G. F. Unger Western-Bestseller 2658 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2658 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Der Schneefall ist so dicht, dass man im Umkreis von zwei Yards nichts mehr sehen kann. Der Schnee verstopft Mensch und Tier Augen, Mund und Nasenlöcher. Der Schneesturm brüllt. Die Kälte verwandelt bald alle Gliedmaßen in leblose Keulen. Der Kampf ums nackte Leben beginnt.
Die beiden Reiter kümmern sich nicht mehr um ihre Herde, für die sie auf einer fernen Ranch zwei Jahre ohne Lohn gearbeitet haben.
Sie halten an, und Jack Barryland reicht seinem Partner das Ende eines Lassos, das dieser an sein Sattelhorn bindet.
Und dann ducken sie sich nieder, legen ihre Wangen gegen die Hälse ihrer Pferde und überlassen es den Tieren, sich den Weg zu suchen, und können nur hoffen, dass sie irgendwann einmal die schützenden Hügel und den Wald erreichen.
Vielleicht leben sie noch lange genug und haben sich bis dahin nicht alle Glieder erfroren!
Vielleicht!
Nun, Jack Barryland ist ein harter Kämpfer, und auch der kleine Wash Sunshine ist so hart wie Stahl und so zäh wie ein Pumakater. Und ihre Pferde sind in diesem Land geboren. Es sind ehemalige Wildpferde, die einmal von Indianern eingefangen und gezähmt wurden.
Oh, diese vier können schon kämpfen!


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Seitenzahl: 163

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Zaun des Todes

Vorschau

Impressum

Zaun des Todes

Der Schneefall ist so dicht, dass man im Umkreis von zwei Yards nichts mehr sehen kann. Der Schnee verstopft Mensch und Tier Augen, Mund und Nasenlöcher. Der Schneesturm brüllt. Die Kälte verwandelt bald alle Gliedmaßen in leblose Keulen. Der Kampf ums nackte Leben beginnt.

Die beiden Reiter kümmern sich nicht mehr um ihre Herde, für die sie auf einer fernen Ranch zwei Jahre ohne Lohn gearbeitet haben.

Sie halten an, und Jack Barryland reicht seinem Partner das Ende eines Lassos, das dieser an sein Sattelhorn bindet.

Und dann ducken sie sich nieder, legen ihre Wangen gegen die Hälse ihrer Pferde und überlassen es den Tieren, sich den Weg zu suchen, und können nur hoffen, dass sie irgendwann einmal die schützenden Hügel und den Wald erreichen.

Vielleicht leben sie noch lange genug und haben sich bis dahin nicht alle Glieder erfroren!

Vielleicht!

Nun, Jack Barryland ist ein harter Kämpfer, und auch der kleine Wash Sunshine ist so hart wie Stahl und so zäh wie ein Pumakater. Und ihre Pferde sind in diesem Land geboren. Es sind ehemalige Wildpferde, die einmal von Indianern eingefangen und gezähmt wurden.

Oh, diese vier können schon kämpfen!

Der Blaueisblizzard erreicht auch die Rinderherden einiger kleiner Ranches, die zwanzig Meilen weiter in vielen Rudeln dicht vor den Hügeln der Weide verstreut sind. Er bringt diese Rinderrudel in Bewegung und treibt sie vor sich her. Er verursacht eine große Wanderung der Tiere. Und es gibt eine Anzahl von Männern, die mit den Tieren reiten – aber dann bald umkehren, weil der Blizzard zu schlimm wird. Diese Männer erreichen mit knapper Not das Ranchhaus eines gewissen Buck Stage.

Und sie wissen, dass ihre Herden wahrscheinlich verloren sind.

Denn der Blizzard wirft jetzt seine Eis- und Schneelasten ab, sodass die Rinder bald bis zu den Bäuchen im Schnee stehen, bevor sie die schützenden Hügel und den Wald erreichen können.

Jawohl, die Rinder stehen!

Sie können nach etwa zehn Meilen nicht mehr weiter.

Denn längs des Frontier Creek, der vor den Hügeln von West nach Ost fließt, da steht ein Zaun.

Da steht der »Zaun des Todes« und sperrt alles aus, was vor dem Blizzard in den Hügeln zwischen den Waldinseln Schutz suchen möchte.

Und dieser Zaun wurde von der mächtigen Star Company errichtet, einer großen Viehzuchtgesellschaft, die in fast allen Staaten große Ranches betreibt, deren Besitzer irgendwo in den Großstädten des Ostens leben und es Männern wie Matt Algernon überlassen, möglichst viel Gewinn zu erzielen.

Diese mächtigen Männer in den Großstädten wollen nur reichen Gewinn und geben ihren Verwaltern ziemlich freie Hand.

Und es würde sie vielleicht gar nicht einmal besonders aufregen, wenn sie jetzt sehen könnten, wie die Rinder vor dem Zaun verenden.

Die armen Tiere kommen in Rudeln aus dem Schneesturm und prallen gegen den festen Stacheldrahtzaun. Sie brüllen schmerzvoll und weichen zurück. Und der Schneesturm jagt sie wieder vorwärts – gegen den Zaun. Aber sie können sich nur mühsam bewegen, denn der Schnee ist tief und nimmt ihnen die Kraft für einen Ansturm gegen den stechenden Draht. Und so weichen sie aus und kämpfen sich am Zaun entlang. Sie stoßen auf andere Rinder, die ebenfalls in die schützenden Hügel wollen.

Aber überall ist der Zaun.

Und dieser Zaun ist robust, es wurde nicht an ihm gespart. Er hat viele starke Drähte mit gefährlichen Stacheln, starke Pfosten und Abstützungen. Vielleicht würde er niedergetrampelt werden können, wenn eine Herde in Stampede dagegen anstürmte. Aber es gibt keine Stampede in diesem Blizzard. Der Schnee ist schon viel zu tief, und die Tiere quälen sich nur noch mühsam vorwärts.

Und so sammeln sie sich alle auf einer Breite von fast vierzig langen Meilen vor dem Zaun.

Und weil der Blizzard fünf lange Tage anhält, sterben in diesen fünf höllischen Tagen mehr als zehntausend Rinder vor dem Zaun, weil sie nicht wie die Menschen in Häusern Schutz suchen können, weil sie ganz einfach erfrieren und verhungern.

✰✰✰

Im Haupthaus der Garden Ranch sitzen eine ganze Anzahl Männer beisammen, da sie in diesem Blizzard den nächsten Schutz aufsuchen mussten.

Die Ranch ist klein und wird nur von den Geschwistern Stage bewirtschaftet.

Esther Stage deckt für die Gäste gerade den Abendbrottisch und lauscht dabei auf die Gespräche der Männer im Vorderzimmer. Hier im Esszimmer, von dem ein Durchgang zur Küche führt, ist es warm, aber sie hört das ständige Orgeln des Blizzards.

Und im anderen Zimmer sagt die bittere Stimme des alten Jim Payne, dem die Pfeilspitze-Ranch gehört:

»Jetzt sind wir erledigt, Leute. Jetzt sind wir so erledigt wie ein paar arme Hunde, die keine Zähne mehr haben. Im Frühjahr wird uns die Company ein lächerliches Angebot machen. Und wahrscheinlich werden wir es annehmen. Denn wir waren ja zu feige und furchtsam, um diesen verdammten Zaun niederzureißen und zu kämpfen.«

Der alte Jim Payne hat kaum ausgesprochen, als die Tür vom Hof aufgerissen wird. Das Mädchen verspürt sofort den eisigen Luftstrom, der durch das ganze Haus fegt.

Und dann hört sie die Stimme ihres Bruders rufen, der vor einer Weile zum Stall hinübergegangen ist: »Kommt heraus, Männer! Kommt heraus und helft mir! Hier sind zwei arme Teufel angekommen, die dieser verdammte Blizzard fast umgebracht hat!«

Buck Stages Stimme klingt scharf und drängend, und auch Esther lässt alles stehen und liegen. Sie wirft sich einen dicken Umhang über und folgt den Männern, die eilig hinauspoltern.

Draußen tobt die weiße Hölle. Das Mädchen kann nicht viel sehen. Zwischen den Gebäuden, die vor dem Blizzard etwas Schutz geben, bewegen sich schattenhafte Gestalten im Schneesturm. Auch Pferde sind dabei. Und dann bringen die Männer eine Gestalt herangeschleppt. Sie müssen den Mann tragen, weil diesem die Glieder nicht mehr gehorchen.

Hinter dieser Gruppe folgt eine zweite. In ihrer Mitte schwankt ein großer Mann. Er wird von Buck Stage und Jim Payne gestützt.

Esther hält die Tür auf, weil der Wind diese zuschlagen will. Der Fremde taumelt dicht an ihr vorbei – eine große Gestalt mit Eis und Schnee bedeckt. Der Stoppelbart ist voller Eis, und das ganze Gesicht ist vom Frost gezeichnet.

Der Mann kann kaum etwas sehen, aber er bewegt die aufgesprungenen Lippen und krächzt heiser: »Kümmert euch um Walsh! Kümmert euch um meinen kleinen Partner, Leute! Zieht ihn aus und reibt ihn mit Schnee ein! Bringt ihn nicht an den Ofen heran!«

Die Worte sind kaum zu verstehen – aber in der heiseren, krächzenden Stimme schwingt eine wilde Härte mit, die kalte Wut eines Kämpfers, der mit dem Blizzard kämpfte und nicht aufgab.

Esther hält die Tür immer noch mit dem Aufgebot ihrer ganzen Kraft offen, denn jetzt stürzen zwei Männer mit einer Decke hinaus. Dicht vor der Tür füllen sie die Decke voll Schnee und schaffen die Last dann ins Haus. Nun schließt Esther die Tür und schiebt den Riegel vor. Im Haus ist es kalt geworden. Das Mädchen tritt in das Vorderzimmer.

Der kleine, bewusstlose Mann liegt auf einer Decke mitten im Raum auf dem Boden. Oven Overhoff und Reece Carter sind dabei, ihn zu entkleiden. Der andere Mann entledigt sich mit Jim Paynes Hilfe seines Schaffellmantels. Er steht immer noch auf den Beinen und schwankt. Von Kopf bis Fuß ist er mit Eis gepanzert.

»Los, kümmert euch um meinen Partner! Macht schnell! Ah, ich bin bis zu den Hüften vollkommen tot!«

Nach diesen Worten fällt der große Mann plötzlich um. Jim Payne kann seinen Sturz nur wenig abmildern.

Esther fragt nicht lange. Sie eilt in die Küche zurück und bereitet starken Kaffee, in den sie einen tüchtigen Schuss Whisky tut. Indes hört sie die Männer im Vorderzimmer an den beiden Bewusstlosen arbeiten. Und sie hört ihren Bruder sagen: »Ich hielt ihn zuerst für ein großes Ungeheuer. Den Großen da, meine ich! Ich rannte gegen sein Pferd. Und dann sah ich, dass er seinen Partner wie ein Kind in den Armen hielt. Oh, er fragte mich mit einer schrecklichen Stimme, ob er schon in der Hölle wäre oder ob dies hier eine Ranch sei. Junge, er lachte dann kurz auf und knurrte: ›Nun, du verdammter Blizzard, ich habe dich geschlagen. Du hast uns nicht erwischt.‹ Das knurrte der Mann. Und ich sage euch, dass ich sofort spürte, was für ein Kämpfer er ist. Ah, ich habe die Pferde schon in den Stall gelassen. Aber jetzt muss ich mich um die Tiere kümmern.«

Buck Stage kommt nach diesen Worten in die Küche und sieht die Schwester an. Er schnuppert den Kaffee- und Whiskyduft und nickt.

»Richtig, Esther. Bring es ihnen. Sie müssen viele Stunden mit diesem Blizzard gekämpft haben. Der Große ist von der allerhärtesten Sorte!«

Er stapft hinaus, und durch die offene Tür strömt wieder ein eisiger Hauch durchs Haus.

Esther nimmt zwei große Blechbecher. Dann geht sie zu den Männern hinüber. Die beiden Bewusstlosen werden immer noch mit Schnee eingerieben, massiert und durchgeknetet. Sie sind splitternackt, und die arbeitenden Männer, die um sie herum hocken und knien, sind schon in Schweiß gebadet, so angestrengt arbeiten sie.

Esther ist keine dumme Gans, die beim Anblick nackter Männer rot wird und schreiend davonläuft. Hier sind zwei Unglückliche, denen geholfen werden muss.

Sie gibt einen Becher an Jim Payne weiter und kniet selbst neben dem großen Mann nieder. Sie hebt seinen Kopf an und setzt ihm den Becher an die aufgeplatzten Lippen.

Der Mann beginnt sofort zu schlucken. Unter seinen geschlossenen Augenlidern bewegen sich die Augäpfel. Und er trinkt das höllisch heiße und scharfe Getränk mit langen Schlucken, obwohl es ihm gewiss Schmerzen bereitet und er sich Lippen, Zunge und Gaumen verbrüht.

Und dann öffnet er die Augen und starrt Esther staunend an. Es ist noch kein Begreifen in seinem Blick. Dieses Begreifen und Erkennen kommt erst nach langen Sekunden.

Aber dann sagt er seufzend: »Oh, ein richtiger Engel. Ich bin also doch nicht in der Hölle gelandet. Ein richtiger Engel.«

Und dann wird er wieder bewusstlos.

»Wir können ihn jetzt in ein Bett legen, denn sein Blut kreist wieder richtig«, murmelt jemand.

»Yeah, auch dieser Kleine hier wird es überstehen«, meldet sich Jim Paynes Stimme zufrieden.

✰✰✰

Es ist zwanzig Stunden später, und der Blizzard tobt immer noch mit unverminderter Kraft, als Jack Barryland erwacht.

Sein ganzer Körper schmerzt – und die Frostbeulen in seinem Gesicht schmerzen auch. Er wird sich aber plötzlich bewusst, dass jemand mit zarter Hand irgendeine Salbe auf die Frostwunden in seinem Gesicht streicht. Das kann keine Männerhand sein. Er erinnert sich auch wieder daran, dass er vor tausend Jahren – so lange scheint es ihm her zu sein – einen Engel zu sehen glaubte.

Und er öffnet die Augen.

Und tatsächlich – er sieht den Engel wieder.

Aber da er ausgeruht und ausgeschlafen ist, weiß er natürlich sofort, dass es sich nur um ein sehr hübsches Mädchen handelt.

Er betrachtet stumm dieses Gesicht, und er sieht forschend in zwei graue, klare und ruhige Augen, die von langen Wimpern und schwungvollen Augenbrauen verschönt werden.

Ein frischer Mund mit vollen roten Lippen öffnet sich, verändert sich zu einem Lächeln und lässt regelmäßige Zähne blitzen. Dann fragt eine dunkle Mädchenstimme, die ein wenig herb anmutet: »Nun, großer Mann, wie geht es Ihnen?«

Er will das Lächeln erwidern, aber seine Lippen schmerzen zu sehr. In seinen Augen, die vom selben Grau wie die des Mädchens sind, beginnt es zu funkeln.

»Prächtig, Madam«, sagt er mühsam. »Ich hatte doch einen Partner bei mir, nicht wahr?«

Das Mädchen deutet über die Schulter.

»Hören Sie ihn schnarchen?«, fragt sie lächelnd.

Jack Barryland hört es nun.

»Yeah«, murmelt er, »dieses schöne Schnarchen kenne ich gut. So musikalisch kann nur Mister Washington Sunshine schnarchen. Wenn er bei offenem Fenster schläft, kommen sämtliche Katzen der Umgebung und begleiten ihn im Chor. Lady, ich bin Jack Barryland.«

Sie betrachtet ihn ernst und forschend. Von seinem Gesicht kann sie nicht viel erkennen, denn es ist mit Bartstoppeln und Frostbeulen bedeckt. Sie muss sich ganz auf seine Augen verlassen – und die erwecken in ihr Vertrauen.

Sie nickt ihm zu. »Ich bin Esther Stage. Mein Bruder und ich, wir bewirtschaften diese kleine Garden Ranch.«

»Ah, Sie sind noch nicht verheiratet?«, fragt er überrascht und sieht sie nochmals forschend an.

Er sieht ein großes, schlankes Mädchen, das schon längst die Reife einer Frau erreicht hat. Sie mag vierundzwanzig Jahre alt sein, und in diesem Alter sind die Frauen in diesem Land fast alle verheiratet und haben schon einige Kinder.

Ihr Haar hat die Farbe glänzender Kastanien. Alles an ihr ist harmonisch und ausgeglichen. Sie gehört zu jener Sorte, die ungekünstelt ist, schlicht, klar, einfach und gerade – und die trotzdem schön und begehrenswert ist, weil jeder Mann bei ihrem Anblick tief in sich verspürt, dass man diese Sorte ein ganzes Leben lang lieben, achten und verehren muss, auch dann noch, wenn die Jugend vorbei ist.

Auch Jack Barryland spürt das.

Und er wird sich plötzlich bewusst, wie genau er sie betrachtet.

Sie lächelt wieder und fragt: »Zufrieden, Mister?«

Er hebt die Hand, bewegt zur Probe die Finger, ballt sie zu einer Faust und streckt sie wieder. Er fährt sich vorsichtig über Stirn und Augen und murmelt dann: »Wenn ich nicht ein armseliger Satteltramp wäre, so würde ich mich in Sie verlieben, Esther Stage. Und dann würden Sie vielleicht meine Frau.«

»Sie reiten auf einem schnellen Pferd, Jack Barryland«, sagt sie herb und erhebt sich. Sie hält das kleine Salbentöpfchen noch in der Hand. In ihren Augen erscheint der Ausdruck von Spott. »Sind Sie immer so schnell, großer Mann?«

»Sie haben mich gefragt, ob ich zufrieden bin. Und ich sagte Ihnen, dass ich um Sie werben würde, wenn ich es verantworten könnte. Das sollte keine Beleidigung sein, Lady.«

»Es war keine Beleidigung, Jack Barryland«, murmelt sie und tritt an Wash Sunshines Bett.

Der stellt plötzlich sein singendes Schnarchen ein, öffnet die Augen und grinst.

»Hallo, liebe, gute Schwester«, sagt er. »Ich kann beschwören, dass der lange Indianer dort drüben bisher noch keiner Frau so schnell sein Herz zu Füßen legte. Es muss mit ihm etwas passiert sein.«

»Sie haben ja gar nicht geschlafen«, empört sich das Mädchen.

»Ich wollte meinen langen Partner nicht in Verlegenheit bringen.«

Wash grinst und faltet über der Bettdecke seine Hände.

»Ich danke dem großen Herrn im Himmel«, sagt er feierlich. »Und wenn wir auch wahrscheinlich die halbe Herde verloren haben, so sollten wir doch wirklich dankbare Menschen sein, nicht wahr? Als ich vom Pferd fiel, dachte ich, dass wir keine Chance mehr hätten. Aber Jack wusste anscheinend ganz genau, dass wir bald von einer schönen Fee gepflegt werden würden. Deshalb gab er sich solch große Mühe. Ich habe noch einen Dollar, und ich werde dafür eine große Kerze kaufen. Gibt es eine Kirche hier in der Nähe?«

Das Mädchen betrachtet den kleinen Cowboy etwas ratlos und verwundert.

»Wenn sich die Gentlemen kräftig genug fühlen, so können sie ja auch aufstehen. Ich werde ein Essen zubereiten.«

Sie wirft einen zweiten, sehr verwunderten Blick auf Wash und geht dann hinaus.

Wenig später sind die beiden fertig und verlassen die Schlafkammer. Sie kommen in das große Vorderzimmer und fühlen sofort die Blicke der dort versammelten Männer auf sich ruhen.

Es ist eine grimmige und verdrossene Gesellschaft, die hier versammelt ist, weil der tobende Blizzard sie hier einsperrt. Diese Männer sind voller Sorge und Ungeduld, das sieht man sofort.

Jack Barryland nickt ruhig und sagt gedehnt: »Gents, wir sind euch zu großem Dank verpflichtet. Ihr habt eine ganze Menge für uns getan. Ich bin Jack Barryland. Das ist meine Partner Wash Sunshine. Wir waren mit einer kleinen Herde unterwegs. Der Blizzard überraschte uns mitten auf der Ebene. Haben unsere Rinder wohl eine Chance gehabt, Leute?«

»Nein! Überhaupt keine. Eure Herde ist jetzt verreckt! Alle Rinder diesseits des verdammten Zaunes sind verreckt«, sagt eine bittere Stimme.

Der Sprecher erhebt sich. Es ist der alte Jim Payne. Er schüttelt den beiden Fremden die Hände und stellt erst sich und dann die anderen Männer vor.

»Das ist Buck Stage, unser Gastgeber. Und das sind Oven Overhoff, Reece Carter, Hitt Braddock und Lee Quarter. Wir alle sind kleine Rancher. Als der Blizzard losbrach, wollten wir zu unseren Herden und zu den wenigen Reitern, die wir beschäftigen. Aber wir mussten es dann sehr schnell aufgeben und konnten gerade noch mit knapper Not diese Ranch erreichen.«

»Ich hörte Sie eben von einem Zaun sprechen?«, fragt Jack Barryland sanft.

»Sicher, von einem verdammten Zaun – vierzig Meilen lang!«, mischt sich Buck Stage ein und schüttelt seinen Gästen nun ebenfalls die Hand.

Buck Stage ist mittelgroß, aber sehr breit und kräftig. Er mag dreißig Jahre alt sein und ist seiner schönen Schwester ganz und gar nicht ähnlich. Er wirkt äußerlich wie ein langsam denkender Farmer. Man würde ihn nicht für einen Reiter und Rinderzüchter halten. Eher traut man ihm zu, dass er Kartoffeln, Weizen und Rüben anbaut und mit dem Pflug umgehen kann.

Er betrachtet die beiden Gäste nachdenklich, und er erkennt ganz deutlich die abgeschabten Stellen an ihren Hosenbeinen, wo tief sitzende Revolverholster den Stoff abschabten.

Auch die anderen Männer erkennen das.

Und Reece Carter, ein spitzbärtiger Mann, sagt mit wütender Plötzlichkeit: »Der Zaun wurde von der Star Company errichtet, damit unsere Rinder in diesem Winter zwischen den Hügeln und im Wald keinen Schutz finden können und verrecken. Das ist jetzt geschehen. Denn, Gents, Sie müssen wissen, dass wir alle ganz verdammte Feiglinge sind, die es nicht anders verdienten. Jim Payne hat immer gewollt, dass wir kämpfen sollten. Aber wir waren zu feige. Nur nicht kämpfen, sondern auf sein Glück vertrauen, es wird schon nicht so schlimm werden. So dachten wir, wir Narren.«

Er verstummt und starrt auf die Tischplatte, wo er mit einem alten Kartenspiel eine Patience ausgelegt hat.

»Das hier will auch nicht aufgehen«, knurrt er. »Im Frühjahr werde ich meine kleine Ranch verkaufen – an die Company natürlich! – und von hier wegziehen.«

Es wird still.

Die Männer schweigen bitter.

Jack Barryland und Wash Sunshine sehen sich an. Wash zeigt seine kurzen breiten Zähne. Es ist ein böses Grinsen.

Und Jack wendet sich an Buck Stage und fragt: »Von dieser Star Company haben wir schon gehört. Wir haben drüben in Nebraska sogar mal für einen ihrer Betriebe gearbeitet. Das ist eine mächtig raue Gesellschaft. Hat sie den Zaun auf ihrem eigenen Grund und Boden errichtet?«

Die Frage hängt lange und schwer im Raum.

Dann schüttelt Buck Stage den Kopf und murmelt: »Der Zaun steht auf freiem Regierungsland. Die Eigentumsweide der Company beginnt erst hinter den Hügeln. Bisher suchten die Rinder aller Ranches, ob groß oder klein, im Winter in den Hügeln Schutz. Das Frühlings-Round-up war dann natürlich immer schwer, aber ...«

»Hast du gehört?«, ruft Wash sofort kampflustig dazwischen. »Hast du gehört, Jack? Man hat mitten auf einem freien Land einen Zaun errichtet, und wir haben dadurch wahrscheinlich unsere Herde verloren, für die wir zwei lange Jahre gearbeitet haben!«

»Yeah, ich habe es gehört«, murmelt Jack. Er klopft Wash auf die Schulter und murmelt gedehnt: »Wenn alles stimmt, was wir eben hörten, so wird die Star Company uns unsere Herde ersetzen müssen, nicht wahr, mein Freund?«

»Yeah!« Wash grinst und seine Hand reibt über die Stelle, wo sonst sein Colt zu finden ist.

»Das wird die Company tun müssen, mein Bester. Sonst bekommt sie Kummer mit uns.« Er sagt es mit eiskalter Härte.

Die anderen Männer im Raum starren die beiden Gäste an.

Und mit einem Mal wird ihnen klar, dass sie zwei richtige Kämpfer sehen. Es wird ihnen klar, dass zwei hartbeinige Männer ins Land gekommen sind, die tatsächlich Schadenersatz für ihre verlorene Herde fordern werden.

Und die Männer halten bei dieser Erkenntnis den Atem an und werden sich darüber klar, welch ein großer Unterschied doch zwischen ihnen und diesen beiden Fremden besteht.