G. F. Unger Western-Bestseller 2590 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2590 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als das Rudel der Reiter kommt, erstarrt die ganze Familie. Sogar der zehnjährige Jorge spürt die Gefahr. Es geht etwas von diesen Reitern aus, was er sonst noch nie spürte.
Henry Fisher, Jorges Vater, ist kein furchtsamer Mann. Er ist sogar ein harter Bursche, der auch kämpfen kann und es im Krieg gegen die Südstaaten zum Sergeant brachte.
Henry Fisher hat bisher immer geglaubt, seine Familie beschützen und sich in diesem Tal behaupten zu können. Überdies versteht er sich gut mit seinen Nachbarn. Aber jetzt steigt Furcht in ihm hoch. Von diesen fremden Reitern geht etwas Böses aus. Er kann es deutlich spüren. Es trifft ihn wie ein kalter Luftzug. Es ist der Atem von Gefahr, von lauernder Gnadenlosigkeit.
Dabei sieht dieses fremde Reiterrudel nicht etwa verwildert aus. Nein, sie sind äußerlich keine ungewaschen wirkenden Strolche. Sie wirken relativ sauber, wenn man bedenkt, dass sie zumeist im Freien leben. Ihre Pferde sind erstklassig, ihre Sattelrollen sind ordentlich. Das sind keine drittklassigen Strolche, die zu verkommen sind, um noch auf ihr Äußeres zu achten.
Nein, dieses Rudel dort hat sich fest unter Kontrolle. Aber es ist unerbittlich ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Die böse Horde

Vorschau

Impressum

Die böse Horde

Als das Rudel der Reiter kommt, erstarrt die ganze Familie. Sogar der zehnjährige Jorge spürt die Gefahr. Es geht etwas von diesen Reitern aus, was er sonst noch nie spürte.

Henry Fisher, Jorges Vater, ist kein furchtsamer Mann. Er ist sogar ein harter Bursche, der auch kämpfen kann und es im Krieg gegen die Südstaaten zum Sergeant brachte.

Henry Fisher hat bisher immer geglaubt, seine Familie beschützen und sich in diesem Tal behaupten zu können. Überdies versteht er sich gut mit seinen Nachbarn. Aber jetzt steigt Furcht in ihm hoch. Von diesen fremden Reitern geht etwas Böses aus. Er kann es deutlich spüren. Es trifft ihn wie ein kalter Luftzug. Es ist der Atem von Gefahr, von lauernder Gnadenlosigkeit.

Dabei sieht dieses fremde Reiterrudel nicht etwa verwildert aus. Nein, sie sind äußerlich keine ungewaschen wirkenden Strolche. Sie wirken relativ sauber, wenn man bedenkt, dass sie zumeist im Freien leben. Ihre Pferde sind erstklassig, ihre Sattelrollen sind ordentlich. Das sind keine drittklassigen Strolche, die zu verkommen sind, um noch auf ihr Äußeres zu achten.

Nein, dieses Rudel dort hat sich fest unter Kontrolle. Aber es ist unerbittlich ...

Henry Fisher will noch nicht glauben, was seine Ahnung ihn spüren lässt. Er sagt: »Wenn Sie Wasser brauchen, Gentlemen, dann bedienen Sie sich ruhig am Brunnen. Die Ufer des Creeks sind etwas zu steil für die Pferde. Nur an der Furt könnten Sie ...«

»Wir wollen nicht lange herumtändeln, Freund«, unterbricht ihn Hank Finnegan und gibt sich damit als Anführer zu erkennen. »Wir wollen gleich zum Geschäft kommen.«

»Geschäft?« So fragt Henry Fisher. »Ich verstehe nicht ...«

»Ach, das ist leicht zu verstehen«, unterbricht ihn Hank Finnegan wieder. »Ich kaufe diese kleine Ranch. Was ist sie Ihnen wert, Freund?«

Henry Fisher schluckt mühsam.

Selbst mit umgeschnalltem Revolver und dem Gewehr in der Hand hätte er keine Chance. Nicht gegen dieses Rudel von Hartgesottenen.

Er begreift schnell, dass eine böse Horde ins Sweetwater Valley gekommen ist. Diese kleine Ranch soll die Ausgangsbasis sein für den Kampf ums Valley. Und der Stärkere wird diesen Kampf gewinnen. Denn der Wille des Stärkeren ist hier noch Gesetz.

Henry Fisher begreift es schnell.

Und er denkt über die Chancen der Menschen dieses Tales nach.

Plötzlich weiß er, dass sie kaum Chancen haben. Eine Hammelherde hat auch keine Chancen gegen ein starkes Wolfsrudel.

»Ich warte auf Ihre Antwort, Freund«, sagt Hank Finnegan. Seine Stimme klingt nun eine Spur härter, kälter.

»Ich überlege, ob ihr es schaffen könnt – ich meine, hier im Sweetwater Valley«, murmelt Henry Fisher. »Und diese Ranch ist dreitausend Bucks wert, unter Brüdern. Es stecken fünf Jahre harte Arbeit drin.«

Hank Finnegan nickt.

»Ich zahle tausend für den Besitztitel«, sagt er. »Das ist ein nobles Angebot. Oder nicht?«

Henry Fisher sieht ihn an. Und der Zorn will von ihm Besitz ergreifen – ein wilder, hilfloser und selbstmörderischer Zorn.

Aber da spürt er Marys Hand an seinem Arm.

»Nehmen wir das Geld – wenn wir nur davonkommen«, flüstert sie neben ihm. »Wir haben Glück, dass sie uns noch nicht ...«

»Ich muss wohl einverstanden sein«, hört Henry sich laut und spröde zu dem Anführer des Rudels sagen.

»Sie müssen nicht, Mister«, sagt einer der anderen Reiter kühl. »Manche Männer sind erst dann einverstanden, wenn sie für immer das Maul halten müssen. Mit tausend Dollar über der Erde ist es besser als mit leeren Taschen in der Grube.«

Das war grob und deutlich.

Diese Bande tändelt wirklich nicht lange herum. Sie sind weit geritten und wollen zu einem Abschluss kommen.

»Dürfen wir unsere persönlichen Dinge mitnehmen?« So fragt Mary Fisher etwas schrill.

Hank Finnegan nickt. »Ihr habt zwei Stunden Zeit, euren großen Wagen voll zu laden«, sagt er. »Sie sind eine hübsche und verständige Frau. Wie heißen Sie, Madam?«

»Mary Fisher«, erwidert sie.

»Mary«, wiederholt er. »Sie sind klug. Und vielleicht können Sie in einem Jahr wieder hier einziehen. Dann haben Sie tausend Dollar verdient. Aber wenn Sie in zwei Stunden von hier fortgehen, dann tun Sie das auch wirklich. Es wäre gefährlich, im Tal herumzureiten. Verstehen Sie?«

Er blickt von ihr auf Henry und von Henry wieder auf Mary Fisher. Und beide begreifen sie, was er meint. Wenn sie ihre Nachbarn warnen sollten, würde Henry sterben. Diese Horde würde ihn erschießen.

»Wir verstehen genau«, sagt Henry Fisher heiser.

Hank Finnegan nickt. »Gehen wir ins Haus und machen wir den Kaufvertrag.«

✰✰✰

Als es Abend wird, ist Hank Finnegan mit seiner Horde allein auf der kleinen Ranch. Seine Männer haben es sich bequem gemacht.

Russ Maffit, der fast immer das Kochen übernimmt, weil er selbst so gerne isst und ständig Hunger hat, kommt auf seinen kurzen, stämmigen Beinen zu Finnegan und wischt sich mit dem Handrücken Nase und Mund.

»Keine Vorräte«, sagt er mürrisch. »Die haben alles mitgenommen. Mir hat diese Mary gefallen. Warum haben wir sie nicht bei uns behalten und ...«

»Halt dein Maul!«, sagt Finnegan. Er wendet sich an alle. »Zwei Mann reiten nach Valleytown«, bestimmt er. »Ihr könnt losen. Aber ich sage euch gleich, dass es im Ort keinen Spaß gibt. Ihr kauft nur ein und benehmt euch wie normale Cowboys, die von dem neuen Besitzer dieser Ranch geschickt wurden. Lasst keinen Zweifel daran, dass ihr harte Nummern in einer harten Mannschaft seid. Doch sucht keinen Streit.«

Nach diesen Worten wartet er geduldig, bis die Mannschaft gelost hat.

Jim Haggerty, das jüngste Mitglied der Bande und der einzige Mann, der erst wenige Monate bei Finnegan ist, und Russ Maffit gewinnen.

Finnegan gibt Maffit das Geld für die Einkäufe.

Er sieht den beiden Reitern dann schweigend nach und hört kaum die neidvoll lästernden Sprüche der anderen. Dann sagt er: »Brazos, reite den Fishers nach, und beobachte sie zwei Tage lang. Und wenn sie das Land nicht verlassen sollten, mach ihnen Beine. Aber richtig!«

Brazos Saba stößt einen unwilligen Laut aus. Denn es passt ihm nicht, jetzt wieder in den Sattel zu müssen. Aber dann sagt er: »Sicher, Hank – sicher.«

✰✰✰

Valleytown besteht hauptsächlich aus dem Store, zu dem eine Schänke und ein Gasthaus gehören, aus der Schmiede, dem Haus des Brunnenbauers und dem Haus des Schreiners und Zimmermanns, zu dem auch eine Werkstatt, ein Holzhof und ein Lagerschuppen gehören.

»Feuerwasser – und eine Frau«, sagt Maffit. »Das müsste es doch wohl geben dort in diesem Nest. He, ich bin ein hungriger Kentuckybär!«

Er setzt seinem Pferd die Sporen ein, und das ist typisch für ihn. Er schont das nun schon recht erschöpfte Tier nicht, um möglichst schnell zu seinem Spaß zu kommen.

Jim Haggerty, ein rothaariger Bursche, der auf eine verwegene Art hübsch ist, folgt ihm sofort.

Die Dämmerung kämpft im Osten schon mit den Schatten der Nacht, als sie vor dem Store ihre Pferde anhalten und sich aus den Sätteln schwingen. Sie sind erfahren genug, um nicht sofort hineinzustürmen. Sie sehen sich erst um.

Ein paar Sattelpferde stehen an den Haltebalken. Es sind Rinderpferde, also Tiere von Cowboys oder Ranchern. Farmer gibt es nicht im großen Sweetwater Valley.

In der Schmiede gegenüber ist der letzte Hammerschlag längst verklungen. Fast überall in den Wohnhäusern brennen die Lampen.

Der Store, der angebaute Saloon und das Gasthaus sind hell erleuchtet.

»Ich bin ein hungriger Bär«, wiederholt Russ Maffit. »Ich will Pumaspucke saufen und rohes Fleisch fressen.«

Dann geht er hinein. Er wirkt nur so schwerfällig und bärenhaft tapsig. In Wirklichkeit ist er gefährlich schnell. Jim Haggerty folgt ihm, und beide staunen sie ein Mädchen an, das hinter dem Store-Ladentisch steht und in einen vielfächrigen Karton Knöpfe sortiert.

Es ist ein dunkelhaariges Mädchen. Im Lampenschein glänzt ihr Haar wie das Gefieder eines Raben. Sie hat blaue Augen und ein paar Sommersprossen in dem eigenwilligen Gesicht. Ihr Mund lächelt.

»Was darf's denn sein?«, fragt sie. Ihre Stimme klingt samtig herb, und diese Stimme erzeugt in Russ Maffit einen Schauer.

»Oh, Honey«, sagt er, »von Ihnen möchte ich eine ganze Menge haben.«

In seiner Stimme ist eine gierige Heiserkeit, und in seinen Augen kann sie alles erkennen, um auch den letzten Zweifel zu beseitigen.

Aber sie sieht dennoch gerade in seine Augen hinein. Nur ihr Lächeln schwindet. Und sie lässt sich mit ihm auf keine Diskussion ein.

»Dies ist ein Store«, sagt sie. »Der einzige Store auf fast hundert Meilen in der Runde. Also, was wollen Sie kaufen, Mister?«

Maffit lacht kehlig. Er tritt näher und legt die Liste auf den Tisch, die Hank Finnegan ihm mitgab.

»Wir werden uns schon noch kennenlernen, Honey«, sagt er. »Ich bin Russ Maffit. Das ist Jim Haggerty. Wir reiten für Hank Finnegan. Und wir haben die Ranch der Fishers übernommen. Nobel gekauft. Und wer sind Sie, Honey?«

»Das ist meine Tochter«, sagt da eine ruhige Stimme. »Und ich bin Mike Wells. Was sagen Sie? Die Fishers haben verkauft? An einen Hank Finnegan? He, das gibt es doch nicht!«

Russ Maffit betrachtet den glatzköpfigen Storehalter und Saloonwirt. Er sieht einen bulligen Mann, an dessen Gesicht und Ohren er unschwer die vielen Narben und Zeichen eines ehemaligen Preiskämpfers erkennen kann. Auch Russ Maffit hat solche Narben. Mike Wells ist jedoch fast zwanzig Jahre älter als Maffit, und das macht Letzteren etwas unvorsichtig. Er grinst: »Das gibt es, Mike Wells. Und in Zukunft zweifeln Sie besser nicht an meinen Worten. Haben Sie wenigstens gutes Feuerwasser? Na, das probieren wir gleich mal aus! Komm, Jim!«

Während er sich in Bewegung setzt, um aus der Storehälfte des Hauses hinüber in die Saloonhälfte zu gehen, sagt er über die Schulter hinweg zu dem Mädchen: »Also packen Sie nach der Liste alles zusammen, Engelchen. Oder wollen Sie lieber mit uns einen Schluck trinken? Ich gebe einen aus und bin nicht kleinlich. Na?«

Sie sieht ihn nur stumm an und schüttelt den Kopf. Man sieht ihr an, dass sie nur deshalb nicht spricht, um ihm nicht mit scharfen Worten zu antworten.

Maffit lacht wieder kehlig und verschwindet im Schankraum.

Jim Haggerty folgt ihm nicht sogleich. Er steht da und starrt das Mädchen an.

»Vielleicht mögen Sie mich lieber als ihn?«, fragt er. Seine Stimme klingt fast leise, doch es liegt ein gefährliches Lauern darin.

Wieder schüttelt sie den Kopf.

»Ihr werdet hier bei uns im Sweetwater Valley noch umlernen müssen«, sagt Mike Wells. »Und wenn ihr meiner Tochter Sally noch mal anquatscht, so als wäre sie ein Flittchen, dann werfe ich euch schneller hier raus, als ihr reinkommen könnt. Wir haben im Valley nur wenige Frauen – aber alle sind ...«

»Halt dein Maul, Glatze«, sagt Jim Haggerty und schnappt den Colt heraus. Er stößt ihn Mike Wells in den Magen, und der Storehalter erstarrt, vergisst, dass er schon ausholte, um Haggerty von den Beinen zu schlagen.

»Na, dann schlag doch zu, Alter«, grinst Jim Haggerty. »Los doch! Aber riech erst mal hier!«

Er hält ihm die Revolvermündung unter die Nase.

»Wenn mein kleiner Freund da rauskommt«, sagt Jim Haggerty, »dann bist du alle – einfach alle! Dann ist alles vorbei! Also sag nie mehr, dass du uns rauswerfen würdest. Niemand wirft uns raus – niemand! Und jetzt geh und schenk uns ein! Los!«

Mike Wells steht noch zwei Atemzüge lang da – mit schmalen Augen und geballten Händen. Dann geht er hinüber und tritt hinter den Schanktisch, an dem Russ Maffit schon wartet.

Maffit lehnt mit dem Rücken am Schanktisch und betrachtet das halbe Dutzend Gäste. Er sieht sie grinsend, herausfordernd und mit glitzernden Augen an.

Als Mike Wells hinter den Schanktisch tritt, wendet Russ Maffit den Gästen verächtlich den Rücken zu und klatscht mit der flachen Hand auf den Tisch.

»Na los!«

Jim Haggerty tritt neben ihn und hat die Waffe wieder im Holster. Aber als Mike Wells unter den Tisch greift und die abgesägte Schrotflinte blitzschnell zum Vorschein bringt, da ist Jim Haggerty doch eine Idee schneller.

Und er hätte Mike Wells auch wohl getötet.

Aber dann hindert ihn eine Kugel daran. Diese Kugel kommt von rechts. Sie trifft Jim Haggerty in den Unterarm der Revolverhand.

✰✰✰

Es ist schon fast Mitternacht, als Russ Maffit mit dem stöhnenden Jim Haggerty die Fisher Ranch erreicht. Mond und Sterne leuchten hell und machen die Nacht fast zum Tage.

Hank Finnegan und die anderen Reiter beginnen sofort zu fluchen, als Maffit ihnen berichtet, was geschehen ist – und dass sie im Store keine Einkäufe machen konnten, weil man ihnen dort nichts mehr verkaufen wollte.

Sie hören erst auf zu fluchen, als Hank Finnegan fragt: »Und wer war der Mann, der Jim die Revolverhand ruiniert hat? Hast du das herausbekommen können?«

»Yes, Sir«, nickt Russ grimmig. »Den hat sich sogar unser schneller Jimmy gut angesehen, obwohl er vor Schmerz nur so pfiff. Es war ein großer, dunkler Bursche mit grauen Augen. Ein harter Hombre. Und er stellte sich auch vor. Er sagte, dass er uns besuchen kommen würde und – da kommt er wohl schon!«

Die letzten Worte stößt Russ Maffit mit einer ungläubig und zugleich grimmig frohlockenden Stimme aus.

Alle sehen sie auf den Reiter, der langsam im Mondlicht heranreitet und einen halben Steinwurf entfernt vor dem Haus anhält.

»Hoi, ich hörte den Namen Hank Finnegan«, klingt die Stimme des Reiters herüber. »Handelt es sich vielleicht um Hank Finnegan aus Chattanooga am Pecos-Knie?«

Das raue Rudel schweigt.

Aber sie alle blicken auf den Anführer Hank Finnegan. Sie sehen ihn einige Sekunden wie erstarrt verharren. Dann löst sich in seiner Kehle ein knurrender Ton.

Und plötzlich verlässt er die Veranda, tritt mit melodisch klingelnden Sporen die drei Stufen hinunter in den staubigen Hof und geht zu dem wartenden Reiter hinüber.

Die Mannschaft verharrt noch immer bewegungslos, als Finnegan bei dem Reiter anlangt. Sie hören ihn halblaut sagen: »McCannon, Chuck McCannon!«

Es ist eine Spur von Freude in Finnegans Stimme. Er spricht auch sofort weiter und sagt: »Steig ab, Chuck! Komm herein, Amigo! Oha, dein Besuch ist eine echte Überraschung und Freude!«

»Das ist keine Freude«, grollt da Russ Maffit. »Denn dieser Hombre ist genau jener Bursche, von dem unser Jimmy den Flügel zerschossen bekam. Das ist er! Also machen wir ihn klein!«

In Maffits Stimme kam mehr und mehr ein Frohlocken, und sogar Jim Haggerty, der mit Slim Claybornes Hilfe abgesessen ist und nun auf der untersten Verandastufe sitzt, den zerschossenen Arm in einem Tuch vor der Brust, nimmt wieder Anteil und stößt einen zufriedenen Fluch aus.

»Ja, besorgt es dem Hundesohn! Gebt es ihm!«, verlangt er schrill.

Es wird still.

Der Atem von Gefahr weht auf einmal wie ein kalter Totenhauch aus einer Gruft.

Die Finnegan-Bande verteilt sich plötzlich. Sie schwärmen zu einem Halbkreis aus, und wahrscheinlich würden sie schon auf den Reiter schießen, wenn ihr Anführer nicht bei ihm stünde.

Finnegan wendet sich zu ihnen um.

»Es ist ein alter Freund von mir«, sagt er scharf. »Es ist ein Freund wie ein Bruder. Bleibt in euren Hosen, Jungs!«

Sie verharren, aber sie knurren und schnaufen unwillig. Sie murmeln aufsässige Worte. Denn sie sind ein Rudel, das jeden Zahn rächt, den einer von ihnen verliert – jeden Zahn, jedes gekrümmte Haar, alles. Sie haben längst begriffen, dass sie nur zusammen so gefährlich und fast unüberwindbar sind. Allein wäre jeder von ihnen wieder ein streunender Wolf, ein Revolverschwinger und Bandit.

Sie hören Finnegan noch einmal sagen: »Steig ab, Chuck! Komm herein, Amigo! Bringen wir vor allen Dingen das Missverständnis in Ordnung.«

Sie sehen, wie der Besucher, den Finnegan Chuck McCannon nannte, langsam absitzt. Widerwillig bewundern sie den Mut dieses Mannes, denn sie gehören ja alle zu der Sorte, die sich durch Kühnheit behauptet. Sie treten auseinander, als Hank Finnegan mit Chuck McCannon zum Haus geht.

Aber sie folgen ihnen.

Und als sie drinnen im großen Wohnraum sind, da stellen sie sich an den Wänden auf und betrachten Chuck McCannon.

Jim Haggerty kommt zuletzt herein. Er blickt McCannon mit schon etwas fiebrig wirkenden Augen an und sagt: »Ja, das ist er. Hank, ich werde ihn eines Tages mit einer Schrotflinte umlegen. Er hat mir den Revolverarm zerschossen, und die Schmerzen bringen mich fast um. Sie haben keinen Doc in Valleytown. Vielleicht sterbe ich noch an dieser Armwunde – oder ich werde ein Krüppel bleiben. Aber ich bringe ihn um, mag er zehnmal dein Amigo sein und mögt ihr alle vor ihm kneifen, ihr Pfeifen!«

Jim Haggertys Worte machen die Mannschaft wieder böse. Der Atem von Gefahr ist wieder deutlich zu spüren.

Doch sie haben inzwischen erkannt, was für ein Mann dieser Chuck McCannon ist. Sie sehen ihn neben dem Kamin an der Wand lehnen. Sie sehen auch seinen Colt, den er links trägt. Sie betrachten seine große, zäh und sehnig wirkende Gestalt und vergleichen ihn mit Hank Finnegan, der ihm sehr ähnlich ist.

Nur ist Finnegan gelbhaarig, blauäugig.

McCannon ist dunkel, mit grauen Augen.

Sie begreifen, dass er sogar Finnegan mit dem Colt schlagen könnte. Das wittern sie irgendwie. Und Finnegan ist schnell, unheimlich schnell. Sie ahnen, dass dieser McCannon ein Großer der Coltgilde ist. Und er ist Finnegans alter Freund.

»Geht raus«, sagt Finnegan zu ihnen. »Geht raus und kümmert euch um Jimmy. Legt ihn in der Scheune ins Heu. Laredo, du verstehst von Schusswunden und Knochenbrüchen mehr als so mancher Doc. Also ...«

Sie zögern. Und sie starren gierig auf McCannon.

Aber Finnegan ist der Boss. Sie gehorchen.

Und als Finnegan und McCannon endlich allein sind und sich im Lampenschein eine Weile betrachtet haben, da sagt McCannon langsam: »Eine böse Horde ist das, Hombre. Ein schlimmes Rudel! Warum seid ihr in dieses Tal gekommen?«

Finnegan antwortet noch nicht. Er sieht ihn immer noch an, und es ist, als wollte er mit seinem Instinkt tief in ihn eindringen.

Erst nach einer Weile sagt er: »Einst ritten wir gemeinsam, Chuck. Einst waren wir Sattelgefährten. Und erst der Krieg trennte uns. Damals waren wir noch sehr jung, so verdammt jung. Und später trafen wir uns einmal in Kansas City und dann in Abilene. Da waren wir schon Männer. Und wir waren immer noch die alten Freunde. Nicht wahr? Was aber sind wir jetzt? Du hast einen meiner Männer zurechtgestutzt. Dies nehmen wir sonst nicht hin. Jim Haggerty wird dir wirklich schon bald mit einer Schrotflinte auflauern und versuchen, dich ...«