G. F. Unger Western-Bestseller 2585 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2585 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Gegen Mitternacht erreichen sie den Rio Grande und halten kurz an, lassen die Pferde etwas vom schlammigen Wasser aufnehmen. Das Dutzend gestohlener Zuchtstuten halten sie dabei dicht zusammen, denn die Nacht ist so schwarz, dass man keine zwanzig Yards voraus sehen kann.
Wes Snipes, der eine halbe Meile zurückblieb als Nachhut, kommt nun herbei und hält bei ihnen an.
»Kein Hufschlag hinter uns!«, ruft er heiser, und sie wissen, dass er ein reitendes Aufgebot meilenweit hätte hören können.
»Dann haben wir gewonnen«, tönt die Bassstimme von Thorne Monroe, der so etwas wie ihr Anführer ist. »Reiten wir hinüber. Es ist nicht mehr weit bis El Paso.«
Sie setzen sich wieder in Bewegung.
Brian Belous ruft: »Ob die dicke China-Mary noch im Haus der ›Sieben Engel‹ ist?«
Sie lachen heiser. Dann erwidert Sled Rourke: »Und wenn sie noch dort ist, dann liegt sie mit einem Hombre in der Falle und ist nicht mehr frei für dich, du Toro.«
Sie lachen wieder, indes sie die wertvollen Zuchtstuten durch den Strom treiben. Dann ruft Snipes mit einem wiehernden Lachen: »Brian stemmt nur zentnerschwere Weiber, o Vater im Himmel!«
Und wieder lachen sie durcheinander, obwohl sie alle erschöpft sind vom langen Reiten ...


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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Hunter

Vorschau

Impressum

Hunter

Gegen Mitternacht erreichen sie den Rio Grande und halten kurz an, lassen die Pferde etwas vom schlammigen Wasser aufnehmen. Das Dutzend gestohlener Zuchtstuten halten sie dabei dicht zusammen, denn die Nacht ist so schwarz, dass man keine zwanzig Yards voraus sehen kann.

Wes Snipes, der eine halbe Meile zurückblieb als Nachhut, kommt nun herbei und hält bei ihnen an.

»Kein Hufschlag hinter uns!«, ruft er heiser, und sie wissen, dass er ein reitendes Aufgebot meilenweit hätte hören können.

»Dann haben wir gewonnen«, tönt die Bassstimme von Thorne Monroe, der so etwas wie ihr Anführer ist. »Reiten wir hinüber. Es ist nicht mehr weit bis El Paso.«

Sie setzen sich wieder in Bewegung.

Brian Belous ruft: »Ob die dicke China-Mary noch im Haus der ›Sieben Engel‹ ist?«

Sie lachen heiser. Dann erwidert Sled Rourke: »Und wenn sie noch dort ist, dann liegt sie mit einem Hombre in der Falle und ist nicht mehr frei für dich, du Toro.«

Sie lachen wieder, indes sie die wertvollen Zuchtstuten durch den Strom treiben. Dann ruft Snipes mit einem wiehernden Lachen: »Brian stemmt nur zentnerschwere Weiber, o Vater im Himmel!«

Und wieder lachen sie durcheinander, obwohl sie alle erschöpft sind vom langen Reiten ...

Bald sehen sie die Lichter von El Paso in der schwarzen Nacht, die nun nicht mehr so geheimnisvoll wirkt. Denn dort bei diesen Lichtern – etwas außerhalb davon –, da ist ihr Ziel.

Eine halbe Stunde später reiten sie in den Hof eines Rancho und bringen die gestohlenen Stuten in einen Corral.

Der Besitzer des Rancho kam mit einer Schrotflinte heraus, denn er ist als Aufkäufer und Zwischenhändler gestohlener Pferde ein vorsichtiger Mann.

Er fragt: »Sind das die Stuten von der Hacienda Cordubar?«

»Das sind sie«, erwidert Thorne Monroe. »So wie bestellt. Es sind wunderschöne Stuten, Kostbarkeiten – und alle trächtig vom Wunderhengst El Capitan. Es sind zwölf. Also bekommen wir zweitausendvierhundert Dollar. Aber sie sind dreimal so viel wert. Ihr macht wieder einmal ein gutes Geschäft.«

»Wir haben Unkosten.« Der Mann, der zur Hälfte mexikanischer Abstammung ist und zur anderen Hälfte ein Ire, grinst. »Ja, ich habe das Geld. Ich hole es heraus.«

Er verschwindet im kleinen Haus, indes sie sich an einem Wassertrog waschen und erfrischen.

Wenig später reiten sie mit dem Geld zur Stadt hinüber.

Brian Belous ruft: »Bevor ich mir ein Mädchen kaufe für die nächsten zwei Nächte in Molly Dunns Etablissement, da bade ich erst einmal mit viel Fliederseife in der Wanne. He, wir treffen uns übermorgen in der Casa el Toro!«

Er reitet schneller.

Snipes und Rourke folgen ihm.

Doch Thorne Monroe bleibt noch beim fünften Reiter zurück, der bisher geschwiegen hat und immer noch schweigt.

»Was ist mir dir, Cap?« So fragt Thorne Monroe, und in seiner tiefen Stimme ist ein Klang von Besorgnis. »Du bist doch wohl nicht krank, Cap?«

Cap Hunter sitzt noch bewegungslos im Sattel und hat seine Hände über dem Sattelhorn übereinandergelegt.

»Was ist?« So fragt Thorne Monroe nochmals. »He, du hast jetzt vierhundertachtzig Dollar in der Tasche. So viel verdient ein normaler Cowboy in zwei Jahren. Wir haben einen guten Coup gelandet und können uns was leisten, eine Menge Spaß haben hier in El Paso. Der reiche Hacendado kann sich den Verlust von einem Dutzend Zuchtstuten leisten. Aber wir waren arme Hunde nach einem verlorenen Krieg. Wir haben gekämpft und wurden besiegt. Nun wollen auch wir mal wieder gewinnen. Also komm, Cap. Dort drüben in der Stadt können wir uns eine Menge Freuden kaufen.«

Er reitet an und blickt nicht zurück, hat es so eilig, dass er nicht gewahr wird, dass ihm Cap Hunter gar nicht folgt.

Hunter verharrt noch eine Weile auf seinem müden Pferd. Ja, er holt sogar sein Rauchzeug hervor und dreht sich eine Zigarette.

Als er sie raucht, da weiß er, dass seine vier Gefährten jetzt alle in El Paso sind. Nur er hält hier noch in der schwarzen Nacht und blickt auf die vielen Lichter.

Und er denkt: El Paso – das bedeutet ja so viel wie »Der Übergang«. Und für uns alle sollte das ja wohl so viel wie ein Übergang zu einem neuen Anfang sein. Doch jetzt ...

Ihm wird klar, dass seine vier Gefährten, mit denen er durch den ganzen Krieg ritt und gegen die Yankees kämpfte, weil dies für jeden Texaner geradezu eine heilige Pflicht war, nun in der Stadt da drüben ihren Beuteanteil verprassen werden. Ja, sie werden sich alle Sünden kaufen, denn sie haben schon zu lange ein Leben als Satteltramps geführt. Und wenn sie sich in zwei Tagen in der Casa el Toro treffen, da werden sie blank sein bis auf den letzten Cent.

Und alles, was sie drüben in Mexiko taten, dies wird vergebens gewesen sein.

Also werden sie abermals stehlen und rauben wollen, schnelles Geld verdienen.

Cap Hunter schüttelt den Kopf und drückt die Zigarettenkippe am Sattelhorn aus. Dann reitet er im Schritt auf die Stadt zu und bald darauf in den offenen Mietstall hinein.

Der krummbeinige Stallmann betrachtet das Pferd und spricht dann mit einem Klang von Vorwurf in der Stimme: »Für einen halben Dollar verwöhne ich den Pinto und mache ihn wie neu. Und das mitten in der Nacht, weil er mir leidtut.«

»Du bekommst einen ganzen Dollar, wenn er wirklich übermorgen wie neu ist«, erwidert Cap Hunter, nimmt sein weniges Gepäck und geht davon.

In El Paso ist trotz der späten Stunde zwischen Mitternacht und Morgen noch Betrieb.

Cap Hunter stillt an einem Bratstand stehend seinen Hunger.

Dann geht er an einigen Saloons und Cantinas vorbei und erreicht ein Hotel.

Der Portier betrachtet den späten Gast mit vorsichtigem Misstrauen, aber bevor er den Mund aufmachen kann, legt Hunter einen Doppeladler auf das Anmeldepult und sagt: »Zuerst will ich baden. Dann soll man mir vom Store frisches Zeug herüberbringen. Ich messe sechs Fuß und drei Zoll und wiege etwa hundertfünfundsechzig Pfund. Also, wo geht es lang?«

Der Portier steckt das Goldstück ein und spricht: »Die Badestube ist im Keller. Unser Chinese wird Sie bedienen wie einen Granden. Kommen Sie, Mister.«

Und so geschieht es, dass Cap Hunter bald in der großen Wanne liegt und ein Chinese für genügend warmes Wasser sorgt, auch für duftende Seife.

Cap Hunter ist dann eine Weile allein und genießt das Bad. Aber seine Gedanken beschäftigen sich wieder mit seinen bisherigen Gefährten, und er ist sich immer sicherer, was in zwei Tagen sein wird.

Doch er kann es nicht ändern.

Die Müdigkeit will ihn überwältigen.

Doch dann bekommt er Besuch.

Seinen Revolver hat er dicht neben der Wanne auf einem Schemel griffbereit liegen. Aber er greift nicht danach, denn der Besuch ist ein mehr als hübsches Mädchen.

Es trägt einen großen Packen und lacht im Lampenschein, spricht dann mit lockender Freundlichkeit: »Señor, ich bringe die Auswahl aus dem Store und bin auch zu allen anderen Diensten bereit. Soll ich Ihnen zuerst den Rücken waschen?«

Nun, Cap Hunter ist auch nur ein Mann, kein Heiliger, der aller fleischlichen Lust entsagt hat durch ein Gelübde.

»Du gefällst mir«, grinst er in der Wanne. »Hier ist Platz für uns zwei.«

Und dann sieht er zu, wie sich das Mädchen sozusagen entblättert.

Ja, sie ist eine Hure. Der Portier hat sie geschickt.

✰✰✰

Es ist am nächsten Tag am späten Nachmittag, als sich Mary neben ihm aus dem Bett rollt und sich dehnt und reckt wie eine Katze.

Sie ist nackt wie damals jene Eva, die den Adam verführte. Cap kann sie in ihrer Schönheit bestaunen. Ja, sie bietet sich ihm dar, während sie sich wortlos ankleidet. Vor dem Spiegel ordnet sie noch ihre Haare. Es sind golden schimmernde Haare.

Dann nimmt sie die zwanzig Dollar, die Cap am Abend schon auf die Waschkommode gelegt hat, geht sie zur Tür und blickt noch einmal über die Schulter zurück.

»Viel Glück, Cowboy«, spricht sie mit warmer Stimme. »Du warst doch mal ein Cowboy, nicht wahr? Auf deinen Handrücken sind noch die Lassonarben. Aber dein Revolver ist nicht mehr der eines Cowpunchers. Viel Glück also, Revolvermann.«

Nach diesen Worten verschwindet sie.

Er erhebt sich. Er will ja nicht die ganze Zeit hier in El Paso im Bett verbringen.

Er rasiert sich sorgfältig und zieht dann die neue Kleidung an, die ihm Mary in die Badestube des Hotels brachte, betrachtet sich im Spiegel.

O ja, er sieht hart aus, wie ein Mann jener Sorte, mit der man sich lieber nicht anlegt. Er ritt fünf lange Jahre durch den Krieg und musste töten. Und nach dem Krieg wurde er mit seinen vier Gefährten zu einem Gesetzlosen.

Doch das wurden viele Kriegsveteranen.

Wenn er drüben im Store die gekauften Sachen bezahlt hat – Mary brachte die Rechnung mit –, dann wird er noch mehr als vierhundert Dollar besitzen.

Was wird er damit anfangen? Dies fragt er sich wenig später, als er unten im Speiseraum bei einem späten Mittagessen sitzt.

Er fragt sich auch, was seine vier bisherigen Gefährten und Partner für sich in Gang bringen werden.

Es ist still in El Paso jetzt am Nachmittag. Die Sonne brennt. Über dem Boden flimmert die Hitze. Er geht dennoch zum Store hinüber, bezahlt die Rechnung und kauft sich eine Zigarre.

Draußen steckt er sich die Zigarre an und macht sich auf den Weg zum Mietstall, um seinen Wallach zu besuchen. Er findet den Pinto ziemlich vergnügt in einem Corral am Wassertrog unter einem schattigen, uralten Cottonwood. Und wahrhaftig, der Schecke wirkt prächtig. Sein Fell wurde gestriegelt, ist nun ohne Kletten und ohne den Schlamm des Rio-Grande-Wassers.

Er wiehert aus dem Corral seinem Herrn entgegen, so als wäre er wieder sehr unternehmungslustig.

Der Stallmann kommt herüber, grinst breit von einem Ohr zum anderen in seinem verwitterten und sommersprossigen Gesicht und fragt: »Na, wie gefällt er Ihnen jetzt? Aber er muss neue Eisen haben. Soll ich ihn hinüber zum Schmied bringen?«

»Das mache ich selbst, denn beim Beschlagen will ich dabei sein.«

Nach diesen Worten öffnet Cap Hunter das Gatter und ruft dem Pinto zu: »Komm, mein Junge, komm! Es gibt neue Schuhe. Also komm!«

Und der Schecke gehorcht wie ein Hund. Cap Hunter muss ihn nicht führen. Er folgt ihm über die Straße hinüber zur Schmiede.

✰✰✰

Es ist schon Nacht, als Hunter in einem Spielsaloon sein Glück versucht. El Paso ist jetzt voll in Betrieb.

Hunter gewinnt in dieser Nacht an den Spieltischen beim Black Jack, Faro und Roulette insgesamt siebenundfünfzig Dollar.

Er hält natürlich auch Ausschau nach seinen vier Gefährten. Doch diese sind wie verschollen. Sie müssen irgendwo ein Nest gefunden haben, in dem sie sich besonders wohl fühlen.

Aber morgen werden sie sich in der Casa el Toro treffen.

Die Casa el Toro ist ein Tingeltangel für alle, die ihre Sünden bezahlen können. Der Ruf dieses Hauses reicht zweihundert Meilen zu beiden Seiten der Grenze in die Runde.

Und dort wollen sie sich also am nächsten Tag treffen.

✰✰✰

Am Mittag des nächsten Tages geht er zur Casa el Toro.

Er muss über die Plaza und sieht vor dem schlossartigen Gemäuer Sled Rourke auf einer der steinernen Treppenstufen hocken. Sled starrt ihm mit geröteten Augen entgegen und fragt mit heiserer Stimme: »Kannst du einem armen Hund ein Mittagessen spendieren? Ich bin so leer wie ein ausgelaufener Wassersack. Vielleicht habe ich auch meine Seele ausgekotzt.«

Hunter setzt sich neben Rourke und fragt nach einer Weile: »Hattest du denn je eine Seele, Sled?«

»Doch – damals, als meine Mutter mich zur Welt brachte, da hatte ich gewiss eine. Aber dann ritt ich für Texas in den Krieg. Hast du noch eine Seele, eine gute, Cap, mein alter Freund?«

Cap Hunter denkt nach und murmelt schließlich: »Man verliert seine Seele erst, wenn man stirbt. Sie fliegt dann zum Himmel oder stürzt ab in die Hölle. Du hast immer noch deine, Sled. Und es liegt an dir, ob es eine gute oder schlechte ist.«

»Amen«, knurrt Sled Rourke. »Halleluja.«

Sie schweigen wieder eine Weile. Dann fragt Hunter: »Was ist passiert?«

Sled Rourke seufzt, schweigt noch lange und spricht schließlich bitter: »Unser prächtiger Thorne Monroe hatte ein Full House in der Hand, also einen Drilling und ein Paar. Du weißt, Cap, dass nur ein Vierling und ein Royal Flush höher sind.«

Rourke macht nach diesen Worten eine Pause und zerbeißt einen Fluch zwischen seinen Zähnen. Dann endlich spricht er weiter: »Im Pott lag eine Menge Geld. Aber einer der Spieler versuchte Thorne aus dem Spiel zu bieten. Thorne konnte nicht mehr mithalten. Und so legten wir all unser Geld zusammen und glaubten wie er an die große Chance. Er konnte im Spiel bleiben. Aber als dann aufgedeckt wurde, hatte der andere einen Vierling. Und so waren wir blank. All unser Geld war weg, über zweitausend Dollar, dazu noch, was Thorne vorher gewonnen hatte.«

Abermals schweigt Sled Rourke lange, knirscht nur mit den Zähnen.

Cap Hunter aber fragt: »Und wie ging es weiter? Wo sind die anderen drei Arschlöcher? Oder sind sie keine?«

»Do-do-doch.« Sled stottert es fast tonlos. Dann aber kommt er zum Ende der Geschichte und spricht voller Bitterkeit gegen die ganze Welt: »Jemand von uns hatte noch ein paar Dollar für einen Drink. Doch weil wir nicht in guter Stimmung waren, bekamen wir Streit. Aber die Frachtfahrer-Mannschaft war in der Überzahl, und die Sieger haben immer recht – oder?«

Cap Hunter nickt nur stumm.

Und da endet Sled Rourke mit den Worten: »Thorne, Brian und Wes sitzen im Gefängnis. Der Schaden beträgt mehr als vierhundert Dollar. Sie haben schon all unseren Besitz beschlagnahmt, also unsere Pferde, die Sättel, unsere Waffen – alles. Doch es war ja nicht viel wert – Sie wollen noch mehr als dreihundert Dollar. Und so ließ der Marshal mich aus der Zelle, weil ich versprach, das Geld zu beschaffen. Hoffentlich hast du nicht auch alles verbraten. Oder doch?«

Cap schiebt seinen Hut zurück. Es ist noch sein alter Hut von der Armee. Sonst trägt er ja neues Zeug, doch von seinem Hut konnte er sich nicht trennen.

Er erhebt sich und knurrt: »Also gut, gehen wir. Holen wir die drei anderen Arschlöcher heraus.«

✰✰✰

Der Marshal empfängt sie mit den Worten: »Gut für euch, dass wenigstens einer noch alle normalen Sinne beisammen hat.«

Dann sieht er zu, wie Cap das Geld auf seinen narbigen Schreibtisch zählt, und stellt eine Quittung aus, wobei er sagt: »Damit könnt ihr eure Siebensachen mitsamt den Pferden beim Mietstall abholen. Und dann verschwindet aus El Paso. Ich gebe euch eine Stunde.«

»Zwei Stunden«, verlangt Cap. »Denn ich möchte den vier Wild Bills noch ein Essen spendieren.«

Der Marshal grinst nun wie sein Deputy und schlägt patschend beide Hände auf den Tisch, sodass die Dollars nur so hüpfen.

»Na gut«, grollt er, »Sie scheinen ein vernünftiger Mann zu sein. Ich bin kein Unmensch.«

»Wir werden Sie in unsere Gebete einschließen, Marshal«, spricht Wes Snipes mit einem Klang von Dankbarkeit in der Stimme.

»Halts Maul, Wes«, grollt Cap Hunter. »Raus mit euch!«

Er stößt Wes vor sich her, und die anderen folgen ihm.

Der Marshal aber ruft ihnen nach: »Ihr solltet auf ihn hören. Er ist der einzige vernünftige Mann von euch!«

Sie fluchen nur als Antwort.

Dann folgen sie Cap Hunter zur nächsten Speiseküche, wo er ihnen ein Essen spendiert. Es gibt Hammelbraten.

Und als sie beim Nachtisch sind, da sagt Thorne Monroe: »Jetzt müssen wir wieder von vorn anfangen. Tut mir leid, Jungs. Ich glaube, wir hatten eine böse Pechsträhne. Aber das wird sich ändern bei unserem nächsten Coup.«

Cap Hunter sieht ihn an. »Was für ein Coup, Thorne?«

Der grinst grimmig und hart und spricht dann: »Der Spieler, der uns das Geld abnahm, der gewinnt jede Nacht in der Spielhalle an seinem Tisch. Wir müssen ihn nur abfangen, wenn er gegen Ende der Nacht zum Hotel geht. Er hat zwar einen Leibwächter bei sich, einen Revolvermann, der ihn beschützt. Doch ...« Er spricht nicht weiter, sondern macht nur eine verächtliche Bewegung.

Rourke, Belous und Snipes grinsen – nur Cap Hunter nicht. Dieser wartet schweigend, bis die anderen etwas sagen.

Und so hört er Rourke heiser lachen und dann sagen: »Ja, das gefällt mir. Den machen wir arm.«

Belous und Snipes nicken heftig.

Dann aber wird ihnen klar, dass Cap Hunter offenbar nichts von ihrem Vorhaben hält. Und so starren sie ihn lauernd an.

»He«, macht Thorne Monroe und spricht dann: »Du siehst so aus, als würde dir etwas nicht gefallen. Du bekommst deine Auslagen morgen zurück. Der Spieler schleppt eine Menge Geld mit sich herum – im Gürtel und in allen Taschen. Verdammt, was ist schon dabei, einen Kartenhai auszuplündern?«

Sie alle starren Cap Hunter fordernd an.

Und dieser betrachtet sie noch einmal Mann für Mann.

Ja, sie sind harte, verwilderte Burschen geworden. Sie glauben nicht mehr an Gerechtigkeit auf dieser Erde.

Einen Moment lang denkt er an die fünf Jahre, die sie zusammen ritten. Doch da standen sie unter Befehl, waren Soldaten. Sie glichen gezähmten Wölfen, und für das Töten von Feinden wurden sie belobigt. Doch jetzt sind sie frei und sich selbst verantwortlich in ihren Entscheidungen.

All die Jahre konnten sie sich aufeinander verlassen. Jeder von ihnen hätte für den anderen sein Leben riskiert. Er mochte sie alle wie Brüder. Doch jetzt – dies erkennt er jäh – stehen sie an einem Scheideweg.

Und so spricht er: »Jungs, bisher waren wir nur Pferdediebe. Doch jetzt wollt ihr Banditen werden. Diesen Weg reite ich nicht mit. Unsere Wege trennen sich nun. Ich reite meinen eigenen Weg – es sei denn, ihr reitet mit mir.«

»Als Satteltramps?« So fragt Thorne Monroe grimmig. »He, du hast dich neu eingekleidet, wirkst so sauber und nobel, so gut und rein. Wir aber stinken noch. Du hast gut reden. Und der fette Spieler war wahrscheinlich wirklich ein verdammter Kartenhai. Ihn auszuplündern ist nur gerecht.«

»Das werdet ihr euch immer wieder einreden.«

Cap Hunter erhebt sich mit diesen Worten, verharrt noch zwei Atemzüge lang und wendet sich langsam ab.

Er hört Snipes heiser sagen: »Verräter.«

Da geht er, blickt nicht mehr zurück.

Die vier einstigen Gefährten verharren schweigend, und sie alle müssen mehr oder weniger hart und mühsam schlucken.

Schließlich spricht Thorne Monroe: »Nur noch diesen einen Coup. Mit der Beute reiten wir nach Norden mit guter Ausrüstung und suchen nach einer ehrenwerten Chance. Dann werden wir redlich und sauber. Der Spieler hat viel Geld bei sich. Auf jeden von uns kommen gewiss an die tausend Dollar. Damit kann man redlich werden.«

Als er verstummt, nicken sie beifällig.

»Ich hätte nie geglaubt, dass Cap Hunter uns im Stich lässt«, murmelt Snipes.

Doch Brian Belous zuckt mit seinen breiten Schultern. »So ist das Leben«, murmelt er. »Irgendwann gibt es immer eine Trennung und einen neuen Anfang. Was mag in Cap gefahren sein? Will der etwa eines Tages in den Himmel kommen? Aber das schafft keiner von uns. Wir haben zu viele Yankees umgebracht.«

Sie erheben sich endlich, um zum Mietstall zu gehen.