G. F. Unger Western-Bestseller 2667 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2667 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Die Sonne wärmt schon, als sie nebeneinander unter der Decke erwachen.
»Ich möchte gar nicht aufstehen«, sagt Johnny King.
Rosy rollt sich halb über ihn, küsst ihn, doch dann sagt sie: »Wir müssen weiter. Denn ich wette, dass Cash Clayborne jetzt schon weiß, was geschehen ist. Er wird erfahren haben, dass du ein Rudel Pferde bei der Postgesellschaft verkauft hast. Und da wir beide verschwunden sind, kann er sich alles andere ausrechnen. Vielleicht folgt er schon unserer Wagenfährte. Wir müssen weiter - bitte!«
Er seufzt. Aber als sie sich von ihm löst und aufsteht, da bleibt auch Johnny nicht länger liegen. Er dehnt und reckt sich. Und dann sieht er Cash Clayborne kommen. Jawohl, es ist Cash Clayborne, der da mit zwei Reitern angeritten kommt.
Auch Rosy Dunn sieht ihn, und sie sagt: »Du lieber Gott im Himmel, warum konntest du das nicht verhindern?«
»Weil Cash Clayborne ein zu großer Narr ist«, sagt Johnny King trocken und bückt sich. Er hebt den Waffengurt auf, schlingt ihn sich um die Hüfte und zieht die Schnalle zu.
Ganz ruhig steht er da und sieht den drei Reitern entgegen ...


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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Zur Hölle mit Johnny King!

Vorschau

Impressum

Zur Hölle mit Johnny King!

Die Sonne wärmt schon, als sie nebeneinander unter der Decke erwachen.

»Ich möchte gar nicht aufstehen«, sagt Johnny King.

Rosy rollt sich halb über ihn, küsst ihn, doch dann sagt sie: »Wir müssen weiter. Denn ich wette, dass Cash Clayborne jetzt schon weiß, was geschehen ist. Er wird erfahren haben, dass du ein Rudel Pferde bei der Postgesellschaft verkauft hast. Und da wir beide verschwunden sind, kann er sich alles andere ausrechnen. Vielleicht folgt er schon unserer Wagenfährte. Wir müssen weiter – bitte!«

Er seufzt. Aber als sie sich von ihm löst und aufsteht, da bleibt auch Johnny nicht länger liegen. Er dehnt und reckt sich. Und dann sieht er Cash Clayborne kommen. Jawohl, es ist Cash Clayborne, der da mit zwei Reitern angeritten kommt.

Auch Rosy Dunn sieht ihn, und sie sagt: »Du lieber Gott im Himmel, warum konntest du das nicht verhindern?«

»Weil Cash Clayborne ein zu großer Narr ist«, sagt Johnny King trocken und bückt sich. Er hebt den Waffengurt auf, schlingt ihn sich um die Hüfte und zieht die Schnalle zu.

Ganz ruhig steht er da und sieht den drei Reitern entgegen ...

»Geh zur Seite, Rosy«, sagt Johnny. »Du hilfst mir sehr, wenn du nicht so dicht bei mir bist, sollte Cash Clayborne einen Streit haben wollen. Ich brauche dann nicht auf dich zu achten, Liebes, und kann mich ganz auf den lieben Cash und dessen Amigos konzentrieren.«

Sie sagt nichts. Vorerst verharrt sie noch, und sie wirkt wie erstarrt.

Cash Clayborne ist ein großer, geschmeidiger, hellhaariger Bursche, dem die Haare bis auf die Schultern reichen und dessen Schnurrbartenden bis zur Kinnlade herabhängen.

Er sagt vom Sattel aus: »Johnny King, du kannst nicht einfach mit deinem Mädel abhauen. Hat sie dir denn nicht gesagt, wie gefährlich das ist? Wusstest du nicht, dass ich jeden umlege, der es mit ihr versucht?«

»Sie sagte mir, dass du keine Rechte bei ihr hättest«, murmelt Johnny King. »Und das genügt mir. Aber ich bin dennoch mit ihr fort, weil ich keinen Streit möchte. Da du mir aber fast dreißig Meilen nachgeritten bist, kann ich dem Streit wohl nicht länger aus dem Weg gehen.«

»Nein«, sagt Cash Clayborne und gleitet aus dem Sattel.

Er deutet mit dem Daumen über die Schulter hinweg auf seine beiden Begleiter.

»Die halten sich raus«, sagt er. »Ich bin Manns genug, um meinem Mädel zu zeigen, dass sie nur mich bekommen kann – mich und sonst keinen.«

Er sieht zu Rosy hinüber.

»Warum glaubst du mir das nicht? Warum nimmst du mich nicht ernst? Ich bin größer und besser als alle anderen Burschen. Ich schicke sie alle zur Hölle. Über jeden Narren, mit dem du dich einlässt, sprichst du das Todesurteil. Hast du verstanden? Ich bin verrückt nach dir und lasse keinen anderen an dich heran. Wir sind füreinander bestimmt. Damit musst du dich abfinden. Es wäre besser, wenn du dich ergeben würdest wie ein stolzes Wildpferd. Also!«

Er deutet mit dem Zeigefinger der Rechten auf Johnny King.

Doch diese Bewegung ist nur ein Ablenkungsmanöver. Er will gar nichts mehr sagen, will nur den Blick von Johnny King auf seinen Zeigefinger lenken.

Denn mit der Linken zieht er den Colt.

Er zieht ihn schnell, nein, er zaubert ihn sozusagen heraus. Alle Männer der Clayborne-Sippe sind gefährliche Revolverschwinger – und einige sogar Revolvermänner der ersten Garnitur. Sonst hätten sie sich niemals ihr Imperium zusammenrauben können.

Aber Cash Clayborne ist für Johnny King nicht schnell genug.

Noch bevor er abdrücken kann, explodiert etwas in seinem Herzen.

Er ist stehend schon tot. Zwar drückt er noch ab – doch die Kugel geht irgendwohin.

Dann ist es vorbei.

Cash Clayborne fällt schwer, denn es ist kein Leben mehr in ihm.

Johnny Kings Colt raucht.

Die beiden Begleiter von Cash Clayborne sitzen still in den Sätteln. Die Pferde bewegen sich nicht, denn sie sind an Revolver- und Gewehrfeuer gewöhnt.

Nur Rosy Dunns Stimme haucht heiser: »Du lieber Vater im Himmel ...«

Johnny Kings Stimme klirrt vor Bitterkeit.

»Bringt ihn fort – los, bringt diesen Narren fort! Und wenn ihr keine Schufte seid, dann sagt seinen Leuten, dass er zuerst zog – nicht ich. Sagt es den Claybornes, damit ich nicht noch mehr von ihnen umlegen muss.«

Als die Reiter verschwunden sind, spürt Johnny plötzlich eine Schwäche in den Gliedern. Und so geht er zum Wagen und setzt sich auf das vorhandene Trittbrett.

Und nun erst wird ihm eine Menge klar.

Die Claybornes werden ihn jagen. Sie werden nicht eher ruhen, bis sie ihn erledigt haben. Mann für Mann werden sie kommen, um die Schmach zu tilgen.

Sie werden ihn überall finden. Denn mit einer jungen Frau, der er einen festen Platz schaffen will, kann sich ein Mann nicht gut verstecken. Das ist nicht möglich.

Also ist sein Glück mit Rosy Dunn jetzt und hier auch schon wieder vorbei. Er weiß, dass er sie nicht heiraten kann. Nein, sie hat ein besseres Los verdient.

Er sagt: »Rosy, es ist vorbei mit uns. Es ist vorbei, bevor es richtig beginnen konnte. Denn die Claybornes werden nun hinter mir her sein. Und ich will nicht gerade dann von einem ihrer Revolverkämpfer getötet werden, wenn du meine Frau bist und ein Kind bekommst. Ich will dich nicht zu einer Witwe machen.«

Sie möchte etwas sagen. Doch sie bringt kein Wort über die zitternden und zuckenden Lippen. In ihren Augen sind Tränen.

Sie will zu ihm in die Arme. Doch er wendet sich ab.

Er muss stark sein, so glaubt er. Denn wenn er nicht stark bleibt, wird er Rosy mit ins Unglück stürzen.

Ja, es würde schrecklich werden für Rosy, an der Seite eines Gehetzten zu leben.

Gerade weil er sie liebt, kann er dies nicht dulden. Mag er ihr jetzt noch so sehr wehtun, sie wird darüber hinwegkommen.

Und so trennen sie sich am Abend, als sie eine Station der Postlinie erreichen.

✰✰✰

Irgendwann nach Mitternacht kommt Johnny nach Concho.

Und Concho ist ein böses Nest.

Er sitzt vor dem Concho Saloon ab und geht hinein.

Ein paar Männer stehen an der Bar. Einen kennt er. Mit Sullivan war er während des Krieges eine Weile beisammen. Und Ed Sullivan erkennt ihn auch.

Ed hebt den rechten Zeigefinger in die Luft und grinst breit.

»Hierher, Hombre! Ich habe immer gewusst, dass wir uns wiedersehen würden. So groß ist Texas auch nicht.«

Die anderen Männer betrachten Johnny King, indes dieser Ed Sullivan die Hand schüttelt und sie sich gegenseitig auf die Schultern schlagen, so wie es alte Amigos und Sattelgefährten tun, wenn sie sich unverhofft wiedersehen auf dieser weiten Welt.

Ed Sullivan und Johnny King trinken sich zu. Ed ist einer von diesen stets scharf und blitzend lächelnden, hellhaarigen, verwegenen Texanern.

Nachdem sie getrunken haben, sagt er: »Bruderherz, brauchst du in dieser miesen Zeit keine fünfzig Dollar?«

Er grinst nach dieser Frage fast böse und tückisch. »Keiner von uns hat noch Geld in der Tasche – keiner. Du vielleicht? In Angelo herrscht eine wilde Horde, die allen Durchreisenden das Geld abnimmt. Mit einem dieser Banditen hatte der Sohn von unserem Boss einen Revolverkampf. Sie hätten ihn abknallen können wie einen Wolf. Doch sie verwundeten ihn nur und sperrten ihn in einen Keller. Und morgen werden sie ihn hängen. Hast du fünfzig Dollar zu verschenken, Amigo?«

»Nein«, sagt Johnny King da – und er ist überrascht über sich selbst und wundert sich über seinen Entschluss.

Johnny King kann keine fünfzig Dollar verschenken. Nicht in dieser Zeit. Zehn Dollar besitzt er. Wenn er noch fünfzig bekommt, wird er für sich und sein Pferd zwei oder drei Monate lang das Existenzminimum gesichert haben.

»Ich reite mit«, sagt er, und er weiß, dass er nun ein Revolverreiter geworden ist, den sich ein wohlhabender Mann mieten konnte, um eigene Interessen durchzusetzen.

Sie leeren die Gläser.

Alle anderen Männer, die an der Bar standen, gingen inzwischen hinaus. Sie sind die Letzten.

Johnny Kings Pferd ist schon recht müde. Doch Ed Sullivan antwortet auf die Frage, wie weit es bis Angelo wäre: »Knappe zehn Meilen über diesen Bergsattel hinweg auf einem Abkürzungspfad.«

Sie reiten kurz vor Morgengrauen über den letzten Hügel. Im Schritt und so leise wie möglich nähern sie sich dem schlafenden Ort. Etwa einen Steinwurf weit vor den ersten Häusern steht eine gewaltige Burreiche, die mit ihren Wurzeln gewiss an einer unterirdischen Quelle zapft.

Aber als sie die Eiche erreichen, da sehen sie alle, dass nicht nur Äste und Zweige in der Luft sind.

Alle sehen den Gehenkten baumeln.

Sie alle wissen sofort, dass sie zu spät kommen. Nun können sie den Gefangenen nicht mehr befreien. Wahrscheinlich wird es deshalb auch keine fünfzig Dollar pro Mann geben.

Das bedauern die meisten der Revolverreiter vor allem. Dass da John Shafters Sohn Bill hängt, den sie eigentlich befreien wollten, berührt sie weniger. Denn fast alle sind sie hartgesotten.

John Shafter steht eine Weile still da, länger als eine Minute. Sie hören ihn nur schnaufend atmen.

Dann sagt er gepresst: »Nehmt ihn herunter. Nehmt meinen Bill dort herunter und bettet ihn sachte.«

Ein paar der Männer tun es. Die anderen warten.

Dann wieder verharren sie alle.

»Sie hatten kein Recht, ihn zu hängen«, sagt John Shafter. »Es war Mord, Männer – nichts anderes als Mord. Und deshalb braucht sich keiner von euch irgendwelche Gewissensbisse zu machen, wenn wir dieses miese Nest nun klein machen. Ich erhöhe die Prämie für jeden von euch. Ich zahle hundert Dollar für jeden, der mir hilft, Angelo zu zerstören. Also los! In die Sättel! Wir greifen an!«

Hundert Dollar!

Hinter John Shafter schwingen sich zwölf harte Burschen in die Sättel, Johnny King mit eingeschlossen.

Und dann reiten sie das letzte Stück auf die kleine Stadt zu. Sie halten ihre Revolver bereit.

Doch sie kommen nicht sehr weit in den Ort hinein.

Noch bevor sie sich verteilen können, um die Scheune des Mietstalles anzuzünden und den Saloon und sich andere wichtige Gebäude vorzunehmen, sind sie in der Falle.

Die Bürger von Angelo haben solch einen Angriff schon die ganze Nacht erwartet.

Johnny King gibt keinen einzigen Schuss ab. Er hält es für sinnlos, jetzt und hier zu kämpfen. Er reißt sein Pferd herum, so wie es neben ihm fast alle tun.

Aber dann spürt er, wie unter ihm das Pferd getroffen wird. Er bekommt die Füße aus den Steigbügeln und wirft sich aus dem Sattel.

Er rollt durch den Staub der Fahrbahn und schlägt dann mit dem Kopf hart an einen Pfahl. Er verliert die Besinnung.

✰✰✰

Als er erwacht, scheint schon die Sonne. Er ist also schlimm mit dem Kopf angeschlagen. Der Schmerz wird immer schlimmer, sodass er wahrhaftig befürchtet, der Kopf müsste ihm platzen wie ein überhitzter Dampfkessel.

Nach einer Weile lässt der Schmerz etwas nach, und Johnny setzt sich auf.

Irgendwie kommt er dann auch auf die Beine und wandert bis zum Wassertrog. Er stemmt sich am Rand auf und taucht den Kopf hinein.

Wahrhaftig, es tut gut. Nun wird ihm noch besser.

Als er aufblickt, sieht er einen Mann kommen. Es ist ein graubärtiger Bursche mit einem Bäuchlein.

Er wirkt sehr seriös und milde, sehr weise und väterlich.

Dieser Mann hält zwei Schritte vor Johnny King an. Sie betrachten sich.

Als Johnny King in die Augen des Mannes sieht, da weiß er, dass dieser alles andere als gemütlich und väterlich milde ist. Es sind harte und kalte Augen.

»Nun, wie geht es dir, mein Junge?« So fragt der Mann. Seine Stimme klingt etwas heiser, doch sehr geduldig, friedlich und milde. Nur im Unterton ist etwas vorhanden, was warnt und wachsam macht.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass dieser Mann auch mit freundlicher und milder Stimme ein Todesurteil sprechen kann.

»Schlecht geht es mir«, sagt Johnny King.

»Du musst Sir sagen, mein Junge«, sagt der Graubart sanft, und in seinen kieselharten Augen ist ein Funkeln. »Weißt du, ich bin Sam Stoneway. Man sagt hier Sir zu mir. Das gehört sich so, mein Junge. Ich bin der Vater hier für alle, der gute Vater. Aber ich halte auch Gericht. Du hattest Glück, dass dein Colt nicht abgefeuert wurde. Alle sechs Kugeln waren noch in der Trommel. Das gibt mir die Möglichkeit, dich laufen zu lassen. Du bist ja ohnehin nur ein irregeleiteter Bursche, den man billig kaufen konnte. Doch du hast nicht auf uns geschossen. Du kannst gehen. Wir wollen dich nicht bestrafen, wie wir diesen Pferdedieb und all jene bestraft haben, die versuchten, seinen Tod zu rächen. Also, geh auf der Stelle!«

Johnny King möchte etwas sagen. Aber er weiß, dass er froh sein muss, sich auf der Stelle, so wie er ist, davonschleichen zu können. Nur ein Dummkopf würde es an seiner Stelle nicht tun.

Und so sagt er: »Sir, ich danke Ihnen für Ihre Milde. Ich werde mir alle Mühe geben, doch noch ein besserer Mensch zu werden. Sie sollen Ihre Milde nicht verschwendet haben, Sir.«

Es gelingt ihm, in seine Stimme einen überzeugten Ton von Dankbarkeit und Unterwürfigkeit zu legen und auch in seinen Augen nichts erkennen zu lassen, was diesen getarnten Wolf hätte warnen können.

Er schöpft noch einmal eine Handvoll Wasser aus dem Trog.

Dann geht er davon. Und er blickt sich nicht um.

Am Nachmittag kann er nicht mehr weiter. Er weiß nun, dass seine Gehirnerschütterung sehr schwer sein muss. Er hat hohes Fieber. Manchmal wird ihm dunkel vor Augen. Er verliert mehr und mehr das Gleichgewicht und torkelt wie ein Betrunkener.

Als er irgendwann in der Nacht erwacht, liegt er an einem Feuer. Jemand hat ihn mit einer Decke zugedeckt. Er muss fast acht Stunden geschlafen haben, wie er durch einen einzigen Blick hinauf zum Nachthimmel feststellt.

Sein Verstand arbeitet also wieder einigermaßen.

Und auch der Kopfschmerz ist erträglich geworden.

Die acht Stunden Schlaf haben Wunder gewirkt.

Aber wer hat sich hier um ihn gekümmert? Das ist die scharfe Frage.

Und so setzt er sich auf und sieht Hondo Cruz.

Oha, Hondo Cruz kennt er gut genug. Der nicht sehr große, doch apachenhaft untersetzte Mann reitet für Virgil Mannerhan.

Virgil Mannerhan ist der zweite Große in dem Land, in dem die Claybornes leben.

Und die Poststraße nach Süden ist die Grenze zwischen diesen beiden mächtigen Burschen.

Aber jetzt ist dieser Hondo Cruz hier.

Warum?

Johnny King setzt sich langsam auf.

Hondo Cruz hat dunkle Haare mit einigen grauen Strähnen darin. Sie hängen ihm unter dem Hut hervor bis fast auf die Schultern.

Sein dunkles und zerfurchtes Gesicht ist glatt rasiert.

Er nickt Johnny King zu und murmelt dann: »Ich habe dir wieder ein Pferd und etwas Ausrüstung besorgt. Auch ein Colt ist da. Du hast dich ziemlich dumm benommen, Johnny King. Das entsprach nicht deinem Format. Aber dass du dich von Rosy trennen musstest, belastete dich wohl zu sehr, machte dich dumm und blind. Nun, ich reite jetzt wieder.«

»Warum bist du hier, Hondo Cruz? Du reitest doch für Virgil Mannerhan. Warum bist du hier und willst mir aus der Patsche helfen? Erklär mir das mal, Amigo.«

Hondo Cruz bekommt den leichten Anflug eines Lächelns in das dunkle und zerfurchte Gesicht.

»Du machst dir Sorgen, nicht wahr, Johnny King? Du überlegst dir inzwischen, dass an meiner Stelle auch ein Mann der Claybornes hier bei dir hätte auftauchen können. Denn Old Man Clayborne hat den Befehl ausgegeben: ›Tötet Johnny King!‹ Seine Söhne und Neffen haben untereinander ausgelost, wer von ihnen sich auf den Weg machen darf, um den lieben Cash zu rächen. Verstehst du – darf? Denn jeder von ihnen betrachtet es als eine besondere Ehre und drängt sich danach, dem Alten einen Gefallen zu erweisen. Du wirst es mit Clay Clayborne zu tun bekommen. Ich konnte dich noch beim letzten Tageslicht finden. Er wird morgen kurz nach Sonnenaufgang kommen, denke ich. Ja, Virgil Mannerhan hat mich losgeschickt, dir ein wenig zu helfen, sollte dies notwendig sein. Und es ist ja wohl auch notwendig gewesen, nicht wahr? Und natürlich war es auch klug, dass du dich von Rosy trenntest.«

»Du weißt wohl alles über mich – alles, was ich tat, nachdem ich Cash Clayborne töten musste, Hondo?«

Dieser nickt und wirft seine Zigarettenkippe ins Feuer.

Dann tritt er zu seinem mit hängenden Zügeln wartenden Pferd, sitzt mit einer ruhigen Bewegung auf und verharrt noch einen kurzen Moment im Sattel.

Johnny King sagt: »Es kommt Virgil Mannerhan wohl sehr gelegen, dass ich mit den Claybornes Krieg habe, der erst enden wird, wenn sie mich erledigt haben? Es wäre Virgil Mannerhan wohl sehr recht, wenn die Claybornes Mann für Mann an mir zerbrechen würden. Denn wenn es keine Claybornes mehr gibt ...«

Hondo Cruz hört nicht länger zu. Er reitet an und verschwindet in der Nacht. Johnny King jedoch, der verstummte, vollendet nun doch seinen letzten Satz: »... dann ist Virgil Mannerhan bald der größte Mann auf hundert Meilen in der Runde, ohne selbst mit den Claybornes gekämpft zu haben.«

✰✰✰

Er kommt keine drei Meilen weit, dann reitet von rechts ein Reiter aus dem tiefen Schatten einiger Felsen auf die hellgrau im Mond- und Sternenlicht erkennbare Poststraße.

Johnny King hält an.

Und er weiß sofort, dass Clay Clayborne ihn eingeholt hat.

Schweigend wartet er, und die Bitterkeit strömt aus seinem tiefsten Kern und möchte deprimierend auf ihn einwirken.

Doch dann gewinnt sein Zorn die Oberhand.

Dennoch wartet er schweigend, indes er deutlich und stark die nahende Gefahr spürt. Sie kommt von Clay Clayborne aus zu ihm herüber wie eine Strömung, die man deutlich spüren kann.

Endlich sagt Clay Clayborne: »Na, da bist du ja endlich, Hombre! Weißt du, ich hätte dich schon in deinem Camp besuchen können. Doch da war Hondo Cruz. Ich wollte es nicht mit euch beiden zu tun bekommen. Und ich wusste, dass du diese Richtung reiten würdest. Hondo Cruz ist heimgeritten.«

»Ist er das wirklich?« Dies murmelt Johnny King fast spöttisch. Er macht eine kleine Pause und fragt dann: »Du Narr, warum bist du mir gefolgt und lauerst mir nun auf? Willst du auch tot sein wie dein Bruder Cash, der mir ebenfalls folgte und mich zum Kampf zwang – willst du auch tot sein wie er?«

Da lacht Clay Clayborne leise.

»Ich bin schneller als Cash«, sagt er selbstbewusst. »Du hast doch nicht geglaubt, dass wir Claybornes einen Burschen laufen lassen, der einen von uns umlegte? Herunter vom Pferd, Mister. Denn jetzt bekommst du die gleiche Chance wie Cash gegen dich. Wir Claybornes erledigen unsere Feinde immer noch auf die stolze Art. Komm schon herunter vom Gaul, Freundchen!«

»Und wenn ich nicht will – wenn ich einfach weiterreite?« Dies fragte Johnny King ernst.