G. F. Unger Western-Bestseller 2469 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2469 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Er wusste, dass er dem mächtigsten Mann im Land auf die Zehen trat. Dennoch steckte Rick Bannerman sein letztes Geld in eine Frachtwagenlinie ...

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Seitenzahl: 163

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Sein letztes Spiel

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9751-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Sein letztes Spiel

Rick Bannerman hat von Veränderungen in diesem Land gehört – und vom Beginn einer neuen Zeit. Darauf setzt er seine sämtlichen Chips. Er glaubt, eine Chance zu haben. Und wenn er Glück hat, dann wird die Sache in Prairie City sein letztes Wagnis sein, sein letztes großes Spiel. Er strafft sich bei dem Gedanken im Sattel.

Vor den ersten Häusern der Stadt steht ein Schild: PRAIRIE CITY – Es gibt keine andere Stadt auf hundert Meilen in der Runde.

Langsam reitet er weiter zum Frachtwagenhof. Ein alter Mann steht dort auf einer Leiter und beendet soeben seine Malerarbeit. Er hat ein anderes Schild knallgelb angestrichen und mit schwarzen Buchstaben draufgemalt: FRACHTCOMPANY – Bannerman & Webb.

Der Alte ist ein lederhäutiger, grauhaariger Mann mit einem Falkengesicht und klaren Augen, in deren Winkeln ein trockener Humor zu sein scheint. Er blickt Rick an und sagt: »Richtig, so sah mein alter Freund Tob Bannerman vor dreißig Jahren aus. Du gleichst ihm aufs Haar, mein Junge.«

Er steigt die Leiter herab. Rick Bannerman rutscht aus dem Sattel. Als der Alte zu ihm tritt und ihm die Hand schüttelt, erweist es sich, dass beide Männer gleich groß sind.

»Du kannst Buck zu mir sagen, Junge«, sagt Buck Webb. »Komm, Partner …«

Er geht vor Rick Bannerman auf den großen Hof. Dort stehen drei alte und sehr beschädigte Frachtwagen.

»Du hast doch meine Briefe gründlich gelesen, Rick?«, fragt der Alte und blickt Rick prüfend an. »Du hast doch genau begriffen, dass es hier ziemlich rau wird, wenn wir die Sache wagen?«

»Man bekommt nichts geschenkt auf dieser Welt«, murmelt Rick Bannerman und führt sein Pferd in den Stall.

Die beiden Männer betrachten sich dann eine Weile prüfend. Und sie finden Gefallen aneinander. Sie gehen in den Vorraum des Stalls und setzen sich auf eine Futterkiste. Buck Webb holt zwei Zigarren aus der Brusttasche seines Hemdes, und Rick fragt: »Mein Vater hat mir nie erzählt, warum er sich von dir getrennt hat. Aber es muss eine große Freundschaft zwischen euch gewesen sein. Warum trennt sich ein Mann von seinem alten Freund und versucht allein sein Glück?«

Buck Webb legt die Hand auf Ricks Knie. Es ist eine große, schwielige und hornige Hand. Es ist die Hand eines alten Frachtfuhrmannes.

Buck Webb sagt langsam und nachdenklich: »Yeah wir waren Freunde. Aber dann verliebten wir uns in dasselbe Mädchen. Wir wurden Nebenbuhler. Oh, wir blieben fair! Ich bekam das Mädchen dann zur Frau. Aber dein Vater konnte in ihrer Nähe wohl nicht leben. Er wünschte uns Glück und ritt davon. Aber wir trennten uns als gute Freunde. Später schrieb er mir, dass er sein Glück gefunden hätte, nämlich deine Mutter.«

Rick Bannerman nickt. »Meine Mutter war mit ihm sehr glücklich. Ich weiß es. Denn als sie starb, sagte sie zu mir, dass ich so werden solle, wie mein Vater war. Ich habe es versucht.«

Wieder schweigen beide Männer eine Weile. Sie blicken dann wie auf Kommando durch das offene Tor auf den Wagenhof hinaus, und sie sehen dort die drei armseligen Frachtwagen stehen.

»Warum hast du mir geschrieben, Buck – gerade mir?«, fragt Rick Bannerman dann sanft.

Der Alte lehnt sich zurück.

»Ich hörte von dir. Ich habe durch mein Frachtgeschäft ja auch Verbindungen nach Kansas City. Freunde berichteten mir von deinem Werdegang – und auch von deinen Kämpfen. Du hast die Frachtlinie, die du von deinem Vater übernehmen konntest, gut geführt. Und du konntest nichts dafür, dass dir die Eisenbahn das Geschäft ruiniert hat. Nun, hier gibt es keine Eisenbahn. Es wird vielleicht noch viele Jahre dauern, bis man eine Nebenlinie errichtet. Hier hast du eine neue Chance, Junge. Aber du musst kämpfen können. Ich bin zu alt dazu. Ich wurde besiegt und geschlagen.«

»Du hast es mir geschrieben, Buck«, murmelt der jüngere Mann. »Und ich werde kämpfen. Ich habe die Chance erkannt und werfe sämtliche Chips in dieses harte Spiel. Ich habe acht schwere Mervile-Doppelwagen und etwa siebzig gute Maultiere in Kansas auf einen Missouri-Raddampfer geladen. Vor drei Tagen haben wir die Wagen hier in North Dakota an Land gebracht. Ein Teil meiner Mannschaft errichtet eine Lande- und Verladestelle. Ich habe auch Schiffe unter Vertrag genommen. Und der Rest meiner Mannschaft wird in einigen Tagen mit den Frachtwagen hier eintreffen. Ich habe alles, was ich besitze, in diese Sache gesteckt und auch das Geld, welches du mir überweisen ließest, restlos verbraucht.«

»Es wird sich lohnen, mein Junge – wenn du kämpfen kannst wie dein Vater. Es wird sich nicht nur für dich lohnen, sondern für das ganze Land. Denn wenn wir unser Spiel gewinnen, dann bringen wir diesem Land eine neue Zeit. Ich bin ein alter Bursche. Ich will nichts für mich. Meine Tochter stellt auch keine großen Ansprüche. Aber es darf nicht sein, dass einige Dutzend Familien darunter leiden müssen, weil ein Bursche wie Josiah Gates den Beginn einer neuen Zeit verhindern will. Das darf nicht sein.«

Er verstummt grollend.

Und Rick Bannerman denkt indes darüber nach, was die Tochter dieses alten Freundes seines Vaters wohl für ein Mädchen ist.

Buck Webb sieht ihn von der Seite her an. Und als ob er Gedanken lesen könnte, sagt er fast listig: »Seit einigen Wochen gibt Nancy den Kindern der Farmer und Siedler Schulunterricht. Und sie gleicht ihrer Mutter so sehr wie du deinem Vater, mein Junge.«

Er erhebt sich. Rick nimmt sein Bündel und folgt ihm. Neben dem großen Wohnhaus steht das lange Schlafhaus für Frachtwagenfahrer. Aber es ist leer. An diesen langen Bau schließt sich ein kleines Holzhaus an.

Buck Webb bleibt stehen und deutet auf das Haus.

»Das ist unser Büro. Und dazu gehören auch zwei Zimmer, in denen du wohnen kannst. Sie sind für dich hergerichtet. Das hat Nancy besorgt. Sie wird gleich aus der Schule kommen und uns ein Mittagessen bereiten. Hast du Hunger?«

»Ich halte es noch aus. Wenn ich meine Sachen untergebracht habe, dann sehe ich mich noch etwas in der Stadt um. Vielleicht erkenne ich Nancy auf der Straße. Wie sieht sie aus?«

»Sie ist das schönste Mädchen auf tausend Meilen in der Runde«, sagt der Alte und geht davon.

Als Rick Bannerman sich am Brunnen im Hof wäscht, kommt ein schlankes Mädchen von der Straße durch die Einfahrt. Sie ist prächtig gewachsen und macht lange Schritte. Ihr weiter Rock schwingt, und der leichte Wind spielt in ihrem weizengelben Haar. Sie trägt einige Bücher unterm Arm und hält kurz inne, als sie den Mann am Waschtrog erblickt.

Dann späht sie zu ihrem Vater hinüber, und als dieser ruhig nickt, setzt sie sich wieder in Bewegung und steuert schnurgerade auf Rick Bannerman los.

Sie tippt von hinten gegen seine nackte Schulter.

Er wendet sich rasch um. Sein Gesicht ist bis zu den Ohren mit Seifenschaum bedeckt. Seine hellen Augen weiten sich vor Überraschung, denn es ist ihm, als habe er noch nie in seinem Leben ein solch prächtiges Mädchen gesehen. Sie hat wundervolle Augen von tiefblauer Farbe, und ihr leicht geöffneter Mund, der immer mehr zu lächeln beginnt, hat jenen besonderen Schwung, den ein Mann gern an einem Mädchen hat. Ihre Lippen sind auch sehr voll. Die geschwungenen Augenbrauen, die viel dunkler sind als ihr Haar, die etwas eigenwillige Nase und das Oval ihres Gesichtes sind zusammen ein sehr erfreulicher Anblick. Sie trägt den Kopf auf eine sehr stolze und dennoch natürliche Art.

Und jetzt fragt sie den staunenden Mann lächelnd: »Nun, Mister Seifenschaum?«

»Oh, Sie gefallen mir sehr, Lady«, sagt Rick Bannerman.

»Das habe ich nicht gefragt!«

»Sie haben ›nun‹ gesagt und mich herausfordernd angestrahlt.« Er grinst. »Und ich bin nicht Mister Seifenschaum, sondern der kleine Rick Bannerman aus Kansas – Onkel Tob Bannermans Sohn.«

»Das habe ich mir gleich gedacht«, erwidert sie und geht um ihn herum. Sie tut so, als betrachtete sie sein Pferd. Und er stellt sich in Positur, als wäre er ein Preiskämpfer, der sich einem begeisterten Publikum präsentiert.

»Bin ich richtig?«, fragt er.

Und dann lachen sie beide hell und voller Spaß. Sie sehen sich an, und sie fühlen, dass sie sich wahrscheinlich sehr gut werden leiden können.

Aber dann wird das Mädchen plötzlich ernst.

Sie streckt Rick die Hände hin. In ihren Augen ist die Freude an einem Spaß verschwunden.

»Willkommen, Rick«, sagt sie warm. »Aber ich wünschte fast, du wärst auf Dads Vorschlag nicht eingegangen. Vielleicht wäre es besser für dich gewesen, wenn du nie in dieses Land gekommen wärst. Denn ich brauche dich nur anzusehen, und ich weiß, dass es einen schlimmen Kampf geben wird.«

»Du kannst mich noch gar nicht richtig sehen. Warte nur ab, bis ich mir den Schaum abgeschabt habe!« Wieder grinst er. »Vielleicht wirst du dich dann gleich in mich verlieben.«

Sie betrachtet ihn einen Moment etwas nachdenklich. Dann zieht sie die Hand aus der seinen, wendet sich um und geht davon.

»In einer Stunde gibt es Mittagessen«, sagt sie über die Schulter.

☆☆☆

Rick Bannerman schlendert die Straße entlang.

Der erste Saloon nennt sich Imperial Saloon. Davor stehen Pferde von jener Sorte, wie sie Farmer verwenden, schwere Tiere, die auch vor dem Pflug oder vor einem Wagen gehen.

An der Ecke einer engen Gasse trifft er einen großen und müde wirkenden Mann. Dieser Mann ist bestimmt nicht sehr viel älter als er, aber er hat schon einen stattlichen Bauch, eine rote Nase und einen rotblonden Schnurrbart. Irgendwie wirkt dieser Mann aufgeschwemmt und ohne Mark.

Er trägt einen Sheriffstern.

Rick Bannerman bleibt stehen.

»Hallo«, sagt er zu dem Sheriff und sieht ihn fest an.

Die braunen Augen des Gesetzesvertreters irren bald zur Seite. Er räuspert sich und sagt dann mürrisch: »Ich weiß schon, ich weiß schon. Sie sind Rick Bannerman, Buck Webbs neuer Partner. Viel Glück, Bannerman! Ich bin Sheriff McIntire. Aber glauben Sie nur nicht, dass ich gern Sheriff bin. Ich bin nämlich ein kranker Mann. Aber keiner will den Stern haben. Keiner will mich ablösen von diesem Posten. Oh, jetzt fängt es schon wieder an!«

Bei diesen Worten nimmt der Sheriff seinen Hut ab und greift sich an den Kopf. Er bedeckt Ohr und Schläfe mit seiner großen und schwammig wirkenden Hand, wendet sich ab und geht davon. Sein Schritt ist schleppend. Er schwankt manchmal, als wäre er betrunken.

Rick sieht dem Mann nach. Der Sheriff verschwindet im Imperial Saloon.

Nachdem sich Rick wieder in Bewegung gesetzt hat, kommt er an ein Haus, auf dessen Veranda ein Mann im Schaukelstuhl sitzt und ihn betrachtet. Dieser Mann ist klein, zerknittert und grauhaarig. Neben ihm hängt an der Hauswand ein Schild. Darauf steht geschrieben:

Doktor F. Threeman

Einziger Arzt auf 100 Meilen in der Runde

Rick bleibt wieder stehen, grüßt den alten Arzt und fragt sanft: »Was ist mit dem Sheriff?«

»Vor zwei Jahren hat ihn ein Pferd abgeworfen. Er ist mit dem Kopf hart aufgeschlagen und klagt seitdem ständig über Kopfschmerzen«, erwidert der kleine, grauhaarige Mann und schaukelt sanft im Stuhl. »Und weil er ständig Kopfschmerzen hat«, fügt er hinzu, »trinkt er eine Menge Whisky. Ich kann ihm nicht helfen. Er müsste in den Osten zu einem Spezialisten reisen. Der könnte vielleicht etwas für ihn tun.«

Rick nickt. Bevor er sich wieder in Bewegung setzt, fragt er noch sanfter als vorher: »Und warum trägt ein kranker Mann dann noch den Sheriffstern?«

Der Arzt hebt die schmalen Schultern.

»Mister Josiah Gates ist der Meinung, dass wir hier keinen anderen Sheriff nötig haben. Außerdem wüsste McIntire nicht, wovon er leben sollte, wenn er den Stern abgeben müsste. Er hat einen ruhigen Posten.«

»Aha«, nickt Rick, »Mister Josiah Gates will also keinen gesunden und deshalb energischen Mann als Sheriff haben?«

»Vielleicht, Mister Bannerman, vielleicht«, murmelt der Arzt, und seine alten und noch scharfen und klug wirkenden Augen betrachten Rick sehr genau.

Rick nickt und geht weiter.

Er kommt vor den zweiten Saloon, und als er das Schild darüber liest, weiß er Bescheid.

LONGHORN TRAIL SALOON

Das steht in großen Buchstaben auf dem hellgrünen Schild. Und die wenigen Sattelpferde an den Haltebalken sind richtige Rinderpferde, die von Weidereitern oder irgendwelchen Satteltramps geritten werden.

Rick Bannerman verlässt den Plankengehsteig, geht durch den tiefen Staub der Fahrbahn und stößt wenig später die Schwingtür des Saloons auf.

Es sind keine Gäste in dem großen Raum. Die Reiter, deren Pferde draußen stehen, befinden sich wohl zurzeit beim Mittagessen im Restaurant.

Hinter der langen Mahagonibar lehnt ein schwergewichtiger Mann und liest in einer alten Zeitung.

Der Mann betrachtet ihn prüfend und forschend, und wieder spürt Rick, dass sein Name und seine Absichten auch diesem Mann ganz genau bekannt sind.

Rick erwidert den Blick des Mannes hart und fest, und er hört den Mann sagen: »Hallo, Bannerman. Ich bin King Buff. Mir gehört dieser Saloon. Und ich sage Ihnen, dass Sie sich verirrt haben. Sie sind nicht im richtigen Laden.«

»Vielleicht nicht.« Rick grinst, und sein Grinsen ist scharf und kühn. »Sie werden mir dennoch einen Whisky und eine Zigarre verkaufen, nicht wahr, mein Freund?«

»Ich bin nicht Ihr Freund«, erwidert der Keeper, der offenbar ein ehemaliger Preiskämpfer ist. »Ich will auch keinen Streit mit Ihnen. Aber passen Sie nur auf, Bannerman, dass Sie mir nicht zufällig auf die Zehen treten. Ich kann immer noch jeden Mann ungespitzt in den Boden schlagen. Haben Sie mich verstanden?«

Er wendet sich ab, nimmt eine Flasche und ein Glas, schenkt ein und stellt auch eine Kiste Zigarren vor Rick hin.

Der bedient sich, und als er sich die Zigarre anzündet, richtet er seinen Blick auf den zweiten Mann im Raum. Sein Blick trifft sich mit dem eines Mannes, der einsam an einem Tisch sitzt und eine Patience aufgelegt hat.

Dieser Mann ist ein Kartenhai, der sich die Langeweile vertreibt. Es ist ein großer und breitschultriger Mann in der dunklen Kleidung der berufsmäßigen Spieler. Er hat ein kühnes, hartes und bewegungsloses Gesicht. Sein Haar ist so rabenschwarz wie das von Rick. Auch die Augen des Mannes sind schwarz.

Rick findet ihn sehr beachtlich. Er wird sich bewusst, dass dies der erste Mann von Format ist, dem er bis jetzt in Prairie City begegnet ist.

Der Mann nickt ihm unmerklich zu, verzieht den breiten Mund und fragt mit einer einladenden Bewegung: »Ein Spiel gefällig, Mister? Ich bin Carl Blaine – Limit Blaine! Wie wär’s mit einem Spiel?«

»Ich habe kein Glück im Spiel«, erwidert Rick sanft. »Wenn ein Mann kein Glück mit den Karten hat, dann soll er die Finger davon lassen, nicht wahr?«

Der Spieler nickt nachdenklich. Er betrachtet Rick Bannerman sehr genau. Schließlich senkt er den Kopf, starrt wieder auf die ausgelegte Patience und murmelt: »Hoffentlich haben Sie nur im Kartenspiel kein Glück, mein Freund. Sie werden nämlich eine ganze Menge Glück notwendig haben, wenn Sie auch nur über die ersten Runden kommen wollen. Aber das geht mich alles nichts an. Ich bin neutral. Und du, Buff, solltest es auch sein.«

»Sicher – sicher«, knurrt der Saloonwirt und raschelt mit der Zeitung.

Rick Bannerman trinkt den Whisky. Er beobachtet immer noch den Spieler, der über seiner Patience den Kopf schüttelt, aufblickt und zu Rick sagt: »Nun sehen Sie sich das an, Bannerman. Ich versuche es nun schon zum dritten Mal – aber immer bleibt mir der Pik-Bube übrig. Ich kann ihn nicht unterbringen. Der schwarze Pik-Bube lässt sich nicht unterbringen.«

Er grinst Rick an.

Der erwidert das Grinsen.

King Buff sagt mürrisch hinter der Zeitung hervor: »Vielleicht bist du der Pik-Bube, Blaine. Denn dich kann man auch nirgendwo unterbringen. Du passt nirgendwo hinein. Aber vielleicht bist du nur höllisch schlau, nicht wahr?«

»Vielleicht.« Carl Blaine grinst und streicht die Karten zusammen. »Vielleicht bin ich aber auch ein Narr. Aber was ist schon dabei? Weißt du, Buff, mir hat mal eine alte Hexe irgendwo in Mexiko aus der Hand gelesen. Und sie hat mir gesagt, dass ich mein letztes Spiel mache, wenn ich vier Könige aufdecke. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine vier Könige beisammen in der Hand gehabt. Vielleicht bin ich deshalb ein Spieler – und zwar ein ehrlicher! – geworden, weil ich herausfinden will, was wirklich passiert, wenn ich vier Könige aufdecken werde. Diese alte Hexe in Mexiko hat mir nämlich noch eine Menge anderer Dinge vorausgesagt, die schon alle eingetroffen sind. Aber ich will die Gentlemen nicht langweilen.«

Er beugt sich nach diesen Worten über den Tisch und legt die Karten nochmals aus.

Rick gießt sich aus der Flasche einen neuen Whisky ein, trinkt, raucht und wartet.

Zwei Reiter kommen in die ruhig wirkende Stadt geritten. Und sie reiten rau und wild. Man hört es an ihrem Hufschlag.

Der Spieler am Tisch lacht leise auf und zieht seine Uhr. Er blickt kurz darauf und sieht dann Rick Bannerman an.

»Genau«, sagt er, »ganz genau! Um elf Uhr vierzig kamen Sie in diese Stadt, Mister. Jetzt ist es vierzehn Uhr zehn. Josiah Gates hat sicherlich nur eine einzige Minute überlegt, denn bis zu seinem Hauptquartier und wieder von dort nach hier in die Stadt kann man es wohl auf einem guten Pferd in zweieinhalb Stunden schaffen.«

Er steckt die Uhr wieder in die Westentasche, lehnt sich im Stuhl zurück und richtet den Blick auf die breite Schwingtür.

Draußen verstummt der Hufschlag der beiden Reiter.

Dann erklingen schwere Schritte, die von Sporengeklingel begleitet werden. Und dann wird die Schwingtür aufgestoßen.

Zwei Männer treten ein.

Der Spieler am Tisch sagt schnell und laut: »Darf ich die Gentlemen vorstellen? Das ist Rick Bannerman. Und die beiden Gentlemen an der Tür sind Mister Brett Hard und Mister Sego Wade.«

Er verstummt und lacht leise dabei.

Einer der beiden Männer, die nach ihrem Eintreten angehalten haben und von der Schwingtür her auf Rick Bannerman starren, knurrt, ohne den Blick von Rick zu nehmen: »Halt deinen vorlauten Mund, Blaine. Ich kann mich auch selbst vorstellen.«

Es ist ein großer, bulliger und rotköpfiger Mann. Er strotzt nur so von Kraft, und er wirkt unduldsam und ständig gereizt, so, als hätte er sich daran gewöhnt, ständig beweisen zu müssen, was für ein harter Bursche er ist.

Der andere Mann ist ein völlig anderer Typ. Rick Bannerman, der beide aufmerksam betrachtet und abschätzt, ist sich sofort darüber klar, dass dieser farblose, nur mittelgroße und etwas verbogene Bursche nichts anderes als ein Revolvermann ist.

Aber er hat jetzt keine Zeit mehr, sich den Mann näher anzuschauen, denn der Rotkopf setzt sich in Bewegung und steuert schnurgerade auf ihn zu.

Einen Schritt vor ihm hält er an und sagt: »Yeah, ich bin Brett Hard, Josiah Gates’ erster Vormann. Und ich habe den Auftrag, Bannerman, Sie, wenn’s nötig sein sollte, an den Ohren zum Boss zu schleifen. Wie wollen Sie es haben, Mister?«

Er beugt sich etwas vor. Sein rotes, rundes und von Unduldsamkeit und vitaler Kraft nur so strotzende Gesicht schiebt sich dicht vor Rick Bannermans Nasenspitze.

Und weil Rick weiß, was ohnehin unvermeidlich kommen muss, verschwendet er keinerlei Worte, sondern bringt seinen Haken genau auf den Punk. Er schlägt wortlos aus der Hüfte heraus, dreht seinen Körper richtig und nutzt so die Hebelkraft aus.

Dann gleitet er zurück und fängt Brett Hard, der sich schnaufend gegen ihn werfen will, mit einem rechten Haken ab. Er folgt dem rückwärts schwankenden Mann und bringt drei schwere Schläge rechts, links und gerade an, bevor Brett Hard die Arme zur Deckung hochnehmen kann.

Der Vormann der großen Gates Ranch ist schon ziemlich angeschlagen, denn Rick Bannerman wiegt ungefähr hundertneunzig Pfund und versteht es, hart zu schlagen. Rick ist in den Wagencamps der Frachtfahrer aufgewachsen und schon durch viele wilde Kämpfe gegangen.