G. F. Unger Western-Bestseller 2549 - G. F. Unger - E-Book

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G. F. Unger

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Beschreibung

Eigentlich entstand unsere Fehde mit den Bullets schon damals in Texas, einige Jahre vor dem Krieg zwischen den Nord‑ und Südstaaten.
Ein Pferdedieb hatte in einer schwarzen Nacht unseren Zuchthengst gestohlen und zuvor einen unserer Reiter, der die Nachtwache hatte, niedergestochen. Unser Reiter - wir nannten ihn Blinky - hatte jedoch angestochen noch kämpfen können und seinem Mörder die linke Hemdtasche abgerissen. Sie war ja nur ein aufgenähtes Stück Hemdstoff.
Nun, unser Vater Jack Mannahan nahm trotz der schwarzen Nacht schon wenig später mit einigen unserer Reiter die Verfolgung auf. Das war trotz der Finsternis leicht, denn wir hatten gerade eine lange Trockenheit.
Der Pferdedieb wollte besonders schlau sein und ritt auf dem Wagenweg, weil dort viele Fährten waren. Er glaubte, dass seine Fährte nicht nur unter all den anderen Fährten verschwinden, sondern er selbst auch noch fast eine ganze Nacht Vorsprung haben würde.
Doch unser Vater musste nicht bis Tagesanbruch warten, um vielleicht am nächsten Morgen die Hufspuren unseres Hengstes unter den anderen Hufspuren erkennen zu können. Er folgte mit seinen Reitern der Staubfährte. Denn der Staub hing noch lange in der Luft. Er war so fein und trocken wie Puder ...


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Inhalt

Cover

Arizona-Fehde

Vorschau

Impressum

Arizona-Fehde

Eigentlich entstand unsere Fehde mit den Bullets schon damals in Texas, einige Jahre vor dem Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten.

Ein Pferdedieb hatte in einer schwarzen Nacht unseren Zuchthengst gestohlen und zuvor einen unserer Reiter, der die Nachtwache hatte, niedergestochen. Unser Reiter – wir nannten ihn Blinky – hatte jedoch angestochen noch kämpfen können und seinem Mörder die linke Hemdtasche abgerissen. Sie war ja nur ein aufgenähtes Stück Hemdstoff.

Nun, unser Vater Jack Mannahan nahm trotz der schwarzen Nacht schon wenig später mit einigen unserer Reiter die Verfolgung auf. Das war trotz der Finsternis leicht, denn wir hatten gerade eine lange Trockenheit.

Der Pferdedieb wollte besonders schlau sein und ritt auf dem Wagenweg, weil dort viele Fährten waren. Er glaubte, dass seine Fährte nicht nur unter all den anderen Fährten verschwinden, sondern er selbst auch noch fast eine ganze Nacht Vorsprung haben würde.

Doch unser Vater musste nicht bis Tagesanbruch warten, um vielleicht am nächsten Morgen die Hufspuren unseres Hengstes unter den anderen Hufspuren erkennen zu können. Er folgte mit seinen Reitern der Staubfährte. Denn der Staub hing noch lange in der Luft. Er war so fein und trocken wie Puder ...

Unser Vater hatte Paco bei sich, einen alten Vaquero mit Comanchenblut in den Adern und der feinen Nase eines Wolfes.

Sie ritten damals die ganze Nacht, folgten der aufgewirbelten Staubfährte, vertrauten Pacos feiner Nase.

Als es dann Tag wurde, da sahen sie den Pferdedieb mit unserem Hengst keine Meile weit vor sich.

Am frühen Vormittag hatten sie ihn dann eingefangen.

Ihm fehlte die linke Hemdtasche.

Und damit begann eigentlich alles, was eines Tages zur Arizona-Fehde zwischen uns Mannahans und den Bullets führte.

In Texas wurden damals Pferdediebe an ihren Hälsen hochgezogen.

Das war ungeschriebenes Gesetz, welches aber auch von den Gerichtshöfen angewandt wurde. Denn der Verlust seines Pferdes konnte für dessen Besitzer das Todesurteil bedeuten. In der Weite des Landes war man ohne Reitpferd verloren.

Nun, unser Vater tat damals, was jeder Texaner getan hätte.

Und er wusste nicht, wen er aufgehängt hatte. Für ihn war der Bursche nur ein Pferdedieb, der einen Tausend-Dollar-Zuchthengst gestohlen und einen seiner Reiter ermordet hatte.

✰✰✰

Wir waren auf unserer Ranch eine große und glückliche Familie. Unsere Mutter Sue hatte unserem Vater fünf Kinder geboren, vier Jungen und eine Tochter. Unsere Ranch war ziemlich groß. Wir hatten eine Mannschaft von einem Dutzend Reitern. Dazu kamen wir vier Brüder. Fess war der älteste von Jack Mannahans Söhnen, dann kamen Morg, Jube und ich. Mich hatten sie Jesse getauft.

Und unsere kleine Schwester nannten wir Little Sue.

Wir spürten damals einige Tage lang, dass unser Vater die ganze Sache nicht wie eine Selbstverständlichkeit abgehakt hatte. Es beschäftigte ihn Tag und Nacht. Er war schweigsamer als sonst und tief in sich gekehrt mit all seinen Gedanken und Gefühlen. Unsere Mutter tat, was sie konnte, um ihn abzulenken. Sie brauchte dazu keine Worte, aber sie ließ ihn immerzu spüren, wie sehr sie ihn liebte und seine Gefährtin war durch dick und dünn.

Und so kam er nach einigen Tagen wohl darüber hinweg, dass er sich zum Richter und Henker gemacht hatte, und er sagte sich wohl, dass er im Grunde nichts anderes tat als das, was jeder Texaner an seiner Stelle getan hätte.

So vergingen etwa drei Wochen.

Dann kam John Bullet angeritten. Wir kannten ihn noch nicht persönlich, hatten jedoch von ihm schon gehört. Er besaß einige Tagesritte von uns entfernt eine große Ranch, die noch größer war als unsere. Man nannte ihn dort Big John oder Duke John Bullet.

Und so imposant wirkend kam er vor unser Ranchhaus geritten mit vier Reitern, denen man ansah, dass sie Brüder und seine Söhne waren.

Wir hatten beim Mittagessen auf der Veranda gesessen. Nun erhoben wir uns und traten an den Rand der Veranda. Unsere Mutter kam mit einer großen Kaffeekanne aus der Küche.

John Bullet war ein hünenhafter, schwerer Mann. Er saß auf einem riesigen Wallach. Sein Sichelbart hing ihm über die Mundwinkel nieder und verbarg den hartlippigen Mund nur wenig.

Er sah auf unsere Mutter und griff vor ihr an die Hutkrempe, wobei er kehlig sagte: »Ma'am ...«

Dann aber deutete er mit dem Zeigefinger auf unseren Vater und fragte: »Sind Sie Jack Mannahan?«

»Der bin ich«, erwiderte unser Vater.

»Ich bin John Bullet. Vielleicht haben Sie schon von mir gehört, Mister Mannahan?«

»Habe ich, Mister Bullet. Was führt Sie zu mir?«

»Eine Frage, eine einzige Frage nur, Mister Mannahan. Haben Sie vor etwa drei Wochen einen meiner Söhne an einer alter Burreiche am Bonito Creek gehängt?«

Es war eine schwergewichtige Frage, hinter der die ganze Macht eines Cattle-Kings stand.

Unser Vater saß in der Klemme.

Er konnte die Frage verneinen. Dann aber hätte er seinen Stolz verloren und seine Ehre. Wir – seine Söhne – hätten ihn als Feigling ansehen müssen.

Doch er enttäuschte uns nicht, denn er sagte: »Ich hängte einen Pferdedieb, der zuvor einen meiner Reiter hinterrücks mit dem Messer angefallen und getötet hatte. Wenn dieser Mann einer Ihrer Söhne war, Mister Bullet, dann wäre wohl zu fragen, warum er zum Pferdedieb wurde – und zum Mörder. Haben Sie ihn falsch erzogen?«

Die Stimme unseres Vaters klang zuletzt bitter und hart.

John Bullet saß schwer auf seinem riesigen Wallach, senkte einige Sekunden lang das Haupt und starrte auf seine Hände, die das Sattelhorn kneteten.

Dann aber sah er meinen Vater an und sprach gewichtig: »Sie hätten den wilden Jungen zu mir bringen sollen – nein, müssen! -‍, damit ich ihn bestrafen konnte. Und ich hätte ihn hart bestraft. Sie haben etwas falsch gemacht, Mister Mannahan. Man hängt keinen Bullet am Halse auf, ganz gleich, was er getan hat. Das wird auch Sie einen Ihrer Söhne kosten. Ich bin gekommen, um Ihnen das zu sagen. Auge um Auge und Zahn um Zahn, so heißt es wohl.«

Er verstummte hart.

Dann zog er seinen Wallach herum und ritt davon.

Seine vier Söhne wandten ebenfalls ihre Pferde, um ihm zu folgen. Aber einer von ihnen sprach dabei über die Schulter: »Pete war nur ein wilder und verrückter Junge. Wir werden ihn rächen. Eines Tages ...«

Dann trieben auch sie ihre Pferde an, um ihrem Alten zu folgen.

Sie ritten wunderschöne Pferde, so als wären sie Königssöhne.

Wahrscheinlich fühlten sie sich auch so.

Wir sahen ihnen schweigend nach.

Hinter uns murmelte unsere Mutter: »O Gott im Himmel ...«

Aber dann sprach Fess trotzig: »Die sollen es nur versuchen ...«

✰✰✰

Es vergingen drei Wochen. Nichts geschah. Wir Jungen hielten uns auf der Ranch auf, durften nicht auf die Weide reiten. Das hatte uns Vater verboten.

Aber weil nichts mehr geschah, wurden wir allmählich sorgloser, zumal auch unsere Reiter, die unser Weidegebiet überwachten, keine Fremden sichteten und auch nirgendwo verdächtige Fährten fanden.

Fess war damals siebzehn, Morg sechzehn, Jube fünfzehn und ich vierzehn. Und wir wollten so schnell wie möglich vollwertige Cowboys werden.

Es geschah also nichts Bedrohliches.

Dafür geschah etwas anderes: Der Krieg zwischen den Süd- und Nordstaaten brach aus.

Aber da wir keine Sklavenhalter waren, gab es für uns keinen Anlass, in den Krieg zu ziehen, obwohl das viele Texaner taten. Wir sahen unsere Aufgabe darin, die Konföderiertenarmee mit Rindern und Pferden zu versorgen. Und das musste ja auch sein.

Wir Jungs ritten bald wieder auf die Weide, kümmerten uns um die Rinder und Pferde, jagten Raubwild und halfen unseren Reitern beim Bränden, Zureiten, und all den vielen anderen Rancharbeiten.

Wir mussten zum Beispiel immer wieder die Tränken und Wasserstellen und den Creek säubern. Denn Rinder stampften die Ufer immer wieder zur Pampe.

Dann aber wurde Fess aus großer Entfernung aus dem Sattel geschossen.

Die Kugel riss ihm eine hässliche Wunde. Sie wurde von einer Buffalo Sharps abgefeuert. Und der hinterhältige Schütze machte sich auf einem schnellen Pferd aus dem Staub. Sein Vorsprung war ja groß. Denn mit solch einem schweren Büffelgewehr mit Zielfernrohr konnte man fast auf eine Meile weit treffen.

Wir mussten die Verfolgung nach Anbruch der Nacht aufgeben. Diesmal war keine Staubfährte in der Luft, der man folgen konnte.

Fess lag dann wochenlang krank auf seinem Bett, versorgt von unserer Mutter.

Und er wurde tatsächlich wieder gesund.

Indes ging der Krieg zwischen Nord und Süd weiter.

Und von den Bullets hörten wir nichts mehr.

Aber wir waren überzeugt, dass es einer von John Bullets Söhnen gewesen war, der unseren Fess fast getötet hatte.

Natürlich waren wir mehr als nur wütend, aber unsere Mutter sagte einmal zu unserem Vater, als sie sich allein und unbelauscht glaubten: »Jack, lass es gut sein. Wir haben bezahlt. Jesse ist wieder gesund. Und dieser Bullet glaubt gewiss, dass auch wir einen Sohn verloren haben.«

»Nun gut, Sue«, hörten wir unseren Vater erwidern. Dann setzte er noch hinzu: »Dieser Krieg macht mir mehr Sorgen. Wenn er noch lange dauert, werden unsere Jungs zur Texas-Brigade wollen. Wie könnten wir sie zurückhalten? Besonders Fess ist nun fast schon ein Mann. Und auch Morg fühlt sich erwachsen. Die brechen uns bald aus.«

Wir hörten es also.

Dann sagte Fess zu uns: »Ja, ich werde bald in den Krieg ziehen, verdammt! Jeder Texaner hat die Pflicht, für den Süden gegen die Yanks zu kämpfen.«

Auch ich hörte seine Worte. Aber ich war ja gerade erst fünfzehn geworden. Und der Krieg würde vorbei sein, bevor ich alt genug war, um für Texas kämpfen zu können.

Unsere Schwester Sue war erst dreizehn. Sie würde so schön werden wie unsere Mutter. Ja, Mom war eine Schönheit, und dass unser Vater sie damals bekommen konnte, dies war sein großes Glück und das Beste, was er in seinem Leben bekommen hatte. Er wusste das genau.

Es vergingen wieder einige Wochen. Dann brachten wir eine Herde Rinder und einige Dutzend Pferde zum Aufkäufer der Konföderation nach Fort Worth. Der Aufkäufer war im Rang eines Colonels und hatte nur noch einen Arm und ein steifes Bein.

Ich war dann dabei, als er unserem Vater das Geld für Rinder und Pferde zahlte.

Sie mochten sich beide und unterhielten sich eine Weile bei einem Glas Whisky über den Krieg und die Aussichten für einen Sieg des Südens.

Ich saß still in der Ecke des Armee-Office und hörte zu. Sie beachteten mich nicht, denn ich war ja nur ein dünner, hoch aufgeschossener Junge.

Und so hörte ich den alten Colonel sagen: »Mannahan, die Nachrichten sind nicht gut, denn dem Süden geht die Puste aus. Gegen all das Material des Nordens kommt der Süden bald nicht mehr an. Wir bluten aus. Und die Dollars der Konföderation sind bald nichts mehr wert. Der Krieg ist jetzt schon verloren. Selbst General Lee kann da nichts mehr umbiegen. Dann habt ihr hier in Texas eines Tages die Besatzungstruppen auf dem Hals. Texas wird so arm werden wie eine Kirchenmaus. Mannahan, denken Sie mal gründlich darüber nach.«

Er verstummte ernst.

Sie schwiegen beide eine Weile. Der Colonel goss noch einmal Drinks ein.

Dann aber betrat ein Offizier das Office. Er war ein Captain, und man sah ihm an, dass er scharf geritten war. Der flockige Pferdeschweiß klebte noch an seinen Hosenbeinen.

Er salutierte vor dem alten Colonel und übergab ihm einen Umschlag, den der Colonel öffnete und sorgfältig durchlas.

Dies tat er zweimal.

Dann sah er meinen Vater an. »Jetzt haben wir den endgültigen Wendepunkt des Krieges«, sagte er. »Es gab zwischen dem ersten und dritten Juli eine gewaltige Schlacht bei Gettysburg. Unsere Armee unter General Lee wurde nach schweren Kämpfen von General Meade geschlagen und musste sich über den Potomac zurückziehen. Die Verluste waren gewaltig. Und am 4. Juli hat General Grant Vicksburg erobert. Jetzt gehört der Strom, diese riesige Lebensader, der Union. Die Staaten westlich des Mississippis – also Arkansas, Louisiana und Texas – sind nun von den anderen Staaten abgeschnitten. Die Konföderation wurde geteilt und die ganze Kraft der Union wird sich auf Virginia konzentrieren. Der Krieg ist für die Südstaaten so gut wie verloren. Mannahan, bleiben Sie nicht in Texas mit Ihrer Familie. Denn hier werden Sie alles verlieren. Oder könnten Sie die fällige Grundsteuer von einigen Jahren mit Yankeedollars bezahlen?«

Er verstummte bei seiner Frage grimmig, und er war ein kluger und erfahrener Mann, der in die Zukunft sehen konnte.

Das begriff sogar ich, der ich doch nur ein Junge von fünfzehn Jahren war.

Wir schrieben das Jahr achtzehnhundertdreiundsechzig.

Ich wollte nicht langer zuhören, sondern glitt hinaus ins Freie.

Schräg gegenüber war ein Saloon. Dort waren meine Brüder und einige von unseren Reitern. Sie tranken dort schon Tequila und Whisky. Es gab da auch einige Mädchen, die wie streunende Katzen im Saloon umherstrichen und sich für Geld verkauften.

Oh, ich wusste längst Bescheid und hörte manchmal, wie sich unsere Reiter darüber daheim auf der Ranch unterhielten, was man mit diesen Mädchen alles anstellen konnte. Und sogar Fess und Morg wussten schon gut Bescheid und fühlten sich deshalb Jube und mir gegenüber als richtige Männer.

Nun, ich lief also hinüber zum Saloon.

Dort ging mein großer Bruder Fess soeben mit einem Mädchen die Treppe hinauf nach oben zu einem der Zimmer.

Morg und einige unserer Reiter sahen ihm nach.

Einer unserer Reiter – wir nannten ihn nur Kalispel – rief Fess und den Mädchen grinsend nach: »He, Honey, treib es nicht zu toll mit ihm! Er muss noch einen weiten Weg zurück zur Ranch reiten!«

Nun lachten sie alle im Saloon.

Dann sah Morg auf mich und wurde sofort biestig. Er fauchte vom Schanktisch her zu mir herüber: »He, Kleiner, was willst du hier? Raus hier! Du bist noch zu grün hinter deinen Löffeln.«

Aber ich beachtete ihn und seine Worte nicht. Ich rief zu Fess hinauf, der mit dem Mädchen oben fast schon verschwunden war: »He, Fess, kommt wieder herunter! Es gibt böse Nachrichten! Komm herunter, Fess!«

In meiner Stimme war ein Klang, der ihnen allen hier im Saloon sagte, dass ich wahrhaftig eine böse Nachricht loswerden wollte.

Fess verließ das schmollende Mädchen und kam herunter. Auch Morg kam zu mir. Und dann gesellten sich unsere vier Reiter und fast alle anderen Gäste hinzu, bildeten einen Halbkreis um mich.

Einer der Gäste sagte: »He, ist der Junge auch ein Mannahan? Dann soll er nur keine Witze mit uns machen.«

Es wurde still.

Und dann erzählte ich, was ich im Armee-Office gehört hatte.

Als ich verstummte, da blieb es eine Weile still.

Dann fluchte einer der Gäste bitter. Es war einer der Reiter, die unsere Rinder und Pferde übernehmen und weiter zu den Konföderierten-Truppen treiben sollten.

Er fluchte also und sagte dann: »Ja, das war es wohl. Von jetzt an haben uns die Yankees an den Ärschen.«

Ich drängte mich hinaus.

Hinter mir kamen Fess und Morg – und dann unsere vier Reiter.

Wir verhielten unschlüssig vor dem Saloon und blickten zum Armee-Office hinüber.

Dort trat jetzt unser Vater Jack Mannahan heraus.

Und hinter uns klang die Stimme des Barkeepers: »He, ihr müsst noch eure Drinks bezahlen. Die gibt es nicht umsonst.«

Aber wir sahen auf unseren Vater.

Doch dann gab es plötzlich ein ganz anderes Problem.

Von rechts hinter uns rief eine raue Stimme: »He, ihr Mannahans!«

Wir wandten uns und sahen einen Mann, den wir sofort wiedererkannten.

Es war einer der Bullets, einer von John Bullets Söhnen. Wir wussten zwar nicht, wie sein Name war, aber er war ein Bullet.

Nun stand er breitbeinig im Staub des Platzes und hatte seine Daumen in den Gürtel gehakt. Man sah ihm an, dass er leicht angetrunken war. Dies hatte er wahrscheinlich in einem der anderen Saloons getan.

Er hob nun die Hand und deutete auf Fess.

»He, du lebst ja noch«, sprach er. »Du bist doch Fess Mannahan, der älteste Sohn vom Mörder unseres Bruders Pete? Oder bist du es nicht?«

Wir alle traten zur Seite.

Denn alles sah nun nach einem Duell aus, nach einem Revolverkampf.

Und dieser Bullet war allein.

Ich hielt mich etwas seitlich im Hintergrund, aber ich konnte alles gut sehen und jedes Wort hören.

Fess sagte ruhig: »He, Bullet, mein Vater ist kein Mörder. Aber er hängte einen Pferdedieb und hinterhältigen Messermörder am Hals auf, so wie es Brauch ist in Texas. Und wieso staunst du, dass ich noch lebe? Warst du der Heckenschütze, der mich mit einer Buffalo Sharps vom Pferd schoss?«

Der Bullet schüttelte seinen bärtigen Kopf. Seine langen Haare flogen nur so.

Dann stieß er hervor: »Ich schieße nicht aus dem Hinterhalt, ich nicht! Aber nun werde ich unseren Bruder Pete rächen. Ich bin Pat Bullet, damit du weißt, wer dich zur Hölle schickt, weil es immer wieder Auge um Auge und Zahn um Zahn geht auf unserer Erde. Jetzt zieh endlich!«

Er stieß die letzten Worte unmissverständlich als Befehl aus.

Dabei klatschte seine Hand auch schon gegen den Revolverkolben.

Er trug seine Waffe tief unter der linken Hüfte wie ein Revolvermann.

Auch Fess zog, aber er war eine Idee langsamer, genau um diesen winzigen Sekundenbruchteil, auf den es ankam.

Als Jesse schoss, war er schon getroffen und schwankte.

Dann fiel er auf die Knie. Und Pat Bullet trat mit dem rauchenden Colt in der Faust zu ihm und zielte auf seinen Kopf. Dabei rief er trunken und voller wilder Rachelust: »Jetzt ...«

Doch was er auch tun wollte, er konnte es nicht mehr tun.

Denn unser Vater Jack Mannahan schoss von drüben, indes er über den Platz geschritten kam. Ja, er schoss ihn von den Beinen und tötete nun John Bullets zweiten Sohn.

Wir alle – auch die anderen Gäste des Saloons, die mit uns hinausgekommen waren – verharrten bewegungslos.

Dann sagte einer heiser: »Der war ja verrückt. Er zog zuerst und wollte immer noch töten, obwohl der Gegner nicht mehr kämpfen konnte. Ja, der war verrückt.«

✰✰✰

Wir verschwanden verdammt schnell aus Fort Worth.

Der Armeearzt hatte noch unseren Fess versorgt, ihm die Kugel herausgeholt und die Wunde desinfiziert, sodass es Hoffnung gab, dass sie sich nicht entzünden würde.

Fess war nun schon zum zweiten Mal von der Rache der Bullets getroffen worden.

Und unser Vater hatte den zweiten Bullet-Sohn getötet.

Er ritt schweigend an der Spitze.

Fess lag in unserem Wagen, in dem wir ja alle unser Schlafzeug, das Lager- und Kochgerät und alle sonstigen Dinge, die wir unterwegs beim Treiben benötigten, mitgeführt hatten.

Wir würden vier Tage bis zur Ranch brauchen. Fess würde das überstehen. Denn die Wunde war ein glatter Schulterdurchschuss.

In vier Tagen würde er wieder die Pflege unserer Mutter bekommen.