G. F. Unger Western-Bestseller 2584 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2584 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Stapp Conroy wartet, bis die Männer drinnen in der Weidehütte die Lampen angezündet haben und der Kamin zu rauchen beginnt. Dann zieht er seinen Revolver, schiebt sich um die Hüttenecke und erreicht die Tür. Er öffnet sie und gleitet hinein.
Die beiden Männer blicken ihn überrascht an und starren dann auf seinen Revolver. Es sind zwei Männer im Unterzeug, unrasiert und missgelaunt. Einer steht beim Herd und setzt Wasser auf. Der andere Mann hockt auf der Schlafstelle an der Wand. Er wollte gerade in die Hosen fahren.
»Was soll das?«, fragt der Mann am Herd. »Wenn das ein Witz sein soll, dann ist er schlecht. Dies ist eine Weidehütte der Borell Ranch. Schon mal was von Arley Borell und dessen Mannschaft gehört, du Witzbold!« Es ist keine Frage, sondern eine Drohung.
Stapp Conroy nickt. Er ist groß, hager, hart und zäh. Man sieht ihm an, dass er schnell reagieren kann. Er wirkt sehr ruhig, und um seinen breiten Mund spielt der Anflug eines Lächelns.
»Cheshire«, sagt er, »Cole Cheshire, ich will dich. Los, legt euch beide mit dem Bauch auf den Boden!«


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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Sioux River

Vorschau

Impressum

Sioux River

Stapp Conroy wartet, bis die Männer drinnen in der Weidehütte die Lampen angezündet haben und der Kamin zu rauchen beginnt. Dann zieht er seinen Revolver, schiebt sich um die Hüttenecke und erreicht die Tür. Er öffnet sie und gleitet hinein.

Die beiden Männer blicken ihn überrascht an und starren dann auf seinen Revolver. Es sind zwei Männer im Unterzeug, unrasiert und missgelaunt. Einer steht beim Herd und setzt Wasser auf. Der andere Mann hockt auf der Schlafstelle an der Wand. Er wollte gerade in die Hosen fahren.

»Was soll das?«, fragt der Mann am Herd. »Wenn das ein Witz sein soll, dann ist er schlecht. Dies ist eine Weidehütte der Borell Ranch. Schon mal was von Arley Borell und dessen Mannschaft gehört, du Witzbold!« Es ist keine Frage, sondern eine Drohung.

Stapp Conroy nickt. Er ist groß, hager, hart und zäh. Man sieht ihm an, dass er schnell reagieren kann. Er wirkt sehr ruhig, und um seinen breiten Mund spielt der Anflug eines Lächelns.

»Cheshire«, sagt er, »Cole Cheshire, ich will dich. Los, legt euch beide mit dem Bauch auf den Boden!«

Der Mann am Herd bewegt sich scheinbar willig. Doch mit der Linken reißt er blitzschnell den Wasserkessel herunter und schleudert ihn gegen Stapp Conroy. Auch der Mann auf dem Bett reagiert sofort. Seine Hand holt den Revolver unter dem Kopfkissen hervor.

Doch Stapp Conroy ist schneller. Er spring zur Seite, sodass ihn der Wasserkessel nur streift, und schießt dem aufbrüllenden Mann, der zu seinem Revolver griff, in den Arm.

Dann halten sie ein, denn die beiden Männer der Borell-Mannschaft wissen nun, dass der unerwartete, feindliche Gast blitzschnell schießen kann.

»Also los!«, sagt Stapp Conroy.

Sie keuchen und starren ihn an. Der Mann, der den Wasserkessel warf, fragt böse: »Cole, was will der Kerl von dir?«

»Was wohl?«, fragt der Verwundete fauchend. »Was wohl, Curly?«

Er betrachtet seinen blutenden Unterarm, in den die Kugel eine Furche riss. Der Revolver liegt am Boden. Einen Moment sieht es aus, als wolle Cole Cheshire danach greifen, doch dann atmet er pfeifend aus. Sein Verstand arbeitet wieder. Es gelingt Cole sogar, böse und grimmig zu lachen.

»Hey«, sagt er, »so einfach ist das nicht mit mir, Kopfgeldjäger! Die Borell Ranch schützt ihre Leute. Mann, Sie kommen keine zwanzig Meilen weit mit mir.«

»Kopfgeldjäger?«, fragt der andere Mann, den Cole Cheshire mit Curly anredete. »Kopfgeldjäger? Ein Kopfgeldjäger ist das?«

»Stimmt!«, sagt Stapp Conroy ruhig. »Auf Cole Cheshires Ergreifung ist eine Belohnung ausgesetzt. Tausend Dollar. Tot oder lebendig.«

Curly sieht ihn verächtlich an. »So ein Schuft bist du?«, fragt er heiser. »Du jagst Menschen, auf deren Ergreifung eine Belohnung ausgesetzt ist?«

Stapp Conroy sieht ihn eine Weile schweigend an. »Jemand muss diese Vögel doch fangen«, sagt er. »Warum hat das Gesetz denn Belohnungen ausgesetzt? Ich traf vor zwei Tagen eine davongejagte Siedlerfamilie. Der Mann war angeschossen. Zwei Söhne – erst halbwüchsig – waren schlimm verprügelt worden. Sie hatten Furcht und gaben auf, was sie in zwei Jahren harter Arbeit geschafft hatten. Sogar die Ernte gaben sie auf! Sie wollten nur noch fort – nichts als fort. Ich ließ mir die Burschen beschreiben, die so rau mit ihnen umgesprungen waren. Eine der Beschreibungen passt auf Mister Cole Cheshire. Er ist ja nicht zu verkennen: rotes Haar, eine zerschlagene Nase und die Narbe an der Schläfe. Ja, ich jage Burschen, die sich dafür bezahlen lassen, dass sie Siedlern die Hölle heiß machen, damit diese vor Schrecken und Furcht alles aufgeben. Cheshire, ich nehme dich mit zum nächsten Gesetzesvertreter. Also los! Verbinde ihn, Curly! Und macht keine Dummheiten! Ich bekomme die ausgesetzte Belohnung auch dann, wenn ich Cheshire tot über dem Sattel abliefere.«

Noch während er spricht, bewegt er sich durch die Hütte. Er findet alle Waffen und wirft sie durch die offene Tür nach draußen.

Die beiden Männer sind in seiner Hand.

Cole Cheshire drängt: »Ja, Curly, verbinde mich erst einmal, damit ich nicht zu viel Blut verliere. Dann reitest du zum Boss und ...«

»Er wird nicht reiten können«, unterbricht ihn Stapp Conroy. »Wir nehmen alle Pferde ein Stück mit. Er wird laufen müssen, damit wir einen Vorsprung bekommen. Nach allem, was ich über Arley Borell und dessen Mannschaft hörte, glaube ich schon, dass er einen Revolverschwinger und Banditen vor dem Gesetz schützen wird. Täte er das nicht, liefen ihm wohl die meisten seiner Reiter weg, denn bei ihm habt ihr scheinbar eine sichere Zuflucht gefunden. In diesem Land gibt es kein Gesetz. Hier ist Arley Borell das Gesetz. Ihr haltet zu ihm, weil er euch schützen kann. Nicht anders ist es. Ihr seht, ich weiß einigermaßen Bescheid. Aber ich habe jetzt die Chance, ihm den lieben Cole Cheshire zu entführen. Vielleicht komme ich irgendwann wieder und hole mir einen anderen von euch Vögeln. Bestimmt sind auf viele von euch Belohnungen ausgesetzt. Vielleicht auch auf dich, Curly. Wie heißt du denn sonst noch?«

»Das geht dich einen Dreck an«, sagt dieser grob und macht sich daran, Cole Cheshires Streifwunde zu verbinden.

Später muss er Cheshires Pferd satteln. Es sind noch drei andere Pferde im Corral. Stapp Conroy jagt sie davon.

Stapp sitzt auf und sagt zu Cheshire: »Wir müssen eine Viertelmeile bis zu meinem Pferd – dort in diese Richtung. Also los!«

Cheshire blickt Curly an.

Dieser nickt ihm beruhigend zu.

Cheshire setzt sich in Bewegung. Stapp Conroy folgt ihm zu Pferd.

Curly ruft ihm nach: »Warte, Kopfgeldjäger, wir erwischen dich und ziehen dir die Haut ab! Warte nur!«

»Natürlich warte ich nicht«, erwidert Stapp Conroy über die Schulter. »Ihr werdet euch mächtig beeilen müssen.«

Curly flucht.

Dann überlegt er, wie er die Borell-Mannschaft am schnellsten alarmieren könnte. Bis zur nächsten Weidehütte sind es mehr als zehn Meilen. Die Borell Ranch beherrscht ein riesiges Gebiet. Zehn Meilen möchte Curly Williams nicht laufen. Bis zum nächsten höheren Hügel sind es keine zwei Meilen. Wenn er von dort Rauchsignale gibt, so ...

Curly macht sich auf den Weg.

Inzwischen erreichen Stapp Conroy und Cole Cheshire die Baumgruppe, in deren Schutz Conroy seinen hageren grauen Wallach ließ.

»Sitz auf!«, sagt Conroy zu Cheshire. »Ich bleibe auf deinem Pferd. Es ist kräftiger und kann mein Gewicht besser tragen.«

Cheshire betrachtet den Wallach. Dieser hat sich eine lange Nacht ausgeruht und kann bestimmt schnell und lange laufen. Cheshire ist ein sehr guter Reiter. Er nimmt es mit jedem Indianer auf, sei es ein Comanche, Cheyenne oder ein Sioux, und das will etwas heißen. Außerdem ist sein Brauner, auf dem Conroy sitzt, ein langsamer Starter.

Er schwingt sich auf den Grauen.

»Die Steigbügel sind zu lang«, murrt er sofort.

Conroy grinst und sitzt ab. Cheshire kann mit seinem verwundeten Arm gewiss die Steigbügel nicht kürzer schnallen. Conroy ist noch nicht ganz aus dem Sattel, als Cheshire dem Grauen die Absätze in die Weichen tritt und einen scharfen Schrei ausstößt.

Das Pferd springt sofort vorwärts und galoppiert davon.

Aber dann kommt der Pfiff! Der Wallach macht auf den Vorderbeinen eine Art Handstand.

Noch während Cheshire durch die Luft segelt, begreift er, wie Conroy ihn reinlegte. Der Graue ist auf den Pfiff abgerichtet wie ein kluger Hund. Conroy lässt seine Gefangenen sicherlich stets auf dem Wallach reiten. Er kann sie mit einem einzigen Pfiff hindern, die Flucht zu ergreifen.

Cheshire fällt hart. Ihm bleibt die Luft weg, und für eine Weile wird er fast bewusstlos. Sein Arm schmerzt.

Als er sich endlich aufsetzt, wartet Conroy neben ihm.

»Das war nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme«, sagt Conroy. »Ich hoffe, dass du diese Lektion nicht vergisst! Auf meinem Grauen kannst du mir nicht davonreiten. Also los, weiter!«

Cheshire zittert vor Hass, aber er sagt nichts. Er erhebt sich und sitzt auf. Der Wallach wendet den Kopf und betrachtet Cole Cheshire höhnisch. Ja, es wirkt wie blanker Hohn, als der Wallach das Weiße seiner Augen zeigt und die Oberlippe hebt, sodass die gelben Zähne zu sehen sind. Wenn überhaupt ein Pferd höhnisch grinsen kann, so ist es Nick, wie Stapp Conroy ihn nennt.

Cole Cheshire flucht böse.

»Du Schuft«, sagt er zu Stapp Conroy, »warum bist du gerade hinter mir her? Es gibt noch eine Menge anderer Männer, auf deren Einbringung die Behörden Belohnungen aussetzten – oft genug viel höhere Summen! Was sind schon tausend Dollar? Ich kenne Burschen, die zweitausend und noch mehr einbringen.«

Stapp Conroys Gesicht ist ausdruckslos, unbeweglich. Cheshire fragt sich, was in diesem Mann vorgeht. Conroy sitzt geschmeidig im Sattel. Sein Colt hängt links, er trägt ihn unauffällig.

Aber Cole Cheshire weiß längst, dass er der Gefangene eines gefährlichen Mannes ist. Stapp Conroy ist hager und dunkel wie ein Indianer.

»Es war vor drei Jahren«, sagt Stapp Conroy, »als eine Bande in Arizona meine Pferderanch überfiel. Sie brauchte frische Pferde, um einem Aufgebot zu entkommen. Sie ermordeten meinen indianischen Gehilfen und meinen jüngeren Bruder. Ich selbst war nicht daheim. Dann nahmen sie meine Pferde und verschwanden. Ich habe sie alle gefunden und dem Gesetz übergeben. Du bist der letzte dieser Mörder und Pferdediebe. Und das Kopfgeld? Nun, ich verlor damals ein Rudel wertvoller Pferde. Ich kann meinen Bruder und meinen Gehilfen nicht mit Geld lebendig machen. Doch ich kann mir bald eine neue Pferderanch aufbauen. Und nun vorwärts, Cheshire! Es macht mir auch nicht viel aus, dich tot abzuliefern. Ihr hattet damals eine Postkutsche ausgeraubt, die Geld und Post beförderte. Ich bringe dich zum nächsten US Marshal. Vorwärts!«

Cheshire sagt nichts mehr. Ihm wird heiß, denn er weiß nun, dass er in größerer Gefahr ist, als er bisher glaubte.

Er erinnert sich wieder an alles, was damals war. Ja, er ritt in jenen Tagen mit einer Bande. Nachdem sie sich mit frischen Pferden versorgt hatten, trennten sie sich. Außer ihm waren noch drei andere Burschen dabei gewesen. Sie hatten geraubt und gemordet.

Dieser Kopfgeldjäger sagte eben, dass er, Cole Cheshire, der letzte dieser Mörder und Pferdediebe wäre.

Also muss er die anderen schon erwischt haben.

Was für ein Mann ist das?, fragt sich Cole Cheshire besorgt. Er hatte gleich von Anfang an das Gefühl gehabt, als sei er ihm schon einmal begegnet. Doch das stimmt nicht. Es war der jüngere Bruder, der mit dem indianischen Gehilfen auf der Pferderanch war, an den er sich erinnerte.

»Wie ist dein Name?«, fragt er plötzlich.

»Conroy, Stapp James Conroy. Mein Bruder hieß John. Er lebte noch lange genug, um mir den Einäugigen zu beschreiben. Ich fing diesen Kerl schon drei Wochen später. Er verriet mir eure Namen und gab mir eure Beschreibung. Es war schwerer, die anderen zu finden. Ihr wart ja in alle Himmelsrichtungen geritten und hattet einen großen Vorsprung. Doch Vögel wie ihr werden überall vom Gesetz verfolgt. Ich brauchte nur weit und lange genug zu reiten und mir überall die Steckbriefe anzusehen. So fand ich euch nach und nach alle. Dein Steckbrief hing in Cheyenne im Sheriff's Office. Ich glaube, dass sich zumindest drei Staaten um das Vorrecht streiten werden, dich zu verurteilen und zu hängen. Jetzt weißt du Bescheid!«

»Ja«, nickt Cole Cheshire, »jetzt weiß ich Bescheid. Es nützt wohl nichts, wenn ich schwöre, dass ich damals auf deiner Ranch nicht geschossen habe – weder auf deinen Bruder noch auf den Indianer?«

»Nein«, erwidert Stapp Conroy.

✰✰✰

Sie benutzen die Poststraße, die zur einzigen Furt des Sioux River führt. Man kommt an keiner anderen Stelle hinüber, weil sich der Fluss tief in die Erde fraß. Die Steilufer sind nur von geübten Kletterern zu bezwingen.

Der Sioux River teilt eine weite Ebene, die sich zum Green River Basin senkt, in zwei Hälften. Es sieht aus, als wäre die Fläche auseinandergebrochen.

An der Furt befindet sich eine kleine Siedlung, die aus der Poststation entstand. Außer der Station gibt es einen Store und ein Gasthaus. Weidekoppeln, Corrals, Felder und Äcker wurden angelegt. In halb offenen Scheunen lagert Heu.

Stapp Conroy war auf seinem Weg zur Borell Ranch hier durchgekommen und kennt deshalb den Besitzer, Cliff Dundee, schon, der dies alles mit einem schwarzen Gehilfen bewirtschaftet.

Als die Station und die Furt nach etwa zehn Meilen in Sicht kommen, verliert das Pferd sein linkes Vordereisen. Cole Cheshire, der vor Stapp Conroy reitet, hört das Geräusch. Er wendet sich im Sattel und lacht mit böse verzerrtem Gesicht.

»Nun, Conroy, was jetzt? Das kostet dich Zeit, Mister! Ich gehe jede Wette ein, dass du dort bei der Station weder ein neues Eisen noch ein anderes Pferd bekommst. Du brauchst es gar nicht erst zu versuchen. Cliff Dundee ist kein Narr.«

Stapp Conroy sagt nichts.

Sie erreichen die Station, bevor das Pferd zu lahmen beginnt.

Cliff Dundee ist dabei, das Pumpengestänge eines großen Windrades zu schmieren. Mithilfe dieses Rades wird Wasser aus dem Fluss auf das höher gelegene Land gepumpt. Es fließt in einen kleinen See, der offenbar felsigen Untergrund hat. Von diesem Wasserspeicher führen einige Gräben zu den Koppeln und Feldern. Alles gedeiht üppig und unterscheidet sich von der trockenen Ebene ringsum.

Cliff Dundee ist ein rotblonder, massiger Mann, blauäugig und von einer ruhigen, beharrlichen Art.

Er betrachtet die beiden Männer und erkennt den verwundeten Cole Cheshire sofort als Borell-Reiter. Er nickt ihm zu und sieht dann Stapp Conroy an.

»Ich würde gern das Pferd beschlagen«, sagt Conroy. »Sie haben dort eine kleine Schmiede. Lässt sich das machen?«

Cliff Dundee blickt von ihm auf Cole Cheshire.

Dieser sagt, noch bevor Dundee eine Antwort gibt: »Ich bin sein Gefangener. Er hat mich einfach aus einer Weidehütte der Borell Ranch entführt. Curly Williams hat bestimmt schon die Jungs alarmiert. Wir sahen Rauchzeichen hinter uns. Sie sind bald hier.«

Mehr sagt er nicht. Er droht nicht. Das ist gewiss sehr klug, denn Dundee sieht wie ein Mann aus, dem man besser nicht droht.

Dundee sieht Conroy an. »Warum ist er Ihr Gefangener?«

»Er ist Kopfgeldjäger«, sagt Cheshire schnell. »Er will sich tausend Dollar verdienen, die man auf mich aussetzte.«

»Das stimmt«, sagt Conroy. »Sie werden Cheshire hängen, und ich bekomme tausend Dollar für seine Einbringung.« Mehr sagt er nicht.

In Cliff Dundees dunkelblauen Augen beginnt es zu funkeln. Sein Mund wird schmal.

Er blickt Stapp Conroy an und sagt: »Sie können hier kein Hufeisen bekommen, auch kein anderes Pferd – es sei denn, Sie geben Cheshire frei. Das ist außerdem ein guter Rat, Mister. Arley Borell lässt sich nicht einmal einen Knopf von einer alten Hose stehlen. Einen Mann aus seiner Mannschaft kann man einfach nicht entführen. Geben Sie es auf, Mister!«

»Nein«, sagt Stapp Conroy. Er deutet zur Schmiede hinüber, die sich beim Wagenschuppen und den Corrals der Postlinie befindet. Auf allen Gebäuden steht:

Sioux River Station

Laramie Green River

Overland Line

»Ich bediene mich dort in der Schmiede«, sagt er. »Ich zahle das Doppelte des üblichen Preises. Hindern Sie mich nicht, Mister! Das Gesetz steht auf meiner Seite.«

Er gibt Cheshire ein Zeichen. Sie reiten beide zur Schmiede hinüber.

Cheshire sagt über die Schulter zu Cliff Dundee: »Ich bin verwundet. Wenn Arley Borell nicht kommt, wird er Chace Woolman schicken. Dundee, ich glaube, Sie müssen sich jetzt entscheiden.«

Dundee erwidert nichts. Er steht bewegungslos bei dem Pumpgestänge und hält die Büchse mit dem Schmieröl in der Hand.

Dann geht er zum Haus hinüber. Sein schwarzer Gehilfe ist irgendwo draußen auf den Feldern. Dundee verschwindet im Haus. Er bleibt eine Weile darin. In der Schmiede hat Conroy inzwischen Feuer angemacht.

»Komm her und zieh den Blasebalg!«, befiehlt er Cheshire.

»Oh, geh zur Hölle!«, knurrt dieser, aber er kommt langsam näher. Seinen verwundeten Arm hat er in einer Schlinge vor der Brust liegen.

»Ich bin krank – angeschossen«, sagt er heiser. »Ich werde sicher Fieber bekommen oder ohnmächtig werden. Mir ist schon ganz schlecht.«

»Es gibt eine Medizin, die dich wachmachen wird«, warnt Conroy. »Ich habe die beiden Siedlersöhne gesehen, die ihr verprügelt hattet. Ich kann es dir zurückgeben.«

Cheshire wird blass. Er geht zum Blasebalg und beginnt missmutig zu ziehen.

Conroy sucht Zange, Hammer, ein passendes Hufeisen und das andere notwendige Handwerkszeug zusammen. Er bindet das Pferd an und macht den Huf fertig. Das Eisen wird er nicht viel ändern müssen. Er zieht zwei Nägel aus dem Huf, geht zur Esse und legt das Eisen ins Feuer.

Cheshire lacht plötzlich auf und sagt: »Sieh mal, Conroy! Das ist was für dich!«

Conroy blickt zur Seite und sieht Cliff Dundee mit der Schrotflinte. Es ist eine schwere Waffe mit langen Läufen.

Dundee zielt auf ihn und sagt ruhig: »Jetzt hören Sie auf und verschwinden Sie!«

»Sie haben sich lange überlegt, auf wessen Seite Sie sich stellen sollen«, erwidert Stapp Conroy, »doch bei der Postgesellschaft sind Sie nun erledigt. Ich kann nachweisen, dass dieser Cheshire bei einem Postüberfall Fahrer und Begleitmann vom Bock schoss – er und seine Komplizen. Keine Postgesellschaft hat Verständnis dafür, wenn ihr Stationsmann ...«

Er kommt nicht weiter. Cheshire springt zur Seite, um aus dem Streubereich der Schrotflinte zu kommen. Er schnappt mit der gesunden Hand den schweren Hammer und wirft ihn Conroy zwischen die Schulterblätter. Dem bleibt die Luft weg. Er geht zu Boden und ist einen Augenblick hilflos. Es ist ein Gefühl, als wären Rückgrat und Schulterblätter gebrochen.

Cheshire kniet sich neben ihn, nimmt ihm den Colt ab und zielt auf Conroy.

Cliff Dundee, der bis auf einige Schritte herangekommen ist, richtet die Schrotflinte auf Cheshire und sagt ruhig: »Wenn du das tust, dann blase ich dich damit fort!«

Dabei bewegt er die Waffe unmissverständlich.

Cheshire, der ihn böse anstarrt, zweifelt nicht daran, dass Dundee es ernst meint.

Hufschlag ist zu hören.

Fünf Reiter kommen herangejagt. Chace Woolman, der erste Vormann von Borells Mannschaft, führt sie an. Sie haben die zehn Meilen im Galopp zurückgelegt. Ihre Pferde sind mit Schweiß bedeckt.

Woolman reitet auf seinem großen, hageren Rappen herbei und blickt auf Conroy nieder. Dann sieht er Cheshire an und nickt schließlich Dundee zu, der immer noch seine Schrotflinte in der Armbeuge hält.

»Du hast Cheshire natürlich geholfen, nicht wahr, Dundee?«, fragt er.