G. F. Unger Western-Bestseller 2675 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2675 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Es ist am späten Nachmittag, als Brad Kellog das Registrier-Office von Phoenix, Arizona, erreicht, das in einem Nebengebäude des Gouverneurssitzes untergebracht ist.
Der Registrator empfängt ihn mit den Worten: »Da haben Sie aber Glück, dass ich noch hier bin. Was wollen Sie eintragen lassen? Eine neue Silbermine? Oder nur einen Claim? Aber Sie sehen nicht wie ein Gold- oder Silbersucher aus, eher wie ein ...«
Der bisher so redselig wirkende Glatzkopf mit der Nickelbrille auf der langen Nase spricht nicht weiter.
Denn eigentlich wollte er sagen: »... wie ein Rindermann.«
Doch inzwischen sagte ihm sein Verstand, dass sein staubiger Besucher ein anderes Kaliber ist.
Und so schweigt er abrupt und wartet.
Kellog grinst zwischen seinen Bartstoppeln und erwidert: »Ich möchte ein Brandzeichen registrieren lassen. Die Herde befindet sich in einem großen Tal der Bradshaw Mountains. Ich habe hier eine Karte mit eingezeichneten Landmarken. Und das Brandzeichen ist ein ›Running W‹. Bin ich mit meinem Anliegen hier richtig?«

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Kellog

Vorschau

Impressum

Kellog

Es ist am späten Nachmittag, als Brad Kellog das Registrier-Office von Phoenix, Arizona, erreicht, das in einem Nebengebäude des Gouverneurssitzes untergebracht ist.

Der Registrator empfängt ihn mit den Worten: »Da haben Sie aber Glück, dass ich noch hier bin. Was wollen Sie eintragen lassen? Eine neue Silbermine? Oder nur einen Claim? Aber Sie sehen nicht wie ein Gold- oder Silbersucher aus, eher wie ein ...«

Der bisher so redselig wirkende Glatzkopf mit der Nickelbrille auf der langen Nase spricht nicht weiter.

Denn eigentlich wollte er sagen: »... wie ein Rindermann.«

Doch inzwischen sagte ihm sein Verstand, dass sein staubiger Besucher ein anderes Kaliber ist.

Und so schweigt er abrupt und wartet.

Kellog grinst zwischen seinen Bartstoppeln hervor und erwidert: »Ich möchte ein Brandzeichen registrieren lassen. Die Herde befindet sich in einem großen Tal der Bradshaw Mountains. Ich habe hier eine Karte mit den eingezeichneten Landmarken. Und das Brandzeichen ist ein ›Running W‹. Bin ich mit meinem Anliegen hier richtig?«

»Heiliger Rauch«, spricht der Registrator staunend und ungläubig. »In den Bradshaws soll es Rinder geben? Wie sind die denn dorthin gekommen? Und wenn, warum wurden sie noch nicht von den Apachen aufgefressen?«

»Es sind wahrscheinlich zu viele.« Kellog grinst. »Und gewiss haben sie sich in den vergangenen Jahren so stark vermehrt, dass selbst hungrige Apachen sie nicht völlig vertilgen konnten. Wissen Sie, Mister, die kleine Stammherde wurde vor dem Krieg in dieses verborgene Tal gebracht. Aber eigentlich lief sie von selbst dort hinein, weil sie sich in einer Stampede befand. Ihr Erstbesitzer zog dann in den Krieg. Als er im Sterben lag – er war schlimm verwundet worden –, überschrieb er mir sein Brandzeichen. Er konnte es damals nicht hier registrieren lassen. Nun hole ich das nach. Jetzt wissen Sie eine Menge, Mister. Und nun frage ich Sie nochmals, ob ich hier bei Ihnen richtig bin. Hier sind der Lageplan und die Übertragungsurkunde des Brandzeichens.«

Der Registrator nickt heftig und hebt beide Hände, so wie jemand, der sich ergibt.

»Natürlich sind Sie richtig, Mister. Wir kommen ins Geschäft. Dieser junge Staat ist froh über jeden neuen Bürger, der sich hier niederlassen will und etwas aufbaut. Und eine Ranch in Arizona, das ist gewiss eine gute Ergänzung zu all den Minen und dem Ackerbau der Siedler. Wie ist Ihr Name, Mister? Vielleicht werden Sie eines Tages der erste Cattle King unseres Baby-Staates, hihihi. Die Registrierung kostet nur fünfzig Dollar, hihihi!«

Er macht eine kleine Pause und fragt dann vorsichtig: »Aber Sie wissen doch, dass die Apachen immer noch ihr Unwesen in unseren Land treiben, ebenso schlimm wie drüben in New Mexico?«

»Mein Name ist Kellog, Brad Kellog. Und ich habe eine Entlassungsbescheinigung aus der Gefangenschaft als Captain der Konföderationsarmee.«

✰✰✰

Es ist drei Tage später, als Brad Kellog Phoenix verlässt und nordwärts reitet. Er hat zwei Packtiere bei sich, zähe Maultiere, die schwer beladen sind. Und vom Schmied in Phoenix ließ er zwei Brandeisen anfertigen, die ein etwas schräges W symbolisieren, ein »Running W« also. Er hat noch einen langen Weg vor sich und weiß nicht, was ihn erwartet.

Längst hat er den Wagenweg verlassen und folgt schmalen Pfaden, kann sich nur nach Landmarken orientieren, die manchmal in weiter Ferne zu erkennen sind, wenn er selbst über Höhen muss und seine Tiere verschnaufen lässt. Es ist ein unübersichtliches Land, voller Schönheit und tausend Geheimnissen.

An einem dieser Tage trifft er auf eine Armeepatrouille, deren Lieutenant ihn staunend betrachtet und dann schließlich zu ihm sagt: »Mister, Sie wagen eine Menge, wissen Sie das?«

»Ich denke schon, Lieutenant«, erwidert Kellog und fragt dann: »Sind Sie hinter Apachen her?«

»Schon länger als eine Woche. Aber wir waren erfolglos. Apachen kann man nicht fangen. Es ist, als wollte man mit einem großmaschigen Netz kleine Fische fangen. Die schlüpfen immer durch. Es sind Tonto-Apachen, die von der Mogollon Mesa herunterkamen, um Beute zu machen. Und Sie haben zwei Packpferde, beladen mit Beute. Auf solche Gelegenheiten warten die roten Teufel nur. Wohin wollen Sie?«

»Zu meiner Herde in einem Hochtal in den Bradshaws. Zur Running-W-Herde. Es gibt in diesem Tal einen See, in dessen Mitte sich ein roter Felsen auf einer Insel erhebt. Kennen Sie dieses Tal, Lieutenant?«

Doch der graubärtige Offizier schüttelt den Kopf.

»In diesem Land gibt es tausend Geheimnisse, mein Freund.«

Er blickt auf den Scout an seiner Seite. Dieser ist ein Halbblutmann mit einer Adlerfeder am Hut. »Kennen Sie das Tal, Concho?«

Dieser blickt mit seinen schrägen Augen auf Kellog.

Dann spricht er vorsichtig mit kehliger Stimme: »Ich habe mal von diesem Tal gehört. Santana – so nennen ihn die Weißen – versorgt sich dort mit Rindfleisch für sein verborgenes Dorf, das wir bisher noch nicht finden konnten. He, Hombre, er wird Sie töten.«

Er spricht den letzten Satz wie eine ihm gleichgültige Feststellung und hat dann nichts mehr zu sagen.

Und das hat der Lieutenant auch nicht. Der Weg seiner Patrouille bis nach Fort Apache ist noch weit, wird länger als drei Tage dauern.

Die Patrouille – zwölf Reiter, der Lieutenant und der Scout – reitet wieder an.

Kellog sieht ihnen nach, und er hört den klirrenden Trab noch lange in dem sonst so stillen Land, in dem es eigentlich nur Jäger und Gejagte gibt.

Dann reitet auch er seines Weges.

Er ist bisher stets wachsam und lauernd durch dieses Land geritten, hat sich verhalten wie ein Wolf, der durch ein ihm fremdes Revier streift und genau weiß, dass überall Fallen und Jäger auf ihn lauern könnten.

Jetzt wird er noch vorsichtiger reiten, auf die kleinsten Zeichen achten, sei es am Boden oder hoch oben in der Luft, wo die Vögel kreisen. Und er wird auf seinen feinen Instinkt lauschen, der ihn bisher stets vor lauernden Gefahren warnte.

Es ist drei Tage später, und er sucht immer noch das verborgene Tal in den Bradshaws, in dem es einen See mit einer Felseninsel geben soll, als er auf eine Fährte stößt, die ihm ein Rätsel aufgibt.

Und so sitzt er ab, um dieses Rätsel zu lösen.

Wenig später weiß er es richtig zu deuten.

Es sind zwei Fährten. Eine ist zwei Tage alt und wurde von drei Pferden verursacht. Die andere etwas jüngere Fährte stammt von einem Reiter, der offenbar hinter den drei Reitern her ist.

Was soll er tun? Dies fragt sich Brad Kellog.

Dann entschließt er sich. Denn er muss wissen, wer in diesem Land umherreitet, zumal die erste Fährte – also jene der drei Reiter – von unbeschlagenen Hufen erzeugt wurde.

Der Verfolger dagegen ritt ein Tier mit Eisen an den Hufen.

Kellog macht sich also an die Verfolgung, zumal die beiden so unterschiedlichen Fährten in jene Richtung führen, in die er ohnehin reiten wollte.

Er verspürt eine ungute Ahnung.

Als er zwei Stunden später durch eine enge Schlucht in ein weiteres Tal gelangt, da hält er erst einmal an und blickt witternd über das Tal, das von einigen flachen Hügelketten durchzogen wird. Es sind sehr flache Hügel, auf denen da und dort einige rotgelbe und von der Erosion schon stark zernagte Felsen stehen.

Aber er kann nichts erkennen. Was da jenseits der flachen Hügel liegt, ist ihm noch verborgen.

Er will wieder anreiten, doch da hört er den wilden Schrei. Dieser Schrei ist gewiss im ganzen Tal meilenweit in der Runde zu hören. Er klingt wie der schmerzvolle Laut eines gequälten Menschen, der den bösen Schmerz nicht anders ertragen kann. Es ist die Stimme eines Mannes.

Kellog beginnt zu ahnen, was dort jenseits der flachen Hügel im Gange ist.

Die Reiter der unbeschlagenen Pferde haben ihren Verfolger in ihrer Gewalt. Wahrscheinlich ritt er in ihre Falle.

Kellog reitet nun auf die flachen Hügel zu, zieht die beiden Packpferde an den Leinen mit und ist bereit für alles.

Wenig später hört er wieder den gellenden, durchdringenden Schmerzensschrei, und nun ist er fest überzeugt, dass auf der anderen Seite der Hügel drei Apachen ihren Verfolger so böse quälen, wie es nur Apachen fertigbringen.

Er findet nach etwa hundert Yards eine Hügellücke und durchreitet diese.

Und dann sieht er alles.

Es sind nur zwei Apachen.

Der dritte Reiter war eine Reiterin, eine Frau also. Diese hockt hilflos am Boden und hält sich mit beiden Händen den Kopf.

Und der Mann, der die Apachen und deren Gefangene verfolgte, hängt an einem alten Cottonwood, mit den Füßen über einem Feuer.

Er zieht immer wieder seine Knie hoch, sodass seine Füße nicht so dicht über dem Feuer hängen. Aber er macht das offensichtlich schon eine ganze Weile. Seine Muskeln versagen ihm ihren Dienst. Immer wieder fallen seine Beine nieder und erreichen die Flammen seine Füße.

Was sie mit ihm tun, ist grausam, aber Apachen kannten noch niemals Mannestugend und Ehrbegriffe.

Und so reitet er auf sie zu, lässt die beiden Packtiere zurück.

Sie sehen ihn kommen und treten ihm einige Schritte entgegen, und der arme Geschundene am Cottonwoodbaum – es ist mexikanischer Abstammung – bringt noch einmal mit letzter Anstrengung seine Füße aus der Nähe der Flammen. Er kann nichts anderes tun, nur die Knie anziehen.

Kellog hält an, sitzt ab und nähert sich im ruhigen Schritt.

Die Apachen halten ihre Gewehre an den Kolbenhälsen gepackt mit den Mündungen nach unten gerichtet. Als sie grinsen, wirken ihre breiten Münder wie offene Wunden.

Man sieht ihnen an, dass sie sich auf das Töten des Weißen freuen, so als wäre das für sie ein Spiel, ja, sie lassen Kellog ziemlich dicht herankommen. Denn ihrer Meinung nach können sie nur gewinnen. Sie müssen nur die Läufe ihrer Gewehre hochschwingen und abdrücken.

Einer spricht verächtlich: »Hombre, hast du Locokraut gefressen? Oder warum bist du sonst so dumm?«

Aber Kellog spricht kein Wort. Er kann nicht länger warten oder gar herumtändeln. Der arme Kerl am Baum mit den Füßen über dem Feuer braucht schnelle Hilfe.

Kellog zieht wortlos und schießt blitzschnell.

Die Apachen bekommen ihre Gewehrläufe nicht mehr richtig hoch, schießen vor ihm in den Boden und sterben noch stehend.

Dann ist alles vorbei.

Er tritt ans Feuer und will es auseinander treten.

Doch da ist die Frau bei ihm und ruft: »Lassen Sie mich das tun, Señor! Lassen Sie mich das tun!«

Und so schneidet er nur die Lassoleine durch, an der sie den Mann hochgezogen haben. Er fängt ihn dann auf, hält ihn in seinen Armen.

Und der Mann flüstert heiser: »Der Himmel wird Sie belohnen, Señor. Bitte kümmern Sie sich um Conchita. Denn ich kann vorerst nicht ...«

Er bricht ab, denn er ist von einem Atemzug zum anderen bewusstlos.

Kellog legt ihn ein Stück abseits von den Resten des Feuers vorsichtig zu Boden.

Und die Frau, deren Name offenbar Conchita ist, tritt herbei, kniet bei dem Bewusstlosen nieder und starrt hilflos auf dessen verbrannte Füße, wagt nicht, sie anzufassen.

Kellog spricht ruhig: »Ich habe in einer der beiden Packlasten eine gute Salbe. Man nennt sie einfach nur Pferdesalbe, aber sie hilft auch Menschen.«

Er geht davon, um die beiden Packtiere zu holen.

Nur ein kurzes Stück vom alten Cottonwood entfernt kommt eine kleine Quelle aus einem der rotgelben Felsen und sammelt sich in einem natürlichen Felsbecken, das nicht größer ist als eine Badewanne.

Sie legen den noch bewusstlosen Mann mit den Füßen hinein, denn das Wasser ist kühl und lindert gewiss die Schmerzen. Als er erwacht, starrt er zu Kellog empor und murmelt: »Die Heilige Jungfrau muss Sie geschickt haben, Señor. Ich werde Ihnen bis an mein Lebensende dankbar sein.«

»Und ich werde jeden Tag für Sie beten«, spricht jene Conchita.

Sie beginnen die Füße des Mannes mit der Pferdesalbe einzucremen, tun es sehr vorsichtig. Dabei fragt Kellog: »Wer seid ihr? Und wie kamen Sie in die Gewalt der Apachen, Señora?«

»Wir sind Fernando und Conchita Hernandez«, spricht die Frau. Obwohl sie zerzaust und mitgenommen aussieht, kann man erkennen, dass sie jung und hübsch ist, gut gewachsen, noch keine dreißig Jahre alt, eher jünger.

Sie spricht nach einer kurzen Pause: »Die Apachen überfielen unseren kleinen Rancho, als mein Mann nach San José unterwegs war, um zwei zugerittene Pferde zu verkaufen und für den Erlös Vorräte heimzubringen. Wir hatten nichts mehr an Vorräten in unserer Hütte. Die Apachen töteten alle unsere Tiere, auch die Milchkuh, unsere Pferde und die Schafe. Sie brannten unsere Hütte, die Scheune und den Schuppen nieder. Ich war allein. Sie nahmen mich mit. Es waren Krieger von Santanas Horde. Sie sagten mir, dass sie mir ein Kind machen wollten, aus dem mal ein Apachenkrieger werden würde. Ich war in ihrer Gewalt, und ich konnte nichts tun, als sie Fernando auflauerten, der auf unserer Fährte kam.«

Sie verstummt voller Bitterkeit und deutet auf den wieder bewusstlosen Fernando nieder, neben dem sie kniet.

»Er ist ein furchtloser Hombre«, spricht sie heiser. »Er wollte mit zwei Apachen um mich kämpfen. Es war in der Nacht, als er in ihre Falle ritt. Sie sprangen von einem Felsen auf ihn nieder. Er sagte dann am Morgen zu ihnen, dass er mit ihnen um mich kämpfen wolle und dass sie hoffentlich nicht zu feige seien. Aber sie lachten ihn aus und versprachen ihm, dass sie seinen Stolz und Mut zerbrechen würden. Und das taten sie dann hier über dem Feuer. Sie wollten ihn kreischen hören. Doch er schrie nicht aus Verzweiflung, sondern aus hilflosem Zorn. Ich liebe ihn.«

Sie hat nun alles gesagt.

Dann blickt sie wie betend auf Fernando Hernandez nieder.

Kellog murmelt: »Si, er ist ein wirklicher Hombre, ein mutiger Mann.«

Er erhebt sich, denn es gibt eine Menge für ihn zu tun. Er muss die beiden toten Apachen wegschaffen, spurlos verschwinden lassen.

Und dann muss er Tag und Nacht auf der Lauer liegen und das Camp bewachen.

Denn die zwei streifenden Krieger waren im weiten Land gewiss nicht allein auf der Suche nach Beute.

Er bringt die beiden toten Krieger weg, legt sie in ein trockenes Bachbett und lässt das überhängende Ufer auf sie niederstürzen. Er jagt auch ihre Pferde davon ohne Sättel und Zaumzeug. Die beiden Mustangs werden sich gewiss bald einer Mustangherde anschließen.

Als er zum Camp zurückkehrt, hockt Conchita neben Fernando, und dieser ist nun bei Bewusstsein, erträgt die Schmerzen mit zusammengepressten Lippen, stöhnt nur manchmal und atmet schwer durch die Nase.

Kellog hockt sich ebenfalls nieder.

»Die Salbe wird helfen«, murmelt er.

Conchitas schwarze Augen richten sich mit einem dankbaren Ausdruck auf ihn.

»Señor«, spricht sie mit etwas zitternde Stimme, »wir stehen bis an unser Lebensende in Ihrer Schuld. Doch wir werden diese Schuld wahrscheinlich nie begleichen können, denn wir haben alles verloren.«

Er schüttelt den Kopf. »Ihr habt immer noch euch«, spricht er. »Und Fernando wird wieder gesund, was seine Füße betrifft. Ihr habt Pferde und Waffen. Was den Apachen gehörte, ist nun euer Besitz. Manchmal braucht ein Mann nur ein Pferd und eine Waffe, um wieder aufstehen zu können nach einer Niederlage. Wir werden sehen. Ich bleibe vorerst bei euch. Und vielleicht sollten Sie, Señora Conchita, uns etwas kochen. Denn ich habe Vorräte in den Packlasten. Also werde ich endlich meine beiden Packtiere von ihren Lasten befreien.«

Er erhebt sich.

Conchita aber ruft ihm nach: »Si, ich werde trockenes Holz sammeln.«

✰✰✰

Drei Tage später geht es Fernando besser. Die sogenannte Pferdesalbe wirkt offensichtlich Wunder. Denn die schlimmen Brandwunden an Fernandos Füßen beginnen zu heilen. Es bildet sich unter dem Schorf eine neue Haut.

Als sie wieder einmal beisammen sitzen und zum Abendbrot Pfannkuchen mit Speck essen, da fragt Fernando: »Señor Kellog, warum ritten Sie durch dieses Land? Oder sollte ich dies nicht fragen?«

»Doch, Fernando, doch«, erwidert er. »Ich suche ein verborgenes Tal, in dessen Mitte sich ein gewundener See befindet, in dem es eine Insel mit einem hohen roten Felsen gibt. Dieses Tal muss sich in den Bradshaws befinden. Vor mehr als acht Jahren rannte eine kleine Rinderherde in dieses Tal, eine Herde mit einem Running-W-Brand. Ich hörte von einem Armeescout, dass die Apachen sich in diesem Tal mit Fleisch versorgen. Dieser Armeescout hieß Concho. So redete ihn der Lieutenant an, der die Patrouille führte.«

»Ja, die kenne ich beide«, erwidert Fernando. »Sie kamen manchmal auf ihren Patrouillenritten bei uns vorbei, um ihre Pferde zu tränken und auch um nach uns zu sehen. Ich war früher einmal selbst Armeescout bei Fort Apache, bis ich Conchita kennen lernte.«

Nach diesen Worten macht er eine Pause und denkt offenbar über etwas nach, so wie ein Mensch, der einen Entschluss fassen will, aber nicht sicher ist, ob das gut oder gar schlecht sein würde.

Dann aber spricht er weiter: »Señor, Kellog, bevor ich Armeescout wurde, war ich ein Wildpferdjäger in den Bradshaws. Deshalb kenne ich sie so gut wie die Tonto-Apachen. Ich glaube fast, dass ich dieses Tal kenne. Die Apachen haben den Zugang getarnt, und wahrscheinlich haben sie diese Herde damals auch in Stampede versetzt. Ich denke, dass ich Sie hinführen kann. Aber das wird Tage dauern. Ich weiß es nur ungefähr. Doch was wollen Sie dort, Señor?«

»Es ist meine Herde, Fernando. Ich bin der eingetragene Besitzer des Brandzeichens. Und nach dem Weidegesetz und dem Squatterrecht gehört freie Weide dem Besitzer der Herde, die darauf weidet. Ich werde dort eine Ranch aufbauen. Aber erst muss ich das Tal finden.«

Fernando und Conchita staunen.

Dann murmelt Fernando: »Señor, dann müssen Sie erst Santana und dessen Horde besiegen. Ay, ich weiß, wie schnell Sie mit der Waffe sind, aber ...« Er bricht zweifelnd ab, denkt nach und spricht dann entschlossen: »Wir werden Ihnen helfen, Señor Kellog. Denn wir sind in Ihrer Schuld. Man sagt, dass Santana nur etwa zwei Dutzend Krieger zur Verfügung hat. Aber sein verborgenes Dorf beherbergt mehr als fünfzig Seelen, also Frauen, Kinder und Alte. So sagen es die Gerüchte. In ein oder zwei Tagen werde ich mit nackten Füßen und ohne Steigbügel reiten können. Es wird ohnehin Zeit, dass wir von hier wegkommen. Vielleicht haben uns andere streifende Apachen inzwischen entdeckt und warten nur noch auf Verstärkungen. Ja, wir müssen fort von hier.«