1,99 €
Bei der Armee zu sein war in diesem verdammten Land allein schon ein verdammter Job. Aber nachdem ich Sergeant geworden war, hatte ich in diesem verdammten Land bei dieser verdammten Armee immer wieder die verdammtesten Jobs bekommen.
Jetzt habe ich in zwei Sätzen fünfmal das Wort »verdammt« benutzt. Es war das zahmste und harmloseste Wort in unserem Sprachgebrauch. In der Armee kam auf jedes normale Wort ein Fluch, jedenfalls hier in diesem Land. Fluchen war die einzige Möglichkeit, sich etwas abzureagieren.
Denn unterwegs im Apachenland gab es nicht einmal Tequila zu trinken.
Man möge mir also verzeihen, wenn ich so oft »verdammt« sage. Es gehörte dazu wie die hitzeflimmernden Tage und die kalten Nächte, wie der Staub, der Durst, die Arizona‑Wüste und die Kakteen, wie die zerklüfteten Hügel und die roten Felsen, wie die Canyons und die Hinterhalte - und wie die Apachen, die jeden Weißen totschlugen und auf die weiße Skalpjäger Jagd machten, weil man für Apachenskalpe Geld bekam, zum Beispiel in Tucson.
Verdammtes Land, verdammte Armee, verdammte Apachen! Es war ein unaufhörlicher Kreislauf ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 157
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Der Sergeant
Vorschau
Impressum
Der Sergeant
Bei der Armee zu sein war in diesem verdammten Land allein schon ein verdammter Job. Aber nachdem ich Sergeant geworden war, hatte ich in diesem verdammten Land bei dieser verdammten Armee immer wieder die verdammtesten Jobs bekommen.
Jetzt habe ich in zwei Sätzen fünfmal das Wort »verdammt« benutzt. Es war das zahmste und harmloseste Wort in unserem Sprachgebrauch. In der Armee kam auf jedes normale Wort ein Fluch, jedenfalls hier in diesem Land. Fluchen war die einzige Möglichkeit, sich etwas abzureagieren.
Denn unterwegs im Apachenland gab es nicht einmal Tequila zu trinken.
Man möge mir also verzeihen, wenn ich so oft »verdammt« sage. Es gehörte dazu wie die hitzeflimmernden Tage und die kalten Nächte, wie der Staub, der Durst, die Arizona-Wüste und die Kakteen, wie die zerklüfteten Hügel und die roten Felsen, wie die Canyons und die Hinterhalte – und wie die Apachen, die jeden Weißen totschlugen und auf die weiße Skalpjäger Jagd machten, weil man für Apachenskalpe Geld bekam, zum Beispiel in Tucson.
Verdammtes Land, verdammte Armee, verdammte Apachen! Es war ein unaufhörlicher Kreislauf ...
Ich war in einem kleinen Fort stationiert, das einen Grenzpass kontrollierte. Wir ritten Patrouillen, und auf jeder Patrouille wurden einige von uns umgebracht.
Und wenn wir Überlebenden heil in unser befestigtes Camp zurückkamen, dann dachten wir schon fluchend an den Tag, an dem wir wieder an der Reihe waren und hinausreiten mussten.
Der Captain ließ mich kommen. Er hockte in seiner Steinhütte auf seinem Feldbett und badete seine entzündeten Füße. Er war bei der letzten Patrouille, die er selbst geführt hatte, fünf Tage lang nicht aus den Stiefeln gekommen. Das hatten ihm seine Schweißfüße übel genommen.
Er grinste mich an und sagte: »Sergeant Cane, wie viele Tage haben Sie noch?«
»Siebzehn Tage und drei Stunden«, sagte ich. »Wollen Sie auch noch die Minuten wissen, Sir?«
Er grinste noch mehr, denn er war kein Fatzke, sondern ein richtiger Frontoffizier.
»Die Armee«, sagte er, »war eine lange Zeit Ihre Heimat, war Ihnen Vater und Mutter. Sie waren hier unter guten Kameraden und, na ja, Sie wissen schon, was ich Ihnen alles für schöne Sachen erzählen könnte.«
»Die Armee«, sagte ich, »kann mich in siebzehn Tagen und drei Stunden mal. Ja, und wenn Sie es noch genauer wissen möchten, Captain, dann will ich Ihnen noch verraten, dass ich im Geist – symbolisch, meine ich – einen so hohen Haufen auf die Armee zu machen bereit wäre.«
Ich zeigte die Höhe meiner Hüften an.
Und er nickte ernsthaft, als traute er mir das auch zu.
»Sie wollen Ihre Dienstverpflichtung also nicht verlängern?«, fragte er.
»Eher würde ich mich auf einen Kugelkaktus setzen, Sir.«
Er schnaufte bedauernd.
»Ich werde Lieutenant Kendall, die beiden anderen Sergeants und unseren Feldarzt kommen lassen«, sagte er, »um mit Ihnen Abschied zu feiern.«
»Nein«, sagte ich. »Das haben Sie vor vier Monaten auch bei Sergeant Lorne gemacht. Und Lorne war dann so betrunken, dass er darüber geweint hat, die Armee verlassen zu müssen. Er hat für weitere sechs Jahre unterschrieben, und alle waren Zeugen. So können Sie mich nicht reinlegen, Captain. Ich trinke in den nächsten siebzehn Tagen und knapp drei Stunden keinen Tropfen mehr, wenn ich jemanden in der Nähe weiß, der mir erzählen könnte, wie schön es doch bei der Armee in diesem Land wäre. Sonst noch etwas, Sir?«
Er sah mich lange an.
Zwischen uns gab es ein paar Gemeinsamkeiten, und er wusste auch, dass ich eine Patrouille besser führen konnte als er. Oh, er war ein erstklassiger Frontoffizier. Doch ich war in Santa Fe geboren. Meine Eltern gehörten zu den Anglo-Amerikanern, die damals ins Land kamen, nachdem man drüben in Texas die Mexikaner geschlagen hatte.
Nun, ich will nicht abschweifen, sondern bei der Sache und bei meinem Captain in Camp Sun Pass bleiben.
Denn der hatte sich etwas ausgedacht.
Er sagte trocken: »Ich kann Ihnen außer dem Fahrer nur drei Mann mitgeben, Sergeant.«
Ich verstand ihn nicht.
Aber dann sagte er es mir mit dem zweiten Satz: »Denn Sie werden den Gefängniswagen mit den Deserteuren, Mördern und Renegaten nach Fort Apache bringen. Und von Fort Apache aus werden Sie dann auch entlassen. Wenn Sie etwas Glück haben, sind Sie in vierzehn Tagen dort.«
Sein Lächeln war hart und seine Stimme pulvertrocken.
Ich sah ihn an und wusste, dass ich jetzt noch zum Schluss in dieser verdammten Armee den verdammtesten Job bekommen hatte.
»Mit drei Mann und einem Fahrer, Sir ...«, begann ich.
»Sie schaffen das schon«, unterbrach er mich. »Ich kann und werde hier wegen dieser Gefangenen nicht einen einzigen Mann mehr mitgeben. Ich müsste hundertzwanzig Mann hier haben. Das ist von der Armee ausgerechnet und festgelegt worden. Aber ich habe jetzt noch siebenundfünfzig einsatzfähige Reiter. Soll ich Ihnen einen längeren Vortrag halten, Sergeant, warum es mir egal ist, ob Sie mit einer Fuhre voll Schuften heil ankommen oder nicht?«
Ich sah ihn an und verstand ihn gut. Er brauchte hier wahrhaftig jeden Mann, um seinen Auftrag zu erfüllen.
Ihm war es wahrhaftig gleichgültig, ob wir durchkamen oder nicht.
Auch ich, der nicht mehr bei der Armee sein wollte, war ihm gleichgültig geworden. Er konnte nicht mehr auf mich zählen. Also schob er mich ab mit allem Ballast.
Ich salutierte.
»Ja, Sir«, sagte ich, wie ich es gelernt hatte.
Ich hätte ihm gern sein Gesicht mit meiner Faust poliert.
Aber er war mein Captain.
Ich ging.
✰✰✰
Am nächsten Morgen sah ich zu, wie man die Gefangenen aus dem Steinbau brachte und im Arrestwagen an die Eisenstange schloss. Es war ein einfacher Bagagewagen der Armee, in dem man eine durchgehende, zollstarke Eisenstange befestigt hatte.
Die sechs Gefangenen wurden mit den Handschellen angekettet. Rechts und links.
Ich kannte sie genau, nicht nur ihre Namen. Irgendwann und irgendwo war ich schon in den vergangenen Jahren mit ihnen bei der Armee zusammen gewesen oder hatte zumindest von ihnen gehört.
Das da waren keine kleinen Sünder, die man mit ein paar Tagen oder Wochen Arrest bestrafen würde.
Auf diese Pferdesoldaten wartete der Henker.
Die Armee kannte keine Gnade. Sie war hart zu Deserteuren, Verrätern, Mördern, Renegaten. Denn in diesem Land herrschte das Kriegsrecht.
Diese sechs Gefangenen waren in den letzten Monaten und Wochen von unseren und den Patrouillen der anderen Grenzcamps aufgebracht worden. Man hatte sie dann unseren Patrouillen übergeben.
Und nun wollte der Captain diesen Haufen loswerden.
Sie kamen aus dem Arresthaus und sahen mich. Sie schielten mich aus schmalen Augen an.
Oh, sie kannten mich alle!
Wer kannte Master Sergeant Jim Cane nicht bei der Armee in diesem Land? Sie wussten, wie hart ich war.
Als sie im Wagen saßen, sah ich noch einmal meine Männer an, die mich begleiten würden.
Alle waren Soldaten, die jetzt kurz vor der Entlassung standen wie ich.
Corporal Will Banner war rothaarig und bullig.
Early Skynner war als Sanitäter ausgebildet.
Und Pinky Perrit war ein stets blass und müde wirkender Frosch, der es schon zweimal bis zum Corporal gebracht hatte, doch stets wieder degradiert werden musste.
Der Fahrer Ken Buchanan war Zivilist. Doch da er bei der Armee dienstverpflichtet war wie zum Beispiel auch ein Zivilscout, stand er gleichfalls unter Befehl und Kriegsrecht.
Ken Buchanan hatte einen schottischen Vater gehabt, aber seine Mom war gewiss eine Asiatin gewesen.
Ich kannte keinen Mann in diesem Land, der mit Armee-Maultieren so gut umgehen und damit durch die Arizona-Wüste und die Berge fahren konnte wie Ken Buchanan. Und die verborgenen Wasserstellen, die sonst nur einigen Scouts und den Apachen bekannt waren, kannte er auch.
Er sah mich schrägäugig an.
Und ich nickte ihm nur zu, ließ aufsitzen und stieg selbst auf meinen narbigen Braunen.
Dann meldete ich mich beim Captain ab. Die Patrouillentasche mit dem dazugehörigen Papier- und Formularkram hatte ich schon vorher bekommen.
Der Captain nickte mir zu, trat dann näher und legte seine Hand auf die Nase meines Pferdes.
»Sie hätten Offizier werden können, Sergeant Cane«, sagte er.
Ich grinste nur und sagte: »Ich weiß, dass es auf dieser Erde immer wieder Dummköpfe geben muss, die für die Allgemeinheit die heißen Kartoffeln anfassen und sich die Finger verbrennen müssen. Aber selbst als Captain bliebe ich nicht länger in diesem Land bei dieser Armee – selbst als Captain nicht, Sir!«
»Hauen Sie ab«, sagte er dann.
Ich grüßte. Und das war mein Abschied von einem Offizier, für den ich mehr als nur die rechte Hand gewesen war.
Ich ritt vor das Wagengespann und machte nur eine Handbewegung.
Der Wagen folgte mir.
Meine drei Reiter ritten rechts und links vom Wagen und dahinter.
Die Soldaten von Grenzcamp Sun Pass sahen uns abziehen.
Eine heisere Stimme rief von irgendwoher: »Das war ein harter Sergeant, Jungs, nicht wahr? Aber wer mit ihm ritt, hatte die größte Chance, heil heimzukommen. Hipphipp!«
Er brüllte das »Hipphipp« dreimal.
Und das »Hurra« brüllten sie alle. Es kam aus allen Ecken und Winkeln des Camps.
Sie mochten mich, diese Strolche. Ja, die meisten von ihnen waren Strolche, denn nur solche bekam die Armee in diesem Land unter die Fahne. Hinter vielen von ihnen waren die Gesetzesvertreter her. Und manche wieder waren auf der Flucht vor anderen Feinden.
Wir ritten hinaus in das Land der Mesas nach Norden.
Im Westen von uns, jenseits des Santa Cruz River, lag Nogales. Die alte Mission war schon von den Spaniern gegründet worden. Östlich von uns war der San Pedro River. Wenn wir uns nicht genau nördlich, sondern etwas östlich hielten, mussten wir in das San Pedro River Valley kommen.
Die Stadt Tombstone gab es noch nicht. Nur Tucson war schon da, und dort zahlte man Prämien für Apachen-Skalpe.
Es würde ein heißer, staubiger, harter Tag werden.
Natürlich war es absolut sicher, dass die Apachen uns Camp Sun Pass verlassen sahen. Irgendwo in der Umgebung von Camp Sun Pass hatten die Apachen immer ein paar Späher. Ihnen entging nichts. Und auf wunderbare Art gaben sie alle wichtigen Beobachtungen weiter.
Ich fragte mich, ob sie uns überfallen oder abziehen lassen würden.
Man konnte bei Apachen nie wissen, was sie taten.
Sie hatten wahrscheinlich schon begriffen, dass die Soldaten im Wagen Gefangene waren, die nie wieder zum Einsatz gegen sie kommen würden.
Also warum sollten sie da noch Krieger opfern?
Die Apachen dachten stets so praktisch. So töteten sie auch niemals kleinere Kinder, sondern versuchten, diese zu Apachen zu erziehen. Dann hatten sie die Weißen nicht nur um einen Kopf geschwächt, sondern sich selbst um einen Kopf stärker gemacht.
Es war also möglich, dass die Apachen uns ziehen ließen.
Aber es gab auch einen Grund, warum sie es vielleicht nicht tun würden.
Dieser Grund war ich.
Ich hatte schon eine Menge von ihnen zur Hölle geschickt. Und mit meinen Patrouillen hatte ich ihnen so manchen Kampf geliefert und so manches Süppchen versalzen.
Für die Apachen war ich nicht irgendein Sergeant der Blaubäuche, sondern eine Art Erzfeind. Auf meinen Skalp waren sie scharf wie Wölfe nach frischer Büffelleber.
Und diesmal hatte ich nur drei Soldaten und den Fahrer bei mir.
So schwach war ich für die Roten schon lange nicht gewesen.
Verdammt noch mal, der Captain hatte mich nicht nobel aus der Armee verabschiedet!
✰✰✰
Gegen Mittag erreichten wir die Black Soldiers. Es waren ein paar schwarze Felsen. Zwischen ihnen befand sich die Wasserstelle.
Aber es lag ein totes Pferd darin, und es war schon lange genug tot, um das Wasser verdorben zu haben. Alle Teile, die aus dem Wasser ragten, stanken schon in der heißen Sonne. Insekten schwirrten.
Nun, wir litten noch keinen Wassermangel. Wir hatten noch genug in unserem Wagen und auch in den Wasserflaschen an unseren Sätteln.
Wir zogen das Pferd am Lasso heraus, das ich um einen der herausragenden Hinterhufe warf.
Da wir nur zwei Schaufeln im Wagen hatten, ließen wir jeweils nur zwei Gefangene arbeiten.
Die beiden ersten waren der Ex-Sergeant Otis Tennessee und Jed Slater, ein texanischer Viehdieb.
Sie wollten zuerst nicht graben, um ein stinkendes Pferd verschwinden zu lassen.
Otis Tennessee sagte mit seiner kehligen Stimme, die gut zu seinem dunklen und schwarzbärtigen Aussehen passte: »Du kannst uns mal, Jim Cane! Wenn wir für diese verdammte Armee auch nur einen einzigen Finger rühren wollten, hätten wir ja bei ihr bleiben können.«
Ich sah ihn an und sagte: »Otis, wir kennen uns gut genug. Ich habe dich schon einige Male verprügelt, in Tucson, Nogales und Santa Fe. Denn es hat dich immer gejuckt, sobald wir uns in einer Armeekantine oder in einem Saloon getroffen haben. Aber heute gebe ich es dir mit einer Maultierpeitsche. Ich habe genug Ärger und werde noch eine Menge mehr bekommen, bevor wir in Fort Apache sind. Du wirst einsehen, dass ich wenig Geduld mit euch stolzen Hombres und euren Faxen haben kann. Klar?«
Er sah mich an. Und er erkannte, dass ich nicht bluffte.
Und da begann er zu graben.
Ich konnte nur hoffen, dass die Apachen zu bequem waren, den toten Gaul wieder freizulegen und nochmals in das Wasser zu zerren. Dann würde die Quelle nach einiger Zeit wieder sauber sein.
Nachdem die Männer den Pferdekadaver begraben hatten, sorgte ich dafür, dass meine Männer die sechs Gefangenen wieder auf den Sitzen im Wagen Platz nehmen ließen und anschlossen. Das Anschließen besorgte ich sogar selbst.
Dann zogen wir weiter.
Das Land war ohne Leben und ohne jede Bewegung.
Es war ein Land, in dem es nur Jäger und Gejagte gab.
Nach ein paar Meilen stießen wir auf Wagenfährten.
Es waren drei Wagen. Ein paar Reiter begleiteten sie.
Und sie kamen von irgendwoher von der Grenze im Süden und hatten bisher jeden Wagenweg gemieden.
Erst hier stießen sie auf den alten Coronado-Weg, den auch wir benutzten und der östlich an den Ausläufern der Canelo Hills vorbei zum Pedro Valley führte.
Woher waren die Wagen und die Reiter gekommen?
In diesem Land konnte man abseits der wenigen Wege und Pfade nicht so einfach vorankommen. Hier war keine Prärie. Hier gab es zerhackte Hügelketten, tiefe Arroyos, Canyons, Mesas, Ebenen mit Kakteenwäldern und immer wieder neue Hügelketten.
Und von irgendwoher waren drei schwer beladene Wagen gekommen?
Frachtwagen? Oder waren es Silberschmuggler, die drei Wagenladungen billiges Mexiko-Silber zu einer amerikanischen Silbermine brachten, die es als Eigengewinnung weitergab?
Nun, wir hatten den Wagenzug also vor uns. Denn er benutzte jetzt die alte Coronado-Straße.
Ich ließ meine Leute mit den Gefangenen warten und ritt einen großen Kreis. Und überall dort, wo es reichlich Deckung gab, fand ich die Fährten der Apachen.
Es war eine starke Bande von mehr als zwei Dutzend.
Zwei Dutzend Apachen waren in diesem Land eine Menge. Apachen waren die besten Guerillakämpfer der Welt.
Ich ritt zurück, und die Gesichter der Männer waren angespannt. Alle Augen sahen mich an.
Ex-Sergeant Otis Tennessee sagte trocken: »Ich wette, dass die Apachen den Wagenzug begleiten und dass wir in sie hineinstoßen werden wie in einen Hornissenschwarm, wenn wir diesem Weg folgen.«
Ich nickte.
»Aber es gibt keinen anderen Weg nach Fort Apache«, sagte ich. »Wir müssen zum San Pedro Valley hinunter.«
Der Fahrer Ken Buchanan, der bisher geschwiegen hatte, spuckte seinen Priem vom Wagen vor die Hufe meines Pferdes und sagte: »Fahren wir doch erst mal weiter bis zur Bonita Station. Wenn Paco und seine schöne Tula noch leben, werden sie uns sagen, was es für Wagen waren und was sie geladen hatten.«
Er verstummte trocken.
Ich ritt weiter.
Und meine Männer folgten mir mit den sechs Gefangenen.
Bis zur Bonita Station war es nicht mehr weit. Sie sollte ohnehin das Ziel unseres ersten Tagestrecks sein.
Die Station war eigentlich ein kleiner Rancho, den der Dreiviertel-Apache Paco Yuma mit seiner Tula bewirtschaftete. Er behauptete zwar, nur ein halber Apache zu sein, doch so sah er nicht aus.
Da seine Frau eine Vollblut-Apachin war, ließen ihn seine wilden Vettern in Frieden. Ja, sie holten sich sogar manchmal einen Rat von ihm. Denn er hatte die Missionsschule besucht und kannte sich aus mit den Plänen der Weißen.
Früher, als noch die Postkutschen von Tucson her zur Grenze verkehrten, wurden bei der Bonita Station die Pferde gewechselt. Und auch für die Armee diente sie als Rastplatz auf dem Weg nach Camp Sun Pass.
Es gab hier gutes Wasser und gute Weide für die Tiere.
Das Paar unterhielt auch einen kleinen Store mit den primitivsten Dingen. Hier kauften und tauschten auch die wilden Apachen ein, und so manches Beutestück wurde hier gegen Waffen und Munition versilbert. Die Armee wusste das. Aber dennoch brauchte sie Paco und Tula Yuma. Und so drückte sie meistens beide Augen zu.
Als wir die aus Steinen und Adobeziegeln errichtete Station erreichten, standen Paco und Tula mit ihren fünf Kindern vor der Tür.
Sie wirkten abweisend und verschlossen. Obwohl sie mich gut genug kannten und bisher stets freundlich mit mir verkehrt hatten, ging nun ein Strom von Feindschaft von ihnen aus.
»Es ist nicht gut für uns, wenn ihr hier die Nacht verbringt«, sagte Paco Yuma hart. Er sprach die Sprache der Weißen besser als so mancher Soldat, denn er war ja auch länger zur Schule gegangen als so mancher Weißer dieses Landes.
Aber dennoch musste er hier in der Wildnis leben. Es war sogar ein Glück für ihn, dass die Armee ihn als Halbblut anerkannte. So konnte er wählen, ob er bei den Indianern oder als Weißer leben wollte. Hätte er sich dafür entschieden, ein Indianer zu sein, so würde er nur die Wahl gehabt haben, in ein Reservat zu gehen oder mit seinen wilden Vettern von der Armee gejagt zu werden.
Ich grinste ihn ohne Freundlichkeit an.
»Was für dich gut ist, ist für uns schlecht, Paco«, sagte ich dabei. »Und wenn du meinst, dass sie uns hier beobachten, so bin ich gerne bereit, dir was vor den Latz zu knallen, damit sie sehen, dass du uns nicht willkommen geheißen hast, sondern wir dir mit Gewalt unsere Wünsche aufgezwungen haben.«
Aber das wollte er nun auch nicht. Er war heißblütig und stolz. Die Weißen, zu denen er so gerne gehören wollte, hatten ihn schon zu oft gedemütigt. Doch dies hatte in ihm nur noch stärker den Wunsch entstehen lassen, ein Weißer zu sein.
Ich ließ absitzen und die Gefangenen vom Wagen steigen.
Die Schatten der Nacht kamen von Osten her aus den Wolfshügeln gekrochen und tilgten das letzte Rot der sterbenden Sonne. Wir sperrten unsere Gefangenen in einen Raum des Adobe-Anbaus der Station.
Dann kochten wir. Pacos Frau wollte für uns kein Essen machen. Sonst hatte sie es für ein paar Cents pro Mann gerne getan.
Wir versorgten unsere Tiere, sahen nach dem Wagen, und dann teilte ich Corporal Will Banner und Soldat Early Skynner als Wache bis Mitternacht ein.
Ich selbst und Soldat Pinky Perrit würden dann bis zum Morgengrauen die Wache übernehmen. Wir alle mussten nicht nur auf unsere Gefangenen achten, sondern auch darauf, dass die Apachen nicht angriffen.
Als wir die Gefangenen »abfütterten«, wie man so sagte, waren sie störrisch und von einer lauernden Gefährlichkeit. Sie strömten gewissermaßen Gift aus.