G. F. Unger Western-Bestseller 2719 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2719 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

John Kendales Weg ist weit gewesen. Als sein Tier in den Hof der Catalina Ranch stolpert, fehlen dem Schecken zwei Eisen. Auf der Veranda sitzt ein Mann im Schaukelstuhl, ein dicker Mann mit einem Pausbackengesicht. John Kendale sagt vom Sattel aus: »Ich habe sieben Apachen gesehen.« Der dicke Mann auf der Veranda nickt. »Dann sind Sie hier richtig, Captain. Sie wurden rechtzeitig gemeldet. Und es ist gut für Sie, dass Sie das Erkennungswort nicht vergessen haben. Sie haben sieben Apachen gesehen. Das war es! Und ich erwidere: Cochise-Apachen!« »Dann bin ich hier tatsächlich richtig«, antwortet John Kendale erleichtert und rutscht langsam aus dem Sattel ...


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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Spuren des Todes

Vorschau

Impressum

Spuren desTodes

John Kendales Weg ist weit gewesen. Als sein Tier in den Hof der Catalina Ranch stolpert, fehlen dem Schecken zwei Eisen.

Auf der Veranda sitzt ein Mann im Schaukelstuhl, ein dicker Mann mit einem Pausbackengesicht.

John Kendale sagt vom Sattel aus: »Ich habe sieben Apachen gesehen.«

Der dicke Mann auf der Veranda nickt.

»Dann sind Sie hier richtig, Captain. Sie wurden rechtzeitig gemeldet. Und es ist gut für Sie, dass Sie das Erkennungswort nicht vergessen haben. Sie haben sieben Apachen gesehen. Das war es! Und ich erwidere: Cochise-Apachen!«

»Dann bin ich hier tatsächlich richtig«, antwortet John Kendale erleichtert und rutscht langsam aus dem Sattel ...

Der Dicke hebt indes die Hand und erzeugt mit Daumen und Zeigefinger ein schnackendes Geräusch. Zwischen den Adobebauten erscheint ein Mann, kommt langsam über den Hof und bleibt vor der Veranda stehen.

»Lukey, versorge sein Pferd«, sagt der Dicke. Der Mann bewegt sich nicht sogleich. Er starrt John Kendale an und fragt dann plötzlich: »Sind Sie der Captain, mit dem wir reiten sollen?«

»Versorgen Sie mein Pferd«, erwidert John Kendale knapp, »und stellen Sie keine Fragen. Oder sind Sie vielleicht Major Bannack?«

»Der bin ich«, sagt der Dicke. »Und Lukey Gibson war ein Pferdedieb, bevor er Soldat wurde. Ich wollte ihn die ganze Zeit erwischen und aufhängen. Doch dann begann dieser verdammte Krieg, und Lukey erwies sich plötzlich als Patriot für die Sache des Nordens. Ich wurde sein Vorgesetzter. Und so kommt es, dass ich ihn nicht als Pferdedieb aufhängen kann. Ich werde es nach dem Krieg tun, wenn wir wieder Zivilisten sind. Lukey, bring das Pferd des Captains weg, versorge es und schick den Koch mit Limonade und irgendeiner Speise herüber.«

Lukey ist lang, hager und dunkelhaarig. Sein hässliches Pferdegesicht verzieht sich zu einem Grinsen.

»Yeah, Major«, sagt er gedehnt und geht mit dem stolpernden Tier davon.

John Kendale hat indes die Veranda betreten. Er setzt sich erleichtert in einen der Schaukelstühle, nimmt den Hut ab und wischt sich mit dem Halstuch den Schweiß von der Stirn.

John Kendale ist ein großer Mann, dunkelhaarig und grauäugig. Er ist sehr breit in den Schultern und hat die schmalen Hüften eines Reiters. Sein Kopf ist gut geschnitten, doch sein dunkles Gesicht ist etwas unregelmäßig. Und von der linken Schläfe bis zum Mundwinkel wird John Kendales Wange von einer Säbelnarbe entstellt.

Aber er wirkt dennoch sehr sympathisch. Major Bannack betrachtet ihn sorgfältig, und er weiß genau, dass dieser Captain John Kendale einer der besten Männer ist, den die Armee schicken konnte.

»Nun gut«, sagt er. »Sie sind also angekommen, Captain. Hatten Sie irgendwelche Schwierigkeiten? Dies ist hier ein wildes Territorium. Und es könnte sein, dass das Erkennungswort recht passend gewählt war und Sie nicht nur sieben Apachen gesehen haben, sondern sogar von ihnen gejagt worden sind.«

»Es waren nur fünf, die mich jagten«, erwidert John Kendale.

Der dicke Major nickt langsam. »Und was ist aus den fünf Apachen geworden?«, fragt er schließlich.

»Nachdem sie mich gestellt hatten, musste ich mit ihnen kämpfen«, sagt John Kendale. »Sie hatten mich eingekreist wie fünf Wölfe einen Elch. Einer von ihnen konnte mir entkommen.«

Der Major zuckt leicht zusammen. Er betrachtet John Kendale mit einem schnellen Blick. »Du lieber Gott«, sagt er dann. »Wenn es so ausgegangen ist, dann waren es nicht fünf Wölfe, die einen Elch umstellten. Dann waren es fünf dumme Hunde, die einen Berglöwen für eine Katze hielten. Aber es ist bedauerlich, Captain, dass Ihnen ein Roter entkommen konnte.«

Er deutet hinaus auf das weite Land.

»Es ist so groß und so leer, scheinbar so leer, dieses Land«, sagt er. »Aber wo Sie in den nächsten Tagen und Wochen auf Apachen treffen werden, sie werden Sie erkennen und darüber Bescheid wissen, dass Sie der Bursche sind, der vier von ihnen tötete. Ihr Skalp wird hoch im Kurs stehen. Nun gut, das ist Ihr Kummer.«

Sie schweigen beide, denn aus dem Küchenhaus tritt ein mächtiger Mann, ein Riese von einem Mannsbild, schwarzbärtig und glatzköpfig. Der Mann bringt einen Tonkrug mit Limonade und ein Tablett mit einigen Speisen herüber. Er starrt John Kendale an und stellt alles auf den Tisch. Dann sagt er: »Major, ist das der Captain, der uns führen soll? Ist er das?«

»Gewiss, Murray«, brummt der Major und sagt zu John Kendale: »Dies ist Bull Ben Murray. Er ist schon fünf Jahre bei mir. Aus diesem Grund ließ er sich auch von mir als Soldat der Union anwerben. Aber wenn ich zufällig Reserveoffizier aus einem der Rebellenstaaten gewesen wäre, hätte er sich von mir auch für die Konföderiertenarmee anwerben lassen.«

»Sicher, Boss«, erwidert Bull Ben Murray. Er wirft einen seltsamen Blick auf John Kendale, wendet sich wortlos ab und geht wieder über den Hof ins Küchenhaus zurück.

✰✰✰

Im Verlauf des nächsten Tages treffen dann nach und nach alle weißhäutigen Reiter der Catalina Ranch in Gruppen oder auch einzeln ein. Sie waren über das weite Weidegebiet auf Vorwerke und Weidehütten verstreut und mussten erst zusammengeholt werden. Sie sind ja auf der großen Ranch als Cowboys getarnt. John Kendale fragt sich, wie viele Verräter es wohl unter ihnen und unter den mexikanischen Cowboys, also den Vaqueros, gibt.

Gegen Nachmittag sind dann wohl alle Soldaten versammelt. Sie stellen sich vor dem Haupthaus in drei Gliedern auf. Ein bulliger, schwarzbärtiger und rotnasiger Mann kommt zur Veranda, grüßt militärisch und sagt mit heiserer Stimme: »Sir, ich melde Ihnen die angetretene Abteilung Bannack! Es fehlt Soldat Brown, den gestern eine Klapperschlange biss. Und es fehlen Salter und Chandler, die sich gestern im Mexikanerdorf so schlimm betranken, dass sie noch nicht nüchtern sind.«

»Danke, Sergeant«, sagt Major Bannack und wendet sich an John Kendale.

»Sie haben die Auswahl, Captain«, sagt er. »Hier ist alles versammelt, was ich Ihnen bieten kann. Und es ist nicht meine Schuld, wenn es nicht mehr ist.«

John Kendale nickt. Er blickt den Sergeant an.

»Name?«, fragt er.

»Russel Basil, Sir.« Der Sergeant starrt ihn an.

»Dienstzeit?«

»Zwölf Jahre, Sir. Vor drei Jahren wurde ich entlassen. Vor drei Monaten kam ich in dieses Land. Der Major warb mich an.«

Seine dunklen Augen funkeln, und unter seinem Schnauzbart blitzen gesunde Zähne. Aber er riecht nach Mescalschnaps, und seine Nase sieht fast aus wie eine Erdbeere.

»Nun gut«, sagt John Kendale, »wir werden uns schon noch genauer kennenlernen, Sergeant. Denn ich nehme Sie mit.«

Die dunklen Augen des Mannes werden einen Moment ausdruckslos und bekommen einen stumpfen Glanz. Dann leckt er mit der Zunge über die Unterlippe und fragt: »Wohin?«

»Sie erfahren es noch«, brummt John Kendale und geht auf die angetretene Abteilung zu.

Der erste Mann ist der lange, hagere und pferdegesichtige Lukey Gibson, der gestern sein Pferd versorgte.

»Sie sind aus Texas?«, sagt John Kendale. »Warum traten Sie nicht in die Rebellenarmee ein?«

»Dann hätte der Major mich gewiss als Pferdedieb aufgehängt«, sagt Lukey Gibson kalt. »Der Major hat schon lange auf eine Chance gewartet, mich erwischen und aufknüpfen zu können. Als es ihm gelang, da sagte ich ihm, dass er einen Patrioten des Nordens ...«

»Schon gut, Lukey«, erwidert John Kendale grinsend und nickt dem Sergeant zu. »Den nehmen wir mit«, bestimmt er. Und Russel Basil notiert den Namen in ein zerfleddertes Buch.

Als John Kendale den zweiten Mann betrachtet, blickt er in zwei tückische Augen. Der Mann ist untersetzt und stark. Er trägt sein Haar noch kurz.

»Name?«, fragt John Kendale.

»Dale, Barton Dale«, sagt der Mann, und er spricht aus dem Mundwinkel. »Ich bin ein entlassener Sträfling aus Yuma.«

»Jetzt sind Sie Soldat, Dale«, erwidert John Kendale ruhig. »Und ich bin Offizier. Nennen Sie mich Sir oder Captain, und das bei jeder Antwort oder Anrede, verstanden?«

»Zum Teufel«, sagt Barton Dale aufsässig. »Ich wurde für den Major Soldat, weil ich Unterkunft und Essen brauchte. Aber wenn Sie mir nun Befehle geben wollen, Mister, dann sage ich, dass ich ab sofort kein Soldat mehr bin, und schon gar nicht für die Yankees, die auch nicht besser sind als die Sklavenhalter im Süden.«

Er spuckt aus und genau zwischen John Kendales Füße in den Staub. Aus den Reihen der angetretenen Männer ertönt ein leises Lachen. Da und dort fallen einige Worte. Und eine Stimme sagt klar und deutlich: »Der Bulle aus Yuma will aus dem Verein austreten. Na schön, vielleicht schafft er es.«

John Kendale betrachtet den Sträfling aus Yuma und tritt dann einen Schritt zurück.

»Sie haben eine Dienstverpflichtung unterschrieben«, sagt er kühl. »Und Sie dienen in der Unionsarmee, bis der Krieg beendet ist oder die Armee Sie nicht mehr gebrauchen kann. Verstanden?«

Barton Dale spuckt wieder vor John Kendales Füßen in den Staub.

»Sie können mich bestimmt nicht gebrauchen«, sagt er grinsend. »Die Armee bekommt nur Ärger mit mir, wenn man mich nicht in Ruhe lässt. Ich denke, ich habe jetzt genug und reite einfach fort.«

Er setzt sich nach diesen Worten in Bewegung und will an John Kendale vorbei zu den Quartieren. John Kendale ergreift ihn an der Schulter und reißt ihn herum.

Und da faucht der ehemalige Sträfling, greift nach dem Revolver, reißt sich los und will die Waffe auf John Kendale in Anschlag bringen. Dabei brüllt er wild: »Ah, ich schieße dich einfach von den Beinen, du Narr!«

Bevor er abdrücken kann, knallt eine andere Waffe. Barton Dale wird der Revolver aus der Hand geprellt. Er blickt sich nach dem Schützen um und entdeckt ihn sofort. Es ist der Major.

»Meuterei und tätlicher Angriff auf einen Offizier mit einer Schusswaffe, also Mordversuch«, sagt der Major kalt. »Und das mitten im Krieg. Soldat Barton Dale, die Disziplin einer Truppe im Felde erfordert es, dass ich Sie erschieße!«

Er richtet den Armeerevolver auf den Exsträfling, und dieser fällt plötzlich auf die Knie, hebt beide Hände und ruft heiser: »Nein! Nein! Man hat mich in Yuma verrückt gemacht! Schießen Sie nicht, Major! Sir, legen Sie doch ein gutes Wort für mich ein!«

Die letzten Worte sind eine flehende Bitte und gelten John Kendale. Von der bösen Aufsässigkeit des Exsträflings ist nichts mehr vorhanden.

John Kendale nickt dem Major zu. »Ich nehme ihn mit und gebe ihm Bewährung«, sagt er trocken.

Er tritt zum nächsten Mann, und der sagt von selbst lässig: »Jim Shmit aus Nebraska, von Beruf Cowboy. Aber ich habe auch schon Rinder gestohlen, wenn Sie es genau wissen wollen, Sir.«

»Wer hat das nicht?«, fragt John Kendale zurück und nickt dem Sergeant zu. Er betrachtet schon den nächsten Mann, einen nur mittelgroßen und nicht besonders kräftig wirkenden Burschen, dessen Haut böse gerötet ist, weil sie die Sonne nicht verträgt.

»Dave Mahin, Sir«, sagt dieser Bursche, und seine hellen Augen sind dabei ausdruckslos und wie verschleiert. »Und mehr brauchen Sie nicht zu wissen, Sir.«

John Kendale betrachtet den Mann lange. Er schätzt ihn ab, und er kommt zu dem Schluss, dass dieser Bursche aus dem Osten kommt und wahrscheinlich steckbrieflich gesucht wird.

»Nun gut, Mahin«, sagt er.

Der nächste Mann ist Bull Ben Murray, den er schon von am Vortag kennenlernte und der in der Küche Dienst tat.

»Wenn wir ein kräftiges Pferd für ihn haben, Sergeant«, sagt Kendale, »reitet er mit!«

»Wir finden ein Pferd für ihn«, sagt der Sergeant und grinst den Riesen an, der ärgerlich brummt. John Kendale ist schon beim nächsten Mann, und er blickt in zwei kluge und intelligente Augen. Es ist ein großer, hagerer und farblos wirkender Mann. Doch er trägt zwei Revolver im Kreuzgurt. Es geht ein Hauch von Kühle und Härte von diesem Mann aus.

»Sinclar, Jack Sinclar, Sir«, sagt dieser Mann kühl. »Ich bin hier, weil eine Südstaatlerkugel meine Frau tötete. Das war in Georgia, aber der Offizier jener Abteilung ging nach Arizona, ein gewisser Captain Virg Marlowe ...«

»Ich weiß«, sagt John Kendale. »Sie sind bei mir richtig, Sinclar. Denn ich bin ebenfalls hinter dem Konföderierten-Captain Virgil Marlowe her. Und ich habe sichere Nachrichten, dass er im Arizona-Territorium ist. Wir werden ihn erwischen, denke ich.«

»Das denke ich auch, Captain«, erwidert Jack Sinclar ruhig, und in seine farblosen Augen kommt ein kaltes Leuchten.

John Kendale wendet sich an den nächsten Mann.

Etwa eine Stunde später hat er zwei Dutzend Reiter ausgewählt, und der Sergeant hat ihre Namen notiert.

»Alle Männer der Abteilung Bannack, die ich ausgewählt habe«, spricht John Kendale, »bilden ab sofort die Abteilung Kendale. Well! Die Abteilung Bannack kann wegtreten. Die Abteilung Kendale bleibt noch!«

Der Major tritt vor und führt den Rest seiner Leute selbst zur anderen Seite des Hofes hinüber, um dort mit ihnen irgendwelche Dinge zu erledigen, die Leute umzugruppieren und neue Befehle auszugeben.

John Kendale lässt seine Männer antreten. Er geht langsam vor der Front hin und her, hält dann inne und sagt: »Wir werden wahrscheinlich schon morgen reiten. Und es wird kein Spazierritt werden. Niemand verlässt die Ranch! Jeder hält sich zur Verfügung! Der Sergeant wird von mir gleich die genauen Befehle erhalten und für deren genaue Ausführung sorgen. Doch zuvor ist noch die Aufsässigkeit eines Reiters disziplinarisch zu ahnden.«

John Kendale blickt Barton Dale an.

Und dann deutet er vor sich auf den Boden. »Reiter Dale, was ist das zu meinen Füßen?«, fragt er.

Der untersetzte und sicherlich gewaltig starke Mann aus Yuma zögert. Doch dann sagt er widerwillig: »Da habe ich vorhin hingespuckt, Sir.«

»Richtig, Reiter Dale. Sie haben Ihrem Offizier vor die Füße gespuckt. Und das war der Beginn Ihrer Aufsässigkeit.«

Kendale tritt hart an den Mann heran und sagt ihm kalt und kühl ins Gesicht: »Reiter Dale, kratzen Sie mit Ihren Händen den Boden zusammen und häufen Sie diesen zusammengekratzten Boden über diesen Schandfleck! Machen Sie über Ihrem Speichelfleck einen Erdhügel so hoch, dass Sie nicht darüber hinwegblicken können! Sie haben bis zum nächsten Sonnenaufgang Zeit. Haben Sie mich verstanden, Reiter Dale?«

»Genau, Sir«, sagt dieser gepresst, und sein Gesicht verzerrt sich vor böser Wut. In seinen Augen glitzert die Tücke. Dann fragt er heiser: »Und wenn ich nicht gehorche, Sir?«

»Dies wäre dann der zweite Ungehorsam, und damit erlischt die Chance zur Bewährung, Reiter Dale. Ich lasse Sie dann bei Sonnenaufgang wegen Meuterei und bewaffneten Angriffs auf einen Offizier erschießen.«

Barton Dale atmet langsam aus. Und er starrt in die grauen Augen des Captains. Er spürt plötzlich, dass dieser nicht blufft, sondern ihn wahrscheinlich am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang erschießen lassen würde. Barton Dale kennt sich mit harten Männern aus. Und jetzt weiß er, dass er auf einen besonders harten gestoßen ist.

✰✰✰

Am späten Abend sitzen der Major und John Kendale auf der Veranda. Auf dem weiten Hof bewegt sich ein Mann. Es ist Barton Dale, der überall den staubigen Sand mit den bloßen Händen zusammenkratzt und zu dem Haufen trägt, der ihm jetzt etwa bis zum Gürtel reicht.

Der Major lacht leise und sagt dann: »Sie sind ziemlich kaltschnäuzig und hart, Captain Kendale. Dieser Bursche dort wird bis Sonnenaufgang pausenlos in Betrieb sein müssen. Der glaubt daran, dass Sie ihn sonst erschießen lassen. Aber Dale vergisst Ihnen das nicht. Er wird Sie umbringen, sobald er eine Möglichkeit dazu bekommt. Und auch die anderen Burschen werden es Ihnen noch schwer machen. Ganz besonders schlimm aber wird es werden, wenn Sie den ersten Teil Ihres Auftrages erledigt haben, Captain, denn dann wird es wahrscheinlich leichter sein, zwei Dutzend hungriger Wölfe von einer geschlachteten Büffelkuh fernzuhalten als dieses Rudel von Strolchen von dem erbeuteten Schatz. Zum Teufel, Sie können es gar nicht schaffen, John.«

»Wir werden sehen«, sagt dieser.

Dann blickt er über den Hof. Im Mond- und Sternenlicht erkennt er einen Reiter, der langsam durch das breite Tor geritten kommt.

Der Major wird plötzlich sehr beweglich. Er springt auf und sagt zu John Kendale: »Da kommt Yucca! Das ist der Yaqui, den ich ausgesandt habe, um sich drüben in Mexiko umzusehen. Und er kommt sehr schnell zurück. Er war keine zwei Wochen fort. Captain, jetzt werden Sie gleich erfahren, wie Ihre Chancen aussehen.«

Indes ist der Rote über den Hof gekommen und hat sein Pferd verlassen. Auf seinen Sandalen kommt er leicht und geschmeidig auf die Veranda.

Yucca sagt ernst: »In Sonora, auf der Hacienda Blanca Rosa, da übernahm Captain Virg Marlowe vor vier Tagen den Schatz. Es sind mehr als tausend Pfund Gold und zwei große Blechkisten mit Goldmünzen, Schmuck, Edelsteinen, Perlen und ähnlichen Dingen. Die Nächte sind noch hell. Captain Virg Marlowe wartet auf dunkle Nächte. Dann wird er den Schatz über die Grenze bringen. Und er wird sofort den Weg durch New Mexico nach Texas einschlagen. Der Captain kommandiert sechsunddreißig erstklassige und disziplinierte Soldaten. Man wird ihm einige indianische Scouts mitgeben. Ich bin schnell geritten.«

Er macht eine Pause und betrachtet Captain John Kendale ernst. Und auch dieser betrachtet den mittelgroßen und untersetzten Yaqui forschend.

»Ich habe schon von Ihnen gehört, Captain«, sagt der Yaqui dann. »Sie haben vier Apachen getötet. Es waren Cochises Männer. Der fünfte Mann entkam.«

»So war es«, erwidert Kendale. »In Arizona verbreiten sich Nachrichten schnell.«

»Captain, einer der vier Toten war Cochises Sohn. Oh, er hat viele Söhne, denn er ist ein großer Häuptling mit vielen Frauen. Aber er fasst es stets als besondere Schmach auf, wenn jemand einen seiner Söhne tötet.«

Yucca macht eine Pause und grinst plötzlich breit. »Aber auch ich tötete einen Cochise-Sohn«, sagt er dann. »Und ich lebe immer noch.«

Er geht langsam davon, nimmt sein Pferd und entfernt sich in Richtung zu den Corrals.

John Kendale denkt wieder über seinen Auftrag nach. Es kam eine Nachricht aus Mexiko zu General Lees Hauptquartier, dass die millionenschweren Amerikaner in Sonora, die reichen Minenbesitzer und Rancheros, einen Verein gegründet hätten, der es sich zur Aufgabe gemacht habe, den Krieg der Sklavenstaaten gegen die Union zu unterstützen. Und aus diesem Grund ist ein Schatz an Gold und Juwelen gesammelt worden. Die Gewährsleute der Union haben auch in Erfahrung bringen können, dass der Kriegsschatz von einer Abteilung Südstaatenkavallerie zu General Lees Hauptquartier gebracht werden soll. Und so hat die Union nun ihn, John Kendale, ins Arizona-Territorium kommandiert. Sein Auftrag lautet: Es ist mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Konföderation finanzielle Unterstützung erhält, die den Krieg verlängern helfen könnte!

Das ist sein Auftrag.

Und er ist überdies auch noch im Besitz einiger Sondervollmachten.

✰✰✰

Von welcher Art diese Sondervollmachten sind, das macht er eine Stunde vor Sonnenaufgang seinen Männern eindeutig klar. Sie sind mit ihren Pferden angetreten, und auch die Packtiere mit dem Proviant und der Ausrüstung sind fertig zum Ausrücken.