G. F. Unger Western-Bestseller 2504 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2504 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Red Rebel, der Wildhengst, drückt mit der Schulter gegen einen Pfosten des Corrals. Dann wendet er sich ab und entfernt sich ein Stück. Aber ganz plötzlich wirbelt er auf der Hinterhand herum und kommt angestürmt.
Dicht vor dem Pfosten wirft er sich herum und prallt mit der Masse seiner gewiss dreizehn Zentner und dem Nachdruck seines Ansturmes gegen den Pfosten.
Dieser gibt nach. Red Rebel fällt auf die Seite, rollt sich über Pfosten und Stangen hinweg und springt wie eine Katze auf die Hufe. Dann wirft er den Kopf hoch und lässt sein sieghaftes Wiehern wie ein schmetterndes Trompetensignal ertönen.
Dies aber ist das Zeichen. Barton Damm stürzt zuerst aus der Hütte. Der zweite Mann ist Kirby Monk.
Und Ben Rankin ist der dritte Mann.
Sie kommen um Sekunden zu spät. Denn Red Rebel führt das Rudel schon über den zusammengebrochenen Zaun in die Freiheit zurück ...


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Seitenzahl: 165

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Horse Mesa – Land der wilden Pferde

Vorschau

Impressum

Horse Mesa –Land der wilden Pferde

Red Rebel, der Wildhengst, drückt mit der Schulter gegen einen Pfosten des Corrals. Dann wendet er sich ab und entfernt sich ein Stück. Aber ganz plötzlich wirbelt er auf der Hinterhand herum und kommt angestürmt.

Dicht vor dem Pfosten wirft er sich herum und prallt mit der Masse seiner gewiss dreizehn Zentner und dem Nachdruck seines Ansturmes gegen den Pfosten.

Dieser gibt nach. Red Rebel fällt auf die Seite, rollt sich über Pfosten und Stangen hinweg und springt wie eine Katze auf die Hufe. Dann wirft er den Kopf hoch und lässt sein sieghaftes Wiehern wie ein schmetterndes Trompetensignal ertönen.

Dies aber ist das Zeichen. Barton Damm stürzt zuerst aus der Hütte. Der zweite Mann ist Kirby Monk.

Und Ben Rankin ist der dritte Mann.

Sie kommen um Sekunden zu spät. Denn Red Rebel führt das Rudel schon über den zusammengebrochenen Zaun in die Freiheit zurück ...

Die Wildpferdjäger wissen, dass sie keine Chance haben.

Denn man kann ein Rudel schneller Wildpferde nicht durch eine direkte Verfolgung wieder unter Kontrolle bekommen oder gar einfangen.

Das geht nicht.

Solch ein Rudel muss man nach einem wohl überlegten Plan in eine Falle treiben, ihm also nach drei Seiten den Weg verlegen und ihm nur den Weg in die Falle frei lassen.

Sie sind äußerlich drei sehr verschiedene Männer.

Barton Damm ist schwarzhaarig, groß und hager, mit einem etwas unregelmäßigen Gesicht und zwei ruhigen, festen und sehr grauen Augen. Er lehnt sich an die Hüttenwand und dreht sich eine Zigarette.

Kirby Monk ist rotköpfig, ziemlich klein, aber sehr drahtig und zäh wirkend.

»Verdammt!«, stößt er stets hervor und beißt danach wieder die Zähne zusammen, so als wäre dieses Wort alles, was er herausbringen könnte.

Ben Rankin, der dritte Mann, ist ein Riese. Er ist noch größer als Barton Damm, sehr breit und schwer, doch nicht plump. Für seine massige Größe bewegt er sich leicht und geschmeidig. Er ist braunhaarig und hat ein breites, ruhiges und gutmütiges Gesicht, das jetzt natürlich einen bitteren Ausdruck hat, bekümmert und traurig.

Er kniet vor dem kleinen Herd nieder, den sie sich hier vor der Hütte errichtet haben, und beginnt Feuer zu machen. Dann nimmt er einen Topf, entfernt sich zur Quelle und kommt mit Wasser zurück.

Als er den Topf auf den Herd gestellt hat, wendet er sich den beiden Gefährten zu und betrachtet sie eine Weile.

Kirby Monks Augen sind vor Zorn gerötet und haben einen wilden Blick.

Barton Damm aber blickt jetzt kühl und gelassen. Aber das hat Ben Rankin von Bart nicht anders erwartet. Er nickt ihm zu und sagt: »Er hat unseren Zaun niedergebrochen. Er muss so schlau wie ein Mensch sein. Ich habe bisher noch niemals gehört oder gesehen, dass ein Pferd bewusst einen Zaun niederbricht, um Artgenossen aus der Gefangenschaft zu befreien. Das ist geradezu unwahrscheinlich. Vielleicht stimmt es also doch, was man sich von diesem Red Rebel erzählt. Vielleicht war er wirklich mal in der Hand von Menschen, wurde abgerichtet und lernte allerlei Tricks. Jedenfalls hat er uns mächtig reingelegt. Und das war wohl sein gutes Recht. Er hat uns glatt reingelegt und das Spiel gewonnen.«

Barton Damm nickt zu diesen Worten. Er wiederholt sie sogar: »Yeah, er hat uns glatt reingelegt und das Spiel gewonnen. Er hat uns erledigt.«

Kirby Monk kommt auf seinen krummen Reiterbeinen heran, hält jäh inne und sagt heiser und gepresst vor Zorn: »He, ihr sprecht darüber und nehmt das hin, als hättet ihr nur eine Pokerrunde verloren, bei der es um einen Einsatz von fünfzig Cent ging. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, was uns dieser verdammte Hengst angetan hat?«

Er verstummt bitter und schluckt hart, als müsste er einen trockenen Bissen herunterwürgen. Seine vor Zorn geröteten Augen betrachten die beiden Freunde mit einem Ausdruck von Wut und Hilflosigkeit zugleich. Er hebt eine Hand und lässt sie kraftlos fallen.

»Seit dem Frühling sind wir hier auf der Mesa. Und jetzt ist es Herbst. Sieben Monate! Und wir haben nicht auf der faulen Haut gelegen! Wir hatten hundert von den besten Pferden gefangen, die es hier gibt. Jedes Tier hätte uns gut und gern hundert Dollar eingebracht. Wir hielten uns für Glücksjungen und glaubten schon, wir hätten es geschafft. Zehntausend Dollar waren uns sicher, so glaubten wir. Und was ist jetzt? Dieser Schuft von einem Hengst hat sie uns wieder abgenommen. Doch nicht nur das! Er nahm uns noch viel mehr. Wir haben unsere Ersparnisse in dieses Geschäft gesteckt und sogar noch Kredit aufgenommen. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da und haben überdies noch Schulden. Und das vor dem Winter! Es gibt im ganzen Land keine Ranch, die jetzt vor Anbruch des Winters Cowboys einstellt. Im Gegenteil! Viele Rancher entlassen sogar einen Teil ihrer Mannschaft. Sie behalten nur die Stammleute.«

Er wendet sich nach diesen Worten ab und geht wieder eine Weile unruhig umher.

Inzwischen ist die Morgendämmerung heller geworden.

»Wir sind abgerissen«, fährt Kirby Monk fort, »ohne jeden Cent in der Tasche, haben keine Aussicht auf einen Job, und der Winter steht vor der Tür. Wir sind jetzt verdammte und verlorene Satteltramps, und all die schlauen Jungs, die für die Ranches geritten sind, Dollars gespart haben und den Winter über bei Lohn und guter Verpflegung ihren Job behalten können, werden uns auslachen. Das ganze Land fünfhundert Meilen in der Runde wird über uns lachen.«

Er kommt nun ganz dicht an die beiden Freunde heran.

»Was nun?«, fragt er. »He, was nun?«

Aber er erwartet gar keine Antwort. Er spricht sofort weiter.

»Ihr könnt es ja versuchen! Ihr könnt ja hinunterreiten und um einen Job betteln. Ich nicht! Es war eine schlechte Idee von uns, alle Chips in einen Topf zu werfen.«

»Es wird sich schon eine neue Chance finden, Kirby«, brummt Ben Rankin. Er kniet neben dem Herd und zerklopft die letzten Kaffeebohnen mit dem Revolvergriff auf einem Stein. »Ich werde meinen Posten als Deputy Sheriff gewiss wiederbekommen können. Bart aber bekommt mitten im Winter auf jeder Ranch einen Job. Und er wird auch dir einen Job verschaffen können. Bart braucht nur zu Hiob Stonewell zu reiten, ihm seine Dienste anzubieten und es zur Bedingung zu machen, dass auch du eingestellt wirst. Dann ...«

»Das ist es ja eben!«, brüllt der kleine Kirby Monk los. »Ihr werdet zu Kreuze kriechen, eure Niederlage eingestehen und um einen Job bitten. Und Bart würde sogar für mich ein gutes Wort einlegen, damit auch ich irgendwo unterkriechen und für den Winter ein warmes Plätzchen bekommen kann. Zum Teufel damit! Dazu bin ich zu stolz. Ganz verdammt zu stolz!«

Er wischt sich hastig über das Gesicht.

»Ich weiß, ihr seid meine Freunde, und wir haben zusammen eine Menge Spaß gehabt. Aber ihr wisst auch, dass ich zum ersten Mal sieben Monate hintereinander hart gearbeitet habe. Sonst habe ich nicht viel getaugt. Ich gehörte immer zu den Ruhelosen, zu den schwarzen Raben dieses Landes. Ihr wolltet mir zu einer Chance verhelfen. Doch ihr seht ja, was daraus geworden ist. Es wird Zeit, dass ich mich wieder von euch trenne. Und das geschieht jetzt!«

Er geht nach diesen Worten in die Hütte hinein.

Barton Damm und Ben Rankin blicken sich schweigend an. Barton will sich eine neue Zigarette drehen, doch da erinnert er sich daran, dass sein Tabak alle ist.

»Ich werde im Frühling wieder auf die Mesa kommen und Red Rebel fangen«, sagt er plötzlich.

Dann kommt Kirby Monk aus der Hütte. Er hat seine Siebensachen eingepackt und in eine geteerte Segeltuchplane eingeschnürt.

»Wo willst du denn hin, Kirby?«, fragt Barton Damm ihn sanft.

Kirby bleibt vor ihm stehen und blickt zu ihm auf.

»Mir wird es gut gehen«, sagt er heiser. »Ich habe einige gute Bekannte in diesem Land, bei denen ich willkommen bin und bei denen ich um nichts zu bitten brauche. Ich würde euch einladen, mit mir zu kommen. Doch ...«

»Nein, wir gehen nicht zu John Cannon und der wilden Horde«, unterbricht ihn Barton Damm bitter. »Und auch du solltest nicht dorthin gehen, Freund.«

Ben Rankin kommt vom Herd herüber und legt dem kleinen Kirby die Hand auf die Schulter.

»Bleib lieber bei uns, Kirby«, sagt er ernst. »Geh nicht zu John Cannon und seinen Viehdieben. Es könnte sein, dass du dann ganz schnell verloren bist.«

»Ich kann nicht um milde Gaben bitten«, grinst Kirby Monk wild. »Ich beginne ein neues Spiel. Schnelle Arbeit, schnelles Geld! Lebt wohl, Jungs! Mir wird es gut gehen. Und ich brauche niemanden um etwas zu bitten.«

Er schüttelt Ben Rankins große Hand von seiner Schulter ab und verschwindet um die Ecke der Hütte.

Ben Rankin will ihm nach. Doch Barton Damm sagt sanft: »Es hätte keinen Sinn, Ben. Du kannst ihm diese Idee nicht mehr aus dem Kopf nehmen. Er ist verbittert, verzweifelt und hat den Glauben an einige Dinge verloren.«

»Aber er reitet doch in sein Unglück«, ächzt Ben Rankin. »Wenn er wirklich zu John Cannon will, dann ...«

»Kirby ist einer von der Sorte, die nur von sich selbst aus zur Vernunft kommen kann. Irgendwann wird er wieder nachzudenken beginnen.«

Kirby Monk reitet auf seinem Schecken um die Ecke der Hütte.

Er grinst vom Sattel aus auf sie nieder und sagt: »Ich werde bald tausend Dollar aus der Westentasche auf den Tisch legen können. Und dieses verdammte Leben wird wieder ein paar Freuden für mich haben. Lebt wohl, Jungs!«

Barton Damm tritt langsam zu Kirbys Pferd.

»Vergiss nur eines nicht, Kirby«, sagt er ernst.

In Kirby Monks wilden Augen blitzt es schon wieder rebellisch und ärgerlich.

»Schon wieder Ratschläge, die einen verlorenen Sohn auf dem rechten Weg halten sollen?«, fragt er störrisch.

Aber Barton schüttelt den Kopf.

»Wir machen uns in dieser Beziehung keine großen Sorgen um dich, Kirby«, murmelt er sanft. »Denn wenn du wieder einen klaren Kopf hast und richtig nachzudenken beginnst, dann machst du so leicht keinen Fehler. Nein, es ist etwas anderes. Vergiss nur nicht, Kirby, dass wir Freunde sind. Kirby, wenn ich in Not bin und die Hilfe eines Freundes brauchte, dann würde ich bedenkenlos zu dir kommen. Und Ben denkt auch so. Aber das gilt im umgekehrten Falle auch für dich. Vergiss nur nicht, dass wir deine Freunde sind, auf die du rechnen kannst.«

Kirby Monk denkt über diese Worte nach, und er sitzt einen Moment mit gesenktem Kopf im Sattel.

Doch dann schüttelt er den Kopf.

»Ich ritt immer haarscharf an der Grenze«, sagt er. »Für eine Weile war ich dann auf dieser Seite des Zaunes, auf der Seite, wo ihr zu finden seid. Doch es hat nicht geklappt, nicht wahr? Jetzt will ich es mal auf der anderen Seite versuchen. Und damit ist unsere Freundschaft wohl zu Ende.«

Er hebt die Hand und macht eine lässige Bewegung, die ein letztes Grüßen ist.

✰✰✰

Zwei Tage später – es ist schon spät am Abend – erreichen Barton Damm und Ben Rankin die kleine Rinderstadt Cattleville.

Sie biegen in den Hof des Mietstalls ein, und sie haben noch drei ledige Reitpferde und ein Packtier bei sich. Als sie vor das offene Stalltor kommen und im Lichtschein anhalten, kommt der alte Jesse Lee heraus, betrachtet sie eine Weile und sagt dann trocken: »Seid ihr wieder da, ihr Indianer?«

»Wir hätten drei Reitpferde und dieses Packtier zu verkaufen«, murmelt Barton Damm.

Jesse Lee, ein ehemaliger Cowboy, der sich von den Ersparnissen eines langen Cowboylebens diesen Mietstall kaufte, schweigt eine Weile.

»Ihr habt also kein Glück gehabt dort oben auf der Horse Mesa«, murmelt er schließlich. Aber es ist keine Frage, sondern nur eine nüchterne Feststellung. Er fragt auch nicht nach Kirby Monk.

Er betrachtet die Pferde.

»Nun gut, murmelt er. »Ich nehme sie in Kommission, gebe euch einen Vorschuss von fünfzig Dollar und rechne ab, sobald ich sie verkauft habe. Bringt sie herein. Ich muss sie herausfüttern.«

Die beiden Männer sitzen ab.

»Der Erlös geht in drei Teile«, sagt Barton. »Kirby Monks Anteil verwahrst du und zahlst ihn aus, sobald Kirby hier mal auftauchen sollte.«

Jesse Lee nickt schweigend. Dann hilft er den beiden Männern, die Pferde in den Stall zu bringen und zu versorgen.

Als sie fertig sind, folgen sie ihm in das Büro, in dem Jesse auch seinen Schlafverschlag hat. Er zahlt ihnen den Vorschuss aus, den sie teilen und einstecken.

Dann fragt er doch. »Was ist los?«

»Wir hatten hundert herrliche Pferde«, sagt Ben Rankin. »Und wir hatten sie in einem festen Corral schon halb zugeritten. Doch dann kam Red Rebel. Er riss den Zaun ein, brach ihn einfach um und führte das gefangene Rudel in die Freiheit zurück. Wir aber mussten aufgeben. Dort oben ist es schon sehr kalt. Unsere Vorräte waren alle. Red Rebel hat genau den richtigen Moment abgepasst. Wir mussten für dieses Jahr aufgeben.«

Jesse Lees alte Falkenaugen funkeln.

»Red Rebel«, murmelt er. »Er ist ziemlich tüchtig, nicht wahr?«

Die beiden Wildpferdjäger nicken stumm.

»Ich habe genug von ihm«, brummt Ben Rankin und nimmt sein Bündel über die Schulter.

»Im nächsten Jahr fange ich ihn«, sagt Barton Damm ruhig.

Dann gehen sie hinaus, und ihr erster Weg führt sie ins Restaurant.

Da es schon sehr spät ist, sind sie die einzigen Gäste. Dafür sind ihre Portionen besonders reichlich.

Als sie fertig sind und sich von der bedienenden Mexikanerin zwei Zigarren geben lassen und gezahlt haben, kommt Sheriff Tex Fox herein.

Er setzt sich zu ihnen an den Tisch und sagt: »Jesse hat es mir erzählt. Ben, du brauchst nicht zu mir zu kommen. Ich komme selbst und biete dir den alten Posten wieder an. Ich rechne auf dich, Ben!«

Ben Rankin grinst. »Ich bin froh, wieder meinen alten Job zu bekommen. Ich hatte richtig Angst, dass du dir inzwischen einen besseren Mann zum Deputy genommen haben könntest.«

»Ich hatte Selby Lowell«, erwidert der alte Sheriff. »Er begleitete vor fünf Wochen einen Geldtransport der Bank. Banditen hielten die Post an und schossen ihn vom Bock. Sie entkamen unerkannt.«

Tex Fox betrachtet die beiden jüngeren Männer ernst. Er ist ein eisgrauer Mann, verwittert, lederhäutig, nur mittelgroß und hager. Er erinnert sehr an einen alten, erfahrenen und schon sehr zerzausten Falken. Und er ist einer von den alten Texanern, die damals nach Arizona kamen.

»Wo ist Kirby Monk?«, fragt er dann ruhig.

»Er reitet wieder ohne Ziel«, sagt Barton Damm genauso ruhig.

Tex Fox denkt eine Weile nach. Und dann stellt er die wichtigste Frage: »Wart ihr allein auf der Horse Mesa, Jungs? Habt ihr was gesehen, was für mich wichtig sein könnte?«

Barton Damm deutet auf Ben Rankin.

»Er ist wieder dein Deputy, Tex, nicht wahr? Und er weiß genauso viel wie ich.«

Nach diesen Worten erhebt er sich.

»Viel Glück, Ben«, sagt er und nickt Tex Fox zu.

»Bart«, sagt dieser langsam, »ihr wart sieben Monate fort, und einige Dinge haben sich verändert. Triff keine vorschnelle Entscheidung, Bart. Warte, bis du alles richtig herausgefunden hast.«

»Das habe ich immer so gehalten«, murmelt dieser gedehnt. Er blickt noch einmal auf Ben Rankin, der wieder Deputy Sheriff ist, und dann auf den alten Falken aus Texas.

Dann wendet er sich ruhig ab und geht hinaus.

Die beiden Männer warten, bis die Tür hinter ihm zugefallen ist.

Tex Fox blickt seinen neuen »alten« Deputy jetzt fordernd an.

Und Ben Rankin sagt langsam: »Yeah, wir waren nicht ganz allein auf der Horse Mesa. Wir stießen oft auf Spuren und sahen Reiter. Yeah, ich weiß einigermaßen genau, wo sich John Cannons Camp befinden könnte. Und ich habe auch einige Passagen entdeckt, die über die Mesa ins Canyon-Land führen. Es sind verborgene Pfade, auf denen Rinder in hellen Nächten zu irgendwelchen Zielen getrieben werden. Tex, hast du mich wieder zu deinem Deputy gemacht, weil du dir ausrechnen konntest, dass ich dort oben auf der Mesa auf einige Geheimnisse gestoßen bin?«

»Und wenn es so wäre, Junge?«, fragt der Sheriff.

Ben Rankin senkt den Kopf und blickt auf seine großen und kraftvollen Hände.

»Bart und Kirby sind meine Freunde«, sagt er schließlich. »Bart Damm will im Frühjahr wieder auf die Mesa. Er will Red Rebel fangen. Er kann aber nur auf der Mesa bleiben, wenn John Cannon ihm trauen kann. Er hat uns bisher getraut. Wir lebten dort unbehelligt. Es war eine Art Waffenstillstand. Aber wenn ...«

»Es haben sich einige Dinge verändert«, sagt Tex Fox wieder. »Und ich werde von dir nicht verlangen, Ben, dass du deinen Freunden schadest. Du wirst das selbst entscheiden können. Aber denk darüber mal nach, dass Selby Lowell getötet worden ist. Es könnte sein, dass die Straßenräuber zu John Cannons Rudel gehören, das dort irgendwo in den Bergen in einem verborgenen Camp lebt. Auch auf der Weide hat es einige blutige Kämpfe mit Viehdieben gegeben. Ben, deine Freunde werden für deine Entscheidungen bald nicht mehr wichtig sein.«

✰✰✰

Indes betritt Barton Damm den Cattleking Saloon. Groß und dunkel verhält er einige Sekunden an der Tür und blickt sich um.

Einige Reiter aus den Sage Hills sind da, einige Frachtfahrer und dann eine Gruppe am Schanktisch, die von der Bow Ranch hereingekommen ist.

Einige Männer von den Sage Hills und vom Mulberry Creek nicken Barton zu.

Die Bow-Mannschaft aber starrt ihn kalt und herausfordernd an. Einer der Barkeeper bringt ein Glas und eine Flasche, stellt beides vor Barton hin und sagt unpersönlich: »Wieder zurück?«

Und da klingt eine andere Stimme aus der Ecke hinter der Treppe. Es ist eine sehr lässige und dennoch kühle und präzise Stimme. Sie ist eine seltsame Zusammensetzung aus Lässigkeit, Kälte und Härte.

Diese Stimme sagt: »Hallo, Wildpferdjäger! Glück gehabt?«

Barton Damm trinkt erst sein Glas leer. Dann wendet er sich halb um.

Sidney Chesterlee, der Vormann der Bow Ranch, kam inzwischen aus der Ecke hinter der Treppe hervor, ein großer, hagerer, dunkler und kühngesichtiger Mann, mit sehr hellen Augen, die wie Eis wirken.

Er trägt zwei Revolver, einen tief an der rechten Seite und einen zweiten in einem Schulterholster unter der Lederjacke.

»Kein Glück gehabt«, erwidert Barton ruhig und blickt Sid Chesterlee gerade an. Das kann er leicht tun, denn sie stehen nun dicht beisammen. Jeder könnte den anderen mit der Hand berühren. Sie sind von gleicher Größe, gleicher Hagerkeit und gleicher Härte. Sie sind beide dunkel.

Und wie sie sich so anblicken, spüren sie wieder deutlich die alte Feindschaft, für die es eigentlich keinen erkennbaren Grund gibt. Aber sie ist vorhanden. Sie war schon von der ersten Minute an vorhanden, als sie sich vor einigen Jahren zum ersten Mal begegneten.

Sidney Chesterlee lächelt blitzend. Es ist ein kurzes Aufblitzen seiner weißen Zahnreihen.

»Kein Glück in diesem Land, Barton«, sagt er. »Nirgendwo! Vielleicht solltest du tausend Meilen weit reiten und an einem anderen Ort dein Glück versuchen.«

»Danke für den Rat, Sidney«, erwidert Barton Damm sanft. »Aber das Leben ist manchmal wie ein Glücksrad. Irgendwann kommt jede Nummer einmal raus.«

Sidney Chesterlee nickt. Er hebt die Hand und tippt mit dem Zeigefinger sanft gegen Bartons Schulter.

»Wenn du jetzt etwas Neues anfängst, Mister, dann überleg dir alles gut und triff keine voreiligen Entscheidungen«, sagt er. Und nach einem Atemzug fügt er noch sanfter und lässiger hinzu: »Denn es könnte sein, dass dann dein Pech noch größer wird und du dir die Ohren brichst.«

Nach diesen Worten starrt er noch einige Sekunden kalt und hart in Bartons rauchgraue Augen, die seinen Blick fest und kühl erwidern, und wendet sich dann scharf ab.

»Wir reiten, Jungs!« Dieser Befehl gilt den Männern der Bow Ranch.

Sie folgen ihm sofort und sporenklingelnd. Damit löst sich eine geheimnisvolle, unerklärliche und dennoch deutlich vorhandene Spannung.

Alle anderen Männer im Raum sprechen wieder miteinander, bewegen sich, trinken, spielen, scherzen und geben sich wieder zwanglos und natürlich.

Barton Damm aber steht einsam am Schanktisch, blickt ins leere Glas und fragt sich, wovor Sidney Chesterlee ihn gewarnt hat. Ja, es war eine Warnung. Und hinter dieser Warnung stand eine Drohung. Das war für Barton Damm deutlich zu spüren, und wahrscheinlich nur für ihn.