G. F. Unger Western-Bestseller 2656 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2656 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Sie stammen aus Texas, Arkansas und Tennessee. Sie sind Männer, die zu den Verlierern des furchtbaren Krieges zwischen den Nord- und Südstaaten gehören. Sie haben ihre Familien und ihre Heimat verloren. Aber sie geben nicht auf. Sie kämpfen weiter um ihre Existenz.
Unter dem ehemaligen Major John Morgan aus Alabama wachsen diese harten furchtlosen Männer zu einer Gemeinschaft zusammen, die durch nichts mehr zu sprengen ist.
In Colorado finden sie endlich eine neue Heimat. Big Boss John Morgan gründet im Bluegrass Valley die Ranch, deren Wahrzeichen ein ausgebleichter Stierschädel ist: die SKULL RANCH ...


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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Als der Boss kam

Vorschau

Impressum

Als der Boss kam

Sie stammen aus Texas, Arkansas und Tennessee. Sie sind Männer, die zu den Verlierern des furchtbaren Krieges zwischen den Nord- und Südstaaten gehören. Sie haben ihre Familien und ihre Heimat verloren. Aber sie geben nicht auf. Sie kämpfen weiter um ihre Existenz.

Unter dem ehemaligen Major John Morgan aus Alabama wachsen diese harten furchtlosen Männer zu einer Gemeinschaft zusammen, die durch nichts mehr zu sprengen ist.

In Colorado finden sie endlich eine neue Heimat. Big Boss John Morgan gründet im Bluegrass Valley die Ranch, deren Wahrzeichen ein ausgebleichter Stierschädel ist: die SKULL RANCH ...

Es sind nicht irgendwelche Männer, die sich da am Südufer des Cimarron versammelt haben. Es sind Herdenbosse aus Texas, und sie haben mit ihren gehörnten Biestern schon einen langen Treibweg hinter sich.

Am gegenüberliegenden Nordufer beginnt Kansas. Vom Cimarron bis zum Arkansas ist es nicht mehr weit. Und am Arkansas liegt Dodge City. In Dodge City aber würden sich die gehörnten Biester aus Texas in blanke Dollars verwandeln.

So ist das.

Eigentlich hätten die Herdenbosse einigen Grund zur Freude haben können, wenn da drüben nicht die anderen Burschen gewesen wären.

Und von diesen anderen Burschen erzählt ihnen jetzt ein Herdenboss, der am Tag zuvor seine Herde verlor.

Sie hören schweigend zu und nicken sogar beipflichtend, als der Mann sagt: »Ihr habt ja vielleicht schon von mir gehört. Ich bin Ned Ballard und nicht gerade eine Pfeife. Ich hatte außer meinen dreitausend Longhorns auch eine prächtige Mannschaft. Auf meine Männer konnte ich mich verlassen wie ein Vater auf seine Söhne. Versteht ihr? Wir haben zwölfhundert Meilen Treibweg recht gut geschafft, sind über den Red River und durch das Indianer-Territorium gekommen, haben Stampeden, Schlechtwetter, Durststrecken und all das Übel überstanden. Und dann gerieten wir an diese Hundesöhne dort drüben. Sie haben mich zu euch gelassen, damit ich euch erzähle, wie wenig Sinn es hat, falls ihr mit dem Kopf durch die Wand gehen wollt wie ich.«

Er macht eine Pause. Und die anderen Herdenbosse – es sind fast ein Dutzend von ihnen versammelt – schweigen grimmig. Sie spähen über den Fluss. Was sie drüben sehen, macht sie nicht froh. Denn es sind Reiter, viele Reiter. Sie sperren die Furt.

Ned Ballard aber spricht weiter.

Er sagt: »Das sind Buschräuber, einstige Guerillas, die für den Norden kämpften. Doch nach der Kapitulation des Südens bei Nashville und Appomattox wurden sie Banditen, wie unsere Guerillas auch. Jetzt haben sie sich was ausgedacht, und ich wette, dass sie dies mit Billigung des Nordens tun. Wir Texaner sollen immer noch bluten, immer noch zahlen und zahlen. Kurzum, Männer, sie verlangen zwei Dollar für jedes Tier, welches über den Cimarron und nach Kansas will. Aber das wisst ihr ja schon, nicht wahr? Deshalb seid ihr ja euren Herden vorausgeritten und zum Fluss gekommen. Was ich euch sagen soll – erzählen und berichten soll! –, das ist die Geschichte meiner Niederlage. Denn ich wollte nicht zahlen. Ich trieb die Herde hinüber und wollte kämpfen. Jeder meiner Treiber war ein Texaner. Und jeder wollte es diesen verdammten Schuften zeigen, welche glaubten, uns Texaner mit unseren Stieren aufhalten zu können. Nun, wir zeigten es ihnen. Aber wir verloren die Herde. Ich verlor viele von meinen Männern. Sie wurden in alle Himmelsrichtungen gejagt wie meine Rinder. Ich habe verloren. Für meine Herde nahm ich daheim einen Kredit auf. Jetzt bekomme ich keinen zweiten Kredit mehr für eine zweite Herde. Wenn ich gewusst hätte, wie stark diese Kansasguerillas sind, wie hart und entschlossen sie zuschlagen, hätte ich zwei Dollar für jedes Tier gezahlt. Jawohl! Sie hätten einen Schuldschein von mir bekommen, der sie berechtigt hätte, vom Käufer meiner Herde zuerst zu kassieren. Nun, jetzt wisst ihr alles! Und was werdet ihr tun? Zahlen oder kämpfen?«

Er verstummt heiser nach seiner – für einen Texaner – langen Rede. Und er starrt von einem seiner Zuhörer zum anderen, blickt in all diese scharfen und harten Gesichter, die so sind wie seines.

Die Herdenbosse sitzen noch auf ihren Pferden. Das sind sie ja nun schon seit vielen, vielen Wochen gewöhnt. Ihr Leben spielt sich fast nur noch im Sattel ab. Oft schliefen sie sogar reitend im Sattel minutenlang unterwegs auf dem Trail. Und ihr ganzes Denken drehte sich allein um ihre Herde.

Nun wollen sie sich nicht damit abfinden, dass ihnen hundert oder noch mehr Banditen den Weg nach Kansas versperren. Weil sie Texaner sind, denken sie natürlich zuerst an Kampf. Denn auch sie könnten mehr als hundert Reiter aufbieten. Nur müssten sie diese von den Herden abziehen. Diese Herden kommen schon ziemlich dicht hintereinander herangezogen. Wenn die Cimarronfurt eine Weile gesperrt bleiben sollte, so wird es ein böses Durcheinander geben.

Sie könnten also höchstens die Hälfte ihrer Reiter von den Herden abziehen.

Edson Sarturday vom Brazos, ein falkenäugiger Bursche, der mit fünftausend Rindern und drei Dutzend Treibern unterwegs ist, schiebt den Hut zurück und wischt mit dem Unterarm über seine schwitzende Stirn.

»Nun, wenn ihr mich fragt«, sagt er, »dann reiten wir mit fünfzig oder sechzig unserer Jungs hinüber und jagen sie zum Teufel.«

»Die lassen euch ins Leere stürmen«, warnt Ned Ballard. »Das haben sie auch bei mir so gemacht. Die warten dann auf eure Herden. Es ist ja leicht, Longhornherden in Stampede zu versetzen. Glaubt es mir. Diese Hundesöhne wissen genau, dass ihr mit den Herden kommen müsst. Darauf warten sie. Ihr braucht eure Reiter entweder zum Kämpfen oder für die Herden. Beides geht nicht. Ich würde an eurer Stelle zahlen. Aber ich will euch meine Meinung nicht aufdrängen.«

Er zieht sein Pferd etwas zur Seite, sodass er an der dicht gedrängten Traube der Herdenbosse vorbei weiter den Uferhang hinauf zu einer Baumgruppe reiten kann.

Einer der Herdenbosse ruft ihm nach: »He, wohin willst du, Ned Ballard?«

»Dort zu den Bäumen! Und von diesem Platz aus werde ich dann zusehen. Ja, ich möchte zusehen, ob ihr es besser machen werdet als ich!«

Ned Ballards Stimme klingt wild und böse.

Aber das ist verständlich. Er hat gestern seine Herde und seine Mannschaft verloren. Er gleicht einem Schiffskapitän, der sein Schiff mit wertvoller Ladung an Piraten verlor.

Die Herdenbosse schweigen wieder. Sie starren hinüber. Und es geht ein grimmiger und unversöhnlicher Atem von ihnen aus, eine Strömung, welche offensichtlich von den Guerillas drüben gespürt wird.

Denn sie winken hohnvoll, schwingen ihre Hüte und machen einladende Bewegungen.

Den Herdenbossen wird immer klarer, dass sie nicht nur viele ihrer Reiter, sondern auch eine Unmenge Rinder verlieren werden, wenn sie das Kansasufer mit Gewalt erobern wollen.

Aber wenn sie es nicht versuchen wollen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: den geforderten Preis zahlen oder die Herden erst einmal nach Osten zu am Cimarron entlangzutreiben – wenn es sein muss, bis nach Missouri hinüber, ja sogar bis nach Sedalia. Doch das ist ein gewaltiger Weg. Und wahrscheinlich warten überall diese Exguerillas auf Texasherden.

Sie schweigen und überlegen – und je länger sie das tun, umso bitterer ist ihre Erkenntnis, dass sie in der Klemme stecken.

Von Osten her kommt ein Reiter am Fluss entlang.

Sie blicken zuerst ziemlich uninteressiert. Aber dann wird ihnen klar, dass sich dieser Reiter in Deckung der Uferbäume und hohen Büsche hält und von drüben nicht gesehen werden möchte.

Schließlich winkt der Reiter. Es ist eine unmissverständliche Aufforderung, zu ihm zu kommen. Weil sie begreifen, dass er aus seiner Deckung nicht herausreiten will, reiten sie hinüber. Denn ihr Instinkt – und es ist der scharfe Instinkt von Herdenbossen – sagt ihnen, dass sie sich diesen Reiter näher ansehen sollten.

Sie umgeben ihn bald schon im Halbkreis.

Und sie sehen einen Mann, den sie für einen Boss halten, so wie sie ja selbst auch Bosse sind.

Aber er ist kein Rindermann. Und das macht sie misstrauisch.

Sein Pferd ist nicht besonders, nur ein Durchschnittsgaul. Der Sattel jedoch ist erstklassig, aber kein Cowboysattel. Solche Dinger besitzen die reichen Baumwollpflanzer jenseits der Mississippilinie.

Der Mann ist groß, hager, gut proportioniert, dunkelhaarig und bärtig. Sie schätzen ihn auf etwas über vierzig Jahre – und am bemerkenswertesten sind seine rauchgrauen Augen. Alles in allem ist er ein Boss wie sie, ein gestandener Mann sozusagen, ein Bursche, der all seine Lektionen längst gelernt hat und genau weiß, wie es auf dieser Welt langgeht – und wo.

»Mein Name ist Morgan«, sagt er zu ihnen, »John Morgan aus Alabama. Und ich hätte Ihnen einen geschäftlichen Vorschlag zu machen.«

Nun blicken sie ihn noch mal genauer an.

Aber es ändert sich in ihnen nichts. Ihr Gefühl bleibt gleich. Er macht einen guten Eindruck auf sie. Und er ist ein Südstaatler.

Butch Hickins sagt plötzlich: »He, Mister Morgan aus Alabama, waren Sie in der Konföderiertenarmee? Und wenn ja, welchen Rang bekleideten Sie?«

»Ich war zuletzt Major«, erwidert John Morgan und beantwortet damit zugleich beide Fragen.

»Major Stonewall Morgan?« So fragt Butch Hickins.

Sie sehen Morgan nicken.

Butch Hickins aber stößt ein glucksendes Lachen aus.

»Wie klein ist doch diese Erde«, sagt er dann. »Mein jüngster Sohn diente in einem Alabama-Regiment unter Stonewall Morgan. Mein Name ist Hickins, Butch Hickins aus dem San-Antonio-Land. Kannten Sie Larry Hickins? Er war Trompeter in der ersten Schwadron.«

»Und er hatte hunderttausend Sommersprossen im Gesicht und eine Nase, die er nicht viel heben musste, um es in die Löcher regnen zu lassen«, grinst John Morgan. »Mister Hickins, Ihr Junge war ein guter Soldat. Er fiel im Oktober 1864 im Shenandoahtal, als wir uns vor General Sheridan zurückziehen mussten. Ich erinnere mich, dass ich an seine Eltern einen Brief schrieb.«

»Und er schrieb uns vorher von Ihnen, Major«, murmelt Butch Hickins. Er wischt sich über das Gesicht. Schnaufend wendet er sich nach rechts und links.

»Männer«, sagt er, »ich habe keine Zweifel mehr an diesem Gentleman. Was für ein Geschäft er uns auch vorschlagen sollte, es wird ein faires Geschäft sein. Also, Major?«

»Der Major ist vergessen.« John Morgan lächelt schief. »Ich bin nur noch ein Mann aus Alabama, der nach Nordwesten ritt, um nach einer Chance zu suchen. Denn Alabama ist arm wie eine Kirchenmaus. Alabama hat nicht mal Rinder wie Texas, die sich in blanke Dollar verwandeln. Bis die Baumwolle von Alabama wieder Gewinn bringt, vergehen noch Jahre.«

Sie schweigen nach seinen Worten. Doch sie bewegen sich etwas unruhig in den Sätteln.

Butch Hickins aber fragt: »Und? Haben Sie Ihre Chance gefunden, Major?«

Dieser sieht sie alle noch einmal der Reihe nach an.

Dann nickt er.

»Ich glaube – ja! Denn ich weiß, wie Sie wahrscheinlich ohne Verluste Ihre Herden über den Fluss bekommen. Ich habe die Chance klar erkannt und werde sie nutzen. Es dreht sich eigentlich nur noch darum, wie Sie mir meine Hilfe honorieren wollen, Gentlemen. Wissen Sie, ich kann es nicht nur für die Ehre tun, Texanern geholfen zu haben. Das verstehen Sie sicherlich.«

Sie nicken ernst.

Dann spricht Butch Hickins für alle: »Major, erklären Sie uns die Sache mal genauer.«

»Sicher«, lächelt John Morgan. Er zeigt dabei zwei weiße Zahnreihen. Es ist ein blitzendes, scharfes Lächeln, ein verwegenes Blinken im bärtigen, braunen Gesicht. Es macht ihn jünger, und sie begreifen in diesem Moment, dass er ein Mann ist, der sich in gewissen Situationen allein durch Kühnheit behauptet.

»Wir brauchen nicht mal abzusitzen«, spricht er weiter. »Denn es ist mit wenigen Worten erklärt.«

Er hebt die Hand und deutet mit dem Daumen über die Schulter zur für sie alle jetzt unsichtbaren Nordseite des Flusses hinüber.

»Der Anführer drüben ist Arch Gunnison. Offenbar hat er sich mit seinen Exguerillas für längere Zeit eingerichtet, denn sie haben etwa drei Meilen weit vom Fluss in den Hügeln eine Siedlung, halb noch ein Camp, doch schon mit festen Hütten und Häusern. Sogar ein Saloon ist schon vorhanden. Gestern war ein Wagenzug von Kansas City da und lud tausenderlei Dinge ab.«

Nach diesen Worten verstummt er erst einmal.

Die Texaner aber denken nach.

Arch Gunnison ist kein Unbekannter. Denn dieser Name ist während des Krieges zu bitterem und blutigem Ruhm gekommen. Arch Gunnison und dessen Guerillas machten ganze Städte dem Erdboden gleich. Und gewiss hat er noch Freunde in einflussreichen Regierungsstellungen, auch bei der Unionsarmee. Denn er half der Union, gegen die Rebellen des Südens den Krieg zu gewinnen.

Die Texasmänner wissen nun besser Bescheid.

»Ich war in der Siedlung«, spricht John Morgan weiter. »Zurzeit sind nur ein paar Frauen und Burschen jener Sorte dort, die man bei solchen wilden Horden als Tross fast immer vorfindet.«

Wieder macht er eine kleine Pause. Und wieder nicken sie verständnisvoll. Doch sie wissen, dass er ihnen jetzt gleich, wenn er wieder seinen Mund aufmacht, seinen großen Zaubertrick verraten wird.

»Und da wäre noch die schöne Gräfin«, spricht er weiter.

Sie staunen über seine Worte.

»Eine wirklich wunderschöne russische Gräfin soll sie sein«, ergänzt er. »Ich sah sie. Ja, sie ist ein besonderes Weib. Man erzählt sich, dass Arch Gunnison sie einst raubte von einem Missouri-Dampfboot, auf dem sie nach New Orleans wollte. Zuerst musste er ihr mit Gewalt seinen Willen aufzwingen. Doch jetzt liebt sie ihn. Und er selbst liebt sie ebenfalls. Für ihn ist sie auf dieser Erde der kostbarste Besitz. Denn eine russische Gräfin von dieser Schönheit und Rasse wertet ihn vor sich selbst gewaltig auf. Ich werde sie entführen und ihm Nachricht zukommen lassen, dass er sie wiederhaben kann, wenn er euch mit euren Herden unbeteiligt nach Dodge City durchziehen lässt. Das wäre mein Vorschlag. Und nun sollten wir über die Honorierung meiner Bemühungen reden. Und noch etwas, Männer! Sie halten mich dort drüben für einen Yankee, weil ich wie ein Yankee reden kann. Ich kann fast jeden Dialekt imitieren.«

Nun verstehen sie die Sache schon besser.

Je länger sie darüber nachdenken, umso mehr Freude machen ihnen diese Gedanken.

»Über das Honorar werden wir uns sicherlich einigen, Major«, sagt Butch Hickins wieder für alle.

✰✰✰

Das Zusammentreffen mit den Herdenbossen am Südufer des Cimarron fand am frühen Vormittag statt.

Nun, am späten Mittag, befindet sich John Morgan schon wieder auf der Nordseite.

Er musste dann etwa sieben Meilen reiten, um die Siedlung in den Cimarronhügeln zu erreichen.

Es ist kaum mehr als ein großes Camp, doch schon mit einem primitiven Saloon und einem Store. Etwa ein Dutzend Wagen stehen zwischen den Hütten, Häusern und Zelten.

Viel Leben herrscht nicht, denn alle Männer – oder zumindest fast alle – sind mit Arch Gunnison am Fluss, um den Rinderleuten aus Texas dort ihre zahlenmäßige Überlegenheit zu demonstrieren.

In dieser Campstadt sind vor allen Dingen Frauen, auch Kinder – und ein paar jener männlichen Typen, die sich jeder Art von Kampf fernhalten, dafür aber auf anderen Gebieten nützlich sind. Es ist alles zusammengenommen der Tross einer kleinen Armee.

Doch so ganz ohne Schutz und vertrauenswürdige Aufpasser ist auch die Basis der einstigen Kansasguerillas nicht, denn Arch Gunnison ließ zwei seiner Revolvermänner zurück.

Sie hocken vor dem Saloon im Schatten und blicken dem Reiter scheinbar träge und gelangweilt entgegen. Zuerst glauben sie, dass der Reiter bei ihnen vor dem Saloon anhalten wird.

Doch John Morgan nickt ihnen nur zu und reitet vorbei.

»He, wohin willst du denn? Hier ist doch die Whiskytränke, Bruder!« Dies sagt einer von ihnen.

Doch John Morgan grinst nur, reitet weiter auf das größte und fast komfortabel wirkende Haus zu, neben dem ein leichter Zweirädriger steht, ein gut gefederter Jagdwagen mit Lederpolstern und einem Lederdach, ein wunderhübsches Ding. Die beiden Rappen dazu stehen im nahen Corral. Es ist ein wertvolles Gespann, würdig für einen Präsidenten oder Fürsten.

Als John Morgan vor dem Haus anhält und absitzt, erheben sich die beiden Revolvermänner vor dem Saloon und setzen sich sporenklingelnd in Bewegung.

»He, Bruder, was willst du dort?« So ruft einer von ihnen scharf.

John Morgan wendet sich ihnen zu. Er band inzwischen sein Pferd an die Haltestange und rückte seinen Waffengürtel mit dem Colt zurecht. Er geht den beiden Revolvermännern einige Schritte entgegen.

»Freunde ...«, sagt er, und jetzt redet er nicht mehr wie ein Mann aus dem Norden, sondern wie ein Südstaatler, »... oh, Freunde, diese Welt ist schlecht. Ich bin gekommen, um euch etwas Salz in den Kaffee zu tun. Denn wenn auch fast jeder Mensch sich selbst der Nächste ist, so macht es mir überdies auch noch Freude, den Rinderleuten aus dem Süden ein wenig unter die Arme zu greifen.«

Sie staunen nicht lange. Schon als er wie ein Südstaatler zu reden begann, begriffen sie, dass er kein Freund sein konnte.

Nun sagt einer: »Oh, du Rebell aus dem Süden, du bist also nur einige Tage hier bei uns herumgeschlichen und hast dich wie ein Mann aus dem Norden benommen, um uns auszuspionieren?«

»Richtig, mein Freund, richtig.«

»Und du bist ganz allein?«

»Auch richtig – immer noch richtig.«

»Dann bist du verrückt.«

»Diesmal nicht richtig, sondern völlig falsch.« John Morgan spricht es grimmig und ernst. Denn er weiß, was nun kommen wird.

Sie staunen ihn ungläubig an.

»Und was willst du tun?« So fragt der andere Bursche.

John Morgan deutet mit dem Daunen über seine rechte Schulter hinweg auf das Haus hinter sich.

»Ich entführe Arch Gunnisons kostbarsten Besitz«, sagt er. »Und ...«

Weiter kommt er nicht.

Denn sie begreifen jetzt jäh und schnappen zischend zu den Revolvern.

Es gibt keinen weiteren Wortwechsel mehr. Jetzt endlich wissen sie Bescheid.

Oha, sie sind schnell, verdammt schnell. Ihr Ziehen grenzt an Zauberei. Und dennoch können sie diesen Linkshänder aus Alabama nicht schlagen. Denn dieser John Morgan zaubert noch schneller als sie. Seine Reflexe sind schneller als jeder Gedanke.

Und so blicken sie in seine Mündungsfeuer.

Seine Vierundvierziger-Kugeln stoßen sie fast um, indes sie abdrücken, angetrieben von ihrem Selbsterhaltungswillen.

Sie schaffen es nicht – nein, sie schaffen es bei aller Anstrengung nicht.

Einer fällt auf die Knie. Er schießt vor John Morgan noch einmal in den Boden und stürzt nieder auf sein Gesicht.

Der andere Mann muss seinen Colt fallen lassen, weil eine Kugel ihm wie ein Schwerthieb den Unterarm aufreißt. Aber er will sich verzweifelt nach der entfallenen Waffe bücken, will sie mit der anderen Hand greifen, um es noch einmal zu versuchen.