G. F. Unger Western-Bestseller 2621 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2621 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Als sie den Pass erreichen, hält Vance Taggert sein schwitzendes Pferd an. Er wartet auf seine drei Partner, die ihm mit dem Packpferd folgen. Er betrachtet sie prüfend, und er weiß jetzt, dass er niemals zuvor mit härteren Burschen ritt. Sie halten bei ihm an, wenden die Pferde und spähen ebenso auf ihre Fährte zurück wie er.
Aber dort zeigen sich keine Verfolger noch nicht.
Und dennoch wissen Sie alle vier, dass sie ein Aufgebot auf der Fährte haben, das so schnell nicht aufgeben wird. Sie haben das Rennen noch längst nicht gewonnen.
Vance Taggert nimmt den Blick von den fernen Hügeln jenseits der ansteigenden Ebene, aus denen die Verfolger gewiss bald auftauchen werden. Er zieht sein Pferd wieder herum und blickt den Pass hinunter.
»Wir schlagen sie«, sagt er überzeugt. »Wir gewinnen diese Sache glatt - ja, nun bin ich sicher!«
Er treibt sein Pferd wieder an ...


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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Killer in Seven Springs

Vorschau

Impressum

Killer inSeven Springs

Als sie den Pass erreichen, hält Vance Taggert sein schwitzendes Pferd an. Er wartet auf seine drei Partner, die ihm mit dem Packpferd folgen. Er betrachtet sie prüfend, und er weiß jetzt, dass er niemals zuvor mit härteren Burschen ritt. Sie halten bei ihm an, wenden die Pferde und spähen ebenso auf ihre Fährte zurück wie er.

Aber dort zeigen sich keine Verfolger noch nicht.

Und dennoch wissen Sie alle vier, dass sie ein Aufgebot auf der Fährte haben, das so schnell nicht aufgeben wird. Sie haben das Rennen noch längst nicht gewonnen.

Vance Taggert nimmt den Blick von den fernen Hügeln jenseits der ansteigenden Ebene, aus denen die Verfolger gewiss bald auftauchen werden. Er zieht sein Pferd wieder herum und blickt den Pass hinunter.

»Wir schlagen sie«, sagt er überzeugt. »Wir gewinnen diese Sache glatt – ja, nun bin ich sicher!«

Er treibt sein Pferd wieder an ...

Vance Taggert wirkt in jeder Lebenslage imposant, niemals unschlüssig. Während des Krieges war er Guerillaführer, doch er kämpfte mit seiner Truppe auf der falschen Seite – und dies ist vielleicht die Erklärung, warum er ein Bandit wurde. Denn die Guerillas des Südens wurden auch nach dem Krieg noch lange gejagt und geächtet.

Die drei anderen folgten ihm willig.

Als sie sich vor ihrem Coup kennenlernten, war er von Anfang an der Anführer. Ja, sie respektierten ihn, obwohl jeder von ihnen bis dahin ein Einzelgänger gewesen war.

Der Passanstieg verlangt ihren ziemlich erschöpften Tieren die letzten Reserven ab. Als sie einmal anhalten, um die Tiere verschnaufen zu lassen, haben sie wieder gute Sicht nach Norden.

Und da sehen sie die Verfolger aus den Hügeln kommen.

Es ist ein großes Rudel. Mehr als zwei Dutzend Reiter zählen sie, und gewiss sind es die zähesten und härtesten, die zurzeit in Abilene weilten. Denn sie alle wollen sich die Belohnung verdienen, die ausgesetzt ist.

Ty Waggoner lacht heiser.

»Denen juckt auch schon der Hintern«, sagt er. »Und ihre Pferde sind erschöpfter als unsere, weil sie aufholen mussten und schneller geritten wurden. Aaah, wir schlagen sie glatt, wenn wir jenseits des Passes nach Anbruch der Nacht die Richtung ändern und sie die Fährte erst nach Tagesanbruch wieder aufnehmen können. Gut gemacht, Taggert!«

Dieser sagt nichts, reitet wieder an.

Sie folgen ihm bis hinauf zur Wasserscheide.

Hier verhält Taggert nochmals. Er streckt die Hand aus und sagt: »Gib mir nun das Packpferd, Hog Hammer. Ich reite damit voraus. Ihr bleibt hier und haltet die Verfolger auf bis Mitternacht. Dann könnt ihr nachkommen.«

Sie staunen ihn an.

Und Hogjaw Hammer macht keine Anstalten, ihm die Leine des Packtieres zu übergeben. Er murrt. »Erst erklärst du uns das mal richtig, großer Meister. Denn dieser Ratschluss ist uns doch etwas unbegreiflich. Sag's uns einfach und schlicht.«

Aber Vance Taggert zeigt nur die Zähne. Erst als Jos Hernandes freundlich sagt: »Du solltest uns das wirklich erklären, Amigo!«, nickt er.

»Jenseits des Passes«, spricht er, »führt eine Postlinie vorbei. Am Fuß des Passes gibt es eine kleine Pferdewechsel-Station. Die Postkutsche kommt gegen Mittag. Wenn wir in dieser Postkutsche sitzen, kann uns das Aufgebot nicht mehr einholen. Denn es gibt dort bei der kleinen Station nicht genug Pferde außer den Sechsergespannen für die Postkutschen. Wenn wir mit der Kutsche weg sind, befinden sich nur ein erschöpftes Sechsergespann und drei oder vier Reitpferde dort, natürlich auch einige Maultiere für die Wagenzüge. Das Aufgebot kann die Postkutsche nicht einholen auf den erschöpften Tieren. Und weil die Postkutsche alle fünfundzwanzig bis dreißig Meilen ein frisches Gespann bekommt, wird der Vorsprung immer größer. Ihr müsst das Aufgebot hier aufhalten, weil es sonst vor Ankunft der Postkutsche bei der Station eintrifft. Dann können wir nicht einsteigen. Versteht ihr? Wenn ihr nach Mitternacht losreitet, seid ihr gegen Mittag bei der Station. Ich halte die Kutsche auf jeden Fall so lange fest, bis ihr da seid. Noch irgendwelche Fragen?«

Sie starren ihn an, und ihr wachsames Misstrauen strömt gegen ihn. Er spürt es wie einen scharfen Atem.

Ty Waggoner sagt plötzlich: »Und wenn du mit der Postkutsche und der Beute weg bist – was dann?«

Als er es gesagt hatte, nicken Hogjaw Hammer und Jos Hernandes heftig.

Wieder lächelt Vance Taggert auf seine blinkende Art. »Ihr würdet mich finden«, sagt er schließlich. »Meine Spur könnte ich niemals gut genug verwischen – nicht gut genug für euch. Denn ihr wärt kein Aufgebot mit begrenztem Interesse. Ihr würdet mich gewiss Jahre suchen zwischen der Nord- und Südgrenze.«

»Auch in Mexiko«, sagt Jos Hernandes und nickt. Er wendet sich an die beiden anderen Partner. »Er weiß Bescheid«, sagt er zu ihnen. »Und weil er kein Narr ist, wird er mit der Beute bei der Poststation auf uns warten. Gib ihm die Leine, Hog. Er war bis jetzt unser Anführer, nach dessen Plan wir handelten. Also soll er weitermachen. Gib ihm die Leine, Hog.«

Der tut es wortlos, aber im roten Schein der Abendsonne sieht er Vance Taggert dabei fest an. Ty Waggoner ist ein hellblonder Typ mit einem roten Sichelbart. Er ist einer dieser typischen Texaner angloamerikanischer Abstammung.

Vance Taggert sagt nichts mehr.

Er verschwindet mit dem Packtier bald darauf auf dem schmalen Passpfad zwischen den Felsen jenseits der Wasserscheide.

Sie blicken ihm nach, solange sie ihn sehen können. Dann aber wenden sie sich ab.

»Siebenundfünfzigtausend Dollar«, murrt Hog Hammer nach einer Weile. »Da gehen sie hin. Ich hätte sie gern bei mir behalten, bis geteilt wurde und wir uns in alle Richtungen verstreuen. Wenn der uns betrügt ...«

Er spricht nicht weiter, doch in seinen gelbbraunen Augen ist ein heißes Funkeln.

Die beiden anderen Männer schweigen zwar, aber sie nicken heftig.

Dann sitzen sie ab und versorgen ihre Pferde, so gut sie das vorerst können.

Das Aufgebot wird in einer knappen Stunde hier oben ankommen. Dann wird es Nacht sein. Sie müssen es aufhalten bis Mitternacht.

✰✰✰

Als es dann Nacht geworden ist, krachen Schüsse hoch oben auf der Wasserscheide des Passes. Das Aufgebot begreift nach einigen Verlusten schnell, dass es nicht weiterkommt, solange die Banditen die Passenge besetzt halten. Selbst ein ganzes Regiment Soldaten könnte hier nicht durchkommen. Es ist zu eng hier oben. Man kann nur durch den Einschnitt auf die andere Seite. Und einige schnelle Schützen können ihn mühelos verteidigen.

Das Aufgebot berät dann eine Weile.

Es beschließt zu rasten und bei Tag zu versuchen, einige gute Schützen über die Barriere der Felsen zu schicken.

Sie hören und merken dann nicht, dass sich die drei Verteidiger der Passenge leise absetzen, ihre Tiere, deren Hufe mit Decken umwickelt sind, dabei führend. Denn der Weg nach unten ist bei Nacht gefährlich und für Unkundige, die ihn zum ersten Mal benutzen, an vielen Stellen nicht im Sattel zu bewältigen.

Und selbst dann, als sich das Aufgebot endlich nach Tagesanbruch wieder an die Verfolgung macht, müssen die Reiter immer wieder absitzen und die schnaubenden Tiere führen. Die Stunden vergehen.

Und indes die Verfolger noch den Passweg herunterkommen, erreichen die Banditen am frühen Mittag die Poststation. Schon beim Heranreiten entdecken sie die beiden Pferde, mit denen Vance Taggert kam, in einem der Corrals.

Die Station ist wirklich klein. Sie besteht eigentlich nur aus einer Hütte, einer Scheune, Stall und Corrals.

Der Stationsmann ist ein alter Bursche. Er betrachtete die drei Reiter wachsam.

»Die Kutsche ist schon weg«, sagt er. »Vor zwei Stunden etwa. Ich soll euch einen Gruß ausrichten von dem Mann, dessen Pferde im Corral stehen. Er lässt euch sagen, dass ihr ihm lieber nicht folgen sollt. Es täte ihm leid, euch umbringen zu müssen. Denn eigentlich wärt ihr doch ganz prächtige Burschen.«

Sie schweigen. Doch sie schwingen sich aus den Sätteln und lösen die Sattelgurte, nehmen die Sättel herunter.

Der Stationsmann sagt heiser: »Nehmt keine Gespannpferde, die aufeinander eingespielt sind. Wenn ihr die Pferde tauschen wollt, was ich nicht verhindern kann, dann nehmt die Tiere aus dem rechten Corral. Das sind Einzelpferde, und sie sind nicht schlechter als eure.«

Sie sagen immer noch nichts.

Doch sie tun auch nichts. Ihre Bitterkeit ist jedoch deutlich erkennbar. Sie strömen etwas aus, was den alten Stationsmann warnt. Als seine Frau – eine Halbindianerin – auftaucht, schickt er sie sofort mit einigen barschen Worten in die Hütte zurück.

Er sieht wenig später den drei Reitern nach. Und er murmelt im Selbstgespräch, wie es Menschen tun, die immer wieder lange allein leben. »Aaah, die da möchte ich nicht auf der Fährte haben – die nicht, o nein! Doch der erste Bursche, der wird sie wie ein Tiger aufhalten, dem drei Wölfe folgen.«

Zwei Stunden später sieht er dann das Aufgebot.

Und er spricht wieder zu sich. »Für die habe ich nicht genug Pferde. Nur zwei oder drei frische Tiere. Und ein Tier aus dem Gespann gebe ich nicht her. Aaah, jetzt werde ich wohl bald erfahren, was diese Kerle für einen Coup gelandet haben. Denn wenn in der Packlast des ersten Reiters Geld war – oooh, dann war es eine ganze Menge!«

Eine halbe Stunde später weiß der Stationsmann, was in Abilene geschah.

✰✰✰

Ein gewisser Elroy Mannen, der jetzt auch mit dem Aufgebot reitet, hatte eine große Treibherde nach Abilene gebracht. Es war eine sogenannte »Sammelherde«, die aus den Herden von einem Dutzend Kleinranchern im Land bei Seven Springs zusammengestellt worden war.

Elroy Mannen war der von allen Ranchern gewählte Treibherdenboss gewesen. Er hatte dann auch von den Viehaufkäufern den Scheck entgegengenommen und war mit den anderen Ranchern zur Bank gegangen. Sie hatten sich das Geld in kleinen Scheinen und Hartgeld auszahlen lassen. Denn große Banknoten konnte ihnen in Seven Springs niemand wechseln. Man lebte die letzten Jahre mehr oder weniger von Tauschgeschäften. Es wurde also nicht einfach nur Geld benötigt in Seven Springs – nein, es musste Kleingeld sein.

Deshalb war es eine ganze Packlast mit Geld. In zwei Säcken befand sich Hartgeld und einer war voller Papiergeld. So war es. Sie nahmen das Geld mit ins Hotelzimmer, denn sie wollten am nächsten Morgen früh losreiten. Und da war die Bank noch längst nicht offen.

Als sie sich Whisky und einige belegte Brote auf das Zimmer kommen ließen, traten statt der erwarteten Bedienung die Banditen mit schussbreiten Revolvern ein. Sie waren maskiert. Und sie ließen die Überfallenen gefesselt und geknebelt im Zimmer zurück, wo man sie zum Glück bald darauf fand. Deshalb war der Vorsprung der Banditen nicht sehr groß.

Doch jetzt sind sie gewiss nicht mehr einzuholen.

Indes sitzt Vance Taggert in der schnellen Kutsche, welche immer neue Gespanne bekommt und die Meilen nur so »frisst«. Die drei betrogenen Partner jedoch befinden sich auf dem Post- und Wagenweg. Sie wechseln überall die Pferde und holen auch am Anfang eine Menge auf. Zuletzt befinden sie sich nur noch eine knappe Stunde hinter der Kutsche.

Doch dann entscheiden nicht mehr die Pferde das Rennen. Die Reiter können nicht mehr. Sie sind erledigt, ganz und gar ausgebrannt. Sie müssen aufgeben.

Nur eine kleine Freude haben sie, nämlich, dass sie dem Aufgebot entkommen sind. Da man sie in Abilene nicht erkannt hat, weil sie ja maskiert waren, sind sie nun außer Gefahr.

Reiter ihrer Art kann man auch für Cowboys halten. Und solche reiten überall umher, suchen Arbeit. Der alte Stationsmann gab den Männern des Aufgebots vielleicht eine Beschreibung. Doch die trifft dann wohl auf viele Reiter oder Cowboys zu.

In einer kleinen Stadt trennen sie sich schließlich.

Ty Waggoner wird nach Süden reiten und in dieser Richtung nach Vance Taggert suchen. Hogjaw Hammer zog das Los, das ihn nach Westen schickt. Und Jos Hernandes will nach Norden, weil er im Süden steckbrieflich gesucht wird.

Sie werden nach Vance Taggert suchen – und wenn es Jahre dauern sollte.

Und sie werden sich postlagernd nach Santa Fe Nachricht geben.

✰✰✰

Tausend Meilen weiter im Südosten geht am frühen Morgen dieses Tages Ben Sacketter wie immer in Jennifer Jones' Restaurant zum Frühstück.

Dieses Frühstück wird oftmals zu einer Stunde der Zweisamkeit zwischen dem Sheriff des Seven-Springs-Landes und der Hotel- und Restaurantbesitzerin.

Auch an diesem Morgen ist es nicht anders.

Denn es sind sonst keine Gäste da. Auch im Hotel hat diese Nacht niemand logiert.

Ben Sacketter ist ein großer, hagerer Mann, dunkel wie ein Indianer, mit rauchgrauen Augen. Beim Gehen hinkt er ein wenig. Aber dennoch bewegt er sich leicht und geschmeidig, so als wäre er kein schwergewichtiger Mann.

Er setzt sich an den kleinen Tisch im Erker, von dem aus er die Straße beobachten kann. Dabei denkt er bitter: Diese Stadt ist schon fast tot. Und sie hat nur eine einzige Chance – nämlich das Geld für die Treibherde, wenn alles gut geht. Dann wird neues Leben im ganzen Land pulsieren. Aber wenn die Treibherde ihr Ziel nicht erreicht – oder wenn aus anderen Gründen kein Geld ...

Er unterbricht seine Gedanken, denn nun kommt Jennifer Jones mit einem Tablett aus der Küche.

Sie lächelt ihm zu und stellt das Tablett mit dem Frühstück auf den Tisch und beginnt zu decken. Er sieht zurückgelehnt zu und freut sich wie immer über ihre geschickten Bewegungen.

Denn Jennifer Jones ist nicht nur auf eine vitale Art attraktiv – nein, sie besitzt auch jene deutliche Ausstrahlung, die sie bei aller Schönheit so lebendig wirken lässt.

Sie setzt sich dann auf ihren Platz.

»Warum hast du mich heute nicht geküsst?«, fragt er.

»Weil ich andere Sorgen habe«, erwidert sie. »Mir ist nicht danach, Mister Sheriff. Die Stadt ist schon fast tot. Ich habe lange keine zahlenden Gäste mehr gehabt. Und ich bekomme nirgendwo mehr etwas auf Kredit. Ich habe Schulden bei allen Handwerkern, beim Storehalter – aaah, überall! Denn ich habe nichts zu tauschen. Und wer von den Geschäftsleuten dieser Stadt will schon in meinem Hotel sein Guthaben abwohnen?«

»Und von mir nimmst du kein Geld«, sagt er bitter. »Du lässt dir nur die Mahlzeiten zum Selbstkostenpreis bezahlen, die ich bei dir einnehme. Zum Teufel, warum eigentlich willst du mich nicht heiraten? Was ist an mir, dass ich dir nicht gut genug bin?«

Sie kaut eine Weile am frischen Biskuit, trinkt dazwischen einen Schluck Kaffee und betrachtet ihn kritisch.

»Oh«, sagt sie dann, »du wärst mir schon recht. In dieser Hinsicht belüge ich dich nicht in den Nächten, die wir zusammen verbringen. Doch du hast einen Fehler. Und weil ich schon eine Menge hinter mir habe, das Leben kenne und somit ein gebranntes Kind bin, ist dieser Fehler so groß wie ein Berg. Aus uns kann nichts werden, Mister Sheriff. Ich gehe fort. Ich kann nicht mal mehr darauf warten, dass irgendwann mal wieder Geld ins Land kommt und diese Stadt davon zu profitieren beginnt. Ich haue ab hier. Und ich werde dir eine Vollmacht geben, die dich berechtigt, für mich dieses Hotel zu verkaufen. Es müsste wenigstens zweitausend Dollar bringen.«

Nachdem sie herb verstummt ist, greift sie nach einem neuen Biskuit.

Seine rauchgrauen Augen werden schmal.

»He, Kratzbrüste«, murmelt er schließlich, »was für einen Fehler habe ich? Sag ihn mir schnell.«

»Du bist ein kleiner Deputy, und jeden Monat schickt dir dein Boss aus Pecos Bend dreißig Dollar Gehalt. Dreißig Dollar! Welch ein Vermögen!«

Ihre Stimme klingt beißend. Sie befindet sich heute wahrhaftig in einem seelischen Tief. Er begreift endlich, dass sich in ihr eine Menge angestaut hat. Ja, irgendwie ist sie in Panik.

Und er kann es verstehen. Denn sie ist ungewöhnlich reizvoll, begehrenswert, für jeden Mann ein kostbarer Besitz.

Sie hätte es nicht nötig, hier in dieser fast toten Stadt ein unrentables Hotel zu betreiben. In jeder größeren Stadt, in der die Dollars rollen und es einige wohlhabende Burschen gibt, hätte sie die freie Auswahl und ein gutes Leben. Sie könnte alles haben – einfach alles.

Ja, er versteht sie gut.

Doch er weiß auch, dass sie ihr früheres Leben satthatte und hier einen neuen Anfang machen wollte. Doch die »Durststrecke« nach dem Krieg ist zu lang.

Er nickt leicht.

»Warte noch ein Weilchen«, sagt er. »Bald kommt das Geld für die Herde. Und nimm so lange einen Kredit von mir. Ich kann dir hundert Dollar leihen, wenn du zu stolz bist, es dir von mir schenken zu lassen.«

»Ja, ich bin so verdammt stolz«, erwidert sie. »Denn ich will kein Geld von dir, weil du in meinem Bett liegen kannst, so oft du willst. Nähme ich Geld dafür, wäre ich eine ...«

»Oh, halt den Mund«, unterbricht er sie. Nun ist auch er böse. Er erhebt sich und stampft hinaus.

✰✰✰

Indes hat Vance Taggert in der stetig rollenden Postkutsche in den nächsten Stunden, Tagen und Nächten reichlich Zeit, über seinen Fluchtweg nachzudenken. Er fürchtet längst nicht mehr die Verfolgung durch das Gesetz – nein, er hat nur die Rache seiner drei Partner zu fürchten. Das weiß er zu gut.

Und sie sind auch die einzigen Menschen, die sein Aussehen und seinen Namen kennen. Dass sie ihn intensiv über Wochen, Monate – vielleicht sogar Jahre – suchen werden, dessen ist er sicher.

Also denkt er darüber nach, wo sie ihn vielleicht niemals suchen werden.

Und als er dies dann mit ziemlicher Sicherheit weiß, begreift er im selben Moment auch schon, dass diese kleine Stadt Seven Springs im Seven-Springs-Land auch geschäftlich die große Chance sein muss.

Denn es wird dort an Geld fehlen. Der Erlös für die große Sammelherde fällt aus. Es muss dort ganz sicherlich eine Menge Zusammenbrüche geben. Und für einen hart gesottenen Geldgeber ist das die ganz große Chance. Er wird eine Menge Beute machen können an Land, Ranches, Farmen, Geschäften, Beteiligungen und dergleichen. Wahrscheinlich wird ihm schon bald die kleine Stadt Seven Springs und eine Menge mehr gehören.

Ja, er entschließt sich in Santa Fe. Und er verwischt seine Fährte, sodass man niemals herausfinden wird, in welche Richtung er von Santa Fe aus die Flucht fortsetzte. Er verschwindet auf einem Pferd und mit einem zweiten Tier als Packpferd. In den nächsten Tagen und Nächten meidet er jede Ortschaft, ja sogar die Nähe von Siedlungen und Hütten. Er reitet in den Nächten und rastet am Tage.

Und niemand, der vielleicht seine Fährte bis Santa Fe verfolgt, wird herausfinden, wohin er von dort aus ritt.