G. F. Unger Western-Bestseller 2698 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2698 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Mein Name ist Hank Longley. Damals, als ich in das Big-Bend-Land kam, war ich gerade achtundzwanzig Jahre alt geworden.
An der River-Furt stand ein Wagen.
Und ein paar hartgesottene Hombres machten einen Mann klein. Wenn er am Boden lag, rissen sie ihn sofort wieder auf die Beine, um es ihm erneut zu geben.
Er versuchte, sich zu wehren. Doch sie waren vier, und ein fünfter saß im Sattel eines Schecken und sah zu. Eigentlich wollte ich weiter, denn ich war kein Narr.
Aber dann sah ich das Mädchen beim Wagen.
Und dieses Mädchen wurde von einem sechsten Mann davon abgehalten, dem Verprügelten zu Hilfe zu kommen. Sie kämpfte wie eine Wildkatze, schlug um sich, biss und trat. Doch es half ihr nichts, und Tränen ohnmächtiger Wut liefen ihr über die Wangen ...

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Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Mein Blut war ihr Preis

Vorschau

Impressum

Mein Blutwar ihr Preis

Mein Name ist Hank Longley. Damals, als ich in das Big-Bend-Land kam, war ich gerade achtundzwanzig Jahre alt geworden.

An der River-Furt stand ein Wagen.

Und ein paar hartgesottene Hombres machten einen Mann klein. Wenn er am Boden lag, rissen sie ihn sofort wieder auf die Beine, um es ihm erneut zu geben.

Er versuchte, sich zu wehren. Doch sie waren vier, und ein fünfter saß im Sattel eines Schecken und sah zu. Eigentlich wollte ich weiter, denn ich war kein Narr.

Aber dann sah ich das Mädchen beim Wagen.

Und dieses Mädchen wurde von einem sechsten Mann davon abgehalten, dem Verprügelten zu Hilfe zu kommen. Sie kämpfte wie eine Wildkatze, schlug um sich, biss und trat. Doch es half ihr nichts, und Tränen ohnmächtiger Wut liefen ihr über die Wangen ...

Sie gefiel mir auf den ersten Blick.

Also verhielt ich.

Ich fragte vom Sattel aus hinüber: »Ma'am, sind das Banditen?«

Sie sah mit einem Ausdruck des Staunens zu mir her.

»Die sind noch schlimmer als Banditen«, sagte sie dann. »Die schlagen ihn tot oder zumindest zum Krüppel. Das sind Old Man Cincaids hirnlose Handlanger, Mister.«

Ich sah mich im Sattel um.

Die vier Schläger machten ihr Opfer immer noch klein.

Aber der Mann auf dem Schecken sah zu mir her und sagte: »Hau ab, du Sattelstrolch, hau nur ab, bevor ich dir Beine mache!«

Er sagte es grob und ganz und gar wie ein Mann, der sich seiner Fähigkeiten bewusst ist und sich daran gewöhnt hat, Befehle zu erteilen.

Ich nickte ihm zu.

»Yes, Sir«, sagte ich und ritt ein Stück in Richtung Fluss. Aber als ich schon fast an ihm vorbei war, hielt ich wieder an. Er wandte sich sofort im Sattel zur Seite. Seine Hand lag am Revolverkolben.

»Was ist mit deinen Ohren los?«, fragte er wieder in seiner groben Art.

»Warum schlagt ihr ihn halb tot?« So fragte ich. »Das würde ich gerne wissen, Sir. Wenn Sie so freundlich wären ...«

Er sah mich an, als zweifelte er an meinem Verstand.

Der Reiter auf dem Schecken war ein bulliger Typ mit dickem Hals und hängenden Schultern. Ich kannte die Sorte.

Da er noch fünf andere Hombres bei sich hatte, wäre es wirklich dümmer als dumm gewesen, wenn ich mich mit ihm angelegt hätte.

Dennoch juckte es mich.

Inzwischen hatten die vier Schläger ihr Opfer zum dritten Mal auf die Beine gerissen und wieder zusammengeschlagen.

Zum vierten Mal bekamen sie ihn nicht mehr auf die Beine. Denn die knickten unter ihm immer wieder ein. Er war nun bewusstlos.

Sie ließen ihn fallen und wandten sich dem Bullen auf dem Schecken zu. »He, Cass, der kann nicht mehr«, sagte einer keuchend.

Cass nahm seinen Blick von mir und sagte: »Na, dann wird es wohl genug sein.«

Er sah zu der jungen Frau hinüber.

»Cindy«, sagte er, »der war nicht gut genug für dich. Der war nicht groß genug für Cincaids Kingdom. Er war auch nur ein Revolverschwinger. So wie dieser hier wahrscheinlich auch. Wenn du willst, kannst du heimkommen. Das soll ich dir von Old Man Cincaid ausrichten.«

Damit schien er alles gesagt zu haben.

Er wandte das Pferd, und seine fünf Reiter gingen derweil zu ihren Tieren und wollten aufsitzen oder waren schon halb dabei.

Er sah nun wieder mich an.

Und dann sagte er langsam: »Hombre, sie wird dir gewiss ein Angebot machen. Ja, da bin ich mir fast sicher. Denn auch du gehörst zu dieser Sorte.«

Er deutete über die Furt und dann auf den bewusstlosen Mann, den seine Leute halb totgeschlagen hatten.

»Pass gut auf, Hombre«, sagte er. »Dort drüben ist Cincaids Gebiet. Dort hebt nicht einmal ein Esel seinen Schwanz, wenn Cincaid es nicht haben will. Ja, dort schreien die Esel nur mit seiner Erlaubnis. Dort drüben dulden wir keine Sattelstrolche, nur Reiter, die feste Arbeit haben und für die ein Boss bürgt. Bleib also weg, bleib diesseits des Flusses. Und solltest du dich mit Cindy Cincaid einlassen, ergeht es dir bald wie diesem da. Dann komme ich.«

»Mit einem Haufen Schläger«, sagte ich grinsend. »Aber würdest du dich auch allein trauen, großer Meister?«

Da war es mir wieder mal herausgerutscht.

Er sah mich noch einmal abschätzend an.

Aber er sagte nichts mehr. Er ritt einfach fort. Seine Reiter schlossen sich ihm als loses Rudel an.

Ich sah mich nach der jungen Frau um.

Sie war vom Wagen herübergelaufen und kniete bei dem Bewusstlosen. Als ich absaß, sah sie zu mir her und sagte: »Wasser. Einen Eimer mit Wasser aus dem Fluss.«

Ich sah einen Holzeimer hinten am Wagen hängen – und ich beeilte mich, ihn am Fluss zu füllen und herbeizuschleppen.

Als ich neben ihr kniete, da sah ich, dass sie weinte. Es war ein Weinen vor Zorn. Daran gab es keinen Zweifel. Sie weinte nicht aus Trauer.

Dann machte sie sich an die Arbeit. Ich half ihr.

Und mit einem Mal war auch ein mexikanischer Hirte mit zwei Hunden bei uns. Er war alt, grau, doch noch zäh und ledern.

Und offenbar kannte er sich in der Betreuung von Kranken und Verletzten gut aus, vielleicht sogar besser als ein richtiger Doc. Denn er übernahm sofort die Versorgung des Bewusstlosen.

Nur nebenbei sagte er: »Sie sind mir doch nicht böse, Señorita, dass ich weggelaufen bin mit meinen beiden Hunden?«

»Nein, Paco«, erwiderte sie. »Es war abgemacht, dass Sie nicht kämpfen sollten, sondern nur für die Schafe zu sorgen haben. Das war so abgemacht.«

Ich erhob mich und sah mich noch einmal um.

Es waren nicht viele Schafe, etwa hundert. Doch es waren sämtlich tragende Muttertiere bis auf wenige Hammel.

Diese Herde würde sich bald verdoppelt haben, dies war mir schnell klar. Es handelte sich um ausgesuchte Tiere.

Ich sah über den Fluss. Jetzt hatte ich keine Lust mehr, hinüberzureiten in das Land von Cincaid.

Nein, es juckte mich nicht mehr, diesen Cass wiederzusehen.

✰✰✰

Als es Abend wurde, war ich immer noch im Camp und aß das Essen, das Cindy uns gekocht hatte.

Der Mann, den die rauen Burschen so zerschlagen hatten, hieß Dave Weststone, und er war jetzt wach und stöhnte manchmal unter der Decke. Es war ein leises und schmerzvolles Stöhnen, das er nicht unterdrücken konnte, obwohl er sich Mühe gab.

Paco ließ uns bald allein und ging zu seinen Hunden hinüber, die bei der Herde wachten und sie auf der Wiese eng beisammen hielten in einem runden Kreis, der nur noch aus wolligen Körpern bestand. Die Herde ruhte.

Ich mochte Schafe nicht.

Warum eigentlich war ich noch in diesem Camp an der Flussfurt?

Nun, da war diese Frau, dieses Mädchen, diese Cindy Cincaid.

Sie war schön, sie hatte eine starke Ausstrahlung.

Und was mich betraf, so verspürte ich den Wunsch, sie in die Arme zu nehmen.

Heiliger Rauch, es hatte mich gepackt!

Jawohl, so war es!

Und deshalb saß ich noch bei ihr am Feuer.

Manchmal sahen wir uns an – und wenn wir redeten, dann nur über belanglose Dinge, über Paco zum Beispiel, über die Hunde, über die Schafe.

Aber dann stöhnte der zerschlagene Mann unter der Decke so schlimm, dass ich wieder an seine Anwesenheit erinnert wurde.

»Wer ist er? Und wie stehen Sie zu ihm, Cindy Cincaid?«, fragte ich und schlürfte dann aus dem Kaffeebecher das heiße Gebräu.

Sie sah sich zuerst nach dem stöhnenden Mann um, machte den Ansatz zu einer Bewegung, als wolle sie hin zu ihm.

Doch sie sagte nur: »Er war ein großer und stolzer Mann, ein harter und zäher Mann, ein Mann mit einem schnellen Colt – eben ein besonderer Mann. Er war der Vormann meiner Tante. Ich erbte ihn sozusagen mit der kleinen Ranch von meiner Tante. Sie hatte ihn im letzten Jahr angeworben, um sich gegen die Viehdiebe zur Wehr zu setzen – vielleicht auch gegen ihren Schwager, der mein Vater ist. Er wollte mir helfen, und er hielt sich für groß genug für diese Sache.«

»Aber er war es nicht«, sagte ich.

Sie nickte – aber sie sah mich seltsam an dabei.

»Ja«, sagte sie, »er war nicht groß genug. Er war – als es darauf ankam – auch nur ein Revolverschwinger wie viele andere. Aber was hätte er tun sollen gegen Cass Klondike und fünf raue Burschen? Was hätte er tun sollen gegen sechs Colts, Mister – wie war doch ihr Name?«

»Longley«, sagte ich, »Hank Longley!«

»Es kommt nicht auf den Namen an«, sagte sie. »Ein Mann – ich meine, ein richtiger Mann –‍, der kann heißen, wie er will. Aber ich habe einmal von einem Longley gehört. Der soll schon zwei Dutzend Männer erschossen haben ...«

»Bill Longley«, sagte ich, »der Bursche heißt Bill Longley. Ich bin Hank, und ich bin nicht mit ihm verwandt. Ja, von dem hörte ich auch schon.«

Wir schwiegen eine Weile, sahen uns im Feuerschein an. Ihre Augen waren etwas schräg, so wie die einer Katze. Und sie leuchteten jetzt grünlich.

»Haben Sie auch schon getötet, Hank?«, fragte sie samtig weich.

»Ja«, murmelte ich. »Und auf die Frage, was er gegen sechs Mann hätte ausrichten können, gibt es nur eine Antwort: Man muss sich ihren Anführer vornehmen. Man darf ihm keine Chance geben. Er muss wissen, dass er zuerst sterben wird. Und man muss gewillt sein, die Sache bis in die Hölle und zurück durchzustehen. Manchmal kneift dann solch ein Anführer. Wenn nicht, muss man kämpfen, bis man stirbt oder gewinnt.«

Sie sah mich eine Weile schweigend an. Ich erkannte, dass ihre Nasenflügel vibrierten, so als hätten sie eine bestimmte Witterung bekommen, die sie erregte und auf besondere Art stimulierte.

»Helfen Sie mir, Hank«, sprach sie schlicht und offen. »Kämpfen Sie für mich, Hank, wenn Sie ein Mann sind, wie ich bisher vor Ihnen noch keinen kannte. Ich glaube fast, dass Sie solch ein Mann sein könnten. Ich brauche Hilfe, Hank. Und ich werde den vollen Preis dafür zahlen.«

Als sie die letzten Worte sprach, da durchfuhr es mich.

Sie hatte mich verzaubert, verhext.

Bisher hatte ich stets nur für Geld gekämpft.

Nun sollte ich dafür kämpfen, diese Cindy besitzen zu können. Denn alles hatte seinen Preis.

Ich dachte an Cass Klondike und verspürte ein ungutes Gefühl. Ich wusste, dass ich bald mit ihm zu tun bekommen würde.

Die ganze Zeit, da ich nachdachte, sah Cindy mich an, und es strömte von ihr zu mir herüber.

Ich nickte. »Ich werde dir helfen, Honey«, sagte ich, »Wenn ich erst mal weiß, warum du das alles in Gang bringst. Denn offenbar rebellierst du gegen deinen eigenen Vater – oder?«

Sie nickte. Und dann sagte sie es mir mit wenigen Worten: »Old Man Cincaid ist der King. Alles lebt in seinem Schatten. Aber er ist alt und hat keinen Sohn – nur mich, eine Tochter. Und so sagte er mir eines Tages, dass es meine Pflicht wäre, für einen Schwiegersohn nach seinem Herzen zu sorgen, für einen Mann, der groß genug wäre, an seine Stelle zu treten. Ich sagte damals, dass ich mich gerne umsehen würde. Doch da sagte er, das brauchte ich nicht. Denn Morgan Hardcastle wäre der Mann.«

Sie machte nun eine Pause.

Ich fragte: »Und was ist mit diesem Morgan Hardcastle?«

»Ich will ihn mir nicht aufzwingen lassen«, erwiderte sie. »Ich mag vielleicht eine Menge Fehler haben, doch ins Bett gehe ich nur mit einem Mann, den ich mir selber aussuche. Nun, mein Vater und ich, wir stritten uns monatelang. Einmal schlug er mich. Als ich mündig wurde, zog ich zu meiner Tante, die er bis jetzt als seine Schwägerin auf seinem Gebiet duldete. Als meine Tante starb, erbte ich die kleine Ranch. Er ließ mein Vieh stehlen. Nun bringe ich Schafe auf die Weide. Das ist alles, Hank. Er zerbricht alles, jeden Willen. Nur mich nicht!«

Als sie die letzten Worte sprach, war all das Feuer in ihr, zu welchem sie nur fähig war.

Oh, sie brannte wie ein Vulkan. Sie war die stolzeste Frau, die ich jemals sah oder von der ich gehört hatte.

Als ich mich erhob, stand auch sie auf. Sie trat zu mir, und als ich sie in meine Arme nahm, stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Wir küssten uns lange, und sie ließ mich das Feuer spüren, welches in ihr war.

Als sie sich lösen wollte, gab ich sie frei. Sie atmete schwer und musste erst wieder zu Atem kommen.

Dann sagte sie: »Langsam, Hank – nur langsam. Vielleicht bist du der Bursche, für den ich dich halte, verstehst du? Aber vielleicht bist du es auch nicht. Vielleicht bist du auch nur ein Revolverschwinger wie dieser da?«

Nun wurde ich wieder an meinen Vorgänger erinnert.

Wir hörten ihn stöhnen.

Und ich begriff immer noch nicht, welch ein blöder Hirsch ich war.

✰✰✰

Wir blieben drei Tage an der Flussfurt, und die Schafe grasten die schöne Weide ab bis auf die Wurzeln.

Am vierten Tag endlich ging es diesem Dave Weststone wieder besser. Er hatte die Prügel nun so weit verdaut, dass er aufstehen und etwas essen konnte. Aber er schlich schief und krumm umher, um seine verkrampften und zerschlagenen Muskeln und Blutergüsse wieder etwas aufzulockern.

Er suchte seine Siebensachen zusammen, holte sich sein Pferd, band es an das Hinterrad des Wagens und legte ihm den Sattel auf. Es fiel ihm schwer, diesen Sattel auf den Pferderücken zu bekommen. Er schaffte es fast nicht und musste sich nachher eine Weile stöhnend ausruhen.

Dann saß er mühsam auf.

Er sagte kein Wort mehr, sah sich auch nicht mehr um.

Er ritt schweigend im Schritt in die Nacht hinein.

Ich ritt durch die Furt auf die andere Seite.

Hinter mir lenkte Cindy den Wagen durch das nur knietiefe Wasser des Pecos.

Und hinter dem Wagen folgte Paco mit den beiden Hunden und der Herde.

Wir zogen etwa drei Meilen weit in das Land hinein, und das war für eine wandernde Schafherde fast schon ein halber Tagesmarsch.

Es war also später Vormittag, als ich Cass Klondike sah.

Er kam mit vier Reitern und sperrte mit ihnen den Weg, wartete geduldig, bis wir herangekommen waren.

Ich hielt weit genug entfernt von ihnen an, um sie alle im Auge behalten zu können, doch nahe genug für meinen .44er New Army Colt, das neueste Modell. Durch seinen geschlossen Rahmen erlaubte er stärkere Ladungen, und deshalb konnte man damit genauer und weiter schießen.

Cass Klondike sagte: »Du bist ja verrückt, Hombre – völlig verrückt. Ich halte dir zugute, dass dieses Mädel auch eine Steinfigur verrückt machen kann – ja, das halte ich dir zugute. Wenn du jetzt abhaust, dann lasse ich dich davonschleichen. Aber sonst sieht es verdammt schlecht für dich aus. So blöd kann dich doch selbst das Mädel nicht gemacht haben, dass du dies nicht erkennen und begreifen kannst. Oder kannst du mir sagen, welcher Unterschied zwischen dir und diesem Dave Weststone besteht?«

Ich nickte ihm zu.

»Mach nur weiter«, sagte ich, »und du wirst das alles herausfinden. Los, Mister, mach weiter! Und denk immer daran, dass ich zuerst auf dich schießen werde, weil du die Befehle gibst. Denn du musst wissen, dass ihr mich nicht zerschlagen könnt wie diesen Dave Weststone. Bei mir müsst ihr richtig kämpfen. Wenn ihr mit mir anfangt, fliegt heißes Blei. Du hast die Auswahl, Dicker.«

Er nickte langsam.

Und dann atmete er hörbar aus. Es klang resignierend. Er zog sein Pferd herum. Doch er konnte mich nicht reinlegen. Ich sah an seiner Schulter, wie er auf der mir abgewandten Seite beim Wenden des Pferdes den Revolver zog.

Er schoss dann mit der Rechten unter seinem linken Arm hindurch auf mich.

Doch bevor er abdrückte, traf ich ihn.

Ich war schnell genug für ihn und seine vier Männer. Zwei von ihnen hatten ihre Colts halb heraus, einer fasste erst nach der Waffe – und nur einer bekam seine Kanone frei, während ich auf Cass Klondike schoss.

Ich musste nun auf den Mann schießen, wollte ich nicht von ihm vom Pferd geputzt werden. Ich traf ihn – und er hatte gewiss jede Chance gehabt, mir zuvorkommen zu können.

Seine Kugel flog irgendwohin.

Und dann war es vorbei. Die drei anderen Kerle kämpften nicht mehr. Sie wussten jetzt Bescheid. Denn ich konnte noch viermal schießen und gewiss zwei von ihnen noch mitnehmen. Diese Chance erschien ihnen doch etwas zu gering zu sein.

Sie hielten inne und blickten abwechselnd auf mich und Cass Klondike, der am Boden lag und stöhnte. Ich hatte ihn nicht getötet. Er hatte Glück gehabt, dass meine Kugel nicht sein Herz traf.

Ja, es war Glück. Denn einen Burschen wie Cass Klondike ließ man bei einem Revolverkampf nicht am Leben. Sonst hatte man ihn bis ans Ende der Welt auf der Fährte und war auf der Flucht vor seiner Rache.

✰✰✰

Wir zogen weiter, immer weiter durch das Hügelgebiet am Pecos. Es war ein unübersichtliches und fruchtbares Land, ganz und gar anders, als man es sonst hier im Süden gewöhnt war.

Es passierte auch vor und nach dem Abendbrot nichts.

Cindy sah mich an, und ich wusste, dass ich nur meine Hand auszustrecken brauchte.

»Ich schlafe heute nicht im Camp«, sagte ich. »Ich bleibe irgendwo dort draußen in der Nacht.«

Sie lächelte. »Ja, das wäre klug«, murmelte sie und hatte ein Funkeln in den im Feuerschein türkisfarben funkelnden Augen. »Ja, es wäre gut, wenn du dich vorsiehst, damit du nicht wie ein Hammel geschlachtet wirst. Du bist so klug, wie ich dachte. Denn heute wird Old Man Cincaid kommen. Bestimmt!«

Ich hatte etwa zwei Stunden geschlafen, und es musste Mitternacht sein, als ich den Reiter kommen hörte.

Nur ein Reiter?

Das kam mir merkwürdig vor.

Denn meiner Meinung nach würde Old Man Cincaid mit einer ganzen Mannschaft kommen. Schließlich war er Cass Klondikes Boss, und auch Klondike ritt ja stets nur mit einem Rudel.

Doch vielleicht war es gar nicht Old Man Cincaid, den ich da hörte?

Ich glitt noch etwas näher.

Dann verharrte ich, denn ich war nahe genug. Ich konnte jedes Wort hören, auch die Worte von Cindy.

Der Reiter sagte langsam und schwerfällig: »Cindy, deine Schafe stinken fürchterlich. Schämst du dich denn nicht, die Weide mit diesen Stinkern zu verdrecken?«