G. F. Unger Western-Bestseller 2567 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2567 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Längst schon hatte ich begriffen im Laufe meines Lebens, dass man sich nur Ärger einhandelte, wenn man sich in den Verdruss seiner Mitmenschen einmischte, zu helfen versuchte, ein sogenannter Gutmensch sein wollte.
Und so lebte ich schon eine Weile nach dem Motto, dass jeder Mann sein eigener Hüter ist.
Doch diesmal war es anders. Denn im Nebenzimmer, welches nur durch eine dünne Wand von meinem Zimmer getrennt war, da weinte eine Frau.
Und dann hörte ich klatschende Schläge. Eine wütende Männerstimme fauchte bei jedem Schlag: »Du läufst mir nicht weg - nicht mir, einem Bac Morgan! Mir läuft keine Frau weg - es sei denn, ich jage sie zum Teufel! Und dich werde ich erst zum Teufel jagen, wenn mir danach ist.«
Die Frauenstimme wimmerte irgendwelche Worte, doch die konnte ich nicht verstehen.
Der Mann aber fauchte: »Na los, mach dich fertig! Ich bringe dich zurück auf die Ranch!«


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Inhalt

Cover

Dukes Gesetz

Vorschau

Impressum

Dukes Gesetz

Längst schon hatte ich begriffen im Laufe meines Lebens, dass man sich nur Ärger einhandelte, wenn man sich in den Verdruss seiner Mitmenschen einmischte, zu helfen versuchte, ein sogenannter Gutmensch sein wollte.

Und so lebte ich schon eine Weile nach dem Motto, dass jeder Mann sein eigener Hüter ist.

Doch diesmal war es anders. Denn im Nebenzimmer, welches nur durch eine dünne Wand von meinem Zimmer getrennt war, da weinte eine Frau.

Und dann hörte ich klatschende Schläge. Eine wütende Männerstimme fauchte bei jedem Schlag: »Du läufst mir nicht weg – nicht mir, einem Bac Morgan! Mir läuft keine Frau weg – es sei denn, ich jage sie zum Teufel! Und dich werde ich erst zum Teufel jagen, wenn mir danach ist.«

Die Frauenstimme wimmerte irgendwelche Worte, doch die konnte ich nicht verstehen.

Der Mann aber fauchte: »Na los, mach dich fertig! Ich bringe dich zurück auf die Ranch!«

Die Frauenstimme wimmerte nun lauter. Dann verstand ich wieder ihre Worte. Denn sie schluchzte: »Du kannst mich jetzt totschlagen, Bac Morgan. Ja, schlag mich tot! Das ist immer noch besser als auf eurer Ranch und bei dir und deinen Brüdern! Ich sollte euch nur den Haushalt führen, mehr nicht. Aber ...«

Nun hörte ich wieder klatschende Schläge.

Dieser Hurensohn im benachbarten Zimmer schlug sie also wieder.

Und so erhob ich mich von meinem Bett, um der Sache dort nebenan ein Ende zu bereiten. O ja, ich wusste von Anfang an, dass ich mich in einen mächtig bösen Verdruss einkaufen und meiner bisherigen Einstellung untreu werden würde.

Doch einer Frau musste ich helfen.

Denn ich war Texaner, und in Texas sagte man, dass Texas ein Paradies für Männer und Hunde und die Hölle für Frauen und Ochsen sei. Denn das Leben war zu hart.

Und weil das so war, versuchte jeder echte Texaner den Frauen ein Beschützer und Ritter zu sein. Das steckte uns vor allem seit Alamo gewissermaßen im Blut.

Und so verließ ich mein Zimmer, welches eigentlich nur eine kleine Kammer war in diesem primitiven Hotel, und trat hinaus auf den Gang.

Ich trug nur meine Unterhose – eine dieser roten Armeeunterhosen.

Einen Moment hatte ich daran gedacht, meinen Revolver mitzunehmen, der unter meinem Kopfkissen lag. Doch ich ließ ihn dort, denn ein Revolver in meiner Hand hätte die ganze Sache gewiss verschlimmert. Es war besser, wenn ich die Angelegenheit mit den Fäusten erledigte. Denn ein Mann, der eine Frau schlug, der verdiente diese Schläge mit Zinsen zurückerstattet.

Er kam zu gleicher Zeit wie ich aus dem Zimmer auf den Gang heraus und zog die nun kreischende Frau an ihren langen Haaren hinter sich her.

Die Steinzeitmenschen hatten sich wohl auf diese Art ihre Frauen geraubt.

Er war ein bulliger Bursche, einer von der Sorte, die man nicht so leicht aufhalten kann.

Aber ich versuchte es dennoch mit Freundlichkeit und rief ihm durch das Wimmern und Kreischen der Frau zu: »Lass sie los! Sie ist eine Frau! Lass sie los! Nimm mit mir vorlieb, mein Freund!«

Aber er wollte nicht mein Freund sein, sondern brüllte: »Oha, du Arsch, misch dich hier nicht ein! Das hier ist nicht dein Ding!«

Und dann zog er die Frau weiter an den Haaren hinter sich her in Richtung Treppe.

Ich war mit drei langen Schritten bei ihm und riss ihn an der Schulter herum.

Aber er hatte schon seinen Revolver in der Hand und hätte ihn mir im nächsten Sekundenbruchteil mit der Mündung in die Magenpartie gestoßen.

Und so gab ich es ihm.

Es war ein prächtiger Aufwärtshaken.

Er hatte die Frau losgelassen, taumelte rückwärts an ihr vorbei und fiel auch rückwärts die Treppe hinunter.

Und da lag er nun und rührte sich nicht mehr.

Es war eine sehr steile Treppe, und er hatte sich auf ihr überschlagen. Denn hinter meinem Aufwärtshaken lag ja auch noch mein Gewicht von fast hundertachtzig Pfund.

Ich wandte mich der jungen Frau zu. Ja, sie war noch jung, aber ihr Gesicht war zerschlagen und schwoll an. Sie blutete aus der Nase.

Dieser verdammte Hurensohn hatte sie in seinem wilden, bösartigen Zorn erbarmungslos verprügelt. Doch diese Zornausbrüche gehörten wohl zu seiner ganzen Art. Er war sicher einer von der Sorte, die auch Hunde prügelt und Pferden gnadenlos die Sporen in die Weichen stößt. Er war ein unduldsamer Wilder, welcher immer schlimmer wird, je weiter er auf diese Art kommt. Und zumeist überschätzten sich diese Typen auch.

Der da – er lag wie tot am Fuß der Treppe – hatte sich gewiss überschätzt und war an mich geraten. Das war sein Schicksal.

Ich sah wieder auf die Frau. Sie war noch jung und wahrscheinlich hübsch. Jetzt aber war ihr Gesicht zu zerschlagen, um dies beurteilen zu können.

Sie starrte mich einige Sekunden lang an und bemühte sich wahrscheinlich zu begreifen, warum ich ihr beigestanden hatte. Dann aber bedeckte sie das Gesicht mit den Händen, so als schämte sie sich ihres Anblicks. Sie ließ einen jämmerlichen Laut hören und flüchtete in ihr Zimmer zurück, aus dem sie der Kerl, der sich Bac Morgan nannte, an den Haaren herausgezerrt hatte. Sie warf die Tür hinter sich zu.

Nun, ich konnte verstehen, dass sie in ihrer Not allein sein wollte.

Als ich die Treppe hinuntersah, wo jener Wilde leblos lag, da begann ich zu ahnen, dass er wahrscheinlich mausetot war. Er musste sich das Genick gebrochen haben.

Inzwischen war er dort unten nicht mehr allein.

Der Wirt und zwei Gäste standen bei ihm.

Und auch bei mir hier oben im Gang, von dem aus man die sechs Zimmer betreten konnte, hatten sich einige Gäste eingefunden.

Sie trugen ihr Unterzeug, welches sie wie ich zugleich als Nachtzeug benutzten. Nur ein dicker Mann hatte ein Nachthemd an.

Und dieser Mann sagte grimmig: »Der hat es nicht anders verdient. Und wenn Sie nicht zugeschlagen hätten, dann wären Sie von ihm erschossen worden. Er hat ja immer noch den Revolver in der Faust.«

Wir blickten hinunter und sahen, dass er wahrhaftig immer noch den Revolver fest umklammert hielt, so als hätte er ohne Waffe nicht ins Jenseits gewollt.

Der Wirt – er war mexikanischer Abstammung – sah zu mir herauf und sagte: »Er ist tot, Señor. Und das gibt Ärger. Denn er ist einer der Morgan-Brüder. Sein Name ist Bac Morgan. Seine Brüder heißen Jim und Joe. Señor, Sie sollten sich auf Ihr Caballo setzen und tausend Meilen weit reiten. Denn die Morgan-Brüder sind ...«

Er verstummte, so als verspürte er plötzlich Furcht, etwas über die Morgan-Brüder zu sagen. Doch der dicke Mann im Nachthemd, den ich für einen Handelsvertreter hielt, der sagte leise zu mir: »Die Morgans sind eine üble Bande, Revolverhelden, wahrscheinlich Banditen. Sie haben zwar eine kleine Ranch in den Hügeln, aber davon leben sie gewiss nicht allein. Sie sollten sich wirklich auf den Weg machen, Mister, bevor sie erfahren, was ihrem lieben Bruder zugestoßen ist.«

Er hatte nun alles gesagt und ging in sein Zimmer zurück.

Auch die anderen Gäste im Unterzeug verschwanden, nachdem sie mich noch mal teilnahmsvoll angesehen hatten, so etwa wie einen zum Tode Verurteilten.

Wahrscheinlich kannten auch sie die Morgan-Brüder oder hatten zumindest von ihnen gehört.

Unten trug der Wirt mit zwei Gästen den Toten weg.

Er rief dabei zu mir hoch: »Mister, ich muss sofort einen Jungen auf die Morgan Ranch hinausschicken. Ich denke, dass Sie etwa zwei Stunden Vorsprung haben, höchstens drei. Oder wollen Sie auf die Morgans warten?«

Ich schüttelte nur den Kopf und verschwand in meinem Zimmer, begann mich anzukleiden und dachte darüber nach, was mir meine Hilfsbereitschaft nun eingebracht hatte.

Es war nicht so, dass ich mich vor den Morgan-Brüdern gefürchtet hätte. Denn bisher hatte ich mich auf meinen Wegen gegen jeden Revolverschwinger behaupten können.

Doch wenn ich blieb, würde ich wahrscheinlich nicht nur kämpfen, sondern auch töten müssen.

Und so war es wohl besser, wenn ich mich auf den Weg machte. Ich wollte ohnehin weiter nach Süden, also zum Pecos.

Ich war schnell fertig, nahm meine beiden Satteltaschen und das Gewehr, nachdem ich meinen Gurt mit dem schweren Colt umgeschnallt hatte. Die Satteltaschen warf ich mir über die Schulter, fasste das Gewehr – es war ein Spencer-Karabiner – um den Kolbenhals und hatte meine Rechte frei für den Revolver.

So war ich bereit für den Gang zum Mietstall, wo mein grauer Wallach stand.

Als ich auf dem Gang stand und mich zur Treppe nach unten wandte, da musste ich an der Tür des Nebenzimmers vorbei.

Und dort drinnen wusste ich die junge Frau.

Ich hielt inne und überlegte.

Sollte ich einfach gehen?

Aber das konnte ich nicht. Und so klopfte ich an und öffnete die Tür.

Die junge Frau stand am Waschtisch in der Ecke und hielt sich das nasse Handtuch gegen das Gesicht gedrückt.

Aber dann nahm sie es doch etwas herunter und sah zu mir her.

Im Lampenschein betrachteten wir uns.

Das nasse Handtuch hatte ihr etwas geholfen. Sie blutete nicht mehr, und auch die Schwellungen wurden nicht schlimmer.

»Er ist tot«, sprach ich leise. »Er brach sich das Genick. Und ich kann nichts mehr für Sie tun.«

Sie nickte leicht. »Natürlich nicht«, sprach sie etwas undeutlich, weil ihre Lippen aufgeplatzt waren. »Sie müssen jetzt Ihren Skalp retten. So wie ich. Denn in zwei Stunden haben wir Morgengrauen. Dann fährt die Postkutsche von hier weiter. Ich fahre mit. Wenn bis dahin die beiden anderen Morgans noch nicht hier sind, kann ich der Bande entkommen. Viel Glück, Mister!«

Sie stieß die letzten drei Worte etwas spröde hervor und wandte sich wieder dem Waschtisch zu, um das Handtuch noch einmal in die Schüssel zu tauchen.

Sie hatte mit sich selbst zu tun. Und ich konnte nicht ihr Hüter und Beschützer sein. Ich wollte es auch nicht.

Als ich unten in der kleinen Empfangsdiele war, kam der Wirt von draußen herein.

»Wir haben den Toten zum Bestatter gebracht«, sagte er. »Ich war noch im Mietstall und habe den Jungen zur Morgan Ranch geschickt. Sally Baker wird sicher noch die Postkutsche nehmen können, bevor die Morgans hier sind. Sie haben ja gestern schon für das Zimmer bezahlt. Viel Glück, Señor.«

In seiner Stimme war ein Klang, der mir sagte, dass er es ehrlich meinte mit seinen letzten Worten.

Er fügte noch hinzu: »Die Morgans sind eine Plage für dieses Land.«

Ich nickte nur und ging hinaus.

Draußen starb nun die Nacht. Im Osten war das erste Grau zu erkennen. Bald würde es keine Schatten mehr geben, weil die Gestirne verblassten. Die graue Stunde würde beginnen, in der es keine Farben gibt auf unserer Erde.

Im Mietstall sattelte ich meinen grauen Wallach und schwang mich in den Sattel.

Und dann ritt ich aus der noch schlafenden Stadt nach Süden.

Mein Ziel war das Land jenseits des Pecos River. Denn das Land westlich des Pecos – so hatte ich gehört – sollte von unbeschreiblicher Schönheit sein, ein Land mit Hochtälern, zerrissenen Bergspitzen und mit Wild aller Gattungen in großer Fülle. Ein wahres Paradies für Jäger sollte es sein, besonders in der Gegend des Großen Knies des Rio Grande.

Doch es gab einen Haken, so wie es keine Rose ohne Dornen gibt.

Denn der Pecos River war die traditionelle Grenze des Gesetzes.

Jenseits des Pecos gab es noch kein Gesetz, so wie es die Verfassung vorschrieb. Jenseits des Pecos galt nur das Gesetz des Stärkeren und Mächtigeren.

Und selbst die Texas Ranger wagten sich nicht über den Pecos, um von dort die steckbrieflich gesuchten Verbrecher zu holen und vor einen Gerichtshof zu bringen.

Jenseits des Pecos lebten viele Geächtete, Verfolgte. Und fast alle hegten einen beständigen Hass gegen das Gesetz. Es gab dort keine Gesetzeshüter, keine Richter. Es war alles noch freies Land.

Ich wollte dennoch hin.

Denn ich hatte von den Hochtälern gehört, in denen das sagenhafte Blaugras wuchs, ein Gras, welches besondere Mineralien enthielt, die für eine Pferdezucht ein Gottesgeschenk sind.

Solch ein Blaugras-Hochtal wollte ich finden und in Besitz nehmen.

Deshalb ritt ich in Richtung Pecos Hills und zum Pecos River.

Da ich an diesem Tag ohne Frühstück losgeritten war, verspürte ich gegen Mittag einen immer grimmiger werdenden Hunger.

Ich war inzwischen auf dem Wagenweg an die zwanzig Meilen geritten und erreichte einen kleinen Ort, bei dem sich zwei Wege kreuzten. Es gab hier ein Gasthaus, welches zugleich Store und Saloon war.

Als ich abstieg, kam eine dicke Frau heraus und fragte: »Wollen Sie bei mir zu Mittag essen?«

»Und wie, Ma'am«, erwiderte ich.

»Dann sind Sie richtig«, freute sie sich.

Wenig später verputzte ich gekochte Erbsen mit Rübenkraut, fetten Schweinerücken, Backhuhn mit warmen Biskuits und gebackenen Schinken in Tomatensauce.

Das kostete mich einen halben Dollar.

Als ich dann auf meinen Wallach stieg, der am Tränketrog geduldig wartete, da spannte sich meine Magengegend.

Ich ritt weiter nach Südwesten bis in die späte Nacht hinein und erreichte dann kurz vor Mitternacht eine Station der Post- und Frachtlinie.

Ich bekam ein gutes Abendessen, ließ meinen Wallach versorgen und schlief mit zwei anderen Gästen im Maisstroh der Scheune.

Und bei Tagesanbruch ritt ich nach einem Frühstück weiter.

Als ich nach Sonnenaufgang von einem Hügel zurück nach Osten blickte, da war die Luft noch klar und rein. Ich hatte meilenweite Sicht, und auf meiner Fährte kam niemand geritten.

Und so war tief in meinem Kern ein kleines Fünkchen Hoffnung.

✰✰✰

Zwei Tage später erreichte ich an einem Nachmittag den Pecos. Um diese Jahreszeit führte er Niedrigwasser. Man konnte ihn überall mühelos durchreiten, ohne sich die Stiefel in den Steigbügeln nass zu machen. Man musste nur die tückischen Treibsandstellen meiden.

Ich sah hinüber. Da stand ein Wagen, bewegten sich auch einige Sattelpferde in einem Seilcorral zwischen Bäumen.

Ein Campfeuer brannte. Eine kleine Mannschaft hatte dort das Camp aufgeschlagen. Ich hatte die Wagenfährte und die Hufspuren schon am frühen Morgen auf dem Wagenweg bemerkt. Sie waren am frischesten von allen anderen Spuren.

Und nun hatte ich die Leute eingeholt.

Vielleicht würde ich an diesem Feuer etwas zu essen bekommen, so hoffte ich.

Bevor ich in den Fluss ritt, stellte ich mich nochmals in den Steigbügeln hoch und sah zurück.

Aus den Hügeln kamen in diesem Moment zwei Reiter. Bei ihrem Anblick wusste ich, dass mich die Morgan-Brüder nun doch eingeholt hatten. Sie waren wie Bluthunde auf meiner Fährte geblieben. Mein langes Reiten hatte nichts genützt.

Da kamen sie also, und sie kamen nicht, um mit mir freundlich zu plaudern. Nein, sie wollten meinen Skalp.

Und so atmete ich seufzend aus.

Das war es also wieder. Ich würde wieder jene schwarzen Sekunden durchstehen müssen wie schon da und dort auf meinen Wegen. Denn ich war nun mal das, was man einen Revolvermann nannte, wenn auch einer, der in manchen Städten den Stern getragen und die Redlichen vor den Bösen beschützt hatte.

Das hieß natürlich, dass ich für die menschliche Gemeinschaft hatte kämpfen und töten müssen.

Eines Tages hatte ich das nicht mehr gewollt und mich auf den Weg zu einem Blaugras-Hochtal jenseits des Pecos gemacht.

Nun aber holte es mich am Pecos wieder ein, weil ich jener Sally Baker beigestanden hatte, sie vor einem wilden Schläger beschützte.

Ich zog mein Pferd herum und sah den beiden Reitern entgegen. Und zugleich wusste ich, dass mich die Leute im Camp am Westufer beobachteten. Sie würden alles sehen können.

Die beiden Reiter, welche ich für die Morgan-Brüder hielt, ließen ihre Pferde in Schritt fallen. Denn sie hatten erkannt, dass sie sich Zeit nehmen konnten, weil ich sie erwartete.

Und wenn sie nicht dumm waren, mussten sie nun wittern und begreifen, dass ich nicht aus Furcht vor ihnen geflüchtet war.

Sie kamen näher und näher. Ich konnte sie immer besser betrachten.

Ja, man sah ihnen an, dass sie Brüder waren. Doch sie sahen völlig anders aus als jener Bac, den ich die steile Treppe hinunterschlagen musste, weil er sonst seinen Revolver benutzt hätte.

Jener Bac Morgan war bullig und dunkelhaarig, die da waren hager wie zwei erfahrene Wüstenwölfe – und gewiss auch so schnell. Ich wusste, da kamen zwei Revolvermänner geritten, aber sie gehörten zu jener anderen Sorte. Es war nicht meine Sorte, denn meine Sorte tat Gutes auf böse Weise, aber immerhin Gutes. Die da taten gewiss nur Böses. Man hatte mir das ja in der kleinen Stadt gesagt. Die Morgans seien eine Plage für das ganze Land, so hatte man mir gesagt.

Ich sah ihnen also bewegungslos im Sattel sitzend entgegen.

Und zugleich verspürte ich jenes Gefühl in meinem Kern, welches es zu bekämpfen galt. Denn sonst würde es sich in Furcht verwandeln.

Und Furcht vernichtet jedes Selbstvertrauen.

Ich begriff, dass sie wahrscheinlich keine Revolverehre besaßen, sondern mich zu zweit abschießen wollten. Mir stand kein faires Duell bevor. Sie kamen, um mich gemeinsam zu töten.

Ich sah es in ihren harten Gesichtern. Und ich spürte es wie einen kalten Hauch.

Und dann hielten sie etwa ein Dutzend Yards von mir entfernt an und betrachteten mich eine Weile, schätzten mich ab.

Einer sprach zwischen seinen harten und trockenen Lippen hervor: »Du bist es. Wir bekamen eine gute Beschreibung von dir und deinem grauen Wallach. Dich könnte man unter tausend Männern schnell herausfinden.«

Ich hörte es und nickte. Tief in mir war bitteres Bedauern.

Dennoch versuchte ich es und erwiderte: »Hat man euch auch berichtet, wie es war? Hat man euch nicht gesagt, dass ich unbewaffnet war und nur meine Unterhose trug, er aber seinen Revolver in der Faust hielt?«

Sie starrten mich an. Dann erwiderte einer: »Das spielt keine Rolle. Er war unser Bruder, und er ist tot. Man erschlägt einen Morgan nicht ungestraft!«

Nach diesen Worten schwangen sie sich aus den Sätteln.

Selbst wenn ich es versucht hätte, ich wäre ihnen nicht mehr entkommen.

Ich musste um mein Leben kämpfen.

Und so saß ich ebenfalls ab und trat ihnen entgegen.

Als sie nach ihren Revolvern schnappten, waren sie mit ihren Händen so schnell wie ein Wüstenwolf mit seinem Fang beim Schnappen nach einer Klapperschlange. Doch einen von ihnen, welcher links von mir stand, den schaffte ich glatt. Aber als ich auf den zweiten rechts von mir schoss, da sah ich in sein Mündungsfeuer.

Seine Kugel stieß mich, sodass ich schwankte. Doch er fiel.

Ich hatte ihn besser getroffen.

Und dann war es vorbei.

Ich hatte zweimal geschossen und stand immer noch.

Sie aber lagen flach.

Ich wandte mich etwas mühsam meinem Wallach zu, zog mich in den Sattel hoch und ritt durch den Pecos auf die andere Seite.

Die Männer im Camp erwarteten mich. Einer von ihnen sah wie ein Boss aus. Er war schon älter und wirkte beachtlich.

Ja, ich wusste sofort, dass dieser da ein besonderer Mann sein musste.

Ich hielt an und blieb im Sattel, obwohl ich das Blut aus meiner Wunde laufen spürte.

Der Mann fragte: »Was war das?«