G. F. Unger Western-Bestseller 2556 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2556 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Larry Bannister reitet von Süden her in Brownsville ein. Er grinst schmal, als er Bill Trevor aus seinem Office kommen sieht. Die Beine des drahtigen Sheriffs scheinen noch krummer geworden zu sein.
Larry erkennt mit einem Blick, dass Bill Trevor ein alter Mann geworden ist, der besser seinen Posten einem jüngeren Nachfolger anvertrauen sollte.
Bill Trevor ist nicht einmal erstaunt. Seine alten
Falkenaugen zwinkern kaum. Er hebt leicht die Hand.
»Hallo, Boy!«, ruft er heiser.
»Hallo, Bill - freust du dich?«
»Nicht besonders, Larry - nicht besonders!«
»Finde dich damit ab, Bill!«
Dann ist Larry am Sheriff's Office vorbei. Er erreicht eine schmale Querstraße. Vor der Gentlemen Bar gleitet er aus dem Sattel, bindet sein Pferd neben die anderen Tiere an die Haltestange und schiebt dann seine lange Gestalt durch die Pendeltür ...


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Inhalt

Cover

Heiße Sättel

Vorschau

Impressum

Heiße Sättel

Larry Bannister reitet von Süden her in Brownsville ein. Er grinst schmal, als er Bill Trevor aus seinem Office kommen sieht. Die Beine des drahtigen Sheriffs scheinen noch krummer geworden zu sein.

Larry erkennt mit einem Blick, dass Bill Trevor ein alter Mann geworden ist, der besser seinen Posten einem jüngeren Nachfolger anvertrauen sollte.

Bill Trevor ist nicht einmal erstaunt. Seine alten Falkenaugen zwinkern kaum. Er hebt leicht die Hand.

»Hallo, Boy!«, ruft er heiser.

»Hallo, Bill – freust du dich?«

»Nicht besonders, Larry – nicht besonders!«

»Finde dich damit ab, Bill!«

Dann ist Larry am Sheriff's Office vorbei. Er erreicht eine schmale Querstraße. Vor der Gentlemen Bar gleitet er aus dem Sattel, bindet sein Pferd neben die anderen Tiere an die Haltestange und schiebt dann seine lange Gestalt durch die Pendeltür ...

Langsam geht er zu einer Ecke des langen Schanktisches. Den Barmann kennt er nicht und auch nicht die meisten der Gesichter, die sich ihm zuwenden.

Aber einen Mann kennt er ganz genau – und dieser erkennt ihn.

Sie lächeln sich an. In diesem Lächeln liegt ihre gegenseitige Abneigung und alles, was vor Jahren zwischen ihnen war und heute noch ist.

»Du kommst ein paar Wochen zu spät, Larry«, sagt Pat Dunn. Er verzieht seine dicken Lippen und zeigt das Gebiss einer Bulldogge.

»Du hast eine Menge Fett angesetzt, Pat«, erwidert Larry sanft und nimmt das Glas, das ihm der Barmann wortlos zuschiebt.

»Meine Sache, Larry!«

»Sicher, Pat! Sonst noch was?«

Larry richtet den Blick fest auf Pat Dunn, und dieser weiß plötzlich, dass er es haben kann, wie er will.

Aber er zögert. In seinen gelben Hundeaugen zeigt sich plötzlich ein unsicheres Glitzern. Er erinnert sich daran, dass Larry früher immer eine Idee besser war. Und das ist jetzt sechs Jahre her. Larry war damals noch keine zwanzig.

Pat Dunn war damals schon ein Mann.

Das ist Larry Bannister jetzt auch. Man sieht es ihm an, dass er bereits einige Höllen durchritten hat und vom Leben hart geschmiedet wurde.

Pat Dunn zögert, obwohl ihm der Hass nur so aus den Augen leuchtet.

»Nein«, sagt er, »sonst ist nichts, vorläufig nicht. Bleibst du hier?«

»Vielleicht, Pat!«

»Dann werden wir noch eine Menge Freude miteinander haben, Red Larry!«

»Wo du willst und wann du willst, und bestell dem alten Piraten und deinen Brüdern einen schönen Gruß von mir, Pat.«

Larry sagt es sanft und lässig. Dann dreht er Pat Dunn den breiten Rücken zu und trinkt seinen Whisky.

Pat Dunn aber fühlt die Blicke seiner Mannschaft auf sich ruhen. Er grinst. Die böse Wut ist ihm anzusehen.

»Noch nicht«, wiederholt er mehr für sich, trinkt sein Glas mit einem Ruck aus und wendet sich um. »Wir reiten«, knurrt er.

Die Reiter der großen Bullkopf-Mannschaft folgen ihm sporenklirrend und sehr schweigsam. Bald verklingen die Hufschläge der abreitenden Crew.

Larry Bannister trinkt langsam und betrachtet sich nachdenklich in dem großen Spiegel, der fast so lang wie der Schanktisch ist.

Ich müsste mich rasieren lassen und vorher ein Bad nehmen, denkt er, aber er unterbricht seine Gedanken, denn er will noch nicht an Nell McLane denken. Davor fürchtet er sich.

Larry Bannister ist aus zwei Gründen heimgekommen: Der eine Grund ist der Brief seines Bruders, und der andere Grund ist Nell McLane.

Er wischt sich mit dem Handrücken über den Mund, wirft ein Geldstück auf den Tisch und verlässt den Gentlemen Saloon.

Eine halbe Stunde später ist er rasiert und gebadet. Überdies trägt er ein neues Hemd und ein frisches Halstuch. In seiner Tasche klimpern noch sieben oder acht Dollar. Das ist sein ganzes Vermögen.

Zögernd steht er an der Straßenecke im Schatten des überdachten Gehsteiges. Einige Leute beobachten ihn. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass Red Larry heimgekehrt ist. Larry hatte früher eine Menge Freunde im Ort. Jetzt scheint es anders zu sein.

Er wendet sich plötzlich um und geht in die schmale Gasse hinein.

Steve Mortimer kommt ihm entgegen. Steve war immer ein guter Junge. Larry ist früher mit Steve viel geritten.

Er bleibt stehen, doch Steve Mortimer murmelt nur: »Hallo, Larry. Schön, dass du noch lebst. Du siehst gut und verdammt hart aus. Aber ob du hart genug sein ...«

Steve verstummt, tippt leicht an den Hut und geht um Larry herum.

Larry sieht ihm nicht nach. Er bekommt jedoch schmale Lippen. Dann geht er weiter und steht bald vor der Tür eines kleinen Ladens. Darüber hängt ein kleines Schild:

Nell McLane

Schneiderin für Damenbekleidung

Als er eintritt, bimmelt ein Glöckchen. Nell steht mitten im Laden. Er weiß sofort, dass sie auf ihn gewartet hat.

Sie ist schön und wirkt sanft – aber sie ist stark und treu.

Sonst hätte sie nicht sechs lange Jahre auf Larry gewartet.

Sie hat gewartet, denn sie hatte Larry Bannisters Wort.

Und nun ist er da!

Als er zu ihr geht, kommt sie ihm entgegen. Und dann küssen sie sich, immer wieder.

Er hält ihren Kopf in seinen Händen und sieht in das feine, zart geschnittene Gesicht, sieht lange in die blauen Augen, die zu ihrem dunklen Haar einen wunderschönen Kontrast bilden, erkennt viele Dinge und fühlt mit einem Mal wieder seine Schuld.

Er will etwas sagen, aber sie kommt ihm zuvor.

»Ich wusste, dass du erst zu mir kommen würdest. Du siehst etwas müde aus. Genug geritten, Larry Bannister?«

»Ja, Nell. Ich bin ein Hundesohn und verdiene es nicht, dass du die ganze Zeit auf mich gewartet hast. Aber es war gut für mich, all die Jahre zu reiten. Ein Mann wie ich musste erst einmal lange weg, um ruhig zu werden. Du kannst mich haben, wenn du mich noch willst.«

Er sagt die Worte heiser und leise.

Ihre Augen leuchten.

»Danke, Larry, ich wusste, dass der Tag kommt, der mich die Jahre des Wartens vergessen lässt. Zwischen uns ist alles geblieben, Larry. Ein wilder Junge ist damals nach Norden geritten und jetzt als reifer Mann zurückgekehrt. Das musste so sein.«

Beim letzten Wort verschwindet das Leuchten aus ihren Augen, und sie werden hart.

»Ich kann noch etwas warten, Larry, denn es gibt für dich noch eine Pflicht, die ...«

»Erst kommst du, Nell! Wir verlassen dieses Land und ...«

»Dein Vater ist tot, Larry!«

»Mein Bruder schrieb es mir. Ich habe nichts mehr mit der B-im-Kreis zu tun.«

»Doch, Larry!«

»Was?«

»Dein Vater hat dir damals dein Erbteil in guten Dollars ausgezahlt, damit du deine Spielschulden begleichen konntest. Das hast du getan, und dann bist du nach Norden geritten. Und jetzt steht die B-im-Kreis vor dem Ende, Larry!«

»Aaah, mein großer Bruder schafft es nicht?«

»Er kann es nicht schaffen! Die Dunns nehmen ihm eine Weide nach der anderen ab. Und er kann nicht viel dagegen tun, er hat zu wenig Reiter. Er kann sich auch keine Schießer mieten, denn er ist arm. Die Ranch ist verschuldet. Und weißt du warum, Larry Bannister?«

»Weil mein Vater mich auszahlte?«

»Ja, Larry! Er hatte kein Bargeld mehr. Eine Rinderseuche und dauernde Viehdiebstähle brachten die Ranch an den Rand des Ruins.«

»Jeff kann sich wieder hocharbeiten, er ist ein guter Rindermann und versteht etwas vom Geschäft.«

»Die Dunns lassen nicht zu, dass die B-im-Kreis jemals wieder groß wird, Larry.«

»Pah, die Dunns!«

»Sie sind groß und mächtig geworden in den letzten vier Jahren. Sie haben ihre Herden aus den Bergtälern gebracht und beherrschen fast die ganze Weide auf der Ebene. Die Rinder deines Bruders werden immer mehr zur Wüste abgedrängt. Es ist freie Weide. Der Starke verdrängt den Schwachen.«

Sie verstummt, sieht ihn fest an, tritt dann zu ihm und umfasst seine starken Oberarme.

»Du bist sechs Jahre als Satteltramp geritten und hast überall gekämpft. Du bist ein Mann, der immer wieder Streit bekam, weil sein Ruf ihm vorauseilte und ...«

»Was soll das, Nell? Ihr habt wohl schlechte Geschichten über mich gehört? Yeah, ich habe immer zurückgeschlagen, aber meine Fährte war sauber.«

»Das weiß ich, Larry, aber du bist ein Kämpfer, und dein Bruder Jeff ist ein zwar kluges, aber eben nur ein Arbeitspferd. Er braucht einen Kämpfer, der ihm die Dunns vom Halse hält. Reite zu ihm, ich warte auf dich.«

Sie reicht ihm beide Hände.

»Ja, Nell«, murmelt er sanft.

✰✰✰

Pat Dunn hatte mit seiner Mannschaft eine Herde zum Verladebahnhof gebracht. Sie waren nur zu einem kurzen Drink abgestiegen. Dann kam Larry Bannister in die Bar.

Und Pat Dunn kniff.

Die wilde Wut frisst in ihm, als er an der Spitze der Treibermannschaft in Richtung Pass reitet. Je länger Pat Dunn über die Szene im Gentlemen Saloon nachdenkt, umso mehr spürt er seinen wilden Hass auf Larry Bannister.

Der hat ihn schon dreimal verprügelt. Einmal, als Pat Dunn Nell McLane beleidigte. Ein zweites Mal, als Pat Dunn eine Wasserstelle der B-im-Kreis verunreinigte, und das letzte Mal wurde Pat Dunn von Larry Bannister vertrimmt, als er ihm mit zwei Freunden im Mietstall auflauerte.

Damals sah es sehr schlecht für Larry aus, denn sie hatten ihn schon am Boden. Doch da kam sein Bruder Jeff und hielt Dunns Freunden einen Colt unter die Nasen, sodass Larry Pat Dunn zum dritten Mal verprügeln konnte.

Sie hassen sich wie Puma und Wolf.

An all diese Niederlagen denkt Pat Dunn, als er an der Spitze der Mannschaft heimreitet. Und er weiß, dass er unbedingt etwas unternehmen muss, um vor Hass und Wut nicht krank zu werden.

Er biegt plötzlich ab.

»Reitet weiter – ich habe noch etwas zu erledigen!«

Er winkt den Reitern noch einmal zu und reitet auf die Hügel zu, die sich von Süd nach Nord buckeln.

Eine Stunde später glaubt er, die richtige Stelle gefunden zu haben. Er wirft sich aus dem Sattel, nimmt die Winchester aus dem Sattelschuh, bringt sein Pferd in Deckung und sucht sich einen günstigen Platz.

Der Weg zur B-im-Kreis windet sich keine achtzig Yards entfernt rechts von ihm durch die Hügel. Er selbst findet zwischen den Felsen gute Deckung und macht es sich bequem.

Er mag eine Stunde gewartet haben, da sieht er einen Reiter. Aber es ist nicht Larry Bannister, sondern dessen Bruder Jeff. Er kommt aus der Richtung der Ranch.

»Oha, der hat auch schon erfahren, dass sein Bruder Rotkopf angekommen ist. Der kommt mir auch richtig! Das wird ein feiner Spaß!«

Pat Dunn erhebt sich, lässt sein Gewehr zurück und läuft zum Weg hinunter.

Jeff Bannister verhält sein Pferd.

Mit seinem Bruder Larry hat Jeff nicht die geringste Ähnlichkeit. Er wirkt plump, stämmig, solide. Jeff hat kein Feuer in sich, aber er ist beharrlich, zäh und bedächtig. Schweigend wartet er im Sattel und sieht ruhig auf Pat Dunn hinab.

»Steig ab«, sagt dieser scharf.

»Was willst du, Pat? Streit?«

»Steig ab, bevor ich dich herunterziehe, Jeff!«

Jeff schiebt sein breites Kinn vor.

»Ich wollte dich schon lange fragen, ob es nur Rinder mit dem Bullkopf-Brand sind, die du mit deiner Mannschaft dauernd zur Verladestation bringst«, murmelt er und atmet dann schwer ein.

Pat Dunn grinst.

»Du wirst bald andere Sorgen haben, Buddy! Ich habe vor zwei Stunden vor deinem Bruder gekniffen und habe aus diesem Grunde eine Menge Wut im Bauch. Und ich bin schlecht genug, dich wegen deines großspurigen Bruders zu verprügeln. Ja, an ihn wage ich mich nicht heran. Ich gebe es zu! Und ich bin ein richtiger Giftpilz, das gebe ich auch zu! Aber es wird mir eine Wohltat sein, wenn ich dich zerschlage. Steig ab!«

Er will nach Jeffs Gürtel greifen und ihn vom Pferd zerren, doch er bekommt Jeffs Fuß vor die Brust. Dann setzt Jeff die Sporen ein, und Das Pferd rast los.

Nach zwanzig Yards überschlägt er sich, denn Pat Dunn hat schon den dritten Schuss aus dem Colt gejagt und dreimal die Hinterhand des Pferdes getroffen.

Bannister fällt schwer zu Boden. Als er sich aufrichten will, ist Dunn zur Stelle und tritt nach ihm. Jeff fällt wieder auf den Rücken, stöhnt schmerzvoll, rollt sich ächzend auf die Seite und richtet sich taumelnd auf. Pat Dunns Faust schlägt ihm fast den Kopf von den Schultern. Dann bekommt er einen Tritt, geht mit einem Schrei zu Boden und liegt im Staub.

Jeff ist weder schlapp noch feige, er hat nur einfach keine Chance gehabt, sich auf den Kampf vorzubereiten, da er vom Sturz noch halb betäubt war. Er hatte schon verloren, als er aus dem Sattel fiel und hart aufprallte.

Das verwundete Pferd wälzt sich in der Nähe. Die Hinterhand ist lahm. Es kommt nicht mehr auf die Hufe.

Pat Dunn betrachtet die ganze Sache grinsend und geht dann zu dem Tier. Er gibt ihm nicht den Gnadenschuss, sondern holt die schwere Bullpeitsche, die immer noch am Sattelhorn hängt. Damit stellt er sich neben Jeff Bannister auf und lässt das lange Leder durch die Luft sausen.

»Für deinen großspurigen Bruder, du Hundesohn!«

Der erste Schlag saust quer über Jeffs Leib, und er rollt sich mit letzter Kraft zur Seite.

Dann kracht ein Schuss.

Pat Dunns Hut segelt davon.

Dunn wirbelt herum. In seinem wilden Rausch hat er nicht besonders auf die Umgebung geachtet.

Larry Bannister ist nicht weit gewesen, als die Schüsse fielen, die Jeffs Pferd trafen. Nun ist er zur Stelle. Er schiebt den Colt ins Holster zurück.

»Du hast die Vorhand, Pat!«

Larrys Stimme klingt kalt und beherrscht, aber man hört dennoch einen bösen Zorn heraus.

Pat Dunn weiß, dass es für ihn nur noch einen einzigen Ausweg gibt – er muss schneller sein!

Seine Hand reißt an der Waffe. Aber als er den Lauf hochbringt, trifft ihn schon Larrys Kugel und schleudert ihn halb herum.

Den Schmerz fühlt er noch nicht, aber der ganze Arm gehorcht ihm nicht mehr. Als er abdrückt, zeigt die Mündung senkrecht zu Boden. Er schießt sich den halben Knöchel ab. Mit einem Stöhnen geht er in die Knie. Seine Linke fasst den rechten Unterarm und biegt ihn hoch, damit die Waffe neu in Anschlag kommt.

Larry Bannister springt vor und trifft mit der Faust hart Pat Dunns Kinn.

Der stößt einen gurgelnden Laut aus und fällt auf den Rücken.

Dann kracht Larrys Colt abermals.

Das verwundete Pferd seines Bruders ist von seinen Qualen erlöst. Er beugt sich über den Bruder, packt zu, zieht ihn über den Weg zu einem Felsen und lehnt ihn sitzend dagegen.

Jeff stöhnt vor Schmerz. Aber seine Augen werden wieder klarer. Noch ist sein Mund zusammengekniffen und verkrampft. Er macht ihn auch nicht auf, weil er sonst seinen Schmerz herausbrüllen müsste.

Larry betastet ihn. Dann sieht er ihn an.

»Well, Bruder. Du bist noch aus einem Stück. Aber der Hundesohn hatte wohl gerade erst mit dir angefangen, was?«

In Jeffs Augen steht eine wilde Flamme. Als er die schmalen Lippen öffnet, pfeift ihm die angehaltene Luft nur so heraus.

»Hölle, Larry – ja, er hatte gerade angefangen. Ich wollte einem Kampf aus dem Weg gehen. Denn ich wusste, dass ich ihm nicht gewachsen war, ich bin eben als Kämpfer eine Null. Und als er mich zum Kampf zwang und ich mich damit abgefunden hatte, war es bereits zu spät für mich. Ich wünschte, dass ich ein paar Eigenschaften von dir hätte, Larry.«

»Bleib, wie du bist, Jeff. Ich bin nur ein hartbeiniger Satteltramp, du bist ein Pionier, der was aufbaut und ...«

»Aaah, man muss ein Kämpfer sein in diesem Land, sonst kommt man gegen die Piraten nicht an. Man muss beides sein, Larry.«

»Sicher, Bruder, und sind wir nicht beides? Du hast mir geschrieben. Ich bekam den Brief sehr spät. Aber ich bin hier. Wir packen es zusammen an. Ich hole Wasser – warte.«

Als Larry zurückkommt, trägt er den mit Wasser gefüllten Hut vor sich her und setzt ihn vorsichtig neben Jeff auf den Boden. Aus seiner Satteltasche holt er ein nicht gerade sauberes Handtuch und beginnt die blutenden Stellen an Jeffs Körper zu waschen.

Jeff grinst plötzlich.

»He, Larry«, sagt er, »ich habe nie viel von dir gehalten. Aber ich wünschte, ich wäre einige Jahre mit dir geritten, dann gäbe es jetzt noch einen von deiner Sorte, und das wäre verdammt gut.«

Er sieht über Larrys Schulter hinweg. Denn dieser kniet vor ihm und kühlt die blutende Platzwunde, die sich wie eine rote Furche quer über die Brust zieht und von dem Schlag mit der Bullpeitsche herrührt.

»Dunn verblutet! Du solltest ihn verbinden, Larry«, murmelt er.

»Sicher – gleich«, erwidert Larry sanft.

»Warum hast du ihn nicht getötet, Larry?«

»Einem Hundebastard gibt man einen Tritt, mehr nicht.«

»Also doch Grundsätze, Larry?«

»Ich weiß nicht, was man hier in den letzten Jahren über mich gehört hat, Jeff. Ja, ich habe oft gekämpft, und es gibt einige Orte, wo man mich gefürchtet hat. Aber ich habe nie einen Streit begonnen. Einen Mann wie mich, den möchten andere immer ausprobieren, das spricht sich herum. Wohin ich auch reite, es tauchen immer wieder neue Männer auf. Es ist eine Krankheit, eine Seuche und ein verdammtes Unglück. Ich könnte nie weit genug reiten, und ich will es auch nicht mehr.«

»Wir haben gute und schlechte Geschichten über dich gehört, Larry. Dein Vater glaubte stets die guten und ...«

»Tat er das, Bruder?«

Sie starren sich an.

»Ja, Larry. Dad glaubte immer noch an dich. Mutter hat es fertiggebracht, dass er dich im Laufe der Zeit verstehen lernte. Sie wussten beide, dass du eines Tages heimkommen würdest, und Nell wusste es auch. Sie war dir treu, und es war nicht einfach für sie, Larry.«

»Ich verdiene es nicht. Well, nun bin ich da. Wie geht es Mutter? Ich hatte die ganze Zeit Angst, dich zu fragen. Wie hat sie sich mit Dads Tod abgefunden, und wie starb er?«