G. F. Unger Western-Bestseller 2666 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2666 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Das letzte Maultier starb mit einem kläglichen Stöhnen. Ich wusste, dass es ein Büffelpfeil war, der das arme Tier erwischt hatte. Kurz vorher war der Soldat Pinky Mortimer gestorben - nicht an einem Büffelpfeil, sondern an einem Kriegspfeil. Die Roten machten da Unterschiede. Es kam bei ihnen darauf an, ob sie auf Zwei- oder Vierbeiner schossen. Das sterbende Maultier stöhnte nicht viel anders als Pinky Mortimer. Die Kreaturen sind sich im Tode doch irgendwie gleich.
Dass die Roten unsere Maultiere und natürlich auch die Sattelpferde töteten, war ungewöhnlich. Das taten sie sonst nicht. Pferde und echte Armeemaultiere der Missouri-Zucht waren für jeden Indianer der Hochprärie Kostbarkeiten und die höchsten Siegesprämien. Erbeutete Pferde kamen zumeist noch vor Skalpen.
Diesmal wollten sie solche Beute nicht. Sie wollten uns ...

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Bozeman- Patrouille

Vorschau

Impressum

Bozeman-Patrouille

Das letzte Maultier starb mit einem kläglichen Stöhnen. Ich wusste, dass es ein Büffelpfeil war, der das arme Tier erwischt hatte. Kurz vorher war der Soldat Pinky Mortimer gestorben – nicht an einem Büffelpfeil, sondern an einem Kriegspfeil. Die Roten machten da Unterschiede. Es kam bei ihnen darauf an, ob sie auf Zwei- oder Vierbeiner schossen. Das sterbende Maultier stöhnte nicht viel anders als Pinky Mortimer. Die Kreaturen sind sich im Tode doch irgendwie gleich.

Dass die Roten unsere Maultiere und natürlich auch die Sattelpferde töteten, war ungewöhnlich. Das taten sie sonst nicht. Pferde und echte Armeemaultiere der Missouri-Zucht waren für jeden Indianer der Hochprärie Kostbarkeiten und die höchsten Siegesprämien. Erbeutete Pferde kamen zumeist noch vor Skalpen.

Diesmal wollten sie solche Beute nicht. Sie wollten uns ...

Genau genommen wollten sie nur den Major.

Das war es. Sie wollten den »Eichenblatthäuptling« killen. So nannten sie jeden Major der US-Kavallerie wegen der goldenen Eichenblätter auf den Schulterstücken.

Einen Colonel nannten sie »Adlerhäuptling«, denn er trug einen Adler dort eingestickt.

Einen Burschen wie mich nannten sie »Drei-Winkel-Soldat«. Ich war Sergeant, genauer gesagt: Master Sergeant Sean Cannon, und das war ein verdammter Job nördlich des Powder River.

Außer mir und dem Major lebte keiner mehr von den zwölf Reitern der Begleiteskorte und von den vier Fahrern unserer Bagagewagen.

Nur die Frau des Majors war außer ihm und mir noch am Leben.

Sie tat mir leid.

Denn wenn die Oglala sie lebend bekamen ...

Ich versuchte, nicht daran zu denken, denn es entstanden keine schönen Bilder vor meine geistigen Auge. Ich war lange genug Sergeant an der Indianergrenze und im Indianerland hier auf der Hochprärie gewesen, um zu wissen, was passieren würde.

Ich hörte den Major leise fluchen und dann zu seiner Frau, die mit uns unter dem Wagen hinter Kisten, Ballen und Packen lag, mit knirschender Stimme sagen: »Das hast du mir eingebrockt, Sally, nur du! Deinetwegen wurde ich in dieses verdammte Mistland kommandiert. Nur wegen dir und deiner großen Lüge! Was nützt es mir, dass du meinen Abstieg, den du in die Wege geleitet hast, bis zum bitteren Ende miterleben musst? Mich kann nicht mal trösten, dass du den roten Gentlemen das umsonst wirst geben müssen, was du früher in New Orleans den weißen Gentlemen nur gegen ...«

»Halten Sie doch ihr verdammtes Maul, Major!«, forderte ich hart. »Sonst komme ich zu Ihnen und stoße Ihnen jedes Wort mitsamt den Zähnen in den Magen, sodass Sie daran ersticken!«

In meiner Stimme war nicht mehr der Respekt eines Sergeants vor einem Stabsoffizier. Diesen Respekt hatte ich während der letzten Stunden längst verloren. Dieser Major aus dem Osten, der auch jetzt noch nach einem teuren Herrenduftwasser roch, war ein verdammter Feigling, der sich im Geist immer wieder neu in die Hosen machte.

Es ging mir schon lange auf die Nerven, wie er seine Frau behandelte. Für mich war diese Sally Bradden eine prächtige Frau. Dass sie einst in New Orleans eine Menge Männer gekannt haben sollte, war mir gleich. Sie war eine schöne Frau, über deren Lippen bis jetzt noch kein Wort der Klage gekommen war. Im Gegenteil, sie schoss für eine Frau recht gut. Ein paar der Roten, die uns am Nachmittag angegriffen hatten, gingen auf ihr Konto.

Sie konnte kämpfen wie ein Vollblutweib.

Und wahrscheinlich konnte sie auch so lieben.

Dieser Major war ein Narr.

Da sie ihn geheiratet hatte, musste sie ihn geliebt haben.

Er schwieg, als ich ihm gesagt hatte, dass er sein Maul halten solle. Wahrscheinlich war ich ein primitiver Bursche, und vielleicht hatte er Angst vor mir. Sein Rang nützte ihm nichts mehr.

Wir schwiegen und lagen still. Wir lauschten in die Nacht und hielten unsere Waffen bereit.

Es war ziemlich sicher, dass die Roten nicht kommen würden, solange es noch dunkel war. Wir hatten mehr von ihnen getötet als sie von uns. Und wir würden gewiss noch ein paar töten.

Nun fürchteten sie sich davor, dass – wenn sie uns bei Nacht angriffen – die Seelen der Getöteten nicht den Weg nach Wanagi Yata finden würden und ewig in der Finsternis herumirren müssten.

So war nun mal ihr Glaube.

Deshalb warteten sie bis zum Morgengrauen.

Ich hörte Sally Bradden neben mir weinen.

Sie schluchzte nicht etwa. Nein, es war ein stilles Weinen, keine Klage.

Ich verstand sie plötzlich. Es war schon eine verdammte Sache für sie, in diesem Land so allein zu sein.

Denn sie war allein. Ihr Mann hatte sie endgültig verlassen. In Erwartung des sicheren Todes hatte er sie für alles verantwortlich gemacht. Er hatte sie aufgegeben.

Ich streckte den Arm aus, und die Finger meiner Rechten fanden Sallys Nacken. Ich schob die Hand unter ihrem Haar hindurch, ließ sie auf dem Nacken ruhen und versuchte, etwas von mir auf sie überströmen zu lassen.

Was es war?

Ich kann es nur schwer erklären.

Vielleicht war es die Wärme meiner Hand.

Natürlich starb auch ich nicht gern. Auch ich hatte noch ein paar Wünsche an das Leben. Aber ich war wie ein Spieler, der – wenn die Karten erst einmal gefallen sind – jede Entscheidung hinnimmt.

Diesmal gab es keine Möglichkeit mehr, zu gewinnen. Was half es da noch, zu jammern und zu klagen? Man musste es nehmen, wie es kam.

Vielleicht strömte etwas von diesem Gefühl von mir auf Sally über. Ich spürte, wie sie ruhiger wurde. Meine Hand lag warm auf ihrem Nacken. Es war eine Julinacht am Powder River im Jahre 1867. Es gab keinen Mond und nur wenige Sterne am Himmel. In weiter Ferne grollte ein Gewitter.

Sally Bradden, die bisher auf dem Bauch lag, rollte sich unter meinem Arm entlang auf den Rücken und dann auf die Seite. Sie lag nun dicht neben mir. Ich war für sie ein fester Halt im reißenden Strom. Sie war plötzlich nicht mehr allein. Das half ihr.

Ich hielt sie fest. Sie bettete ihr Gesicht in meine Schultergrube. Ihre Stirn drückte gegen meinen stoppelbärtigen Hals.

Mit der freien Hand strich ich über ihr Haar. Wie poliertes Kupfer hatte es gestern noch in der Sonne geleuchtet. Ihre Augen waren von einem herrlichen Grün.

Es war alles richtig an Sally.

Doch in ein paar Stunden würden Indianer über sie herfallen.

Was konnte ich dagegen tun?

Ich küsste sie sanft. Sie zitterte leicht, aber sie spürte sicherlich, dass ich sie nicht im Stich lassen würde wie ihr Mann. Mir bedeutete sie etwas.

Ich hatte mich in den vergangenen Tagen, die wir von Laramie her unterwegs waren, in sie verliebt.

Und nun, da sie frei war, konnte ich ihr zeigen, dass es für sie nicht nur Verlassenheit und die Verachtung eines dünkelhaften Offiziers gab, der zufällig ihr Mann war.

Ich versuchte, ihr etwas zu geben, was sie vielleicht bei diesem Major vermisst hatte. Sie fühlte sich plötzlich nicht mehr verlassen.

Es war ihre und meine letzte Nacht auf dieser Erde.

Das war sicher.

Der Major war ein ausgemachter Narr. Er bewegte sich nicht. Er sagte nichts.

Man konnte tatsächlich sagen, dass er seine Frau aufgegeben, freigegeben und schon tausend Meilen weit verlassen hatte, obwohl er zwischen den Vorderrädern des gleichen Wagens lag, zwischen dessen Hinterrädern wir lagen. Sally und ich.

Sally fiel in einen Halbschlaf. Ich erkannte es daran, dass sie sich entspannte.

Sie erwachte kurz vor Morgenanbruch in meinen Armen.

Sie küsste mich noch einmal. Dann hauchte sie an meinem Ohr: »Danke! Ich bin jetzt ganz ...«

Ich legte schnell meine Hand auf ihren Mund, denn ich hörte etwas.

Es kam von Norden heran – klirrend, hart und unaufhaltsam.

Ich kannte das Geräusch.

So ritten die Blaubäuche, bei denen ich Master Sergeant war. Die Metallteile der Ausrüstung und des Geschirrs verursachten mit den beschlagenen Hufen und dem Säbelgehänge dieses klirrende Geräusch.

Da kam die US-Kavallerie.

Sie kam den Bozeman-Weg herunter. Es war ganz gewiss eine Bozeman-Patrouille, die aus irgendeinem Grund zu dieser Minute hier eintraf.

Wir lagen still und hörten es näher und näher kommen.

Ich ergriff den Colt, der vor mir lag, und schob den Lauf zwischen zwei Speichen hindurch in die sterbende Nacht. Ich feuerte drei Schüsse ab.

Dann rief ich den Oglala zu, die uns umzingelt hatten:

»Kola tahunsa he manni-manni!«

Das hieß in unserer Sprache: »Verschwindet, Freunde!«

Sie taten es.

Der Major rief der sich nähernden Patrouille schrill zu: »Joohoo, hierher, Soldaten! Hierher! Hier ist Major Bradden! Aufgepasst, Soldaten! Wir sind von Roten eingeschlossen!«

Das waren wir schon längst nicht mehr. Aber warum sollte ich es ihm sagen? Mir würde es ohnehin bald schlecht genug ergehen.

Der Major war nicht nur von seiner Frau, sondern auch von einem Sergeant schlimm gedemütigt worden. Für ihn waren wir ein verdammtes Dreckspärchen. Er würde uns die letzten Stunden, die wir in Erwartung des Todes Arm in Arm unter dem Bagagewagen verbracht hatten, zurückzahlen. Dessen war ich mir sicher.

Wahrscheinlich würde ich desertieren müssen.

Wir krochen unter dem Wagen hervor.

Die Patrouille ritt langsam heran.

Im Morgengrauen sahen wir, dass es fünfzehn Mann waren. Noch gestern wären es für die Sioux nicht zu viele gewesen. Aber in der Zwischenzeit hatten sie durch uns eine Menge Verluste erlitten. Sie wollten nicht nochmals mit einer Patrouille kämpfen.

Bei der Patrouille war der Armeescout Jim Fisher, den man nur als Cheyenne Jim kannte. Er rief sofort nach mir.

»Hier!«, meldete ich mich.

Während er neben mir saß, hörte ich den jungen Lieutenant Archi McDonald sagen: »Sir, ich melde Ihnen die Bozeman-Patrouille aus Camp Powder. Wir kamen zwei Tagesritte über unseren Patrouillenbezirk zu weit nach Süden. Ich wollte Ihnen, Major, dem neuen Kommandanten, unbedingt entgegenreiten. Ich bitte, mein eigenmächtiges Verhalten zu entschuldigen.«

So war die Armee. Dieser junge Lieutenant hätte schon vor zwei Tagen wieder nach Norden umkehren müssen. Aber er tat es nicht, weil er etwas »gerochen hatte«, wie man hier im Indianerland sagte.

Nun musste er sich dafür entschuldigen, dass er dem Major den Skalp gerettet hatte.

»Konntet ihr nicht etwas früher kommen, Onkel Jim?«, fragte ich Cheyenne Jim bitter. Er war nicht mein Onkel und kaum drei oder vier Jahre älter als ich. Aber er hatte mit mir mal gewettet und dabei gesagt, dass er der Onkel eines Maultieres sein wollte, würde er die Wette verlieren. Da er sie verlor, nannte ich ihn nur noch Onkel Jim. Mit dem dickköpfigen Maultier hatte er mich damals gemeint.

Er grinste zu meiner Frage.

»Was meinst du«, sagte er, »was es mich für eine Überredungskunst gekostet hat, dem guten Archi klarzumachen, dass er über seinen Patrouillen-Wendepunkt hinaus weiter nach Süden reiten müsse? Du weißt doch, wie stur die Armee ist. Du gehörst doch selbst zu den Bumsköpfen, die aus einem denkenden Menschen einen Soldaten machen.«

Er verstummte bitter.

Ich beachtete ihn nicht mehr. Ich hatte andere Sorgen.

Jetzt konnte es mir an den Kragen gehen. Ich wusste es genau. Es kam allein auf den Major an.

Als der Lieutenant seine Patrouille absitzen ließ, sah ich zum Major hinüber. Er war leicht verwundet und lehnte an dem Bagagewagen, unter dem wir hervorgekrochen waren. Er sah irgendwie großartig, geradezu heroisch aus in seiner vom Kampf zerrissenen Uniform und mit dem blutgetränkten Verband um die hohe Stirn.

Er hielt den Revolver noch in der Hand – so wie ich.

Wir betrachteten uns mit einem langen, feindlichen Blick.

Wir hassten uns und spürten beide diesen Hass.

Ich war bereit, ihn umzulegen.

Aber er war zu klug, etwas gegen mich zu unternehmen. Er wusste, dass seine eigene Frau auf meiner Seite war.

Er war ohnehin schon von der Armee ins tiefste Indianerland verbannt worden. Seine glänzende Laufbahn hatte einen jähen Bruch erhalten – und das nur, weil es sich herausstellte, dass seine Frau nicht standesgemäß war. Man konnte es den Frauen von Colonels und Generälen nicht zumuten, mit ihr an einem Tisch zu sitzen oder ihr bei irgendwelchen Anlässen zu begegnen. Die Armee hatte ihn wegen der Vergangenheit seiner Frau kaltgestellt.

Er verzog seinen hartlippigen Mund, als bereite es ihm große Mühe, auch nur ein Wort zu sprechen.

Dann sagte er: »Sergeant, da Sie die ganze Nacht unter dem Wagen liegen und ausruhen konnten, während die Soldaten äußerst erschöpft sind, möchte ich, dass Sie ein noch brauchbares Pferd nehmen und die Indianer einen halben Tag lang verfolgen. Ich will wissen, ob sie wirklich abziehen. Sie melden sich nach Anbruch der Dunkelheit zurück, Sergeant. Unser Camp wird dreißig Meilen weiter nördlich sein.«

Da hatte ich nun den Befehl. Ich sollte der abziehenden Kriegshorde folgen, um herauszufinden, was sie tun würde.

Das war eigentlich der Job des Armeescouts Cheyenne Jim Fisher.

Aber der Major hoffte, dass mich die Indianer erwischen würden oder dass ich die Gelegenheit wahrnahm, um zu desertieren.

Ich hob die Hand grüßend an den Feldhut und sagte: »Zu Befehl, Sir!«

Und dann drückte mir Cheyenne Jim die Zügel seines Pferdes in die Hand.

»Stampeder ist noch am frischesten«, sagte er. »Die verdammten Gäule der Kavallerie taugen nicht viel. Nimm meinen Bock.«

Ich sah ihn an. Sein Blick war schmal. Vielleicht hatte Jim schon gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Sein Instinkt war der eines narbigen Wolfes.

Ich nahm die Zügel und schwang mich in den Sattel.

Dann erst blickte ich Sally Bradden an, deren Mädchennamen ich nicht kannte. Sie hatte an der Wagenwand zwischen mir und dem Major gestanden. Sie hielt sich noch immer von ihrem Mann fern. Ihr Gesicht war pulvergeschwärzt, und ihr Reisekostüm war mitgenommen, zerrissen und beschmutzt.

Sie stand ruhig da, hatte ihr Kinn erhoben und wirkte gefasst und beherrscht. Es ging ein ruhiger Stolz von ihr aus. Sie bedauerte nichts. Das gefiel mir.

Ich zog mein Pferd herum und ritt davon.

Ich ließ den Major und seine Frau zurück, die nach dieser Nacht – mit dem sicheren Tod vor Augen – gewiss nicht mehr seine Frau war.

✰✰✰

Die Fährte war am Anfang leicht zu verfolgen. Die Roten hatten ein paar Schwerverwundete dabei, die sie im Sattel nicht transportieren konnten. Sie benutzten Schleppschlitten. Das waren lange Stangen, deren vordere Enden sie rechts und links an einem Pferd befestigten und deren hintere Enden über den Boden schleiften. Zwischen den Stangen waren Decken oder Felle gespannt, auf denen die Verwundeten wie auf Tragen lagen.

Ich folgte der Fährte zwar vorsichtig, doch noch nicht besonders wachsam. Ich wusste, dass die Indianer zuerst einmal von den Soldaten fortkommen wollten. Erst später würden sie Scouts zurücklassen.

Es waren noch etwa zwei Dutzend kampffähiger Krieger, die vom kleinen Häuptling Büffelgesicht geführt wurden. Büffelgesicht war ein hoffnungsvoller Neffe von Rote Wolke.

Meine Meinung war, dass Büffelgesicht den Auftrag hatte, den befestigten Vorposten Camp Powder auszulöschen. Rote Wolke und die anderen Kriegshäuptlinge der Sioux-Nation waren noch mit Fort Phil Kearney beschäftigt.

Camp Powder hatte immer wieder große Verluste erlitten. Der letzte Kommandant war vor einigen Wochen gefallen. Ich selbst hatte die Meldung nach Laramie gebracht, und ich sollte dann auch den Nachschub und die Verstärkungen nach Camp Powder führen.

Im letzten Moment war dann der neue Kommandant für Camp Powder eingetroffen, mitsamt seiner jungen schönen Frau.

Ich hatte schnell gemerkt, dass mit dem Paar etwas nicht stimmte. Als Sergeant kam ich ihnen näher als die Soldaten und konnte Wortfetzen von ihrer Unterhaltung aufschnappen.

Und ich verliebte mich auf der Stelle in Sally Bradden, ich, ein narbiger Wolf und Sergeant einer rauen, ziemlich üblen Grenztruppe.

Der schlaue Buffalo Face aber hatte sich ausgerechnet, dass man für Camp Powder nicht nur Nachschub und Verstärkung, sondern auch einen neuen Kommandanten senden würde.

Deshalb hatte er sich einige Tagesritte südlich des befestigten Camps auf die Lauer gelegt, also dort, wo wir noch nicht so vorsichtig reiten würden.

Und er hatte es uns ganz gut gegeben.

Nur eine Laune des Glücks und die gute Nase eines erfahrenen Scouts und eines einsichtigen Lieutenants hatten den Major, dessen Frau, mich und den Inhalt unserer Wagen gerettet.

Buffalo Faces Rechnung war nicht aufgegangen.

Aber er würde sich etwas Neues einfallen lassen. Denn trotz aller Protektion durch seinen berühmten Onkel Red Cloud musste er schon ein paar gute Erfolge aufweisen, um in der Rangordnung aufsteigen zu können. Ich kannte Büffelgesicht gut. Früher, als Weiße und Rote noch friedlich bei Fort Laramie Handel trieben, hatten wir als Knaben zusammen gespielt, gerauft und gefischt.

Ich kannte ihn.

Er war ein schlauer Indianer, der sogar einige Jahre in die Missionsschule ging. Er konnte lesen, schreiben, rechnen und sprach meine Sprache nicht schlechter als ich die der Sioux.

Rote Wolke wusste, warum er Büffelgesicht die Chance gab, sich einen großen Namen zu machen. Denn Büffelgesicht hatte das Zeug, einer der großen Häuptlinge zu werden.

Ich dachte jedoch nur flüchtig an ihn.

Vor allen Dingen dachte ich an Sally.

Konnte ich sie jetzt noch bei diesem Major lassen? In einem von Indianer umzingelten Fort? Würden sie es überhaupt erreichen?

George Bradden würde seiner Frau die Hölle bereiten.

Obwohl er sie in der vergangenen Nacht in Erwartung des Todes freigab und allein ließ, hatte es ihn schlimm gekränkt, dass Sally und ich uns fanden. Und ich hatte ihm auch noch gedroht, ihm was aufs Maul zu geben, wenn er nicht aufhörte, sie zu beleidigen.

Er würde sie und mich hassen, solange er lebte. Und meinen Tod wünschte er sich gewiss noch heißer herbei.

Doch der Major konnte mich mal, und das kreuzweise. Er brauchte mich. Er würde schnell genug herausfinden, dass seine Chancen ohne mich bedeutend kleiner waren.

✰✰✰

Einige Meilen weiter blickte ich von einem Hügelsattel aus in ein langes Tal. Dort sah ich die Indianer ziehen.