G. F. Unger Western-Bestseller 2483 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2483 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

»Nein!« Scharf und knapp ruft Dave Hillderee dieses Wort. Die Männer, die dem Pferdedieb die Henkerschlinge um den Hals legen wollen, halten inne und blicken sich nach ihm um.
Auch Drango Cantrill wendet sich mit einem Ruck um. »Hast du etwas dagegen?«, fragt er grollend.
»Yeah«, sagt Dave Hillderee gedehnt.
Cantrill starrt ihn drei Sekunden schweigend an. »Du ergreifst für einen Pferdedieb Partei? Wie weit würdest du in dieser Sache gehen, Mister?«
»Weit genug, um es zu verhindern. Denn er ist kein Pferdedieb. Er ist auch kein Satteltramp. Er hat nur Pferd und Ausrüstung verloren und sich in seiner Notlage ein Pferd ausgeliehen. Drango, es wird keine Hängepartie geben!«
»Kennst du ihn?«
»Er ist mir fremd.«
»Zum Teufel, warum trittst du dann für ihn ein und riskierst ...« Er verstummt und blickt Dave Hillderee mit kalter Überlegung an.
»Was riskiere ich?«, fragt dieser, und es ist eine ruhige und stolze Herausforderung. »Sag mir, was ich riskiere, Cantrill!«


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Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Gebrochener Sattel

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Salvador Faba / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0123-5

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Gebrochener Sattel

»Nein!« Scharf und knapp ruft Dave Hillderee dieses Wort. Die Männer, die dem Pferdedieb die Henkerschlinge um den Hals legen wollen, halten inne und blicken sich nach ihm um.

Auch Drango Cantrill wendet sich mit einem Ruck um. »Hast du etwas dagegen?«, fragt er grollend.

»Yeah«, sagt Dave Hillderee gedehnt.

Cantrill starrt ihn drei Sekunden schweigend an. »Du ergreifst für einen Pferdedieb Partei? Wie weit würdest du in dieser Sache gehen, Mister?«

»Weit genug, um es zu verhindern. Denn er ist kein Pferdedieb. Er ist auch kein Satteltramp. Er hat nur Pferd und Ausrüstung verloren und sich in seiner Notlage ein Pferd ausgeliehen. Drango, es wird keine Hängepartie geben!«

»Kennst du ihn?«

»Er ist mir fremd.«

»Zum Teufel, warum trittst du dann für ihn ein und riskierst …« Er verstummt und blickt Dave Hillderee mit kalter Überlegung an.

»Was riskiere ich?«, fragt dieser, und es ist eine ruhige und stolze Herausforderung. »Sag mir, was ich riskiere, Cantrill!«

Cantrill überlegt wieder. »Du machst es zu einer Prestigefrage«, murmelt er dann. »Vielleicht ist dieser Pferdedieb wirklich nicht so wichtig, doch du machst es zu einer Sache, bei der es um das Prestige der Rancher-Vereinigung geht. Dave, ich kann und werde jetzt nicht nachgeben. Du riskierst für dich die Hölle. Geh zum Teufel!«

Aber Dave Hillderee schüttelt den Kopf.

»Ich will es dir genau erklären, Cantrill«, sagt er. »Ein paar alte Narren haben sich hinter dich gestellt und dir die Vollmacht gegeben, die Rinderdiebe zu bekämpfen. Glaubst du nun, ich lasse deshalb zu, dass du hier den Halbgott spielst und jeden hängst, dessen Nase dir nicht passt?«

»Richtig«, sagt Drango Cantrill. »Und wenn ich will, zerschmettere ich dich. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und du stellst dich auf die Seite eines Pferdediebes. Dave, soll ich dich aus dem Land jagen? Dies wäre schon ein Grund. Wer sich auf die Seite von Pferdedieben stellt, der hält es vielleicht auch mit den Viehdieben.«

Da lacht Dave Hillderee leise und bitter.

»Sicher, du könntest schon den richtigen Dreh finden«, sagt er. »Und das habe ich von Anfang an gespürt. Man gibt dir Macht, und schon fühlst du dich als ein kleiner Gott. Mit diesem Fremden da fängst du an. Und dann machst du weiter, immer weiter. Mit den Schuften erledigst du so nebenbei alle Unbequemen, und deine Schritte werden immer länger. Drango, ich kenne dich, und weil ich dich kenne, ahne ich deine Pläne. Aber ich werde dich aufhalten. Du willst mit diesem Fremden anfangen. Nun gut, auch ich fange jetzt an, dich aufzuhalten.«

Er macht eine Pause und blickt über die Köpfe der Männer hinweg auf den Fremden, der ruhig und gefasst vor dem Stalltor steht.

»Freund, suchen Sie Arbeit?«, fragt er. »Die Broken Saddle stellt Reiter ein. Doch sie zahlt erst Lohn, wenn im Herbst die Fleischherde verkauft ist. Suchen Sie unter diesen Bedingungen Arbeit?«

Der Fremde beißt sich einen Moment auf die Unterlippe und sagt dann: »Lohnt sich das für Sie, Mister?«

»Es lohnt sich«, erwidert Dave Hillderee fest. »Ich muss einen rauen Burschen aufhalten. Und Sie liefern mir einen Grund, Fremder. Also, wie ist es? Suchen Sie Arbeit? Ich stelle Sie sofort ein.«

»Ich suche Arbeit«, erwidert der Fremde.

»Dann sind Sie eingestellt und reiten jetzt für die Broken Saddle. Wie ist Ihr Name?«

Der Fremde zögert leicht.

»Sloan«, sagt er. »Bill Sloan.«

Dave Hillderee nickt. Er blickt Drango Cantrill hart an.

»Nun, Cantrill«, sagt er. »Bill Sloan gehört zu meiner Mannschaft. Und meine Reiter stehlen keine Pferde. Jetzt ist es ganz klar, dass dieses Pferd nur ausgeliehen wurde. Ich nehme Bill Sloan jetzt mit!«

Drango Cantrill lacht heiser. Es liegt eine böse Wut in seiner Stimme, als er sagt: »Du bekommst ihn nicht, Dave! Ich habe ihn schon. Ich sehe in ihm einen Pferdedieb. Dave, willst du wirklich kämpfen? Du kannst ihn nur durch Kampf bekommen und auch nur dann, wenn du mich und meine Reiter schlagen kannst. Willst du es wirklich versuchen?«

»Sicher«, sagt Dave Hillderee sanft.

Er stellt seine Füße auseinander, sodass er festen Stand hat, und legt seinen Oberkörper aus den Hüften heraus etwas vor. Seine Rechte hängt locker hinter dem Revolverkolben.

»Sicher, ich kämpfe um ihn«, sagt er ruhig. »Und wenn es losgeht, bekommst du die erste Kugel, Cantrill. Du stehst gerade richtig für mich. Du kannst jetzt schon haben, was du vielleicht erst viel später bekommen wolltest. Du kannst es hier und gleich haben!«

Es ist eine kühle und furchtlose Herausforderung.

Und dann ist es still. Aber der Atem von bevorstehender Gewalttat weht mit einem Mal in dem dunklen Hof. Der Wille zweier Männer prallt aufeinander.

Und was Dave Hillderee tut, ist einfach ungeheuerlich.

Denn Drango Cantrill ist ein harter, gefährlicher und sicherlich völlig furchtloser Mann, der schon bewiesen hat, dass er kämpfen kann. Überdies ist er nicht allein, sondern hat eine raue Mannschaft bei sich.

Doch dann erweist es sich plötzlich, dass Dave Hillderee ebenfalls nicht allein ist.

Aus dem Schatten zweier abgestellter Wagen meldet sich plötzlich eine lässige Stimme. Sie gehört dem jungen Cowboy Colorado, und sie sagt: »Cantrill, es wird rauer, als Sie bis jetzt glaubten. Auch ich werde mitmachen. Ich bin der Junge aus Colorado und habe einen Revolver.«

Als Colorados Stimme verstummt, tritt ein Mann hinter der rechten Ecke des Mietstalles hervor.

»Ich bin zwar nur der Koch der Broken Saddle«, sagt dieser Mann. »Ich bin kein richtiger Sattelquetscher und kann mit dem Colt kein Scheunentor treffen. Deshalb habe ich eine Schrotflinte. Und nun versucht es mal, Leute. Es steht immer noch drei zu sechs, aber versucht es mal!«

Und dann ist es wieder still. Man hört die Geräusche der Pferde, ihr Schnauben, Stampfen und das Klirren des Zaumzeugs. Man hört die Atemzüge der Männer und einige leise Flüche. Und der Atem der Gefahr ist nun fast wie eine schwere Wolke, die über diesem Platz hängt.

Dave Hillderee atmet unmerklich auf. Er hatte Colorado und Morg keinen Befehl erteilt, ihm zu folgen. Doch er hat es insgeheim erwartet, dass sie kommen würden. Jeder Mann seiner Mannschaft hätte das getan. Und selbst der Neue, der junge Colorado, tat es.

Oh, diese prächtigen Burschen der Broken Saddle, denkt er.

Er hebt das Kinn und sagt scharf: »Also los, Sloan, kommen Sie! Ich möchte das wirklich entschieden haben. Und es geht jetzt nicht um Sie persönlich, Sloan. Es geht darum, dass Cantrill in diesem Land keine Menschenjagden veranstalten darf. Darum geht es! Kommen Sie, Sloan!«

»Es wäre leichter für mich, wenn ich eine Waffe hätte«, sagt dieser ruhig.

Drango Cantrill sagt zur Seite: »Sloan, wenn Sie einen einzigen Schritt machen, fangen wir an zu schießen. Dave, gib es auf!«

»Los, Sloan!«, sagt dieser nur.

Und wieder ist es still, bleibt es still, und die Männer warten und lauern. Sie alle sind bereit.

Ein Reiter kommt in den Hof geritten, langsam und auf einem müden Pferd. Er hält an, sitzt einige Sekunden unbeweglich im Sattel und fragt dann mit plötzlicher Schärfe: »Was ist hier los? Ich rieche Verdruss! Was ist das?«

»Reite nur zur Seite, Johnny!«, sagt Dave Hillderee trocken. »Cantrill will einen Kampf haben. Und bei Gott, er bekommt ihn jetzt und hier, wenn er nicht aufgibt. Reite aus der Schusslinie, Johnny!«

Der Reiter schwingt sich mit einer gleitenden Bewegung vom Pferd, lässt es stehen und tritt neben Dave, hält jedoch zwei Schritte Abstand. Er blickt auf Drango Cantrill und dessen Männer. Im Lichtschein, der aus dem Stalltor fällt, kann er sie gut erkennen. Er bemerkt auch den Fremden.

»Wer ist das?«, fragt er plötzlich.

»Bill Sloan. Er reitet jetzt für mich. Auf ihn wurde geschossen. Dabei verlor er sein Pferd und er hat sich dann eines von Cantrills Weidelager ausgeliehen. Cantrill meint, er wäre ein Pferdedieb. Und er will ein Exempel statuieren. Aber ich lasse es nicht zu. Nun weißt du es genau, Johnny. Jetzt geh zur Seite. Denn es ist nicht dein Kampf.«

Der Mann, der Johnny heißt, schweigt drei Sekunden. Er ist groß und schlank. Sein Hut hängt ihm an der Windschnur im Nacken, und sein hellblondes Haar leuchtet wie gelbliches Silber im Lichtschein.

»Oh, zum Teufel«, sagt er. »Ich bin Johnny Rings, nicht wahr? Und ich bin dein Freund, Dave. Wie kannst du glauben, dass dein Kampf nicht auch mein Kampf ist?«

Er macht eine kleine Pause, überlegt kurz und wendet sich an Drango Cantrill.

»Tut mir leid, Drango. Wir sind zwar geschäftlich verbunden, aber wenn du mich jetzt vor die Wahl stellst, ob ich dein Vieh verkaufen darf oder auf Daves Seite stehe, so entscheide ich mich für Dave.«

Er klatscht herausfordernd mit der Hand gegen den Revolverkolben.

»Also los!«, sagt er herausfordernd.

Und nun fühlt sich Drango Cantrill richtig eingekeilt. Man sieht es ihm an. Er zögert jetzt. Soeben noch war er entschlossen, die Sache bis zu jedem Ende auszutragen.

Doch das Erscheinen des so verwegen und draufgängerisch wirkenden Johnny Rings stößt seine Pläne nun um. Einer seiner Männer tritt neben ihn. Es ist Sierra Jiminez, ein Mann aus Nevada, ein farblos wirkender Mann, der zwei Revolver trägt und von dem jeder weiß, dass er Drango Cantrills Revolvermann Nummer eins ist.

Jiminez sagt kühl und klirrend: »Es steht immer noch vier zu sechs, Boss! Von mir aus kann es losgehen!«

Drango Cantrill starrt Dave Hillderee an.

»Eines Tages«, sagt er, »wirst du keine Freunde mehr haben. Und auch keine Reiter mehr. Dann wirst du es bekommen, Dave. Nun gut, ich gebe auf. Dieser Pferdedieb, der jetzt für dich reitet, ist mir nicht so wichtig, dass ich mit Blut und Toten dafür bezahle. Dieser Bill Sloan entgeht mir schon nicht, wenn er im Land bleibt. Dave, du hast dich jetzt offen gegen die Rancher-Vereinigung gestellt. Du hast deine Außenseiterrolle nun völlig klar und eindeutig gezeigt. Wer es mit Pferdedieben hält, ist sicherlich auch mit den Rinderdieben gut Freund. Dave, du bist in diesem Land erledigt.«

Nach diesen Worten wendet er sich ab, geht zu seinem Pferd hinüber und sagt zu seinen Männern: »Wir reiten!«

Sie gehorchen wortlos, und die Art, wie sie sich wie aus einer Starre lösen und sich bewegen, wirkt wie eine deutliche Erleichterung. Sie sind sicherlich sehr froh, dass es zu keiner gewalttätigen Auseinandersetzung kam.

Nur Sierra Jiminez verharrt noch einige Sekunden auf dem Fleck. Er starrt Dave Hillderee verlangend an.

»Hillderee«, sagt er, »ich hätte nicht gekniffen. Ich möchte, dass du das weißt.«

»Du kannst den Spaß immer noch bekommen, du verdammter Revolverschwinger aus Nevada«, sagt Dave Hillderee grob. »Wenn es dich juckt, kannst du es haben.«

Sierra Jiminez erzittert kurz am ganzen Körper. Seine Hände hängen hinter den Revolverkolben. Er spreizt die Finger und bewegt sie so, als wäre er ein Klavierspieler, der Lockerungsübungen macht.

Drango Cantrill sitzt jetzt im Sattel. Er drängt sein Pferd zwischen Jiminez und Hillderee.

»In den Sattel, Sierra«, sagt er knapp. »Heute nicht! Später!«

Da gehorcht der eitle Revolvermann.

Das Rudel schließt sich zusammen und reitet aus dem Hof.

Der Fremde kommt vom Stall herüber, hält vor Dave und Johnny an, und als er Johnny Rings betrachtet, scheint sein fester Blick für einen Moment besonders scharf und studierend zu sein. Aber es ist nur ein kurzer Moment.

Dann sagt der Mann, der sich Bill Sloan nannte: »Nun gut, Mister, Sie haben einen Reiter. Habe ich noch Zeit, um mir im Store eine Ausrüstung zu kaufen? Mein Geldbeutel ist zum Glück nicht verloren gegangen.«

»Der Wagen wird warten, bis Sie Ihre Ausrüstung haben«, sagt Dave Hillderee und wartet dann, bis Bill Sloan gegangen ist. Erst dann wendet er sich an Johnny Rings und sagt: »Johnny, du bist ein Narr. Du willst in diesem Land als Viehaufkäufer Geschäfte machen und stellst dich gegen den Boss der Rancher-Vereinigung. Als Geschäftsmann kannst du dir das nicht leisten. Ich glaube nicht, dass du jetzt noch genügend Rinder bekommen wirst, um deine Lieferkontrakte zu erfüllen.«

»Darum mache ich mir keine Sorgen.« Johnny Rings grinst. »Komm, trinken wir im Saloon einen Becher aus Mikes Privatflasche. Komm nur, alter Junge. Ich war lange fort, nicht wahr? Und ich bin froh, dass ich gerade zu dieser Minute zurückgekommen bin.«

Er hakt Dave Hillderee unter, wie es ein guter Freund tut.

Und sie gehen langsam aus dem Hof, die Straße hinunter und in den Fair Play Saloon.

☆☆☆

Mike Consul steht selbst hinter dem Schanktisch, ein ernster, schlanker und dunkler Mann. Er trägt eine grüne Weste, ein weißes Hemd und eine Samtschleife.

Als er Dave Hillderee und Johnny Rings hereinkommen sieht, greift er unter den Schanktisch und holt echten Whisky aus Schottland hervor. Er schenkt drei Gläser voll und richtet dann seinen ernsten Blick auf die Freunde. Ja, sie sind seine Freunde, und sie sind ein seltsames Kleeblatt.

»Ich trinke darauf, dass wir Freunde bleiben«, sagt er ernst und nimmt sein Glas.

»Darauf trinke ich immer«, lächelt Johnny Rings. Nun, im Lampenlicht, erkennt man, dass er auf eine verwegene Art hübsch ist. Er ist ein prächtiges Bild von einem Mann. Blond, blauäugig, braun gebrannt, groß und schlank, ein Typ, in den sich jedes Mädchen verliebt und der auch überall unter Männern Freunde gewinnt.

Sie halten nun ihre Gläser in den Händen und warten auf Dave. Der wirkt sehr nachdenklich, und er nimmt das Glas sehr langsam.

»Ich trinke auf das, was war«, sagt er sanft, »auf all den Spaß und die prächtige Zeit. Doch sie ist jetzt vorbei. Ich trinke auf das, was war.«

Dann trinken sie, und als sie absetzen, sagt Johnny Rings: »Was bedeutet diese Trauerrede, Dave? Nichts ist vorbei. Es gibt immer wieder Spaß und gute Tage. Und nur dieses zählt, nichts anderes!«

»Sei nur nicht so stolz, Dave«, murmelt Mike Consul sanft. »Was war, das ist immer noch. Und zum Teufel mit dem Freund, der sich nicht aus der Not helfen lässt. Du hast in dieser Stadt auch bei der Bank keinen Kredit mehr, Dave. Warum kommst du nicht zu mir? Ich bin dein Freund, nicht wahr? Und ich habe ein Recht darauf, dass du zu mir kommst. Warum bist du nicht gekommen?«

»Was ist los?«, will Johnny Rings wissen. »Ich war lange fort von hier. Was ist los? Ich habe die Sache im Hof des Mietstalls nur halb begriffen. Drango Cantrill war schon immer dein Feind. Aber was ist wirklich los?«

Dave blickt ihn seltsam an.

»Ich bin der Rancher-Vereinigung nicht beigetreten«, sagt er. »Das macht mich zum Außenseiter. Die Vereinigung wird von Drango Cantrill geführt. Er hat alle Vollmachten. Und er will rau werden, mächtig rau. Und mit den Schuldigen wird er Unschuldige zerschmettern. Ich kenne seine Ziele. Ich weiß, was in ihm ist und ihn antreibt. Drango Cantrill geht im Auftrag der Rancher-Vereinigung auf Skalpjagd, er wird bald keine Unterschiede mehr machen. Er wird die Guten von den Schlechten nicht unterscheiden, sondern seine eigenen Interessen verfolgen und vernichten und zertreten, was ihm im Wege ist. Und das bedeutet für mich Kampf. Sein Endziel ist meine Vernichtung. Das hat er mir vor drei Jahren geschworen. Und er hat die Rancher-Vereinigung hinter sich.«

Als er verstummt, blicken ihn die beiden Freunde seltsam an.

»Und was bedeutet das für unsere Freundschaft?«, fragt Mike Consul langsam.

»Yeah, was bedeutet das dafür?«, fragt Johnny Rings drängend.

Dave Hillderee zuckt mit den Schultern.

»Es ist ganz einfach«, sagt er. »Ihr seid Geschäftsleute. Mike hat einen Saloon und wartet auf Gäste. Von meinen Reitern kann er nicht leben, denn die erhalten bis zum Herbst keinen Lohn und können sich keinen Spaß mehr gönnen. Überdies steht das Zahlenverhältnis eins zu zwanzig und mit der Stadtbevölkerung eins zu vierzig. Mike kann seinen Saloon schließen, wenn er sich auf meine Seite stellt. Selbst ein neutrales Verhalten wird ihm nichts nützen. Denn wer nicht für die Vereinigung ist, der ist gegen sie. Das ist die neue Parole. Und deshalb endet jetzt und hier unsere Freundschaft, Mike!«

Er sagt es hart und entschieden.

Dann wendet er sich an Johnny Rings.

»Du aber hast dich für den Viehhandel entschieden«, sagt er. »Du bist lange fort gewesen und hast Verträge mit einigen Fleischfabriken im Osten abgeschlossen. Du hast dir von deinem reichen Onkel in St. Louis Geld geborgt und willst nun Vieh aufkaufen, zum Verladebahnhof treiben lassen und auf diese Art zu geschäftlichen Erfolgen kommen. Aber wenn du mein Freund bist oder dich neutral verhalten solltest, so wirst du in diesem Land keinen Kuhschwanz kaufen und verladen können. Die Rancher-Vereinigung wird dich auf ihre schwarze Liste setzen. Und von der Broken Saddle hast du keine günstigen Geschäfte zu erwarten, denn ich habe einen Lieferkontrakt mit dem Indianerbüro für die Reservate und mit der Armee.«

Er macht eine Pause und stößt seinen Hut aus der Stirn.

»Ihr könnt nicht länger meine Freunde sein«, sagt er abschließend, »denn die Vereinigung, auf deren Seite auch diese Stadt steht, zwingt euch früher oder später auf die Knie. Ihr lebt von Handel und Geschäften. Jetzt habe ich es deutlich genug gesagt. Lebt wohl! Es war unser letzter Drink.«

Mit der Hand macht er eine grüßende Bewegung, und sie wirkt sehr endgültig und entschieden.

»Ich gebe euch eure Freundschaft zurück«, sagt er dabei.

Dann wendet er sich um und geht hinaus.

Johnny Rings macht den Ansatz zu einer Bewegung, so, als wollte er ihm folgen und ihn zurückhalten.

»Lass sein, Johnny«, sagt Mike Consul ruhig.

Johnny blickt ihn an, und nun wirkt sein immer freundliches und stets zu einem Lächeln oder Lachen bereites Gesicht sehr ernst.

»Zum Teufel, das geht doch nicht!«, sagt er. »Er kann uns doch nicht einfach unsere Freundschaft wie zwei alte Jacken an den Kopf werfen, nicht wahr?«

»Worte sind zwecklos, Johnny«, sagt Mike Consul sanft. »Was hat er davon, wenn wir ihm jetzt versichern und schwören, dass wir bis in die Hölle seine Freunde sind. Warte doch ab, bis er Hilfe braucht. Dann bekommst du jede Chance. Es liegt doch nicht bei ihm, ob wir seine Freunde bleiben oder nicht. Es liegt bei uns.«

Johnny Rings atmet langsam aus. Er senkt den Kopf, spielt mit dem leeren Glas und denkt nach.

Mike Consul betrachtet ihn ernst.

»Entscheide dich nur nicht jetzt schon, Johnny«, sagt er. »Eine voreilige Entscheidung könnte dir noch leidtun.«

Da blickt Johnny Rings schnell auf.

»Für was hältst du mich, Mike?«