G. F. Unger Western-Bestseller 2485 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2485 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Es ist schon Abend geworden, als Adam Lee den Fluss erreicht. Auf der Fähre nach River Bend City ist gerade noch ein Platz für ihn und sein Pferd frei. Die Fähre will schon ablegen, da taucht ein Reiter auf, der es sehr eilig zu haben scheint. Die Fährleute kennen den jungen, wilden Schießer Jim Denver nur zu gut.
Der Bursche ballert in die Luft und ruft: »Euer Glück, Männer, dass ihr auf mich gewartet habt!«
Als er dann auf die Landebrücke reitet, treibt er sein Pferd dicht an Adam Lee heran, zieht den Revolver und befiehlt: »Los, runter von der Fähre, alter Mann!« Aber bevor Jim Denver den Revolver auf ihn richten kann, lässt Adam Lee das Pferd gegen ihn rammen und schlägt ihm mit der Handkante auf das Handgelenk. Der Revolver des Schießers fällt ins Wasser. Sein Pferd springt erschreckt mit ihm in den Fluss. Als er dann wie ein nasser Hund wieder an Land kommt, brüllt er: »Dafür bringe ich dich um! Und wenn ich tausend Meilen hinter dir her reiten müsste!«


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Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

River Bend City

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Salvador Faba / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0517-2

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

River Bend City

Es ist schon Abend geworden, als Adam Lee den Fluss erreicht. Auf der Fähre nach River Bend City ist gerade noch ein Platz für ihn und sein Pferd frei. Die Fähre will schon ablegen, da taucht ein Reiter auf, der es sehr eilig zu haben scheint. Die Fährleute kennen den jungen, wilden Schießer Jim Denver nur zu gut.

Der Bursche ballert in die Luft und ruft: »Euer Glück, Männer, dass ihr auf mich gewartet habt!«

Als er dann auf die Landebrücke reitet, treibt er sein Pferd dicht an Adam Lee heran, zieht den Revolver und befiehlt: »Los, runter von der Fähre, alter Mann!« Aber bevor Jim Denver den Revolver auf ihn richten kann, lässt Adam Lee das Pferd gegen ihn rammen und schlägt ihm mit der Handkante auf das Handgelenk. Der Revolver des Schießers fällt ins Wasser. Sein Pferd springt erschreckt mit ihm in den Fluss. Als er dann wie ein nasser Hund wieder an Land kommt, brüllt er: »Dafür bringe ich dich um! Und wenn ich tausend Meilen hinter dir her reiten müsste!«

Adam Lee reitet wieder an Bord.

»Nun können wir abfahren«, sagt er zu den beiden Fährleuten, die ihn stumm betrachten.

Sie tun es wortlos, und als die Fähre ablegt und sich langsam am Seil auf die andere Seite zu bewegt, blickt Adam Lee auf Jim Denver, der nun am Ufer steht und sich das Wasser aus den Stiefeln kippt.

»Dieser Jim Denver wird sich einen neuen Revolver besorgen und hinter Ihnen her sein, bevor er sich Zeit nimmt, seine Sachen zu trocknen«, sagt der eine Fährmann.

»Hat er Freunde?«, fragt Adam Lee ruhig.

»Dieser Typ hat kaum Freunde, nur Anhänger, Kumpane – und eine ganze Menge Feinde. Auf jeden Fall wird er hinter Ihrem Skalp her sein. Sie werden ihn töten müssen, oder von ihm getötet werden, denn die Stadt dort drüben ist ziemlich wild.«

Und damit hat der Mann alles gesagt. Bald darauf macht die Fähre an der Landebrücke fest.

Es ist Abend. Die Stadt an der Flussbiegung hat ihre Lichter angezündet. Adam Lee verlässt als Letzter die Fähre. An Land hält er noch einmal an und blickt zurück.

Er sieht undeutlich den dunklen Körper der Fähre über den Strom gleiten. Die Fähre wird den Revolverhelden Jim Denver auf diese Seite holen.

Als Adam Lee daran denkt, verspürt er all die Bitterkeit, die er bisher unterdrückte und irgendwie in seinem Inneren gefangen hielt.

Doch nun steigt sie auf.

»Ich war wieder einmal ein Narr. Warum überließ ich ihm nicht den Vortritt?«

Er spricht es bitter. Und zugleich weiß er, dass er wohl eine Herausforderung übersehen und missachten kann, doch noch niemals konnte er ruhig bleiben, wenn man ihn bedrohte.

Er seufzt leise und blickt auf die erleuchtete Stadt, deren Häuser keine fünfzig Yards entfernt beginnen.

☆☆☆

In der Stadt ist mehr Betrieb, als Adam Lee es erwartet hätte. Er stellt sein Pferd in den Mietstall und geht dann zum nächsten Hotel.

Es ist das City Hotel, und unter dem Schild, welches diesen Namen groß verkündet, steht noch geschrieben, dass es zu den »Marcus-Poe-Betrieben« gehört.

Aha, denkt Adam Lee, es gibt also hier in der Stadt einen Mann, der Marcus Poe heißt und der eine ganze Anzahl von Hotels, Saloons und ähnlichen Betrieben besitzt.

Adam tritt in die Empfangshalle. Der Mann hinter dem Anmeldepult betrachtet ihn mit vorsichtiger und wachsamer Abschätzung. Adam bestellt sich ein Zimmer und ein heißes Bad. Er fragt, ob der Barbier kommen könnte, um ihm die Haare zu schneiden.

»Für drei Dollar kommt er«, sagt der hagere Mann hinter dem Anmeldepult. »Wir führen ein Haus für verwöhnte Gäste.«

»Das dachte ich mir gleich«, brummt Adam Lee und trägt sich in das Gästebuch ein.

Adam H. Lee, Texas, Geschäftsmann, so steht es bald in einer energisch wirkenden Handschrift im Buch.

»Darf ich fragen«, murmelt der Hotelmann, »welche Art von Geschäften Sie betreiben?«

»Jede Art«, erwidert Adam Lee sanft und geht nach oben.

Der Mann blickt ihm nachdenklich nach, sagt dann dem Hausneger, dass er die Holzbadewanne mit heißem Wasser füllen soll, und verlässt das Hotel.

Er begibt sich in den Imperial Saloon, geht dort die Treppe hinauf und betritt bald einen Raum, der als besonders intimes Spielzimmer eingerichtet ist. Es gibt hier eine kleine Bar und auf einem anderen Tisch allerlei kalte Platten und Speisen. Die Spieler bedienen sich selbst.

Der Hotelmann tritt zu einem grauhaarigen Gentleman, der wie ein Gelehrter aussieht, grau, würdig und kultiviert.

»Da ist ein gewisser Adam H. Lee aus Texas gekommen«, sagt er zu dem gelehrt und gebildet wirkenden Gentleman. »Er gibt sich als Geschäftsmann aus und wirkt wie eine besonders harte Nummer. Er muss weit und lange geritten sein. Ich würde ihn nicht für einen Revolvermann halten, doch er kann alles sein, alles!«

Nicht nur jener weißhaarige Mann hat interessiert zugehört. Auch seine Mitspieler lauschten.

Doch nun sagt der Weißkopf: »Es ist gut, Robson. Wir werden ihn im Auge behalten, und Sie tun das Übliche, nicht wahr?«

☆☆☆

Indes sitzt Adam Lee im Bad und bekommt die Haare geschnitten.

Wenig später kehrt der Neger zurück, den Adam Lee in den Store geschickt hat, um ihm einige Kleidungsstücke zu holen.

Der Schwarze rollt die Augen so, dass man das Weiße nicht sieht, und erklärt: »Wild Jim Denver saust durch die Stadt, Sir! Er hat sich einen neuen Revolver besorgt und fragte mich nach einem Mann, der so aussieht wie Sie, Sir. Ich musste ihm sagen, dass Sie bei uns abgestiegen sind. Er sagte mir, dass er Sie im Trail Saloon erwartet. Und wenn Sie nicht kämen, würde er Sie aus dem Hotel holen.«

Der Schwarze macht eine Pause. »Doch das würde Mister Marcus Poe bestimmt nicht gestatten, dass Jim Denver einen Gast aus dem Hotel holt.«

»Das ist gut.« Adam Lee nickt. »Ich habe nämlich keine Lust, mich mit einem Lümmel wie Jim Denver zu streiten. Ich gehe jetzt in mein Zimmer. Du holst mir aus dem Restaurant ein Essen. Hast du noch Geld übrig?«

»Noch zehn Dollar, Sir.«

Adam Lee steigt aus der Wanne. Er nimmt das Handtuch von der Bank, die dicht neben der Wanne steht. Und unter dem Handtuch liegt griffbereit ein Revolver.

Er kleidet sich schnell an, schiebt den Revolver in den Hosenbund und geht in sein Zimmer. Er betritt es, ohne die Lampe anzuzünden. Doch nun hat er den Revolver schussbereit in der Hand.

Aber es hat sich niemand eingeschlichen. Jim Denver scheint wirklich nicht in das Hotel zu kommen. Daraus schließt Adam Lee, dass dieser Marcus Poe ein Mann sein muss, den sogar Wild Jim Denver respektiert.

Adam öffnet das Fenster.

Er kann über das flache Dach des gegenüberliegenden und nur ebenerdigen Hauses hinweg zum Fluss sehen. Der Fluss ist keine halbe Meile entfernt. Der Mond ist aufgegangen, und der Strom glänzt wie Silber. Er kann an der Flussbiegung die Enge und die großen, überhängenden Felsen erkennen. Der Fluss hat dort in Jahrtausenden die Felswand unterspült.

Adam Lee zuckt bei diesem Anblick etwas zusammen. Denn von dieser Enge am Fluss hat er schon gehört.

Wenn das Mondlicht nicht trügt und auch bei Tageslicht alles dort drüben so aussieht wie jetzt, ist dort wirklich eine große Chance für ein Geschäft vorhanden. Eine ganz besondere Chance, die nur ein harter Mann mithilfe anderer harter Männer wahrnehmen könnte.

Er schließt das Fenster, macht Licht und lässt dann Bill Washington, den Hausneger, herein, der mit einem schwer beladenen Tablett vom Restaurant kommt.

»Dieser Wild Jim Denver«, sagt der Schwarze, nachdem er das Tablett auf dem Tisch abgesetzt hat, »verkündet überall in der Stadt, dass er Sie töten will. Und er lässt Ihnen durch mich nochmals ausrichten, dass Sie ihm nicht entkommen könnten und es keinen Sinn hätte, sich im Hotel zu verkriechen. Wenn Sie in einer Stunde nicht kommen würden, dann will er in den Mietstall gehen und Ihr Pferd erschießen. Und er tut das wirklich. Er bringt es fertig.«

Adam Lee erwidert nichts. Er macht sich mit dem Heißhunger eines Mannes über das Essen her, der einen langen und anstrengenden Tagesritt hinter sich hat.

Nachdem er gegessen hat, trinkt er den Kaffee, zündet sich eine Zigarette an und legt sich auf das Bett. Er liegt entspannt da, raucht und denkt nach.

Nach etwa einer halben Stunde erhebt er sich und macht sich auf den Weg zu Jim Denver.

Nein, er will keinen Kampf. Doch er kann nicht zulassen, dass der Revolverheld sein Pferd tötet.

☆☆☆

Der Trail Saloon befindet sich auf der anderen Seite. Als Adam Lee die Straße überquert, öffnet sich eine Gruppe von Männern zu einer Front und betrachtet ihn, und eine Stimme sagt: »Das ist er sicherlich! Ja, das ist er!«

Er weiß, dass man hier auf sein Kommen gewartet hat. Er stößt die Schwingtür des Saloons auf und tritt ein. Er weiß, dass er es unbesorgt tun kann. Jim Denver wird nicht mit schussbereitem Revolver auf sein Eindringen warten und sofort losballern. Nein!

Jim Denver hat den Ehrgeiz, als ein besonders großer und berühmter Revolverheld zu gelten.

Als Adam Lee eintritt, blicken ihn alle Augen an. Es sind nicht wenige Leute versammelt.

Adam Lee geht den Gang entlang, zwischen Stühlen und Tischen hindurch und zum Schanktisch.

An der Ecke steht Jim Denver.

Adam steuert auf die andere Ecke zu.

Einige Männer, die am Schanktisch standen und in den Spiegel starrten, trinken schnell die Gläser aus und entfernen sich.

Adam Lee geht langsam, fast bedächtig. Er raucht eine Zigarre, und er weiß, dass man ihn genau beobachtet, studiert und abschätzt.

Er kennt dieses Spiel. Er hat es oft gesehen und einige Male selbst erlebt.

Als Adam Lee den Schanktisch erreicht hat, stellt er sich hinter der Ecke auf, sodass Jim Denver nur seinen Oberkörper sehen kann. Denn auch Jim Denver steht so da.

Die Barmänner haben sich bis an die Flaschenregale zurückgezogen. Doch einer von ihnen kommt zu Adam und fragt nach dessen Wünschen.

»Ein Bier«, sagt dieser sanft, und er stellt mit einem Anflug von bitterem und grimmigem Humor fest, dass man hier das alte Spiel streng nach den alten Regeln spielt.

Es soll ein Revolverkampf stattfinden.

Und man genießt jede Einzelheit. Es ist fast ein genau einstudiertes Ritual, welches nun zelebriert wird. Und Wild Jim Denver weiß genau, was er seinem Ruhm und Ruf schuldig ist.

Im Lampenschein wirkt sein junges, hübsches und arrogantes Gesicht nun älter, starr, maskenhaft, etwas bleich. Er wartet, bis Adam Lee das Bier erhält und der Barmann sich zurückgezogen hat. Dann sagt er laut und klar und kommt hinter der Schmalseite des Schanktisches hervor: »Sie sind doch jener Hundesohn, der mich mit dem Pferd von der Landebrücke drängte?«

Adam Lee trinkt erst das Bier. Dann tritt er ebenfalls hinter der Schmalseite des Schanktisches hervor. Sie stehen sich nun auf dem freien Raum vor der Bar gegenüber, breitbeinig und wachsam.

Aber Adam Lee sagt ruhig: »Junge, versuch es nicht mit mir! Du hast es schon einmal bei der Fähre versucht. Du hast mich mit dem Revolver bedroht, und ich warf dich dafür ins Wasser. Lass es bei dieser Lektion! Denn du bist noch ein Gernegroß, ein wilder Junge, der erst noch ein Mann werden soll. Gib auf und zwing mich nicht zu einem Revolverkampf.«

Seine Stimme verklingt ruhig und fast freundlich. Es ist kein Zorn zu hören, eher Bitterkeit und eine verächtliche Müdigkeit und Resignation. Er spricht wie ein Mann, der schon vorher weiß, dass Ermahnungen und Zureden bei einem störrischen Bengel nichts nützen.

Wild Jim Denver steht starr da. Dann erzittert er wie durch einen innerlichen Schauer.

Endlich spricht er mit einer Stimme, die heiß und gepresst beginnt und mit jedem Wort schriller und wilder klingt: »Ich bin Wild Jim! Mich stößt kein Mensch auf dieser Welt ungestraft in den Fluss. Ja, ich zwinge Sie zu einem Revolverkampf!«

Er beugt den Oberkörper nach diesen Worten aus den Hüften etwas vor. Er stellt auch die Füße noch etwas auseinander. Und seine Rechte hängt geöffnet hinter dem Revolvergriff. Er hat seinen Colt tief an der Hüfte, in einem steifen und gut geölten Holster, welches am Oberschenkel festgeschnallt ist. Er trägt neue und trockene Kleidung. Und sein falscher Ehrgeiz und sein verzerrter Stolz zwingen ihn zum Kampf.

»He!«

Er stößt es scharf hervor, und es ist sein Zeichen, sein Kommando. Er zieht den Revolver glatt und leicht, legt beim Ziehen mit dem Daumen schon den Hammer zurück und schwingt in Hüfthöhe, kaum, dass der Lauf aus dem Holster ist, den Lauf hoch.

Er ist wahrhaftig ein schneller Revolverschwinger, und diese schreckliche Befähigung verdarb ihn auch bis in den Kern.

Doch er gibt nicht den ersten Schuss ab.

Adam Lee schlug ihn um jenen winzigen Sekundenbruchteil, der alles entscheidet.

Als Jim abdrückt, bekam er zuvor schon die Kugel. Sie stieß ihn zurück. Der Revolver zielte deshalb schräg zur Decke.

Dann entfällt ihm die Waffe, denn sein Arm wurde zerschossen. Er schwankt, fällt auf die Knie und will mit der Linken zur Waffe greifen.

Doch da schießt Adam Lee wieder, trifft die Waffe, die von der Kugel rechts gegen den Schanktisch geprellt wird und dann an Jim Denver vorbei und außer dessen Reichweite gleitet.

Es ist still. Pulverrauch verteilt sich. Jemand stöhnt leise im Hintergrund. Eine Stimme flüstert: »Großer Gott, habt ihr das gesehen? Er hat Wild Jim Denver sogar noch geschont. Er konnte es riskieren, ihn zu schonen.«

Alle Blicke richten sich nun auf Wild Jim, der am Boden kniet und jetzt erst die Schmerzen zu spüren beginnt und von jenem Schock erfasst wird, der in jedem Revolverschwinger wirksam wird, wenn er getroffen ist.

Jim Denver stößt einen schluchzenden Laut aus.

Dann fällt er zur Seite und wird ohnmächtig.

»Bringt ihn zum Doc«, sagt Adam Lee in die Stille. Er blickt sich scharf um, und er hält den Revolver noch bereit. Doch es regt sich niemand. Keiner der Gäste nimmt für Jim Denver Partei.

Er nickt leicht, steckt den Revolver fort und legt ein Geldstück auf den Schanktisch. Dann geht er hinaus.

In der Stadt aber nimmt man überall zur Kenntnis, dass ein besonders schneller Revolvermann gekommen ist.

Auch Marcus Poe und seine Pokerrunde im privaten Spielzimmer des Imperial Saloons bekommen die Sache ausführlich und präzise berichtet.

Und als sie es gehört haben, wendet der weißhaarige Marcus Poe den Kopf und blickt auf Fess Ballard.

»Kennen Sie ihn, Fess?«, fragt er.

Fess Ballard ist ein dunkler Typ. Er wirkt fast wie ein Mexikaner, geschmeidig und pantherhaft. Selbst nach einer Rasur schimmert sein Gesicht an den Wangen noch bläulich.

Er erwidert den Blick des Bosses und sagt sanft: »Mister Poe, es ist ganz gleich, wer dieser Mann ist. Ich werde mit jedem Mann zurechtkommen, wenn es notwendig werden sollte. Machen Sie sich in dieser Beziehung keine Sorgen, Mister Poe.«

Der nickt leicht.

»Wir werden uns diesen Gent mal näher ansehen«, sagt er.

☆☆☆

Adam Lee hat sonst einen sehr leichten und leisen Schlaf. Doch er hört nicht, wie sie in sein Zimmer kommen, obwohl es ihnen einige Mühe macht, denn es musste erst jemand von ihnen durch das Fenster einsteigen und durch das Zimmer zur Tür schleichen. Man musste erst den Stuhl unter der Klinke wegnehmen und die Tür aufschließen.

Aber vielleicht will Adam Lee nichts hören, vielleicht tut er nur so, als schliefe er fest.

Als ihn ein Mann an der Schulter berührt, liegt Adam Lee auf dem Bauch und hat beide Arme unter dem Kopfkissen. Als er sich aufrichtet, hält er seinen Revolver in der Rechten und lächelt. Er wirkt wach und gar nicht verschlafen oder überrascht.

Es sind vier Männer gekommen. Sie haben auch die Lampe angezündet. Zwei der Männer halten schussbereite Waffen bereit. Es sind Fess Ballard und ein breit und stark gebauter, schnurrbärtiger und rotblonder Mann, der den Stern eines Stadtmarshals trägt.

Der dritte Mann ist jener, der durch das Fenster stieg und von innen die Tür öffnete. Er ist ein schlanker, geschmeidiger und noch sehr junger Bursche, in dem sicherlich zu einem Viertel Indianerblut fließt. Er geht nun wieder hinaus.

Der vierte Mann ist Marcus Poe. Er setzt sich auf den einzigen Stuhl, holt eine Zigarre hervor, beißt die Spitze ab und sagt zwischendurch: »Wir sind nur zu einer kleinen Besprechung hier. Und wir sollten die Revolver wegstecken. Ich sehe schon, Mister Lee, dass Sie stets auf der Hut sind.«

Er nickt Fess Ballard und dem Marshal zu. Diese stecken die Revolver weg. Adam Lee sitzt jetzt auf dem Bettrand. Er legt die Waffe neben sich.

»Es ist unhöflich, einen schlafenden Mann zu stören«, sagt er. »Was führt Sie zu mir?«

Marcus Poe raucht nun seine gute Zigarre. Er wirkt kultiviert, sehr würdig. Doch der blitzende Brillantring an seinem linken Kleinfinger ist zu groß und protzig. In seinen Augen ist ein lauernder und harter Ausdruck.

»Der Marshal könnte Sie zum Beispiel verhaften und ins Gefängnis stecken, weil Sie einen Bürger unserer Stadt mit einer Schusswaffe verletzten«, sagt er langsam. »Und der Stadtrat könnte Sie wegen Missbrauchs von Schusswaffen mit einer hohen Geldstrafe belegen. Sie sind hier in meine Stadt gekommen, die von mir und meinen Freunden geleitet wird. Und wir sind eine sehr eigennützige Gesellschaft. Wir sind hergekommen, um zu erfahren, was Sie herführte, woher Sie kommen und ob Sie länger zu bleiben gedenken. In das Hotelbuch trugen Sie sich als Geschäftsmann ein. Ich frage Sie, welcher Art die Geschäfte sind, die Sie tätigen.«

Als er verstummt, klingt seine Stimme zwar immer noch sanft und fast milde, doch in seinen Augen ist nun eine kalte und mitleidlose Härte zu erkennen.

»Sie leiten diese Stadt?«, fragt Adam Lee.

»Diese Stadt gehört mir zu mehr als der Hälfte«, erwidert Marcus Poe. »Auch die Frachtlinie und die Postlinie gehören mir, der Holzplatz, einige Geschäfte und Saloons. Mir gehört Land am Fluss. Einige Flussboote fahren für mich. Genügt das, Adam Lee?«

Der nickt. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagt er dann. »Sie lassen mich jetzt schlafen und geben mir morgen einen Tag Zeit. Ich will mir die Stadt und die Gegend ansehen und mich entscheiden, ob ich bleiben werde oder nicht. Wenn ich bleibe und Geschäfte machen will, werde ich zu Ihnen kommen. Wenn ich nicht bleiben will, weil ich nichts erkennen kann, was mich reizen könnte – nun, dann erübrigt sich ja ohnehin alles, denn dann reite ich ja fort, nicht wahr?«