G. F. Unger Western-Bestseller 2704 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2704 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Als der alte Sheriff mit seinem Gefangenen die Poststation am Lon Creek erreicht, sieht er die Postkutsche gerade im Morgengrauen verschwinden.
Sie reiten die letzten paar Yards bis zur Station und halten neben dem Corral, in dem die Pferde stehen.
Außer diesem gibt es noch zwei kleinere Corrals. In einem stehen ein paar Maultiere, die als Reservetiere für die Frachtwagen der Linie gedacht sind, und in dem anderen befinden sich ein Hengst und vier herrliche Stuten.
Blue Water, der halbblütige Stationsmann, kommt soeben aus dem großen Corral. Er nickt dem Sheriff kaum merklich zu und sagt kein Wort.
Der Sheriff deutet hinüber zu dem Hengst und den vier Stuten. »Wem gehören sie?«, fragt er.
»Nicht der Post‑ und Frachtlinie«, sagt Blue Water. »Wir haben einen Gast. Er sitzt drinnen beim Frühstück.«
»Dann hol ihn raus«, knurrt Sheriff John Starr und reitet mit seinem Gefangenen zu jenem Corral weiter, in dem sich die fünf herrlichen Tiere befinden. Er sitzt ab, nimmt das Lasso und geht in den Corral hinein.
Schon sein erster Wurf sitzt. Er führt eine Stute aus dem Corral und legt ihr den Sattel auf, den er seinem Pferd abnimmt ...

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Ein zweibeiniger Tiger

Vorschau

Impressum

Ein zweibeiniger Tiger

Als der alte Sheriff mit seinem Gefangenen die Poststation am Lon Creek erreicht, sieht er die Postkutsche gerade im Morgengrauen verschwinden.

Sie reiten die letzten paar Yards bis zur Station und halten neben dem Corral, in dem die Pferde stehen.

Außer diesem gibt es noch zwei kleinere Corrals. In einem stehen ein paar Maultiere, die als Reservetiere für die Frachtwagen der Linie gedacht sind, und in dem anderen befinden sich ein Hengst und vier herrliche Stuten.

Blue Water, der halbblütige Stationsmann, kommt soeben aus dem großen Corral. Er nickt dem Sheriff kaum merklich zu und sagt kein Wort.

Der Sheriff deutet hinüber zu dem Hengst und den vier Stuten. »Wem gehören sie?«, fragt er.

»Nicht der Post- und Frachtlinie«, sagt Blue Water. »Wir haben einen Gast. Er sitzt drinnen beim Frühstück.«

»Dann hol ihn raus«, knurrt Sheriff John Starr und reitet mit seinem Gefangenen zu jenem Corral weiter, in dem sich die fünf herrlichen Tiere befinden. Er sitzt ab, nimmt das Lasso und geht in den Corral hinein.

Schon sein erster Wurf sitzt. Er führt eine Stute aus dem Corral und legt ihr den Sattel auf, den er seinem Pferd abnimmt ...

Als der Sheriff wieder mit dem Lasso in den Corral geht, taucht vom Stationshaus ein Mann auf, groß, hager, dunkel und grauäugig, ein Mann mit einem Colt an der linken Seite.

»He, Sheriff!«, sagt der Mann.

Sheriff John Starr verhält kurz, und sein eisgrauer und flintsteinharter Blick prüft den Mann, der jung genug ist, um sein Sohn sein zu können.

»Ich habe es eilig, Mister«, sagte der Sheriff. »Ich habe einen Uvalde festgenommen, und nun sind seine ganze Sippe und sicher auch einige seiner Freunde hinter uns her. Ich requiriere diese Tiere. In Mesa bekommen Sie diese gegen die übliche Mietgebühr zurück.«

Nach diesen Worten, die er hart und schnell sprach, wendet er sich ab, um das zweite Pferd zu fangen.

»Halt, Sheriff!«, spricht der Fremde scharf. »Ich habe zehn Jahre für den Anfang meiner Pferdezucht gearbeitet. Sie bekommen die Tiere nicht, alter Mann.«

»Doch«, erwidert Sheriff John Starr. »Ich bekomme sie. Und wenn ich dich vorher umlegen muss, Junge. Und vergiss nicht, ich bin das Gesetz! Ich wäre ein schlechtes Gesetz, ließe ich mich von einem einzigen Mann daran hindern, einen Mörder zum Galgen zu bringen.«

»Mörder?«

»Mörder, jawohl!«

Da steckt der Fremde den Colt weg und sagt: »In Ordnung, Sheriff, ich komme mit Ihnen. Denn wenn ich mit meinen restlichen Pferden bleibe, werde ich auch diese los.«

Als beide mit dem Gefangenen weiterreiten, sind die Verfolger noch eine halbe Meile entfernt.

Sie reiten ein paar Meilen auf der Poststraße, und als die Sonne über die Hügel im Osten kommt und ihnen die Rücken zu wärmen beginnt, halten sie bei einem kleinen Creek an, um die Tiere verschnaufen zu lassen.

Der Sheriff fischt einen Zigarettenstummel aus der Westentasche und setzt ihn in Brand. Der Fremde dreht sich eine Zigarette.

»Das sind gute Pferde für eine Zucht«, sagte der Sheriff dann. »Mit diesem Hengst und diesen Stuten müsste man wahrhaftig etwas anfangen können. Übrigens, mein Name ist John Starr, Sheriff in Mesa.«

»Mein Name ist Carpenter, Ty Carpenter«, stellt sich der Fremde vor. »Und ich suche eine hübsche Weide in der Nähe einer kleinen Stadt. Es muss gutes Gras dort sein, richtiges Blaugras. Es enthält die besten Mineralien. Pferde brauchen das. Deshalb sind auch in Kentucky die Pferde so gut. In Kentucky gibt es das beste Blaugras. Doch wer kann sich in Kentucky noch Land kaufen? Kein armer Bursche wie ich. Hier aber soll es noch freie Weiden geben – oder?«

Der Sheriff nickt.

Und dann reiten sie weiter.

Erst nach einer Weile fragt Ty Carpenter: »Wie weit ist es nach Mesa?«

»Heute am Nachmittag sind wir da«, murmelt der Sheriff.

»Und was wird in Mesa sein, Sheriff?«

John Starr, der Sheriff von Mesa, erwidert auf diese Frage nichts. Doch er blickt in die Ferne, so als könnte er dort irgendwelche Bilder sehen.

Vielleicht sagt ihm seine Vorstellungskraft schon, was in Mesa sein wird. Aber er spricht nicht darüber. Er schweigt.

Dafür sagt der Gefangene: »Meine Brüder und meine Freunde werden nach Mesa kommen und sich die lausige Stadt in die Tasche stecken. Bei diesem alten Mann fangen sie an. Und bald werden ihn alle Bürger von Mesa verfluchen, weil er mich eingefangen und zurückgebracht hat. Mesa wird es ihm gewiss nicht danken.«

✰✰✰

Die Stadt sieht freundlich aus, einladend.

Ty Carpenter gefällt Mesa auf den ersten Blick.

Aber die Leute auf der Straße, vor den Geschäften, in den Gärten – überall, wo man den Sheriff mit dem Gefangenen sehen kann – erstarren. Und als wenn ein geheimnisvolles Signal durch die Stadt eilen würde, treten die Bürger aus den Türen.

Mesa verharrt wie gelähmt.

Nur der Hufschlag der Pferde, das Knarren der Sättel und das Klimpern einiger Metallteile sind zu hören.

Eine Stadt in Angst, denkt Ty Carpenter.

Sie reiten vor das Stadthaus, in dessen Anbau das Sheriff's Office und das Gefängnis untergebracht sind.

Der Sheriff sitzt müde ab, macht die Handgelenke des Gefangenen vom Sattelhorn los und lässt ihn absitzen. Er zieht sein Gewehr aus dem Sattelschuh und wirft sich die beiden Satteltaschen über die Schultern.

Indes er den Gefangenen mit dem Gewehrlauf durch die Tür dirigiert, sagt er über die Schulter zu Ty Carpenter: »Lassen Sie meinen Sattel im Mietstall. Wenn Sie später in mein Büro kommen, zahle ich Ihnen die hier übliche Mietgebühr für die beiden Pferde. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mister Carpenter.«

»Ich habe Ihnen nicht geholfen, Sheriff«, sagt dieser. »Sie haben meine Pferde requiriert. Und Sie sind das Gesetz.«

Der Sheriff ist schon halb hinter seinem Gefangenen durch die Tür im Innern verschwunden. Doch nun hält er noch einmal an und blickt abermals über die Schulter zurück.

Er sieht Ty Carpenter grinsen.

Und nun verstehen sie sich plötzlich besser. Auch der Sheriff grinst.

Der Mann vom Mietstall weist ihm dann einen kleinen Corral für seine fünf Tiere zu und übernimmt auch den Sattel des Sheriffs.

»Schöne Pferde«, murmelt der Mann. »Das soll wohl eine Zucht werden? Dieser Hengst und die vier Stuten sind ein kleines Vermögen wert. Es ist schade um die Tiere.«

»Wieso schade?« Dies fragt Carpenter sanft.

»Sie haben mit diesen Pferden mitgeholfen, einen Uvalde ins Gefängnis zu bringen«, erklärt ihm der Mann. »An Ihrer Stelle, Fremder, würde ich jetzt mit meinen Pferden schon eine Meile weiter sein.«

✰✰✰

Im Speiseraum des Mesa Hotels findet Ty Carpenter einen kleinen Tisch in der Ecke. Er kann auch von seinem Platz aus auf die Straße sehen.

»Wollen Sie Abendessen?« So fragt ihn eine dunkle Stimme.

Da sieht er auf und betrachtet die Frau.

Sie ist jünger als er – und sie ist gelbhaarig und braunäugig, mittelgroß und mit allen körperlichen Vorzügen einer mehr als nur hübschen Frau ausgestattet.

Ihr Blick ist gerade, fest und prüfend.

Sie sehen sich noch einmal an, und sie spüren beide etwas, was sie nicht erklären können. Es ist wie eine Strömung zwischen ihnen. Und es ist irgendwie ein Gefühl von Gemeinsamkeit.

Er ist dann der letzte Gast, bei dem sie kassieren kommt.

Als er sie bittet, sich doch noch ein wenig an seinen Tisch zu setzen, da zögert sie nur unmerklich.

Als sie sich gegenübersitzen, betrachten sie sich eine Weile.

»Sie sind gewiss nicht mehr zu haben«, sagt er dann. »Alle Männer im Umkreis von hundert Meilen versuchen bei Ihnen ihr Glück. Und einer wird es wohl schon fertiggebracht haben – oder?«

Sie lächelt.

»Umwege kennen Sie nicht, Mister«, sagt sie.

»Vielleicht habe ich wenig Zeit«, murmelt er.

Da nickt sie heftig. »Das stimmt! Sie sollten eigentlich jetzt schon wie der Teufel reiten, um Harvey Uvaldes Leuten zu entkommen, also seinen Brüdern und Kumpanen. Noch könnten Sie der Horde entkommen.«

»Und wer hilft dem Sheriff?«

Ihre Augen werden schmal. Dann spricht sie hart: »Wenn ihm die Stadt nicht hilft, dann mag sie zum Teufel gehen. Dann verdient sie nichts anderes.«

Ty erhebt sich, schaut sie noch einmal fest an und fragt: »Darf ich Ihren Namen erfahren?«

»Julia Corbin«, sagt sie, ohne zu zögern. Aber sie fragt nicht nach seinem Namen.

Er nickt ihr zu und geht hinaus.

Die Nacht ist noch lau und lind.

Er setzt sich in Bewegung, und er wird sich bald bewusst, dass Mesa an diesem Tag gewiss sehr viel stiller und ruhiger ist als sonst.

Der Sheriff und auch sein Gefangener waren müde und erschöpft genug. Und die Uvaldes kamen immer noch nicht. Selbst auf müden Pferden müssten sie nun gewiss bald eintreffen.

Oder gaben sie es auf, ihren Harvey zu befreien?

Ty geht weiter.

Bald schon macht er sich mithilfe seiner Decken, seines Sattels und der geteerten Segeltuchplane im Stroh des Schuppens ein Lager.

Der Hengst schnauft einmal im Corral.

»Schon gut, Blackjack«, sagt Ty Carpenter ruhig hinüber. Das Tier erwidert mit einem erneuten Schnauben – aber dieses Schnauben klingt beruhigt.

Eine Weile liegt Ty Carpenter so.

Dann hört er Reiter kommen. Und er denkt: Das sind sie. Das sind die Uvaldes, die den Sheriff verfolgten. Nun kommen sie.

Er bleibt ruhig liegen.

Ty Carpenter denkt an den Sheriff.

Was wird geschehen? Werden sie das Gefängnis aufbrechen und den Gefangenen herausholen?

Er spürt einen Moment den Wunsch, aufzustehen und zum Sheriff ins Gefängnis zu gehen. Doch dann lässt er es. Er ist kein Bürger dieser Stadt. Was gehen ihn die Probleme hier an?

Er bleibt liegen.

Doch nicht lange. Dann hört er Männer kommen. Sie bewegen sich an den Corrals entlang und halten bei seinem Corral an.

»Das sind die Pferde«, sagt einer der beiden Männer. »Also ist der Bursche noch in der Stadt.«

Ty Carpenter kann die Kerle gut erkennen. Denn die Nacht ist hell und klar. Er könnte außerhalb des halb offenen Schuppens, in dem er liegt, leicht eine Zeitung lesen.

Sie spähen nun herüber.

»Vielleicht liegt er dort im Stroh«, sagt einer der beiden Männer. Und dann ruft er auch schon: »He, bist du dort drinnen? Dann komm heraus! Los, komm ganz flink heraus, Hombre!«

In seiner Stimme ist ein wilder, böser, unduldsamer Klang, der keinen Widerspruch duldet. Wahrscheinlich hat er auch schon genügend Feuerwasser getrunken, um sich besonders großartig zu fühlen.

Ty Carpenter denkt, dass die Nacht wahrscheinlich schon zu Ende ist für ihn. Er schlägt die Decken zur Seite, zieht die Stiefel an und sagt dabei ganz ruhig: »Ich komme, Amigo! Nur einen kleinen Moment, dann siehst du mich in Lebensgröße.«

Die beiden Männer ducken sich bei dem ersten Ton seiner Stimme. Sie werden lauernd, wachsam – und ihre Hände hängen hinter den Revolverkolben.

Ty Carpenter legt sich den Revolvergurt um, rückt das Holster zurecht und bindet es zusätzlich am Oberschenkel fest. Er tut dies alles mit einer ruhigen Gelassenheit – aber diese Gelassenheit ist tief in seinem Kern nichts anderes als bitterste Resignation. Er weiß schon jetzt, dass er mitten in einen Ärger hineingerannt ist.

Als Ty Carpenter aus der Dunkelheit des Heuschuppens tritt, da ist etwas in ihm, was die beiden hartgesottenen Burschen der Uvalde-Sippe warnt.

»Da bin ich, Amigos«, sagt er.

Sie warten erst ab, denn sie sind keine wilden und hitzköpfigen Revolverschwinger mehr.

»Du hast dir Ärger eingekauft, Hombre«, sagt einer nach einer kleinen Pause. »Ich bin Tom Uvalde. Und das ist Carlo Conchato, mein Vetter, den eine schöne Yaqui-Prinzessin geboren hat. Carlo wird gleich eines deiner schönen Pferdchen umlegen, wenn du nicht ganz brav tust, was ich dir sage. Und wenn wir dann auf unseren lieben Harvey lange warten müssen, dann muss bald wieder ein Pferdchen daran glauben – und immer wieder, bis sie alle im Pferdehimmel sind. Savvy?«

Ty Carpenter will es nicht glauben.

»Das würdet ihr doch wohl nicht wirklich versuchen«, murmelt er heiser. »Das ist gewiss nur ein böser Scherz, der mich erschrecken soll. Ihr seid Reiter wie ich. Ihr tötet keine unschuldigen Pferde. Oder habt ihr so wenig Stolz, dass es euch nichts ausmacht, ein Tier zu töten, das sich nicht wehren kann und völlig hilflos eurer Kugel ausgeliefert ist?«

Er sieht sie wieder grinsen.

»Mit dem Stolz ist das so eine Sache«, erwidert Tom Uvalde schließlich. »Es geht darum, dass wir Harvey aus dem Gefängnis holen. Da ist oder wäre ein totes Pferd immer noch besser als tote Narren – zum Beispiel ein toter Sheriff. Los jetzt!«

Als er die beiden letzten Worte spricht, wird seine Stimme scharf und unerbittlich.

Er weiß, dass im ganzen Land das Prestige der Uvaldes gewaltig Schaden erleiden wird, wenn sie Harvey nicht ganz schnell herausholen können.

Er stößt einen Fluch aus, als er nun sehen kann, dass der Fremde sich immer noch nicht bewegt. Er und sein Vetter Carlo hören den Fremden nun trocken sagen: »Lasst mich nur in Frieden, Amigos. Legt euch nicht mit mir an. Und vergreift euch nur nicht an meinen Pferden.«

»Sonst?«

»Ich würde schießen, um mein Eigentum zu schützen«, erwidert Ty Carpenter. »Vorsicht, Hombre, ich würde ein Pferdeleben auf Kosten deines Lebens retten.«

Nach diesen Worten wird es still.

Noch einmal überdenken sie die Sache. Noch einmal verarbeiten sie alles genau. Aber dann sagt Carlo Conchato kehlig: »Fangen wir an, Tom! Ich erschieße das erste Pferd. Und wenn er nach dem Revolver greift, um es zu verhindern, dann leg ihn um.«

»Das werde ich tun, Carlo«, erwidert Tom Uvalde fest.

Und nun ist alles gesagt.

Es gibt nichts mehr zu reden. Jedes weitere Wort wäre Verschwendung.

Carlo Conchato wendet sich zur Seite, und sein Blick richtet sich auf die Pferde im Corral.

Die beiden Uvaldes haben die Dinge nun so weit vorgetrieben, dass sie nicht mehr kneifen können. Vielleicht blufften sie zuerst. Doch jetzt nicht mehr.

Als Carlo den Revolver zieht, um ein Pferd zu erschießen, ist dies das Zeichen für die beiden anderen Männer.

Denn Ty Carpenter zieht, um Carlo am Pferdemord zu hindern.

Und Tom Uvalde zieht, um Carlo zu schützen.

Doch diesmal sind die Uvaldes an den falschen Mann geraten. Ty Carpenter ist schneller mit dem Colt. Er ist sogar unheimlich schnell. Er schlägt die beiden Revolvermänner im Ziehen.

Und als die Schüsse verhallt sind, liegen zwei Männer am Boden – und stirbt drinnen im Corral eines der armen unschuldigen Tiere mit einem fast menschlichen Röcheln.

Die beiden getroffenen Männer aber stöhnen, und sie denken nicht mehr an das Schießen und Töten. Sie sind zu schwer getroffen. Nun haben sie Furcht vor dem Tod. Sie pressen sich die Hände auf die Wunden, als könnten sie so das auslaufende Blut zurückhalten.

Ty Carpenter steht einige Atemzüge lang mit rauchendem Colt in der Hand da. Schließlich murmelt er voll Bitterkeit: »Warum musstet ihr das versuchen, warum, zum Teufel, ihr Narren?«

Aber sie geben ihm auf diese Frage keine Antwort. Sie verfluchen ihn nur voll Schmerz und Furcht um ihr Leben.

Und dann stöhnt Tom Uvalde: »Wenn du uns schon nicht richtig totschießen kannst, dann hol doch wenigstens den Doc!«

Carpenter erwidert nichts.

Er steht da und lauscht in die Stadt hinein.

Doch dort drinnen rührt sich nichts.

Wenn die restlichen Reiter des Uvalde-Clans die Schüsse hören, dann messen sie ihnen gewiss keine für sie negative Bedeutung bei, dann glauben sie höchstens, dass jemand aus der Stadt von ihren Leuten zurechtgestutzt wurde.

Aber irgendwo warten sie gewiss darauf, dass die Männer zurückkommen und Bericht erstatten.

Ty Carpenter setzt sich in Bewegung. Er geht zum Wohnhaus des Stallbesitzers hinüber und klatscht zweimal mit der flachen Hand gegen die Haustür. Durch das Türfenster wurde Ty Carpenters Kommen schon beobachtet.

»Mann«, sagt der Mietstallbesitzer, »warum sitzen Sie noch nicht auf Ihrem schnellen Hengst und ergreifen die Flucht?«

»Holen Sie den Doc für die beiden Verletzten«, sagt Ty Carpenter. »Und sagen Sie mir, wie viele Reiter diese Mannschaft zählt.«

»Sieben«, sagt der Stallbesitzer. »Wenn Sie soeben mit zweien zurechtkommen konnten, dann aber bestimmt nicht mit den restlichen fünf. Also, worauf warten Sie noch?«

»Und worauf warten Sie, Mister? Warum holen Sie nicht endlich den Doc? Sie finden ihn gewiss schneller als ich.«

Mit diesen Worten geht Ty Carpenter davon.

Aber noch bevor er die Ausfahrt des Hofes erreicht hat, überholt ihn der laufende Stallbesitzer.

Ty Carpenter hält dicht beim Torpfosten an, und er erwägt nun tatsächlich seine Flucht. Er zündet sich eine Zigarette an, lehnt sich an die Hausecke und wartet. Dabei beobachtet er die Straße.

Die kleine Stadt ist wie tot. Nur im Hotel brennt noch eine Lampe. Aber breite Lichtbarrieren fallen nur noch aus dem Saloon.

Mesa duckt sich atemlos in der hellen Nacht und wartet.

Noch einmal fragt er sich, ob er fliehen soll oder bleiben. Aber wenn er bleibt, wird er kämpfen und wahrscheinlich auch töten müssen. Das sieht er kommen.

Er drückt seine Zigarette an der Hauswand aus, als er die Schwingtür des Saloons klappen hört und die sporenklingelnden Schritte eines Mannes vernimmt.

Der Mann späht in Richtung Mietstall und flucht grimmig.

Dann kommt er fast bis zur Ecke vor, hält jedoch inne und flucht nochmals.

Schließlich kehrt er zur Schwingtür des Saloons zurück und ruft von dort hinein: »He, Jungs, ich gehe mal hin und sehe nach! Ich will wissen, was passiert ist! Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder da bin, dann kommt ihr alle!«

Von drinnen wird etwas erwidert, was Ty nicht verstehen kann.

Aber der Mann kommt nun dicht an der Hauswand entlang bis zur Hotelecke. Hier ist eine Gassenmündung. Er muss nun die zwei Stufen vom Plankengehsteig herunter.

Und da tritt Ty mit einem schnellen Schritt zu ihm und stößt ihm den Revolverlauf mit der Mündung gegen die Seite.

Der Mann zuckt zusammen, will sich gegen Ty werfen. Doch dann endlich sagt ihm sein Verstand, dass er keine Chance mehr hat.

Er steht still und murmelt gepresst: »Ich ahnte doch, dass etwas nicht richtig lief und ...«

Dann verstummt er und versucht Ty Carpenter abzuschätzen, so gut ihm dies in der dunklen Gassenmündung möglich ist.

Ty nimmt sich mit geschicktem Griff den Colt des Mannes.