G. F. Unger Western-Bestseller 2589 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2589 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Er hatte Pech dort draußen in den Horse Mesas. Die Apachen kreisten sein Camp ein, ehe er einen Schuss abgeben konnte. Er verlor alles, seinen Proviant, sein Gepäck, sein Pferd und seinen Sattel. Seine Munition verschoss er in drei Tagen und zwei Nächten, bis er auf seiner Flucht zu Fuß den letzten Apachen tötete.
Endlich erreicht er den kleinen Ort am Santa-Fe-Trail, taumelt zum Brunnen des General Store und erfrischt sich. Alarmiert richtet er sich dann auf. Eine auffallende Stille lastet auf dem Ort - und Jim Oates' Colt ist leer!
Er runzelt die Stirn über die seltsame kleine Stadt und geht zum Eingang des Stores. Im Store trifft er zwei Männer an. Einer ist ohne Zweifel der Storehalter, denn er steht hinter dem Ladentisch. Der andere Mann sitzt auf einer Kiste und isst eine saure Gurke. Er ist ein hart aussehender Bursche, etwas älter als Jim Oates - und vielleicht auch erfahrener als dieser. Er trägt seinen Revolver links, und deshalb isst er die Gurke mit der Rechten. Sein helläugiger Blick ist scharf und hart.
Jim Oates kennt diese Sorte. Das ist ein Revolverfalke. Langsam tritt er an den Ladentisch ...


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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Gunfighter Story

Vorschau

Impressum

Gunfighter Story

Er hatte Pech dort draußen in den Horse Mesas. Die Apachen kreisten sein Camp ein, ehe er einen Schuss abgeben konnte. Er verlor alles, seinen Proviant, sein Gepäck, sein Pferd und seinen Sattel. Seine Munition verschoss er in drei Tagen und zwei Nächten, bis er auf seiner Flucht zu Fuß den letzten Apachen tötete.

Endlich erreicht er den kleinen Ort am Santa-Fe-Trail, taumelt zum Brunnen des General Store und erfrischt sich. Alarmiert richtet er sich dann auf. Eine auffallende Stille lastet auf dem Ort – und Jim Oates' Colt ist leer!

Er runzelt die Stirn über die seltsame kleine Stadt und geht zum Eingang des Stores. Im Store trifft er zwei Männer an. Einer ist ohne Zweifel der Storehalter, denn er steht hinter dem Ladentisch. Der andere Mann sitzt auf einer Kiste und isst eine saure Gurke. Er ist ein hart aussehender Bursche, etwas älter als Jim Oates – und vielleicht auch erfahrener als dieser. Er trägt seinen Revolver links, und deshalb isst er die Gurke mit der Rechten. Sein helläugiger Blick ist scharf und hart.

Jim Oates kennt diese Sorte. Das ist ein Revolverfalke. Langsam tritt er an den Ladentisch ...

Jim Oates nimmt langsam mit zwei Fingern den Revolver heraus und legt ihn vor den Storehalter hin.

»Es gibt auf dieser Welt nichts umsonst«, sagt er. »Können Sie mir darauf ein paar Dollars leihen? Apachen jagten mich aus meinem Camp, bevor ich meine Siebensachen einsammeln konnte. Oder kann ich mir bei Ihnen durch Arbeit eine Mahlzeit verdienen?«

Der Storehalter ist ein bulliger Mann, dem man ansehen kann, dass er früher auch mal hart war. Wahrscheinlich hat er einmal als Frachtfahrer angefangen.

Er schüttelt mürrisch den Kopf.

»Wenn ich jedem hergelaufenen Tramp Geld für irgendwelche Dinge geben würde, dann hätte ich bald den ganzen Laden voll und kein Geld mehr. Und Arbeit gibt es hier nicht. In diesem lausigen Nest gibt es nicht mal für die Einheimischen ausreichend Arbeit und Verdienst. Hier ist alles mies!«

Jim Oates sieht ihn an, und er begreift, dass dieser Mann so verbittert ist wie jemand, der all seine Chips auf eine falsche Zahl gesetzt und verloren hat. Dieser Storehalter gibt keinem Menschen eine Chance.

Und so nimmt Jim Oates den Colt zurück.

Als er sich abwendet, sagt der Fremde von der Kiste her, von der aus er durch die offene Tür hinüber zum Saloon blicken kann: »Zeig mal her die Kanone, Bruder! Vielleicht gebe ich dir etwas dafür.«

Jim Oates zögert. Dann reicht er ihm die Waffe – und dann sieht er zu, was der Mann damit macht. Er wiegt sie erst in der Hand, betrachtet sie und stellt dann fest: »Die ist ja gar nicht geladen.«

Dann lässt er sie wirbeln wie ein Jongleur. Er wirft sie in die Luft, fängt sie, lässt sie um den Zeigefinger drehen und macht dergleichen Kunststücke mehr.

Dann schiebt er sie in seinen Hosenbund.

»Die ist gut«, sagt er. »Gut ausgewogen! Ich wette, Bruder, dass du damit gut umgehen kannst, nicht wahr?«

»Es geht«, grinst Jim Oates etwas schief und fügt hinzu: »Nur solche Kunststücke wie du, Amigo, kann ich nicht machen. Willst du ihn kaufen?« Er deutet dabei auf seine Waffe, die der andere Mann in den Hosenbund geschoben hat.

»Zehn Dollar«, sagt der Mann, greift in die Tasche seiner offenen Lederweste und wirft ihm das Goldstück zu.

Es ist ein voller Wurf. Aber Jim Oates schnappt das Goldstück wie eine Fliege aus der Luft. Und der Fremde bekommt schmale Augen, denn er hätte nicht geglaubt, dass dieser halb verhungerte und äußerlich so mitgenommen und erschöpft wirkende Bursche noch zu solchen Reflexen fähig sein würde.

»Du kannst dir noch einen Dollar verdienen«, sagt er, beugt sich zur Seite und fasst mit der großen Holzstange in das Gurkenfass. Er bringt aus der Lauge eine Gurke zum Vorschein und hält sie Jim Oates hin.

»Die sind wirklich gut«, sagt er. »Iss eine! Sauer macht lustig! Ich zahle diese Gurke für dich.«

Jim Oates hat das Gefühl, in seinen Magen bissen immer wieder Wölfe hinein. Und der Anblick der Gurke lässt ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Dann nimmt er sie und beißt hinein.

»Na, ist die nicht gut?« So fragt der Fremde und holt einen Dollar aus der Westentasche. Aber diesmal zeigt er ihn nur.

»Geh in den Saloon hinüber«, sagt er. »Dort hockt Sheriff Jordan Kane mit einem Gefangenen. Sag ihm, dass es jetzt Zeit für ihn wäre, aufzugeben. Er hat sich gut gehalten, das geben wir zu. Er ist wahrhaftig nicht mehr der Jüngste. Aber nun ist Schluss. Er kann die Postkutsche nehmen, die in einer guten Stunde hier durchkommen soll. Er kann bei voller Gesundheit in die Kutsche steigen und abfahren. Aber wenn die Kutsche weg ist, hat er keine Chance mehr. Wir ...«

Er verstummt und grinst wieder auf seine schiefe Art.

»Na, er weiß schon, was dann sein wird«, sagt er. »Dann holen wir uns nämlich seinen Gefangenen mit Gewalt und schicken Kane zur Hölle. Los, geh schon, Bruderherz! Und wenn du zurück bist und mir sagst, was der Sheriff geantwortet hat, dann bist du um einen Dollar reicher.«

Er hat sich inzwischen gleichfalls eine Gurke genommen und beißt nun hinein. Auch Jim Oates kaut noch. Und kauend betrachten sie sich.

Dann nickt Oates.

»Das mache ich«, sagt er. »So schnell kann ich mir nirgends einen Dollar verdienen. Aber komme ich auch unbeschädigt in den Saloon hinein? Ich meine, du bist doch nicht allein hier, und deine Partner wollen vielleicht nicht, dass ich ...«

»Geh nur los«, unterbricht ihn der Mann. »Ich komme mit vor die Tür. Und dann wissen meine Partner schon, dass ich dich schicke. Gehen wir!«

Er erhebt sich und geht hinaus.

Jim Oates folgt ihm. Sie verhalten vor dem erhellten Eingang des Stores einige Atemzüge lang.

Dann murmelt der Fremde: »Also los, Apachenkiller! Und überzeuge den alten Narren, dass er jetzt aufgeben muss.«

Er tritt zurück.

Jim Oates aber geht über die staubige Fahrbahn zum Saloon hinüber. Vor der Schwingtür bleibt er stehen und klatscht mit der flachen Hand dagegen.

»He, ich komme hinein und bin unbewaffnet!«, ruft er.

Drinnen tönt eine Antwort, die man als Zustimmung oder Ablehnung auffassen kann. Es ist mehr ein geknurrter Fluch.

Jim Oates sieht sich noch einmal um.

Nur hier vor dem Saloon und drüben beim Store fallen Lichtbahnen auf die Straße. Alle anderen Häuser sind dunkel.

Wie viele Banditen mögen in diesem kleinen Ort sein?

Er sieht nur einen.

Die anderen sind gewiss in der Dunkelheit verborgen. Jim Oates sieht auf die beiden Sattelpferde vor dem Saloon. Es sind erstklassige Tiere, doch müde, staubig und froh, dort an der Haltestange beim Tränktrog stehen zu können. Die Tiere hätten in den Mietstall gehört, wo man sie abgerieben und dann in gute Boxen an die Futterraufe gestellt haben würde.

Wie viele Banditen mögen es sein? Drei – vier oder noch mehr? Auf jeden Fall sind es genug, um diesen kleinen Ort in Furcht zu versetzen und zu äußerster Zurückhaltung zu zwingen.

Vielleicht ist es sogar eine bekannte Bande, die gehasst und gefürchtet ist.

Er tritt langsam ein und hält neben der Schwingtür inne.

Es ist so ähnlich wie drüben im Store.

Der Wirt steht hinter der Theke und ist mürrisch und nervös. Er mag seine Gäste nicht.

Der Sheriff sitzt ganz in der Ecke hinter einem Tisch. Er kann von seinem Platz aus die beiden Türen und die Fenster beobachten. Beide Revolver liegen vor ihm auf dem Tisch. Und einer davon ist auf Jim Oates gerichtet. Der Sheriff verschwendet seine Kraft nicht mehr darauf, die schwere Waffe frei zu halten.

Der Gefangene liegt auf einer Bank. Seine Handgelenke sind mit Handschellen verbunden. Er hat sie unter den Kopf geschoben, sodass seine Ellbogen vor den Ohren steil nach oben zeigen.

Nun hebt er leicht den Kopf und blickt über die Stiefelspitze hinweg auf Jim Oates. Es ist ein scharfer, wachsamer Blick.

»Drehen Sie sich um«, sagt der Sheriff zu Jim Oates, »damit ich sehen kann, ob Sie nicht hinten eine Waffe im Hosenbund stecken haben. Es gibt Narren genug, die so etwas versuchen würden. Na!«

Jim Oates grinst und zeigt dem Sheriff seine Kehrseite.

Dann tritt er näher.

Aber als er dem Schanktisch nahe genug ist, entdeckt er dort eine Freiimbiss-Platte. Es ist ein großes Holzbrett, auf dem Bratenfleisch, Schinken, harte Eier und Brot liegen. Hinter dem Schanktisch hängt an der Wand ein Schild mit der Aufschrift:

FREI-IMBISS ab 1 Dollar Zeche

Jim Oates sieht den mürrischen Wirt an und verlangt ein Bier. Dann greift er sich eine dicke Scheibe kaltes Bratenfleisch und eine große Scheibe von dem würzigen Brot. Doch er beißt nicht gierig hinein, obwohl sein Magen vor Hunger knurrt.

»Haben Sie überhaupt Geld?«, will der Wirt wissen.

Jim Oates nickt. »Wenn ich will«, sagt er kauend, »kann ich hier zehn Dollar versaufen – und bald schon elf.«

Er wendet sich an den Sheriff.

»Ich bekomme nämlich einen Dollar dafür, dass ich Ihnen sage, wie Ihre Chancen stehen. Das da draußen sind nicht Ihre Freunde, und wenn ich es richtig verstanden habe, will man Ihnen den Gefangenen abknöpfen. In etwa einer Stunde soll eine Postkutsche hier durchkommen. Wenn Sie die allein besteigen und abhauen, ist alles in Ordnung. Aber wenn nicht, sind Ihre Chancen so groß wie die eines Schneeballs in der Bratpfanne. Was soll ich den Gentlemen dort draußen ausrichten? Oh, nehmen Sie sich Zeit, Sheriff! Ich trinke erst noch was und stopfe mir was rein.«

Er wendet sich an den Wirt, der inzwischen ein Glas Bier gezapft hat.

»Brauen Sie das selbst?«, fragt er. Und der Wirt nickt nur schweigend. Er sagt nichts. Einen Moment starrt er Jim Oates an – und dann richtet er seinen Blick auf den Sheriff. Auch der Gefangene liegt nicht länger auf der Bank. Er richtet sich auf und starrt den Sheriff an.

Dieser hält noch seinen rechten Colt in der Hand, doch er hat ihn nun flach auf der Tischplatte liegen.

Der Sheriff ist kaum mehr als mittelgroß, doch er wirkt sehr gut proportioniert, drahtig und zäh. Seine Handgelenke sind breit. Auch sein Hals, der aus dem offenen Hemdkragen ragt, ist muskulös.

Dennoch wirkt dieser Mann ausgebrannt.

Und sein einst gelber Bart, der ihm sichelförmig über die Mundwinkel hängt, ist jetzt mehr grau als gelb. Sein dunkles Falkengesicht ist hohlwangig, von tiefen Linien geprägt, die deutlich etwas von der tiefen Erschöpfung verraten, gegen die der Mann hier ankämpft.

Er muss schon viele Tage und Nächte nicht geschlafen haben. Gewiss war es eine lange Fährte, bis er den Gefangenen stellen konnte. Und danach hat er ihn ständig bewachen müssen.

Dieser Gefangene konnte bei jeder Rast schlafen. Aber er, der Sheriff, musste wach bleiben.

Der Gefangene wirkt nervös. Jim Oates sieht, dass der Mann Angst hat, obwohl er gar nicht wie ein Bursche aussieht, der sich so leicht vor etwas fürchtet.

Dieser Gefangene gehört zu der Sorte des Gurkenessers im Store. Ja, es ist die Sorte, die nach jeder lohnenden Beute jagt und so schnell nicht aufgibt.

Plötzlich sagt er: »Sheriff, Sie werden doch wohl nicht aufgeben? Es ist Ihre Pflicht, mich nach Santa Rosa zu bringen. Sie dürfen mich nicht einfach dieser Bande dort draußen überlassen. Die rösten meine Füße in einem Feuer, bis ich ihnen die Lage des Geldverstecks verraten habe. Und wenn sie das Geld haben, bin ich verdammt schnell tot. Nein, da will ich lieber zurückgebracht werden nach Santa Rosa. Und das ist Ihre verdammte Pflicht, Sheriff!«

Der verzieht nur ein wenig sein hohlwangiges, bittere Erschöpfung verratendes Gesicht.

»Sicher, Kisco Jenkins, sie würden dir die Füße im Feuer rösten. Und du brauchst mir nicht zu sagen, was meine Pflicht ist.«

Er wendet sich an Jim Oates, der nun die zweite Scheibe Brot und ein Stück Rauchfleisch isst und sich auch schon zwischendurch zwei hart gekochte Eier einverleibt hat.

»Sie können den Hombres dort draußen sagen, dass ich meine Chancen besser kenne als sie. Und hier haben Sie auch von mir einen Dollar!«

Er wirft ihn Jim Oates hin. Die Entfernung beträgt fünf Schritte.

Oates steckt das Rauchfleisch in den Mund und bekommt so die Hand frei, um das Geldstück aufzufangen. Er schafft das leicht, und er legt den Dollar für den Wirt auf den Schanktisch.

Dann kaut er weiter und sagt: »Vielleicht können wir zu einem besseren Geschäft kommen, Sheriff. Wollen Sie noch ein paar Dollars investieren? Wissen Sie, ich hatte Pech dort draußen in den Horse Mesas. Ein paar Apachen hatten mich im Camp eingekreist. Ich konnte meine Siebensachen nicht mitnehmen. Und der letzte Apache gab erst auf, als er in meine letzte Kugel rannte. Ich brauche ein Pferd, einen Sattel, meinen für zehn Dollar verpfändeten Colt und Munition. Dann müssten wir uns über meine Prämie einig werden. Was ist es Ihnen wert, wenn ich Ihnen aus der Klemme helfe?«

Nun ist es sehr still im Saloon.

Der Sheriff bekommt schmale Augen und sieht ihn nicht nur scharf an, sondern tastet ihn mit seinem scharfen Instinkt ab.

Plötzlich flucht der Gefangene und stößt dann hervor: »Das ist auch nur ein verdammter Trick! Der gehört doch zu denen! Der will doch nur, dass Sie ihm vertrauen und mit einem Colt in unsere Nähe lassen. Warum sollte dieser Bursche solch ein Narr sein und für ein paar Dollars für Sie kämpfen?«

»Das ist eine vernünftige Frage«, sagt der Sheriff und sieht Jim Oates an.

Der erwidert grinsend: »Ich glaube nicht, dass die Hombres dort draußen noch einen weiteren Mann in ihr Geschäft nehmen würden. Aber Sie, Sheriff, müssen nehmen, was sich Ihnen bietet. Aber ich mache mein Angebot nur einmal.«

Als Jim Oates den letzten Satz spricht, grinst er nicht mehr.

Der Sheriff nickt plötzlich.

»Ich ernenne Sie hiermit zum Deputy«, sagt er. »Schwören Sie, dass Sie mir helfen werden, den Gefangenen lebend nach Santa Rosa zu bringen.«

»Ich schwöre«, sagt Jim Oates.

Dann wirft der Sheriff ihm die Geldbörse zu. Es ist eine tabaksbeutelgroße Ledertasche.

»Nehmen Sie sich heraus, was Sie brauchen«, sagt der Sheriff. »Wie ist überhaupt Ihr Name?«

»Jim Oates«, sagt dieser und sieht, dass etwa hundert Dollar im Beutel sind.

Er nimmt fünfzig in kleineren Münzen heraus.

»Die Stadt Santa Rosa und vor allen Dingen die dortige Bank werden Ihnen auf meine Empfehlung hin eine gute Prämie zahlen«, sagt der Sheriff. »Sind Sie vielleicht verwandt mit der Oates-Sippe im Hillsboro-Land am Brazos?«

Jim Oates zögert. Aber dann nickt er.

Und da flucht der Gefangene wieder und endet bissig: »Aber die Oates-Sippe im Hillsboro-Land, das ist doch eine Bande von ...«

»Halt nur dein Maul, Hombre«, unterbricht ihn Jim Oates. »Oder ich stoße dir alles, was jetzt noch herauskommen sollte, bis hinter die Mandeln zurück.«

Er spricht diese Worte nicht lauter oder schärfer. Nein, in seiner Stimme ist eine trügerische Sanftheit.

Und der Gefangene, der in seine Augen schaut, sagt auch wirklich nichts mehr.

Jim Oates steckt den letzten Bissen in den Mund und wendet sich an den Wirt.

»In dieser miesen Stadt bekommt man wohl keine Hilfe? Gibt es hier überhaupt einen Marshal?«

»Doch«, nickt der Wirt. »Ehrenamtlich. Ich bin es. Doch ich kämpfe nicht gegen Chris Cheshire und sein Rudel. Wenn die alle ihre Freunde zusammenholen, sind das hundert Reiter. Dann machen sie uns hier klein.«

Jim Oates nickt. »Und wie viele sind es jetzt dort draußen?«

Der Wirt zuckt mit den Schultern. »Vier oder fünf. So genau weiß man das nie. Cheshire hat gern einen Trumpf im Ärmel.« Er wendet sich an den Sheriff. »Wenn Sie hier mit dem Gefangenen und Ihrem neuen Gehilfen sitzen bleiben, kommen die Kerle rein und ruinieren mir alles, was ich mir mühsam genug aufgebaut habe. Oder glaubt ihr, es wäre so einfach, in einer armen Town wie dieser einen Saloon zu führen? Dieser Jim Oates zum Beispiel hat mehr gegessen, als mir seine Trinkerei einbringt. Und so etwas machen Sie zum Deputy.«

Er verstummt grollend.

Der Gefangene aber lacht schrill und ruft böse: »Der hat Sorgen! Oha, wenn ich nur seine Sorgen hätte!«

Jim Oates und der Sheriff sehen sich an – einige Atemzüge lang. Sie sagen nichts, sehen sich nur schweigend an.

Aber es ist plötzlich ein Einverständnis zwischen ihnen, wie es sonst nur zwischen langjährigen Partnern möglich ist.

Jim Oates sagt: »Wenn sie reinwollen, müssen sie aus ihren Verstecken kommen. Und dann sehe ich, wie viele es sind. Irgendwie locke ich sie hervor.«

Der Sheriff nickt.

✰✰✰

Jim Oates geht in den Store und sieht auf Chris Cheshire nieder, der wieder auf einer der Kisten sitzt und auch wieder an einer Gurke Vergnügen findet.

»Na, was sagt der Opa?«, fragt er kauend.

Jim Oates grinst, so, als hätte er eine gute Nachricht. Aber er legt dann eine Hand wie einen halben Trichter an einen Mundwinkel und winkt mit der anderen Hand, so, als wollte er, dass der Bandit näher kommt und ihm das Ohr zuwendet.

»Ich will es nicht so laut sagen«, flüstert er. »Denn der dort hört doch alles mit!«

Er meint den Storehalter, und er gibt seinem Gesicht einen dumm wichtigen Ausdruck.

Chris Cheshire grinst zufrieden. »Na, will der alte Sack mir ein Angebot machen und verhandeln?«, fragt er und erhebt sich, um mit Jim Oates etwas zur Seite zu gehen.

Und auf genau diesen Moment hat Jim Oates gewartet. Er erwischt den Banditen mit einem rechten Aufwärtshaken und fast zur selben Zeit mit einem linken Haken auf die Leber.

Chris Cheshire fällt rücklings über die Kisten und wirft drüben am Boden die Beine hoch. Er ist stark angeschlagen, und ein nur durchschnittlich harter Bursche hätte sich an seiner Stelle nicht mehr bewegt.

Aber er will wieder hoch. Und er rollt sich auf die Seite, um den Revolver freizubekommen.

Jim Oates springt über die Kisten, landet neben ihm und gibt es ihm noch einmal. Er entwendet ihm den Colt, und er braucht nicht viel Kraft dazu, denn Chris Cheshire reagiert kaum mehr.

Als Jim Oates fertig ist, sagt der Storehalter vom Ladentisch her, hinter dem er wie hinter einer Brustwehr verharrt: »Was Sie dieser Stadt antun, wissen Sie gar nicht, Tramp. Denn Chris Cheshire wird es diese Stadt spüren lassen und ...«

»Ich pfeife auf diese miese Stadt, in der ein alter und erschöpfter Sheriff von den Bürgern keine Hilfe bekommt«, unterbricht ihn Jim Oates.

Er nimmt sich den Colt des Banditen und zieht auch seinen eigenen aus dessen Hosenbund.

Diese Waffe ist wieder geladen. Chris Cheshire muss es getan haben, als Jim Oates im Saloon war.