G. F. Unger Western-Bestseller 2694 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2694 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Schweigend stehen sie sich gegenüber.
Erst nach einer Weile murmelt Ben Lockhart: »Warum hast du nicht auf mich gewartet, Kim? Du hattest mein Wort. Als ich heimkam, warst du nicht mehr da. Was ist geschehen?«
Die schöne Kim Winger lässt sich Zeit, bevor sie endlich sagt: »Ach, Ben, du warst damals nur ein großer Junge, längst noch kein Mann, der ...«
»Ich hörte, du seist mit einem Fremden weggelaufen«, fällt Ben ihr ins Wort, »mit einem Spieler, der durch den Ort kam. Was hat er dir versprochen, und was war an seinem Versprechen so viel besser als an meinem?«
»Er war schon ein Mann, er hatte schon das Geld, was du erst noch verdienen wolltest. Ich aber wollte weg aus unserem armseligen Nest und ...«
»... und jetzt verkaufst du dich in einem Freudenhaus«, vollendet er ihren angefangenen Satz. »Aber wir könnten immer noch zusammen fortgehen. Ich habe eintausendvierhundert Dollar und ...«
Sie lacht leise, fast mitleidig. »O Cowboy, was sind schon deine paar Dollars! Du solltest einsehen, dass unsere Wege auseinandergingen und nichts mehr zwischen uns ist. Geh lieber wieder.«
Er steht da wie erstarrt, dann nickt er langsam. »Ich wollte es nur wissen.« Er macht auf dem Absatz kehrt, öffnet die Tür und will auf den Gang hinaustreten.
Aber da steht ein Mann und versperrt ihm den Weg ...

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Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Lass ihn laufen, Hondo!

Vorschau

Impressum

Lass ihn laufen, Hondo!

Schweigend stehen sie sich gegenüber.

Erst nach einer Weile murmelt Ben Lockhart: »Warum hast du nicht auf mich gewartet, Kim? Du hattest mein Wort. Als ich heimkam, warst du nicht mehr da. Was ist geschehen?«

Die schöne Kim Winger lässt sich Zeit, bevor sie endlich sagt: »Ach, Ben, du warst damals nur ein großer Junge, längst noch kein Mann, der ...«

»Ich hörte, du seist mit einem Fremden weggelaufen«, fällt Ben ihr ins Wort, »mit einem Spieler, der durch den Ort kam. Was hat er dir versprochen, und was war an seinem Versprechen so viel besser als an meinem?«

»Er war schon ein Mann, er hatte schon das Geld, was du erst noch verdienen wolltest. Ich aber wollte weg aus unserem armseligen Nest und ...«

»... und jetzt verkaufst du dich in einem Freudenhaus«, vollendet er ihren angefangenen Satz. »Aber wir könnten immer noch zusammen fortgehen. Ich habe eintausendvierhundert Dollar und ...«

Sie lacht leise, fast mitleidig. »O Cowboy, was sind schon deine paar Dollars! Du solltest einsehen, dass unsere Wege auseinandergingen und nichts mehr zwischen uns ist. Geh lieber wieder.«

Er steht da wie erstarrt, dann nickt er langsam. »Ich wollte es nur wissen.« Er macht auf dem Absatz kehrt, öffnet die Tür und will auf den Gang hinaustreten.

Aber da steht ein Mann und versperrt ihm den Weg ...

Es ist ein großer, blonder, elegant wie ein Berufsspieler gekleideter Mann.

Sie betrachten sich.

»Lauschen Sie immer an fremden Türen?« So fragt Ben Lockhart grollend.

»Nicht an fremden Türen, Cowboy«, lächelt der Mann. »Es ist meine Tür. Ich bin der Besitzer dieses Hauses. Und Sie sind offenbar ein Jugendfreund von Kimberlee. Aber diese Zeit ist längst vorbei. Kimberlee ging damals mit mir. Es geht ihr gar nicht schlecht. Sie kann sich ihre Freier selbst aussuchen. Das ist doch fair, nicht wahr?«

Es ist ein Klang von Spott in seiner Stimme. Er gibt Ben Lockhart den Weg frei. Und Ben Lockhart geht wie blind und taub die geschwungene Treppe hinunter und tritt dann hinaus auf die Veranda.

Der schwarze Portier grinst ihn an.

»So schnell?« Es klingt Spott in der Stimme bei dieser Frage.

Ben Lockhart sieht ihm fest in die Augen.

»Wie heißt der Mann, dem dieses Haus gehört, Mister George?«

»Matt Dullane.« Der Schwarze grinst. »Er ist zurzeit der erfolgreichste Spieler hier in El Paso. Er gewann auch dieses Hurenhaus.«

Ben Lockhart nickt nur und setzt sich wieder in Bewegung, zieht sein Pferd an den langen Zügeln hinter sich her.

Er steuert auf der Hauptstraße den nächsten Saloon an, um sich zu betrinken. Und er fühlt sich wie auf den Kopf geschlagen.

✰✰✰

Es ist etwa zwei Stunden vor Mitternacht, als Ben Lockhart den großen Spielsalon betritt, der zur El Paso Star Hall gehört.

Er ist bereits ziemlich betrunken und in einem Zustand der Selbstzerstörung. Ihm ist gewissermaßen alles gleichgültig.

Denn er kann immer noch nicht begreifen, dass sein Mädchen von damals, welches ihm ihr Wort gab, auf ihn zu warten, mit dem ersten Spieler, der durch das Dorf kam, einfach fortlief.

Gewiss, er hat drei lange Jahre gebraucht, um von einem Jungen zum Mann zu werden und fast fünfzehnhundert Dollar zu sparen.

Aber sie hatten sich ihr Wort gegeben.

Nun fand er sie – es war eine lange Fährte – in einem Bordell als Klavierspielerin, die vielleicht auch mit so manchem Gast auf ihr Zimmer ging.

Was ist aus der schönen Kimberlee geworden!

Dies denkt er immer wieder – aber es ist keine Frage, sondern mehr ein Schrei in seinen Gedanken.

Und in diesem Zustand tritt er nun an einen der Faro-Tische und setzt sofort zweihundert Dollar.

Er gewinnt, spielt weiter und gewinnt abermals.

In seinem etwas trunkenen Hirn denkt er grimmig: Oho, ich muss ja gewinnen, denn wer Pech in der Liebe hat, der hat Glück im Spiel!

Und so spielt er wie verrückt weiter, lässt seinen Gewinn stets stehen, und so erhöht sich sein Einsatz von Spiel zu Spiel gewaltig, ebenso sein Gewinn.

Als Ben Lockhart auch diesmal wieder gewinnt, weil ihm alles völlig gleich ist in seinem Zustand und er sich wahrscheinlich grimmig gefreut hätte, würde er endlich verlieren, da tritt ein jüngerer Kartenausteiler des Hauses an den Faro-Tisch und sagt zu seinem älteren Kollegen: »Charly, ich löse dich jetzt ab.«

Der grauköpfige Kartenausteiler nickt heftig. Man sieht ihm an, dass er froh ist, von diesem Tisch wegkommen zu können und nicht länger gegen diesen langen Texaner spielen zu müssen, gegen den er offensichtlich nicht gewinnen kann.

Doch Ben Lockhart wird vom Teufel geritten.

Er streicht alles Geld zusammen. Es müssen mehr als zweitausend Dollar sein. Dabei sagt er: »Ich habe genug gewonnen. Und gegen Sie, Mister, habe ich vielleicht kein Glück mehr, hahaha!«

Er stopft sich all die vielen Scheine in seine Tasche und drängt sich durch den Kreis der Zuschauer, der sich inzwischen angesammelt hat.

Immer noch lachend tritt er wenig später an einen Roulettetisch und setzt sofort fünfhundert Dollar.

Und abermals hält sein Glück an. Er verdoppelt seinen Einsatz, lacht nun noch lauter und wilder und lässt ihn stehen. Und er gewinnt.

In seinem Hirn kreisen die Gedanken. Immer wieder sagte er sich: Pech in der Liebe, Glück im Spiel! Ich mache vielleicht diese verdammte Spielhalle pleite, oho!

Zu seinem Rausch vom Feuerwasser kommt nun noch der Spielrausch. Denn nun will er zu gerne wissen, wie lange sein Glück beim Spiel anhält.

Aber er gewinnt.

Und abermals stopft er sich die Geldscheine in die Taschen, kann die Menge kaum darin unterbringen. Er schiebt sich durch die Zuschauer an die Bar und genehmigt sich weitere Drinks, bedient sich zwischendurch am Freiimbisstisch und lässt immer wieder ein leises, glucksendes Lachen hören.

Ein kleiner, glatzköpfiger Bursche tritt zu ihm und sagt: »Mister, darf ich Sie mal anfassen, damit von Ihrem Glück etwas auf mich überspringt? Ja, darf ich, Mister Lucky Cuss?«

»Nur zu«, Ben Lockhart grinst, »nur zu, wenn Sie dafür Pech in der Liebe haben wollen.«

»Aaah«, erwidert der kleine Glatzkopf ebenfalls grinsend, »wenn ich so viel gewinnen kann wie Sie, dann miete ich mir ein ganzes Freudenhaus für eine Woche. Dann habe ich auch Glück in der Liebe.« Er lacht und berührt Ben dann am Ärmel, verlangt dann: »Spucken Sie mich an, mein junger Freund, ja, spucken Sie mich an!«

Ben Lockhart tut dem kleinen Glatzkopf den Gefallen. Die anderen Männer an der Bar lachen. Einer sagt heiser: »Jetzt sprengt Curly die Bank und gewinnt die ganze Spielhalle, oho!«

Sie lachen alle.

Ben Lockhart aber sieht nun jenen Mann, den er vom ersten Augenblick an zu hassen begann. Ja, es ist der große, blonde und elegante Spieler, mit dem Kimberlee damals ging, anstatt auf ihn, Ben Lockhart, zu warten, er ist der Mann, dem sie offenbar mit Haut, Haaren und ihrer ganzen Seele gehört, der Mann, welcher ein Freudenhaus im Spiel gewann, hier in El Paso, und der Kimberlee darin nicht nur Klavier spielen lässt.

Verdammt, was ist dieser Matt Dullane für ein mieser Bursche! Der Gedanke ist in Ben Lockhart wie ein wilder Schrei.

Er lehnt mit dem Glas in der Hand an der Bar und beobachtet, wie Matt Dullane in einem Nebenraum verschwindet.

Einer der Hauspolizisten bewacht den offenen Zugang.

Als Ben Lockhart sich nähert, sieht ihn dieser Mann hart an. Lockhart wirft einen Blick in den Raum. Ja, es ist ein Spielzimmer, nobel eingerichtet, mit einer kleinen Bar und einem Imbisstisch.

Der Hauspolizist sagt zu Ben Lockhart: »Hier wird ohne Limit gespielt. Dieser Raum ist für die ganz großen Spieler reserviert.«

»So einer bin ich«, knurrt Ben Lockhart und klopft auf seine prall mit Scheinen gefüllten Taschen. »Dieses Haus hat schon eine Menge an mich auszahlen müssen beim Faro und Roulette. Lassen Sie mich nur hinein, mein Freund, damit ich auch bei den ganz großen Spielern abräumen kann.«

Der Mann zögert noch, aber offenbar bekommt er von irgendwoher aus der großen Spielhalle ein Zeichen. Denn er gibt Ben Lockhart plötzlich den Weg frei.

Am großen Pokertisch sitzen bereits fünf Spieler, auch jener Matt Dullane. Doch das Spiel hat noch nicht begonnen. Man ist noch dabei, sich Zigarren anzuzünden und ein paar Worte zu wechseln.

Nun aber richten sich alle Blicke auf Ben Lockhart.

Es ist Matt Dullane, welcher mit einem spöttischen Klang in der Stimme fragt: »Nun, Cowboy, wir kennen uns ja schon, nicht wahr? Wollen Sie etwa in unsere Pokerrunde einsteigen? Aber die dürfte wohl einige Nummern zu groß für Sie sein, Cowboy. Und Zuschauer dulden wir hier nicht.«

Ben Lockhart grinst blinkend zu Dullanes spöttischen Worten.

Wieder klopft er auf seine mit Scheinen prall gefüllten Taschen.

»Ich habe schon eine Menge gewonnen heute, Gentlemen. Vielleicht können Sie es mir wieder abgewinnen. Aber vielleicht bin ich heute nicht zu schlagen. Oder trauen sich die ehrenwerten Gentlemen nicht? Ich bin doch nur ein Cowboy, nicht wahr? Wenn Mister Dullane das sagt, muss es ja wohl stimmen. Darf ich also hier in dieser Runde der ganz großen Spieler mitmachen?« Seine Stimme höhnt.

Sie betrachten ihn schweigend, und sie alle sind hartgesottene Spieler. Sie gehören zu der gnadenlosen Sorte, wenn es um Karten und Geld geht. Denn Poker, dies ist Krieg, psychologischer Kleinkrieg, der vom Bluffen des Gegners lebt.

Endlich nickt einer und spricht: »Junger Freund, wenn Sie uns versprechen, dass Sie nicht weinen werden, wenn Sie all Ihr Geld verlieren sollten – bitte, nehmen Sie Platz.«

Ben Lockhart tut es und spricht dabei: »Ich habe schon sehr lange nicht mehr geweint, Gentlemen, selbst damals nicht, als ...«

Aber er bricht ab und macht eine lässige Handbewegung.

Sie betrachten ihn im Licht der Karbidlampe noch einmal genauer. Gewiss, er ist ziemlich angetrunken und wirkt dadurch etwas zu großspurig und leichtsinnig. Aber sie erkennen nun doch einige harte Linien im Gesicht des indianerhaft wirkenden großen Jungen.

Und so begreifen sie, dass dieser große Junge vielleicht doch schon ein Mann ist.

Sie ziehen nun Karten aus dem ausgebreiteten Fächer, um herauszufinden, wer mit dem Kartengeben beginnen soll.

Und wenig später beginnt das Spiel.

✰✰✰

Es ist verrückt, einfach nicht zu glauben. Und so kann man es eigentlich nur als eine unbegreifliche Fügung des Schicksals ansehen, das mit den Spielern ein eigenes Spiel treibt.

Denn Ben Lockhart gewinnt.

Er kann machen, was er will, einfach nur bluffen mit einem miesen Blatt oder gute Karten gegen schlechtere tauschen aus einem Gefühl der Selbstzerstörung heraus, er gewinnt zumeist.

Es ist verrückt, weil er ein betrunkener Bursche ist, der völlig gegen alle Regeln spielt, sodass er nicht auszurechnen ist.

Und manchmal grinst er herausfordernd: »Ich mache Sie alle blank, auch Sie, Mister Dullane. Denn Sie müssen immer gegen mich verlieren, weil Sie Glück in der Liebe hatten, ich aber nicht, hahaha!«

Einer der Spieler sagt einmal: »Junger Freund, bald werden Sie so betrunken sein, dass Sie vom Stuhl unter den Tisch rutschen. Sie haben unverschämtes Glück, doch auch solch eine Strähne geht einmal zu Ende.«

»Bei mir nicht, solange ich Pech in der Liebe habe.« Ben Lockhart lacht trunken.

Aber dann sieht er, dass Matt Dullane beim Geben sich selbst Karten von unten gibt, und er weiß, dass es auch die vier anderen Spieler sehen. Denn sie sind zu erfahrene Spieler, um dies zu übersehen. Sie kennen gewiss jeden üblen Trick.

Und so ist es wohl klar, dass Matt Dullane mit ihrem Einverständnis handelt und darauf vertraut, dass Ben Lockhart zu betrunken ist.

Aber Ben Lockhart ist nun hellwach. Plötzlich fühlt er sich nicht mehr betrunken. Es ist wie ein böser Jubel in ihm.

Denn der Mann, den er hasst, weil Kimberlee damals mit ihm ging und ihr Wort wegen dieses Mannes brach, dieser Mann macht nun den Fehler, Ben Lockhart einen Grund zum Duell zu geben.

Und so ruft Lockhart: »Dullane, Sie haben sich soeben selbst von unten gegeben. Sie sind ein verdammter Falschspieler!«

Es ist eine schwere Anschuldigung, so richtig sie auch sein mag.

Solch eine Anschuldigung hat stets eine Schießerei zur Folge.

Und so ist es auch.

Matt Dullane zieht seinen Colt Derringer aus dem Schulterholster.

Aber so schnell und erfahren er als Revolvermann und Spieler auch ist, der junge Ben Lockhart schlägt ihn glatt und jagt ihm eine Kugel mitten in die Brust.

Er sieht noch das Loch seiner Kugel, die Dullane mit dem Stuhl nach hinten stößt. Dann aber explodiert sein Kopf.

Er weiß nicht mehr, dass der Hauspolizist ihm von hinten den Kopf einzuschlagen versuchte. Er fällt nach vorne über den Pokertisch und auf das viele Geld, die Karten und die Gläser.

Aber er spürt nicht mehr das Gefühl, in bodenlose Tiefe zu fallen.

✰✰✰

Es ist ein böses Erwachen. Sein Kopf will bei jedem Pulsschlag zerspringen. Es muss draußen inzwischen Tag geworden sein, aber durch das vergitterte Fenster fällt nur wenig Licht in die Zelle.

Ja, es ist eine Zelle, darüber wird er sich nach einer Weile klar.

Und so denkt er bitter mit seinem schmerzenden Schädel: Sie haben mich eingesperrt in eine Zelle. Warum haben sie mich eingesperrt?

Und dann erst erinnert er sich mühsam.

Dennoch verspürt er eine wilde Freude. Denn er hat diesen Matt Dullane erschossen. Es kann gar nicht anders sein. Er erinnert sich an das Kugelloch in Dullanes gefälteltem Hemd und wie die schwere Kugel Dullane mitsamt dem Stuhl umstieß.

Diese Erinnerung erfreut ihn trotz seines schmerzenden Schädels.

Ich habe diesen verdammten Hurensohn erledigt, denkt er immer wieder. Und er hatte seine faire Chance, er griff ja zuerst zur Waffe.

Er setzt sich langsam auf und entdeckt den Wasserkrug an den Gitterstäben. Mühsam erhebt er sich, verharrt schwankend und nimmt dann sein Halstuch ab. Er taucht es in den Wasserkrug und legt es sich auf die schmerzende Beule am Hinterkopf.

Schnaufend verharrt er so und ist dankbar für die Linderung seiner Not.

Die Tür geht auf. Ein Mann tritt ein mit einem Stern an der Weste.

Eine Weile betrachten sie sich schweigend.

Dann fragt Ben Lockhart heiser: »Warum bin ich hier?«

»Sie haben einen Mann erschossen«, erwidert der Marshal von El Paso.

»... der zuerst zur Waffe griff, nachdem ich ihn bei einem miesen Kartentrick erwischte«, grollt Ben Lockhart, vollendet so den Satz.

»Aber die Zeugenaussagen lauten anders«, erwidert der Marshal. Dabei bleibt sein sonnengebräuntes Gesicht ausdruckslos wie das eines Comanchen oder Apachen. »Übrigens, Cowboy, ich bin Marshal Carradine, Hondo Carradine. Und für Sie sieht die Sache gar nicht gut aus. Dieser Matt Dullane hatte alle Mitspieler auf seiner Seite – auch den Hauspolizisten, der Ihnen fast den Kopf einschlug. Sie sitzen mächtig in der Klemme, Cowboy.«

Ben Lockhart will es noch nicht glauben. Er verharrt immer noch und hält sich das nasse Tuch auf die aufgeplatzte Beule.

Nach einer Weile sagt er: »Es war ein scharfes Spiel. Ich habe viel Geld gewonnen, mächtig viel Geld. Es müssen mehr als zehntausend Dollar gewesen sein. Und er gab dann für sich die Karten von unten. Wo ist mein Spielgewinn, Marshal?«

»Es gab keinen Spielgewinn. Die Zeugen behaupten, dass Sie den Kartentrick versuchten und dann nur schneller waren als Dullane. Sie haben das Geld wieder unter sich aufgeteilt. Und ich kann gegen ihre Zeugenaussagen nichts machen. Auch der Richter wird das nicht können. Wenn sie zusammenhalten, kann niemand gegen ihre Aussage anstinken. Vielleicht wird man Sie hängen.«

Der Marshal verstummt kühl.

Und Ben Lockhart wird nun erst so richtig wach. Denn nun endlich begreift er, in welcher Klemme er steckt.

»Heiliger Rauch«, flüstert er heiser, »das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Marshal? Wollen Sie mich verarschen?«

Hondo Carradine, der Marshal von El Paso, lehnt sich gegenüber von Lockharts Zelle an die Wand des Zellenvorraums. Er holt sein Rauchzeug hervor und beginnt sich eine Zigarette zu drehen.

Dabei spricht er ruhig: »Ich bin der Marshal von El Paso. Wenn jemand eine Anzeige erstattet, dann muss ich den Dingen nun mal nachgehen. Und hier liegt eine astreine Anzeige vor, von vier ehrenwerten Bürgern dieser Stadt zu Protokoll gegeben. Wenn diese vier ehrenwerte Bürger ihre protokollierten Aussagen auch noch vor dem Gerichtshof beschwören, dann wird die Jury Sie schuldig sprechen. Und dem Richter bleibt nur der Spruch ›Tod durch den Strang‹ übrig.«

Ben Lockhart staunt den Mann an und kommt zu der Erkenntnis, dass er wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch keinen härteren Mann sah. Er wischt sich über das Gesicht.

»Und was glauben Sie, Marshal?« So fragt er heiser.

Hondo Carradine hebt seine massigen Schultern und lässt sie wieder sinken.

»Was ich glaube«, murmelt er, »spielt keine Rolle. Ich bin kein Gerichtshof mit einem Richter und einer Jury. Was die glauben, ist maßgebend. Brauchen Sie etwas, mein Junge? Haben Sie Hunger?«

Wieder wischt Ben Lockhart sich über das Gesicht.

Dann aber stößt er hervor: »Habe ich nicht ein Recht darauf, die gegen mich erhobenen Anschuldigungen Wort für Wort zu lesen? Ich möchte die Protokolle der Anzeigen gegen mich lesen. Und ich möchte auch die Namen dieser verdammten Lügner wissen. Ich will wissen, wer diese Kerle sind. Das ist doch wohl mein Recht, nicht wahr?«

»Aber sicher«, erwidert der Marshal. »In diesem Gefängnis wird jeder Gefangene fair behandelt und kann sich auf die Verhandlung vorbereiten. Ich habe vom Schreiber Zweitschriften anfertigen lassen, die dein Anwalt bekommen soll, mein Junge. Ich gebe sie dir in die Zelle. Du hast eine Menge Zeit, sie alle zu lesen. Du möchtest doch einen Anwalt – oder?«

Ben Lockhart hört es und schüttelt staunend den Kopf. Er möchte das alles noch gar nicht glauben, sondern meint, dass er im nächsten Moment aus einem bösen Traum erwachen wird.

Der Marshal beobachtet ihn aufmerksam und stößt sich dann von der Wand ab.

»Du hast irgendwie die wilde Sau herauslassen wollen, mein Junge«, murmelt er. »Doch leider bist du an die Falschen geraten. Du hast so viel beim Poker gewonnen, dass niemand glauben wird ...«

»Schon gut, Marshal«, unterbricht ihn Ben Lockhart. »Und nennen sie mich nicht mein Junge. Ich bin kein Junge mehr, sondern wurde längst ein Mann, der auch schon gegen Apachen und Banditen kämpfte.«