G. F. Unger Western-Bestseller 2520 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2520 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Es ist ein trüber Regentag, als Waco Tunney aus dem Fort reitet. Er sitzt auf einem schlechten Pferd der Nordstaaten-Armee, und das Lederzeug des alten Militärsattels wird sicherlich bald brechen.
Hinter Waco Tunney liegt der Bürgerkrieg mit all seinen bitteren Erinnerungen, liegen die langen Wochen einer freudlosen Gefangenschaft, die einen stolzen Mann wie Waco Tunney Tag für Tag und Nacht für Nacht bedrückten.
Denn Waco Tunney hat für die Sache des Südens gekämpft. Und der Süden hat bei Appomattox die letzte Schlacht verloren. Auch Captain Waco Tunney ging damals den bitteren Weg in die Gefangenschaft.
Jetzt aber hat er seine Freiheit wieder.
So reitet er in in den trüben Regentag hinaus - ein Mann, der allein ist, ein Mann ohne Familie, ohne Angehörige, ohne Heim, ohne Ziel - und vielleicht auch ohne Hoffnung.
Seine Freunde sind tot.
Dort, wo sein Heim stand, sind rauchgeschwärzte Ruinen. Es gibt nichts, was ihm ein festes Ziel geben könnte ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Die Rustler-Ranch

Vorschau

Impressum

Die Rustler-Ranch

Es ist ein trüber Regentag, als Waco Tunney aus dem Fort reitet. Er sitzt auf einem schlechten Pferd der Nordstaaten-Armee, und das Lederzeug des alten Militärsattels wird sicherlich bald brechen.

Hinter Waco Tunney liegt der Bürgerkrieg mit all seinen bitteren Erinnerungen, liegen die langen Wochen einer freudlosen Gefangenschaft, die einen stolzen Mann wie Waco Tunney Tag für Tag und Nacht für Nacht bedrückten.

Denn Waco Tunney hat für die Sache des Südens gekämpft. Und der Süden hat bei Appomattox die letzte Schlacht verloren. Auch Captain Waco Tunney ging damals den bitteren Weg in die Gefangenschaft.

Jetzt aber hat er seine Freiheit wieder.

So reitet er in in den trüben Regentag hinaus – ein Mann, der allein ist, ein Mann ohne Familie, ohne Angehörige, ohne Heim, ohne Ziel – und vielleicht auch ohne Hoffnung.

Seine Freunde sind tot.

Dort, wo sein Heim stand, sind rauchgeschwärzte Ruinen. Es gibt nichts, was ihm ein festes Ziel geben könnte ...

Aber als Waco Tunney sich der Kreuzung nähert, die durch die Straße vom Fort zum Ort und die am Ort vorbeiführende Poststraße gebildet wird – ja, als er sich dieser Kreuzung nähert, da sieht er etwas, was ihn jäh im Sattel zusammenzucken lässt.

Er zügelt sein Pferd, beugt sich vor, öffnet die Augen und starrt auf den Reiter, der mit einem ledigen Sattelpferd an der Kreuzung wartet.

Er atmet tief ein, seufzt und sagt heiser: »Black King, dich sehe ich also wieder.«

Der Reiter ist ein junger Lieutenant der Nordarmee, und er winkt mit der Hand und ruft: »Nun kommen Sie schon, Captain Tunney!«

Waco reitet dicht heran, aber er hat kein Auge für den jungen Offizier. Er gleitet mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel.

»Black King!«, stößt er heiser hervor.

Und der Lieutenant kann den herrlichen Rapphengst nicht mehr halten. Das große Tier wiehert, zerrt an der Leine wie ein Hund und trommelt mit den Vorderhufen auf den Boden.

Aber als Waco Tunney dicht genug heran ist, bleibt das Tier ganz ruhig stehen, schiebt den Kopf vor und schnaubt dem großen Mann warm ins Gesicht. Waco tritt noch näher heran. Der Rappe stößt einen Laut aus, der fast wie das glückliche Seufzen eines Menschen klingt, und er senkt den pechschwarzen Kopf und schiebt sein Maul unter die Achselhöhle des Mannes. Wacos Finger krallen sich in die rabenschwarze Mähne des herrlichen Tieres.

Mit leiser Stimme flüstert er in das Ohr des Rapphengstes: »Du lebst also noch, Black King – oh, das ist gut! Du alter prächtiger Freund! Du hast mir sehr gefehlt. Oha, King ...«

Die etwas ungeduldige Stimme des jungen Lieutenants ertönt drängend: »Captain, ich muss in fünf Minuten meinen Dienst im Fort antreten. Ich soll Ihnen im Auftrag von Colonel John Lorimer diesen Hengst übergeben. Der Colonel lässt Sie von Herzen grüßen. Ich soll Ihnen diesen Brief übergeben!«

Der Lieutenant reicht einen Umschlag herunter. Dann salutiert er und sagt herzlich: »Viel Glück auf allen Wegen, Captain! Und entschuldigen Sie mich jetzt. Ich muss in zwei Minuten die Ablösung der Fortwache kommandieren.«

Waco bleibt mit den beiden Pferden und dem Brief allein im Regen an der Straßenkreuzung zurück. Black King stößt den Mann sanft an und schnaubt auffordernd, als wollte er damit sagen: »Nun, Freund! Steig auf! Ich will dich in die ungewisse Zukunft tragen! Steig auf! Denn sind wir nicht gute Partner und Freunde?«

»Yeah«, murmelt Waco, »yeah, wir reiten gleich, King! Aber erst will ich John Lorimers Brief lesen.«

Obwohl es regnet, öffnet er den Umschlag, tritt dicht an den riesigen Rappen heran und beginnt im Schutze des Pferdeleibes, der den heftigen Regen etwas abhält, zu lesen.

An meinen fairen Gegner Captain Waco Tunney!

Als Sie mich in der großen Schlacht vom Pferd schossen, Captain, dachte ich, dass ich sterben würde. Später hörte ich, dass Sie mich eigenhändig verbunden hatten und zwei gefangene Soldaten mit mir zu unseren Linien zurückschickten, unser Arzt mir sofort die Kugel entfernen konnte. Wahrscheinlich danke ich Ihnen mein Leben – denn ich habe später erfahren, dass es in Ihrem Gefechtsabschnitt keinen Arzt mehr gab.

Nun, der Krieg ist beendet! Ich bin wieder Zivilist und Rancher. Ich möchte, wenn Sie gestatten, Ihr väterlicher Freund sein. Natürlich habe ich mich über Sie genau erkundigt und weiß deshalb, dass Sie ohne Familie sind. Wenn Sie einem alten Soldaten eine große Freude machen wollen, so besuchen Sie mich, sobald Sie diesen Brief erhalten haben.

Den herrlichen Rappen habe ich aus der Kriegsbeute der Nordarmee erwerben können. Ich kannte die vielen Legenden über die tollkühnen Ritte, die Sie auf Black King unternommen haben, und ich weiß, dass ein Mann wie Sie an solch einen König der Pferde gewiss sein ganzes Herz gehängt hat.

Jetzt haben Sie Black King wieder.

Reiten Sie auf ihm in eine glückliche Zukunft nach diesem bitteren Bruderkrieg.

Mein Haus steht Ihnen offen.

Es erwartet Sie immer

John Lorimer, Two Swords Ranch, Arizona

Million Canyons County.

Der Brief ist nass, und viele Buchstaben sind verwischt, als Waco das Papier zusammenfaltet.

Ja, er kann sich an den spitzbärtigen Colonel John Lorimer gut erinnern. Der Colonel führte damals seine Abteilung zum Angriff gegen Wacos Abschnitt.

Waco wischt sich den Regen aus dem Gesicht, und er denkt an das Bild eines Mädchens, das er, als er den schwer verwundeten Colonel verband, in dessen Brusttasche gefunden hatte.

Es war ein schönes und liebes Mädchengesicht. Und vielleicht hatte Waco den Verwundeten durch Gefangene nur deshalb zurückbringen lassen, damit dieses Mädchen nicht ihren Vater verlor?

Reva war ihr Name, Reva Lorimer – so las er auf der Rückseite des Bildes.

Er lehnt sich gegen den Rappen, der seinen Kopf zur Seite wendet und auffordernd schnaubt.

»Nein«, murmelt er, »er will, dass ich ihn besuche, damit er mir eine gute Stellung anbieten kann. Aber ich will keinen Lohn für diese Tat. John Lorimer hat schon genug für mich getan, indem er mir Black King wieder verschaffte. Er wird einen hohen Preis dafür gezahlt haben. Ich bin jetzt ein Satteltramp ohne Ziel. Vielleicht finde ich eines Tages selbst eine Chance und verdiene genügend Geld, um Lorimer den Kaufpreis zurückzahlen zu können.«

Er wendet sich um, schiebt den Fuß in den Steigbügel und sitzt auf. Black King wiehert freudig. Waco reitet an das andere Pferd heran, nimmt dessen lange Zügel auf und reitet in den Ort.

Eine Stunde später hat er das Armeepferd für zehn Dollar verkauft. Er ersteht Proviant und etwas Tabak. Mit einem Bündel hinter dem Sattel reitet er dann weiter in den grauen Regentag hinein.

✰✰✰

Sieben Tage später überschreiten sie die Grenze nach Arizona, und als die Sonne sinkt, rasten sie an einer Quelle am Fuße einer roten Mesa.

Er ist bereits mit dem Essen fertig – da hört er Hufschläge. Seine Erfahrung sagt ihm, dass es sich um einen Reiter auf einem erschöpften Pferd handelt. Er tritt schnell aus dem Lichtschein des Feuers – und wieder denkt er mit Bitterkeit daran, dass er noch keine Waffe besitzt. In diesem Land weiß ein einsam reitender Mann nie, wem er begegnet.

Der Mann ruft, als er nahe genug am Feuer ist: »Hoi, Feuer! Hier ist ein durstiger Mann mit einem durstigen Pferd!«

»Kommen Sie nur, Mister«, sagt Waco langsam aus dem Schatten der Föhre heraus, in dem er steht. »Die Quelle ist für alle Lebewesen dieses Landes da.«

Der Fremde reitet in den Lichtschein des Feuers, sitzt langsam ab und späht in die Richtung von Wacos Stimme.

»Sie sind vorsichtig, Mister, was? Nun, passen Sie nur gut auf sich auf, denn ich bin ein schlimmer Bandit!«

Er lacht heiser, räuspert sich und spuckt aus. Dann nimmt er dem erschöpften Pferd den Sattel und die beiden Packtaschen ab und geht schnell zur Quelle hinüber. Das Pferd folgt ihm mühsam.

»Mister«, sagt Waco und tritt langsam bis an die Grenze des Feuerscheins, »Sie sollten das Tier abreiben und eine Weile herumführen. Sonst ist es morgen nicht zu reiten. Aaah, warum haben Sie diesen Wallach so hart geritten?«

Er erhält jedoch keine Antwort. Der Fremde muss auf dem Weg zur Quelle an Black King vorbei – und der rote Feuerschein, der auf dem rabenschwarzen Fell glänzt, lässt den Fremden dieses prächtige Tier sofort richtig erkennen.

Jäh, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gerannt, bleibt der Fremde stehen. Einige Sekunden lang starrt er auf den Hengst.

Plötzlich wendet sich der Fremde um.

»Das ist ein prächtiger Hengst«, murmelt er, »und ich habe es sehr eilig, Mister. Mein Pferd ist erledigt ...«

»Sicher«, sagt Waco, »Ihr Pferd ist erledigt.« Er sagt es bitter, denn er weiß nun ziemlich sicher, was kommen wird. Kein Reiter in diesem Land reitet ohne Grund sein Pferd so rau zuschanden. Und als der Fremde vorhin seine prall gefüllten Packtaschen abnahm, hörte Waco ein leises Klirren.

Aber Waco hat keinen Colt. Deshalb tritt er langsam von der Grenze des Feuerscheins zurück und murmelt: »Ist ein Aufgebot hinter Ihnen her, Mister?«

»Nur eine knappe Stunde.« Der Fremde grinst. »Auf einem frischen Pferd könnte ich mühelos dem Aufgebot hinter mir entkommen. Ich werde Ihnen hundert Dollar für den Gaul geben, Mister.«

Nach diesen Worten wendet er sich ab, geht zur Quelle und trinkt dort neben seinem Pferd.

Waco aber setzt sich in Bewegung, tritt in den Feuerschein und zu dem Sattel des Fremden. Dort steckt ein Gewehr im Sattelschuh. Waco bückt sich nach der Waffe, zieht sie heraus und wirbelt herum.

Der Fremde trägt zwei Colts – einen im Schulterholster unter der Jacke und den zweiten tief an der rechten Seite.

Der Mann richtet sich auf, dreht sich Waco zu und kommt langsam zum Feuer. Waco sieht ihn nun richtig. Der Mann ist scharfgesichtig, hat graue Augen wie Waco – und beide sind sie etwa gleich groß und schwer.

»Sie werden mein Pferd nicht bekommen, Mister«, sagt er hart und richtet die Mündung auf den Fremden.

Der verschränkt die Arme über der Brust, sieht Waco fest an und sagt: »Tut mir leid, Bruder – aber wenn man mich erwischt, so werde ich am Hals aufgehängt. Ich muss das Pferd haben. Und in dem Gewehr ist keine Munition mehr. Gestern hatte ich mit einigen Verfolgern ein kleines Gefecht. Das Gewehr ist leer!«

»Vielleicht«, erwidert Waco, »vielleicht ist es leer. Aber ich sehe jetzt nicht nach!«

Da grinst der Fremde und zieht mit der Linken den Colt aus dem Schulterholster. Als er die Mündung auf Waco richtet, drückt dieser ab.

Klack, macht es in die Stille.

»Siehst du, Bruder – jetzt glaubst du es, nicht wahr?«, lächelt der Fremde zufrieden. Er kratzt sich mit dem Coltlauf sein stoppelbärtiges Kinn.

»Ich möchte dich nicht erschießen, Mann. Ich weiß, was es für dich bedeutet, dieses Pferd da zu verlieren. Aber ich muss es haben, um meinen Hals zu retten. Übrigens habe ich dich vor drei Tagen in Gallup gesehen. Dein Pferd fiel mir auf, und ich sah, dass du unbewaffnet warst. Pass auf, ich habe mit drei Partnern die Bank in Gallup ausgeraubt. Wir haben dann getrennt die Flucht ergriffen. Und ich muss jetzt auf deinem Pferd weiter. Mach nur keine Dummheiten!«

Er geht mit dem schussbereiten Colt auf Waco zu.

»Geh ein Stück zur Seite, Freund! Los, wir haben jetzt lange genug herumgetändelt!«

Der Befehl kommt hart und scharf. Waco sieht in die hellgrauen Augen des Mannes und er erkennt, dass dieser keine Zeit mehr verlieren will.

Der Fremde nimmt seinen Sattel auf und nähert sich damit dem Hengst, der unruhig an der Leine zieht. Nun ist Black King zwar ein prächtiges Pferd, aber doch kein Wunderpferd, das sich nur von seinem Herrn satteln und reiten lässt.

Und der Fremde versteht mit Pferden umzugehen. Er braucht zwar lange Zeit zum Satteln, aber er schafft es. Er schnallt die Satteltaschen fest und holt sich das Gewehr. Langsam schiebt er es in das Sattelfutteral. Dabei redet er ständig beruhigend auf den nervös tänzelnden Hengst ein.

Endlich löst er das Lasso, hält Black King am Zügel fest und wendet sich nach Waco um.

»Mach dir nur keine Hoffnungen, Freund«, sagt er. »Ich habe auf dieser Erde noch kein Pferd gefunden, das ich nicht reiten kann. Auch diesen Prachtburschen werde ich reiten. Ich falle nicht herunter. Wenn du dich zu früh bewegst, schieße ich!«

Nach dieser Warnung schnellt sich der Fremde mit einem Sprung, um den ihn ein Indianer beneiden würde, in den Sattel. Er findet auch sofort mit den Füßen die Steigbügel. Black King steigt mit der Vorderhand steil in die Höhe. Er will den fremden Reiter auf dem Rücken nicht.

Waco hält es nicht mehr aus. Er ruft: »Wirf ihn ab, King! Aaah, wirf ihn runter!«

Dabei springt er auf Pferd und Reiter los und hängt sich an den Gürtel des Fremden. Er zerrt den Mann mit dem ersten Ruck halb aus dem Sattel, hängt sich weiter mit aller Kraft an ihn und greift mit der anderen Hand nach dem Arm des Fremden, dessen Hand das Sattelhorn umklammert. Black King tanzt mit den beiden Männern herum. Der Bandit hat immer noch eine Hand frei. Nun saust diese Hand mit dem Colt auf Waco nieder. Der Coltlauf reißt Waco die Wange auf – und dann kommt der zweite Schlag, der Wacos Stirn trifft und ihn zu Boden taumeln lässt. Black King dreht sich mit dem Reiter wild im Kreis – doch der Bandit setzt ihm plötzlich rücksichtslos die Sporen ein.

Wie ein Pfeil schießt das Tier wiehernd in die Nacht hinaus. Es ist sicher, dass der Mann noch viele Meilen reiten muss, bevor er diesen Rapphengst einigermaßen in seine Gewalt bekommt.

Waco liegt nur wenige Sekunden betäubt am Boden. Dann taumelt er fluchend hoch.

»Mister!«, brüllt er. »Mister, ich werde dich finden und dir den Hengst wieder abnehmen!«

»Er gehört jetzt mir – und ich würde dich töten!« So klingt es wild zurück.

Bald darauf verklingt der rasende Hufschlag in einem Canyon.

Waco Tunney betastet seine Wunden. Dann geht er zur Quelle, um das Blut abzuwaschen. Einige Minuten später hört er die Hufschläge des Aufgebots. Reiter tauchen aus der Dunkelheit auf und umzingeln das Feuer.

Eine heisere Stimme krächzt: »Wer ist dort am Feuer? He, Sim Callagan! Haben wir dich erwischt? Ich sehe dein scheckiges Pferd! Ergib dich, Sim, oder wir schießen dich in Fetzen!«

Waco Tunney tritt langsam neben das Feuer. Er hebt die Hände. Ziemlich bissig und wütend ruft er: »Wenn mir die Yankees bei meiner Entlassung eine Waffe gegeben hätten, so hätte ich euch diesen Sim Callagan jetzt vor die Füße gelegt. Kommt nur! Callagan hat sein müdes Pferd gegen meinen prächtigen Hengst eingetauscht. Der Kerl ist euch entkommen!«

Nach Wacos Worten ist es erst einmal einige Atemzüge lang still. Es ist, als wären sogar die Pferde des Aufgebots erstaunt. Waco hört neben sich das Knistern des Feuers.

Aber dann ruft eine Stimme wütend: »Verdammt, der will uns wohl bluffen? Der sieht doch wie Sim Callagan aus, und dort steht Callagans Schecke. Lasst euch nur nicht bluffen!«

Sofort schließt sich der Kreis der Reiter enger zusammen. Da sie nun vom Feuerschein angeleuchtet werden, erkennt Waco, dass es sich wahrhaftig um ein hartbeiniges und sehr wütendes Aufgebot handelt.

Aber dann übernimmt ein hagerer Mann, dessen roter Bart sichelförmig über die Mundwinkel hängt und der auf der Kalbsfellweste einen Sheriffstern trägt, wieder das Kommando.

»Halt!«, ruft der Mann. »Macht keinen Blödsinn, Leute!«

Er schwingt sich aus dem Sattel und nähert sich Waco mit schussbereitem Colt.

»Ich hole mir jetzt Ihre Waffe, Bursche«, knurrt er.

»Leider besitze ich nur ein Taschenmesser«, grinst Waco bitter. »Aber wenn Sie in meine Brusttasche greifen, so finden Sie meinen Entlassungsschein. Vor einer Woche wurde ich aus der Gefangenschaft entlassen – und gestern Vormittag habe ich auf der Lazy M Ranch ein Wildpferd zugeritten. Vielleicht ...«

Ein Reiter drängt sein Pferd vor, beugt sich aus dem Sattel und ruft nach einem kurzen Moment: »Das stimmt, Sheriff! Dieser Mann war gestern auf unserer Ranch und ritt einen verdammten Gaul zu, mit dem wir nicht zurechtkommen konnten. Vier Stunden später kamen Sie mit dem Aufgebot, Sheriff, um bei uns Ihre Pferde zu wechseln.«

Der Sheriff erwidert nichts. Er tritt dicht an Waco heran, sieht ihm forschend ins Gesicht und knurrt: »Nein, es ist nicht Sim Callagan, obwohl er dieselbe Statur und Haltung hat. Auf Callagans Steckbrief steht auch nichts von einem gebrochenen Nasenbein. Nun, Mister, zeigen Sie mir noch Ihren Entlassungsschein.«

Waco tut es, und als der Sheriff dann noch die Spuren am Feuer untersucht, die von Wacos Hengst erzeugt wurden, als er Sim Callagan abwerfen wollte, ist für den Sheriff alles klar.

Er beginnt bitter zu fluchen. Schließlich wendet er sich an seine Leute.

»Die Jagd ist heute beendet«, sagt er grimmig. »Unsere Pferde sind erledigt. Wir können nicht weiter. Es sieht so aus, als wäre Sim Callagan wieder einmal entkommen. Nun, hoffentlich haben die beiden anderen Possen mehr Erfolg wie wir!«

Er wendet sich an Waco. »Callagan hat mit drei Partnern die Bank in Gallup ausgeraubt. Es sind tausend Dollar Belohnung ausgesetzt. Wenn die anderen vom Aufgebot einen von Callagans Kumpanen greifen können, können wir vielleicht den Schlupfwinkel der Bande erfahren. Dann hätten Sie auch eine Chance, Ihr Pferd zurückzubekommen. Joe von der Lazy M Ranch sagt, dass es ein Klassepferd ...«

»Es ist gewiss das schnellste Tier im Lande«, sagt Waco. Er sieht den missmutigen Sheriff an. »Ich kann doch über den Schecken verfügen, den Callagan zurückgelassen hat?«

»Sicher, das können Sie.«

»Nun gut, ich besitze nur sieben Dollar, Sheriff – aber Callagan hat seinen eigenen Sattel genommen und den Sattel meines Rappen zurückgelassen. Dieser Sattel ist unter Brüdern noch zweihundert Dollar wert. Ist jemand in dieser Mannschaft, der diesen silberbeschlagenen Sattel gegen einen einfachen tauschen möchte und mir als Ausgleich eine Waffe überlässt?«

»He«, murmelt der Sheriff, »was haben Sie vor, Mann?«

»Ich werde Sim Callagan finden«, erwidert Waco langsam. »Ich werde den Mann finden, denn mein Rapphengst soll eines Tages der Stammvater einer Pferdezucht werden. Vielleicht werden Monate vergehen, aber ich hole mir den Hengst zurück!«

Der Sheriff sieht ihn nachdenklich an. Dann nickt er.

»Sie bekommen einen meiner beiden Colts, und Sie bekommen mein neues Winchestergewehr. Ihren Sattel können Sie behalten. Die beraubte Bank wird mir den Gegenwert für die Waffen ersetzen, denn der Bankier wird mir glauben, dass ich in Ihnen einen Mann gefunden habe, der auf Callagans Fährte bleiben wird. Wenn Sie es schaffen, Waco Tunney, werden Sie dann nach Gallup Nachricht geben? Wir sind hier bereits in Arizona. Ich habe keine Amtsbefugnis mehr in diesem Territorium – denn Gallup liegt ja jenseits der Staatengrenze. Werden Sie also eine Nachricht senden, wenn Sie ihn erwischt haben?«