G. F. Unger Western-Bestseller 2654 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2654 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Seit drei Tagen und Nächten beobachtete ich die heruntergekommene Farm, in der die drei Kerle untergekrochen waren, deren Fährte ich folgte.
Manchmal sah ich auch das Mädchen, das sie in ihrer Gewalt hatten.
Fast drei Wochen waren vergangen, seitdem sie die Postkutsche überfallen und ausgeraubt hatten. Das Mädchen nahmen sie mit und flüchteten über den Pecos ins Land der Geächteten. Sie entkamen allen Aufgeboten.
Nur ich blieb auf ihrer Fährte, denn ich wollte mir die tausend Dollar verdienen, die der Vater des Mädchens mir versprochen hatte, wenn ich ihm die Tochter zurückbringen würde.
Wie ein halb verhungerter Wolf hatte ich mich an ihre Fersen geheftet. Und ich war entschlossen, mir meine Beute nicht entreißen zu lassen ...


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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Duell mit dem Tod

Vorschau

Impressum

Duell mit dem Tod

Seit drei Tagen und Nächten beobachtete ich die heruntergekommene Farm, in der die drei Kerle untergekrochen waren, deren Fährte ich folgte.

Manchmal sah ich auch das Mädchen, das sie in ihrer Gewalt hatten.

Fast drei Wochen waren vergangen, seitdem sie die Postkutsche überfallen und ausgeraubt hatten. Das Mädchen nahmen sie mit und flüchteten über den Pecos ins Land der Geächteten. Sie entkamen allen Aufgeboten.

Nur ich blieb auf ihrer Fährte, denn ich wollte mir die tausend Dollar verdienen, die der Vater des Mädchens mir versprochen hatte, wenn ich ihm die Tochter zurückbringen würde.

Wie ein halb verhungerter Wolf hatte ich mich an ihre Fersen geheftet. Und ich war entschlossen, mir meine Beute nicht entreißen zu lassen ...

Übrigens, mein Name ist Starretter, Jeremy Starretter. Ich rechnete mich zur Gilde der Revolverkämpfer, deren Colt man sich mieten konnte.

Ich wusste, ich konnte nicht mehr lange auf dem Hügel hocken und die Farm beobachten – aus verschiedenen Gründen nicht. Mein Proviant und vor allen Dingen mein Wasservorrat gingen zur Neige.

Doch das wäre noch kein Grund zur Ungeduld gewesen. Es gab einen, der schwerer wog.

Es waren die drei Kerle selbst. Ich wusste, dass sie den Instinkt oder das Ahnungsvermögen von gejagtem Raubwild besaßen. Ihr Instinkt warnte sie gewiss schon. Sie hatten ungute Ahnungen oder Empfindungen, ohne zu wissen, warum oder weshalb.

Ich sah es ihnen an, wenn sie auf der verfallenen Veranda herumlungerten oder zu den Corrals gingen, um nach den Pferden zu sehen. Und das Mädchen musste sie bedienen, also für sie kochen, ihre Wäsche waschen. Und gewiss gehörte das arme Ding jede Nacht einem anderen.

Denn sie waren der Abschaum der Menschheit, der letzte Dreck. Mörder und Banditen, auf die der Galgen wartete.

Nun, mir wurde also am frühen Morgen des vierten Tages klar, dass ich nicht länger warten konnte. Die Kerle würden den Grund ihrer instinktiven Unruhe bald herauszufinden versuchen.

Was also sollte ich tun? Es mit drei gefährlichen Burschen aufnehmen? Oder sollte ich noch warten und hoffen, dass einer oder zwei von ihnen fortreiten würden, um zu jagen oder irgendwo auf der Weide in den Hügeln eines der Wildrinder zu schlachten.

Das Mädchen tat mir leid.

Ich hätte ihre Hölle gerne verkürzt. Doch ich musste vorsichtig sein. Diese drei Banditen waren gefährlich. Sie schossen sofort. Und ein toter Jeremy Starretter hätte der Kleinen nichts genützt – gar nichts.

Als dann die Sonne schon den halben Weg bis zu ihrem höchsten Stand zurückgelegt hatte, kam dort unten tatsächlich etwas in Gang.

Zwei der Kerle schlurften zum Corral und holten ihre Pferde heraus. Sie sattelten die Tiere, schwangen sich hinauf und ritten davon.

Das endlich war die Chance, auf die ich gewartet hatte.

Ich machte mich auf den Weg.

Als ich um das halb verfallene Farmhaus schlich, hörte ich drinnen den Kerl sagen: »Wenn du netter zu mir wärst, dann würde ich dich für mich allein beanspruchen und dir die beiden anderen Burschen vom Leibe halten. Denn ich bin – wie du wohl erkannt haben wirst – der Bursche von uns dreien, auf den es ankommt. Na, willst du jetzt endlich ...«

Er sprach nicht weiter.

Denn unter mir knarrte ein Brett der Veranda.

Ich wusste, was kommen würde, verhielt und zog meinen Colt.

Der Bursche kam nicht herausgelaufen – o nein.

Er kam herausgehechtet, drehte über die Veranda eine Rolle und flog über den Rand zu Boden.

Dort richtete er sich gerade so viel auf, um über die Veranda hinweg schießen zu können. Denn indes er rollte, hatte er mich ausgemacht.

Ich aber schoss früher als er.

Obwohl ich nur seine Haare und die Stirn mit den Augen darunter sah, traf ich ihn genau.

Er entschwand meinen Blicken, und als ich mit rauchendem Colt an die Verandakante trat, da sah ich ihn liegen. Seine Augen starrten blicklos zu mir empor.

Er war also tot.

Als ich zur Tür blickte, sah ich dort das Mädchen verharren.

»Hallo, Stella«, sagte ich. »Ich bin gekommen, um dich von hier fortzuholen. Dein Vater schickt mich. Aber erst muss ich noch mit den beiden anderen Burschen zurechtkommen. Ich werde dort in dem halb offenen Schuppen auf sie warten. Bleib in der Tür so stehen. Und wenn sie dich fragen, was geschehen ist, dann rufe ihnen zu, dass ich abgehauen wäre. Kannst du das?«

Sie presste die Zähne aufeinander und nickte.

Dann verließ ich die Veranda und ging hinüber zum Schuppen, verschwand darin im tiefen Schatten.

Ich brauchte nicht lange zu warten.

Ich hörte zwei galoppierende Pferde – aber diese trennten sich vor der Farm und umkreisten sie. Dann tönten Rufe, wilde Schreie. Die beiden Kerle riefen ihren Kumpan. Er hieß Hank.

Und dann endlich sah ihn einer vor der Veranda liegen und rief dies dem anderen mit den Worten zu: »Hank liegt halb unter der Veranda. Der muss tot sein! He, Rotkopf, wer war das? Und wo steckt der Bursche? Antworte schnell, Rotkopf!«

Mit Rotkopf war das Mädchen in der offenen Tür gemeint. Denn deren Haar war so rot wie poliertes Kupfer.

Ich hörte sie laut genug erwidern: »Der ist schon wieder fort! Der ritt in diese Richtung.«

Aber sie ließen sich nicht fortschicken.

Einen sah ich nun. Er schwang sich vom Pferd und benutzte es als Deckung.

Dabei brüllte er: »Komm von der Veranda, Rotkopf! Komm her zu mir!«

Er zielte dabei mit dem Colt auf das Mädchen.

Und ich wusste ziemlich sicher, wie es nun weitergehen würde.

Sie glaubten, dass ich irgendwo verborgen war. Es gab außer dem halb offenen Schuppen noch eine halb zusammengebrochene Scheune und einen baufälligen Stall. Der Schuppen war eine Art Werkstatt gewesen mit einer Feldschmiede darin.

Sie wollten das Mädchen als Geisel haben, um mich zum Herauskommen zu zwingen.

Nun, das konnten sie auch ohne ihre Gemeinheit haben.

Und so trat ich aus dem dunklen Schatten hervor, bis ich im Sonnenlicht sichtbar wurde.

Der Kerl hinter dem Pferd brüllte sofort auf und schoss unter dem Pferdehals hindurch auf mich. Aber seine Kugel verfehlte mich.

Ich schoss ebenfalls.

Und ich musste erst sein Pferd treffen.

Das verletzte Tier sprang gellend wiehernd zur Seite, stieß ihn dabei heftig. Und so verfehlte er mich noch einmal.

Dann aber war er ohne die Deckung des Tieres, und nun traf ich ihn mit einem einzigen Schuss.

Doch dann bekam ich es von der Seite her.

Die Kugel brannte wie ein Schwerthieb über meine Rippe. Ich schwankte, fiel auf ein Knie, bekam jedoch den Revolver wieder hoch.

Der dritte Bandit wollte mich niederreiten.

Er jagte schießend auf mich zu.

Ich warf mich zur Seite, um den Hufen des Pferdes zu entkommen.

Ich lag auf dem Rücken und schoss schräg zu ihm hinauf. Meine Kugel stieß ihn aus dem Sattel. Seine Kugel traf mich nicht.

Ja, ich hatte gewonnen.

Doch um welchen Preis.

Meine Wunde brannte, und ich bekam kaum Luft vor Schmerz.

Tausend Dollar waren manchmal verdammt schwer zu verdienen.

Ich hatte dreimal ein Duell mit dem Tod überstehen müssen.

Für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen.

✰✰✰

Als es vor meinen Augen wieder hell wurde, waren sicherlich nur wenige Sekunden vergangen.

Stella kniete neben mir. Sie war dabei, mir das Hemd zu öffnen und nach meiner heftig blutenden Wunde zu sehen.

Daran erkannte ich ihre Lebenskraft.

Sie hatte furchtbare Erlebnisse hinter sich, und sie hatte uns kämpfen und Blut vergießen sehen. Sie sah ihre Entführer sterben. Dennoch behielt sie die Kontrolle über sich und begann sofort zu handeln. Sie benahm sich nicht wie eine ängstliche Henne, sondern versuchte mir zu helfen.

Als sie die Wunde freigelegt hatte, bekam sie erschrockene Augen. Es waren grüne Augen.

Ich sagte: »Kannst du was dagegen tun, Stella?«

Sie hielt ihre Unterlippe zwischen den Zähnen fest. Aber sie nickte dann heftig und erwiderte entschlossen: »Wenn du aufstehen könntest, Bruder – wenn du mir helfen könntest, drinnen auf eines der Lager zu kommen, dann ...«

»Sicher«, knurrte ich und biss dann die Zähne zusammen.

Und mit ihrer Hilfe kam ich bald auf die Beine.

Irgendwie schafften wir es ins Haus.

✰✰✰

Eine Woche lang sorgte sie gut für mich, und ich kam auch recht schnell wieder auf die Beine. Nur reiten konnte ich nach dieser Woche noch nicht. Denn die kaum verharschte Wunde, die mir eine Rippe bloßgelegt hatte und von Stella mit Nadel und Zwirn zusammengenäht worden war, hätte wieder aufplatzen können.

Wir sprachen die ersten Tage nicht viel.

Doch als ich zu den Mahlzeiten wieder am Tisch sitzen konnte, redeten wir schon etwas mehr miteinander.

Und ich mochte diese Stella Brown mit jedem Tag mehr.

Sie war nicht nur schön, denn Schönheit allein genügt ja nicht bei einer Frau oder einem Mädchen. Schönheit muss Wärme haben, Lebendigkeit, Ausstrahlung. Und das alles besaß Stella.

An einem Abend sagte ich: »In zwei oder drei Tagen kann ich dich heimbringen.«

»Nein«, widersprach sie, »das wirst du nicht. Ich will nicht heim.«

Da staunte ich ungläubig. Doch weil ich dabei in ihre Augen sah, begann ich darin zu erkennen, was in ihr war. Sie erklärte es mir aber auch noch, ganz und gar bestrebt, mein Verständnis zu bekommen.

Denn schließlich würde mich das tausend Dollar kosten. Ich hatte mit ihrem Vater einen Vertrag. Wenn ich sie zurückbringen konnte, bekam ich tausend Dollar.

Aber wenn sie nicht heimkehren wollte, konnte ich sie auch nicht zurückbringen. Ich fluchte in Gedanken.

Indes hörte ich sie sagen: »Mein Vater führt den Generalstore in der County-Hauptstadt. Er ist ein Mann, der sehr auf Ansehen und Ehre hält, auf die Reinheit seiner Familie. Meine Mutter lief ihm fort mit einem Spieler. Und ich befand mich in den Händen dreier übler Kerle, die mich nicht schonten. Vielleicht werde ich sogar ein Kind bekommen. Daheim bei meinem Vater und in der Stadt wäre das Leben für mich nicht mehr zu ertragen. Verstanden, Jeremy?«

Sie brauchte mir gar nichts sonst zu erklären. Ich wusste, dass man mit Fingern auf sie zeigen würde. Und wenn sie das Pech haben sollte, ein Kind zu bekommen ...

Oha, es war gar nicht auszudenken, wie gnadenlos die sogenannte ehrenwerte Gesellschaft in einer Stadt sein konnte.

Ja, ich konnte Stella gut verstehen.

Wir saßen uns am Tisch bei Kerzenschein gegenüber, hatten unser Abendbrot soeben beendet. Lange sahen wir uns an.

Dann fragt sie: »Was zahlt mein Vater dir, wenn du mich heimbringst?«

»Tausend Dollar«, erwiderte ich.

Sie nickte. »Und wenn du mich nicht zu ihm bringst, dann verlierst du dieses Geld.«

»Wahrscheinlich«, erwiderte ich. »Denn ich hatte den Eindruck, dass dein Vater ein hartgesottener Geschäftsmann ist.«

»Das ist er wahrhaftig«, erwiderte sie, und es war ein wenig Verachtung in ihrer Stimme. »Er gehört zwar dem Kirchenvorstand an. Und er singt auch im Chor mit, wenn es gilt, den Herrn zu loben. Doch wenn jemand bei ihm die Schulden oder zumindest deren Zinsen nicht zahlen kann, dann ...« Sie sprach nicht weiter, aber ihre Handbewegung sagte alles.

Ihr Vater war ein harter Mann, und wahrscheinlich hielt er das auch noch für gerecht.

Ihr Blick, mit dem sie mich ansah, wurde fester, zwingender – und zugleich aber auch irgendwie bittend.

»Dann bin ich dir tausend Dollar mit Zinsen schuldig«, sagte sie. »Und irgendwann, wenn wir uns wieder begegnen, dann werde ich zahlen. Gut so?«

Ich staunte. Denn wie konnte sie so sicher sein, dass wir uns noch einmal begegnen würden?

Sie schien Gedanken lesen zu können. »Ich bin sehr sicher«, sprach sie weiter, »dass sich unsere Wege noch einmal kreuzen. Denn du bist ein Revolvermann, gewissermaßen ein umherziehender Ritter, der seine Dienste anbietet. Auch ich werde wohl in den nächsten Jahren umherziehen.«

Nun wusste ich es. Sie wollte ein Tingeltangel-Girl werden. Viele Mädchen dachten so wie sie. Die meisten gingen vor die Hunde.

»Du könntest auch mit mir ziehen und mich beschützen«, sagte sie langsam.

Ich begann mir eine Zigarette zu drehen. Als ich sie anrauchte, hatte ich mich entschlossen.

»Wohin also soll ich dich bringen?« So fragte ich.

»Zu einer Station der Postlinie. Und etwas Geld für die Fahrkarte bis El Paso werde ich brauchen. Ein paar Dollar fand ich schon in den Taschen der Kerle, bevor ich sie mithilfe eines Pferdes wegschleifte.«

Mir wurde bewusst, was sie alles tat, indes ich angeschossen in der Farmhütte lag und mich nicht bewegen konnte.

Sie hatte die Toten weggeschleift wie Baumstämme.

Sie hatte alles, was sie in den Taschen der Banditen fand – und auch in deren Gepäck – auf den Tisch gelegt.

Die drei hatten zwar die Postkutsche überfallen, aber dabei nur wenig Beute gemacht. Vielleicht hatten sie das Mädchen deshalb als Geisel mitgenommen in ihrer Enttäuschung und Wut.

Ich sagte: »Nimm dir so viel, wie du zu brauchen glaubst. Das andere bringe ich in eure Stadt. Dann müssen sie mir dort zumindest glauben, dass ich die Kerle erwischt habe und dich befreien konnte. Denn diese Ringe und Uhren, Armbänder und Anhänger, die werden von ihren Besitzern ja wohl als geraubt gemeldet und genau beschrieben worden sein wegen der Versicherung.«

Sie streckte die Hand aus und nahm sich zwanzig Dollar.

Aber es waren insgesamt dreihundertsiebenundfünfzig Dollar, die sie hätte nehmen können.

Wieder sahen wir uns an. Eigentlich tat sie mir leid. Und so sagte ich: »Wenn wir vorsichtig reiten, können wir schon morgen aufbrechen. Ja, ich bringe dich zum Wagenweg nach El Paso und dort zu einer der Relaisstationen. Stella, ich kann dich gut verstehen.«

Ihr Blick wurde etwas schmal. Dann murmelte sie: »Jeremy, wahrscheinlich bist du ein Mann, wie ihn sich jedes Mädchen wünscht. Aber ich werde nie wieder etwas für einen Mann empfinden können, nie wieder. Ich werde ihnen die Haut abziehen, allen, die auf mich reinfallen. Nur bei dir mache ich eine Ausnahme, nur noch dieses eine Mal bei dir.«

»Du tust mir leid«, erwiderte ich. »Denn das Leben kann wieder schön werden. Du könntest irgendwann ...«

»Nein!« Sie unterbrach mich hart.

Und da gab es wohl nichts mehr zu sagen.

Drei Tage später erreichten wir den Wagenweg nach El Paso oder Santa Fe, wenn man in die andere Richtung wollte.

Wir hatten Glück, brauchten nicht lange zu warten. Kaum hatten wir etwas gegessen, kam die Postkutsche angesaust. Als sie zehn Minuten später wieder abfuhr, saß Stella Brown in ihr.

Sie sah mich durchs Fenster noch einmal an.

Und bevor sie eingestiegen war, da hatte sie gesagt: »Wir sehen uns irgendwann wieder. Dann zahle ich dir tausend Dollar und die Zinsen.«

Diese Worte waren noch stark in mir, indes die Kutsche losfuhr und Stella mich durchs Fenster ansah.

Ich machte mich mit den Pferden auf den Weg zu jener Stadt, in welche Stella nicht wieder zurückgewollt hatte.

Und ich war einigermaßen neugierig, was wohl der Storehalter Abe Brown sagen und wie er sich verhalten würde, wenn ich ihm alles berichtet hatte.

✰✰✰

Die County-Hauptstadt lag in einer Schleife des Pecos River, und sie sah aus der Ferne hübsch und freundlich aus.

Als ich vor dem Sheriff's Office verhielt, trat der alte Sheriff heraus, der damals nach drei Tagen und zwei Nächten mit dem Aufgebot umgekehrt war.

Er erkannte mich wieder und wusste, dass ich die Fährte weiter verfolgt hatte, weil Abe Brown tausend Dollar für die Befreiung seiner Tochter zahlen wollte.

Ich reichte dem Sheriff vom Sattel aus einen Beutel hinunter.

»Da ist alles drin, was die Kerle bei sich hatten an Geld und Wertsachen, Sheriff«, sagte ich.

»Und die Kerle selbst?«

»Sie sind tot«, erwiderte ich. »Auch ich bekam etwas ab und lag länger als eine Woche flach.«

»Und Stella Brown?«

»Sie wollte nicht heim. Die Kerle schonten sie nicht. Sie wollte nicht heim, sondern fuhr nach El Paso. Ich werde es ihrem Vater sagen.« Nach diesen Worten ritt ich weiter bis vor den Store.

Abe Brown stand hinter dem Ladentisch und rollte einen Ballen Stoff zusammen. Auch er erkannte mich sofort. Und er fragte scharf: »Wo ist Stella?«

»Ich habe sie befreit«, erwiderte ich. »Aber sie wollte nicht heim.«

Er starrte mich eine Weile staunend an. Dann wurde sein Blick misstrauisch und falsch.

»Wer sagt mir«, knirschte er, »dass Sie meine Tochter überhaupt befreien konnten und dass alles stimmt, was Sie sagen?«

»Ich brachte alles zum Sheriff, was die Banditen den Passagieren der Postkutsche an Wertsachen abnahmen«, erwiderte ich ruhig. »Glauben Sie, dass mir die Banditen das alles freiwillig hergaben?«

Er schluckte mühsam, den er wusste, dass es so sein musste, wie ich behauptete. »Sind die Hurensöhne wenigstens tot?« So fragte er knirschend.

Ich nickte.

»Wenigstens das ...«, sprach er heiser und voller Hass.

Dann sah er mich mit kalten Augen an.

»Warum haben Sie Stella nicht mit Gewalt zu mir gebracht, zu mir, ihrem Vater? Warum haben Sie unseren Vertrag gebrochen? Ist Ihnen klar, dass Sie Ihren Job nicht erledigen konnten? Ich brauche nicht an Sie zu zahlen.«

»Nein«, erwiderte ich. »Mein Honorar werde ich irgendwann mal von Ihrer Tochter bekommen.«

Nach diesen Worten wandte ich mich ab und ging zur Tür.

Er sagte hinter mir her: »Stella ist wie ihre Mutter. Die lief mir ebenfalls fort, um irgendwo ...«

Ich trat hinaus und ging zu meinem Pferd. Ich ritt zurück bis vor das Sheriff's Office, saß ab und trat ein.

»Sie wollen doch sicherlich ein Protokoll machen, Sheriff, ja? Für die Versicherung der Post- und Frachtgesellschaft. Nun, ich stehe zur Verfügung.«

Der grauköpfige Sheriff saß hinter dem narbigen Schreibtisch und nickte.

»Ja, machen wir uns an die Arbeit«, sagte er und griff nach dem Federhalter, legte ein Blatt Papier auf die Schreibunterlage.

Ich erzählte ihm alles langsam genug, sodass er mitschreiben konnte. Dann unterschrieb ich.

Er fragte: »Hat Abe Brown die ausgesetzte Prämie gezahlt?«

Ich schüttelte stumm den Kopf.

»So ist er«, sagte der Sheriff.