G. F. Unger Western-Bestseller 2557 - G. F. Unger - E-Book

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G. F. Unger

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Beschreibung

Als man im Jahre 1850 im Arizona-Territorium reiche Bodenschätze zu entdecken begann, verfiel das Land in einen wilden Rausch. Aber der Zuzug von Weißen brachte die Apachen schnell auf den Kriegspfad.
Sie sperrten fast alle wichtigen Straßen und Wege. Sie überfielen kleinere Städte und Siedlungen, und selbst Minen mit Belegschaften von mehr als hundert Mann mussten aufgegeben werden. Die größeren Städte waren zeitweilig von der Außenwelt abgeschnitten. Sie wussten sich nicht anders zu helfen, als auf Apachenskalpe Belohnungen auszusetzen.
Wie grausam die gegenseitige Feindschaft war, wird durch folgendes, historisch belegtes Geschehnis wohl am besten deutlich:
In den siebziger Jahren zogen zweihundert schwer bewaffnete Bürger aus Tucson in den Arivaipa Canyon und überfielen dort das Dorf des Häuptlings Eskimenzin, der in dieser Zeit mit seinen Kriegern in Mexiko zum Pferdehandel war.
Die Weißen aus Tucson töteten einhundertacht Frauen und Kinder und brachten neunundzwanzig Kinder als Gefangene nach Tucson, von wo aus man sie später als Sklaven nach Mexiko verkaufte.
Natürlich schlugen die Apachen grausam hart zurück. Ihr Hass gegen die Weißen war durch nichts mehr zu überbieten.
Nun, liebe Leser, wird wohl besser verständlich sein, warum sich die folgende Geschichte in diesem Arizona-Territorium abspielen konnte.


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Inhalt

Cover

Kriegsfährte

Vorschau

Impressum

Kriegsfährte

Als man im Jahre 1850 im Arizona-Territorium reiche Bodenschätze zu entdecken begann, verfiel das Land in einen wilden Rausch. Aber der Zuzug von Weißen brachte die Apachen schnell auf den Kriegspfad.

Sie sperrten fast alle wichtigen Straßen und Wege. Sie überfielen kleinere Städte und Siedlungen, und selbst Minen mit Belegschaften von mehr als hundert Mann mussten aufgegeben werden. Die größeren Städte waren zeitweilig von der Außenwelt abgeschnitten. Sie wussten sich nicht anders zu helfen, als auf Apachenskalpe Belohnungen auszusetzen.

Wie grausam die gegenseitige Feindschaft war, wird durch folgendes, historisch belegtes Geschehnis wohl am besten deutlich:

In den siebziger Jahren zogen zweihundert schwer bewaffnete Bürger aus Tucson in den Arivaipa Canyon und überfielen dort das Dorf des Häuptlings Eskimenzin, der in dieser Zeit mit seinen Kriegern in Mexiko zum Pferdehandel war.

Die Weißen aus Tucson töteten einhundertacht Frauen und Kinder und brachten neunundzwanzig Kinder als Gefangene nach Tucson, von wo aus man sie später als Sklaven nach Mexiko verkaufte.

Natürlich schlugen die Apachen grausam hart zurück. Ihr Hass gegen die Weißen war durch nichts mehr zu überbieten.

Nun, liebe Leser, wird wohl besser verständlich sein, warum sich die folgende Geschichte in diesem Arizona-Territorium abspielen konnte.

Sie nähern sich der Picacho-Station nicht auf der Poststraße, sondern über einen Hügel, von dem aus sie auf die Station niederblicken können.

Vor den zerstörten, ausgebrannten Adobegebäuden sehen sie auch die Trümmer der Postkutsche. Pedro Picachos Milchkühe, die paar Schafe, der große Hund und zwei Esel liegen tot bei der Station. Nur die Pferde wurden von den Apachen mitgenommen.

Cash Kincaid späht lange hinunter, und immer wieder geht sein scharfer, wachsamer Blick in die Runde und kontrolliert die Umgebung.

Nach einer Weile wendet er sich an seinen Gefangenen, dessen breite Gelenke von soliden Handschellen umschlossen sind.

»Wir müssen hinunter, Ringo. Wir brauchen Wasser. Vielleicht haben die Apachen den Brunnen nicht unbenutzbar gemacht, weil sie ihn selbst benötigen. Reiten wir!«

Ringo Callaghan zögert. Er ist groß, geschmeidig und hellhaarig, mit blauen Augen und einem verwegenen Gesicht.

Langsam schüttelt er den Kopf. »Ich würde lieber durstig nach Santa Cruz weiterreiten«, sagt er heiser. »Und überhaupt ist es geradezu Mord, mich mit Handschellen reiten zu lassen, wo doch die Apachen in der Nähe sein müssen. Oder?«

Cash Kincaid gibt ihm keine Antwort. Er macht nur eine unmissverständliche Kopfbewegung.

Ringo Callaghan hat bisher geglaubt, mit jedem Mann zurechtzukommen. Aber der Sheriff von Santa Cruz konnte nicht nur seiner Fährte folgen und ihn bei einer Wasserstelle überrumpeln. Nein, Ringo Callaghan hatte danach zweimal die Chance, den Sheriff hereinzulegen, aber es ist ihm stets missglückt. Zweimal hat er Prügel bezogen, bis er sich ergab.

Jetzt gehorcht er. Doch während er vor Cash Kincaid den Hügelhang hinunterreitet, sagt er bitter: »Sheriff, ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist, dass ich nicht zuerst den Revolver zog. Die Leute in Santa Cruz lügen, weil dieser Narr, den ich tötete, ihr Freund und ich in dieser erbärmlichen Stadt ein Fremder war. Sollte ich mich vielleicht von einem betrunkenen Narren töten lassen?«

Cash Kincaid gibt ihm keine Antwort. Er hat diese Worte auch schon viele Male gehört. Am Anfang erwiderte er stets, dass zwei ehrenwerte Bürger der Stadt das Gegenteil behauptet hätten. Sie hätten gesagt, Ringo Callaghan habe zuerst den Colt gezogen. Bill Henderson sei viel zu betrunken gewesen, um überhaupt noch die Waffe ziehen zu können. Deshalb habe er, der Sheriff, den flüchtigen Ringo Callaghan als Mörder verfolgen müssen.

Ringo Callaghan schweigt wieder. Er späht scharfäugig in die Runde und ist jetzt dem Sheriff von Santa Cruz gewiss eine wertvolle Hilfe, da vier Augen mehr sehen als zwei.

Hinter dem Brunnen entdecken sie den ersten Toten. Es ist einer von Pedro Picachos Gehilfen. Obwohl er indianischer Abstammung ist, haben ihn seine Halbvettern nicht verschont. Sie haben ihm das Sterben auch nicht besonders leicht gemacht. Das gilt auch für die neun anderen Toten, die Cash Kincaid und Ringo Callaghan nach und nach finden.

Die Apachen mussten sich in einer wilden, bösartigen Wut befunden haben.

Nur Pedro Picachos Apachenfrau und das Kind sind nirgendwo zu finden. Sechs von den insgesamt zehn männlichen Toten gehörten offensichtlich zu der Überlandpost.

»Nun«, sagt Ringo Callaghan, »wir können nichts mehr für die armen Teufel tun, deshalb sollten wir so schnell wie möglich von hier verschwinden. Kincaid, ich will nicht länger mit Handschellen reiten. Los, mach sie mir ab, Sheriff!«

Cash Kincaid schüttelt den hageren Kopf. Sein Gesicht ist etwas hohlwangig und hat tiefe, dunkle Linien. Sein Hals, der im offenen Hemd sichtbar wird, wirkt muskulös. Er ist ein kräftiger Mann von hundertneunzig Pfund Gewicht.

Kincaid geht zum Brunnen zurück.

»Wir werden sehen, ob das Wasser noch genießbar ist«, sagt er und lässt den Holzeimer hinunter.

Von unten tönt die Stimme einer Frau herauf: »Der Brunnen ist sauber. Die Apachen haben ihn nicht unbrauchbar gemacht. Bitte, ziehen Sie mich hinauf!«

Die Stimme klingt etwas dumpf und hohl, doch sie gehört ohne Zweifel einer Frau. Cash Kincaid und Ringo Callaghan staunen nicht lange. Sie wissen zu gut, dass es in diesem Land nach Apachenüberfällen immer wieder Wunder gibt.

Kincaid und Callaghan beugen sich weit über den Brunnenrand. Unten können sie eine Gestalt erkennen. Etwa zwei Yards über dem Wasserspiegel muss es in der Brunnenwand eine Nische geben, aus der sich die Frau beugt.

»Wurden Sie mit dem Eimerseil niedergelassen?«, fragt Cash Kincaid.

»Ja«, klingt es zurück. »Ich kann mit einem Fuß im Eimer stehen, wenn Sie mich mit der Winde hinaufziehen.«

Während Cash Kincaid wenig später die Winde bedient, das Seil sich um den Balken wickelt und die menschliche Last Zoll für Zoll heraufholt, sagt er: »Bleib mir nur drei Schritte vom Leib, Ringo, solange ich meine Hände an dieser Winde habe.«

Er hat kaum ausgesprochen, als der Kopf der Frau auftaucht – ein dunkler, wirrhaariger Kopf.

Dann kommt sie ganz zum Vorschein, verschmutzt, zerschunden und mit Spinnweben bedeckt – aber unverkennbar jung, schlank, blauäugig und mehr als hübsch.

Auf ihrer kleinen Nase sind ein paar Sommersprossen. Sie blinzelt gegen das Sonnenlicht und versucht, ihre Retter zu betrachten. Erst allmählich gelingt ihr das.

Sie zuckt zusammen, als sie an Ringo Callaghan die Handschellen entdeckt, und atmet wieder auf, als sie Cash Kincaid betrachtet und unter dessen offener Weste den Sheriffstern erkennen kann.

»Vielen Dank, Sheriff«, sagt sie. »Ich ...«

Ihr Blick schweift in die Runde. Sie hat sich nun an die Helligkeit gewöhnt und sieht die Toten.

»Du lieber Vater im Himmel«, flüstert sie heiser und kehlig, »sie sind alle tot! Ich bin die einzige Überlebende, nicht wahr?«

»Wir fanden zehn tote Männer«, nickt Kincaid. »Wie war das überhaupt alles? Können Sie darüber reden? Haben Sie Hunger? Aaah, wir brauchen ja Wasser für uns und unsere Pferde.«

Er lässt den Eimer in den Brunnen.

Diesmal holt er ihn voll Wasser herauf und stellt ihn auf den Brunnenrand. Die Indianer hatten sogar die hölzerne Schöpfkelle unbeschädigt an Ort und Stelle gelassen, obwohl sie sonst alles zerstörten. Vielleicht wollen sie sich diesen Brunnen für den Rückzug erhalten.

»Ich bin Cash Kincaid, der Sheriff von Santa Cruz«, stellt Cash sich vor. Er deutet mit dem Daumen auf Callaghan. »Das ist ein Revolverheld mit Namen Callaghan. Wir sind auf dem Rückweg nach Santa Cruz. Wohin wollten Sie, Miss? Die Postlinie führt von Tucson nach Fort Grant östlich vom Pedro River. Wollten Sie nach Fort Grant?«

»Ja«, sagt sie. »Ich bin Sue Adamson. Mein Verlobter, First Lieutenant Emmet Stedloe, dient in Fort Grant. Ich war zu ihm unterwegs, um ...« Sie bricht mitten im Satz ab. »Können Sie mich nach Fort Grant bringen, Sheriff?«

»Nein«, sagt Kincaid. »Aus verschiedenen Gründen kann ich das nicht. Sie müssen mit uns nach Santa Cruz kommen. Bitte, berichten Sie mir, wie das alles kam, Miss Adamson«, sagt er drängend. »Ich muss es wissen.«

Sie hat inzwischen einige Schlucke aus der hölzernen Schöpfkelle getrunken und sich zusehends erholt. Nun wird sie sich ihres Aussehens bewusst.

»Haben Sie einen Kamm, Sheriff?«, fragt sie hastig.

Er reicht ihr einen Kamm und sieht dann zu, wie sie versucht, ihr wirres Haar einigermaßen zu säubern und zu bändigen. Dabei berichtet sie: »Wir kamen gestern am Abend hier an. Der Stationsmann sagte uns, dass Indianer in der Nähe wären und es besser sei, wenn wir auf der Station übernachteten. Er glaubte, dass es Coloradas Loco mit seiner starken Bande wäre, und Coloradas Loco gehörte nicht zu den abergläubischen Apachen, sondern würde lieber bei Nacht angreifen. Wir hatten noch nie etwas von Coloradas Loco gehört. Er aber kannte diesen Häuptling genau. Picacho erklärte uns, Coloradas Loco sei aus Mexiko herübergekommen, sei sogar weitläufig mit ihm verwandt und er habe ihm vor einigen Jahren die Frau, mit der er heute verheiratet sei, weggeschnappt. Oh, Pedro Picacho war in großer Sorge. Wir fanden schnell heraus, dass er uns vor allen Dingen deshalb dabehalten hatte, weil so viele kampffähige Männer in der Postkutsche waren. Pedro Picacho wollte mit seinen indianischen Gehilfen nicht allein sein. Unsere Postkutsche war ihm wie die letzte Rettung erschienen. Natürlich wachten die Männer, aber im Laufe der Nacht war dann plötzlich Pedro Picachos indianische Frau mit ihrem Kind weg. Niemand konnte sich erklären, wie sie es fertiggebracht hatte, sich mit dem Kind unbemerkt zu entfernen. Pedro Picacho aber wusste nun, dass seine Apachenfrau ihn verlassen und zu dem Häuptling übergelaufen war, weil sie ihm nicht mehr die geringste Chance gab. Irgendwie musste die Apachin geheime Signale aufgenommen haben. Sie war also fort. Wir aber rechneten mit einem Angriff im Morgengrauen. Es war uns klar, dass wir uns nicht lange würden halten können. So kamen die Männer auf die Idee, mit der Postkutsche den Durchbruch zu versuchen. Wir wollten vor Morgengrauen losfahren. Aber dazu kam es nicht. Als die Männer die Kutsche fertig hatten, kamen die Apachen. Sie wurden noch einmal zurückgeschlagen, doch wir hatten erkennen können, dass es eine sehr starke Bande war. Die Hälfte der Männer war schon tot. Pedro Picacho ließ mich in den Brunnen und sagte mir etwas von einer Nische in der Brunnenwand, in der ich Schutz suchen könne. Und – und dann hörte ich bald darauf, wie sie oben den letzten Kampf kämpften. Ich hatte fürchterliche Angst, dass Picachos indianische Frau den Apachen von mir erzählt haben könnte, dass sie alle nach meinem Versteck suchen würden. Aber sie hat wohl nichts von mir gesagt. Ich verdanke ihr, dass man nicht nach mir suchte. Das ist alles, was ich zu berichten weiß. Jetzt möchte ich fort von hier, nichts als fort.«

In ihrer Stimme ist plötzlich ein schriller Ton. Ihr flackernder Blick schweift ständig in die Runde.

Bisher hat sie sich beherrscht. Nun bricht ihre Angst immer mehr durch. Sie achtet nicht auf Hunger und Erschöpfung, sie will fort.

»Sobald wir die Pferde getränkt und unsere Wasserflaschen gefüllt haben, geht es weiter«, sagt Cash Kincaid. »Ich weiß, dass wir keine einzige Minute Zeit zu verschwenden haben. Sie werden hinter Callaghan reiten, Miss Adamson.«

✰✰✰

Um diese Zeit etwa überfallen Coloradas Locos Reiter die Aurora-Mine. Es ist eine große Mine mit fast sechzig Mann Belegschaft.

Nachdem sie alle Arbeiter bei der Erzmühle, bei der Schmelze und bei den Wohngebäuden niedergemacht haben, dringen sie sogar in die Stollen der Mine ein. Sie haben keine besonders großen Verluste, denn die Krieger, die Coloradas Loco um sich sammelte, sind im Kampf gegen die Weißen erprobt und erfahren. Und für sie ist der Krieg gegen die weiße Rasse ein heiliger Krieg, der ihnen die Chance bringt, zu überleben und die Heimat zu behalten.

Coloradas' Krieger sind – wenn man so will – Besessene. Es war von Anfang an ihre Absicht, eine deutliche Fährte zu ziehen, eine Fährte von Erfolg zu Erfolg gegen die Weißen.

Nun, Coloradas Loco überfällt also die Aurora-Mine. Es ist ein schneller Handstreich im Vorbeireiten.

Sein nächstes Ziel ist Santa Cruz.

✰✰✰

An dem Nachmittag, da der Sheriff Cash Kincaid mit seinem Gefangenen die Picacho-Station erreicht und dort eine Frau aus dem Brunnen zieht und dreißig Meilen weiter Coloradas Loco die Aurora-Mine überfällt, kommen von Norden her vier Reiter nach Santa Cruz – vier hartäugige, scharfgesichtige Burschen auf guten Pferden und erstklassig bewaffnet.

Sie halten vor der Stadt auf einem der Hügel an und blicken auf die Häuser nieder.

Jeff Mallone sagt trocken: »Das ist es.« Jim Griffit grinst schief. »Sieht mies aus. In diesem traurigen Nest soll es für hunderttausend Dollar Gold geben? Pah!« Er spuckt zur Seite.

Pecos Slim Miller zuckt mit den hageren Schultern. »Warum sollen dort nicht hunderttausend Dollar in Gold sein? Ich weiß zufällig, dass es hier in dieser Gegend eine Menge Minen gab. Deren Besitzer werden ja irgendwohin gegangen sein, um auf bessere Zeiten zu warten. Jeffs Informationen können durchaus stimmen. Da wir schon mal den weiten und gefährlichen Weg gewagt haben, sollten wir auch – wie besprochen – weitermachen.«

»Richtig«, sagt der vierte Mann, der unter dem Namen Russ Rapkin steckbrieflich gesucht wird. »Ich glaube schon, dass Jeff Mallones Informationen stimmen. Nehmen wir also an, dass das Gold wirklich dort unten im Tresor der Post- und Frachtlinie liegt, weil man es bisher nicht wagen konnte, einen Transport nach Santa Fe durchzuführen, oder weil einige der Minenbesitzer in Santa Cruz auf eine Besserung der Verhältnisse warten und ihre bisherige Ausbeute nur in Aufbewahrung gaben. Wir werden in die Stadt reiten, uns den Postagenten schnappen und ihn ...«

✰✰✰

Wie immer, wenn es Abend wird, versorgt Sam Trasher die Tiere in den Corrals.

Sam Trasher ist schon über fünfzig. Vor dem Krieg, als er hier in Santa Cruz Post- und Frachtagent wurde, hatte er geglaubt, dass dies ein sehr ausbaufähiger Job wäre. Aber das war ein Irrtum. Anstatt für ein Dutzend Angestellte und Helfer der Postmeister sein zu können, wurde er nichts anders als Stationsmann und Pferdewächter.

Sam Trasher verrichtet die allabendliche Arbeit mit müden Bewegungen, die etwas von der bitteren Resignation erkennen lassen, die in ihm ist. Als es dann dunkel wird und er sich am Brunnen wäscht, spürt er, dass er auch heute wieder keinen Appetit zum Abendessen, dafür aber Verlangen nach Feuerwasser hat.

Ich werde zum Säufer, denkt er, und er erschrickt nicht bei dieser Erkenntnis, sondern spürt eine Gleichgültigkeit.

Was hat er schon vom Leben?

Als er fertig ist, das Handtuch an den Nagel in der Stallwand hängt und sich zum Gehen wendet, entdeckt er plötzlich, dass er nicht mehr allein ist.

Die Dunkelheit kam sehr schnell, und mit der Dunkelheit kamen vier Männer.

Sie sind maskiert, das kann er unschwer erkennen. Er sieht unter ihren Hüten und über den bis über die Nasen gezogenen Halstüchern nur ihre Augen funkeln. Kundige Hände durchsuchen ihn nach Waffen.

»Mach nur keine Dummheiten, Hombre«, sagt eine heisere Stimme. »Wir gehen jetzt in dein Office, und dann hast du nur die Wahl, uns den Geldschrank zu öffnen oder zu sterben. Also los!«

Sam Trasher gehorcht. Er wundert sich, dass er keine Furcht spürt. Ihm ist plötzlich alles gleichgültig. Doch sterben – nein, sterben möchte er gewiss nicht. Wozu auch? Noch gibt es in diesem Leben einige kleine Freuden für ihn. Noch kann er sich betrinken, auf die Zukunft hoffen und im Saloon mit anderen Männern, die zum Teil seine Freunde sind, ein Spielchen machen.

Er gehorcht. Er führt sie durch den Hintereingang in sein Office. Hier steht auch der Geldschrank seiner Postgesellschaft.

Die vier maskierten Banditen zünden die Lampe an. Es gibt hier im Hinterzimmer nur zwei kleine Fenster, die durch starke Läden verschlossen werden können.

Als er zurück ist, nickt er.

»Nun mach das Ding mal auf, Onkel«, sagt der heisere Sprecher der Bande. »Oder möchtest du hier ein Engel mit einer Harfe werden?«

In seiner Stimme ist plötzlich eine schonungslose Härte. Und Sam Trasher, der sich auskennt, weiß, dass hier nicht nur die Apachen gnadenlos sind. Dieses Land prägt die Menschen, und es macht selbst die gut gearteten härter als sonst wo. Die Bösen aber sind schlimmer als in jedem anderen Land. Hier im Apachenland gibt es nur Jäger und Gejagte.

Sam Trasher weiß das. Er öffnet wortlos das Zahlenschloss und stellt schließlich auch das Buchstabenschloss so ein, dass sich alle Verriegelungen lösen, als er an dem Knebelgriff dreht. Die Tür öffnet sich mit einem saugenden Geräusch.

Bisher war das Gold, das von den Minen nach Santa Cruz gerettet werden konnte, hier sicher aufgehoben.

Doch jetzt ...

Die vier Banditen holen es heraus. Sie brachten ihre Satteltaschen mit, in denen sie jetzt das Gold unterbringen. Es nimmt nicht viel Platz in Anspruch, aber es ist dennoch schwer.

Alles zusammen sind es gewiss nicht weniger als hundert Pfund Gold.

Als sie fertig sind, betrachten sie den Posthalter.

Jetzt fürchtet Sam Trasher sich doch. Es könnte ihnen vielleicht sicherer erscheinen, ihn als Toten zurückzulassen.

Doch sie gehören wahrscheinlich nicht zu der ganz üblen Sorte. Ihr Sprecher sagt nämlich: »Ich denke, wir wickeln ihn in ein Lasso ein und binden ihm was über den Mund. Bei dieser Dunkelheit genügt uns eine einzige Stunde Vorsprung, selbst wenn wir ganz sichergehen wollen. Also, Onkel, wir werden dir nicht wehtun. Komm schon!«

Sam Trasher gehorcht wieder. Wenig später ist er allein. Sie haben ihn tatsächlich in ein Lasso gewickelt und ihm ein Handtuch über das Gesicht gebunden. Er rollt sich zur Hintertür und beginnt, immer wieder mit seinen gefesselten Füßen dagegen zu treten, so fest er nur kann.

Vielleicht kommt jemand hinter dem Haus vorbei und kann ihn hören.

✰✰✰

Inzwischen sind die vier Banditen unterwegs zu ihren Pferden, die sie gut verborgen und zuverlässig angebunden vor der Stadt zwischen den Ruinen einer alten Mission der Jesuiten-Padres ließen.

Die vier Burschen sind in prächtiger Laune. Seit der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft haben sie schon so manches gewagte Unternehmen ausgeführt. Doch es hatte ihnen nie viel eingebracht.

Aber diesmal!

Oho, das hier ist der größte Coup ihres Lebens! Sie haben ausgesorgt für alle Zeiten. Jeder von ihnen wird fünfundzwanzig Pfund Gold besitzen. Mit dem Erlös kann sich jeder eine große Ranch kaufen, denn Ranches sind jetzt in Texas billig zu haben. Niemand kann Steuern zahlen.

Ja, sie sehen die große Chance vor sich.

Dann erreichen sie die Missionsruine. Der Mond kam inzwischen über die Hügel und lässt sein blasses Licht auf die Erde sickern.

Die Pferde sind fort. Selbst in den dunklen Winkeln, wo geheimnisvolle Schatten sind, ist kein Pferd verborgen.

Die vier Banditen verharren. Jeder hält den schussbereiten Colt in der freien Hand. Jeff Mallone wirft sich seine Satteltaschen über die linke Schulter und hält dann sogar beide Revolver in den Händen.

Er ist es, der leise flüstert: »Da hat sich jemand einen bösen Scherz mit uns erlaubt und ...«

Pecos Slim hat sich inzwischen dort niedergekniet, wo man im Mondschein die Fährte der Pferde im knöcheltiefen Staub besonders gut betrachten kann. Er deutet auf einige Fußabdrücke neben der Hufspur.

»Apachen«, sagt er. »Jungs, wenn wir von hier fortreiten wollen, dann müssen wir blitzschnell in die Station zurück und uns dort mit Pferden und Ausrüstung versorgen. Aber wenn es nicht nur wenige indianische Pferdediebe waren, dann ...«

Er spricht nicht weiter, und das braucht er auch nicht, denn seine drei Partner wissen auch so Bescheid.

Sie machen sich schnell auf den Rückweg zur Posthalterei.

Nun ist ihre sorglose Freude fort. Sie sind jetzt vier wachsame, gefährliche Burschen, die sich schon oft – und nicht zuletzt während des Krieges als Guerillakämpfer – in gefährlichen Situationen befanden.

Als sie die Corrals der Post- und Frachtstation erreichen, kommen sie zu spät.