G. F. Unger Western-Bestseller 2726 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2726 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Es ist später Mittag, als Kate Stringer mit ihren drei Begleitern die kleine Ranch der Mallones erreicht. Job Mallone tritt aus der primitiven Hütte, hakt seine Daumen unter die Hosenträger und verharrt breitbeinig. Er wirkt ungepflegt, ganz und gar wie ein Mann, für den es keine Anreize oder Ziele mehr gibt, der aufgegeben hat, nur noch verharren will bis ans Ende seines Lebens. Und wahrscheinlich hat er heute auch schon mehr als nur einen Schluck getrunken und sich in einen Zustand versetzt, der ihn sein erfolgloses Leben erträglicher erscheinen lässt. Irgendwie lauernd, wie ein in die Enge getriebener, verwahrloster Hund steht er da. Er sagt nichts, starrt nur den Besuchern entgegen und wartet. Kate Stringer betrachtet ihn mit einer Mischung von Nachsicht und Mitleid in ihrem Blick. Er starrt in ihre grünen Katzenaugen und wird sich darüber klar, dass er in seinem ganzen Leben noch nie eine so schöne Frau gesehen hat. Sie hat schwarze Haare, die glänzen wie das Gefieder eines Raben. Und sie sitzt geschmeidig auf ihrem Rappen. Ihr Körper scheint mit dem herrlichen Tier verwachsen zu sein. Und so denkt Job Mallone: Was für eine Queen! Was will sie wohl hier bei mir?


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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Black Cat

Vorschau

Impressum

Black Cat

Es ist später Mittag, als Kate Stringer mit ihren drei Begleitern die kleine Ranch der Mallones erreicht.

Job Mallone tritt aus der primitiven Hütte, hakt seine Daumen unter die Hosenträger und verharrt breitbeinig. Er wirkt ungepflegt, ganz und gar wie ein Mann, für den es keine Anreize oder Ziele mehr gibt, der aufgegeben hat, nur noch verharren will bis ans Ende seines Lebens.

Und wahrscheinlich hat er heute auch schon mehr als nur einen Schluck getrunken und sich in einen Zustand versetzt, der ihn sein erfolgloses Leben erträglicher erscheinen lässt. Irgendwie lauernd, wie ein in die Enge getriebener, verwahrloster Hund steht er da. Er sagt nichts, starrt nur den Besuchern entgegen und wartet.

Kate Stringer betrachtet ihn mit einer Mischung von Nachsicht und Mitleid in ihrem Blick.

Er starrt in ihre grünen Katzenaugen und wird sich darüber klar, dass er in seinem ganzen Leben noch nie eine so schöne Frau gesehen hat. Sie hat schwarze Haare, die glänzen wie das Gefieder eines Raben. Und sie sitzt geschmeidig auf ihrem Rappen. Ihr Körper scheint mit dem herrlichen Tier verwachsen zu sein.

Und so denkt Job Mallone: Was für eine Queen! Was will sie wohl hier bei mir?

Er betrachtet die drei Reiter. Und auch hier wird ihm klar, dass diese drei Männer Coltritter sind, ja, Ritter, welche einer Königin dienen. Er sieht drei harte Männer, von denen all das ausgeht, was ihm sein ganzes Leben lang gefehlt hat, nämlich Stolz, Selbstbewusstsein, unbeugsame Unbeirrbarkeit. Er verspürt ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend.

Dann hört er die schöne Frau mit kehliger Stimme, deren Timbre ihm unter die Haut geht, freundlich sagen: »Ich kaufe Ihre Ranch. Jetzt sofort. Ich zahle Ihnen für den Besitztitel fünfhundert Dollar. Das wird reichen, damit Sie sich totsaufen können. Sie haben es ja schon fast geschafft. Ja, ich weiß Bescheid über Sie, Mister Mallone. Ich holte Erkundigungen ein. Ich weiß alles über Sie. Also, kommen wir zum Geschäft.«

Nun schwingt sie sich aus dem Sattel.

Es ist eine geschmeidige, gleitende Bewegung wie bei einer Katze.

Und Job Mallone denkt: Black Cat. Sie ist eine schwarze Pantherkatze. Bei Gott ja, sie ist eine zweibeinige, schwarze Raubkatze.

In seinem leicht trunkenen Gehirn beginnt es endlich zu arbeiten. Jetzt jagen sich seine Gedanken.

»Und wenn ich nicht verkaufen will?«, fragt er störrisch. »Ich fühle mich sehr wohl hier in meinem schönen Tal. Warum sollte ich für fünfhundert Dollar von hier weg? Ich müsste ja ein Narr sein, Lady. Dies ist ein wunderschönes Tal. Da drüben sind die Gräber meiner Frau und meiner beiden Söhne. Ich denke gar nicht daran, von hier wegzugehen, Lady!«

Er wirkt nun noch störrischer als zuvor.

Der Blick ihrer grünen Katzenaugen wird für einen Moment noch härter. Dann aber verändert sich etwas in ihr, und sie spricht: »He, Mister Mallone, was würden denn Ihre Frau und die beiden Söhne sagen, wenn sie aus dem Jenseits auf Sie niederblicken könnten und sehen müssten, was für eine traurige Gestalt Sie geworden sind, eine Fuseleule, die alles verkommen lässt.«

Er starrt sie eine Weile hilflos an. Dann aber nickt er.

»Ja, so ist es wohl, Lady«, murmelt er. »Ja, ich vertilge Fusel jeder Sorte. Und ich würde gewiss auch Pumaspucke saufen, wenn Sie mir ...« Er bricht ab und winkt dabei resignierend mit der Rechten. Dann aber richtet er sich gerader auf. Offensichtlich kam er nun auf eine Idee, denn er spricht: »Gut, ich verkaufe Ihnen meine armselige Ranch. Aber nur unter einer Bedingung ...«

»Und die wäre?«, unterbricht sie ihn mit dieser knappen Frage.

Er aber wirkt plötzlich sehr listig und grinst.

»Wenn ich bleiben darf«, erwidert er. »Ja, ich will bleiben und zusehen dürfen, was Sie aus meiner Ranch machen. Denn eines habe ich in meinem Kopf begriffen: Sie würden meine armselige Ranch mit dem dazugehörigen Besitztitel nicht kaufen, wenn Sie damit nicht etwas vorhätten.«

Sie nickt ihm zu.

»Gut, Mister Mallone. Wir kommen auf dieser Basis ins Geschäft. Aber Sie werden sich wohl in den nächsten Wochen totsaufen. Ich verspreche Ihnen, dass Sie neben Ihrer Frau und den Söhnen beerdigt werden. Gut so?«

Er nickt und fragt dann böse: »Sie sind wohl fest davon überzeugt, dass Sie mich bald los sind, weil ich mich jetzt noch schneller totsaufe?«

Sie nickt. »Gehen wir hinein«, verlangt sie und deutet auf das kleine Ranchhaus. »Ich habe den Vertrag schon ausfertigen lassen. Und das Geld zähle ich Ihnen auf den Tisch, sobald ich den Besitztitel in Händen habe. Gehen wir also hinein. Hoffentlich stinkt es da drinnen nicht so schlimm.«

»Sie halten wohl gar nichts von mir?« Er fragt es böse und aufsässig. Ihre Worte haben irgendwie den letzten Rest seines Stolzes tief in seinem Kern getroffen.

»Gehen wir endlich!« Sie fordert es noch schärfer und setzt sich in Bewegung.

Ihre drei Begleiter sitzen nun ebenfalls ab.

Ihre Namen sind Reb Bryan, Jed McKinney und Lance Gator. Sie sind Revolvermänner, auf deren Treue sie bauen kann, weil es gewiss ein Geheimnis zwischen ihnen und ihr gibt. Es kann gar nicht anders sein.

Reb Bryan sagt: »Der wird noch staunen!«

Die beiden anderen nicken. Dann spricht Lance Gator lässig: »Da werden noch ganz andere Leute staunen.«

Sie sehen sich noch einmal um.

Jed McKinney aber sagt: »Es wird sich herumsprechen in Silver Lake. Und irgendwann wird es auch Duke Jennison erfahren. Dann aber ...«

✰✰✰

Um diese Zeit werden in Silver Lake – es ist eine kleine Stadt an einem silbern schimmernden See – drei schwere Frachtwagen und deren Anhänger in Bewegung gesetzt.

Jeder dieser Doppelwagen wird von acht Maultieren gezogen. Die Ladung besteht aus Bauholz, Möbeln, Ausrüstung und Proviant. Die Fahrer und deren Gehilfen sind zugleich Handwerker. Und das Ziel des kleinen Wagenzugs ist die Mallone Ranch.

Als die drei schwer beladenen Doppelwagen aus der kleinen Stadt rollen, da reitet ein Mann von der Stadt aus nach Süden. Der Reiter muss mehr als dreißig Meilen reiten, bis er die Hauptranch des mächtigen Duke Jennison erreichen wird, dessen Rinderreich so groß ist, dass man es in drei Tagen nicht umreiten kann.

Und so wird Duke John Jennison bald erfahren, dass sich in diesem Land, außerhalb seiner Grenzen zwar, aber doch nur einen Tagesritt entfernt, etwas verändern soll.

Er wird auch von der schönen Frau erfahren, die in Silver Lake große Einkäufe machte und die Handwerker mit den schweren Frachtwagen verpflichtete, eine Frau mit sehr viel Bargeld in einem Ledersack, der von ihren drei Begleitern bewacht wird.

Er wird auch von diesen drei Begleitern erfahren.

Und das ist es, was sogar einem Mann wie Duke John Jennison einiges Kopfzerbrechen verursachen wird.

Eine schöne Frau mit einem Haufen Geld und drei Revolvermännern kam ins Land.

Es ist ein Land mit weit mehr als hunderttausend Rindern, verborgenen Camps und einer Riesenranch, die auch weit über ihre Grenzen hinweg nach allen Seiten einen gewaltigen Schatten wirft.

Jobson Mallone wurde von dieser Riesenranch geduldet, weil er ein Säufer und auch weit genug weg war. Jobson Mallone war unwichtig, kaum mehr als ein Haufen Dreck.

Doch jetzt verändert sich alles.

Und Duke John Jennison wird sich fragen, warum eine schöne Frau mit drei Revolvermännern ins Land kam und eine kleine, heruntergekommene Ranch wieder in Gang bringen will.

✰✰✰

In den nächsten Tagen wird auf der Mallone Ranch emsig gearbeitet. Die sechs Handwerker haben in ihrem ganzen Leben noch nie eine solche Menge Geld verdient. Und deshalb arbeiten sie vierzehn Stunden täglich.

Und so verändert sich die kleine, heruntergekommene Ranch von Stunde zu Stunde mehr.

Job Mallone beobachtet das alles staunend. Er macht sich sogar nützlich und kümmert sich um die Pferde und die vierundzwanzig Maultiere, von denen die schweren Doppelwagen gezogen wurden.

Offenbar trinkt er nicht mehr solche Mengen wie zuvor.

Jedoch am fünften Tag reitet er nach Silver Lake, um seinen Vorrat an Feuerwasser aufzufüllen. Geld hat er ja jetzt eine Menge. Und so kauft er diesmal nicht den billigsten Fusel, sondern erstklassigen Brandy und eine Kiste Zigarren.

Natürlich wird er ausgefragt im Store und auch im Saloon. Doch er sagt immer nur: »Es ist eine schöne Frau mit drei Coltrittern. Ja, sie erweitern die Ranch, welche sie von mir kauften. Die Handwerker arbeiten von Tagesanbruch bis zur Dunkelheit, doch ihre drei Revolvermänner reiten nur umher, sehen sich alles an und bewachen die Schöne. Ich habe sie Black Cat getauft, denn sie lässt mich stets an eine schwarze Pantherkatze denken. Und wenn sie einen mit ihren grünen Augen ansieht, dann ist man wie verzaubert.«

Was Job Mallone in Silver Lake erzählt, verbreitet sich in der kleinen Stadt und wird noch weiter ausgeschmückt.

✰✰✰

Es ist am sechsten Tag, als am Ranchhaus alles nach dem Wunsch der Rancherin renoviert und eingerichtet ist. Auch das Dach wurde neu gedeckt.

Jobson Mallone hat sich in einer kleinen Hütte eingerichtet. Er sitzt vor ihr auf der Bank, lehnt mit dem Rücken an der Hüttenwand und nimmt manchmal einen Schluck aus der Flasche.

Sie sind nun allein auf der Ranch. Die Handwerker fuhren am späten Nachmittag nach Silver Lake zurück. Sie waren zufrieden mit ihrem Verdienst.

Für die drei Revolvermänner wurde eine der größeren Hütten eingerichtet. Und aus dieser Hütte tritt nun Reb Bryan, der über den Hof zum Ranchhaus geht. Mallone sieht ihn eintreten und fragt sich, was der Mann und die Frau da drinnen jetzt wohl machen. Er würde gerne zu einem der Fenster hinübergehen und hineinsehen. Doch er wagt es nicht.

Und so muss er sich auf seine Vorstellungskraft verlassen. Deshalb denkt er mit einiger Verbitterung: Wenn der die da drüben jetzt vernascht, dann ist sie zwar wunderschön, aber gewiss nicht das, was man eine ehrenwerte Frau nennt. Dann bezahlt sie ihre drei Ritter nicht mit Geld. Mann o Mann, was für eine Frau!

Als Reb Bryan eintritt, verharrt er erst einige Sekunden an der Tür, die hinter ihm zugefallen ist.

Kate Stringer steht am Kamin. Sie trägt nur ein durchsichtiges Nachthemd und hält zwei gefüllte Gläser in den Händen.

Damit tritt sie ihm entgegen. Inmitten des Raums treffen sie sich.

Er nimmt das Glas. Und dann trinken sie beide ihre Gläser leer.

Nein, sie sprechen kein Wort – auch nicht, als sie durch die offene Tür ins Schlafzimmer gehen.

Es wirkt alles so selbstverständlich.

✰✰✰

Es ist am siebenten Tag, als drei abgerissene Reiter eine kleine Herde durch die Schlucht ins Tal der Mallone Ranch treiben. Es sind genau siebenundfünfzig Rinder ohne Brandzeichen.

Einer der Treiber geht dann ins Ranchhaus zu Kate Stringer und sagt: »Siebenundfünfzig ohne Brand, Lady.«

»Gut.« Sie lächelt. »Und ich zahle fünf Dollar für jedes Rind auf dem Huf. Hier ist das Geld. Ihr könnt jede Menge bringen – und nicht nur ihr. Ich kaufe von jedem Treiber, der mir Rinder bringt.«

»Es wird sich herumsprechen im Land, Lady«, erwidert der Mann und hat ein listiges Funkeln in den schrägen Augen. Indes er das Geld einsteckt, sagt er noch: »Duke Jennison wird nach allen Seiten kämpfen müssen. Er wird bald Krieg zu führen haben gegen die Rustler. Einige von uns wird er hängen. Machen Sie sich keine Sorgen, Lady? Gewiss, ich sah Ihre drei Beschützer, aber ...«

»Schon gut«, unterbricht sie ihn. »Ich will nur Rinder von euch allen, nur Rinder, nichts anderes, keine Ratschläge oder gar Hilfe, nur Rinder. Und wenn ihr euch erwischen und hängen lasst, dann ist das euer Problem. Oder?«

»Ja, so ist es wohl, Lady«, murmelt der Mann und geht ohne ein weiteres Wort.

Sie verharrt einige Atemzüge lang und denkt dabei: Das ist jetzt der Anfang. Siebenundfünfzig Rinder ...

Sie folgt dem Rustler hinaus und beobachtet aufmerksam, wie der Mann mit seinen Partnern wegreitet. Und alle ziehen vor ihr in den Sätteln die Hüte, so als huldigten sie einer Königin.

Sie denkt: Richtig, ich bin eine Maverick Queen.

Sie blickt zum Schlafhaus ihrer drei Coltritter hinüber.

Ja, dort stehen sie, Reb Bryan, Jed McKinney und Lance Gator.

Und in der Nacht wird einer von ihnen sie wieder besuchen. Sie richtet sich gerader auf und hebt ihr Kinn, bietet einen stolzen Anblick.

Und dabei denkt sie: Warum nicht? Es macht mir Spaß. Ich bin eine Frau, die nicht verdorren will. Ich will leben. Und haben nicht schon viele Königinnen und Herrscherinnen ihre getreuen Ritter belohnt? Zum Teufel, ich verbinde nur das Nützliche mit dem Angenehmen. Und sollte mich jemand als Hure bezeichnen, dann lache ich darüber. Denn mein Ziel ist es, Duke Jennison zu vernichten. Dazu ist mir jedes Mittel recht. Duke Jennison, ich mache dich klein.

Als sie über den Hof geht, kommen ihr die drei Männer entgegen. Sie schenkt ihnen ein Lächeln, welches wie ein Zauber wirkt. Dann spricht sie: »Ihr solltet jetzt in der kleinen Schmiede unser Brandzeichen schmieden. Zumindest drei werden wir benötigen, wenn alles hier in Gang gekommen ist. Und dann sollte einer von euch nach Silver Lake reiten, um eine Brennmannschaft anzuwerben. Was für ein Brandzeichen wollen wir wählen?«

Sie bekommen funkelnde Augen. Der Zauber, der von ihr zu ihnen übergeht, macht sie glücklich. Ja, sie befinden sich in ihrem Bann.

Sie denken nach. Dann spricht Jed McKinney: »BC – das wäre wohl was, denke ich.«

»BC?« So fragt sie. »BC, was soll das bedeuten, meine Freunde?«

»Black Cat«, erwidern sie dreistimmig. Und Gator spricht: »Für uns bist du Black Cat. Wir gehören dir, denn du hast uns verzaubert. Und wir nennen dich schon lange in unseren Gesprächen und in unseren Gedanken Black Cat.«

Sie lacht, und es ist ein Lachen, das ihnen unter die Haut geht. Dieses Lachen gehört zu ihrem Zauber, es macht sie noch begehrenswerter. Sie sind ihr verfallen wie einem süßen Gift, einer Droge.

Und noch können sie teilen wie Brüder. Aber wie lange?

✰✰✰

Es ist zwei Tage später, als ein Rudel Reiter in das Tal der BC Ranch geritten kommt, deren Pferde alle das Brandzeichen von Duke Jennisons Riesenranch tragen, nämlich ein J-im-Kreis.

Der Anführer dieser Reiter gehört zu der Sorte von Revolvermännern, ohne die ein Mächtiger nicht mächtig bleiben kann.

Das Rudel hinter ihm besteht aus Revolverschwingern, die mit dem Colt besser umgehen können als mit Wurfseilen. Sie kommen vor das Ranchhaus geritten und staunen bei dem Anblick der schönen Frau, deren Ausstrahlung sie sofort trifft.

»Kommen Sie aus einem bestimmten Grund zu mir?« So fragt sie freundlich.

Ihr Anführer, der bei seinem Anblick an einen hageren Bergwolf denken lässt, greift an den Hut und verbeugt sich leicht im Sattel.

»Ma'am, ich verneige mich vor Ihrer Schönheit. Ihr Anblick ist ein Erlebnis, das man gewiss nicht vergisst. Aber wir verfolgten eine Herde, die von der Weide der Ranch von Duke Jennison gestohlen wurde – einen Tagesritt weiter im Süden. Ich denke, dass wir die Rinder hier in diesem Tal finden werden. Sie haben gewiss nichts dagegen, dass wir die kleine Herde wieder sammeln und zurück auf die Jennison-Weide treiben. Wären es meine Rinder und hätte ich so viele wie Mister Duke Jennison, so würde ich Ihnen die kleine Herde schenken. Doch ich muss meinen Job machen. Sie verstehen das sicherlich, Lady, nicht wahr?«

»Nein«, erwidert sie. »Ich sehe das nicht so. Ich habe ungebrandete Rinder gekauft, Mavericks, wie solche Rinder genannt werden. Und Mavericks gehören jedem, der sein Wurfseil über sie wirft. Oder?«

Der Mann staunt. Dann schüttelt er bedauernd den Kopf.

»Mein Name ist Latimer, Lady«, spricht er dann. »Ich bin einer der Männer, die für Duke Jennison die Schwierigkeiten aus der Welt schaffen. Es tut mir leid, Lady, aber wir nehmen die Rinder wieder mit. Und sollten Sie nochmals Rinder von sogenannten Maverickjägern kaufen, die nichts anderes als Viehdiebe sind, dann ...«

»Drohen Sie mir nicht, Mister Latimer«, unterbricht sie ihn. »Wissen Sie, ich bin nicht allein auf meiner Ranch. Verlassen Sie sofort mein Tal.«

»Und wenn nicht?«, fragt er, und es ist Spott in seiner Stimme. Nun ist er ein harter Bursche, der sich von der Schönheit und Ausstrahlung einer Frau nicht mehr beeinflussen lässt. Und schon gar nicht will er sich von ihr – mag sie noch so schön sein – einfach wegschicken lassen.

Seine Frage klingt also spöttisch und herausfordernd zugleich.

Da hebt sie die Hand und schnippt mit den Fingern.

Und da sehen es die Reiter.

Kate Stringers drei Coltritter kommen zum Vorschein. Hinter den Hütten, dem Stall und der Scheune treten sie hervor. Und so ist das Rudel der Reiter von ihnen eingekeilt.

Gewiss, sie sind nur drei. Die Reiter, die mit Latimer kamen, sind sieben Mann.

Und dennoch verändert sich alles. Plötzlich weht der Atem von Gefahr und bevorstehender Gewalttat.

Jener Latimer aber blickt auf Reb Bryan und ruft halblaut: »He, Reb Bryan, bist du das wirklich?«

»Ich bin es. Und das sind Jed McKinney und Lance Gator. Gewiss hast du schon von ihnen gehört. Am besten wäre es, du würdest mit deinen Jungs wieder heimreiten. Oder bist du anderer Meinung?«

Jener Latimer blickt erst auf McKinney und dann auf Gator. Diese winken ihm freundlich zu. McKinney ruft halblaut herüber: »Hallo, Latimer.«

Und Gator fragt: »He, Latimer, wie geht's?«

Latimer schluckt ein wenig mühsam.

Er blickt sich noch einmal um und wird sich darüber klar, dass sein Rudel Revolverschwinger gegen diese drei Revolvermänner keine Chance hätte. Jeder dieser drei Coltritter würde zwei von ihnen abschießen, bevor sie überhaupt ihre Revolver aus den Holstern bekämen. Die Verluste wären zu groß.

Und so erwidert er nach einer Weile: »Ja, Reb Bryan, ich habe von deinen Partnern schon gehört – und diese gewiss auch schon von mir. Schön, dass wir uns mal wiedergesehen haben, Bryan. Und schön, dass ich nun auch deine Partner kenne. Ja, wir werden heimreiten. Aber wir sehen uns wieder, nicht wahr?«

Er wendet sich Kate Stringer zu, greift wieder höflich an den Hut. »Lady, Sie haben da wirklich gute Beschützer. Alle gehören zur ersten Garnitur, zur Gilde der wenigen Großen, der auch ich angehöre. Ich würde gerne wissen, warum der Teufel Sie reitet, Lady. Warum wollen Sie einen Krieg mit Duke Jennison? Wollen Sie mir das verraten, Lady?«

Sie schüttelt nur stumm den Kopf.

Da zieht er sein Pferd herum und reitet an. Das Rudel folgt ihm. Man sieht ihnen an, dass sie erleichtert sind.

Kate Stringer aber winkt ihren drei Coltrittern zu und verschwindet im kleinen Ranchhaus. Drinnen tritt sie vor die Kommode, auf der einige Bilder stehen.

Lange betrachtet sie diese Bilder.