G. F. Unger Western-Bestseller 2531 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2531 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Es war schon fast Abend, als ich nach Santa Verdad kam, einem kleinen Ort an der Sonora-Grenze, den schon die Spanier schufen, als sie hier eine Mission errichteten, um die Heiden zu bekehren und zu ihren Sklaven zu machen.
Im letzten Licht der untergehenden Sonne sah ich, dass die alte Mission schon sehr verfallen war. Im Turm hing auch keine Glocke mehr, und das war stets ein Zeichen von Armut. Es war eine kleine Stadt, kaum mehr als ein Dorf, bestehend aus Adobehäusern und -hütten. Aber eigentlich war dies hier ein gutes Land für die Rinder- und Pferdezucht, auch für Mais und Baumwolle.
Waren die Leute hier vielleicht zu faul, um zu arbeiten?
Als ich vor die Bodega oder Fonda ritt, da sah ich, dass man einen Anbau errichtet hatte, in dem sich ein typischer Saloon befand, so, wie ihn die Leute angloamerikanischer Abstammung oder Herkunft liebten ...


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Seitenzahl: 154

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Die mäch‍t‍i‍g‍en Vier

Vorschau

Impressum

Die mäch‍t‍i‍g‍en Vier

Es war schon fast Abend, als ich nach Santa Verdad kam, einem kleinen Ort an der Sonora-Grenze, den schon die Spanier schufen, als sie hier eine Mission errichteten, um die Heiden zu bekehren und zu ihren Sklaven zu machen.

Im letzten Licht der untergehenden Sonne sah ich, dass die alte Mission schon sehr verfallen war. Im Turm hing auch keine Glocke mehr, und das war stets ein Zeichen von Armut. Es war eine kleine Stadt, kaum mehr als ein Dorf, bestehend aus Adobehäusern und -hütten. Aber eigentlich war dies hier ein gutes Land für die Rinder- und Pferdezucht, auch für Mais und Baumwolle.

Waren die Leute hier vielleicht zu faul, um zu arbeiten?

Als ich vor die Bodega oder Fonda ritt, da sah ich, dass man einen Anbau errichtet hatte, in dem sich ein typischer Saloon befand, so, wie ihn die Leute angloamerikanischer Abstammung oder Herkunft liebten ...

Ich hielt an, saß ab und wollte mein müdes Pferd an den Wassertrog stellen und dort an die Haltestange binden. Doch im Trog war kein Wasser.

Oha, was lebt denn hier für eine faule Blase, dachte ich grimmig, denn mein braver Wallach hatte sich wahrhaftig eine Erfrischung verdient.

Auf der Veranda saß ein alter Mann, der einen Kopf für eine Tabakspfeife schnitzte und diesen prüfend mit ausgestrecktem Arm betrachtete, so, als könnte er ihn aus der Entfernung von einer Armlänge besser begutachten.

Er sah dann auf mich und hatte wohl auch mein grimmiges Schnaufen gehört. Denn er sagte: »Geben Sie Ihrem Gaul Bier oder Wein zu saufen. Wasser ist hier zu kostbar. Das würde im Trog zu schnell verdunsten.«

Ich vermochte es nicht zu glauben.

»Aber dies ist doch ein grünes Land«, sagte ich. »Ich sah es, als ich über den Pass kam und von oben alles überschauen konnte. Ich sah den Verlauf eines Creeks mit vielen Bäumen und Büschen an den Ufern. Und gewiss gibt es auch überall Brunnen. Was also ist mit dem Wasser?«

Der alte Mann zeigte mir grinsend einige Zahnlücken zwischen braunen Zähnen.

»Das war einmal«, sprich er dann. »Es gibt kein Wasser mehr im Land um Santa Verdad. Einige Leute hier besitzen noch ein paar verborgene Brunnen, zumeist in den Kellern ihrer Häuser. Aber auch diese Brunnen werden immer weniger. Denn ...«

Er hielt inne.

»Aaah«, sagte er dann abweisend, »warum rede ich mit einem Fremden über unsere Probleme? Oder sind Sie vielleicht gar kein Fremder, sondern wollen zu den mächtigen Vier dort hinauf in die Berge?«

Er zeigte bei seinen Worten nach Süden hin, wo die Grenze von Mexiko war und wo sich die Berge gen Himmel erhoben und die Sonne rotes Feuer lodern ließ, in das jetzt bereits die Schatten der Dämmerung emporstiegen.

»Mächtigen Vier?« So fragte ich. »Was ist das?«

Der alte Mann staunte mich an. »He, Sie müssen wahrhaftig fremd hier sein«, sagte er dann. »Wenn Sie mir drinnen ein Bier spendieren, dann erzähle ich Ihnen alles.«

Ich nickte und ging voraus. Er folgte mir.

Drinnen war es einigermaßen kühl, denn der Anbau, in dem sich der Saloon befand, war aus Adobe und Bruchstein errichtet. Wir setzten uns an den Fenstertisch in der Ecke. Der massige Wirt fragte vom Schanktisch herüber: »Bier?«

»Zwei«, sagte ich.

Es waren keine anderen Gäste im Saloon. Doch drüben aus den Räumen der Fonda, da klangen Stimmen. Eine Gitarre begann zu klimpern. Dort drüben war also schon etwas Betrieb. Die Gäste dort waren gewiss mexikanischer Abstammung. Man hörte es an ihrer Sprache. Hier an der Sonora-Grenze war die Bevölkerung gemischt. Doch die Angloamerikaner waren sehr viel später in dieses Land gekommen. Das war überall so an der Südgrenze von Texas über New Mexico und Arizona bis Kalifornien.

Der Wirt brachte uns die gefüllten Biergläser und sagte: »Das ist auch bald alle. Ich habe das letzte Fass angestochen. Dann könnt ihr nur noch Wein trinken.« Er wandte sich an mich. »Fremd hier?«

Ich nickte und sah zu ihm hoch, denn ich saß und er stand an unserem Tisch. Er war ein massiger Bulle mit den Narben eines ehemaligen Preiskämpfers im Gesicht. Man traf diese Sorte oft als Rauswerfer oder Saloonwirte, und wenn sie die Besitzer der Saloons waren, dann bedeutete das zumeist, dass sie als Preiskämpfer einigermaßen erfolgreich waren und Ersparnisse machen konnten.

Ich sagte: »Ja, ich bin fremd hier, Mister.«

»Wollen Sie hier übernachten? Ich habe oben einige Zimmer. Meine Frau betreibt drüben die Fonda. Sie kocht auch gut.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Nein, ich will gleich weiter zur Ranch von Pat O'Quinn. Sie soll etwa sieben Meilen von hier nach Westen zu liegen, nicht wahr?«

»Sicher«, sagte der Wirt und ging wieder zum Schanktisch. Es war ziemlich dunkel im Raum geworden. Er zündete eine Lampe an.

Der Alte hatte schweigend neben mir gesessen. Nun tranken wir uns zu, und als wir die Gläser absetzten, da sagte er: »Wenn Sie zu Sally O'Quinn wollen, dann wird diese Ihnen alles noch besser erzählen können als ich.«

»Ich will zu Pat O'Quinn«, verbesserte ich.

»Der lebt nicht mehr«, erwiderte der Alte. »Nur seine Frau Sally ist noch auf der Ranch.«

Er trank wieder, und als er das Glas absetzte, war es fast leer. Dieser alte Bursche hatte einen guten Zug. Sein großer Adamsapfel hüpfte beim Schlucken im dürren Halse.

»Sie wollten mir was über die mächtigen Vier erzählen«, erinnerte ich ihn. »Ich kenne diese Sally O'Quinn nicht. Und ihr habe ich auch kein Bier spendiert. Verdienen Sie sich das Bier endlich.«

Er starrte mich aufsässig an. Doch dann erkannte er in meinen Augen endlich etwas, nämlich, dass mit mir nicht zu spaßen war. Und so sagte er: »Es ist ganz einfach. Die mächtigen Vier, nun, dies sind vier Colt-Ritter, die sich etwas ausgedacht haben. Sie leben dort jenseits der Grenze in den Bergen und haben es in der Hand, ob sie unserem armen Land und dieser Stadt Wasser geben oder uns alle austrocknen.«

Ich nahm nun ebenfalls einige Schlucke Bier.

Dann fragte ich: »Und wie heißt das Spiel?«

Der alte Mann grinste wieder, zeigte braune Zahnstummel und dazwischen Lücken. Aber seine Augen funkelten listig im Lampenschein.

»Ach«, sagte er, »dieses Spiel geht um Land und Rinder. Die Rinder dieses Landes wandern jetzt schon hinüber nach Sonora, denn der Wind von dort bringt ihnen die Witterung von Wasser. Und dieses Land wird bald nichts mehr wert sein ohne Wasser. Das letzte Grün wird verschwinden. Man wird dieses trockene Land für Bettel-Cents kaufen können. Aber wenn man es dann wieder bewässert ...«

Er sprach nicht weiter. Das brauchte er auch nicht. Mir war nun auch ohne weitere Erklärungen klar, dass dieses Land dann wieder wertvoll wurde.

Und alles lag allein daran, ob diese mächtigen Vier dort drüben in Sonora Wasser in den Creek ließen oder nicht.

Ich fragte: »Und was ist mit den Brunnen?«

Abermals grinste er. »Aaah, die Brunnen ...«, schnaufte er. »Es gibt nicht mehr viele im Land und in dieser Stadt. Es schleichen Burschen umher, die sie zerstören, unbrauchbar machen. Ja, sie werfen sogar tote Hunde hinein. Die mächtigen Vier dort drüben in Sonora wollen uns austrocknen. Und ich fürchte, es wird ihnen gelingen. Das ist alles, was ich Ihnen erzählen kann.«

Er erhob sich und ging hinaus.

Der Wirt hinter dem Schanktisch sagte: »Das war Whip-Windy. Der fuhr hier jahrelang die Postkutsche bis zur Grenze. Mein Name ist Dan Wells. Ich war vor dem Krieg ein großer Champ am Mississippi. Schon mal gehört von meinen Kämpfen gegen die größten Preiskämpfer unseres Kontinents?«

Er machte eine kleine Pause, und die Neugierde ließ ihn nervös wirken.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich. »Aber ich war vor dem Krieg nicht am Mississippi. Daran wird es wohl liegen. Sonst hätte ich gewiss von Ihnen gehört, Dan Wells.«

Er beugte sich weit vor. »Sie wollen zu Pat O'Quinn? Der ist tot. Und die schöne Sally lebt nun allein auf der Ranch.«

»Woran starb Pat O'Quinn?« Ich fragte es ahnungsvoll.

Der Wirt zögerte.

Dann erwiderte er fast flüsternd: »Oh, das war schlimm. Er hörte auf seiner Ranch in der Nacht jemanden draußen wegreiten und lief hinaus und zum Brunnen. Vielleicht glaubte er, dass jemand was in den Brunnen geworfen hätte. Er muss sich wohl zu weit über den Brunnenrand gebeugt haben und ...«

Der Wirt machte eine Pause, als scheute er sich, weiterzusprechen.

Ich fragte: »Fiel er hinein? Warf man ihn hinein?«

»Neineinein«, stotterte Dan Wells, »so war es nicht. Jemand hatte an einem Lasso eine Sprengstoffstange mit angezündeter Lunte in den Brunnen gehängt, um diesen zum Einsturz zu bringen. Als Pat O'Quinn sich über den Brunnenrand beugte, sah er sicherlich den sprühenden Glühpunkt der Zündschnur. Aber dann explodierte das Ding. Er konnte natürlich seinen Oberkörper nicht mehr schnell genug wegziehen. So bekam er alles voll, was nach oben kam. Er war sofort tot.«

Nun wusste ich es also.

Jetzt war mir klar, dass hier im Santa-Verdad-Land Krieg herrschte.

Und ich hatte mich eigentlich schon vor mehr als einem Jahr in diesen Krieg eingekauft. Das war in El Paso.

Mit tausend Dollar hatte ich mich damals dort eingekauft.

Aber wenn dieser Pat O'Quinn auch tot war, so hatte er doch eine Witwe auf dieser Erde zurückgelassen. Und wenn diese Witwe die Erbin der Ranch war, so war sie dadurch an Pat O'Quinns Stelle getreten.

Der Wirt fragte herüber, wobei er seinen massigen Körper weit über den Schanktisch lehnte: »Wollen Sie mir sagen, wer Sie sind und warum Sie zu Pat O'Quinn wollen, Fremder? Sie sehen wie ein Rindermann aus, nein, wie ein Boss von Cowboys. Sind Sie ein Rancher?«

Ich grinste. »Ja, ich treibe Rinderherden«, sagte ich. »Und mein Name ist Kelso, Johnny Kelso. Vielleicht bleibe ich noch eine Weile im Lande, vielleicht auch nicht. Aber auf jeden Fall reite ich jetzt zu Pat O'Quinns Witwe.«

Ich erhob mich, warf für die beiden Glas Bier einen halben Dollar auf den Tisch und ging hinaus.

Die Sonne war inzwischen verschwunden. Es war jedoch noch nicht dunkel. Am Himmel im Westen verwandelte sich das Rot in tiefes Violett. Über der kleinen Stadt lagen fast schon die ersten Schatten der Nacht. In den Häusern brannten die Lichter. Aber die herausfallenden Lichtbahnen waren noch nicht kräftig.

Es war still in der Stadt. Nur aus der Fonda klang noch das Gitarrengeklimper und hörte man Stimmen.

Ich saß auf und ritt aus der Stadt nach Westen.

Ein schmaler Reit- und Fahrweg führte durch die Hügel.

Die Ranch der O'Quinns sollte etwa sieben Meilen weit westlich der Stadt liegen.

Irgendwann würde ich ihre Lichter in der Nacht erblicken.

Ich war neugierig auf Sally O'Quinn.

✰✰✰

Es wurde eine helle Nacht mit einem Dreiviertelmond und türkisfarbenen Sternen. Man ahnte die gewaltige Erhabenheit des Alls, in dem unsere Erde nur ein Staubkorn war.

Ich sah die Ranch in der Senke liegen. Doch es brannte dort kein Licht. Ich ritt langsam im Schritt zwischen den Corrals und Weidekoppeln hindurch und gelangte zwischen Stall and Scheune auf den Hof und vor das Ranchhaus.

Im Dunkel unter der überdachten Veranda bewegte sich etwas. Auch knarrte ein Schaukelstuhl. Dann sagte eine dunkle Frauenstimme herbe und hart: »Das ist weit genug! Wer sind Sie – und was wollen Sie hier?«

Ich hielt das Pferd an und verharrte bewegungslos im Sattel.

Ja, nun konnte ich einigermaßen erkennen, dass dort eine Gestalt an einem der Stützpfosten des Verandadaches stand und wahrscheinlich ein Gewehr im Hüftanschlag hielt.

»Mrs O'Quinn?« So fragte ich.

»Die bin ich.«

»Mein Name ist Kelso, Johnny Kelso. Ich erwarb vor etwas mehr als einem Jahr von Ihrem Mann eine Option auf tausend Rinder, lieferbar jetzt. Ich zahlte tausend Dollar an und muss zweitausend bei Übernahme zahlen. Mrs O'Quinn, ich bin gekommen, um die Rinder zu übernehmen und eine Treibmannschaft anzuwerben.«

Als ich verstummte, hörte ich ihr bitteres Lachen.

»Oh, Mister Kelso«, sprach sie dann, »Sie können sich hier jede Menge Rinder zusammentreiben lassen – wenn Sie eine entsprechende Anzahl finden. Tausend sollen es sein? Oh, du lieber Himmel, ich würde sie Ihnen mit Freuden geben, um zweitausend Dollar bekommen zu können. Denn dann ...«

Sie sprach nicht aus, was dann sein würde. Doch ich vermochte es mir vorzustellen. Sie würde von hier verschwinden.

Ihre Stimme gefiel mir. Sie war gewiss eine junge, hübsche Frau.

Und nun saß sie als Witwe allein auf einer Ranch ohne Wasser.

Ich hockte bewegungslos im Sattel, wartete. Denn ich ahnte, witterte, dass sie nun nachdachte und sich entscheiden musste, ob sie mich wegschicken sollte oder nicht. Aber ich hatte ihrem Mann damals in El Paso tausend Dollar Vorschuss für die Option auf tausend Rinder zu drei Dollar das Stück – zum Juni achtzehnhundertsiebzig abholbar – gegeben. Ich hatte ein Stück Papier in meiner Brieftasche, auf dem ich meinen Anspruch beim Sheriff in El Paso beurkunden ließ.

Sie hatte sich nun entschieden.

»Sind Sie weit geritten, Mister Kelso?«

»Bis von Fort Grant den San Pedro herauf nach hier.«

»Haben Sie schon gegessen?«

»Nein, Ma'am. Ich hoffte, hier ...«

»Dann steigen Sie ab und kommen Sie herein. Sie können Ihr Pferd dort drüben versorgen. Ich habe in der Küche eine kleine Handpumpe. Die fördert Wasser für den Hausgebrauch. Aber ein Eimer voll für das Pferd ist immer übrig. Der Brunnen ist verschüttet.«

Sie verschwand im Haus, war vorerst nur ein dunkler Schatten für mich.

Doch wenig später wurde drinnen eine Lampe angezündet. Nun fiel ein wenig Lichtschein durch das offene Türrechteck auf die Veranda.

Ich saß ab und band mein Pferd an einem Haltepfahl an. Drinnen hörte ich eine Handpumpe leise quietschen und Wasser laufen. Mein Wallach schnaubte verlangend. Denn es war ein heißer Tag und ein staubiger Ritt gewesen.

Als ich den Sattel abgenommen hatte und über die Stange beim Haltepfahl legte, brachte sie einen Holzeimer voll Wasser heraus und stellte ihn an den Rand der Veranda. Sie verschwand wieder im Haus. Ich sah im Lichtschein, dass sie jung und geschmeidig war. Ihre Bewegungen gefielen mir.

Ich dachte an jenen Pat O'Quinn, der ihr Mann gewesen war. Nun war er tot.

Er war damals nach El Paso gekommen mit seiner jungen Frau, um Einkäufe zu machen. Denn er war jung verheiratet und wollte es der Frau auf seiner Ranch möglichst wohnlich und bequem machen. Sogar eine emaillierte Badewanne hatte er im Store gekauft. Wir waren ins Gespräch gekommen, weil er mich fragte, ob er die Wanne mit den blauen oder die mit den roten Blümchen kaufen sollte. Ich hatte ihm zu der Wanne mit den blauen Blümchen geraten. Später hatten wir uns noch mal beim Barbier getroffen. Da hatte er geklagt, dass er fast sein ganzes Bargeld ausgegeben hätte und dass zurzeit niemand Rinder kaufen würde. Da hatte ich ihm das Angebot gemacht, im kommenden Juni tausend Stück bei ihm abzuholen, zu drei Dollar das Tier. Und ich würde tausend Dollar anzahlen.

So waren wir ins Geschäft gekommen.

Doch leider hatte ich damals seine junge Frau nicht kennengelernt.

Jetzt war sie eine junge Witwe.

Oh, wie schnell änderten sich oft die Dinge im Leben.

Damals in El Paso war dieser Pat O'Quinn ein glücklicher Mann. Wir waren uns beide nicht nur äußerlich fast wie Brüder ähnlich. Es gab auch eine Ähnlichkeit im Denken, in unserer ganzen Art. Als Nachbarn wären wir gewiss Freunde geworden. Als die Zeit kam, dass ich bei ihm die Rinder abholen musste, um meine Option nicht verfallen zu lassen, da freute ich mich auf das Wiedersehen mit ihm. Und nun war er tot.

Ich brachte den Wassereimer zu meinem Pferd. Der Wallach tauchte sofort schnaubend sein Maul hinein.

Ich ging zum Haus hinüber. Drinnen war es nun etwas heller geworden. Sie musste noch eine Lampe im Wohnraum angezündet haben, nicht nur in der Küche.

Als ich ins Haus trat und vom Wohnraum zur Küche hinüberging, da konnte ich sie schon durch die offene Tür am Herd stehen sehen.

Sie wandte den Kopf und sah mich über die Schulter hinweg an.

O Mann, dachte ich. O Mann!

Denn es traf mich etwas wie ein Stich. Oder war es einfach nur ein freudiges Erschrecken? Denn ich sah, dass sie genau die Frau war, die ich mir oft schon in meinen Träumen vorgestellt hatte in einsamen Nächten an Campfeuern nach langen Ritten, doch die ich niemals fand.

Ja, sie war es!

Ich begriff es in diesen Sekunden.

Sie wandte sich mir zu, und ich sah ihr an, dass sie irgendwie überrascht war. Ich konnte in ihren dunklen Augen diesen überraschten Ausdruck erkennen, auch in ihrem Gesicht.

Oha, sie hatte dunkle Augen und goldfarbenes Haar. Auch ihre Brauen und Wimpern waren dunkel. Heiliger Rauch, wie schön war sie für mich!

Und so stand ich da und staunte.

Aber auch sie wirkte ja so staunend und überrascht.

Dann begann es in der Pfanne auf dem Herd laut zu brutzeln. Und so wandte sie sich schnell wieder ab, um den Pfannkuchen mit Speck nicht anbrennen zu lassen. Ja, sie musste ihn schleunigst auf die andere Seite drehen.

Sie sagte dabei: »Gleich ist der erste fertig. Setzen Sie sich an den Küchentisch, Mister Kelso.«

Ich gehorchte und konnte sie nun beobachten. Jede ihrer Bewegungen gefiel mir. Sie war mittelgroß und mochte knapp hundertzwanzig Pfund wiegen. Es war also alles richtig an ihr.

Und auch ihre Stimme gefiel mir, sie ging mir irgendwie unter die Haut.

Als sie mir den Teller mit dem Speckpfannkuchen brachte, da sahen wir uns aus der Nähe an. Sie hatte volle, lebendige Lippen.

Bevor jemand von uns etwas sagen konnte, hörten wir draußen einen Reiter kommen.

Sie richtete sich schnell gerade auf, wandte sich zur offenen Tür und verharrte bewegungslos.

✰✰✰

»Erwarten Sie Besuch, Ma'am?« So fragte ich ruhig.

Sie erwiderte: »Das wird Larrygan sein, einer der Revolverschwinger, die sie die Dreckarbeit machen lassen.«

»Wen meinen Sie mit ›sie‹, Ma'am?« Ich fragte es ruhig, indes ich nach Messer und Gabel griff und den Speckpfannkuchen anschnitt. Ich wusste, wen sie meinte, aber ich wollte es hören.

»Die mächtigen Vier drüben in Sonora, die meine ich«, erwiderte sie. »Larrygan ist einer ihrer Revolverreiter. Und er wird Sie jetzt zum Teufel jagen, Mister Kelso. Denn er will mich. So einfach ist das. Ich kann nur eines tun – fortgehen von hier oder ihn ertragen. Verstehen Sie, Mister Kelso?«

Ich nickte kauend.

»Der Pfannkuchen ist prächtig«, sagte ich. »Und ich hatte wirklich Hunger wie ein Wolf nach einem langen Blizzard. Machen Sie sich keine Sorgen mehr wegen dieses Larrygan, Ma'am.«

Sie sah mich prüfend an.

»Vorsicht«, flüsterte sie. »Er ist keiner von den stolzen Colt-Rittern, sondern ein Revolverschwinger ohne Ehre. Der Kerl verrichtet mit seinem Colt Dreckarbeit.«