G. F. Unger Western-Bestseller 2561 - G. F. Unger - E-Book

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G. F. Unger

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Beschreibung

Ich war noch nie in dieser Stadt gewesen, doch ich hatte von ihr gehört. Ich kannte ihren Namen und wusste, dass es dort einen Sheriff gab.
Red Bluff lag im roten Licht der Abendsonne, und über die Anhöhe im Osten krochen schon die ersten Schatten der Dämmerung. Mac Garret, dessen Handgelenke ich ans Sattelhorn gebunden hatte, spuckte zur Seite und sagte dann mit einer Stimme, die von Hitze, Staub, Durst und einem bösen Hass heiser klang: »Tole Ketshum, du Hundesohn, überleg es dir lieber noch mal. Mein großer Bruder wird kommen, um sich deinen Skalp zu holen. Aber wenn du jetzt aufhörst und mich reiten lässt, dann vergessen wir alles.«
Ich sah ihn an.
Mac Garret war einer von dieser bösen Sippe, und eigentlich war er nur ein zweitklassiger Strolch. Persönlich hatte er mir auch nichts getan. Aber auf seinen Kopf war eine Belohnung ausgesetzt.
Wenn ich ihn zum nächsten Sheriff brachte, würde ich fünfhundert Dollar bekommen.
Und Mac Garret würde man hängen ...


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Inhalt

Cover

Sterben in Red Bluff

Vorschau

Impressum

Sterben in Red Bluff

Ich war noch nie in dieser Stadt gewesen, doch ich hatte von ihr gehört. Ich kannte ihren Namen und wusste, dass es dort einen Sheriff gab.

Red Bluff lag im roten Licht der Abendsonne, und über die Anhöhe im Osten krochen schon die ersten Schatten der Dämmerung. Mac Garret, dessen Handgelenke ich ans Sattelhorn gebunden hatte, spuckte zur Seite und sagte dann mit einer Stimme, die von Hitze, Staub, Durst und einem bösen Hass heiser klang: »Tole Ketshum, du Hundesohn, überleg es dir lieber noch mal. Mein großer Bruder wird kommen, um sich deinen Skalp zu holen. Aber wenn du jetzt aufhörst und mich reiten lässt, dann vergessen wir alles.«

Ich sah ihn an.

Mac Garret war einer von dieser bösen Sippe, und eigentlich war er nur ein zweitklassiger Strolch. Persönlich hatte er mir auch nichts getan. Aber auf seinen Kopf war eine Belohnung ausgesetzt.

Wenn ich ihn zum nächsten Sheriff brachte, würde ich fünfhundert Dollar bekommen.

Und Mac Garret würde man hängen ...

Er war ein hübscher Bursche. Man musste schon richtig hinsehen, um die Gemeinheit in seinen Augen und um seine Mundwinkel zu erkennen.

Ich ritt weiter, und weil ich sein Pferd an der Leine hatte, lief es mit.

Mac Garret begann mich zu verfluchen mitsamt meinen Vorfahren.

Die Sonne versank, und der glühende Himmel wurde von den Schatten der Nacht aufgefressen. Als wir die ersten Häuser der kleinen Grenzstadt erreichten, brannten überall schon die Lampen.

Die Stadt wirkte friedlich und still, freundlich und gut. Auf jeden Fremden schienen hier Herzlichkeit und Wärme zu warten.

Aber ich wusste genau, dass es nicht so sein konnte. In diesem Land gab es kaum Herzlichkeit und Wärme. Hier galt zu sehr das Gesetz des Überlebens.

Wir ritten still im Schritt die Fahrbahn entlang. Ich betrachtete die Häuser rechts und links. Es gab ein paar Läden, die alle noch geöffnet waren. Und es gab natürlich einen großen Saloon und einige kleine mexikanische Tequila-Höhlen. Neben der Posthalterei lag das Hotel mit dem Restaurant, und ein Stück weiter sah ich endlich das Sheriff's Office mit dem Gefängnis.

Ich hielt an, saß ab, holte Mac Garret vom Gaul und stieß ihn vor mir her.

Der Sheriff saß in einem bequemen Sessel, hatte die Füße auf dem narbigen Tisch liegen und hatte sich so weit zurückgelegt, dass ihm sein Bauch für das noch halb volle Glas als Abstellmöglichkeit dienen konnte. Er hielt es zwischen zwei Fingern fest. Es war ein Wasserglas. Aber die Flüssigkeit war Tequila, und wenn der Sheriff dieses Zeug wie Wasser soff, dann war er entweder ein verdammter Narr und Trinker, oder er konnte eine Menge vertragen.

Er sah mich eine Weile an, betrachtete dann Garret und nickte schließlich.

»Sicher«, sagte er dann, »dies ist einer von der Garret-Sippe. Die sehen sich alle so ähnlich wie Berglöwen. Nur Old Man Garret und Raoul Garret sind dunkel und hässlich wie schwarze Wölfe. Mann, zuerst dachte ich, Sie wären Raoul Garret. Aber der hat schwarze Augen. Mann, Sie bringen mir doch wohl diesen Garret da nicht, um eine Belohnung zu kassieren?«

Ich nickte, trat bis zum Schreibtisch, griff in die Innentasche meiner Lederweste und holte den Steckbrief hervor.

Der Sheriff nahm ihn widerwillig und las ihn.

Dann sah er mich an.

»Kopfgeldjäger also«, brummte er. »Als ob ich nicht schon Ärger genug hätte. Warum kommen Sie denn ausgerechnet mit diesem Vogel nach Red Bluff?«

»Es lag am nächsten, und es gibt einen Sheriff hier«, sagte ich. »Sie sind verpflichtet, ihn in eine Zelle zu sperren, bis es eine Möglichkeit zum Transport in die Hauptstadt gibt, oder?«

Der Sheriff hatte einen sichelförmigen Bart. Er wirkte wie ein müdes, störrisches Maultier. Seine Augen waren rot geädert, so als hätte er wenig Schlaf bekommen. Betrunken war er nicht, nur müde, ausgebrannt und müde.

»Und jetzt wollen Sie eine Einlieferungsbestätigung von mir, für die man Ihnen in der County-Hauptstadt die ausgesetzte Belohnung auszahlen wird?«, fragte er und hatte ein hinterlistiges Funkeln in den Augenwinkeln.

Ich nickte zu seiner Frage.

Und das gefiel ihm. Denn jetzt konnte er mir gewissermaßen gegen das Schienbein treten.

Er schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht daran«, sagte er und hob die Hand, um meinen Einwand abzufangen.

»In einer Woche etwa kommt der für dieses Gebiet zuständige Richter«, sagte er. »Warten Sie auf ihn. Es ist Richter David Cross. Ich habe nämlich auch einen Gefangenen hier, den man nach der Verhandlung wahrscheinlich hängen wird. Und so können wir das alles in einem Arbeitsgang erledigen. Sagen Sie, Hombre, wie war denn Ihr Name?«

»Das ist Toledo Ketshum«, stieß da mein Gefangener aus. »Das ist Laredo Tole, und er ist schon so gut wie tot. Jeder ist das, der es wagt, einem Garret etwas zu tun. Auch Ihnen, Sheriff, und dieser lausigen Stadt geht es dreckig, wenn ...«

Er kam nicht weiter. Denn der maultiergesichtige Sheriff beugte sich vor und goss ihm den scharfen Inhalt seines Glases ins Gesicht.

»Du musst nicht so vorlaut sein, Amigo«, knurrte er. »Mir geht es langsam auf die Nerven, immer wieder Drohungen zu hören. Das kenne ich jetzt schon bis zum Überdruss. Sperren Sie ihn in die rechte Zelle, Tole Ketshum, oder verschwinden Sie mit ihm. Letzteres wäre mir lieber. Also?«

Ich grinste nur, und ich wusste, dass in meinem Grinsen keine Spur von Freundlichkeit war.

Mac Garret verlor nun die Beherrschung. Er kreischte los und versuchte, mich zu treten. Seine Fußspitze zielte nach meinem Unterleib. Vielleicht hätte mich dieser Tritt für mein ganzes Leben krank gemacht. Aber er war nicht flink genug. Er trat ins Leere, denn ich konnte schnell sein wie eine Katze.

»Na, geh schon, Mac«, sagte ich zu meinem Gefangenen, der gegen die Wand prallte. »Verzweifle nicht, denn vielleicht holt dein großer Bruder dich wirklich hier heraus. Dem Sheriff wäre es gleich. Vorwärts!«

Mac Garret ging nun friedlich. Nach seinem letzten Versuch, mir noch ein »Andenken« zu verpassen, gab er auf.

Ich sperrte ihn in die rechte der drei Gitterzellen. Er streckte mir stumm die gefesselten Hände durch die Stäbe entgegen. Ich schnitt die Riemen auf. Und da ging er zur Schlafpritsche und legte sich wortlos hin.

In der linken Zelle lag schon ein Mann auf der Pritsche, der sich inzwischen aufgesetzt und das Geschehen beobachtet hatte. Im Halbdunkel des Zellenraumes konnte ich erkennen, dass dieser andere Gefangene ein noch ziemlich junger Bursche war.

Plötzlich sagte er mit heiserer Stimme, die nur mühsam ihre Wildheit unterdrücken konnte: »He, Hombre! He, Nachbar, mach dir nur keine Sorgen. Dieses lausige Gefängnis wird bald an allen vier Ecken eingerissen werden. Es dauert nicht mehr lange.«

Ich ging ins Office zurück. Der Sheriff schien zu schlafen.

»Wer ist denn der andere?«, fragte ich nicht sonderlich interessiert. Der Sheriff öffnete ein Auge.

»Der liebe Early Cresswell, Duke Cresswells Augenstern. Setzen Sie sich mal, Tole Ketshum. Und dann will ich Ihnen klarmachen, wie sehr sich im Leben die Dinge doch manchmal ähnlich sind. Trinken Sie einen Schluck?«

Ich nahm die Flasche. Es war nur noch ein Rest darin. Und deshalb leerte ich sie mit zwei Schlucken. Dann setzte ich mich.

Der Sheriff drehte seine Daumen über dem Bauch.

Ich aber dachte nach, und natürlich wusste ich, wer Duke Cresswell war. Es gab auf fünfhundert Meilen in der Runde zu beiden Seiten der Grenze drei oder vier besonders große Rancher oder Hacendados.

Und er war einer von diesen drei oder vier Kings.

Und dort drinnen in der Zelle saß sein einziger Sohn.

Eigentlich hatte sich der Sheriff noch viel mehr vor die Brust genommen als ich. Er hatte den Sohn und Erben eines Kings in der Zelle, ich nur einen der wilden Garrets. Dennoch befanden wir uns beide in einer sehr ähnlichen Situation. Wir hatten jeder einen Gefangenen, den seine Freunde mit Sicherheit herausholen wollten.

In diesem Moment begriff ich, dass sich der Sheriff von mir Hilfe erhoffte.

Er hatte meinen Namen gehört. Und es war kein kleiner Name. Er hatte sofort seine Chance erkannt.

Nun sagte er: »Für fünfhundert Dollar Kopfgeld muss man schon etwas mehr tun, Amigo, als mir einen Gefangenen aufzuhalsen. Während wir hier auf den Richter warten, können Sie bei mir einen Job als Gehilfe bekommen. Ich zahle zwei Dollar pro Tag. Und Sie bekommen auch einen hübschen Blechstern. Dann könnte ich auch mal ein paar Stunden richtig schlafen. Mein Name ist Quade, Al Quade. Na?«

Ich stand wieder auf.

»Ich habe mit Duke Cresswell keinen Streit«, sagte ich. »Deshalb geht es mich nichts an, warum sein ganzer Stolz hier in der Zelle hockt. Ich werde mir im Hotel ein Zimmer nehmen. Also, bis morgen, Al Quade!«

Ich ging zur Tür.

Er rief mir nach: »Aber mit den Garrets haben Sie Verdruss, Ketshum, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass Sie Mac Garret wegen der fünfhundert Dollar Belohnung herbrachten. Hey, Sie wollen Raoul Garret! Sie denken nicht daran, nach diesem Raoul zu suchen. Er soll kommen – zu Ihnen. Und deshalb brachten Sie seinen kleinen Bruder als Köder nach Red Bluff. Na schön, ich weiß nicht, was zwischen Ihnen und Raoul Garret ist, aber es muss eine Menge sein, keine Kleinigkeit. Doch was ist, wenn sich Raoul Garret und Duke Cresswells Beauftragte verbünden? Was ist dann? Denken Sie mal drüben im Hotel im Heia-Bettchen darüber nach, Tole Ketshum!«

✰✰✰

Ich kam spät ins Hotel, denn ich nahm mir Zeit beim Versorgen der Pferde, obwohl mir ein Stallbursche mexikanischer Abstammung dabei half. Ich wusch mich im Hof des Mietstalles beim Brunnen im Schein der Laterne und ging geradewegs zum Abendessen.

Erst dann fragte ich im Hotel nach einem Zimmer.

Und während ich fragte, riss ich vor Staunen und Bewunderung die Augen auf.

Denn da stand nicht irgendein Mann hinter dem Anmeldepult, auch nicht irgendeine Frau. Oh, was ich da betrachten konnte, war schon was ganz Besonderes!

Sie war kaum weniger als fünf Jahre jünger als ich, also etwa fünfundzwanzig. Und sie hatte grüne Augen, die weit auseinander standen. Es war auch sonst eine Menge an ihr, was mir gefiel – die rotgoldenen Haare, ihr Mund und die Art, wie sie mich gerade und fest betrachtete.

Sie war eine Frau, der nichts mehr fremd war auf dieser Welt. Das begriff ich schnell.

»Sie haben schon drüben gegessen«, sagte sie. »Wollen Sie sich hier eintragen, Mister?«

Ich sah auf das Buch, das sie herumgedreht hatte, griff schon nach dem Federhalter – und hielt inne.

Denn drei Zeilen weiter oben las ich einen Namen: Tom Key, Key Ranch bei Red Bluff.

Ich deutete mit dem Federhalter auf diesen Namen.

Da sagte das Grünauge kehlig: »Ja, das ist er. Sie bekommen das Zimmer nebenan. Recht so?«

Ich staunte. Dann trug ich mich ein. Als ich mit meinen Siebensachen zur Treppe ging, hielt ich auf der dritten Stufe an, blickte zurück und fragte: »Wieso wissen Sie, Ma'am, dass ich diesen Tom Key kenne? Hat er mich gesehen und es Ihnen gesagt, oder ...«

In ihren grünen Augen erkannte ich eine leichte Verwirrung. Aber dann zuckte sie nur mit den geraden Schultern.

»Der Sheriff sagte mir, ich solle Ihnen das Zimmer neben Tom Key geben«, sagte sie schließlich.

»Ja, Ma'am.« Ich grinste. »Und da Sie nun meinen Namen kennen, wäre es fair, wenn ich auch Ihren wüsste.«

»Laura Hardcastel«, erwiderte sie. »Steht draußen neben der Tür zu lesen.«

Ich nickte.

»Das hätte auch Ihre Großmutter sein können«, sagte ich und ging nach oben. Ich warf nur meine Sachen in meinem Zimmer aufs Bett und ging dann hinüber, um zu sehen, was es mit jenem Tom Key für eine Bewandtnis hatte.

Als ich klopfte, öffnete mir eine Frau. Und diese Frau konnte sich mit der grünäugigen Laura dort unten ohne weiteres messen, obwohl sie ganz anders war, etwas jünger, blauäugig, schwarzhaarig und mit ein paar Sommersprossen auf der Nase. Ich konnte das im Lampenschein erkennen.

»Ich wollte zu Tom Key«, sagte ich. »Mein Name ist Tole Ketshum. Vielleicht ist Tom Key jener Tom Key, den ich kenne.«

»Er ist es«, sagte eine Männerstimme. »Komm herein, Tole. Dich schickt mir der Himmel. Komm herein! Sally, das ist Tole, von dem ich dir schon erzählte!«

Ich ging hinein, denn es war jener Tom Key, den ich kannte, sehr gut kannte. Während des Krieges hatten wir Pferde gestohlen. Es war eine ganze Herde, die für die Unionstruppen bestimmt war. Wir gehörten zur Konföderierten Armee, und Tom Key war dann kurz vor Kriegsende verwundet und in ein Lazarett geschafft worden. Ich ging später in Gefangenschaft. Und seitdem hatten wir uns aus den Augen verloren.

»Dich schickt der Himmel«, sagte er grinsend. »Nun ist mir verdammt wohler. Das hier ist Sally, meine Frau. Gefällt sie dir? Ich bin ein Glücksjunge, nicht wahr?«

Ich sah Sally an. Sie stand neben seinem Bett, sodass er sie am Handgelenk fassen konnte. Sie lächelte ernst, und ich konnte erkennen, dass sie ganz und gar zu Tom Key gehörte. Sie waren ein Paar, zwischen dem alles richtig war.

Dann hörte ich ein anderes Geräusch.

Ein kleines Kind sprach im Schlaf, bewegte sich und war wieder still.

Ich sah in die Ecke des Zimmers, und dort im Halbdunkel erkannte ich das Kinderbettchen. Dort schlief ein Kind. Es mochte drei Jahre alt sein.

»Das ist Little Rosy«, sagte Tom. »Und ich brauche deine Hilfe, Laredo Tole.«

Ich sah von dem Kinderbett auf Tom und von diesem auf Sally. Ihre Augen blickten fest, waren prüfend.

»Um was geht es?«, fragte ich.

Tom Key schluckte etwas mühsam.

»Wir haben eine kleine Ranch vor der Stadt«, sagte er. »Eine kleine Herde wächst dort langsam heran. Aber weil alles noch im Aufbau ist, müssen wir jeden Dollar investieren. Ich verdiente manchmal etwas hinzu als Begleitmann der Postkutsche bei Geldtransporten. Der Postagent kennt mich aus dem Armeelazarett. Vorige Woche war ich wieder als Begleitmann drei Tage für die Postlinie unterwegs. Wir brachten Silberbarren nach El Paso und bekamen für den Rückweg eine Kiste mit Lohngeldern. Unterwegs überfielen uns drei Banditen. Wir kämpften, aber sie erschossen den Fahrer. Wir erledigten zwei, und der Dritte ergriff die Flucht. Ich nahm eines der beiden reiterlosen Banditenpferde und folgte ihm. Ich brauchte nur immer dem Staub nachzureiten, den er mit seinem Pferd aufwirbelte. Nach zwei Meilen bekam ich ihn in Sicht. Mein Pferd war schneller. Vielleicht hatte seines sich auch verletzt oder war verwundet worden. Als er begriff, dass er nicht entkommen konnte, stellte er sich. Er traf mich in die Schulter. Doch ich schoss sein Pferd zusammen. Er stürzte unglücklich. Inzwischen hatten sich die beiden männlichen Fahrgäste ebenfalls mit Pferden versorgt und waren mir gefolgt. Einer hatte das Banditenpferd genommen, der andere ein Tier ausgespannt. Sie kamen gerade rechtzeitig, um mir zu helfen. Der Bandit war Early Cresswell, der Sohn des ...«

»Ich weiß schon«, sagte ich. »Man wird ihn hängen, wenn du bei deiner Aussage bleibst, dass nur er der flüchtige Bandit sein konnte und es bei der Verfolgung keinen Irrtum gab. Und ich kann mir nun denken, dass sein mächtiger Vater dir einzureden versucht, dass du dich geirrt haben musst – etwa in dem Sinne, dass du die Fährte des flüchtigen Banditen verlorst und dir der völlig unbeteiligte Early Cresswell zufällig in die Quere kam. Er fühlte sich dann bedroht und ...«

»So soll es gedreht werden«, unterbrach Tom Key mich. »Aber der Sheriff ist auf meiner Seite. Ich werde meine Aussage auch vor Gericht wiederholen. Ich werde beschwören, dass kein Irrtum möglich war. Und deshalb brauche ich einen Freund, der auf meine Familie achtet. Wir können unsere kleine Ranch nicht länger sich selbst überlassen. Wir haben Tiere zu versorgen und ...«

»Ich kann euch nicht helfen«, sagte ich und ging zur Tür. Dort hielt ich noch einmal an und blickte über die Schulter auf das Paar zurück.

Sally stand immer noch dicht bei Tom am Bett. Sie hielten einander an den Händen. Und sie sagten nichts mehr, baten auch nicht.

»Schon gut«, sagte Tom ruhig.

»Viel Glück«, murmelte Sally, und sie sagte es nicht nur so, sondern meinte es von Herzen. Das spürte ich.

Und dann ging ich hinaus und in mein Zimmer.

Wenige Minuten später schlief ich wie ein Stein.

✰✰✰

Als ich erwachte, steckte ich in einer ziemlichen Klemme. Die Lampe brannte in meinem Zimmer, und ich war auch nicht mehr allein. Zwei Hombres waren bei mir. Sie hatten auch schon meinen Colt.

Nun gehöre ich nicht zu der Sorte, die sich vor zwei Hombres fürchtet.

Aber diese – das begriff ich schnell – waren keine kleinen Nummern. Das waren richtig erfahrene Hombres, so richtig hart, gefährlich, schnell und wachsam. Sie trugen Weidekleidung und geschmeidige Stiefel. Ihre Sporen hatten sie abgeschnallt. Irgendwie hatten sie den Türriegel aufbekommen. Sie hatten die Lampe angemacht und hielten mich mit ihren Revolvern in Schach.

Einen Moment dachte ich, dass sie zu Raoul Garret gehörten, und da kam ich mir sehr dumm und ganz und gar wie ein Anfänger vor. Eine Panik wollte von mir Besitz ergreifen und fast schon in bittere Resignation umschlagen.

Doch endlich war ich wach genug. Mein Hirn begann zu arbeiten. Ich begriff, dass Raoul Garret mich und seinen kleinen Bruder noch nicht eingeholt haben konnte. Es sei denn, er wäre schon hier in Red Bluff gewesen.

Ich gähnte, rieb mir die Augen und sagte dann: »Amigos, habt ihr euch vielleicht im Zimmer geirrt? Wolltet ihr wirklich zu mir?«

Sie grinsten nur. Dann sagte einer: »Willst du in Unterhosen und Socken mitkommen oder ...«

Ich zog mich an, und weil ich mir den Gürtel mit dem leeren Coltholster gar nicht erst umlegte, kam ich mir fast nackt vor. Das Gewicht des Colts fehlte mir.

Natürlich lauerte ich auf eine Chance. Aber sie ließen mir keine.

Als ich fertig war, sagte einer: »Gehen wir. Jemand will dich sprechen, Laredo Tole. Und nach diesem Gespräch wirst du klüger sein, sehr viel klüger als jetzt. Vorwärts!«

Wir gingen die Treppe hinunter.

Ich war etwas neugierig, ob die schöne Hotelbesitzerin unten hinter dem Anmeldepult stehen würde. Aber es war wohl schon zu spät.

Wir traten nacheinander hinaus auf die Straße. Hier wartete noch ein dritter Mann.

»Na schön«, sagte er kehlig mit grimmiger Zufriedenheit. Er war groß und bullig und wog gewiss mehr als zweihundert Pfund.

Er ging vor uns her. Wir folgten ihm.

Die Stadt war schon zur Ruhe gegangen. Die Geschäfte waren längst geschlossen. Nur aus den Saloons oder Bodegas fiel noch Licht.

Wir bogen in eine Gasse ein, folgten ihr und kamen hinter die Scheune des Mietstalles.

Hier waren ein paar Sattelpferde angebunden, bei denen sich noch ein vierter Mann befand. Aber der bullige Bursche, der vor dem Hotel gewartet hatte, war der Boss.

Er sagte nun: »Ich habe schon von dir gehört, Laredo Tole Ketshum, und wenn es nach mir ginge, würde – ach was, warum rede ich so viel? Gebt es ihm!«

Sie fielen über mich her. Und ich gab ihnen, was ich nur konnte. Ich hatte keine Chance, obwohl es zuerst so aussah, als könnten mich die drei Schläger, denen sein Befehl galt, nicht umhauen. Er musste schließlich selbst eingreifen. Aber als ich dann am Boden lag, waren sie über mir. Da hatten sie gewonnen. Ich bekam es schlimm.