G. F. Unger Western-Bestseller 2581 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2581 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Der Storehalter sieht den Fremden mitten auf der Fahrbahn stehen. Drei Reiter halten soeben keine dreißig Schritte entfernt ihre erschöpften Pferde an. Als sie aus den Sätteln rutschen, schwanken die Tiere. Eines seufzt fast wie ein Mensch.
Dann treten die drei Männer einige Schritte vor.
Da und dort gibt es nun Zuschauer. Allen ist klar, dass hier eine Fährte endet. Eigentlich kann es nur die Fährte dieses einsamen Mannes sein, der offenbar hier von seinen Verfolgern eingeholt worden ist.
Es ist still in Opal.
»Das wär’s also, Slade. Jetzt kannst du vor uns nicht weiter fortlaufen.«
»Weiter wollte ich auch nicht«, erwidert der Fremde, der Slade heißt. »Ich wollte nur hierher. Meine Munition war alle. Oder hättet ihr mir ein paar Patronen geliehen?«
Sie staunen, und sie begreifen, dass er nicht vor ihnen weglief, sondern nur Munition brauchte.
Plötzlich grinsen die drei Männer.
Und einer ruft: »Nein, keine Munition - nur heißes Blei! Ich komme jetzt, Slade. Wir haben es ausgelost! Ich bin es, der dich zur Hölle schicken wird!« Nach diesen Worten zieht er seinen Colt und setzt sich in Bewegung ...


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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Slades Colt

Vorschau

Impressum

Slades Colt

Der Storehalter sieht den Fremden mitten auf der Fahrbahn stehen. Drei Reiter halten soeben keine dreißig Schritte entfernt ihre erschöpften Pferde an. Als sie aus den Sätteln rutschen, schwanken die Tiere. Eines seufzt fast wie ein Mensch.

Dann treten die drei Männer einige Schritte vor.

Da und dort gibt es nun Zuschauer. Allen ist klar, dass hier eine Fährte endet. Eigentlich kann es nur die Fährte dieses einsamen Mannes sein, der offenbar hier von seinen Verfolgern eingeholt worden ist.

Es ist still in Opal.

»Das wär's also, Slade. Jetzt kannst du vor uns nicht weiter fortlaufen.«

»Weiter wollte ich auch nicht«, erwidert der Fremde, der Slade heißt. »Ich wollte nur hierher. Meine Munition war alle. Oder hättet ihr mir ein paar Patronen geliehen?«

Sie staunen, und sie begreifen, dass er nicht vor ihnen weglief, sondern nur Munition brauchte.

Plötzlich grinsen die drei Männer.

Und einer ruft: »Nein, keine Munition – nur heißes Blei! Ich komme jetzt, Slade. Wir haben es ausgelost! Ich bin es, der dich zur Hölle schicken wird!« Nach diesen Worten zieht er seinen Colt und setzt sich in Bewegung ...

Es soll also kein Duell mit schnellem Ziehen und Schießen werden. Wer will, kann schießen, sobald die Distanz günstig genug ist.

Slade setzt sich nicht in Bewegung. Er steht still und wartet. Sein Colt ist noch im Holster.

Der Mann, der es mit ihm austragen will, ist Jed Jollymaster.

Slade kennt die Jollymaster-Brüder gut genug, um sie unterscheiden zu können. Die beiden anderen heißen Cole und Bill.

Jed Jollymaster glaubt nun, nahe genug zu sein.

Denn er hält inne, hebt den Colt, zielt und schießt.

Die Kugel fetzt durch Slades über dem Gürtel etwas aufgebauschtem Hemd.

Jed Jollymaster macht noch zwei Schritte. Dann gibt er den zweiten Schuss ab und schreitet dabei weiter vorwärts.

Diese Kugel zupft an Slades linker Schulterspitze, reißt das Hemd auf und ritzt leicht die Haut.

Jed Jollymaster wird nun zu ungeduldig, zu hastig. Er will zu schnell näher heran und schießt dabei.

Aber die Entfernung ist für einen sicheren Coltschuss immer noch sehr weit, zumal Jed Jollymaster ja nicht fest steht und ruhig zielt, sondern selbst in Bewegung ist.

Diesmal verfehlt er völlig.

Und die ganze Zeit über steht Sloan Slade still, so als wüsste er genau, dass Jed Jollymaster nicht treffen wird.

Aber er kann das gar nicht wissen. Und so ist sein regloses Verharren wohl schon sein Glaube an die Unabänderlichkeit seines Schicksals. Oder kann man dieses Warten als Mut bezeichnen?

Auf jeden Fall verrät es ungewöhnliche Nervenstärke, wenn ein Mann den Gegner dreimal auf sich schießen lässt, sich nicht rührt, stur wartet, bis die Entfernung einen sicheren Schuss erlaubt.

Immer noch steckt der Colt in Sloan Slades Holster, als Jed Jollymaster endlich stehen bleibt, um nun möglichst sicher zu schießen.

Und er wird diesmal gewiss richtig treffen.

Aber da taucht plötzlich in Sloan Slades Hand der Colt auf.

Es ist wie Zauberei.

Der Schuss kracht. Und im Moment des eigenen Abdrückens wird Jed Jollymaster getroffen. Deshalb schießt er auch die vierte Kugel vorbei.

Und noch bevor er umfällt, ist er tot.

Sloan Slade behält den rauchenden Colt in der Hand.

Er sieht zu Jeds Brüdern hinüber.

Diese verharren noch, und sie wirken so, als könnten sie das, was sie soeben mit eigenen Augen sahen, noch gar nicht glauben.

Aber dann reagieren sie.

Sie brüllen auf, so als wären sie von Pfeilen durchbohrt worden.

Nun wollen sie keinen fairen Kampf mehr.

Jetzt wollen sie den Bruder rächen, vernichten, töten, ihren Schmerz abreagieren.

Sie kommen schießend heran, und ihre Taktik ist von ihrer Sicht aus gar nicht so verkehrt. Von zwölf Kugeln, die sie abschießen können aus ihren Colts, müssen doch ganz gewiss einige treffen. Selbst auf diese große Entfernung kann ein Mann ihrem Kugelhagel nicht entgehen.

Das weiß auch Sloan Slade.

Er macht ihnen einen einzigen Schritt entgegen, fällt auf ein Knie und stützt den Ellbogen des Revolverarms auf das hochgestellte Knie. Die Linke ist seine Revolverhand, und mit der Rechten umfasst er deren Gelenk, sodass er fast beidhändig den Colt hält.

Schon mit dem ersten Schuss trifft er, und er wird zugleich selbst leicht verletzt.

Er wechselt schnell das Ziel und gibt den dritten Schuss in diesem Kampf ab.

Und auch mit dieser Kugel trifft er.

Nach Jed und Bill fällt nun auch Cole Jollymaster.

Der Kampf ist vorbei.

Die Jollymasters verfeuerten mehr als ein Dutzend Kugeln, von denen drei Sloan Slade leicht ritzten.

Er selbst schoss dreimal – und traf jedes Mal voll.

✰✰✰

Als Slade sich bückt, um die Taschen der Jollymasters zu durchsuchen, nähern sich der Marshal und einige Bürger. Sie bilden einen schweigsamen Kreis und sehen zu.

Aber als es dann klar wird, dass Sloan Slade den Toten Geld aus den Taschen holt, dieses Geld sorgfältig zählt und dann einsteckt, so als gehörte es ihm, da fragt der grauköpfige Marshal: »Meinen Sie nicht, dass Sie uns eine Erklärung schuldig sind, Fremder?«

Sloan Slade blickt in die Runde, und er sieht ernste Gesichter.

Der Storehalter, bei dem er sich die Patronen holte, ist unter den Leuten, dann ein Mann, der von drüben aus der Bank kam – und ein anderer Mann trat aus dem großen Saloon.

Sie alle warten auf seine Erklärung. Außer diesen soeben genannten Männern sind noch andere Zuschauer da.

Doch sie halten einigen Abstand.

Aber dann kommt eine Frau herbei, eine junge Frau mit rotblonden Haaren und hellen Augen. Sie wirkt sehr energisch, und sie ist mehr als nur auf eine eigenwillige Art hübsch.

Auch diese Frau tritt zum engeren Kreis der Männer, und offenbar gehört auch sie zu den Honoratioren dieser Stadt, also zu den angesehenen und maßgebenden Bürgern von Opal.

Sloan Slade nickt dem Marshal zu.

»Gewiss«, sagt er, »dies bin ich dieser Stadt wohl schuldig. Ich habe weiter im Süden Wildpferde gejagt mit zwei Partnern. Wir hatten eine prächtige Herde in einer Schlucht. Fast alle Tiere waren schon zugeritten. Es waren genau siebenundfünfzig. Drei Monate Arbeit steckten in dieser Herde.«

Er macht eine kleine Pause. Sein Blick geht in die Runde. Der Kreis um ihn ist dichter geworden. Jeder möchte seine Erklärung hören.

»Mein Name ist Slade, Sloan Slade«, spricht er weiter. »Meine Partner und ich losten aus, wer Proviant holen sollte. Es war weiter als ein Tagesritt zu jenem mexikanischen Dorf. Ich zog das Los. Und als ich nach zwei Tagen wiederkam, waren meine beiden Partner tot, erschossen von Pferdedieben. Und die Herde war weg. Ich folgte der Fährte hinüber nach Mexiko. Doch ich kam einen halben Tag zu spät. Die Pferde waren schon verkauft – für zwanzig Dollar das Stück. Diese Burschen hier waren uns also tausendeinhundertundvierzig Dollar schuldig. Ich nahm ihre Fährte auf. Irgendwann merkten sie, dass sie verfolgt wurden. Sie legten mir einen Hinterhalt und töteten mein Pferd. Ich musste meinen Sattel und auch das andere Gepäck zurücklassen. Ich entkam ihnen zu Fuß, weil es Nacht wurde und auch ihre Pferde erschöpft waren. Es fehlte ihnen vor allen Dingen an Wasser. Irgendwann in einer der folgenden Nächte umging ich die drei Banditen. Ich musste zum nächsten Store, um mir Munition zu kaufen. Denn ...«

Er verstummt und winkt ab, so als wolle er sagen: Zu was soll das gut sein, wenn ich euch erzähle, warum meine Munition alle war? Ich hatte verschossen, was in meinem Colt und im Gürtel war. Und mein Gepäck, in dem sich die Reservepatronen befanden, verlor ich mit dem Pferd.

Er blickt schweigend in die Runde.

Dann sieht er auf den Marshal.

»Meine Partner waren verheiratet«, sagt er. »Ich gebe Ihnen ihre Anschriften. Dann können Sie den Witwen die Anteile vom Pferdeverkauf senden – ja? Jeder bekommt ein Drittel.«

Sie alle sehen ihn an, und sie wissen jetzt, was für ein Mann er ist und warum er hier kämpfen musste.

Dass ihn die Mörder und Pferdediebe töten wollten, lag klar auf der Hand. Er wusste zu viel über sie, und sie hätten sich immer von ihm bedroht gefühlt. Er hätte ihre Namen jedem Sheriff nennen und überall Anzeige gegen sie erstatten können.

Sie mussten ihn töten.

Die Leute von Opal begreifen das alles.

Und sie begreifen noch mehr, nämlich, dass ein Mann in die Stadt kam, der mit seinem Colt unbesiegbar ist.

Der Marshal nickt ihm zu.

»Ich setze ein Protokoll auf«, sagt er. »Sie kommen morgen und unterschreiben. Stellen Sie sonst noch Ansprüche an die drei Toten außer dem Geld – also dem Betrag von tausendeinhundertundvierzig Dollar?«

Sloan Slade nickt.

»Eines der Pferde samt Sattel und Gewehr«, sagt er. »Ich nehme diesen Pinto. Der Erlös für die beiden anderen Tiere reicht wohl für die Beerdigung, ja?«

Der Marshal nickt.

»In Ordnung«, sagt er. »Sie bluten, Sloan Slade. Aber der Doc ist fort. Der ist zur Morning-Star-Mine geritten. Dort gab es ein paar Unfälle.«

Slade nickt nur.

Er drängt sich nun durch den Kreis der Leute. Sie können ihm gar nicht schnell genug Platz machen.

✰✰✰

Als Sloan Slade das Hotel betritt, stolpert er über die Schwelle. Doch er fängt sich und erreicht das Anmeldepult.

Aber hinter ihm kommt eine Frau herein, die nun hinter das Pult tritt und ihn fest ansieht.

»Ihren Namen«, sagt sie, »habe ich vorhin schon aus Ihrem Munde gehört. Sloan Slade, nicht wahr? Wollen Sie ein Zimmer?«

Er nickt, und er muss sich an der Ecke des Schreibpultes festhalten. Er wirkt fast wie ein Betrunkener. Aber es ist die Schwäche, die ihm nun zu schaffen macht.

Sie greift unter das Pult und holt eine Flasche und ein Glas hervor, schenkt zwei Fingerbreit ein.

»Das wird Ihre Lebensgeister noch einmal anfachen«, sagt sie. »Denn ich kann Sie natürlich nicht ins Bett tragen. Sie müssen noch aus eigener Kraft die Treppe hinauf.«

Er staunt sie an.

Vorhin ist sie ihm gar nicht in der Menge aufgefallen. Er kann sich nur an die rothaarige Schöne erinnern, die ihn so fest ansah. Diese Frau hier muss sich mehr im Hintergrund gehalten haben.

Sie ist dunkelhaarig und hat blaue Augen von einer intensiven Farbe, welche dunkler ist als der Himmel. Er entdeckt trotz seiner Müdigkeit ein paar Sommersprossen auf ihrer Nase und den Wangen.

Dann trinkt er den Whisky. Und dieser regt seine Lebensgeister noch einmal an.

»Ja, bis in ein Bett schaffe ich es noch«, sagt er.

»Dann folgen Sie mir. Wollen Sie auch ein Bad?« Sie geht vor ihm her zur Treppe. »Sie sind verwundet«, sagt sie. »Wenn Sie nichts dagegen haben, kümmere ich mich um die Wunden.«

»Mir ist alles gleich«, murmelt er heiser. »Wenn ich mich nur hinlegen kann, ist mir alles gleich.«

Und er folgt ihr stolpernd in ein Zimmer und fällt dann auch schon bäuchlings auf das Bett.

✰✰✰

Slade erwacht nach einigen Stunden. Es ist schon fast Abend. Denn vom Himmel fällt das Rot des Sonnenuntergangs durch das Fenster.

Er fühlt sich müde und zerschlagen. Noch längst hat er nicht ausgeschlafen. Es war der Hunger, der ihn weckte.

Dies wird ihm klar, als er seinen Magen knurren hört und den Schmerz des Hungers in den Eingeweiden spürt.

Er erinnert sich, dass er nun schon länger als drei Tage nichts essen konnte.

Und so erhebt er sich.

Er ist nackt bis auf die Unterhose. Seine leichten Wunden wurden offensichtlich gesäubert und dann mit Pflastern bedeckt.

Ob das dieses Blauauge tat? Dies fragt er sich.

Als er die Tür zum Gang öffnet, taucht dort ein Schwarzer auf, an den er sich gar nicht erinnert.

»He, Freund«, sagt Slade heiser, »hast du hier deinen Job?«

Der Schwarze nickt und kommt näher. Er grinst. Und er blickt Slade fest in die Augen.

»Sir, was wollen Sie zuerst?«, fragt er. »Die Badewanne oder ein reichliches Essen?«

»Beides möglichst zugleich«, grinst Slade zurück.

»Ich bin George«, sagt der Schwarze, »George Stonewall. Und ich tue, was ich kann.«

Er eilt die Treppe hinunter.

Slade geht ins Zimmer zurück. Die Schwäche lässt ihn leicht schwanken. Er tritt ans Fenster und blickt auf die Straße hinunter.

Und nun erkennt er die Stadt Opal nicht wieder. Dieses Opal hat sich völlig verändert.

Heute gegen Mittag schien es ein verschlafenes Nest zu sein, das träge in der Sonnenhitze döste. Nun aber sieht er eine Menge Wagen rechts und links der Main Street! An den Haltebalken vor den Stores, dem großen Saloon, den kleinen Kneipen – und unten vor dem Restaurant stehen eine Menge Sattelpferde. Und es kommen immer noch Wagen und Reiter von draußen herein.

Die Wagen aber sind zumeist von besonderer Art. Solche Wagen verwendet man in den Minen, um das Erz zu transportieren.

Nun transportieren diese Fahrzeuge hungrige und durstige Minenleute.

Aber es gibt auch typische Farmer- und Ranchwagen.

Sloan Slade steht still am Fenster und betrachtet alles – auch die Reiter, die da hereingeritten kommen. Es sind Cowboys und auch Farmer darunter. Doch sein kundiger Blick erkennt in der Dämmerung des sterbenden Tages auch jene andere Sorte, die schwer zu beschreiben ist.

Oh, er kennt diese Sorte gut. Das sind Männer, die zumeist in verborgenen Camps leben und sich durch Kühnheit behaupten, Männer, die von unbestimmbaren Einkünften leben und irgendwo flüchten mussten vor dem Gesetz oder Feinden.

Sloan Slade wird sich nun erst darüber klar, was Opal für eine Stadt ist und welches Umland sie hat, für das sie sozusagen »der Nabel der Welt« ist, hier am Rande der Apachenwüste.

George, der riesige Hotelbursche, kommt nun nach kurzem Klopfen mit einem Tablett voller Speisen herein. Er setzt es auf dem Tisch ab.

»Soll ich decken, Sir – oder lieber die Badewanne und Wasser holen?«, fragt er ruhig.

Sloan Slade sieht den Schwarzen an, und es entgeht ihm nicht, dass dieser George Stonewall ein sehr selbstbewusster Mann ist. Seine Ausdrucksweise weist ihn als einen gebildeten Mann aus.

»Die Badewanne wäre mir lieber, George«, sagt Sloan Slade und tritt näher an den Tisch.

»Hammelbraten«, sagt der Schwarze. »Der war eingelegt in Buttermilch. Dazu grüne Bohnen, eine feine Soße und Kartoffeln. Recht so, Sir? Zum Nachtisch gibt es dann Apfelkuchen und Kaffee. Recht so, Sir?«

Sloan Slade nickt nur – und er setzt sich an den Tisch und macht sich über all die Dinge her.

George Stonewall schenkt ihm nur noch im Abwenden einen schrägen Blick. Dann geht er hinaus, um die Badewanne zu holen.

Er bringt sie schnell, stellt sie mitten in den Raum und holt dann mehrmals mit zwei großen Holzeimern heißes Wasser.

Und immer dann, wenn er wieder zur Tür geht, wirft er einen Blick auf den langsam essenden Mann.

Als er fertig ist, fragt er: »Ist alles gut so, Sir?«

»Du kannst mich mal mit diesem dämlichen Sir«, murmelt Sloan Slade kauend. »Dein Sir und dein Blick passen nicht zusammen, Amigo. Da kommt man sich verarscht vor. Also lass es.«

Er grinst zum Schluss.

George starrt ihn an. Dann grinst auch er.

Und dann sagt er: »Ach, die meisten Gentlemen verlangen nun mal, dass ein Schwarzer sie mit Sir anredet. Soll ich mich mit ihnen anlegen?«

Er geht zur Tür, wendet sich jedoch dort noch einmal um.

»Wenn Sie eine Frage erlauben, Mister Slade, dann würde ich Sie fragen, ob Sie länger hier in Opal zu bleiben gedenken.«

»Ein oder zwei Tage bestimmt noch«, erwidert Slade und erhebt sich, um in die Badewanne zu steigen. »Du könntest mir frisches Unterzeug besorgen – und ein Hemd, am besten ein grünes oder blaues Flanellhemd. Hier ist Geld, George.«

Er deutet auf einen Stuhl, auf dem sein Hut liegt.

Im Hut aber ist alles Geld, welches er den drei Jollymasters abnahm.

»Socken und ein Halstuch brauche ich auch. Also nimm dir zwanzig Dollar und kaufe mir was drüben im Store. Ich bin dort auch noch die Bezahlung für eine Hand voll Patronen schuldig.«

Er steigt in die Badewanne – aber er legt seinen Colt griffbereit daneben auf den Hocker, auf dem auch die Seife liegt, die George ihm brachte.

George steht immer noch an der Tür und beobachtet ihn. Aber er sieht dabei wie ein Mann aus, der etwas sagen möchte.

Sloan Slade, der es sich nun in der Badewanne so bequem wie möglich macht, wobei er jedoch darauf achten muss, dass er seine leicht von einem Streifschuss verletzte Schulter nicht ins Wasser taucht, sieht zu ihm hinüber.

»Hast du noch was auf dem Herzen, George?«, fragt er.

Dieser tritt drei Schritte von der Tür weg. Dann sagt er mit deutlich leiserer Stimme als bisher: »Es gibt hier ein paar Leute, die werden sich Ihren Colt kaufen wollen, Mister Slade. Solch ein Colt wie Ihrer, der könnte in dieser Stadt und in diesem Land auf verschiedene Art Geschichte machen, verstehen Sie? Es käme darauf an, wer diesen Colt auf seiner Seite hat. Ja, Ihr Colt könnte Geschichte ...«

»Und warum erzählst du mir das, George Stonewall?«, unterbrach ihn Slade, bevor der Schwarze aussprechen kann.

Aber der gibt ihm auf die Frage keine Antwort, sondern geht aus dem Zimmer.

Sloan Slade starrt noch eine Weile auf die Tür.

Als es klopft, ruft er automatisch: »Ja?« Die Tür geht auf, denn dieses »Ja« konnte durchaus als Einladung zum Eintreten aufgefasst werden.

Seine Hand, die schon nach dem Colt neben der Wanne auf dem Schemel greifen wollte, verharrt.

Denn es kommt kein Mann herein.

Er kann sich an die rassige Hotelwirtin noch gut erinnern. Sie hatte ihm am Anmeldepult den Whisky eingeschenkt, der noch mal seine Lebensgeister anregte, sodass er es noch die Treppe hinauf und bis in dieses Zimmer schaffte.

Wahrscheinlich war sie es auch, die seine Wunden versorgte. Aber es waren ja nicht mehr als Hautritzer. Es macht ihm nichts aus, dass die Hüftwunde im Wasser ist. Nur die leichte Wunde an der Schulter hält er lieber trocken.