G. F. Unger Western-Bestseller 2513 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2513 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Meine Reiter und ich waren dabei, einen prächtigen, wild gefleckten Pinto einzureiten, als wir bei unserer Knochenarbeit unterbrochen wurden.
Ein Reiter näherte sich der Ranch.
Es war Barney Hope, der im Saloon der Stadt bediente, aber auch Arbeiten verrichtete, die sonst keiner tun wollte.
Barney ritt auf mich zu, sah mich an und sagte aufgeregt: »Mister Hancock, Sie möchten auf dem schnellsten Weg nach Rosalia kommen. Ich soll Sie in Namen der ganzen Stadt darum bitten. Es ist sehr dringend ...«
»Was ist geschehen?«, fragte ich ruhig.
Doch mir war längst klar, dass es etwas sein musste, was nur von einem Mann meiner Sorte wieder in Ordnung gebracht werden konnte ...


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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Offene Stadt

Vorschau

Impressum

Offene Stadt

Meine Reiter und ich waren dabei, einen prächtigen, wild gefleckten Pinto einzureiten, als wir bei unserer Knochenarbeit unterbrochen wurden.

Ein Reiter näherte sich der Ranch.

Es war Barney Hope, der im Saloon der Stadt bediente, aber auch Arbeiten verrichtete, die sonst keiner tun wollte.

Barney ritt auf mich zu, sah mich an und sagte aufgeregt: »Mister Hancock, Sie möchten auf dem schnellsten Weg nach Rosalia kommen. Ich soll Sie in Namen der ganzen Stadt darum bitten. Es ist sehr dringend ...«

»Was ist geschehen?«, fragte ich ruhig.

Doch mir war längst klar, dass es etwas sein musste, was nur von einem Mann meiner Sorte wieder in Ordnung gebracht werden konnte ...

Denn warum sonst hatten sie diesen Barney Hope zu mir geschickt?

Barney Hope rutschte im Sattel herum und sprach dann: »Es waren nur drei, aber sie beherrschten länger als eine Stunde unsere kleine Stadt. Sie warteten auf die Postkutsche mit der Geldkiste. Und dann erschossen sie vier Männer. Das Geld hatte unsere kleine Bankfiliale von der Hauptbank angefordert, um Kredite auszahlen zu können. Denn die Jahressteuern sind fällig. Ohne Kredite kann niemand Steuern zahlen. Und so wird es bald Versteigerungen geben. Die Steuereintreiber sind da gnadenlos. Alle hier in diesem Distrikt stecken in der Klemme.«

Als er geendet hatte, da wusste ich auch schon Bescheid.

Ja, wir alle steckten nun in der Klemme.

Es gab nach dem für den Süden verlorenen Krieg kaum noch Bargeld bei uns in Texas. Das einstige Geld der Konföderation war ungültig geworden. Und Yankeedollars waren so selten wie Rosen am Nordpol. Texas war arm wie eine Kirchenmaus. Für unsere Rinder gab es noch keine Absatzmärkte, und wir lebten nun einmal von der Rinderzucht. Hier gab es keine Baumwolle, keinen Mais oder anderes Zeug, welches man auf den Markt bringen konnte. Hier gab es nur Rinder.

Wir auf meiner kleinen Ranch fingen deshalb auch Wildpferde, ritten diese zu und verkauften sie an die Postlinie, mit der ich einen Vertrag hatte. Aber das brachte nur ein paar Dollars.

Ich wusste, der Steuereintreiber der Yankees würde auch zu mir kommen. Denn wir Südstaatler hatten den Krieg verloren und zuvor möglichst viele Yankees zu töten versucht.

Es herrschte immer noch Feindschaft.

Ich fragte: »Wie viel Geld war es?«

»Dreißigtausend Dollar«, erwiderte Barney Hope.

Oha, das war ein Riesenberg Geld zu dieser Zeit.

Man konnte für zwei Dollar ein Rind und für zehn Dollar ein gutes Pferd kaufen. Die Leute hier lebten nur von Tauschgeschäften. Die Reiter der Ranches bekamen schon lange keinen Lohn mehr, nur Unterkunft und Essen.

Denn Rindfleisch und Bohnen gab es reichlich.

Dreißigtausend Dollar, damit wäre der ganze Distrikt gerettet gewesen. Und dafür würden die reichen Yankees ihn mithilfe der Steuereintreiber bei Versteigerungen aufkaufen können. Aber in einigen Jahren würde alles mehr als drei Millionen wert sein.

Ich nickte Barney zu: »Ja, ich reite sofort los. Lass du dir von meinen Männern erst mal eine Stärkung geben, bevor du zurückreitest.«

✰✰✰

Es war schon fast Abend, als ich nach Rosalia kam.

Vor dem Saloon erwartete mich eine Männergruppe. Es waren die wichtigsten Männer der Stadt, nämlich der Filialleiter der Bank, der Saloonwirt, der Schmied, der Storehalter, der Agent der Postlinie und die drei größten Rancher des Distrikts.

Ich saß ab, band mein Pferd an, und dann gingen wir hinein.

Andrew Webster – er war der größte Rancher des Landes – übernahm das Reden. Und er machte es kurz. Denn er sprach: »Barry Hancock, Sie müssen uns das Geld zurückholen. Und Sie haben keine vier Wochen Zeit. Sonst kommt es in unserem Distrikt zum großen Knall. Denn der Steuereintreiber kommt mit Soldaten der Besatzungstruppe. Und wenn die nicht reichen, fordert er mehr an. Wir können nicht noch mal einen Krieg beginnen. Sie müssen uns das Geld zurückholen.«

»Warum ich?« So fragte ich ziemlich böse.

Da grinsten sie alle mehr oder weniger grimmig.

Der Schmied sprach dann trocken: »Weil Sie mal einer von denen waren, Barry Hancock. Und weil wir Ihnen geglaubt haben, dass Sie nun zu uns gehören wollen. Und nun stehen Sie mit all Ihren Erfahrungen auf unserer Seite. Sie waren ein Revolverheld, ein Vieh- und Pferdedieb vor dem Krieg. Dann wurden Sie ein Kriegsheld. Und nach dem Krieg nahmen wir Sie in unsere Gemeinschaft auf. Ja, Sie sind uns was schuldig, denken wir. Wen sonst könnten wir hinter diesen drei Mistkerlen herschicken, he, wen sonst?«

Er verstummte bitter.

Und die anderen starrten mich an und nickten heftig.

Ich wollte wieder wütend werden. Doch wie ich sie so ansah, da konnte ich sie verstehen, denn für sie war ich damals so etwas wie ein böser Wolf gewesen, dem sie geglaubt hatten, dass er ein braver Hund geworden wäre. Und nun sahen sie mit mir eine Chance.

War ich ihnen wirklich etwas schuldig? Als ich mich das fragte, da fiel mir wieder ein, dass ich ja einen Kredit von etwa dreihundert Dollar benötigen würde. Das war eine Menge Geld.

Und so nickte ich.

Aber dann fragte ich grimmig: »Und was ist, wenn ich mit den dreißigtausend Dollar gar nicht mehr zurück will?«

Sie starrten mich unsicher an.

Dann sprach der Rancher Bill Spade, der gewiss einen Kredit von dreitausend Dollar benötigen würde, ruhig: »Sie kommen zurück, Barry Hancock. Und wenn Sie von hier aus losreiten wollen, dann rüsten wir Sie aus, und ich reite bei Ihnen auf der Pferderanch vorbei und sage Ihren beiden Reitern Bescheid.«

Ich nickte nur stumm. Und wenig später war ich einigermaßen ausgerüstet auf dem Weg.

Inzwischen war es Nacht geworden. Eine Fährte wäre also nicht zu verfolgen gewesen. Aber das war auch nicht nötig. Ich musste keiner Fährte folgen, denn die ganze Sache war völlig klar für mich.

Ich musste über den Pecos nach Süden.

Denn jenseits des Pecos war das Land der Gesetzlosen. Der Pecos war immer noch die traditionelle Grenze der Ordnung und des Gesetzes. Westlich des Pecos war das Land der Gesetzlosen. Und selbst die berühmten Texas Rangers wagten sich da nicht hin.

Also würden die drei Banditen, die vier Männer getötet hatten – es waren die Begleiter des Geldtransportes –, erst einmal über den Pecos reiten, um eventuelle Verfolger abzuschütteln.

Ich hatte eine Beschreibung der Kerle.

Und ich würde sie auch an den nagelneuen Yankeedollars erkennen, die sie gewiss bald mit vollen Händen ausgaben – zum Beispiel in den Hurenhäusern, den Spielsaloons und Tingeltangels jeder Sorte. Denn dies alles gab es nämlich jenseits des Pecos im Land der Gesetzlosen reichlich.

Und so ritt ich also durch die Nacht nach Westen.

Denn dort, da war der Pecos.

Gewiss würde ich jenseits des Flusses auf einige alte Freunde treffen, mit denen ich einst geritten war.

Und die Leute von Rosalia hatten das einkalkuliert.

Vielleicht war ich wirklich der einzige Mann, der das Geld zurückbringen konnte – wenn ich es wollte.

Aber sie vertrauten mir.

Was blieb ihnen anderes übrig?

Würde ich es tatsächlich zurückbringen?

Als ich mich das fragte, konnte ich mir keine ehrliche Antwort geben. Denn ich war früher wirklich ein ziemlich schlimmer Bursche gewesen.

Doch dann war ich aus irgendeinem Grund in den Krieg geritten und hatte mich verändert. Sogar Lieutenant war ich geworden und hatte Verantwortung übernehmen müssen.

Und jetzt?

Ja, was würde sein?

Alles war offen.

Denn mit dreißigtausend Dollar – oho, ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was man mit dreißigtausend Dollar alles anfangen konnte. Die waren in dieser Zeit so groß wie dreißigtausend Wagenräder.

Ich ritt die ganze Nacht, und als es Tag wurde, da hatte ich gut vierzig Meilen auf meinem zähen Criollo hinter mir, diesem blaugrauen Mustang, der so unscheinbar aussah und dennoch alle anderen Pferde auf lange Distanz totlaufen konnte, ja, bis sie zusammenbrachen und ihren Pferdegeist aufgaben.

Und auch für mich waren vierzig Meilen im Sattel nichts Besonderes.

Weit vor mir – schon jenseits des Pecos –, da sah ich die Kette der Sacramento Mountains, die ja zu den Rockies gehörten.

Es war noch früher Morgen – und ich folgte einem kaum erkennbaren Pfad –, als ich jene Witterung in die Nase bekam, die ich noch vom Krieg her kannte. So roch es meilenweit in die Runde, wenn Häuser und Hütten niedergebrannt worden waren und es in den Trümmern und Resten noch qualmte.

Und als ich über einen kleinen Hügelsattel ritt, da sah ich es auch. Ja, da war ein kleines Anwesen niedergebrannt.

Und auf dem Rand eines Brunnens hockte eine Frau. Ich erkannte es an den langen Haaren, die der Frau über die Schultern hingen, zottelig und schmutzig, vielleicht sogar angesengt.

Auch die Kleidung sah so aus, als wäre sie durch Flammen und Rauch geflüchtet.

Sie blickte mir bewegungslos entgegen, strich sich nur mit einer müden Bewegung ein wenig das Haar aus dem Gesicht.

Und dann sah ich auch den toten Mann. Er lag bei den Corrals. In einem Corral standen drei erschöpfte Pferde. Jetzt aus der Nähe konnte ich erkennen, dass die Tiere hart geritten worden waren. Eines hatte sogar blutige Weichen, so sehr war es mit Sporenrädchen bearbeitet worden.

Ich ritt im Schritt näher.

Die Frau war noch jung. Sie sah schweigend zu mir hoch, saß immer noch auf dem Brunnenrand.

»Ma'am, was ist geschehen?« So fragte ich und deutete dann zu dem bewegungslosen Körper hinüber, der da beim Corral lag. »Ist er tot?«

Sie nickte stumm. Dann aber fragte sie: »Reiten Sie auf der Fährte dieser drei Hurensöhne? Sind Sie ein Gesetzesmann?«

In mir war nun ein grimmiges Frohlocken, denn sie sprach soeben von drei Hurensöhnen, und so hatte ich also die Fährte gefunden, obwohl ich auf gut Glück in Richtung Pecos geritten war.

Ich schüttelte den Kopf.

Und dann fragte ich nochmals: »Ma'am, was ist geschehen?«

Sie hatte leuchtend blaue Augen. Und wahrscheinlich war sie mehr als nur hübsch. Doch ihr Gesicht war rauchgeschwärzt. Sie musste dem Feuer mit knapper Not entronnen und dann durch heiße Asche gekrochen sein.

»Wir sahen sie kommen«, sprach sie dann heiser. »Caesar wollte nicht, dass sie mich zu sehen bekamen, denn er kannte sie. Und so ließ er mich in unseren Kühlkeller steigen und verbarg die Luke unter dem schönen Navajo-Teppich, stellte gewiss auch noch den Schaukelstuhl darauf.«

Sie verstummte heiser und sprach dann weiter: »Aber ich konnte unten im Kellerloch jedes Wort hören. Caesar kannte sie wirklich. Sie wollten von Caesar unsere Pferde. Es waren gute Pferde, erstklassige Zuchtstuten, die von einem berühmten Hengst gedeckt worden waren. Sie sollten die Urmütter einer Pferdezucht werden. Caesar hatte all sein Geld dafür hingelegt. Und natürlich wollte er sie nicht gegen die erschöpften Tiere der drei Hurensöhne eintauschen. Ja, er kämpfte mit ihnen um unsere Stuten. Aber er war ohne Chance. Sie waren zu dritt gegen ihn. Jeder von ihnen war schneller mit dem Colt. Und obwohl sie ihn kannten, weil sie früher einmal zusammen ritten, töteten sie ihn ohne Gnade.«

Die Frau verstummte erschöpft. Erst nach einer Weile fuhr sie fort: »Dann kamen sie in unsere Hütte. Sie machten sich was zu essen, saßen an unserem Tisch und unterhielten sich über ihren Coup und die große Beute. Ich konnte jedes Wort hören. Dreißigtausend Dollar hatten sie erbeutet. Und vier Männer töteten sie dabei. Ich hatte eine große Furcht, dass sie nach einem Kühlkeller suchen würden. Aber sie taten es nicht. Sie hielten sich länger als zwei Stunden hier auf und sagten, dass sie auf den frischen Pferden nun jedem Aufgebot entkommen würden. Dann ritten sie los. Und über mir brannte unsere Hütte. Ich wäre im Keller fast erstickt und auch vor Hitze fast umgekommen. Vor wenigen Minuten erst bin ich herausgekrochen. Und wer sind Sie, Mister?«

Ihre Frage zuletzt kam misstrauisch und scharf.

»Mein Name ist Barry Hancock«, erwiderte ich. »Und ich bin hinter den drei Kerlen her, um ihnen die Beute wieder abzunehmen. Wahrscheinlich werde ich sie töten müssen, aber das ist Ihnen sicherlich recht, Ma'am – oder?«

Sie nickte und erwiderte: »Ich bin Heather Forbes, und Caesar war mein Mann, obwohl wir nicht verheiratet waren. Caesar hieß mit Nachnamen Kelly. Er wollte die Pferde nicht hergeben. All seine großen Pläne basierten auf den vier Zuchtstuten. Wollen Sie mir helfen, ihn zu beerdigen?«

Ich nickte, denn wer hätte ihr nicht helfen wollen?

Und so machten wir uns wenig später an die Arbeit.

Danach brachte sich Heather Forbes auch selbst wieder in Ordnung, so gut es ging. Ich lieh ihr meine Seife, auch das Handtuch.

Und dann gab ich ihr mein Reservehemd aus meiner Ausrüstung. Sie konnte es fast wie ein kurzes Kleid tragen, denn ich war sehr groß. Sie aber reichte mir nur bis an die Schulter.

Aber ich sah nun und erkannte es auch an ihren Bewegungen, dass sie eine rassige Schönheit war, eine Frau mit leuchtend blauen Augen und rotgoldenen Haaren. Ja, sie gefiel mir. Dieser Caesar Kelly war für eine Weile mit ihr ein Glückspilz gewesen. Doch jetzt war er tot.

Was würde sie nun wohl tun? War sie völlig mittellos? Hatte ich sie nun gewissermaßen am Hals, weil ich sie ja nicht ohne meine Hilfe lassen konnte?

Ich war die ganze Nacht bis zum frühen Vormittag geritten. Auch mein graublauer Mustang brauchte eine längere Rast.

Und so sagte ich zu Heather: »Ich muss zwei oder drei Stunden schlafen. Doch auch die zurückgelassenen Tiere der Banditen brauchen noch etwas Ruhe. Sie sollten sich besonders um das Tier kümmern, das Sie reiten wollen. Und dann könnten Sie für uns ein Mittagessen kochen. Sie finden Proviant und alles andere sonst in meiner Sattelrolle. Ich bin ausgerüstet für eine lange Fährte und viele Nächte unter freiem Himmel. Ich lege mich dort drüben in den kleinen Schuppen. Dort ist gewiss Heu und anderes Zeug – oder?«

»Auch mein Sattel«, erwiderte sie. Doch dann stellte sie die Frage: »Nehmen Sie mich mit nach Tonson's Town? Oder muss ich Ihr Pferd stehlen, wenn Sie schlafen? Ich muss nach Tonson's Town. Dorthin wollten auch die drei Mörder von Caesar.«

»Tonson's Town?«

So fragte ich staunend. Denn ich hatte bisher noch niemals von einer Stadt mit einem solchen Namen im Land westlich des Pecos gehört.

Sie lächelte ernst. Nein, es war kein freundliches, eher ein nachsichtiges oder bitteres Lächeln. Dann sprach sie: »Es ist ein neuer Name für eine alte Mission der Spanier, um die eine kleine Stadt entstand. Sie hieß früher San Andrea. Doch Al Tonson gab ihr den jetzigen Namen und machte sie gewissermaßen zur Hauptstadt des Landes zwischen Pecos und Rio Grande. Sie ist offen für alle, die eine Zuflucht suchen und Frieden halten. Aber Eintritt müssen sie zahlen, ja, Eintritt wie in einem Zirkus. Und so leben dort die Guten mit den Bösen einträchtig, die Gejagten und Geächteten, die Sündigen und die Reinen. Sie alle müssen Al Tonsons Gesetz beachten, das lautet: Frieden sei unter den Menschen. Und wer den Frieden bricht, den töte ich. Tonson's Town ist Al Tonsons Stadt. Er beschützt dort die Bösen und die Guten. Caesar Kelly hat mich dort freigekauft, denn ich arbeitete in Tonson's Saloon und muss wohl nun dorthin zurück. Tausend Dollar zahlte Caesar für mich als Ablöse an Tonson. Mein Freund, wenn Sie die drei Banditen in Tonson's Town finden sollten, dann stehen diese dort unter Al Tonsons Schutz. Wenn Sie den Kerlen an den Kragen wollen, dann nicht in Tonson's Town. Dort sind sie alle gleich. Verstehen Sie, Barry Hancock?«

Sie fragte es ernst und besorgt.

Und ich begann zu begreifen.

Da hatte ein Mann sozusagen einen Ort zum neutralen Platz erklärt, wo unter den Guten und Bösen Frieden herrschen musste und alle unter seinem Schutze standen.

»Sie wollen zu Tonson zurück?« So fragte ich.

Wieder lächelte sie ernst und nachsichtig. »Nicht zu ihm – nur in seine Stadt. Er wird immer noch respektieren und anerkennen, dass Caesar mich freikaufte und er auf mich keine Rechte mehr hat. Al Tonson ist fair.«

Ich schüttelte ungläubig den Kopf.

Heiliger Rauch, in was würde ich da hineingeraten? Denn eines war mir klar: Die drei Mörder und Banditen würden in Tonson's Town unter einem besonderen Schutz stehen.

Ich fragte Heather: »Konnten Sie hören, mit welchem Namen sich die Kerle anredeten? Sie hörten doch in Ihrem Versteck jedes Wort – oder?«

Sie nickte. Dann sprach sie langsam die Namen: »Concho – Latimer – Vance – ja, so redeten sie sich gegenseitig an. Doch ich weiß auch, wie sie aussehen. Ich sah sie ja durch das Fenster kommen, bevor Caesar mich im Kühlkeller versteckte, weil er sie als besonders bösartig kannte. Er sagte, dass sie mich unter sich teilen würden. Die wären nun mal so. Während des Krieges gehörten sie zu einer Guerillabande. Sie seien verrückt, sagte er. Und hier auf unserer kleinen Ranch wären wir nicht in Tonson's Town.«

Ich sah Heather an. »Und Sie könnten mir die Kerle zeigen?«

Sie nickte stumm. Doch dann sprach sie: »Aber so schlecht sie auch sein mögen, in Tonson's Town stehen sie unter Al Tonsons Schutz. Und Al Tonson ist ein Unbesiegbarer.«

Ich nickte nur. »Nach dem Mittagessen reiten wir nach Tonson's Town«, sprach ich. »Dann zeigen Sie mir die Mörder von Caesar Kelly.«

Sie nickte stumm.

Und ich ging hinüber zum Schuppen, um mich ein wenig aufs Ohr zu legen.

✰✰✰

Es war später Nachmittag, als wir losritten. Sie saß prächtig im Sattel, konnte reiten wie ein Cowgirl.

Wir hatten auch die beiden anderen Pferde mitgenommen. Die wollte Heather dann verkaufen, um wenigstens für den Anfang ein paar Dollar für neue Kleidung zu haben.

Ich selbst hätte ihr nicht viel geben können. Die Leute aus Rosalia, denen ich das geraubte Geld zurückbringen sollte, hatten mir nur ein paar Dollars mitgeben können für notwendige Ausgaben unterwegs.

Wir ritten den Rest des Tages bis in die späte Nacht hinein. Dann bezogen wir ein Camp.

Am Feuer saßen wir uns gegenüber und sahen uns im Flammenschein an, schlürften von den Becherrändern vorsichtig den heißen Kaffee.

Und dann musste ich sie fragen: »Dieser Caesar – haben Sie in geliebt, Heather?«

»Er war gut zu mir«, erwiderte sie nach einer Weile. »Ich bin traurig. Ja, ich vermisse ihn, und ich werde diese Nacht um ihn weinen. Er war gut zu mir. Ich konnte mich auf ihn verlassen. Und wie viele Frauen können das schon bei ihren Männern?«

Als sie die letzten Worte sprach, da hörte ich einen Klang in ihrer Stimme, der mir eine Menge sagte. Und so wusste ich, dass sie raue Wege gewandert war.

Wir redeten nicht mehr viel, legten uns zur Ruhe.

Gegen Ende des nächsten Tages würden wir den Pecos erreichen. Vom Pecos waren es dann noch mal fast zwei Tagesritte bis nach Tonson's Town. Heather kannte ja den Weg.

Ich schlief so leicht wie immer und erwachte stets bei irgendwelchen Geräuschen. Und so hörte ich auch Heather weinen. Aber ich konnte ihr nicht helfen. Und wahrscheinlich half ihr das Weinen.

Als wir am nächsten Morgen das Frühstück aßen – es gab Pfannkuchen mit Speck, in der Pfanne gebraten –, da sah ich ihr nichts mehr an.