G. F. Unger Western-Bestseller 2569 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2569 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Vormann Jack Starlight beobachtet aus schmalen Augen die Männer auf der anderen Straßenseite. Die verteilen sich jetzt. Zwei Gruppen wandern ab, überqueren oberhalb und unterhalb des Hotels die Straße und erreichen den langen Gehsteig, der mit der Hotelveranda verbunden ist. Dann halten sie an.
Der Vormann der Sun Hill Ranch und sein alter, invalider Rancher sehen auf den Mann, der langsam durch den Staub der Fahrbahn stapft und vor der Veranda stehen bleibt.
Etwas Wildes und Furchtloses geht von dem Mann aus. Seine schwarzen Augen richten sich nicht auf den alten Rancher, sondern auf Jack Starlight.
»Es hat nicht geklappt, Jack«, sagt er spöttisch, und seine Stimme zittert dabei vor unterdrückter Wut.
»Nein«, erwidert Jack Starlight lächelnd, »es hat nicht geklappt. Dein Beschützer hat gezeigt, wie groß sein Schatten ist. Du hast mit einigen Leuten unser Vieh gestohlen. Wir haben euch gejagt, ich konnte dein Pferd zusammenschießen. Du warst bewusstlos, als wir dich fanden. Well, wir brachten dich vor Gericht, aber die Geschworenen waren feige und sprachen dich frei. Mein Rancher glaubte an Recht und Gesetz. Nun weiß er, dass es so etwas hier nicht gibt. Das ist gut! Wenn wir dich noch einmal beim Viehdiebstahl erwischen, hängen wir dich auf. Bleib von unserer Weide, Slim Tinkerton!«


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Seitenzahl: 160

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Nur einer reitet noch

Vorschau

Impressum

Nur einer reitet noch

Vormann Jack Starlight beobachtet aus schmalen Augen die Männer auf der anderen Straßenseite. Die verteilen sich jetzt. Zwei Gruppen wandern ab, überqueren oberhalb und unterhalb des Hotels die Straße und erreichen den langen Gehsteig, der mit der Hotelveranda verbunden ist. Dann halten sie an.

Der Vormann der Sun Hill Ranch und sein alter, invalider Rancher sehen auf den Mann, der langsam durch den Staub der Fahrbahn stapft und vor der Veranda stehen bleibt.

Etwas Wildes und Furchtloses geht von dem Mann aus. Seine schwarzen Augen richten sich nicht auf den alten Rancher, sondern auf Jack Starlight.

»Es hat nicht geklappt, Jack«, sagt er spöttisch, und seine Stimme zittert dabei vor unterdrückter Wut.

»Nein«, erwidert Jack Starlight lächelnd, »es hat nicht geklappt. Dein Beschützer hat gezeigt, wie groß sein Schatten ist. Du hast mit einigen Leuten unser Vieh gestohlen. Wir haben euch gejagt, ich konnte dein Pferd zusammenschießen. Du warst bewusstlos, als wir dich fanden. Well, wir brachten dich vor Gericht, aber die Geschworenen waren feige und sprachen dich frei. Mein Rancher glaubte an Recht und Gesetz. Nun weiß er, dass es so etwas hier nicht gibt. Das ist gut! Wenn wir dich noch einmal beim Viehdiebstahl erwischen, hängen wir dich auf. Bleib von unserer Weide, Slim Tinkerton!«

Jack Starlight sagt es sanft und ruhig. Gerade deshalb, weil er dabei so ruhig und beherrscht bleibt, wirken seine Worte unerbittlich und mitleidlos.

Da steht ein berüchtigter Viehdieb, der der Freund eines Großranchers ist und der von einer ängstlichen Jury wegen angeblichen Beweismangels freigesprochen wurde.

Und auf der Veranda steht der Vormann einer mittelgroßen Ranch, ein Mann, der gewissermaßen die Verkörperung der Sun Hill Ranch bedeutet.

Ohne Jack Starlight könnte die Ranch nicht ihre Ansprüche aufrechterhalten. Denn Jack Starlight gilt etwas in diesem Land. Er ist eine ganze Mannschaft wert. Da der Rancher nicht mehr viel zählt, wird die Sun Hill Ranch mit ihrem Vormann fallen oder bestehen bleiben.

So ist das!

Slim Tinkerton hat mit schräg geneigtem Kopf Jacks Worten gelauscht.

Nun sieht er in Jack Starlights rauchgraue Augen und erkennt darin nichts als düstere Ruhe.

»Starlight«, murmelt er, »du bist ein harter Bursche. Es gibt eine Menge Männer in diesem Land, die sich nicht an dich herantrauen. Aber ich möchte es mit dir probieren – nicht nur deshalb, weil du mein Pferd erschossen hast, sondern aus vielen anderen Gründen. Wie wär's, Starlight? Ich will sehen, ob du wirklich besser bist als ich! Und, vergiss es nicht, du bist mir etwas schuldig!«

Er beugt sich lauernd vor. Vor wenigen Minuten ist er noch waffenlos gewesen. Nun trägt er zwei Colts im Kreuzgurt. Seine Leute, die bei seinem Freispruch das Beifallsgebrüll ausstießen, haben ihm die Waffen mitgebracht.

Ein großer, wilder, geschmeidiger, rücksichtsloser und herausfordernder Mann, der im Schatten eines noch größeren Mannes lebt und von diesem geduldet wird, obwohl er ein Viehdieb ist.

Jack Starlight lächelt seltsam. Er macht einen langsamen Schritt, erreicht das Geländer der Veranda und stützt seine Hände darauf. Es sind lange, schlanke und nervige Hände. Seine rauchgrauen Augen, tief unter ausgebleichten Augenbrauen sitzend, wirken im Sonnenlicht heller, als sie in Wirklichkeit sind.

Er sieht über Slim Tinkerton hinweg und zum Sheriff hinüber, der drüben am Pfosten der Officetür lehnt. Jetzt bewegt er sich und tritt bis zum Rand des Gehsteigs.

»He, Tinkerton! Nicht hier!«, ruft er herüber.

Der große Rustler wendet nicht einmal seinen Indianerkopf.

»Halt dich raus, Stone!«, ruft er. Dabei flackern seine tintenschwarzen Augen wütend.

Sheriff Lee Stone gibt keine Antwort mehr. Er geht bis zum Eingang seines Office zurück und bleibt einen Moment stehen, als zögere er. Dann verschwindet er im Haus und taucht zehn Sekunden später mit einer Schrotflinte wieder auf.

Jack Starlight sieht das alles. Neben sich hört er den alten Rancher schwer atmen. Und dann bellt Slim Tinkertons kehlige Stimme ihn an: »Worauf wartest du noch, Mann? Keine Sorge! Die anderen halten sich raus, wenn es zwischen uns bleibt. Los, ich will es ausprobieren, denn seit einiger Zeit ist einer von uns auf dieser Welt zu viel!«

Jack Starlight schüttelt den Kopf, sieht ruhig und kühl in die schwarzen Augen des Rustlers und sagt: »Ich schieße mich mit dir, wenn ich dich bei deinem nächsten Viehdiebstahl erwische, Rustler!«

Er wendet sich halb um und nickt dem alten Rancher zu. »Gehen wir auf Ihr Hotelzimmer.«

Der dunkelhäutige Viehdieb hat jetzt den Zustand erreicht, da sich ein heißblütiger und zu extremen Exzessen neigender Mann nicht länger beherrschen kann.

»Zieh, Starlight!«, faucht er und schnappt nach den Colts.

Da zeigt Jack Starlight, was er kann, warum er eine ganze Mannschaft wert ist und warum er für die Sun Hill so viel bedeutet.

Starlight ist ein Kämpfer mit unwahrscheinlichem Reaktionsvermögen. Er ist schneller als ein Blitz. Seine lässige Ruhe und düstere Gleichgültigkeit, die sonst von ihm ausgehen, sind nur ein Mantel, unter dem sich ein heißblütiger, vitaler und schneller Kämpfer verbirgt.

Aus den Augenwinkeln sah er Tinkertons schnelle Bewegung. Er dachte nicht darüber nach, sondern flankte mit einem Satz über die Verandabrüstung.

Seine Füße stoßen hart gegen die Schultern des aufbrüllenden Mannes, der gerade die Colts hochreißen will und nicht mehr kann, da er rückwärts taumelt und rückwärts in den Straßenstaub fällt.

Jack Starlight landet auf der Seite, schnellt sich hoch und ist eine halbe Sekunde früher als Tinkerton auf den Beinen. Er wirft sich in die Staubwolke hinein, die dieser aufwirbelt. Diese Staubwolke vergrößert sich, wird so dicht, dass man kaum etwas darin erkennen kann. Man hört klatschende Faustschläge, wildes Stöhnen und heisere Laute. Manchmal sieht man die beiden Männer undeutlich. Aber dann rollen sie wieder eng umschlungen durch den knöcheltiefen Staub, wirbeln ihn auf und machen sich unsichtbar.

Es fällt kein einziger Schuss, obwohl fast zwei Dutzend Männer zum Kampf bereit sind.

Von Sheriff Lee Stone ist nichts mehr zu sehen. Dafür zeigt sich der Doppellauf seiner Schrotflinte am Türpfosten. Vielleicht bewirkt dieser Doppellauf, der mit groben Sauposten geladen ist, dass sich die Männer zurückhalten.

Dann senkt sich die Staubwolke. Es ist still.

Ein leichter Wind kommt von der Prärie her in die Straße und fegt den sich lichtenden Staub weg. Ein paar Männer husten, einer niest kräftig.

Dann taucht Jack Starlight auf.

Sein Mund ist blutig, sein linker Backenknochen ist aufgeschlagen. Er ist schmutzig und voller Staub, der sich mit Schweiß vermischt hat. Sein Hemd ist vorn aufgerissen und im Rücken aufgeplatzt. Er keucht und atmet schwer. Aber er ist all right. Er nickt kurz und geht ins Hotel hinein.

Der Rancher folgt.

Alle Augen richten sich auf die Gestalt, die mitten auf der Fahrbahn im Staub liegt. Niemand bewegt sich. Tinkertons Mannschaft starrt auf ihren Boss. Sie wissen, dass er tollwütig werden würde, wenn ihm jemand Hilfe leisten wollte.

Er ist geschlagen, verprügelt worden!

Fortan wird die Hölle noch stärker in ihm brennen.

Slim Tinkerton stemmt sich langsam auf die Hände und Knie. In dieser Stellung verharrt er eine Weile und schüttelt dabei den Kopf. Als er seine Benommenheit abgeschüttelt hat, erhebt er sich, steht schwankend und ist erst nach einer ganzen Weile sicher auf den Beinen.

Seine Leute kommen herbei und bilden eine dichte Gruppe um ihn, schweigsam, abwartend.

»Jetzt werden wir es diesem Kuhdorf mal zeigen«, keucht Slim Tinkerton und wischt sich über das zerschlagene Gesicht. »Wir reißen ganz Best Chance ein! Und mit dem Hotel beginnen wir!«

Er greift nach den Colts. Aber die befinden sich nicht in den Holstern. Seine Hände schnappen also ins Leere. Jemand reicht ihm eine der verlorenen Waffen. Die andere liegt irgendwo im tiefen, feinen Staub der Fahrbahn, die sich zur Regenzeit in einen Morast verwandelt.

»Los! Jetzt will ich alles zur Hölle schicken, was gegen mich ist!«

Er drängt sich durch seine Leute. Diese schwärmen wieder aus.

»Slim Tinkerton, du bist ein Narr, wenn du nicht sofort Best Chance verlässt!«, ruft die Stimme des Sheriffs aus der offenen Tür des Office.

Tinkerton wirbelt plötzlich herum, als erinnerte er sich jetzt daran, dass der Sheriff nicht auf seiner Seite ist.

»Oha, du Wicht! Wir können ebenso gut auch mit dir beginnen!«

Er will sich in Bewegung setzen. Doch da kommen Reiter von der Prärie herein. Tinkerton murmelt einen Fluch. Er steckt seinen Colt weg. Seine Leute weichen auf die Gehsteige zurück.

Die Reiter kommen schnell näher. Als sie anhalten, treibt der leichte Wind die Staubwolke über sie hinweg und weiter die Straße entlang.

Ein Mann verhält vor Tinkertons großem Pferd und beugt sich leicht aus dem Sattel.

»Verschwinde, du Narr«, sagt der Mann kurz. »Pack dich – oder ich jage dich mitsamt deinem Rudel bis zur Nordgrenze hinauf! Wer, zum Teufel, erlaubt dir, hier den wilden Mann zu spielen? Ich sehe dich heute Abend! Verlass den Ort!«

Dann reitet der Mann zur Haltestange und gleitet aus dem Sattel. Er ist ein kräftiger, fleischiger und grobknochiger Mann. Er wirkt fast wie ein rotwangiger Farmer in Cowboytracht. Seine Kleidung ist alt, mitgenommen und abgenutzt.

Und dennoch ist Sloan Duane der reichste und mächtigste Mann im County. Er ist der Mann, in dessen Schatten Slim Tinkerton leben darf.

Der große Sloan Duane, der wie ein Farmer aussieht, aber dessen Schatten über den größten Teil des Landes fällt, ist nach Best Chance gekommen.

Die kleine Rinderstadt lebt zum größten Teil von Sloan Duane, von der großen Yellow Rock Ranch, die immer mehr Vorwerke errichtet, ihre Grenzen immer mehr vorschiebt und wie ein unersättlicher Moloch alles frisst, was ihr Wachstum fördert und ihre Macht vergrößert.

Neben Sloan Duane rutscht ein anderer Mann aus dem Sattel. Er ist ein langer, hagerer, sehniger, ausgetrockneter Mann mit sandfarbenem Haar, kleinen, harten, kalten Augen. Er trägt keinen Waffengurt um die Hüften, dafür jedoch unter der offenen knopflosen Lederweste ein doppeltes Schulterholster, aus dem die dunkelbraunen Griffe zweier kurzläufiger Colts ragen.

Das ist Duff Dance, ein Mann aus Texas, der schon lange Jahre die Mannschaft der Yellow Rock Ranch führt. Ein schweigsamer, lässiger Mann, der jedoch in der Lage ist, die wilde Mannschaft der Yellow Rock zu führen, sie zu bändigen und ihr den Willen des Ranchers aufzuzwingen.

Er winkt leicht mit der Hand, worauf die fünf anderen Reiter wieder anreiten und weiter unterhalb vor dem Saloon anhalten.

Indessen war Slim Tinkerton wie ein zurechtgewiesener Hund davongegangen. Seine Mannschaft folgte ihm. Sie hatten ihre Pferde vor dem Gerichtsgebäude stehen. Nun sitzen sie auf und verlassen in südlicher Richtung den Ort.

Die Spannung im Ort löst sich mit einem Male. Menschen kommen aus Häusern und Läden. Die Straße füllt sich.

Sloan Duane und Duff Dance treten ins Sheriff's Office. Duane geht zum bequemsten Sessel und wirft sich hinein. Sein Vormann Dance bleibt neben der Tür stehen. Er greift in die Tasche, holt ein Stück Kandiszucker heraus und schiebt es zwischen die dünnen Lippen. Wie eine Schlange stiert er auf den Sheriff, aber dieser achtet nicht darauf – vielleicht ist er daran gewöhnt, dass Duff Dance alle Menschen so anstarrt.

»Er hätte ganz Best Chance abgerissen«, knurrt der Sheriff. »Ich konnte ihn nicht auf eine andere Idee bringen. Er wollte sich mit Jack Starlight schießen, aber der hat ihn nur verprügelt. Ich frage mich, Duane, ob es für Sie gut ist, wenn Sie den wilden Narren noch länger im Land dulden.«

Er macht eine kurze Pause und zögert. Sein unregelmäßiges Gesicht zuckt nervös.

»Duane«, murmelt er dann, »heute sind vielen Leuten die Augen richtig aufgegangen. Die Jury und der Richter haben mit dem heutigen Tag ihr Gesicht verloren. Man fürchtet Sie, Duane. Aber Sie haben keine Freunde im County. Eines Tages wird die Hölle losbrechen. Alles wird wie ein böses Geschwür aufplatzen. Dann werden Sie den Bogen überspannen müssen. Dabei kann und will ich Sie nicht decken, Duane!«

Der Sheriff sagte es schwer und sorgenvoll.

Duff Dance meldet sich mit sanfter Stimme. »Lee, du bist ein lächerlicher Waschbär – und wenn du gegen die Yellow Rock bist, wirst du eines Tages zertreten. Die Yellow Rock zertritt alles! Niemand hat eine Chance gegen die Rock. Das solltest du niemals vergessen, Stone.«

Er verstummt, zermahlt mit kräftigen Zähnen deutlich hörbar den Kandis und schiebt ein neues Stück in den Mund.

Sloan Duane hat noch kein Wort gesprochen, er hatte nur immer auf die Sonnenkringel an der Wand gesehen und über irgendwelche Dinge nachgedacht.

»Ich musste dem County meine Macht zeigen«, murmelt er. »Einige Leute hätten Morgenluft gewittert, wenn Slim Tinkerton verurteilt worden wäre. Nun habe ich diesen Leuten wieder eine Menge Furcht eingejagt. Ich werde es immer wieder tun – bis es hier nur noch die Yellow Rock Ranch gibt.«

»Sie können sich nicht dauernd offen hinter einen berüchtigten Viehdieb stellen, Duane«, murmelt der Sheriff.

»Viehdieb? Oha, mir stiehlt er keine Rinder! Und wenn er anderen Leuten die Kühe stiehlt, so sollen diese Leute ihn zur Hölle schicken. Ich selbst habe keine Veranlassung, ihn zu jagen – meine Herden lässt er in Frieden. Das ist es! Und alles andere ist Gerede!«

Er erhebt sich und steckt sich ein Zigarillo zwischen die Lippen. Nach drei langen Zügen sagt er: »Sie haben eben etwas gesagt, Sheriff – und mein Vormann hat Ihnen geantwortet. Wenn Sie nicht auf meiner Seite sind, Stone, werde ich nicht einmal die nächste Sheriffwahl abwarten, um Sie davonzujagen.«

Er sagt es freundlich und sanft. Dann geht er. Sein Vormann folgt ihm.

✰✰✰

Sloan Duane und Duff Dance schlendern zum Hotel und treten ein.

»Al Fletcher?«, fragt Duane kurz.

»Zimmer neun«, murmelt der Mann hinter dem Pult.

Duane geht sofort zur Treppe. Dance bleibt einen Moment stehen. Interessiert starrt er auf den Mann, der Zigarren in eine Kiste sortiert.

»Coly«, knurrt Dance, »wenn du das nächste Mal deine Klappe nicht freundlicher aufmachst, wenn du mit meinem Boss redest, wird es bitter für dich.«

Dann geht er weiter und steigt die Treppe hinauf, ein Mann, der sorgfältig darüber wacht, dass sein Herr und Meister und die ganze Yellow Rock respektiert werden, der jede Unfreundlichkeit gegen die Yellow Rock als Feindschaft auffasst und unerbittlich bekämpft.

Duane hatte angeklopft und öffnet nun die Tür. Er lässt sie für den Vormann offen. Dieser schließt sie hinter sich, bleibt dann, wie es seine Angewohnheit ist, neben der Tür an der Wand stehen und schiebt ein neues Stück Kandis zwischen seine Zähne. Aber in seiner ganzen Haltung ist plötzlich das Lässige verschwunden. Etwas Gespanntes und Lauerndes ist in ihm, etwas, das im Sheriff's Office nicht zu erkennen war.

Er sieht auch sofort quer durch das Zimmer und heftet seine Augen auf Jack Starlight, der auf dem Fensterbrett sitzt.

Al Fletcher sitzt an einem kleinen Tisch. Es sieht so aus, als hätte der alte Rancher mit seinem Vormann eine ernste Unterredung gehabt. Er bietet Sloan Duane einen Stuhl an. Der setzt sich lächelnd und bietet dem Alten eine Zigarre an. Doch dieser schüttelt den Kopf und zieht eine eigene vor.

»Was wollen Sie, Duane?«, fragt der Alte.

»Mein Angebot noch einmal wiederholen – ich habe nun einmal die Idee gefasst, dass meine Ranch die größte von Nevada und Oregon werden soll. Ich will es so haben, Oldtimer!«

»Meine Ranch bekommen Sie nicht, Duane. Wenn Sie nur aus diesem Grund hergekommen sind, hätten Sie sich den Weg sparen können.«

Sloan Duane nickt. Seine roten Wangen werden dunkler. Er verzieht die vollen Lippen zu einem Lächeln und wendet seinen runden, dicken, rothaarigen Kopf. Seine gelblichen Augen glitzern. Eine heiße Flamme steht in ihnen.

»Starlight«, sagt er sanft, »können Sie dem alten Mann versprechen, dass er die Ranch behält? Ich weiß ganz genau, was Sie wert sind, und ich weiß auch, dass Sie ein paar prächtige Freunde haben. Aber sind Sie wirklich fest davon überzeugt, dass die Sun Hill ihre Ansprüche behaupten kann, wenn ich gegen sie vorgehe? Glauben Sie, Starlight, dass Sie gut genug sind, um mir die Zähne zeigen zu können? Sie sehen nicht wie ein Narr aus, Starlight. Deshalb wäre es Zeit, dass Sie dem Oldtimer reinen Wein einschenken. Ich biete immerhin einen guten Preis für die Sun Hill. Denn ich weiß, dass ich diesen Bissen nicht so leicht schnappen kann. Genauer gesagt, Starlight: Ich biete diesen Preis, weil ich genau weiß, was Sie können. Sie sehen, ich spreche ganz offen!«

Eine kleine Weile ist es still. Dann hebt Jack Starlight die Hand.

»Sie fühlen sich schon so groß und stark, dass Sie keine Hemmungen mehr haben. Sie sind ehrgeizig – aber dieser Ehrgeiz artet jetzt in eine Krankheit aus. Vielleicht sind auch noch ein paar andere Dinge im Spiel. Vielleicht wollen Sie dem Land nur beweisen, dass Sie sich an eine Sache heranwagen, die von mir geleitet wird. Sie wissen ganz genau, dass ich all die Leute hinter mir haben werde, die die Yellow Rock hassen gelernt haben. Well, ich bin nur der Vormann der Sun Hill. Mr Fletcher ist der Rancher. Wenn er verkauft, so verlasse ich das Land – aber wenn er Ihnen die Zähne zeigen will, so wird es schlimm für Sie, Duane!«

»Oho!«, meldet sich Duff Dance von der Tür.

Starlight wirft ihm einen harten Blick zu. »Ich bin sicher, Dance«, murmelt er sanft, »dass du, Tinkerton und auch Duane bald euren Spaß haben werdet.«

Er wendet sich an Al Fletcher.

»Well, Boss – es liegt an Ihnen!«

Der Alte zögert und überlegt. Noch vor wenigen Jahren hätte er nicht zu überlegen brauchen. Aber jetzt ist er alt. Früher hätte er einen erwischten Viehdieb auch nicht vor ein Gericht gebracht. Die Ansichten eines Mannes ändern sich oft mit der Anzahl seiner Jahre.

Al Fletcher steht vor einer schweren Entscheidung. Er weiß, dass seine Ranch der letzte große Brocken ist. Und er weiß, dass viele Männer im County darauf warten, dass Duane mit der Sun Hill beginnt. Von Fletchers Entscheidung hängt vieles ab.

Männer werden ihr Blut vergießen müssen.

Aber wenn er verkauft, werden auch die letzten Siedler und die kleinen Leute, denen die Sun Hill gewissermaßen Schutz bietet, vertrieben.

Er sieht in die Augen seines Vormanns. Er erkennt die Stärke in ihm, die gewaltige Kraft und den eisernen Willen.

Und er denkt: Nur durch ihn kann Duane aufgehalten und bezwungen werden. Nur Jack Starlight wäre ihm gewachsen. Alles wartet darauf, dass Starlight und Duane aneinandergeraten. Slim Tinkerton war der Anfang. Jemand muss dem Weidepiraten die Zähne zeigen. Es geht nicht an, dass ein rücksichtsloser Mann ungestraft Land rauben darf. Die Sun Hill ist dazu ausersehen, dem Räuber Einhalt zu gebieten und die Rechte der anderen zu erhalten.

Als er dieses gedacht hat, zögert er immer noch. Er sieht noch tiefer in die Augen seines Vormanns und erkennt plötzlich dessen heißen Wunsch. Er weiß nun, dass Jack Starlight die ganzen Monate darauf gewartet hat, Sloan Duane entgegenzutreten.

»Jack«, murmelt er. Aber bevor er noch ein weiteres Wort formen kann, wird die Tür zum Nebenzimmer aufgerissen.

Nan Fletcher, die Tochter des Ranchers, tritt ein, schnell, energisch und erregt.