ich über mich nach.

Und auch an ein Mädchen dachte ich, dem ich im letzten Kriegsjahr begegnet war. Sie hatte sich mir geschenkt. Was mochte aus ihr geworden sein?

Ihr Name war Gina Polley.

Vielleicht hätte ich nach ihr suchen sollen. Doch was hätte ich ihr als abgerissener Satteltramp bieten können? Sie war schön und hatte in der kleinen Stadt, in der meine Truppe Quartier machte, einen Schneiderladen geführt. Sie hatte meine zerrissene Uniform geflickt.

Ob auch sie manchmal an mich denken musste?

Als wir damals voneinander Abschied nahmen, weil meine Truppe auf dem Rückzug war und wir weiter mussten nach wenigen Tagen Aufenthalt in der kleinen Stadt, da versprachen wir uns nichts. Und dennoch wussten wir, dass aus uns etwas hätte werden können, wäre nicht der verdammte Krieg gewesen.

Ich fragte mich, warum ich gerade jetzt so intensiv an sie denken musste.

War sie in meiner Nähe? Dachte auch sie in diesen Minuten intensiv an mich, sodass ich es spüren konnte? Oder wollte ich nur an etwas denken, was in meinem Leben wie ein Stern in dunkler Nacht gewesen war? Schöne Erinnerungen machen das Leben lebenswerter. Und eigentlich befanden wir uns abermals in einem Krieg. Mike war tot, Jubal böse angeschossen. Und daheim auf der Stirrup-Weide im Concho-Land, da war gewiss die Hölle los.