G. F. Unger Western-Bestseller 2689 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2689 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Ich ritt langsam in unsere kleine Stadt. Eigentlich war es noch gar keine Stadt, aber wir nannten sie so, denn für uns, die wir im weiten, großen Star Valley lebten, war sie sozusagen der Nabel der Welt.
Vor dem Saloon saß ich ab, band mein Pferd neben die anderen Tiere an den langen Haltebalken und klopfte mir mit dem Hut den Staub von der Kleidung.
Als ich eintrat, füllte der Wirt Mike O'Nelly gerade ein Dutzend Whiskygläser auf einem Tablett. Er nickte mir zu, indes ich näher trat, und fragte: »Auch für dich einen Drink, Kevin Quaid?«
Ich nickte und ging gleich in den Nebenraum.
Dort waren sie alle versammelt. Sie waren ein gutes Dutzend, doch ich wusste, dass eigentlich nur drei von ihnen im Star Valley das Sagen hatten.
Sie waren zugleich meine Freunde, und wir waren damals nach dem Krieg mit unseren Rindern in dieses mächtige Tal gezogen und hatten es nach Squatterrecht in Besitz genommen. Denn es war freie Weide gewesen, welche noch vor kurzer Zeit den Indianern gehört hatte.
Nun war unser Tal Rinderweide. Wir waren ein Dutzend Rancher, die gute Nachbarschaft hielten. Denn wir hatten von Anfang an begriffen, dass wir nur gemeinsam stark waren und unbedingt zusammenhalten mussten ...

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Star Valley

Vorschau

Impressum

Star Valley

Ich ritt langsam in unsere kleine Stadt. Eigentlich war es noch gar keine Stadt, aber wir nannten sie so, denn für uns, die wir im weiten, großen Star Valley lebten, war sie sozusagen der Nabel der Welt.

Vor dem Saloon saß ich ab, band mein Pferd neben die anderen Tiere an den langen Haltebalken und klopfte mir mit dem Hut den Staub von der Kleidung.

Als ich eintrat, füllte der Wirt Mike O'Nelly gerade ein Dutzend Whiskygläser auf einem Tablett. Er nickte mir zu, indes ich näher trat, und fragte: »Auch für dich einen Drink, Kevin Quaid?«

Ich nickte und ging gleich in den Nebenraum.

Dort waren sie alle versammelt. Sie waren ein gutes Dutzend, doch ich wusste, dass eigentlich nur drei von ihnen im Star Valley das Sagen hatten.

Sie waren zugleich meine Freunde, und wir waren damals nach dem Krieg mit unseren Rindern in dieses mächtige Tal gezogen und hatten es nach Squatterrecht in Besitz genommen. Denn es war freie Weide gewesen, welche noch vor kurzer Zeit den Indianern gehört hatte.

Nun war unser Tal Rinderweide. Wir waren ein Dutzend Rancher, die gute Nachbarschaft hielten. Denn wir hatten von Anfang an begriffen, dass wir nur gemeinsam stark waren und unbedingt zusammenhalten mussten ...

Nun, ich betrat also das Hinterzimmer. Hinter mir brachte Mike O'Nelly das Tablett mit den Drinks herein und stellte es auf den Tisch. Dann ging er wieder nach vorn und zog die Tür hinter sich zu.

Wir nahmen jeder ein Glas und tranken uns zu.

Dabei sprach niemand ein Wort. Und dennoch war unser gegenseitiges Zutrinken irgendwie so etwas wie ein Ritual, fast wie ein stummer Schwur.

So hatten wir es schon immer gehalten, wenn wir eine Zusammenkunft für notwendig hielten, weil die Umstände es erforderlich machten, dass wir alle wieder einmal zusammenhielten.

Bruce Burr übernahm das Reden. Er sagte: »Wir haben auf dich gewartet, Kevin Quaid. Du kommst spät.«

»Ich habe ja auch den weitesten Weg«, sagte ich und grinste.

Sie schwiegen noch einige Atemzüge lang. Dann sprach Leif Sheritt mit einem Beiklang von Neid: »Ja, du sitzt weit weg vom Schuss. Doch bei mir ist es genau umgekehrt. Verdammt, ich bin der Erste, der sie aufhalten muss. Und ohne eure Hilfe kann ich gleich aufgeben. Aber wenn ich aufgebe, dann haben sie den ersten Schritt in unser Tal getan. Kapiert?«

Sie nickten alle mehr oder weniger heftig.

Dann übernahm Bruce Burr wieder das Reden.

Ganz ruhig sprach er: »Wir müssen gemeinsam einen Sheriff wählen, sodass alles, was wir tun, gesetzlich ist. Und wir wollen dich als Sheriff, Kevin Quaid. Wir haben das vorhin besprochen. Du wirst einstimmig von der Rinderzüchtervereinigung des Star Valley gewählt werden. Und du wirst annehmen.«

Als er den letzten Satz sprach, da nickten sie alle.

Ich aber wollte es genau wissen und fragte deshalb: »Und warum ausgerechnet ich?«

Einige lachten grimmig. Eine Stimme sagte bitter. »Du solltest uns nicht verarschen, Quaid – nicht uns, die wir deine Vergangenheit kennen. Und überdies hast du den sichersten Platz mit deiner Ranch am anderen Ende des Tales. Vor dir kommen wir an die Reihe. Du wärst der Letzte. Dafür bist du uns was schuldig, wenn wir wie immer fair zueinander sein wollen. Oder?«

Der Mann bellte das letzte Wort als Frage fast böse.

Ich konnte ihn verstehen.

Und was meine Vergangenheit betraf, auf die der Mann anspielte, nun, ich war schon mal Sheriff gewesen daheim in Texas. Ich hatte mir dort einen gewissen Ruf erworben.

Und so stand ich nun vor ihnen, hielt das noch halb volle Glas in der Hand und spürte ihre fordernden Blicke. O ja, ich wusste genau, was die Gemeinschaft von mir verlangte. Denn es standen uns harte und rauchige Zeiten bevor.

Die Rinderdiebe wurden immer zahlreicher und rücksichtsloser. Es hatte im Star Valley schon die ersten Toten unter unseren Reitern gegeben.

Und von Süden her drängten die Schafzüchter ins Land. Sie kamen mit großen Herden, und hinter den scheinbar friedlichen Hirten und deren Hunden standen die Schafzüchter mit ihren Revolverschwingern.

Der Kampf um Wasser und Weide zwischen Rinderzüchtern und Schafzüchtern hatte begonnen. Nun wollten die Letzteren mit ihren Stinkern in unser schönes Star Valley, denn hier gab es viel Wasser und gute Weide. Hier war das Paradies.

Ich aber sollte als Sheriff mit einem Stern an der Weste der Anführer der Rinderzüchter sein. Es würde Tote geben. Und wir würden die Viehdiebe aufhängen müssen. Sie starrten mich alle an, als wollten sie mich hypnotisieren.

Ich aber sah sie mir ebenfalls Mann für Mann an, und ich wusste genau, auf wen ich mich würde verlassen können und auf wen nicht. Einige waren Mitläufer, andere waren hart genug für einen Krieg.

Und ein Krieg stand uns bevor.

Was also sollte ich tun?

Es ist ja immer so, dass Menschengruppen sich in der Not ihre Anführer wählen. Aber wenn die Probleme gelöst sind, sich herausstellt, dass es für sie keine Lösung gibt, dann lernt man die anderen erst richtig kennen. Dann kennt man keinen Zusammenhalt mehr, jeder sucht die eigene Haut zu retten, und mancher benimmt sich wie der letzte Schuft.

Doch es gibt Ausnahmen, und warum sollte es sie nicht auch hier unter uns im Star Valley geben?

Und so hörte ich mich sagen: »Ich will es versuchen. Aber überlegt es euch gut. Denn wer mich im Stich lässt, wer es sich plötzlich anders überlegen oder gar überlaufen sollte ...«

»... der wird es bedauern«, unterbrach Jesse Adams mich. Er erhob sich und sah in die Runde. »Wer also ist dagegen, dass Kevin Quaid unser Sheriff ist? Wer will nicht hinter ihm stehen, wenn es böse wird?«

Es meldete sich niemand.

»Dann bist du unser Sheriff, Kevin Quaid«, sprach Jesse Adams. »Und nun schwöre uns, dass du deine Pflicht tun wirst als Sheriff des Star Valley, als unser Sheriff, als Sheriff der Rinderzüchtervereinigung.«

»Ich schwöre«, erwiderte ich.

Unsere Versammlung löste sich auf. Wir gingen wieder nach vorn in den Saloon. Hier füllte Mike O'Nelly für uns neue Gläser.

Bruce Burr, Leif Sheritt und Jesse Adams traten zu mir an die Bar. Und das war immer so, wenn wir alle gleichzeitig in Star City waren. Wir bildeten dann stets eine Gruppe wie ein vierblättriges Kleeblatt. Ja, wir waren Freunde.

Jesse sagte: »Wir stehen hinter dir, Kevin, was auch kommen wird.«

Dann leerten wir die Gläser.

Bruce Burr fragte: »Hast du noch deinen Messingstern aus Texas?«

Ich nickte stumm.

Dann zahlte ich meine beiden Drinks und ging hinaus.

Sie wussten genau, wohin ich jetzt ging. Deshalb machten sie auch keinen Versuch, mich zurückzuhalten oder auch nur Fragen zu stellen.

Ich machte mich auf den Weg zu Cindy.

Sie war wichtig im Star Valley, denn sie unterrichtete die wenigen Kinder im Schulhaus und betrieb nebenbei noch eine Schneiderei für Frauen und Kinder.

Als ich an die Tür klopfte, da öffnete sie so schnell, dass mir klar wurde, wie sehr sie auf mein Kommen gewartet hatte.

Sie kam sofort in meine Arme.

Und eigentlich gab es nicht viel zu sagen.

✰✰✰

Es war dann zwischen Mitternacht und Morgen, als ich mich von ihr löste, um mich zu erheben.

Aber sie wurde wach und fragte: »Gehst du, Kevin?«

»Ja, Cindy«, erwiderte ich und begann mich anzukleiden.

Sie aber drehte das Flämmchen der Lampe höher und setzte sich im Bett auf.

Dann sprach sie: »Eigentlich stimmt doch alles zwischen uns, Kevin. Warum also fragst du mich nicht, ob ich deine Frau werden möchte? He, versteh mich nicht falsch, Rindermann! Ich will nur wissen, warum du mich nicht fragst. Nur das ist es, was ich gerne wüsste.«

Ich verharrte und hielt inne beim Hemdzuknöpfen.

Sie saß aufrecht im Bett und hielt sich die Bettdecke bis unter das Kinn, zeigte nichts von sich. Aber ich wusste dennoch, wie wunderschön ihr Körper war.

Und draußen auf meiner Ranch hätte ich sie jede Nacht in meinem Bett haben können.

Verdammt, war ich ein Narr, dass ich längst nicht schon für immer zugegriffen hatte? Ich wusste ja, dass noch andere Männer hinter ihr her waren, auch meine drei Freunde zum Beispiel.

Doch keiner hatte bis jetzt eine Chance bei ihr gehabt.

Sie wartete immer noch auf eine Antwort.

Was sollte ich ihr erklären?

Wie konnte ich ihr erklären, dass ich damals in Texas ein Revolvermann war, der dann Sheriff und dabei eine Art einsamer Wolf wurde, der keine Frau an sich zu binden vermochte?

Und dies steckte immer noch tief in meinem Kern.

Weil ich immer noch schwieg, wurde sie wütend. Und so fauchte sie: »Lange warte ich nicht mehr, Kevin Quaid. Ich werde nächstes Jahr dreißig. Bald ist die Zeit vorbei für eine Frau. Eines Tages werde ich dir sagen, dass du dich zum Teufel scheren sollst.«

Ich nickte stumm. Dann zog ich mich endgültig an und trat hinaus in die Nacht.

Die Sterne strahlten immer noch über unserem mächtigen Tal. Mein Pferd stand jetzt einsam vor dem Saloon. Ich ging hin, saß auf und ritt aus der kleinen Stadt. In mir war ein Gefühl des Bedauerns.

Aber ich war jetzt wieder Sheriff. Ein Sheriff aber sollte keine Frau haben, die ihm Kinder schenken möchte. Nein, ein Sheriff kurz vor einem Krieg sollte keine Familie gründen. Aber wie konnte ich ihr das klarmachen?

Durch unser mächtiges Tal führte keine richtige Straße. Es gab nur ein paar Wege von den Ranches zur Stadt. Und natürlich konnte man von Süden her in unser Tal hinein und nach Norden zu wieder hinaus. Und einige Schluchten durchbrachen nach Osten und Westen die Berge. Auch einige tiefe Bergsättel gab es, über die hinweg man aus unserem Tal heraus konnte.

Aber dennoch war das Star Valley ein abgeschlossenes Riesental, von Hügeln durchzogen, mit viel Wasser und bestem Gras. Seine Länge betrug etwa fünfunddreißig Meilen. An der breitesten Stelle war es gut zwanzig Meilen breit.

Ich erreichte eine Weggabelung und hielt an. Nach links ging es zu meiner Ranch, nach rechts zum südlichen Taleingang.

Ich zögerte. Sollte ich heimreiten? Ich würde zum Frühstück ankommen, so wie immer, wenn ich in der Stadt bei Cindy war.

Meine Männer würden mich grinsend am Frühstückstisch empfangen. Und einer würde scheinheilig fragen, ob es denn schön gewesen sei in der Hauptstadt des Star Valley.

Aber indes ich so verhielt, da wurde mir klar, dass ich nicht einfach heimreiten konnte, um mich um meine Ranch zu kümmern, besonders um meine Pferdezucht.

Ich war ja jetzt Sheriff.

Und von Süden her kam der Verdruss auf uns zu. Von dort her versuchten sie in unser Tal einzudringen – Viehdiebe und Schafherden mit ihren Hirten, die von Revolverreitern beschützt wurden.

Ich begriff, dass ich mir ein Bild über die ganze Situation machen musste. Und so zog ich die Nase meines Pferdes nach Süden.

Die Sterne am Himmel über dem Tal begannen zu verblassen, nachdem sie die ganze Nacht geleuchtet hatten.

Wir hatten unser Tal nach den Sternen benannt, die hier prächtiger strahlten als anderswo.

✰✰✰

Als es Tag wurde, spürte ich meinen Hunger, und so ritt ich zur Ranch von Tom Wells hinüber, die rechts vom Weg lag. Ja, sie saßen beim Frühstück. Ich kam gerade richtig. Tom Wells hatte eine noch recht hübsche Frau, obwohl seine drei Söhne schon vollwertige Cowboys waren, Mary Wells also gewiss schon über vierzig Jahre zählen musste.

Sie füllte sofort einen Teller für mich.

Tom Wells fragte nur: »Willst du dir gleich einen Überblick verschaffen, Kevin?«

Ich nickte nur und leerte zuerst die Kaffeetasse, um meine Müdigkeit zu vertreiben. Denn ich hatte ja bei Cindy nicht viel Schlaf bekommen, wie man sich denken kann.

Wir sprachen zuerst nur über Nebensächlichkeiten, also über das Wetter, die Weide, die Rinder und Toms Maultierzucht.

Wir alle hatten Lieferverträge mit der Armee und einigen Indianerreservaten. Auch hier waren wir uns einig gewesen wie gute Nachbarn, sodass jeder von uns die gleiche Menge an Rindern lieferte.

Aber als wir fertig waren mit dem Frühstück und Tom Wells mich hinaus zu meinem Pferd begleitete, da sagte er: »Auf mich und meine drei Jungs kannst du dich verlassen, wenn geritten und gekämpft werden muss.«

Ich nickte nur und saß auf.

Gegen Mittag erreichte ich die Ranch von Jim Bless, die er mit seiner Frau Leonora und zwei Cowboys führte. Hier kam ich gerade zurecht zum Mittagessen. Von der Ranch zum Taleingang im Süden waren es nur etwa drei Meilen. Jim Bless war der Mann, der mit den Eindringlingen zuerst zu tun bekommen würde.

Er sagte zur Begrüßung: »Gut, dass du gleich kommst und dir ein Bild machen willst, gut so, Sheriff.«

Ich wusste, er nannte mich jetzt Sheriff, um mir meine Pflichten bewusst zu machen. Zum ersten Mal hatte mich jemand Sheriff genannt im Star Valley.

Als wir noch auf der Veranda beim Mittagessen saßen, kam ein leichter Wagen angefahren, ein sogenannter Buggy auf zwei Rädern, mit Ledersitzen und einem Lederfaltdach.

Der Mann darin wurde von zwei Reitern begleitet.

Es waren Revolverschwinger, dies sah ich sofort, üble Kerle, die ihre Revolver vermieteten. Ich kannte mich aus.

Jim Bless deutete mit der Gabel auf die Ankömmlinge und knurrte: »Das trifft sich ja gut, Sheriff, dass du jetzt hier bist. Dieser Mann da nennt sich Garland. Er gab mir drei Tage Bedenkzeit, um ihm meine Ranch zu verkaufen. Nun will er sich meine Antwort holen.«

Ich nickte nur kauend. Dann warteten wir, bis der Wagen vor der Veranda hielt.

Der Mann in der noblen, zweirädrigen Kutsche war massig und ließ an eine aggressive Bulldogge denken. Seine Unterlippe stieß über die Oberlippe vor.

Er wollte schnaufend aus der Kutsche klettern, doch Jim Bless sagte barsch: »Bleiben Sie im Wagen, Garland. Es gibt nichts zu bereden und erst recht nichts zu verkaufen. Sie hätten gar nicht zu kommen brauchen.«

Da begann der bullige Garland zu lachen. Sein Lachen hörte sich an, als käme es aus einem tiefen Keller.

Doch als sein Gelächter endlich aufhörte, da klang seine Stimme sehr präzise und hart. »Mann«, sprach er, »ich befürchte, dass Sie sich Ihre Situation hier am Taleingang noch gar nicht richtig überlegt haben. Noch bekommen Sie einen guten Preis für die Ranch. Noch ist Ihnen nichts zugestoßen. Und es kann Ihnen verdammt viel zustoßen, Mister Bless. Denn dort draußen auf der anderen Seite, also außerhalb des Tales, da fressen fast ein Dutzend Schafherden die Weide leer und wollen hier herein. Und es gibt dann auch noch böse Reiter, die sich gerne Ihre Rinder holen wollen. Sie haben doch keine Chance, sich hier behaupten zu können. Also geben Sie auf und verkaufen Sie. Ich lege auch noch etwas drauf. Dreitausend Dollar biete ich Ihnen. Schlagen Sie ein, Mister Bless!«

»Verlassen Sie meine Ranch, Garland«, erwiderte Jim Bless nur knapp.

Doch der Mann im Wagen rührte sich nicht. Die beiden Reiter aber, die mit ihm kamen, begannen nun zu grinsen und leise zu lachen.

Einer sagte: »Dieser Narr glaubt tatsächlich, uns fortjagen zu können. He, ihr Pfeifen da beim Mittagessen, wollt ihr uns nicht einladen wie liebe Gäste?«

Es war eine Herausforderung, die zu einer Demütigung werden sollte. Denn sie glaubten nicht, dass wir es wagen würden, uns mit ihnen anzulegen.

Mich hielten sie sicherlich für einen von Jim Bless' Cowboys, und ich hatte ja auch die ganze Zeit den Kopf gesenkt gehalten und meine Schultern hängen lassen.

Nun aber war ich der Meinung, dass es genug war.

Und so erhob ich mich und ging um den Tisch herum bis zur Verandatreppe. Ich konnte sicher sein, dass sie mich jetzt anders einschätzten. Nun waren sie plötzlich wachsam, wirkten nicht mehr so lässig und großspurig.

»Haut ab«, sprach ich, »haut einfach ab und kommt niemals wieder.«

O ja, ich wusste genau, auf was ich mich einließ. Denn dies jetzt war der Anfang.

Wenn sie Rancher wie diesen Jim Bless einschüchtern und unter Druck setzen wollten, dann durften sie jetzt nicht kneifen, sondern mussten die Sache durchziehen.

Sie stießen beide eine Art Jauchzen aus, so, als wäre es ihnen recht, dass sie endlich ihren Revolverlohn verdienen könnten. Und so schwangen sie sich aus den Sätteln. Jener Garland aber fuhr den leichten Wagen einige Yards weiter, um aus der Gefahrenzone zu kommen.

Ich wartete am Rande der Verandatreppe, wippte nur leicht auf den Sohlen.

Einer von ihnen sagte: »Na gut, dann werden wir es dir mal geben, du Narr!« Sie schnappten nach den Revolvern und schwangen einen Sekundenbruchteil später die Läufe hoch.

Aber meine Kugeln trafen sie, bevor sie auf mich abdrücken konnten. Meine beiden Schüsse klangen wie ein einziger Schuss. Sie schwankten. Einer fiel auf die Knie, der andere drehte sich halb um die Längsachse und stolperte zu seinem Pferd, um sich daran festzuhalten. Er versuchte in den Sattel zu kommen, doch er schaffte es nicht.

Garland wollte mit dem Wagen anfahren, doch ich rief: »Halt, Garland!«

Er hielt an, und so verließ ich die Veranda und trat zu ihm.

»Garland«, sprach ich, »Sie werden doch nicht wegfahren, ohne Ihre angeschossenen Begleiter mitzunehmen?«

Er starrte mich mit flintsteinharten Augen an und fragte dann: »Wer sind Sie?«

»Der Sheriff des Star Valley«, erwiderte ich. »Mein Name ist Quaid. Und wenn Sie noch einmal in dieses Tal kommen, um mithilfe von Revolverschwingern einen Rancher zu erpressen, dann sperre ich Sie ein. Denn was Sie vorhatten, war Nötigung.«

Ich winkte dann Jim Bless und dessen Männern zu. Wir hoben die beiden Verwundeten zu Garland in den Wagen. Es wurde dort sehr eng auf den Sitzen. Nachdem wir die Pferde hinten angebunden hatten, nickte ich Garland zu.

»Hauen Sie ab mit ihnen. Und kommen Sie niemals wieder in dieses Tal.«

Er erwiderte nichts, sondern fuhr mit den Verwundeten an.

Oh, ich wusste, er würde wiederkommen, wahrscheinlich mit vielen Reitern. Vielleicht würde ich ihn erschießen müssen.

Jim Bless und dessen Reiter sahen mich an. Bless war ein kleiner, drahtiger Bursche, ein richtiger zweibeiniger Terrier, der keine Furcht kannte.