G. F. Unger Western-Bestseller 2592 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2592 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Als sie das Steilufer des kleinen Flusses erreichen und anhalten, da bricht das Pferd von Dan Miles unter dessen Gewicht zusammen.
Miles kommt noch halb aus dem Sattel, doch dann wird sein rechter Unterschenkel eingeklemmt und bricht.
Und so erstarrt er fluchend mitten in der Bewegung und stöhnt dann nur noch vor Schmerz.
Sie alle sitzen nun ab und begreifen, dass sie verloren haben.
Sie sind zwölf Mann aus Kinkaid, einer kleinen Stadt. Und sie sind ein Aufgebot auf einer langen Fährte. Diese Fährte führt auf der anderen Seite des Flusses weiter nach Norden.
Eine Weile ist es still bis auf das schmerzvolle Stöhnen und Fluchen von Dan Miles. Dann aber fluchen sie alle. Und auch die Pferde schnauben nun lauter, stöhnen und röcheln, so als fürchteten sie sich, dass es bald weitergehen würde.
Denn dann müssten sie durch den Fluss, dessen Strömung stark ist. Einige Pferde würden ertrinken, vor Schwäche einfach untergehen.
Ja, sie haben verloren ...


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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Fort der G‍e‍j‍a‍g‍t‍e‍n

Vorschau

Impressum

Fort der G‍e‍j‍a‍g‍t‍e‍n

Als sie das Steilufer des kleinen Flusses erreichen und anhalten, da bricht das Pferd von Dan Miles unter dessen Gewicht zusammen.

Miles kommt noch halb aus dem Sattel, doch dann wird sein rechter Unterschenkel eingeklemmt und bricht.

Und so erstarrt er fluchend mitten in der Bewegung und stöhnt dann nur noch vor Schmerz.

Sie alle sitzen nun ab und begreifen, dass sie verloren haben.

Sie sind zwölf Mann aus Kinkaid, einer kleinen Stadt. Und sie sind ein Aufgebot auf einer langen Fährte. Diese Fährte führt auf der anderen Seite des Flusses weiter nach Norden.

Eine Weile ist es still bis auf das schmerzvolle Stöhnen und Fluchen von Dan Miles. Dann aber fluchen sie alle. Und auch die Pferde schnauben nun lauter, stöhnen und röcheln, so als fürchteten sie sich, dass es bald weitergehen würde.

Denn dann müssten sie durch den Fluss, dessen Strömung stark ist. Einige Pferde würden ertrinken, vor Schwäche einfach untergehen.

Ja, sie haben verloren ...

Earl Peters sagt: »Wir sind keine Langreiter mehr. Das waren wir mal während des Krieges. Doch das scheint mir nun tausend Jahre her zu sein. Einige von uns haben Bäuche bekommen. Wir wurden brave Bürger einer kleinen Stadt. Oder ist es nicht so, Colonel?«

Nun richten sich alle Blicke auf ihren Anführer. Und dieser war wirklich mal ihr Colonel während des Krieges. Sie hören ihn heiser sagen: »Holt erst mal Miles unterm Pferd hervor.«

»Das wird aber auch höchste Zeit«, grollt der stöhnende Miles.

Nun, sie befreien Miles endlich.

Einer von ihnen sagt trocken: »Mit diesem Bein kannst du gewiss nicht zurück nach Kinkaid laufen. Und auf einem Bein hüpfen auch nicht.«

»Deine Späße taugten noch nie etwas, Rusty«, grollt Miles.

Sie alle richten den Blick wieder auf Colonel Clay Wesburry, der sie durch den ganzen Krieg führte und der nach dem Krieg immer noch ihr Anführer blieb, zu einer Art Vater für sie wurde, der sie aus dem Süden weit nach Norden führte und mit ihnen die kleine Stadt Kinkaid gründete.

Sie sehen einen graubärtigen, scharfgesichtigen Mann, der auf sie wie ein alter, zerzauster Falke wirkt. Ja, er wurde alt.

Und noch einmal hatte er sie angeführt – bis jetzt.

Nun sehen sie ihm an, dass auch er körperlich am Ende ist.

Er muss sich an seinem Pferd festhalten, kann nur so auf den Beinen bleiben.

Sie erinnern sich daran, dass er sie während des Krieges stets aus der Klemme führte, wenn es rauchig wurde.

Und jetzt?

Das fragen sie sich, und ihnen allen wird wieder bewusst, was für sie und ihre kleine Stadt auf dem Spiel steht.

Denn nach dem Krieg wurden sie Büffeljäger unter seiner Führung. Drei Jahre lang töteten sie Tausende von Büffeln und sammelten den Erlös für die Häute. Sie stanken drei Jahre lang nach Büffeln und Blut, und sie hassten und verachteten sich wegen ihres Büffelmordens.

Dann hatten sie genügend Kapital zusammen für den Aufbau einer kleinen Stadt.

Nun sind einige Frachtwagenzüge zu ihnen unterwegs, deren Lieferungen sie mit dem Rest ihres Häutegeldes bezahlen wollten.

An die siebzehntausend Dollar hatten sie noch besessen.

Aber dann kam die Bande und raubte nicht nur das Geld aus dem Haus des Colonels, sondern nahm auch dessen Haushälterin als Geisel mit.

Und jetzt sind sie hier am Ende. Sie können nicht mehr.

Sie wurden von einer Bande Langreiter geschlagen.

Und Langreiter – nun, so bezeichnet man Reiter, die länger auf zähen Pferden im Sattel bleiben können als alle Verfolger – es sei denn, auch diese gehörten zur Sorte der Langreiter.

Doch das sind der Colonel und dessen Männer nicht mehr. Sie wurden Städter, Handwerker, Geschäftsleute, Bürger von Kinkaid.

Und der Name ihrer Stadt ist der Name eines Kameraden, der sich während des Krieges für sie opferte: Captain James Kinkaid.

»Jemand sollte mir den Stiefelschaft aufschneiden«, grollt Dan Miles ziemlich böse.

Aber sie achten immer noch nicht auf ihn, sondern blicken auf ihren Colonel.

Dieser aber richtet seinen Falkenblick auf einen Mann, der eigentlich nicht zu ihnen gehört, also kein Bürger ihrer Stadt ist, eigentlich ein Fremder, der dann aber mit ihnen ritt und dessen Namen sie nicht einmal kennen.

Dieser Fremde, der im Saloon einen Drink nahm und auf das Steak wartete, das die Frau des Saloonbesitzers schon in der Pfanne zischen ließ, erwidert den Blick des Colonels ruhig, verhält sich jedoch abwartend.

Sie sehen einen großen, indianerhaft wirkenden, sehnigen Burschen, einen von der Sorte, die sich überall behaupten kann.

Und so wie der Mann, so wirkt auch das Pferd.

Dieser hagere, graue Wallach ist ein Kriegspferd, wahrscheinlich ein Indianerpferd. Denn solche Tiere – man nennt sie Appaloosas – werden im Nordwesten von den Nez Percés gezüchtet. Diese Appaloosas sind gefleckte Tiere. Die eirunden Flecken sind von schwarzer, brauner und rotbrauner Farbe. Appaloosas sind besonders klug, ausdauernd und auch schnell.

Nun, solch ein Tier reitet also dieser Fremde, der in seiner Lederkleidung wie ein Scout und Jäger wirkt, seinen Revolver aber wie ein Revolvermann trägt.

Sie hören dann den Colonel fragen: »Mister, warum ritten Sie mit uns? Sie sind für uns ein Fremder. Aber Sie ritten mit uns, als wären Sie ein Bürger von Kinkaid.«

Nun warten sie alle auf die Antwort des Fremden. Selbst Dan Miles vergisst seine Not.

Und sie hören den Fremden erwidern: »Mein Name ist Kingman, John Kingman. Und ich wusste ziemlich sicher, dass dieses Aufgebot nicht durchhalten würde. Eure Pferde sind nicht zäh genug. Ich sah also voraus, was jetzt geschehen ist. Ihr müsst die Verfolgung aufgeben, doch ich will für euch reiten. Ich bringe euch die Beute der Banditen zurück – und auch die Frau. Und dann zahlt ihr mir zehn Prozent für meine Bemühungen.«

»Und wenn nicht?« Einer von ihnen fragt es wild und biestig.

John Kingman grinst. »Ich könnte mir die ganze Beute nehmen.«

Sie fluchen. Dann starren sie auf den Appaloosa, der noch kein bisschen müde wirkt.

Einer sagt: »Solch ein Pferd müsste man haben ...«

Langsam spricht der Colonel: »Also gut, Mister Kingman. Sie bekommen zehn Prozent von der zurückgebrachten Beute. Offenbar müssen wir Sie für einen ehrlichen Mann halten. Sonst wären Sie auf der Fährte einfach weiter nach Norden geritten. Aber es ist eine gefährliche Mordbande. Sie ließen zwei Tote in unserer Stadt zurück.«

»Ich weiß.« John Kingman nickt und steigt wieder in den Sattel.

Sie sehen ihm schweigend nach, beobachten, wie er das Steilufer hinunter in den Fluss reitet.

»Der ist ein Wolf, ein zweibeiniger Wolf«, spricht einer.

»Verdammt, kümmert euch endlich um mein Bein«, verlangt Dan Miles.

✰✰✰

Es ist eine Stunde später, und die Fährte der drei Banditen ist immer noch deutlich und klar, also leicht zu verfolgen. Sie gaben sich nicht die geringste Mühe, ihre Fährte zu verbergen.

Doch die Erklärung ist ganz einfach. Sie sind Langreiter und verlassen sich ganz und gar darauf, dass niemand sie einholen kann, weil sie länger und zäher in den Sätteln bleiben können als jeder andere.

Und das traf ja auch zu, was die Verfolger aus Kinkaid betraf – bis auf den einen Mann, der einen Appaloosa ritt.

Aber das ahnen sie nicht. Und so sind sie noch ziemlich sorglos.

Obwohl sie auch jetzt schon ein Problem haben, nämlich die Haushälterin des Colonels, die sie als Geisel mitnahmen.

Gewiss, die Frau ist eine Halbindianerin und deshalb in der Lage, ebenfalls lange im Sattel zu bleiben. Aber irgendwann wird sie gewiss ein Hindernis für die Bande werden.

Nun, es ist dann eine Stunde her, dass John Kingman mit seinem Appaloosa den Fluss durchschwommen hat, als er von seinem Instinkt ein Zeichen bekommt. Und so hält er an und blickt auf seiner Fährte zurück.

Wenig später zeigt es sich, dass ihn sein untrüglicher Instinkt wieder einmal nicht im Stich ließ. Denn aus einer Bodensenke sieht er einen Reiter kommen.

Und so wartet er. Zuerst vermutet er, dass dieser Reiter zum Aufgebot gehört und mit seinem Pferd doch nicht so erschöpft ist wie die anderen Männer aus Kinkaid.

Der Mann ist ein Halbblut mit einem merkwürdigen Hut auf dem Kopf, an dem eine Adlerfeder steckt.

Die Weißen nennen ihn Cheyenne-Pierce, die Roten einfach nur Warface, also Kriegsgesicht. Und dieser Name passt zu seinem wild und verwegen wirkenden Gesicht. Es drückt ständig eine animalische Wildheit aus, so als würde dieser Mann gegen nichts auf dieser Erde Gnade kennen – auch nicht gegen sich selbst, wenn es darum geht, etwas zu wagen und einen Kampf zu gewinnen.

Er kommt ruhig herangeritten, lässt seinen Cheyenne-Mustang ruhig traben. Aber dieser Mustang ist ein echter Criollo, ein Tier also mit arabischem Blut in den Adern.

Die beiden Reiter halten dann voreinander. Ihre Pferde beschnüffeln sich fast wie Hunde, schnauben sich an, so als fänden sie Gefallen aneinander.

Die Reiter betrachten sich forschend.

»Ich sehe dich«, spricht Warface dann kehlig und gebraucht dabei die Wortwahl der Cheyennes, wenn sie einen Bekannten treffen.

John Kingman nickt nur. »Wir kennen uns«, sagt er. »Und wir haben schon eine Menge über uns gehört.«

»Und deshalb haben wir Respekt voreinander, richtig?«

»Richtig«, erwidert Kingman ruhig.

Warface grinst plötzlich blinkend, zeigt ein Raubtiergebiss, das die Wildheit seines Gesichtes noch verschärft.

»Sie nahmen eine Frau als Geisel mit«, spricht er dann. »Maria ist meine Schwester. Ich war sehr froh, dass sie den alten Colonel als Haushälterin versorgen konnte, also einen guten Job bekam. Sie haben sie mitgenommen. Maria ist sehr schön. Irgendwann, wenn sie nicht mehr auf der Flucht sind und eine längere Pause einlegen werden, dann fallen sie gewiss über sie her. Reiten wir zusammen weiter, Kingman?«

Dieser starrt in Warfaces glitzernde Augen und fragt dann: »Heißt sie wirklich Maria und nicht Mary?«

»Die Padres tauften sie Maria.« Warface grinst. »Und die soll die Mutter von Jesus gewesen sein. Es ist ein heiliger Name. Und Maria ist zu gut für die drei Mistkerle.«

John Kingman nickt und zieht die Nase seines Appaloosas wieder nach Norden.

Sie reiten, bis die Nacht über das Land herfällt und mit ihrer Schwärze tausend Geheimnisse verbirgt.

Sie halten an und denken nach.

Dann fragt Kingman: »Hast du eine Idee, wohin sie wollen, Pierce?«

Dieser lacht leise und spricht mit einem Lachen in der Kehle: »Siehst du, das gehört zu unserem gegenseitigen Respekt. Du nennst mich Pierce, nicht Warface. Aber was würdest du tun, wenn ich nicht nur meine Schwester befreien, sondern auch die Beute für mich haben wollte?«

»Das würde sich finden, Pierce. Sag mir lieber, wohin sie vermutlich reiten mit deiner Schwester und dem ganzen Bargeld von Kinkaid, mit dem die kleine Stadt einige Wagenzüge voller Fracht bezahlen wollte, um den Winter zu überstehen.«

Beide wittern nach Norden, so als könnten sie von dorther etwas spüren im leichten Nachtwind.

Schließlich spricht Warface: »Weit im Norden – etwa dreihundert Meilen von hier entfernt –, da gibt es ein kleines Fort. Du kennst es sicherlich auch, Kingman – oder hast zumindest davon gehört.«

»Gewiss«, erwidert dieser. »Es soll ein ehemaliges Handelsfort sein, das einst die kanadischen Pelzjäger bauten. Dieses Fort wurde in den vergangenen Jahren eine Zuflucht für Gejagte, Geächtete, Deserteure – für alle, die dem Gesetz und den Prämienjägern, den Rächern und sonstigen Verfolgern entkommen konnten. Nun geben sie sich dort gegenseitig Schutz. Und vielleicht werden sie deine Schwester dort verkaufen. Ja, ich glaube, wir müssen zum verborgenen Fort der Gejagten reiten, wenn wir die drei Mistkerle nicht vorher einholen.«

Sie reiten wieder an, obwohl die Nacht schwarz ist und man keine zehn Yards weit sehen kann.

Kingman verlässt sich nun ganz und gar auf den Instinkt des Halbblutmannes.

Dieser hält immer wieder an, um zu lauschen, zu wittern. Und einmal sitzt er sogar ab und entfernt sich ein Stück, um besser lauschen zu können, weil die Pferde einige Geräusche machen.

Als er zurückkommt, da spricht er ruhig: »Es muss meine Schwester sein, die ich da vor uns höre. Sie stöhnt manchmal, hustet und keucht. Vielleicht betet sie zum Himmel, denn sie glaubt an Gott. Gehen wir zu Fuß weiter.«

Er nimmt sein Pferd an die langen Zügel und setzt sich in Bewegung.

Kingman sitzt ab und folgt ihm.

Aber sie müssen fast vierhundert Yards laufen, bis sie die Stelle erreichen, wo das Husten der Frau ganz deutlich zu hören ist.

Warface ruft in die sonst so stille Nacht: »Maria, hier ist dein Bruder Pierce! Bist du allein?«

»Ja, Pierce, ich bin allein. Als ich vom Pferd in den Dornbusch fiel, da ritten sie lachend weiter. Sie brauchten mich nicht mehr als Geisel. Komm, Bruder, ich bin voller Dornen.«

✰✰✰

Es ist etwa eine Stunde später, als sie am Feuer hocken und Warface ruhig zu Kingman spricht: »Du musst allein weiter, Kingman. Ich habe mich jetzt um meine Schwester zu kümmern. Einige der Dornen verletzten sie fast wie Dolche. Ich muss sie nach Kinkaid schaffen, bevor sie eine Blutvergiftung bekommt. Viel Glück, Kingman.«

Er hat alles gesagt.

Im Feuerschein betrachten sie sich. Und abermals spüren sie den Respekt, den sie füreinander empfinden, obwohl sie so sehr verschieden sind, dass sie niemals Freunde werden könnten.

Kingman wirft noch einen Blick auf Pierces Schwester.

Ja, sie ist auf eine rassige Art schön. Sie liegt erschöpft auf einer Decke und erwidert seinen Blick.

Und so spricht er zu ihr: »Ma'am, die drei Kerle werden dafür bezahlen.« Dann tritt er zu seinem Appaloosa, zieht den Sattelgurt stramm und sitzt auf.

Als er in der Nacht nach Norden zu verschwindet, da folgt ihm die Stimme der Frau.

»Viel Glück, mein Freund!«

»Danke!« So ruft er zurück, und es ist ein böser Zorn in ihm.

Denn was die drei Kerle dieser Frau antaten, muss bestraft werden.

Er muss langsam reiten in der schwarzen Nacht. Und er weiß, dass die drei Banditen nicht mehr sehr weit vor ihm sein können auf ihrem Fluchtweg nach Norden.

Er hält endlich an, denn er und sein Appaloosa brauchen eine Ruhepause. Er sitzt ab, nimmt den Sattel herunter und beginnt den Hengst abzureiben und durchzumassieren, bevor er an sich selbst denken kann.

Er isst später einige Bissen von seinem Proviant und liegt dann still unter der Decke. Er weiß was vor ihm liegt, macht sich keine Illusionen. Er wird kämpfen und töten müssen oder selbst getötet werden.

Doch eine solche Situation ist nicht neu für ihn. Er hat schon auf vielen Wegen und Fährten gekämpft und musste manchmal Blut vergießen oder gar töten, um selbst am Leben bleiben zu können.

Überhaupt sein Leben ...

Einst war es ein glückliches Leben auf seiner kleinen Ranch daheim in Texas, mit einer Frau und zwei Kindern.

Doch dann kamen während seiner Abwesenheit die Banditen. Sie wollten eigentlich nur frische Pferde zur Fortsetzung ihrer Flucht vor dem Aufgebot.

Doch seine Frau trat ihnen mit der Schrotflinte entgegen. Sie nahmen keine Rücksicht darauf, dass sie eine Frau war. Sie schossen sie nieder.

Als er heimkam mit dem Appaloosa-Zuchthengst, da hockten die Kinder weinend neben ihrer toten Mutter vor dem Haus im Staub.

Er brachte die beiden Kleinen zur Schwester seiner Frau und wurde zum gnadenlosen Verfolger.

Es war damals fast so wie jetzt. Er blieb länger als das Aufgebot im Sattel und erledigte sie alle.

Und danach wurde er ein Kopfgeldjäger.

Er begann steckbrieflich gesuchte Banditen und Mörder zu jagen, auf deren Ergreifung Prämien ausgesetzt waren. Er führte ein Leben im beständigen Hass gegen die Bösen. Und so ist es immer noch.

Er kann immer noch nicht einschlafen, denn die Erinnerungen lassen ihn auf solchen Fährten niemals los.

Er möchte manchmal zu gerne heim nach Texas und zu seinen Kindern, denen die Tante nun die liebevolle Mutter ersetzt.

Doch dann muss er wieder hinter den Bösen her, Rache nehmen an ihrer ganzen Kaste. Und so erging es ihm auch in der kleinen Stadt Kinkaid, wo er bei einem Drink saß und auf das Steak wartete.

Er schläft endlich ein, sinkt für zwei Stunden in bodenlose Tiefen und vergisst alles.

Dieses Vergessen ist wie eine Gnade für ihn.

Als es Tag wird, ist er wieder unterwegs. Und bald stößt er wieder auf die Fährte.

Es ist dann am späten Vormittag oder frühen Mittag, als er sie von einem Hügelkamm weit vor sich über eine Ebene reiten sieht.

Ja, da sind sie – drei Reiter mit einem ledigen Pferd, von dem Warfaces Schwester in den Dornbusch fiel, der sie böse verletzte, sodass sie wahrscheinlich gestorben wäre, wenn er und Warface nicht gekommen wären.

Ja, da reiten sie!

Er holt sein Fernglas aus der Satteltasche und betrachtet die drei Kerle in achtfacher Vergrößerung.

Er sieht sie jenseits der kleinen Ebene zwischen flachen, bewaldeten Hügeln verschwinden und folgt ihnen.

Am späten Mittag hat er sie dann noch näher vor sich, abermals von einem Hügel aus.

Diesmal sind es nur etwa fünfhundert Yards, die sie noch trennen.

Er zieht die schwere Buffalo Sharps aus dem Sattelschuh und stellt das Visier auf fünfhundert Yards ein, sitzt ab und zieht seinen Hengst so herum, dass er den Sattel als Auflage benutzen kann.

Dann nimmt er Ziel auf. Im Zielfernrohr wirkt das Ziel sehr nahe, keine hundert Yards entfernt.

Zu seinem Appaloosa-Hengst spricht er: »Bleib ganz ruhig, Nez Percé, denn gleich macht es Bumm in deinen Ohren!«

Der Hengst kennt diesen Spruch und schnaubt. Aber er wird nun bewegungslos verharren, kaum noch atmen.

John Kingman zögert noch einige Sekunden.

Dann schießt er.

Es kracht höllisch laut in den stillen Tag.

Und dann sitzen nur noch zwei der Banditen auf ihren Pferden.

Und sie wissen sofort Bescheid und lassen erkennen, wie erfahren sie sind.

Denn eine Buffalo Sharps ist einschüssig, muss nach jedem Schuss nachgeladen werden. Und mit einer Sharps kann man auf sich schnell bewegende Ziele keine Schnappschüsse anbringen.

Sie begreifen also blitzschnell ihre einzige Chance, reißen ihre Pferde herum und greifen an.

Da ihre Pferde kleine Hindernisse überspringen oder ihnen ausweichen müssen, kann man sie nicht ruhig anvisieren.

John Kingman versucht es auch gar nicht.

Er schiebt die Sharps wieder ins Sattelfutteral, sitzt wieder auf und reitet ihnen den Hügelhang abwärts entgegen.

Sie begreifen schnell, dass er sich ihnen stellen will.