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Ich fragte den Barmann im San Juan Saloon, wo ein Mann wie ich wohl ein paar Dollar verdienen könne, als Jube Hacket ins Lokal kam. Ich kannte ihn kaum, hatte ihn nur einmal auf dem Bock einer Postkutsche gesehen. Er aber wusste sogar meinen Namen. »He, was ist los mit dir, Jason Starretter?« Er musterte mich beinahe mitleidig. »Bist du so heruntergekommen durch Frauen und Whisky? Oder ...« »Es war eine Kugel«, sagte ich. »Jemand schoss aus dem Hinterhalt auf mich. Ich weiß nicht, wer mich zur Hölle schicken wollte. Aber ich habe nun mal ein paar Feinde auf dieser Erde. Well, ich lag ziemlich lange flach. Und es gab nichts geschenkt von den Christenmenschen, gar nichts.« Er nickte. »Ja, die Welt ist so. Du suchst einen Job?« Er wartete die Antwort gar nicht erst ab und fuhr fort: »Hast du ein Gewehr?« Ich schüttelte den Kopf. »Das gab ich für sieben Dollar weg. Ich hatte Hunger.« Er betrachtete mich prüfend. Er war ein schon grauköpfiger Bursche mit einem Texanerbart. Schließlich nickte er. »Ich borge dir eins von meinen Gewehren.« »Und was muss ich damit tun?«, fragte ich. Er grinste. »Aufpassen«, sprach er dann ganz ruhig, »dass ich nicht vom Bock geschossen werde, und mir helfen, die Postkutsche ins Ute Valley zu bringen.«
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Der Zehn-Dollar-Mann
Vorschau
Impressum
Der Zehn-Dollar-Mann
Ich fragte den Barmann im San Juan Saloon, wo ein Mann wie ich wohl ein paar Dollar verdienen könne, als Jube Hacket ins Lokal kam. Ich kannte ihn kaum, hatte ihn nur einmal auf dem Bock einer Postkutsche gesehen. Er aber wusste sogar meinen Namen.
»He, was ist los mit dir, Jason Starretter?« Er musterte mich beinahe mitleidig. »Bist du so heruntergekommen durch Frauen und Whisky? Oder ...«
»Es war eine Kugel«, sagte ich. »Jemand schoss aus dem Hinterhalt auf mich. Ich weiß nicht, wer mich zur Hölle schicken wollte. Aber ich habe nun mal ein paar Feinde auf dieser Erde. Well, ich lag ziemlich lange flach. Und es gab nichts geschenkt von den Christenmenschen, gar nichts.«
Er nickte. »Ja, die Welt ist so. Du suchst einen Job?« Er wartete die Antwort gar nicht erst ab und fuhr fort: »Hast du ein Gewehr?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das gab ich für sieben Dollar weg. Ich hatte Hunger.«
Er betrachtete mich prüfend. Er war ein schon grauköpfiger Bursche mit einem Texanerbart. Schließlich nickte er.
»Ich borge dir eins von meinen Gewehren.«
»Und was muss ich damit tun?«, fragte ich.
Er grinste. »Aufpassen«, sprach er dann ganz ruhig, »dass ich nicht vom Bock geschossen werde, und mir helfen, die Postkutsche ins Ute Valley zu bringen.«
Ich sagte noch nichts, sondern sah ihn schweigend an. Und ich ahnte, dass dies wieder ein Job war, bei dem ich heißes Blei auffangen konnte. Ja, dies war in den vergangenen Jahren fast immer mein Job gewesen.
Und in den letzten Monaten hatte ich ziemlich bitter dafür bezahlt. Fast hätte es mich für immer erwischt, und ich war ein armer Mann geworden, der sich am nächsten Tag nicht mal mehr ein Essen kaufen konnte.
Ich war hier in San Juan am Ende.
»Zehn Dollar kann ich zahlen«, sagte Jube Hacket. »Mehr nicht. Ich kann nicht mehr zahlen – nur zehn Dollar.«
Ich sagte nichts. Zehn Dollar – dieser Betrag war noch vor wenigen Monaten für mich eine lächerlich geringe Summe gewesen. Doch jetzt bedeuteten zehn Dollar für mich eine Menge.
»Nach Ute Valley?« So fragte ich. »Ist das eine Stadt oder ein Tal?«
»Beides«, sagte er. »Ute Valley liegt im Ute Valley. Es sind nur zweihundert Meilen dorthin.«
Ich nickte sofort. Dann sagte ich: »Draußen steht mein altes Pferd. Das kann ich sicherlich nicht hinten anbinden – oder?«
Jube Hacket schüttelte den Kopf.
»Wir haben einen Vertrag mit dem zur Hauptlinie gehörenden Wagenhof. Unsere Pferde werden da versorgt. Wir übernehmen von der Hauptlinie nach Ute Valley jede Art von Transporten und den Personenverkehr. Ich gebe dir in Ute Valley ein anderes Pferd für das, welches du hier zurücklässt. Da machst du vielleicht auch noch ein Geschäft.«
Ich nickte sofort. Denn ein älteres und schlechteres Tier als das, auf dem ich herkam, konnte ich im Tausch nicht bekommen.
»Wann geht es los?« So fragte ich.
Jube Hacket trank sein Bier aus. Dann warf er ein paar kleine Münzen auf den narbigen Schanktisch und sagte zu mir dabei: »Jetzt geht's los. Ich musste nur warten, bis die paar Fahrgäste, die ich von der Hauptlinie übernahm, etwas zu Abend essen konnten. Die Postsäcke und anderes Zeug übernahm ich schon. Jetzt geht's los!«
✰✰✰
Ich hatte schon mehr als einmal als bewaffneter Begleitmann auf dem hohen Bock einer Überland-Expresspostkutsche gesessen, ja, ich hatte solche Dinger sogar schon selbst gefahren und konnte mit den sechs Zügeln eines Sechsergespanns umgehen.
Weil ich also kein Laie war, wusste ich zu beurteilen, auf was für einer Kutsche ich saß und wie auch sonst alles so war.
Die Kutsche war nagelneu, eine richtige Abbot-Downing-Kutsche, mit knallgelben Rädern und einem rot lackierten Kasten.
Auch das Sechsergespann war gut. Es war die richtige Mischung von leichten Führungstieren und den schwereren Stangenpferden.
Im Gepäckkasten und hoch oben auf dem Dach hinter uns lag eine Menge Gepäck und Post. Wir hatten drei Gewehre – eine doppelläufige Schrotflinte, eine Sharps-Büffelbüchse und einen Spencer-Karabiner mit sieben Schuss hinter dem Unterhebelverschluss. Den Karabiner hielt ich auf meinen Knien in den Händen.
Der Mond schien. Die Sterne leuchteten.
Die lärmende Minenstadt San Juan blieb hinter uns zurück, als wir nach Nordwesten fuhren. Ein breites Canyonmaul nahm uns auf.
Wir hatten also zweihundert Meilen vor uns, und am Ende der Reise würde ich zehn Dollar bekommen.
Wir kamen etwa siebzehn Meilen weit, und es war ein böser Weg, den man nur mit erstklassigen Pferden, einer guten Kutsche und einem noch besseren Fahrer schaffen konnte.
In der Kutsche betete dann manchmal laut eine Frauenstimme.
Und eine betrunken klingende Männerstimme rief immer wieder nach jedem Gebet: »Halleluja!«
Ich kannte das Land nicht besonders, aber ich wusste natürlich, dass wir uns genau zwischen dem Uncompahgre Plateau und den Miguel Mountains befanden. Irgendwo in diesen Bergen war das Quellgebiet des Rio Grande, und hinter uns lag schon die Continental Divide.
Wir kamen nur langsam durch den Hauptcanyon, denn obwohl sich das Land zu niedrigeren Gebirgen absenkte, gab es im Hauptcanyon doch immer wieder lange Steigungen.
Nun, wir kamen etwa siebzehn Meilen weit und waren nur noch vier oder fünf Meilen von der ersten Pferdewechselstation entfernt.
Als wir auf einem Bergsattel nach einer Steigung das Gespann verschnaufen lassen mussten, war mir schon etwas mulmig. Ich hatte bereits ein ungutes Gefühl, denn der Ort war günstig für einen Überfall. Auch Jube Hacket zog den Kopf ein und schielte in die Runde.
Ich hatte noch nicht viel mit Jube Hacket gesprochen. Jetzt aber sagte ich zu ihm: »Dies ist aber eine feine Linie. Wird der Wagenweg besser oder bleibt er so? Schlechter kann er ja wohl nicht mehr werden.«
Er grinste mich an unter seinem Sichelbart. In seinen schrägen Falkenaugen blitzte es.
»Ja«, sagte er, »dies ist nur etwas für Künstler wie mich. Nur solche Künstler können diesen Weg im Mond- und Sternenschein fahren. Du wirst es nicht glauben, aber er wird noch schlechter. Was noch kommt, kann selbst ich nur bei Tag fahren, und wenn die Betschwester da drinnen sich noch steigern kann, wirst du noch eine ganze Menge zu hören bekommen.«
»Kennst du sie?« So fragte ich.
Da grinste er. »Das ist Honey Rosy. Die hat in Ute Valley das schönste und nobelste Freudenhaus. Ihre Mädels können sogar nach Noten Klavier spielen, und alles, was sie dort drinnen machen, tun sie mit Niveau. Wenn du dort hineingehst, musst du erst mal baden. Verstehst du?«
Er lachte. »Die stecken dich in eine Badewanne und ...«
Er kam nicht weiter, denn eine Stimme rief von einem Felsen zu uns herüber: »Hoiii, Jungs! Wenn ihr jetzt nicht schlau seid, schießen wir euch die Köpfe von den Schultern!«
Nun, wir waren nicht dumm. Deshalb blieben wir sitzen und versuchten nichts. Denn wir wollten unsere Köpfe natürlich noch auf den Schultern behalten. Nur absolute Narren hätten sich jetzt hastig bewegt. Wir blieben also ruhig sitzen.
Jube Hacket sagte jedoch halb über die Schulter zurück zu dem Felsen hin auf: »Junge, du hast uns aber mächtig erschreckt. Was soll's denn sein?«
»Dreimal darfst du raten«, klang es zurück, und der Kerl hatte dabei ein grimmiges Kichern in seiner Stimme.
Wir sahen nun, dass er nicht allein war. Zwei Mann kamen um den Felsen geritten. Sie hielten ihre Revolver bereit.
Einer sagte: »Nun, dann werft mal alles, womit ihr ballern könnt, herunter! He, ihr da in der Kutsche! Das ist ein Überfall! Und wenn ihr da drinnen verrücktspielen solltet, dann schießt unser Partner die ganze Kutsche in Stücke. Wetten, dass seine Kugeln quer durch den Kasten gehen!«
In der Kutsche blieb es einige Sekunden lang still.
Dann aber rief die betrunken klingende Männerstimme: »Halleluja! Halleluja! Herrlich, herrlich wird es sein, wenn wir zieh'n von Sünden rein in das Himmelreich hinein! Halleluja!«
Die Stimme von Honey Rosy aber betete laut: »Ich bin der Herr, dein Gott: Du sollst nicht stehlen! Was du an Besitz gewinnst, verlierst du an Frieden und Selbstachtung! Denn so spricht der Herr: Ich, der allmächtige Gott, will dein Versorger sein. Du kannst es dir leisten, zu geben, statt zu nehmen.«
Honey Rosys Stimme wurde zuletzt warnend.
Sie steckte den Kopf zum Kutschfenster heraus. Ich sah es, weil ich seitlich vom hohen Bock niederblickte.
Sie sah aus wie eine würdige Matrone.
Und sie sagte nun mit veränderter Stimme sachlich: »Jungs, lasst es sein! Gebt es auf. Es bringt euch kein Glück. Wollt ihr auf eine erfahrene Frau hören?«
Sie waren maskiert, hatten sich ihre Halstücher über die Nasen bis unter die Augen gezogen. Und sie lachten.
Einer sagte: »Also, dann steigt mal aus! Kommt alle mit erhobenen Armen raus. Und ihr dort oben, ihr zwei kommt herunter!«
Wir gehorchten, denn da war wirklich nicht viel zu machen. Der Bursche mit dem Gewehr, den sie auf dem Felsen hatten, beherrschte die ganze Situation. Nein, wir durften nichts riskieren, solange dieser Gewehrschütze dort oben auf dem Felsen war.
Und so kamen auch alle Fahrgäste heraus.
Es waren sechs. Ich sah nun auch den lustigen Halleluja-Sänger im hellen Mond- und Sternenschein. Die Nacht war ja so hell, dass man in einem Buch hätte lesen können. Dort, wo keine Schatten waren, konnte man meilenweit sehen und alle Dinge gut erkennen.
Es war ziemlich kalt, denn wir befanden uns noch in größerer Höhe.
Der Halleluja-Sänger war ein bärenhafter Bursche, wahrscheinlich ein Preiskämpfer. Er schwankte leicht. Und er rief zu dem Mann auf dem Felsen hinauf: »Bruder, wollt ihr uns wirklich die Taschen leeren, oder habt ihr es auf einen Geldtransport abgesehen?«
Jube Hacket und ich, wir waren inzwischen von der Kutsche herunter und standen mit erhobenen Armen da. Zu uns gesellten sich die Fahrgäste, sodass wir bald eine Gruppe bildeten.
Wir hörten den Mann auf dem Felsen lachen und dann zu uns niederrufen: »Natürlich leeren wir auch eure Taschen. Wir haben nichts zu verschenken. Die Welt ist schlecht. Warum sollen wir besser sein?«
Da fluchte der Halleluja-Sänger, den ich für einen Preiskämpfer hielt.
»Oh, ihr Drecksäcke«, sagte er, »ihr nehmt mir alles ab, was ich mir in den letzten Jahren mit meinen Fäusten verdiente.«
Er sprach sicherlich die Wahrheit, denn einer der beiden inzwischen abgesessenen Reiter hielt ihm den Colt vor den Bauch. Der Preisboxer war nun nüchtern. Er musste seine Jacke und das Hemd öffnen und den Geldgürtel abschnallen, den er auf dem bloßen Leib trug.
Nach ihm kamen wir an die Reihe. Es war ein ganz normaler Postkutschenüberfall, durchgeführt von drei Straßenräubern an einer besonders günstigen Stelle.
Einer der Kerle trat nun auch vor mich hin. Er stieß mir die Revolvermündung gegen den Magen und sagte: »Na, gib es raus – gib alles raus, was du gerne behalten würdest.«
Ich grinste, griff in die Tasche und gab ihm die paar kleinen Münzen, die zusammen einen dreiviertel Dollar ausmachten.
»An mir werdet ihr nicht reich«, sagte ich.
Aber er glaubte mir nicht, obwohl ich doch ziemlich abgerissen aussah. Er drückte mir den Revolver fester gegen den Bauch und durchsuchte oder betastete mich zumindest.
»Siehst du«, sagte er, »so arm wie du waren wir auch vor einer Weile. Aber das konnten wir schnell ändern, nicht wahr?«
»Ihr werdet bald in der Hölle schmoren«, sagte Honey Rosy.
Aber er achtete nicht auf ihre Worte. Er trat nun vor Jube Hacket und holte bei diesem die Geldbörse und eine Uhr aus den Taschen.
»Und wo ist der Geldkasten?« So fragte er dann Jube Hacket.
»Ihr könnt zur Hölle gehen«, erwiderte Jube Hacket. Er sagte es böse und giftig.
Da schlug der Bursche auch schon zu. Es war ein gemeiner Schlag mit dem schweren Revolverlauf. Jube Hacket bekam ihn quer übers Gesicht, und der Bursche sprang zurück und zielte auf ihn.
Ich hielt Jube Hacket fest. Denn so benommen er auch war von diesem gemeinen Schlag, der ihm das Nasenbein brach – er wollte sich auf den Banditen stürzen.
Ich zischte Hacket ins Ohr: »Ruhe, wir bekommen sie noch – nur Ruhe.«
Dann ließ ich ihn wieder los und trat an seine Seite zurück.
Ich sagte: »Die Geldkiste steht in der Kutsche unter der hinteren Bank.«
Ja, das sagte ich ruhig, und ich wusste von der Geldkiste, weil ich sie vor unserer Abfahrt mit Jube Hacket selbst in die Kutsche gehoben hatte.
»Dann hol sie heraus«, sagte der Bandit grob.
Ich gehorchte, und ich griff Jube Hacket auch in die Tasche und holte den kleinen Schlüssel des Vorhängeschlosses heraus. Ich öffnete die Kiste – und dann sahen wir es alle im Mond- und Sternenlicht.
Die Kiste war voller Geld.
Es waren zumeist Hartgeldstücke. Deshalb war sie so schwer. Doch auch einige dicke Packen Papiergeld befanden sich dabei.
Die Banditen holten sich Ledersäcke von ihren Pferden – und indes sie dies taten und das Geld einsackten, hielt uns der Mann auf dem Felsen mit dem Gewehr unter Kontrolle.
Ich stand etwas abseits von unserer Gruppe und wirkte isoliert und uninteressiert, und ich war ja den Banditen gegenüber auch sehr gefügig gewesen, hatte ihnen die Geldkiste aus der Kutsche geholt und bereitwillig geöffnet. Vielleicht glaubten sie sogar, dass ich eine gewisse Sympathie für sie hegte, weil ich doch selbst so abgerissen war und nur wenige Cents in den Taschen hatte.
Sie waren schnell fertig, gingen zu ihren Pferden und hängten die gefüllten Ledersäcke an die Sattelhörner.
Dann saßen sie auf und hielten ihre Revolver wieder bereit.
»In Ordnung!« So rief einer von ihnen zum Felsen hinauf, der etwa doppelt so groß war wie ein großer Elefant.
Wir sahen den Mann nicht herunterklettern, doch wir hörten seine Geräusche. Wenig später kam er auf seinem Pferd um den Felsen geritten und gesellte sich zu den anderen Banditen.
Sie sahen noch einmal auf uns.
Dann ritten sie an.
Sie waren der Meinung, dass sie gute Arbeit geleistet hätten.
Ich wusste nicht, ob ich Mitleid mit ihnen haben sollte wegen ihrer Dummheit und Sorglosigkeit.
Ich ließ sie etwa ein Dutzend Yards reiten.
Dann machte ich zwei rasche Schritte und hob meinen Colt vom Boden auf.
Und dann ging es schnell.
Nun verdiente ich mir die zehn Dollar. Ich tat meinen Job, für den ich angeworben war. Die Ziele waren groß genug. Es war ganz einfach für einen Revolvermann wie mich.
Sie fielen aus den Sätteln, und jener, der uns vom Felsen aus mit dem Gewehr bedroht hatte, blieb mit dem Fuß im Steigbügel hängen. Das Pferd zerrte ihn durch einen Dornbusch, der am Wegrand wuchs.
Wir liefen dann alle hin zu ihnen. Sie lebten alle drei noch, aber es ging ihnen nicht gut. Wir trugen sie in den Schutz des Felsens, sattelten ihre Pferde ab und machten den drei Kerlen ein Lager.
Jube Hacket sagte zu dem, der ihm den Revolverlauf quer über das Gesicht schlug und das Nasenbein brach: »Na, was soll ich jetzt mit dir machen?«
»Du kannst zur Hölle gehen«, stöhnte der Bursche schmerzvoll. »Glaubst du, dass ich dich jetzt anwinseln werde?«
Jube Hacket sah ihn sich genau an. Wir alle sahen uns die Kerle genau an, denn nun waren sie nicht mehr maskiert.
Ich sah, dass Hacket mit sich kämpfte. Sein Gesicht war noch mit Blut verschmiert. In ihm kochte es, und er hob schon den Fuß, um zuzutreten. Aber er tat es dann doch nicht. Er wandte sich ab.
Honey Rosy sagte zu ihm: »Habt ihr einen Verbandskasten in der Kutsche, damit ich dir helfen kann, mein Junge?«
»Ja«, sagte er knirschend.
Ich blieb bis zuletzt bei den drei Kerlen.
Sie starrten zu mir hoch, und sie bluteten ziemlich schlimm. Vielleicht würden sie es nicht alle schaffen – aber einer von ihnen würde für sie Hilfe holen können.
Ich sagte: »Pech gehabt, Jungs. Ihr müsst noch sehr viel lernen, wenn ihr in diesem Geschäft bleiben wollt. Lauft mir lieber nicht noch mal über den Weg.«
Sie starrten immer noch zu mir hoch.
Dann sagte einer: »Wer bist du? In dir haben wir uns mächtig getäuscht. Verdammt, du hast uns geblufft.«
Ich hob mein Gewehr vom Boden auf – auch die anderen, die wir hatten herunterwerfen müssen.
»Lauft mir nur nicht wieder über den Weg«, wiederholte ich. Dann brachte ich die Gewehre auf die Kutsche, füllte das Geld wieder in die Kiste und schloss sie ab.
Die anderen Fahrgäste holten sich indes ihr Eigentum zurück, das die Banditen ebenfalls in einen Sack getan hatten – Geldbörsen, Uhren, Ringe, den Geldgürtel des Preiskämpfers, Brieftaschen. Wir hatten das alles auf eine Decke geschüttet.
Der Preiskämpfer kam zu mir.
»Danke«, sagte er. »Freund, Ihnen bin ich eine Menge schuldig – nämlich die Börse all meiner Kämpfe. Und ich bin jetzt zu alt, um nochmals als Preiskämpfer Geld zu verdienen. Es war hart genug.«
Er machte eine kleine Pause, zögerte deutlich erkennbar.
Dann sprach er. »Ich übernehme in Ute Valley den Saloon. Wenn ich nichts vom Kaufpreis herunterhandeln kann, reicht mein Geld bis auf den letzten Dollar gerade aus. Deshalb kann ich Ihnen jetzt nichts spendieren. Doch in Ute Valley haben Sie im Saloon stets alles frei. Gut so?«
»Ach«, sagte ich, »dies hier war mein Job. Ich habe ihn für zehn Dollar übernommen. Ich werde also schon von dieser Postlinie bezahlt. Sie sind mir nichts schuldig, Mister.«
»Bud McClusky«, sagte er, »mein Name ist Bud McClusky. Und am Mississippi nannte man mich Riverbull. Verstehen Sie, Kamerad?«
Ich nickte nur, wandte mich ab, ging um die Kutsche herum und überprüfte auch das Gespann.
Als ich auf den Bock kletterte, kam auch Jube Hacket herauf.
Seine Nase war durch ein breites Pflaster geschient. Das Blut war ihm abgewaschen worden.
»Wenn du nicht fahren kannst«, sagte ich, »machte ich auch das noch für zehn Dollar.«
Er sah mich seltsam an.
»Wenn ich könnte«, murmelte er, »würde ich dir hundert zahlen – nein, tausend sogar! Aber ich kann es nicht. Doch kann ich dir einen Tausend-Dollar-Anteil an dieser Post- und Frachtlinie abgeben.«
Ich staunte. »Schenken?« So fragte ich.
Er nickte ziemlich heftig.