G. F. Unger Western-Bestseller 2619 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2619 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Als Jake Killroy das Glas hebt, um sich im Spiegel hinter der Bar zuzuprosten wie ein Zecher, welcher Bitterkeit tilgen möchte, da erblickt er die Frau. Sie kommt durch die Tür herein und richtet von Anfang an ihren Blick auf ihn. Obwohl er ihr den Rücken zukehrt, treffen sich ihre Blicke im Spiegel.
Ein paar Schneeflocken wirbeln mit ihr herein. Doch sie wirft die Tür mit einer einzigen Armbewegung hinter sich zu. Dabei hält sie ihren grünäugigen Blick fest auf ihn gerichtet.
Er staunt und vergisst das erhobene Glas in seiner Hand, denn er glaubt, dass er noch nie in seinem Leben eine solche Frau sah.
Langsam kommt sie näher, und er weiß mit untrüglicher Sicherheit, dass sie zu ihm will, und so leert er endlich das Glas und wartet, bis das scharfe Zeug in seinem Magen die wohlige Entspannung erzeugt.
Als er das leere Glas absetzt, hört er sie fragen: »Sind Sie Killroy?«
Er wendet sich ihr zu. Sie ist mehr reizvoll als schön, und sie ist eine Frau, der nichts mehr fremd ist auf dieser Erde. Ihr kupferrotes Haar bildet zu ihren grünen Augen einen reizvollen Kontrast. Ihre Augen stehen weit auseinander. Er glaubt, dass ihre Lippen manchmal sehr herb, doch auch weich und zärtlich sein können - vielleicht sogar gierig. Da sie für eine Frau nur mittelgroß ist, muss sie zu ihm aufblicken.
»Ja, ich bin Killroy«, murmelt er. »Was soll's denn sein, Ma'am?«


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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Kutsche nach Dirty Creek

Vorschau

Impressum

Kutsche nachDirty Creek

Als Jake Killroy das Glas hebt, um sich im Spiegel hinter der Bar zuzuprosten wie ein Zecher, welcher Bitterkeit tilgen möchte, da erblickt er die Frau. Sie kommt durch die Tür herein und richtet von Anfang an ihren Blick auf ihn. Obwohl er ihr den Rücken zukehrt, treffen sich ihre Blicke im Spiegel.

Ein paar Schneeflocken wirbeln mit ihr herein. Doch sie wirft die Tür mit einer einzigen Armbewegung hinter sich zu. Dabei hält sie ihren grünäugigen Blick fest auf ihn gerichtet.

Er staunt und vergisst das erhobene Glas in seiner Hand, denn er glaubt, dass er noch nie in seinem Leben eine solche Frau sah.

Langsam kommt sie näher, und er weiß mit untrüglicher Sicherheit, dass sie zu ihm will, und so leert er endlich das Glas und wartet, bis das scharfe Zeug in seinem Magen die wohlige Entspannung erzeugt.

Als er das leere Glas absetzt, hört er sie fragen: »Sind Sie Killroy?«

Er wendet sich ihr zu. Sie ist mehr reizvoll als schön, und sie ist eine Frau, der nichts mehr fremd ist auf dieser Erde. Ihr kupferrotes Haar bildet zu ihren grünen Augen einen reizvollen Kontrast. Ihre Augen stehen weit auseinander. Er glaubt, dass ihre Lippen manchmal sehr herb, doch auch weich und zärtlich sein können – vielleicht sogar gierig. Da sie für eine Frau nur mittelgroß ist, muss sie zu ihm aufblicken.

»Ja, ich bin Killroy«, murmelt er. »Was soll's denn sein, Ma'am?«

Sie betrachtet ihn fest, und er kann spüren, wie ihr Instinkt in ihn einzudringen versucht. Erst nach einigen Atemzügen murmelt sie, so als wollte sie seinen Ehrgeiz herausfordern: »Man sagte mir drüben in der Poststation, dass Sie der einzige Mann weit und breit wären, der jetzt noch eine Postkutsche über den Pass nach Dirty Creek bringen könnte.«

»Könnte«, sagte Jake Killroy lächelnd, »könnte, Lady. Doch ich denke nicht daran, es zu versuchen. Ich bin soeben dabei, mich zu betrinken. Das tue ich manchmal, so etwa zweimal im Jahr. Und es gibt keinen Grund für mich, es jetzt zu verschieben.«

Sie nickt leicht, so als akzeptierte sie seine Gründe, welcher Art sie auch sein mögen.

Dann aber sagt sie: »Wir sind fünf Reisende drüben in der Station. Und wir würden zusammenlegen, sodass ein gutes Sonderhonorar ...«

Sie spricht nicht weiter, weil er nun blinkend grinst und sie auch in seinen Augen erkennen kann, dass er ein Mann ist, den man mit Geld niemals für etwas gewinnen kann, wenn er dazu keine Lust hat.

Sie begreift und erkennt ihn in dieser Sekunde erst richtig. Und in ihrem Innern sagt sie zu sich, ohne etwas von diesen Gedanken erkennen zu lassen: Heiliger Rauch, der ist ja einer von dieser Sorte. Die ist also doch noch nicht ganz ausgestorben. Der ist wahrscheinlich einer, wie es keinen Zweiten gibt auf dieser Welt.

Ihr Instinkt sagt ihr, dass sie sich nicht irrt. Und so nickt sie und murmelt: »All right, dann müssen wir wohl aufgeben.«

Sie tritt nun näher an die Theke heran und winkt dem Keeper zu. »Mir auch«, und dabei deutet sie auf das leere Glas von Killroy.

Der Barmann zögert.

Und Killroy sagt warnend: »Lady, dies ist echte Pumaspucke. Und vielleicht hat da noch ein toter Hund im Fass gelegen, bevor man die Flaschen daraus füllte. Wenn Sie das Zeug trinken, bleibt Ihnen die Luft weg. Und nach drei Gläsern würden Sie umfallen, Ma'am.«

»Und wenn nicht?«, fragt sie herbe. In ihren grünen Augen funkelt es herausfordernd.

Da grinst er wieder auf seine blinkende Art. Er ist ein dunkler, indianerhafter Mann mit hellen Augen. Unter seinem Sichelbart blinken makellose Zähne. Allein schon dieses Zähneblinken verrät, dass er ein Mann ist, der sich zumeist mit Kühnheit behauptet.

»Wenn nicht?«, fragt er zurück und lacht dann laut. »He, Schwester, diese Wette könnte ich gar nicht verlieren.«

»Und wenn doch?«, fragt sie zurück.

»Wenn Sie nicht umfallen, Schwester und wenn Sie es noch allein bis in die Kutsche schaffen, dann will ich sie über den Pass nach Dirty Creek fahren«, sagt er. Man sieht ihm an, dass er sich keine Sorgen macht und dass er diese Wette nur eingeht, weil er absolut sicher ist, sie auch zu gewinnen. Und damit wäre dann für ihn der Fall – was die Fahrt nach Dirty Creek betrifft – erledigt. Aber er würde sicherlich für die betrunkene Lady sorgen. Auf Letzteres hofft er gewiss.

Sie hält ihm die Hand hin.

Wahrscheinlich ist er auch etwas betrunken, denn sein Lachen ist glucksend.

»Abgemacht«, sagt sie. Er schlägt ein. Und der Barmann, der begierig zuhörte, beginnt ein sauberes Glas zu füllen.

Als sie es nimmt und leert, da halten die beiden Männer den Atem an. In ihren Augen ist der Ausdruck freudiger Erwartung. Doch sie können nur erkennen, dass sie um die Nasenspitze blass wird. Auch pressen sich ihre Lippen einen Moment fest zusammen. Die Wangenknochen treten ein wenig heraus. Aber sonst ist nichts zu erkennen.

Sie schiebt dem Barmann das leere Glas hin.

»Weiter«, verlangt sie.

Und er füllt das Glas. Alles wiederholt sich. Abermals werden die beiden Männer enttäuscht. Als sie immer noch nicht nach Luft schnappt und umfällt, sagt der Barmann feierlich: »Sie hat einen kupfernen Magen.«

Sie achtet nicht auf ihn, sondern blickt auf Killroy.

»Nun, wollen wir gehen?«

Er staunt. Dann betrachtet er sie, als wäre sie plötzlich ein ganz anderes Wesen geworden. »Sie sind noch nicht in der Kutsche«, murmelt er. »Bis jetzt stehen Sie nur auf dem Fleck und halten sich an der Schanktischkante fest.«

Da wendet sie sich ab und geht. Sie setzt Schritt für Schritt, schwankt und torkelt nicht. Sie geht nur vorsichtig – und sie verschwindet draußen.

Der alte Barmann beginnt zu kichern. Killroy aber flucht bitter und eilt ihr nach.

Aber sie geht immer noch kerzengerade vor ihm durch den Schnee.

Bis zu der Station sind es etwas mehr als hundert Schritte. Dort steht die angespannte Kutsche. Sie erreicht die Kutsche, öffnet den Schlag und klettert hinein.

Als er wenig später seinen Oberkörper in die Kutsche beugt, um sie zu betrachten, da sieht er, dass sie schon nicht mehr bei Besinnung ist. Ja, sie schnarcht sogar leise wie eine Katze, wenn diese gestreichelt wird und schnurrt.

Er steht da und kratzt sich den Hinterkopf. Was für eine Frau, denkt er. Was für ein Wille ist in ihr! Die hat es tatsächlich geschafft. Die hat drei Gläser voll von diesem Teufelszeug getrunken und konnte noch bis in die Kutsche gelangen. Heiliger Rauch ...

Er kann nicht weiter mit seinen Gedanken, denn aus der Poststation kommen nun einige Menschen. Im leichten Schneefall sieht er sich nach ihnen um und versucht sie einzuschätzen. Er hat eine Wette verloren, und wenn er ein fairer Verlierer sein will, dann wird er die Kutsche über den Pass nach Dirty Creek bringen müssen. Wenn er daran denkt, verspürt er ein ungutes Gefühl, eine böse Vorahnung. Umso wichtiger ist es für ihn, sich die Passagiere der Kutsche anzusehen.

Was für Leute sind es?

Der erste Mann lässt sich sofort auf den ersten Blick abschätzen. Denn er kann nur ein Spieler sein – nichts anderes. Er ist für dieses Land geradezu elegant gekleidet, aber schon ein wenig abgerissen beim näheren Hinsehen. Seine einst gewiss teure Maßkleidung täuscht nur auf den ersten Blick noch etwas vor, und bald wird er darin wie ein Tramp wirken. Er ist ein großer, hagerer Mann mit dunklen Augen, in denen es hungrig glitzert. Wahrscheinlich hat er wirklich Hunger. Quer über der Brokatweste, die unter dem offenen Mantel und der Jacke zu sehen ist, trägt er eine goldene Uhrkette. Ein abgerissener Kartenhai, denkt Jake Killroy.

Dann sieht er den nächsten Mann an. Und nun seufzt er in Gedanken, denn er sieht einen zweibeinigen, gelbäugigen Wolf, der ihn anstarrt, als wollte er im nächsten Moment schon drohen, dass er ihm Beine machen wird, wenn er nicht sogleich auf die Kutsche klettert und losfährt. Ein verdammter Revolverschwinger also, der sich für den Größten hält, denkt er in grimmiger Vorahnung.

Der dritte Fahrgast ist noch ein Junge, ein blonder hübscher Bursche, der gewiss keine achtzehn Jahre ist und dem die Kleidung zu eng wurde. Dieser Junge hat einen trotzigen Ausdruck in den Augen. Jake Killroy denkt: So war ich damals auch mal. Ja, er erinnert mich an mich selbst damals, als ich herausfand, wie mies diese Welt ist, und an nichts mehr glauben konnte.

Er sieht sich nach den nächsten Passagieren um. Es sind Zwillinge. Das erkennt man auf den ersten Blick. Es sind zwei rothaarige Bullen, richtige Klötze. Sie halten die Köpfe etwas gesenkt, sodass sie unter der Stirn entlang nach vorn sehen müssen. Und sie wirken stets wie Bullen, welche mit gesenkten Hörnern anstürmen werden bei der geringsten Kleinigkeit, die ihnen nicht gefällt. Verdammt, denkt Killroy, das sind ja gleich zwei rote Toros. Seine ungute Ahnung bezüglich der Fahrt nach Dirty Creek verstärkt sich nun noch.

Sie alle gefallen ihm nicht. Denn er weiß zu gut, dass es auf dem Weg nach Dirty Creek eine Menge Schwierigkeiten geben könnte. Schon allein der Weg über den Pass ist lebensgefährlich, besonders jetzt im Schnee.

Einen Moment ist er versucht, sich einfach abzuwenden und wieder in den Saloon zurückzukehren. Aber da erinnert er sich wieder an die schöne Frau, deren Namen er noch nicht mal kennt. Er blickt in die Kutsche hinein, sieht, dass sie immer noch tief schläft. Sie wurde von diesem Teufelsschnaps betäubt. Aber sie gewann die Wette. Sie schaffte es noch bis in die Kutsche.

Wenn er ein Mann von Wort ist, dann muss er die Kutsche über den Pass bringen.

Es taucht nur noch ein Mann auf. Er kommt hinten um die Kutsche herum. Es ist ein kleiner Mann, ein Wicht. Und er trägt eine lederne Maulbügeltasche in der Hand. Auf seinem gewiss haarlosen Kopf sitzt eine Melone. Solche Typen findet man in Schreibstuben als Buchhalter oder Bankkassierer. Es sind äußerlich wie Wichte wirkende Menschen, die sich jedoch durch Zuverlässigkeit unentbehrlich zu machen verstehen.

Dieser Mann blickt erwartungsvoll auf Killroy. Aber bevor jemand etwas sagen kann, tauchen noch drei weitere Männer auf. Einer ist der Posthalter und Stationsagent. Die beiden anderen sind der Fahrer und dessen Begleitmann. Sie blicken fast böse auf Killroy. Und der Stationsmann fragt: »Willst du das wirklich machen, Jake?«

Der deutet auf den Fahrer und dessen Begleitmann. »Eigentlich ist es ja euer Job – oder?«

Sie verziehen ihre Gesichter, aber sie sagen nichts.

Dafür spricht der Stationsmann: »Wenn du mitfahren solltest, dann sind sie mit dabei. Sonst kehrt die Kutsche hier um und fährt zurück nach Süden.«

»Natürlich wird er mitfahren«, meldet sich eine ungeduldig klingende Stimme. »Die grünäugige Honigbiene hat ihn doch aus dem Saloon holen und bis hierher zur Kutsche bringen können. Die hat ihm gewiss etwas versprochen, was sie keinem von uns umsonst geben würde, hahaha! Der kommt mit. Und wenn er nicht will, dann bringe ich ihn dazu, es zu wollen. Nicht wahr, Langer?«

Killroy sieht sich nach dem Sprecher um. Es ist jener schrägäugige, zweibeinige Wolf, den er vom ersten Moment an für einen eitlen Revolverschwinger hielt. Der Bursche starrt ihn herausfordernd an und sagt dann grinsend: »Offenbar kennst du den Weg durch den tiefen Schnee, Langer. Es soll da immer auf wenige Zoll ankommen, ob man in den Abgrund stürzt. Wenn du also der große Wundermann bist, der jeden Fußbreit kennt, dann steig ein, oder setz dich hinauf. Wir fahren los. Vorwärts, Leute! Wo habt ihr das Gepäck?« Er klatscht sogar in die Hände, um sie alle anzutreiben. Ganz offenbar ist er ein Bursche, der stets auf die harte Art seinen Willen durchsetzt.

Jake Killroy nickt dem Fahrer zu. »Ich hole meine Siebensachen. Habt ihr auch noch Platz für meinen Sattel?«

»Kaum«, sagt der Fahrer. »Es ist alles voll mit Gepäck und Post. Und wir können wegen der engen Kehren ja auch nur vierspännig fahren. Wenn du deinen Sattel mitnehmen willst, Killroy, dann müssen wir was anderes ausladen.«

Killroy nickt. »Das ist ganz einfach«, sagt er. »Der da fährt nicht mit. Für ihn nehme ich meinen Sattel mit.« Er deutet bei seinen Worten auf den Revolverschwinger, der vorhin die großspurigen Worte sprach und ihn »Langer« nannte. Dann wendet er sich ab, um aus dem Stall der Station seine Siebensachen und auch den Sattel zu holen. Das Pferd wird er beim Stationsmann lassen, wo es gewiss gut versorgt werden wird.

Der Revolverschwinger aber brüllt hinter ihm her: »He, bist du verrückt? Mich willst du nicht mitnehmen? He, bleib stehen! Ich rede mit dir! Und ich sage dir, dass ich Vance Banks aus Laredo bin! Mit mir spricht man nicht so ...«

»Du redest zu viel«, unterbricht ihn Jake Killroy, wirft die Worte einfach so über die Schulter.

Die Passagiere streben indes zum Hotel, welches zur Poststation gehört. Sie haben es eilig, ihr Gepäck zu holen, sich auch die Mäntel anzuziehen.

Der Fahrer und dessen Begleitmann aber entfernen sich mit dem Stationsmann, um das Gespann zu holen.

Nur der Revolverschwinger, der sich soeben Vance Banks aus Laredo nannte, verharrt noch. Es ist, als könnte er etwas nicht begreifen.

Aber dann erkennt man an seiner Haltung, dass er zu einem Entschluss gekommen ist. Denn er tritt etwas zurück, bis er sich an die Wand des Stalles lehnen kann. Er beginnt sich eine Zigarette zu drehen und zündet sie mit einem Schwefelholz an, welches er am Daumennagel anschnippt. Dies muss er tausendmal geübt haben, um in den Saloons damit zumindest bewundert zu werden.

Als er die Zigarette halb aufgeraucht hat, kommt alles in Gang. Die Passagiere kommen aus dem Hotel, klettern mit dem wenigen Handgepäck in die Kutsche. Aus dem Hof des Stalles bringen die Männer vier ausgesucht kräftige und zähe Pferde und beginnen diese anzuspannen.

Jake Killroy kommt aus dem Stall. Er schleppt seinen Sattel, zwei Satteltaschen und eine in geteertes Segeltuch gewickelte Sattelrolle, in der sich alles befindet, was ein Reiter unter freiem Himmel zum Campieren benötigt. Er wuchtet das ganze Zeug in die neunsitzige Kutsche hinein und belegt damit zwei Plätze. Es ist sicher, dass er hinauf zu den Männern auf den hohen Bock klettern will.

Doch vorerst kommt es nicht so weit. Vance Banks stößt sich mit den Schulterblättern von der Stallwand ab und hat ganz plötzlich seinen Colt in der Hand. Er kommt um die vorderen Tiere herum auf die andere Seite.

Jake Killroy, der von der Kutsche wegtrat, kehrt ihm den Rücken zu. Denn er ruft dem Saloonwirt zu, dass er seine Drinks erst bei der Rückkehr aus Dirty Creek bezahlen wird.

Aber dann klingt Vance Banks' Stimme: »He, Langer, du wirst jetzt deinen Colt mitsamt dem Gürtel fallen lassen. Und dann holst du dein Gepäck wieder aus der Kutsche. Denn ich fahre mit!«

»Du bleibst hier«, erwidert Jake Killroy und blickt dabei über die Schulter.

»Nein«, widerspricht Vance Banks. »Und ich gebe dir drei Sekunden. Dann schieße ich dir ein Ohr ab!«

Es ist eine großspurige Überheblichkeit in seiner Stimme. Aber zugleich auch ist sie voller heißer Wut. Dass er als einziger Fahrgast zurückbleiben soll, empfindet er als Schmach.

Er hat kaum ausgesprochen, als sich nicht nur er, sondern auch alle anderen Zuschauer oder Zuhörer darüber klar werden, was für eine Sorte Mann Jake Killroy ist.

Denn Killroy handelt. Er wirbelt schneller herum als ein Wildkater, nach dessen Schwanzspitze ein Hund schnappt. Wie durch Zauberei hat er einen Colt in der Hand – und aus der blitzschnellen Bewegung des Herumwirbelns heraus schießt er.

Wahrhaftig, er überrumpelt den großmäuligen und großspurigen Revolverschwinger Vance Banks aus Laredo. Banks hat niemals damit gerechnet, dass ein Mann, auf dessen Rücken er mit einem Colt zielt, einen Kampf wagen würde. Nun bekommt er die Kugel in den Magen – und es gibt nichts mehr, was ihm das Leben erhalten oder retten könnte. Er stirbt kniend im Schnee.

»Es geht los«, sagt Killroy, indes er zu den beiden Männern hinauf auf den hohen Bock klettert.

✰✰✰

Langsam rollt die Kutsche durch den knöchelhohen Schnee, lässt die Station mit der kleinen Siedlung hinter sich.

Es ist eng auf dem hohen Bock. Aber drinnen in der Kutsche müssen drei Passagiere auf einer Bank sitzen.

Der Fahrer sagt nach einer Weile, nachdem er verächtlich einen Priem zur Seite in den Schnee spuckte: »Der war irgendwie verrückt. Wenn der nach Dirty Creek gelangt wäre, dann hätte er dort die Bösen vermehrt. Jake, wir machen uns nicht nur Sorgen wegen des hohen Schnees auf den gefährlichen Passkehren.«

»Ich weiß«, nickt Killroy. »Die Banditen von Dirty Creek und eine Bande Tonto-Apachen machen euch mehr Sorgen. Dieses Land hier oben auf der Mogollon Mesa wurde die letzte Zuflucht für Geächtete. Und als man dann auch noch Gold fand, da mischten sich die Reinen mit den Bösen, die Sündigen mit den Guten. Wie heißt die Frau in eurer Kutsche? Wann und wo stieg sie zu?«

»In Fort Apache«, erwidert der Fahrer. »Und sie kam von Texas herüber, jedenfalls aus der Kutsche von Socorro. Ihr Name ist Virginia Moore. Und sie ist verrückt darauf, nach Dirty Creek zu gelangen. Ich frage mich, was sie da will.«

Sie schweigen dann lange und fahren Meile um Meile. Das Gespann ist erstklassig, aber es muss ja auch zwei Pferde ersetzen. In diesem Land fahren die Kutschen sonst stets sechsspännig.

Aber das ist den Dirty-Creek-Pass hinauf nicht möglich, weil die Kehren zu eng sind und man sechsspännig nicht darum herum kommen kann. Auch kann der Fahrer sechs Tiere nicht so gut unter Kontrolle halten wie nur vier. Der Wagenweg ist an einigen Abgründen nur wenige Zoll breiter als die Wagenspur.

Der Schneefall lässt die ganze Zeit nicht nach.

»He, Killroy, warum machst du das?« So fragt der Begleitmann bitter. Und er setzt hinzu: »Ohne dich hätten wir eine gute Ausrede gehabt. Warum hast du dich eingekauft?«

Da lacht der Fahrer. »Smitty«, sagt er, »was ist mit deinem Hirn passiert? Hast du nicht selbst die Schöne angestaunt wie ein Weltwunder? Sie war es doch, die Killroy dazu brachte. He, Killroy, was hat sie dir versprochen? Und was hast du mit ihr gemacht, dass sie gleich in die Kutsche stieg und sofort einschlief?«

»Sie hat mit mir gewettet«, erklärt Killroy. »Sie konnte nach drei Gläsern von Roy Hammers Wundergeist noch auf den Beinen bleiben und bis zur Kutsche gehen. Ich hatte ihr das nicht zugetraut und verlor deshalb die Wette.«

Sie staunen wortlos und starren auf die Hinterteile des trabenden Vierergespanns. Dann stöhnt der Begleitmann Smitty: »Drei Gläser von dieser Pumaspucke? He, drei volle Gläser?«

»Sicher«, erwidert Killroy.

»Sie ist was ganz Besonderes«, erklärt der Fahrer und knallt mit der Peitsche, ruft dann: »Wollt ihr wohl gleichmäßig ziehen, ihr dicken Tanten!«

Eine Weile fahren sie wieder schweigend, spähen in die Runde und nähern sich den Bergen. Zumeist steigt der Weg leicht an, aber manchmal fällt er ab in enge Schluchten. Manchmal müssen sie anhalten und das Gespann verschnaufen lassen.