G. F. Unger Western-Bestseller 2606 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2606 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Morgan Claiborne und seine Meute arbeiten schnell. Obwohl es eine sehr dunkle Nacht ist, sammeln sie binnen kurzer Zeit ein Rudel Benbow-Rinder und bringen diese über den Creek.
Dann kommen die Reiter zu Morgan Claiborne zurück.
Eine Stimme sagt trocken: »Fertig, Morg. Und was jetzt?«
Morgan Claiborne sitzt noch eine Weile unbeweglich auf dem Pferd. Dann sagt seine Stimme kalt und präzise: »Jetzt muss die Benbow-Mannschaft tun, was sie so großspurig verkündet hat. Sie muss über den Creek auf die Corbin-Weide reiten, dann wieder muss Jack Corbin tun, was er so großspurig verkündet hat. Er muss die Benbow-Reiter über den Creek zurückjagen. Und das ist es - das ist es genau!«
Morgan Claibornes Reiter denken eine Weile über die Worte ihres Bosses nach. Dann sagt einer von ihnen mit frohlockender, Stimme: »Wenn Patrik Benbow sich seine Rinder von Jack Corbins Weide holt und dabei erwischt wird, dann gibt es einen Kampf.«
»Richtig«, brummt Morgan Claiborne. »Und wer den ersten Toten hat, auf dessen Seite wird der Sheriff stehen. Und dann ...« Er spricht nicht weiter, sondern setzt sein Pferd in Bewegung. Die Meute schließt sich ihm an.
Sie reiten wieder auf die Vorberge zu, aus denen sie kamen. Und wenn kein Wunder geschieht, dann haben sie in dieser dunklen Nacht ein raues Spiel in Gang gebracht. Dann wird die alte Fehde zwischen den Benbows und den Corbins wieder neu aufflammen.
Und weil sie Viehdiebe sind, werden sie davon profitieren. Denn wenn zwei sich streiten, dann freut sich die dritte Partei.
Und die dritte Partei im Land sind Morgan Claiborne und seine Nachtfalken ...


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Seitenzahl: 157

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Tim Quades Kampf

Vorschau

Impressum

Tim Quades Kampf

Morgan Claiborne und seine Meute arbeiten schnell. Obwohl es eine sehr dunkle Nacht ist, sammeln sie binnen kurzer Zeit ein Rudel Benbow-Rinder und bringen diese über den Creek.

Dann kommen die Reiter zu Morgan Claiborne zurück.

Eine Stimme sagt trocken: »Fertig, Morg. Und was jetzt?«

Morgan Claiborne sitzt noch eine Weile unbeweglich auf dem Pferd. Dann sagt seine Stimme kalt und präzise: »Jetzt muss die Benbow-Mannschaft tun, was sie so großspurig verkündet hat. Sie muss über den Creek auf die Corbin-Weide reiten, dann wieder muss Jack Corbin tun, was er so großspurig verkündet hat. Er muss die Benbow-Reiter über den Creek zurückjagen. Und das ist es – das ist es genau!«

Morgan Claibornes Reiter denken eine Weile über die Worte ihres Bosses nach. Dann sagt einer von ihnen mit frohlockender, Stimme: »Wenn Patrik Benbow sich seine Rinder von Jack Corbins Weide holt und dabei erwischt wird, dann gibt es einen Kampf.«

»Richtig«, brummt Morgan Claiborne. »Und wer den ersten Toten hat, auf dessen Seite wird der Sheriff stehen. Und dann ...« Er spricht nicht weiter, sondern setzt sein Pferd in Bewegung. Die Meute schließt sich ihm an.

Sie reiten wieder auf die Vorberge zu, aus denen sie kamen. Und wenn kein Wunder geschieht, dann haben sie in dieser dunklen Nacht ein raues Spiel in Gang gebracht. Dann wird die alte Fehde zwischen den Benbows und den Corbins wieder neu aufflammen.

Und weil sie Viehdiebe sind, werden sie davon profitieren. Denn wenn zwei sich streiten, dann freut sich die dritte Partei.

Und die dritte Partei im Land sind Morgan Claiborne und seine Nachtfalken ...

»Jetzt muss die Mittagspost aus Tucson kommen. Ich bin neugierig, ob dieser Tim Quade wenigstens als Fahrer einer Postkutsche pünktlich sein kann. Dieser Tim Quade ...« Der Bankier bricht seufzend ab und sieht Beifall heischend den Sheriff an.

Der Sheriff nickt und erwidert langsam: »Was Tim Quade tut, das tut er alles nur zum Spaß. Und es wird ihm Spaß machen, die Post pünktlich zu fahren. Wenn ihm eine Sache Spaß macht, dann gibt es keinen besseren Mann als ihn.«

»Das wissen wir alle«, erwidert der Bankier. »Aber leider hat der große Junge nie lange genug Spaß an einer Sache, um durchzuhalten. Er hat schon hundert Dinge angefangen – aber dann gab er bald wieder auf.«

Sie hören jetzt das Räderrollen der Postkutsche.

»Auf die Minute«, sagt der Bankier. »Seit vielen Monaten ist dies die erste Kutsche, die auf die Minute pünktlich hier ankommt.«

»Was Tim Quade macht, das macht er gründlich und genau«, sagt der Sheriff.

Das Sechsergespann jagt heran. Die Kutsche rumpelt und schwankt.

Dann kreischen die Bremsen.

Und nun steht die Kutsche vor der Posthalterei.

Der Staub verzieht sich langsam. Einige Menschen sind da, und einige Fahrgäste steigen aus. Während Tim Quade mit dem Postsack vom hohen Bock klettert, schwingt sich der neue Fahrer hinauf.

Der Sheriff und der Bankier betrachten alles schweigend. Und nach einer Weile sagt John Bannister fast bitter: »Ich wette mit dir, Sheriff, dass Tim Quade schon wieder genug hat. Er hat jetzt etwa zwanzig Dollar für die beiden Fahrten als Ersatz für den erkrankten Fahrer verdient. Er wird sich das Geld auszahlen lassen und wieder eine Weile plan- und ziellos durchs Land reiten. Er wird sich erst wieder Arbeit suchen, wenn sein letzter Dollar verbraucht ist. Hältst du die Wette, Ben?«

Der Sheriff schüttelt den Kopf.

»Nein«, sagt er. »Und Tim bekommt überall Arbeit. Auf der Benbow Ranch warten sie schon Wochen darauf, dass er ihnen den Wildhengst einbricht. Und bei Jack Corbin könnte er Vormann werden. Du würdest ihm einen hohen Kredit geben, wenn er eine Ranch gründen möchte. Und die kleinen Rancher am Pine Creek warten und hoffen darauf, dass er ihre Treibherde, die sie zusammengestellt haben, nach Kansas treibt. Aber er wird nichts von all diesen Dingen tun. Dort kommt er.«

Ja, Tim Quade kommt nun drüben aus der Posthalterei und überquert die Straße. Als er die Veranda des Restaurants erklettert hat, hält er bei den beiden Männern an und blickt auf sie nieder. Er lächelt und sagt: »Ich kann erkennen, dass das Mittagessen heute gut war, denn ich sehe zwei satte Gentlemen mit zufriedenen Gesichtern.«

Er klimpert mit etwas Geld in der Hosentasche und fügt wie beiläufig hinzu: »Ich brachte zehntausend Dollar für die Bank mit – und unterwegs musste ich immer daran denken. John, Sie sollten mir dankbar sein, dass ich mit dem Geld nicht durchgebrannt bin. Es war eine ziemlich starke Versuchung für einen Burschen wie mich.«

Er grinst nun stärker. Er ist ein großer, dunkelhaariger Bursche. Auf eine verwegene und männliche Art ist dieser Tim Quade sehr hübsch. Seine grauen Augen funkeln vergnügt.

Nun grinst auch der Bankier.

»Mein Junge«, sagt er, »ich würde dir hunderttausend Dollar anvertrauen. Und du weißt das genau. Nun, dort drinnen gibt es Schweinerippchen, Bohnen, Bratkartoffeln und Apfelkuchen zum Nachtisch.«

»Ich dachte es mir!« Tim Quade grinst. »Deshalb war ich pünktlich und konnte sogar der Versuchung widerstehen, mit zehntausend Dollar durchzubrennen.«

Er wendet sich schon halb zur Tür, aber nun spricht der Sheriff, und er fragt sanft: »Behältst du den Job als Postfahrer, Timothy?«

Tim Quade schüttelt den Kopf.

»Ich habe zwanzig Dollar verdient. Und sobald ich Geld in der Tasche habe, macht mich jede Arbeit krank. Nur der Posten eines Deputy Sheriffs könnte mich noch reizen, denn das wäre ein ruhiger Posten. Ich brauchte nur jeden Tag meinen Stern zu putzen und mit einem wichtigen Gesicht durch die Stadt spazieren.« Er lächelt stärker und fügt hinzu: »Im Postsack ist ein Brief von Ihrer Tochter, Sheriff. Kommt Jill jetzt heim?«

Ben Stammer nickt.

»Dieser Brief kündigt wahrscheinlich ihre Heimkehr an«, sagt er. »Willst du bei mir Deputy werden, weil Jill heimkommt?«

»Vielleicht, Ben, vielleicht! Wenn ich um sie zu freien beginne, dann muss ich doch einen achtbaren Beruf haben. Sonst jagt mich ihr Vater zum Teufel.«

Nach diesen Worten wendet er sich endgültig ab und geht ins Restaurant.

Ben Stammer knurrt seltsam.

»Dieser Schlurch«, sagt er dann. »Er muss alle Menschen, die ihn mögen, herausfordern. Du würdest ihm hunderttausend Dollar anvertrauen, John – und ich würde ihm sogar Jill anvertrauen. Denn ich weiß, er würde sie nicht haben wollen, wenn er das bliebe, was er jetzt ist.«

Die beiden Männer blicken abermals zum Ortseingang, denn dort erscheint nun ein schneller Reiter. Es ist ein Cowboy der Benbow Ranch. Er reitet rau und verwegen in die Stadt.

Vor dem Restaurant zügelt er sein Pferd, denn er hat nun den Sheriff entdeckt.

Ben Stammer erkennt in dem verzerrten Gesicht des Cowboys, dass etwas geschehen sein muss. Und weil der Sheriff die Strömungen und alle Dinge im Lande gut kennt, bekommt er eine leise Ahnung.

»He, Sheriff!«, krächzt der Cowboy, wirft sich vom Pferd und kommt auf die Veranda.

»Sprich leise, Churly«, knurrt Ben Stammer. »Brüll es nicht wie ein Bulle durch die Gegend.«

Der Cowboy betrachtet ihn scharf. Dann sagt er mit bitterem Grimm: »Pete Slow wurde vor zwei Stunden getötet.«

»Und wie kam das?«, fragt Ben Stammer sanft – und niemand sieht ihm an, wie heftig er tief in seinem innersten Kern erschrickt und wie sehr er schon jetzt die bittere Wahrheit zu ahnen beginnt.

Churly nagt an seiner Unterlippe. Aber dann berichtet er schnell und kurz: »Wir ritten die Weidegrenze am Creek ab. Bill Benbow, Pete Slow und ich. Wir stellten fest, dass ein Rudel unserer Rinder über den Creek auf die Weide der Corbin Ranch gewandert war. Die Tiere waren noch nicht weit. Wir konnten sie sehen. Also ritten wir hinüber, um sie zurückzuholen. Aber da war plötzlich Jesse Corbin mit einigen Reitern seines Vaters da. Jesse Corbin wurde sofort rau und sagte, wir sollten uns zum Teufel scheren. Aber Bill Benbow erwiderte, dass wir nur mit unseren Rindern auf unsere Seite zurückkehren würden. Und da erinnerte ihn Jesse Corbin an Jack Corbins Bekanntmachung. Er fragte uns, ob wir nicht gewusst hätten, dass die Corbin-Mannschaft auf jeden Reiter der Benbow Ranch schießen wird, der über den Creek reitet. Bill Benbow aber lachte ihn aus und sagte, er könne jeden Kampf bekommen, den er nur haben möchte. Wir hätten jedenfalls keine Angst und würden jetzt unsere Rinder holen. Nun, da zog Jesse Corbin seinen Colt und begann zu schießen. Er verwundete Bill Benbow, schoss Pete Slow aus dem Sattel und tötete mein Pferd. Ich bin auf Pete Slows Pferd gekommen. Bill Benbow aber ist zur Hauptranch geritten, um seinem Vater den Mord zu melden. Sheriff, die Benbow-Mannschaft wird Sie am Creek erwarten. Und Sie werden die Unterstützung der Benbow-Mannschaft haben, wenn Sie den Mörder Jesse Corbin verhaften. Kommen Sie! Ein Mann ist getötet worden. Der Mörder heißt Jesse Corbin. Und noch etwas, Sheriff: Als wir über den Creek ritten, um unsere Rinder zu holen, da ließen wir unsere Waffen zurück. Wir ritten ohne Waffen auf die Weide der Corbins. Wir wollten keinen Verdruss, wir wollten nur unsere Rinder. Es war Mord!« Der Cowboy verstummt bitter.

Sheriff Ben Stammer sagt eine Weile nichts, aber in ihm ist die starke Bitterkeit eines Mannes, der erkennen muss, dass die alte Fehde zwischen den beiden mächtigsten Sippen dieses Landes wieder ausgebrochen ist.

Er atmet langsam ein und nickt dem Cowboy zu.

»Churly«, sagt er, »ich werde mit dir reiten. Geh in den Mietstall und lass mein Pferd satteln!«

Der Cowboy gehorcht. Ben Stammer sieht ihm nach. Und als er dann umherblickt, da kann er erkennen, dass viele Bürger der Stadt ihn beobachten. Die vorhin noch so leere Straße ist jetzt nicht mehr so leer.

John Bannister tritt neben seinen alten Freund.

»Ben«, sagt er, »was wirst du tun?«

»Ich muss Jesse Corbin erst einmal verhaften. Er hat einen Mann getötet, und deshalb muss ich ihn verhaften.«

Er spricht die Worte sehr nachdenklich. Seine Gedanken eilen sicherlich schon hundert Meilen in der Minute.

»Diese Narren«, sagt er bitter, »diese beiden alten Narren. Sie sind zu alt geworden, um ihre jungen Männer bändigen und unter Kontrolle halten zu können. Und sie haben beide den Mund aufgerissen und stolze Worte verkündet. Jetzt ist es passiert, weil die Jungen ihre großspurigen Worte für ernst nahmen. Jetzt ist es passiert. Ich werde zum Creek reiten, die Benbow-Mannschaft nach Hause schicken und dann zu den Corbins reiten, um mir Jesse zu holen.«

»Sie werden ihn dir nicht geben, Ben«, sagt der Bankier.

»Ich bin der Sheriff«, sagt Ben Stammer hart.

»Du bist etwas alt geworden, Ben«, murmelt John Bannister. »Ben, wenn Jesse Corbin sich nicht verhaften lässt und dich tötet, dann ist dieses Land ohne Gesetz. Dann ist es wieder so wie damals.«

»Ich weiß«, sagt Ben Stammer bitter, »ich weiß, mein Freund.«

Plötzlich zuckt er leicht zusammen, als wäre ihm ein Gedanke gekommen. Er wendet sich mit einem Ruck um und geht zur Tür des Restaurants. Er tritt ein. John Bannister folgt ihm.

Drüben in der Ecke sitzt Tim Quade und kaut noch mit vollen Backen.

Ben Stammer tritt zu ihm und fragt: »Du hättest an dem Posten eines Deputy Sheriffs Interesse, sagtest du? Stimmt das?«

Tim Quade blickt ihn jetzt wachsam an.

»Was ist passiert?«, fragt er. »Ich hörte einen Reiter kommen.«

»Ich muss Jesse Corbin verhaften«, erklärt der Sheriff. »Jesse hat Pete Slow erschossen.«

Tim Quades Augen öffnen sich einen kurzen Moment weit.

»Pete? Der war doch nur ein lustiges Eichhörnchen und suchte nie Streit. Er ist tot?«

»Er ist tot«, sagt Ben Stammer.

»Und du brauchst Hilfe, Ben?« Er schüttelt nach dieser Frage den Kopf. »Nein«, sagt er, »jetzt möchte ich nicht mehr dein Deputy sein. Auch ich bin ein friedlicher Mensch.«

Ben Stammer betrachtet ihn grimmig.

»Ich brauche keine Hilfe«, sagt er rau. »Nicht für Jesse Corbin. Aber vielleicht hat er die Flucht ergriffen. Vielleicht muss ich einige Tage auf seiner Fährte reiten. Deshalb möchte ich einen Vertreter in der Stadt zurücklassen. Ich verlange nicht, dass du dich in irgendeine Gefahr begibst. Wenn dir etwas nicht gefällt oder behagt, dann kannst du den Stern wieder ablegen. Ich verlange von dir nur, dass du das Büro geöffnet hältst und die beiden Gefangenen bewachst, die ich in meinen Zellen habe. Die beiden Burschen haben noch jeder fünf Tage abzusitzen.«

»Ach so«, grinst Tim Quade. »Diesen Job will ich annehmen. Für Ruhe will ich auch sorgen. Doch mit der Fehde zwischen den beiden närrischen Sippen habe ich nichts zu tun.«

Ben Stammer nickt. In seinen Augen glitzert es seltsam. Dann sagt er trocken: »Steh auf, Timothy! Sprich mir den Eid nach!«

Tim Quade erhebt sich.

Zwei Minuten später ist Tim Quade zum Deputy Sheriff ernannt und vereidigt.

✰✰✰

Als Sheriff Ben Stammer den Creek erreicht, wartet dort Patrik Benbow mit fast allen Reitern der großen und mächtigen Benbow-Sippe.

Churly Wells, der mit Ben Stammer kam, reiht sich sofort in die Mannschaft ein. Der alte Patrik Benbow aber kommt zum Sheriff geritten und drängt sein Pferd dicht an das Tier des Sheriffs.

»Pete Slow war nur einer meiner Cowboys«, sagt er grimmig. »Aber er gehörte deshalb nicht weniger zur Benbow Ranch wie ich. Ben, ich fordere den Kopf des Mörders. Die Rechtslage ist völlig klar: Einige meiner Rinder gingen über den Creek. Bill, Churly und Pete ritten hinüber, um die Tiere zu holen. Sie ritten ohne Waffen hinüber. Und die Corbins machten wahr, was ihr großmäuliger Sippenboss laut genug verkündet hatte. Sie schossen auf meine Männer. Und nun ist Pete Slow tot. Du kannst uns alle als deine Gehilfen vereidigen. Wir werden dir helfen, wenn du den Mörder festnimmst.«

Nach diesen Worten schweigt er, und für einen Mann wie Patrik Benbow war das eine lange Rede.

Ben Stammer betrachtet ihn eine Weile schweigend. Er sieht einen alten Mann, der wie ein alter und zerzauster Falke wirkt, dessen beste Zeit längst vorbei ist. Dieser Patrik Benbow regiert jedoch noch immer wie eine Art König oder Fürst über seine große Sippe, über Reiter und kleinere Nachbarn, die in seinem Schatten leben wie Vasallen.

Ben Stammer sagt: »Pat, so geht das nicht. Und du weißt das genau! Wenn ich mit euch hinter mir über den Creek und zur Corbin Ranch reite, dann bricht der Krieg in diesem County aus.«

Patrik Benbow nickt.

»Wer einen Mörder schützt, der macht sich ebenfalls schuldig. Also reiten wir, Ben!« Er starrt ihn hart und zwingend an.

Einige andere Reiter drängen nun ebenfalls ihre Pferde näher. Es sind Bill Benbow, Patrik Benbows ältester Sohn und erster Vormann – und sein Schwiegersohn Seth Robinson.

»Langsam«, brummt der Sheriff. Er richtet den Blick auf Seth Robinson, und er weiß, dass dieser Mann der gefährlichste der ganzen Benbow-Sippe ist.

Seth Robinson ist ein Revolvermann, und der alte Benbow gab ihm vor einigen Jahren eine seiner Töchter zur Frau.

Als der Sheriff auf Seth Robinson blickt, lächelt dieser kalt. Er nickt dem Sheriff zu und sagt: »Sie stecken in der Klemme, Ben, nicht wahr? Sie möchten keinen Weidekrieg im Land, aber Sie müssen einen Mörder festnehmen. Allein schaffen Sie das nie. Also brauchen Sie unsere Hilfe, Ben. Was zögern Sie noch? Es gibt keinen anderen Weg für Sie.« Als er verstummt, lächelt er wieder hart und kalt. In seinen hellen Augen tanzen seltsame Funken.

Ben Stammer blickt ihn lange an.

Dann schüttelt er den Kopf und sagt trocken: »Reitet heim! Ich brauche euch nicht. Ich reite allein. Ja, ich werde Jesse Corbin allein holen. Ihr werdet den Creek nicht durchreiten. Dieser Creek ist und bleibt die Grenze zwischen den Benbows und den Corbins. Das war all die Jahre so, und so bleibt es auch. Wenn jemand von den Corbins oder euch Benbows das Gesetz verletzt, dann bringe ich das in Ordnung. Denn ich bin der Sheriff!« Er sagt es fest – und es klingt auch stolz und selbstbewusst.

»Schön«, knurrt Patrik Benbow ärgerlich, »schön, du bist der Sheriff. Aber du bist nur ein einzelner Mann, und ...«

»Yeah, ich bin nur ein einzelner Mann«, unterbricht ihn Ben Stammer trocken. »Doch ich trage den Stern. Hinter mir steht das Gesetz. Als ich damals in dieses Land kam, da hatte mich der Gouverneur geschickt, um die Fehde zwischen den Benbows und den Corbins zu beenden. Ich kam mit einer Abteilung Staatenmiliz, nicht wahr? Ich kam zu spät, weil die Fehde schon beendet war, da sich die erwachsenen Männer fast alle gegenseitig totgeschossen hatten. Ich schickte das Aufgebot wieder zur Hauptstadt zurück und blieb hier Sheriff. Aber ich kann mir wieder eine Abteilung Staatenmiliz schicken lassen. Ich werde das tun, wenn jemand hier das Gesetz missachtet. Damals hattet ihr hier in diesem County kein Gesetz. Jetzt bin ich hier. Es gibt keine Entschuldigungen und Ausreden mehr. Diesmal werden alle Landfriedensbrecher eingesperrt. Hast du mich verstanden, Pat?«

»Nun gut«, sagt er. »Wir werden hier warten, bis die Corbins dir die Haut abgezogen haben. Du willst es nicht anders. Du bist ein Narr, Ben Stammer. Aber es ist gut für uns Benbows, wenn die Corbins erst noch einen Sheriff töten. Das ist gut für uns.«

Er grinst kalt und böse und gibt dem Sheriff den Weg frei.

Ben Stammer reitet langsam zum Creek hinunter.

✰✰✰

Nach etwa zwei Stunden nähert sich der Sheriff der großen Corbin Ranch.

Das Haupthaus steht am Fuße eines langen Hügels. Wie eine Burg oder ein festes Fort steht es dort, umgeben von vielen anderen Gebäuden, Scheunen, Ställen, Werkstätten und Magazinen.

Und in den Corrals bewegen sich herrliche Pferde, Zuchtstiere, Maultiere. Die Corbin Ranch ist schon etwas. Von hier gehen Macht, Einfluss und Stärke aus.

Ben Stammer reitet nun langsam. Der Weg führt zwischen den Corrals hindurch und endet auf dem großen Ranchhof. Aus der Schmiede erklingen Hammerschläge. Bei den Corrals sind einige Männer beschäftigt. Sie blicken kaum nach dem Sheriff.

Aber es sind keine Frauen und Kinder zu sehen.

Auf der Veranda des Haupthauses sitzt Big Jack Corbin in einem Sessel. Bei ihm sind Jesse und Brack, seine beiden Söhne. Oven Starr, Jack Corbins Schwager, steht etwas abseits. Und Ringo Stix, ein Revolvermann, den Jack Corbin sicherlich angeworben hat, um dem gefährlichen Seth Robinson der Benbows einen gleichwertigen Revolverkämpfer entgegenstellen zu können, sitzt auf der Verandabrüstung und schlenkert lässig mit den Beinen.

Ja, sie haben auf den Sheriff gewartet.

Und als Ben Stammer vor der großen Veranda sein Pferd verhält, da ruht überall in der weiten Runde des Hofes die Arbeit. Alle bisher arbeitenden Männer ziehen sich zurück.

Es wird still auf der großen Ranch. Nur aus einem der etwas abseits stehenden Wohnhäuser, in denen die verheirateten Männer der Corbin-Sippe mit ihren Familien wohnen, tönt das Geschrei eines Säuglings. Aber auch dieses Geräusch verstummt.

Der Sheriff sitzt noch im Sattel und blickt über den Kopf des Pferdes hinweg auf Jack Corbin, den sie Big Jack nennen! Und er ist schon allein körperlich ein Riese, aber jetzt schon alt und verwittert und etwas zu fleischig. Als damals die Fehde beendet war, weil keine der beiden feindlichen Sippen noch kampffähige Männer hatte, da sah es so aus, als würde Jack Corbin seine Verwundungen nicht überstehen können. Doch er blieb am Leben. Aber er konnte nie wieder reiten.