G. F. Unger Western-Bestseller 2673 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2673 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Ich traf Katy auf der Hauptstraße in Abilene. Sie kam aus dem Lonestar Hotel und erkannte mich nicht sofort. Aber weil ich sie vom Pferd aus starr ansah, wurde sie aufmerksam. Und plötzlich hob sie die Hand und lächelte.
Ja, da gab es keinen Zweifel. Sie freute sich bei meinem Anblick. Sie hatte mich also nicht vergessen, mochte mich immer noch. Aber leider hatte sie mich damals vor zwei Jahren nicht so gemocht wie meinen Freund Tyle Cannon. Deshalb war ich weg von der Heimatweide in Texas.
Und jetzt war ich ein Deputy Sheriff, der zwei Pferdediebe verfolgt, gestellt und festgenommen hatte und mit diesen beiden Burschen, die man wahrscheinlich hängen würde, zurückgeritten kam.
Ich hielt an, nickte Katy zu. Und dann wartete ich darauf, dass sie etwas sagen würde.
Sie trat an den Rand des Plankengehsteigs und sagte zu mir herüber: »Jed - Jedson Quade, dich schickt der Himmel! Denn ich brauche einen Freund. Jed, wann hast du Zeit für mich?«
Meine Müdigkeit war wie weggewischt.
Ich liebte sie wahrscheinlich immer noch.
»In einer Stunde werde ich drüben im Restaurant essen«, sagte ich ...


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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

In Texas wartet der Tod

Vorschau

Impressum

In Texas wartetder Tod

Ich traf Katy auf der Hauptstraße in Abilene. Sie kam aus dem Lonestar Hotel und erkannte mich nicht sofort. Aber weil ich sie vom Pferd aus starr ansah, wurde sie aufmerksam. Und plötzlich hob sie die Hand und lächelte.

Ja, da gab es keinen Zweifel. Sie freute sich bei meinem Anblick. Sie hatte mich also nicht vergessen, mochte mich immer noch. Aber leider hatte sie mich damals vor zwei Jahren nicht so gemocht wie meinen Freund Tyle Cannon. Deshalb war ich weg von der Heimatweide in Texas.

Und jetzt war ich ein Deputy Sheriff, der zwei Pferdediebe verfolgt, gestellt und festgenommen hatte und mit diesen beiden Burschen, die man wahrscheinlich hängen würde, zurückgeritten kam.

Ich hielt an, nickte Katy zu. Und dann wartete ich darauf, dass sie etwas sagen würde.

Sie trat an den Rand des Plankengehsteigs und sagte zu mir herüber: »Jed – Jedson Quade, dich schickt der Himmel! Denn ich brauche einen Freund. Jed, wann hast du Zeit für mich?«

Meine Müdigkeit war wie weggewischt.

Ich liebte sie wahrscheinlich immer noch.

»In einer Stunde werde ich drüben im Restaurant essen«, sagte ich ...

Der Sheriff und unser zweiter Deputy kamen heraus, als ich vor das Gefängnis ritt. Ich nickte nur und warf ihnen die Leinen der beiden anderen Pferde zu.

»Ich wusste, dass du sie bringen würdest, Jed«, sagte der Sheriff. »Der Mann, den sie beim Pferdediebstahl anschossen, ist inzwischen gestorben. Es gibt eine Verhandlung wegen Pferdediebstahls und Mord. Du hast zwei Tage frei, Jed. Schlaf dich richtig aus.«

Ich nickte und ritt zum Mietstall. Danach ging ich auf mein Zimmer, wusch mich und wechselte meine Sachen. Mein Magen knurrte, es war Zeit, das Restaurant aufzusuchen.

Katy hatte einen kleinen Ecktisch am Fenster besorgt, an dem nur wir zwei Platz hatten.

Ich musste sie immer wieder betrachten.

Ja, sie war etwas älter geworden – und ernster, reifer. Es war eine frauliche Reife hinzugekommen – und zugleich waren ein paar feine Kerben um ihre Mundwinkel und ein herber Zug um ihre Lippen.

Sie war kein Mädchen mehr.

»Bist du mit einer Herde den Treibweg heraufgekommen?«, fragte ich.

Sie nickte.

»Von Texas herauf«, sagte sie. »Mit Ty Cannon, meinem Mann, achtzehn Reitern und mehr als dreitausend Rindern und zweihundert Pferden. Ja, ich kam den Weg mit der Herde herauf. Ty Cannon war der Herdenboss.«

Nun wusste ich es genau. Mein alter Freund Ty Cannon, dessen Frau sie geworden war, hatte eine große Treibherde hergebracht.

Und sie war nicht daheim in Texas geblieben, sondern war mitgeritten.

Verdammt noch mal, von tausend Frauen tat das nicht eine!

Liebte sie Ty so sehr, dass sie ihn nicht für ein halbes Jahr missen wollte? Oder? Nein, es konnte wohl kein Oder geben, keine anderen Beweggründe oder Absichten. Sie liebte Ty so sehr, dass sie ihn selbst auf einem schweren Treibweg nicht alleine ließ.

Was hat Ty doch für ein Glück!, dachte ich.

»Wo ist er denn?« So fragte ich dann doch.

Nun hörte sie auf zu essen. Sie konnte plötzlich keinen Bissen mehr herunterbekommen. Dies sah ich ihr an.

»Er wurde gestern angeschossen«, sagte sie. »Nun hockt er mit dem vielen Geld auf dem Zimmer und wartet auf eine Chance. Als ich dich sah, Jed, da wusste ich, dass du die Chance bist. Dich schickt uns der Himmel.«

»He«, sagte ich. »Unsere Wege trennten sich damals. Als du dich für den prächtigen Tyle Cannon entschieden hattest und ich fortritt, war alles zu Ende. Alles!«

Nun schluckte sie mühsam. »Ich tat dir damals sehr weh«, murmelte sie. »Als ich mich für Ty entschied, da fügte ich dir einen großen Schmerz zu, nicht wahr?«

»Wer hat ihn angeschossen, den guten, lieben alten Ty?«, fragte ich mit mäßigem Interesse. Aber dabei wurde mir noch stärker bewusst, dass ich Katy immer noch liebte und sie nicht vergessen konnte.

»Es war eine Sammelherde«, erzählte Katy. »Alle kleinen Rancher hatten sich zusammengetan. Sie nahmen Kredit auf, stellten die Sammelherde zusammen und wählten Ty zum Herdenführer. Und jetzt warten sie dringend auf die dreißigtausend Dollar. Bekommen sie diese nicht, bricht daheim in Little Brazos alles zusammen. Dann können die Rancher ihre Kredite an die Bank nicht zurückzahlen – und die Bank wird endgültig von Richard McClellan übernommen. Dann hat er die Mehrheit dort und übernimmt das ganze Land. Er schmeißt sie alle raus!«

Sie sprach die letzten Worte hart.

»Er will nicht, dass Ty mit dem Geld heimkehrt«, sagte Katy, und es kam wie aus weiter Ferne an mein Ohr. »Als Ty es gestern versuchte – ich meine, als wir aufbrachen –, da ritten wir schon bald mit unseren beiden Begleitern in einen Hinterhalt. Ty wurde nur verwundet. Die beiden Cowboys traf es schlimmer. Hat dir der Sheriff nichts erzählt?«

»Nein«, sagte ich. »Warum schickt ihr das Geld nicht mit Wells Fargo? Da bekommt ihr eine Quittung, und ...«

»Das geht nicht«, unterbrach sie mich. »Wir brauchen daheim in Little Brazos bis zum einunddreißigsten Oktober Bargeld. Verstehst du? Bargeld! Die Geldtransporte der Wells Fargo gehen auf einem zu großen Umweg von Kansas nach Fort Worth.«

Ich winkte ab, denn ich wusste Bescheid.

Ich verstand Katy und Ty Cannons Probleme nun schon etwas besser. Und ich kannte Richard McClellan gut genug.

Wenn er nicht wollte, dass Ty Cannon das Geld nach Little Brazos zurückbrachte, ließ er sich eine Menge einfallen, um es zu verhindern.

Das erkannte ich klar.

Und deshalb sagte ich zu Katy: »Holt euch eine starke Mannschaft zusammen. Ein paar von euren Treibern werden gewiss mit euch nach Texas zurückreiten wollen. Versprecht Ihnen eine gute Prämie. Und wenn ihr einem ganzen Dutzend Reitern je hundert Dollar zahlen müsstet ...«

»Nein«, sagte Katy. »Das geht auch nicht. Wir können jetzt keinem mehr trauen. Überdies würde es sich unter allen Banditenbanden zwischen hier und dem Little Brazos herumsprechen, dass wir mit einer angeworbenen Mannschaft dreißigtausend Dollar nach Texas bringen wollen. Wir würden unterwegs in ein Dutzend Hinterhalte reiten. Jede Bande würde ihr Glück versuchen. Nein, das ist eine Sache für zwei oder drei Reiter, die verschwiegen auf einsamen Pfaden reiten und ihre Fährte verwischen. Verstehst du? Das ist etwas für dich und Ty, so wie in alten Zeiten. Wir haben noch ein paar von den besten Pferden unserer Remuda.«

»Aber Ty ist doch verwundet – angeschossen?« So fragte ich verwundert.

»Nur ein Streifschuss«, sagte sie. »Er hatte Kopfschmerzen. Deshalb ruht er sich aus. Aber in der kommenden Nacht wird er reiten können. Hilf uns, Jed! Sei noch einmal unser Freund. Wir brauchen Hilfe.«

Einen Moment lang war ich fast schon weich. Aber dann dachte ich wieder an den löwenhaften Richard McClellan.

Nein, ich wollte in keinen Verdruss von dieser Art hineinreiten – nicht für Ty, auch nicht für Katy – und schon längst nicht für die paar Drei-Kühe-Rancher vom Little Brazos.

Ich erhob mich.

»Nein, Katy«, sagte ich. »Es tut mir leid, aber ihr habt keine Chance. Schickt das Geld mit Wells Fargo auf dem langen Umweg heim. Dann kommt es zwar zu spät, doch es kommt. Grüß Ty von mir! Weißt du, ich muss mich jetzt langlegen. Ich war länger als eine Woche im Sattel – und davon die letzten drei Tage und Nächte mit den beiden Gefangenen unterwegs. Ich kann nicht mehr. Leb wohl, Katy! Viel Glück.«

Ich warf einen Dollar auf den Tisch, der unser Essen reichlich bezahlte.

Dann sah ich Katy noch einmal an, wandte mich um und ging.

Ich war wirklich ausgebrannt und müde. Und ich war fertig mit meiner Vergangenheit in Texas.

Hier war Kansas. Und hier war ich Erster Deputy Sheriff. Das war der Rang eines stellvertretenden Polizeichefs, dem ein weiter Landkreis unterstand.

Warum sollte ich diesen Job aufgeben, um mich für Katy, für Ty oder die Leute im Little-Brazos-Land totschießen zu lassen?

Nein, so verrückt war ich nicht.

✰✰✰

Es war schon Nacht, und ich musste etwa acht Stunden geschlafen haben, als ich erwachte. Normalerweise hatte ich den leichten Schlaf eines Indianers. Aber diesmal ...

Na ja, ich hatte Besuch.

Einen der drei Männer kannte ich. Es war Roy Duane – und auch aus dem Little-Brazos-Land. Er war ein Killer.

»Hallo, Sheriff«, sagte er und lachte dann leise. Es war ein glucksendes Lachen, und es war auch nicht freundlich.

Ich setzte mich auf.

Sie hatten ihre Revolver bereit.

»Gehen wir«, sagte Roy Duane. »Du brauchst dich nicht anzuziehen, Sheriff, kannst in deinem schönen Unterzeug bleiben. Wir gehen hinten hinaus. Aber wir können dich auch tragen. Wie möchtest du es gern?«

Jetzt wusste ich genau, dass ich mächtig in der Klemme steckte.

Dass ich hier in Abilene Deputy war, dies half mir jetzt nicht – gar nicht. Denn diesem Roy Duane machte es nichts aus, mich mit oder ohne Stern umzulegen.

»Hört mal ...«, begann ich.

Doch da stieß mir Roy Duane auch schon die Revolvermündung gegen den Halsansatz.

Ich gehorchte.

Es gab keine andere Wahl. Doch ich wusste, dass ich wahrscheinlich in einigen Minuten tot sein würde.

Roy Duane war noch böser und gefährlicher geworden, noch härter und erbarmungsloser.

Wir waren bald weit genug in die Nacht hinausgewandert – ich barfuß im Unterzeug, die anderen schweigend und mit schussbereiten Revolvern.

Ich wusste, dass ich nun am Ende meines Weges angelangt war.

Ich wollte nicht verzweifelt wie ein zappelndes Kaninchen sterben, sondern wie ein Mann. Ich wollte ihnen auch meine ganze Verachtung zeigen.

Sie wollten alle zu gleicher Zeit schießen.

Ich streckte ihnen die Brust entgegen.

Wenn es schon sein musste, dann wollte ich es möglichst kurz und schmerzlos haben. Es war mir recht, dass sie zu dritt auf mich schießen würden.

Aber da sagte eine trockene Stimme hinter einem Bauholzstapel hervor: »Ich habe eine Parker-Flinte mit zwei Läufen voll Indianerschrot! Versucht es mal! Drückt nur ab, dann bekommt ihr es zugleich auch von mir!«

Sie drückten nicht ab.

Nein, das taten sie nicht.

Denn in dieser Stimme war ein Klang von grimmiger Festigkeit.

Ich erkannte die Stimme.

Sie gehörte dem Nachtmarshal Bud Lane, und der war ein Bursche, dem man in solch einer Klemme vertrauen konnte.

Der würde nicht danebenschießen.

Das wussten auch Roy Duane und seine beiden anderen Kerle.

Ich trat langsam vor, streckte die Hand aus.

»Gib das Ding her«, sagte ich und meinte seinen Colt.

Doch er schüttelte den Kopf, zielte immer noch auf mich. Dabei rief er: »He, es steht jetzt nur unentschieden! Wenn Sie schießen, mein Freund, dann schießen wir auch! Aber wir geben jetzt auf! Wir ziehen uns vornehm zurück! Verstanden? Wir passen!«

Sie verschwanden in der Nacht.

Der Nachtmarshal Bud Lane kam zu mir.

Er hatte tatsächlich seine Schrotflinte.

Aber er reichte mir seinen Colt.

Und dann machten wir uns auf die Verfolgung.

Sie fielen Mann für Mann. Nur Roy Duane kam bis zur Hauptstraße und fiel dort um.

Ich kniete bei ihm nieder. Er lebte noch, grinste verzerrt und sagte mühsam: »Glück gehabt. Aber ein anderer von uns wird dich schon ...«

✰✰✰

Als ich mich umwandte, sah ich Katy. Sie hatte meinen langen Regenmantel mitgebracht, und sie konnte ihn nur aus meiner Blockhütte geholt haben. Also musste sie dort gewesen sein.

Ich gab dem Nachtmarshal Bud Lane den leer geschossenen Colt zurück und nickte ihm dabei zu.

»Ich danke dir, Bud«, sagte ich. »Damit stehe ich tief in deiner Schuld. Denn sie hätten mich in den nächsten Sekunden getötet.«

»Bedank dich bei der Lady«, sagte er und deutete mit einer leichten Bewegung auf Katy. »Sie hat mich geholt. Kommst du noch im Laufe der Nacht oder erst morgen Abend?«

Katy war wirklich ein tüchtiges Mädchen. Aber halt! Sie war ja kein Mädchen. Sie war Ty Cannons Frau. Und ich wusste, dass sie jetzt erwartete, mich nicht um Hilfe bitten zu müssen.

Ja, ich stand wirklich in ihrer Schuld.

Ich wäre jetzt schon ein toter Mann.

Ich schuldete ihr gewissermaßen mein Leben.

Roy Duane hatte ihr den größten Gefallen erwiesen und seinem Boss Richard McClellan sehr geschadet.

Denn Ty Cannon und ich, wir zusammen waren eine ganze Mannschaft wert. Wir konnten eine Menge auf die Beine bringen.

Und vielleicht schafften wir es sogar gemeinsam, die dreißigtausend Dollar rechtzeitig nach Little Brazos zu bringen.

Und darum sagte ich zu ihr: »Also gut, ich reite mit. Ich helfe euch. Nachdem ich das Protokoll des Nachtmarshals unterschrieben und beim Sheriff meinen Stern abgegeben habe, komme ich zu euch ins Hotel.«

Ich wollte ihr helfen, weil sie Hilfe brauchte und ich sie immer noch liebte.

Zwei Stunden später sah ich Ty Cannon wieder.

Nachdem wir uns etwas mehr als zwei Jahre nicht gesehen hatten, kam er mir doch sehr verändert vor.

Er wirkte älter, verbrauchter, als es ein Mann nach zwei Jahren sein kann. Überdies trug er noch einen Verband um den Kopf.

Er lag angekleidet auf dem Bett und hatte seinen Colt in Reichweite. Nur seine Stiefel hatte er nicht an.

»Hat sie dich doch herumbekommen, Jed? Hat sie es doch geschafft, dass du mir ein wenig hilfst, sodass ich wieder mehr Mut bekomme?«

Ich staunte zu seinen Worten.

Da war keine Wiedersehensfreude.

»Sie meint, ich schaffe es nicht ohne deine Hilfe«, fügte er hinzu. »Und vielleicht hat sie sogar recht. Vielleicht sollte man das Geld wirklich mit der Wells Fargo nach Little Brazos schicken und sich selbst dort nicht wieder blicken lassen. Jed, sie haben mich fast getötet. Die Kugel hat nur knapp mein Leben verfehlt. Warum willst du mit mir zur Hölle fahren? Liebst du Katy immer noch so sehr?«

Ich erwiderte nichts zu diesen Worten. Dafür sagte ich: »Wir können reiten. Wo ist das Geld?«

Er deutete auf zwei Satteltaschen. »Da drinnen. Es sind alles große und neue Dollarscheine, gebündelt zu je Tausend Dollar. Auch Hundertdollarscheine sind dabei. Es ist alles leicht zu transportieren.«

»Dann komm«, sagte ich. »Die Pferde stehen draußen. Ich habe hier meine Zelte abgebrochen. Wir können losreiten. Also steh auf!«

Er sah mich seltsam an.

Dann erhob er sich und hielt sich einen Moment die Hand gegen den Kopf. Er stand auch so da, als wäre ihm schwindlig.

Aber dann sagte er: »Die Befehle gebe ich. Du reitest nur mit, weil Katy dich darum bat, mir zu helfen. Der Boss bin ich.«

Ich nickte nur – und ich fragte mich, was aus unserer Freundschaft geworden war. Ja, ich verspürte Bitterkeit.

Dann sah ich in Katys Augen. Sie fürchtete sich davor, dass wir Streit bekommen würden. Und diese Furcht war berechtigt. Ich begriff es. Unsere Freundschaft war tot.

Ty Cannon war für mich ein Bursche geworden, der mir nicht mehr gefiel. Aber Katy hielt uns zusammen.

Verdammt noch mal, in was hatte ich mich da eingelassen?

✰✰✰

Im letzten Licht des Tages sah ich das Rudel kommen.

Fünf Reiter!

Fünf Reiter nur – kein stärkeres Rudel, obwohl man mich in Abilene gut genug kannte, genau wusste, wie hart, schnell und gefährlich ich war.

Und was Ty Cannon betraf, so musste man wissen, dass er als Treibherdenführer ebenfalls ein Kämpfer sein musste.

Sie waren noch weiter als fünf Meilen entfernt. Die Luft in Kansas war sehr trocken und klar an diesem sterbenden Tag. Man konnte meilenweit sehen. Die Dinge in der Ferne waren zwar klein, doch scharf in ihren Konturen.

Ich saß auf und folgte Katy und Ty, die vorausgeritten waren, um einen Campplatz zu suchen.

Wir würden in unserem Camp Besuch bekommen.

Es war schon längst Nacht, als ich das Feuer an einem kleinen Creek erkannte, der zum Arkansas River floss. Es gab hier reichlich Gras, denn wir waren um einige Meilen weiter westlich des Herdentrails.

Die Bäume am Creek hatten noch bunt gefärbtes Laub, welches die Herbstwinde bisher nicht abfegen konnten.

Katy saß allein am Feuer.

Ich hatte plötzlich das jähe Gefühl von Furcht. Mir kam plötzlich der impulsive Gedanke, dass Ty Cannon fortgeritten sein könnte, dass er Katy verlassen hatte.

Aber wahrscheinlich war das ein dummes Gefühl.

Ty Cannon war auch nicht fort. Die Pferde standen dicht in der Nähe unter den Bäumen. Und Ty Cannon tauchte aus der Dunkelheit auf. Er hielt seinen Colt in der Hand und sagte mürrisch: »Du hättest rufen sollen.«

Ich saß ab. »Wir bekommen Besuch in dieser Nacht«, sagte ich. »Fünf Mann sind fünf Meilen hinter mir.«

»Okay«, sagte Ty Cannon. »Und je mehr wir uns Texas nähern, umso zahlreicher werden sie.«

»Hast du Angst vor ihnen?« So fragte ich. Im Feuerschein sah ich ihn an.

Katy brachte mir eine Tasse heißen Kaffee. Sie sah mir aus nächster Nähe in die Augen – bittend und beruhigend zugleich.

Ty Cannon gab mir keine Antwort auf meine Frage.

Ich hockte mich am Feuer nieder und aß aus der Pfanne das Essen, welches sie mir übrig gelassen hatten. Es war noch reichlich, und es tat gut, den Hunger zu stillen.

Ty Cannon beobachtete mich – und Katy beobachtete uns.

Schließlich sagte Ty Cannon: »Ich habe mit einer ziemlich miesen Mannschaft in siebenundneunzig Tagen eine Rinderherde nach Abilene gebracht. Ich habe keinen großen Nerv mehr, daheim mit Richard McClellan zu kämpfen. Und mir passt nicht, dass Katy behauptet, du würdest an meiner Seite durchhalten. Das passt mir nicht.«

Ich sah Katy an. Sie starrte ins Feuer – und ihr Blick wirkte irgendwie verloren und resigniert.

Plötzlich kam in mir der Zorn hoch.

»Dann hau doch ab«, sagte ich hart. »Schleich dich! Ich stehe in Katys Schuld. Solange sie will, dass ich die dreißigtausend Dollar nach Little Brazos bringe, werde ich es versuchen – so lange, bis ich meine Schuld bezahlt habe.«

Er zitterte. Einen Moment schwankte er, und es sah so aus, als wollte er sich auf mich stürzen.

Doch dann bekam er seinen Zorn unter Kontrolle. Er wandte sich ab und begann unser Schlafzeug mit Gras und Buschzeug so herzurichten und auszustopfen, dass es bei verlöschendem Feuerschein so aussehen würde, als lägen wir dort mit unseren Köpfen unter den Decken und schliefen.

Wenig später hörte ich jemanden kommen. Er kam leise, verhielt immer wieder, wartete, lauschte. Ich lag still unter dem Busch und bewegte mich nicht.

Ich hatte meinen Revolver schussbereit.

Und dann ging es schnell.